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Igor betrügt man nicht: Tod über dem Bodensee
Igor betrügt man nicht: Tod über dem Bodensee
Igor betrügt man nicht: Tod über dem Bodensee
eBook450 Seiten5 Stunden

Igor betrügt man nicht: Tod über dem Bodensee

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Über dieses E-Book

Der Leser taucht ein in die Abgründe, die das Leben schreibt.
Ein spannender Kriminalroman, der mit dem Absturz einer Cessna im Bodensee beginnt und den Leser in eine abstruse Welt hineintauchen lässt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum3. Sept. 2019
ISBN9783748255055
Igor betrügt man nicht: Tod über dem Bodensee

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    Buchvorschau

    Igor betrügt man nicht - Axel Buch

    Zwei Freundinnen

    „Wenn es Dir nur halb so langweilig ist wie mir, muss es Dir stinklangweilig sein!", murrte Joana Orlaska, zog die Mundwinkel unzufrieden nach unten und verdrehte die Augen wie ein Fisch auf dem Trockenen.

    Ich finde die Geburtstagsfeier auch spießig. Sind eben alles Kollegen!", flüsterte Olga Bridlitz hinter vorgehaltener Hand. Sie war Lehrerin für Deutsch und Russisch an der Willy-Brandt-Schule in Warschau.

    „Lass uns die Fliege machen, bevor die Veranstaltung völlig zur Lehrerkonferenz ausartet. Samstagabende sind viel zu selten um sie in Langeweile versinken zu lassen. Erklär dem Typ doch einfach, dass Dir nicht gut ist und ich Dich nach Hause bringen werde! „Einfach so?

    „Schau mich an und versuch es!"

    Joana verdrehte die Augäpfel, als würde sie jede Sekunde in Ohnmacht fallen.

    Olgas Nachahmung bestätigte, dass sie das Spiel ebenso perfekt beherrschte.

    „Ich sollte nach Hause gehen, mir ist furchtbar übel. Es ist so schade, du hast Dir so viel Mühe gemacht!" belog sie gekonnt den Gastgeber, der sie mit sorgenvoller Miene betrachtete.

    „Geht es Olga? Oder möchtest du nochmals Spucken, bevor wir aufbrechen?", heuchelte Joana meisterhaft ihre Fürsorge!

    Der enttäuschte Kollege brachte die beiden Frauen rasch zur Tür.

    „Ja, also dann gute Besserung. Ist ja gut, dass dir deine Freundin nach Hause helfen kann!"

    Nur mit Mühe konnten die beiden Ihre Leidensmienen vor die Hautür tragen, ehe sich das angestaute Lachen prustend entlud.

    Gedanklich weit davon entfernt nach Hause zu gehen, bummelten die beiden ziellos durch die belebte Innenstadt. Am Plac Artura Zawisky blieben sie vor der prächtigen Fassade des Sobieski Hotels stehen. Die markante Farbgebung des riesigen, über Eck angeordneten Gebäudes, machte es zu einem der architektonischen Highlights des modernen Warschaus. Das Hotel wurde fast ausschließlich von Geschäftsleuten aus dem Ausland besucht.

    „Lass uns im Café Alexander etwas trinken!", schlug Joana voller Tatendrang vor.

    Diesen Vorschlag nahm Olga begeistert an. Sie kannte das Café im Sobieski Hotel bisher nur vom Hörensagen. Für einen Durchschnittswarschauer war der Besuch zu kostspielig. Auch mit ihrem Gehalt als Lehrerin zählte Olga zu dieser breiten Masse.

    Im prächtigen Foyer fiel ihr Blick zunächst auf den massiven Tresen der Rezeption. Mit einem zaghaften Lächeln erwiderte Olga die Begrüßung des Empfangschefs und folgte ihrer Freundin durch die Eingangshalle. Wie ein Schoßhündchen seinem Frauchen lief sie hinter Joana her und bemerkte, dass diese nicht suchte, sondern gezielt ihren Weg wählte.

    „Warst du schon mal hier?"

    „Ja, vielleicht ein oder zwei Mal.", antwortete sie knapp und ging zielstrebig weiter.

    Die Freundinnen gingen an mit Blumen geschmückten Säulen vorbei und erreichten die weiträumige Lobby des Hotels. Der Marmor wechselte von Rot in Honiggelb.

    Ein Pfeil wies nach links.

    Das Café war trotz später Stunde noch immer gut besucht. Bei dezentem Kerzenlicht spielte ein Pianist leise Walzermelodien. Unweit des Musikers entdeckten sie einen freien Tisch.

    Olga registrierte, dass die Mehrzahl der Gäste aus Männern bestand. Nur ganz vereinzelt saßen Pärchen beieinander.

    „Ich komm mir vor wie auf dem Präsentierteller. Die Kerle glotzen, als hätten sie noch nie zwei Frauen zusammen in einer Bar gesehen. Das ist ja widerlich!", echauffierte sie sich.

    „Schätzchen! Sieh es mal positiv. Wir sind jung, sehen super aus und für die Kerle sind wir der Mittelpunkt! Genieße es einfach. Ich für meine Person fühle mich hier sehr wohl!" lächelte Joana in den Raum.

    „Möchtest du auch Kaffee?"

    Olga nickte.

    „Schau mal dort, die zwei Typen am Eingang!, Joanas Knie stieß an das Ihre.„Seitdem sie den Raum betreten haben, fixieren die uns., zischelte sie nervös.

    Olga schielte desinteressiert in die von Joana angedeutete Richtung. Zwei Männer, um die 40 Jahre alt, standen im Eingangsbereich und stierten interessiert in ihre Richtung. Beide trugen elegante dunkle Anzüge. Im Widerspruch hierzu stand ihr betont legeres Auftreten. Beide hatten die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben.

    „Lächle! Joana stieß nochmals ihr Knie an. Diesmal heftiger. „Mensch, du sollst lächeln!

    „Warum soll ich lächeln? Und hör auf, mich mit dem Knie anzustoßen, das tut weh!"

    „Entschuldige! Aber erstens schauen die Jungs knackig aus. Zweitens wollen wir was erleben! Und drittens – hast du Lust den teuren Kaffee selbst zu bezahlen?"

    „Wenn du meinst, dann grinse ich eben, irgendwie ist mir das peinlich.", trotzte Olga.

    Sie setzte ihren Ellenbogen auf den Tisch, stützte ihren Kopf gelangweilt auf die zur Faust geballte Hand und verzog ihr Gesicht zu einem Lächeln in Richtung der beiden Männer.

    Die aufgesetzte Freundlichkeit zeigte Wirkung. Die Männer wechselten einige Worte und kamen dann zielstrebig auf ihren Tisch zu. „Good evening, ladies. Excuse me. Are there still two places available?"

    "Of course. Take a seat, please.

    Olga war perplex. Joana hatte die Begrüßung des Mannes in geschliffenem Englisch beantwortet und hatte die beiden eingeladen, an ihrem Tisch Platz zu nehmen.

    Olgas Peinlichkeit war dahin, besonders der Blonde hatte es ihr angetan. Das markante, kantig geschnittene Gesicht, eingerahmt von halblangen Haaren, machte Eindruck. Am meisten faszinierten sie jedoch die blauen Augen, die sich beim Lachen zu schmalen Schlitzen verengten.

    „My name is Michael!", lächelte der Blonde.

    „I´m Olga!" strahlte Sie zurück.

    Die Art und Weise seiner Aussprache ließ sie vermuten, dass es sich um Deutsche handeln könnte.

    Olga fasste Mut. Sie begrüßte die beiden nochmals in geschliffenem Deutsch.

    Michael zeigte sich überrascht.

    „Sie sind aus Deutschland?", fragte Michaels Begleiter, der sich als Martin vorgestellt hatte.

    „Nein, nein, ich habe lediglich die deutsche Sprache studiert! Ich bin Polin und lebe hier in Warschau", kokettierte Sie lachend.

    Schnell entwickelten sich Zwiegespräche. Olga blieb beim ihr vertrauten Deutsch und Joana unterhielt sich angeregt mit Martin in Englisch.

    Schon bald wusste Olga von Michael, dass er kaufmännischer Leiter einer Firma aus München war, die in Warschau eine Niederlassung unterhielt. Besonders imponierte ihr, dass er keinen Hehl daraus machte, verheiratet und Vater von zwei Kindern zu sein.

    „Wie wäre es jetzt mit einem schönen Cocktail in der Hotelbar? Das Café schließt um eins und die Hotelbar ist noch bis vier geöffnet." Michael schaute unternehmungslustig in die Runde.

    Auch Ihre Deutschkenntnisse waren deutlich besser als Olgavermutet hatte.

    Als Martin beim Kellner die Rechnung anforderte, war es selbstverständlich auch den Kaffee der Damen zu übernehmen.

    Olga bekam nochmals das spitze Knie von Joana zu spüren.

    Joana grinste sie an und nickte zaghaft mit dem Kopf, als wollte sie sagen: „Hab’s doch gewusst, der Kaffee ist so gut wie bezahlt!" Gemeinsam verließen die beiden Paare das Café.

    Über das Honiggelb gelangten sie zurück in das Rot des Marmors im Foyer. Unweit des Hoteleingangs brachte sie der Aufzug eine Etage höher zur „Zbrojownia Bar".

    Im Kontrast zu dem eher nüchternen Flair des Hotels wirkte die kleine Bar mit ihrem schwarzen von silbernen Sternen durchwirkten Teppichboden eher verspielt. In der Mitte des kleinen Raumes standen sechs Tische, jeweils von vier Stühlen umgeben, deren hohe Rückenlehnen eher an schwere Kaminsessel denn an die Bestuhlung einer Bar erinnerten. Der Tresen aus Teakholz war der Blickfang an der Stirnseite des Raumes. Die komplett verspiegelte Rückwand ließ den Raum bedeutend größer wirken, als er tatsächlich war. Über die gesamte Breite der Glaswand standen unzählige Flaschen aller Größen, Formen und Farben wie Zinnsoldaten aufgereiht.

    Da alle Tische belegt waren nahmen sie am Tresen Platz.

    Das charmant verpackte Interesse, das Michael an ihrer Person zeigte, genoss Olga ebenso wie den exotischen Geschmack der Pina Colada. Die Süße der Kokosnusscreme gemischt mit der fruchtigen Säure des Ananassaftes und der milden Sahne verheimlichten den hohen Alkoholgehalt des weißen Rums. Sie trank ein zweites und auch noch ein drittes Glas des süffigen Cocktails.

    Die Anziehungskraft des Mannes im Einklang mit dem getrunkenen Alkohol veränderte ihre Wahrnehmungsfähigkeit auf angenehme Weise. Sie fühlte sich beschwingt, leicht und anmutig wie eine Vogelfeder, die im Wind schwebt. Als sie bemerkte, dass sie mit Michael alleine an der Bar saß, war es bereits kurz vor Vier. Sie hatte weder das Verstummen der Musik noch das Verschwinden von Martin und Joana wahrgenommen. In ihrem Kopf hatte sich ein Schwips eingenistet.

    Der Barkeeper brachte seine Müdigkeit mit einem unmissverständlichen Gähnen zum Ausdruck.

    Als Olga die Augen öffnete, fühlte sie ein dumpfes Brummen im Kopf. Desorientiert blickte sie sich in dem ihr unbekannten Raum um. Erschrocken stellte sie fest, dass sie nackt in einem Bett lag, das nicht das ihre war. Zunächst glaubte sie zu träumen und rieb sich die Augen um die vermeintlichen Trugbilder wegzuwischen. Die Bilder blieben. Das Bett neben ihr war leer, doch der Duft nach Mann, der sich in der zerwühlten Bettwäsche eingenistet hatte, bewies ihr die Realität. Sie hatte nicht geträumt.

    Zunächst vage verschwommen dann immer konkreter kehrte die Erinnerung zurück.

    Olga hatte keine Erklärung was sie bewogen hatte, mit Michael aufsein Zimmer zu gehen und mit ihm zu schlafen. Dieses Verhalten entsprach so gar nicht ihren Gepflogenheiten und den Vorstellungen, die sie von Anstand und Moral hatte.

    Olga stand auf. Auf dem Weg zum Bad sammelte sie ihre wahllos im Zimmer verstreuten Kleidungsstücke auf.

    Sie duschte ausgiebig mit dem Wunsch das Erlebte wegwaschen zu können.

    Sie frischte ihr Make-up auf und kleidete sich an.

    Auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer fragte sie sich, ob Michael bereits zum Frühstücken gegangen sei.

    Erst jetzt sah sie den beschriebenen Zettel auf dem Nachttisch liegen. Sie setzte sich, drehte das Blatt zu sich und las:

    „Guten Morgen Olga,

    der Abend und die Nacht mit dir waren wunderschön.

    Mein Flugzeug geht schon sehr früh. Wollte dich nicht wecken! Komme in 10 Tagen wieder nach Warschau. Es wäre lieb, wenn du mich dann anrufen würdest! Küsse Michael."

    Darunter war die Rufnummer eines Handys aufgeschrieben.

    P.S. Mach dir mit dem Geld einen schönen Tag!"

    Sie hob das Blatt Papier an und entdeckte drei Hunderteuroscheine. „Der Kerl denkt ich bin eine Nutte!", schoss es ihr betroffen durch den Kopf.

    Die Erniedrigung wie eine Hure bezahlt worden zu sein trieben ihr Tränen in die Augen.

    Sie nahm das Geld an sich, verließ das Zimmer, verzichtete auf das Frühstück und schlich sich wie eine Diebin aus dem Hotel. Olga wollte so schnell als möglich nach Hause kommen und bestieg eines der vor dem Hotel geparkten Taxis.

    In ihrer Wohnung führte sie ihr erster Weg zum Telefon. Sie wählte die Nummer von Joana.

    Erst nach langem Läuten meldete sich ihre Freundin mit verschlafener Stimme.

    Wie die Eruption eines Geysirs, sprudelte das unverarbeitete Erlebnis spontan aus Olga.

    „Ich hab Mist gebaut, einfach Mist, Mist! Du warst plötzlich weg, und heut morgen wach ich in einem fremden Bett auf …!", stammelte sie unter heftigem Schluchzen.

    „Ich verstehe dich nicht, besser ich komme gleich bei dir vorbei, dann kannst du mir alles im Detail erzählen!"

    Es verging keine Stunde bis es an Olgas Tür klingelte. Joanas tief liegenden, dunkel geränderte Augen deuteten an, dass auch sie nur wenig geschlafen haben musste.

    Mit gesenktem Kopf betrat sie nachdenklich die Wohnung.

    „Du siehst auch nicht gerade ausgeschlafen aus! Ich koche uns erst einmal einen Kaffee!"

    Sie setzten sich an den Tisch im Wohnzimmer.

    Es tut mir Leid! Ich hätte es dir vorher sagen sollen", flüsterte Joana leise.

    „Ich versteh nicht, was hättest du mir vorher sagen sollen?", stutzte Olga.

    Joanas Wangen verfärbten sich tomatenrot, unpassende Falten legten sich auf ihre makellose Stirn und Tränen schwammen in ihre Augen. „Ich weiß gar nicht, wie ich dir das erklären soll."

    „Was soll das heißen, wie ich dir das erklären soll?"

    „Ich komme schon seit längerem ins Cafe Alexander um Männer kennenzulernen.", seufzte Joana und rieb sich mit dem Handrücken verlegen die Stirn.

    „Wenn es sich ergibt, schlafe ich mit ihnen und nehme Geld dafür", flüsterte sie kaum hörbar.

    „Wie bitte?"

    Bestürzt stierte Olga ihre Freundin mit geöffnetem Mund an.

    „Das bedeutet, du gehst auf den Strich! Du gehst anschaffen, nimmst mich mit – und ich blöde Kuh hab keine Ahnung! Du bist ein echter Knaller! Ich bin stinke sauer auf dich!", giftete Olga.

    „Hast du dir noch nie Gedanken gemacht, womit ich meine Klamotten bezahle, die ich trage? Wie ich meine Kosmetik finanziere? Meinst du von den paar Kröten, die ich in der Boutique verdiene? Ich möchte nicht nur Luxus verkaufen, ich habe ein Recht darauf, ihn auch selbst zu genießen!", blaffte Joana trotzig zurück.

    „Ist ja gut, ist ja gut, Joana, beruhige dich. Entschuldige, aber über das wie, oder das womit, du dir deinen Luxus finanzierst habe ich mir bislang noch nie Gedanken gemacht. Das geht mich auch nichts an! Ich mach dir nur den Vorwurf, dass du mich ins Messer hast laufen lassen. Ich hatte keine Ahnung und es wäre schön gewesen, du hättest mich aufgeklärt, bevor wir gemeinsam ins Sobieski gegangen sind."

    Beide schwiegen. Sie hatten sich zuvor noch nie gestritten. Joana stand auf, ging auf Olga zu und legte besänftigend einen Arm über ihre Schulter.

    „Du hast Recht Olga, es tut mir leid. Ich wollte dich doch nicht in irgendetwas hineinziehen. Ich konnte doch nicht ahnen, dass ausgerechnet du in eine solche Situation kommen könntest. Wie konnte das passieren?"

    „Ich erinnere mich an den gut aussehenden vor Charme strotzenden Typ, die Cocktails an der Bar, die irre gut geschmeckt haben. Danach hab ich einen echten Riss in meiner Erinnerung!"

    „Hier ist übrigens das Ergebnis meines Ausrutschers!"

    Wie beiläufig griff sie in ihre Handtasche, zog die drei Geldscheine heraus und hielt sie mit versteinertem Gesichtsausdruck in die Höhe. „Das ist doch gar nicht so schlecht für den Anfang!", nickte Joana mit breitem Grinsen.

    „Ich bin Lehrerin und keine Nutte!", empörte sich Olga.

    „Sieh es doch nicht so spießig, Du hast das Geld von einem reichen Geliebten erhalten, der sich die Zeit mit dir etwas kosten lässt! Das hat doch nichts mit einer Nutte zu tun."

    Die Spannung zwischen den Frauen hatte sich gelegt.

    Nachdem Joana gegangen war, verstaute Olga die Geldscheine in ihrem Geldbeutel. Sie würde sie morgen auf ihr Konto einbezahlen.

    ***

    Die folgenden Tage vergingen für Olga alltagsgewohnt rasch.

    Joana hatte sich mehrmals bei ihr gemeldet, um sie zu einem gemeinsamen Besuch des Cafes Alexander zu animieren. Sie lehnte jedes Mal aus fadenscheinigen Gründen ab.

    Zehn Tage waren vergangen. Michael musste heute in Warschau angekommen sein. Olga war sich unschlüssig, wie sie sich verhalten sollte.

    Am Nachmittag lief sie wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung. Mehrfach hatte sie den Telefonhörer zur Hand genommen, um sich dann doch zu entscheiden Michael nicht anzurufen. Sie würde sich nicht melden.

    Gegen Sieben läutete Olgas Telefon.

    „Hallo Schätzchen, gerade hat Martin angerufen. Er hat sich mit mir um Acht im Cafe Alexander verabredet. Michael ist auch da. Ich soll dich fragen, ob du nicht Lust hättest mitzukommen. Er möchte dich unbedingt sehen."

    „Ich weiß nicht so. Eigentlich wollte ich den Abend zuhause verbringen!"

    „Sei kein Frosch. Wir machen uns einen schönen Abend. Was willst du allein zu Hause bleiben?"

    Nach langem hin und her gab Olga dem Drängen von Joana nach. „Sollen wir uns im „Alexander treffen?

    „Klar. Also um Acht!"

    Während sie sich duschte, schminkte und anzog, kamen nochmals Bedenken auf, ob ihr Verhalten ihrer bisherigen Sittsamkeit entsprechen würde.

    Als sie sich mit ihrem neuen „Kleinen Schwarzen", auf den Weg zu ihrem Date machte, waren die Bedenken über Anstand und Moral verflogen. Sie freute sich auf die Verabredung mit dem gut aussehenden Mann.

    Punkt acht Uhr stieg sie aus dem Taxi. Ohne eine Spur von Unsicherheit betrat sie das Hotel. Im Vorbeigehen begrüßte sie den Empfangschef, der ihr freundlich zunickte. Zielstrebig durchquerte sie die hallenartigen Räume. Sie kannte den Weg ins Cafe.

    Entgegen ihres letzten Besuches war das Cafe nur schwach besucht. Joana, Martin und Michael saßen am selben Tisch, der gleiche Pianist spielte dieselben Walzermelodien, wie vor zwei Wochen.

    „Ist das Zufall?", fragte sich Olga als sie auf die drei zuging.

    Michael war aufgestanden.

    „Schön, dass du es einrichten konntest!", strahlte er mit einem warmherzigen Lächeln.

    Olga erfasste seine zum Gruß ausgestreckte Hand. Er führte ihre Hand nach oben und drehte Olga zweimal in einer schnellen Pirouette um ihre Körperachse. Ihr offen getragenes Haar hob sich von den Schultern ab, als würde es frei durch den Raum schweben.

    „Du bist wunderschön", flüsterte Michael ihr ins Ohr, als er sie zu dem freien Stuhl am Tisch führte.

    Sie genoss die Worte und spürte, wie ein wohliges Kribbeln Gänsehaut auf ihrem Rücken erzeugte.

    Sie tranken Kaffee, unterhielten sich angeregt und lachten viel und ausgelassen.

    „Lasst uns zum Tanzen in eine Diskothek gehen!"

    Joana hatte das Bedürfnis sich zu bewegen. Sie saß auf der Kante ihres Stuhls, hatte beide Hände gespreizt auf den Tisch gelegt, als wolle sie im Sprung das Cafe verlassen.

    Michael beobachtete Olga mit schräg gehaltenem Kopf und hochgezogenen Augenbrauen. Zufrieden registrierte er das kaum wahrnehmbare Schütteln ihres Kopfes.

    „Olga und ich tendieren eher zu einem schönen Abendessen."

    Beide genossen den romantischen Abend in verliebter Zweisamkeit in einem der jüdischen Spezialitätenrestaurants in der Warschauer Altstadt.

    Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, begleitete sie Michael ins Hotel und verbrachte mit ihm die Nacht.

    Er weckte sie gegen Sieben mit einem zärtlichen Kuss auf die nackten Schultern.

    Sie frühstückten gemeinsam im Hotel. Als Michael sie am Hoteleingang zum Abschied in die Arme schloss, war sich Olga sicher, dass sie sich wieder treffen würden.

    Mit Ausnahme eines Abends, an dem Olga ein Deutschseminar am Goethe Institut abhalten musste, trafen sie sich Abend für Abend und verbrachten anschließend die Nächte im Hotel.

    Am Morgen verabschiedeten sie sich vor dem Hoteleingang. Michael ging in seine Firma und Olga schlüpfte in ihre Rolle als Lehrerin.

    ***

    Am Ende der Woche erwachte sie wieder alleine im Hotel. Michaels Abflug nach München war wieder sehr früh. Sie fand einen Briefumschlag auf dem Nachttisch. Im Umschlag entdeckte Olga neben gefühlvollen Zeilen zehn Einhunderteuroscheine.

    Olga nahm ein Taxi und ließ sich zur Zweigstelle ihrer Bank in unmittelbarer Nähe der Willy-Brandt-Schule fahren.

    Sie wechselte die 1000 Euro in Polnische Zloty. Als sie das Bündel Geldscheine in ihre Handtasche gesteckt hatte, wurde ihr bewusst, dass sie im Moment mehr Geld bei sich trug, als sie monatlich als Lehrerin verdiente.

    Völlig entspannt ging Olga danach an ihren Arbeitsplatz und unterrichtete zwei Stunden Deutsch in der sechsten und danach eine Stunde Russisch in der achten Klasse.

    Unmerklich war es für Olga zur Gewohnheit geworden, dass sie die meisten Abende und Nächte der Woche mit dem deutschen Geschäftsmann verbrachte. Als Folge von Michaels regelmäßigen Besuchen bei seiner Familie in München, verbrachte Olga die meisten Wochenenden allein. Ein Los, das sie mit den meisten Frauen teilen musste, die einen verheirateten Mann an ihrer Seite hatten.

    Sie war die Geliebte eines verheirateten, reichen Mannes.

    Monate vergingen. Ihre Beziehung zu Michael hatte sich eingependelt. Montags holte sie ihn auf dem Flughafen ab und am Freitag flog sein zweites Ich in seine Parallelwelt nach München.

    Olga hatte sich wie immer, wenn sie Michael abholte, besonders schick gemacht. Sie trug einen weit geschnittenen, kurzen schwarzen Leinenrock. Ein breiter Gürtel betonte ihre schmale Taille und trennte den Rock von einer weißen, eng geschnittenen Leinenbluse. Es war warm und sie hatte sich die Jacke aus schwarzem Leinen über die Schultern gelegt.

    Traditionell zur Begrüßung setzten sie sich an die kleine Bar im Ankunftsbereich des Flughafens, um ein Glas Champagner zu trinken. Michael wirkte fahl im Gesicht. Er sah unausgeglichen und traurig aus.

    „Du siehst nicht gut aus! Was ist mit dir? Freust du dich nicht mich zu sehen?"

    Ihre Besorgnis war nicht gespielt. Sie hatte sich in Michael nicht direkt verliebt, doch seine Nähe war ihr vertraut geworden. Sie genoss die regelmäßigen Besuche von Restaurants, Konzerten und den damit verbundenen Abwechslungen in ihrem Alltag. Auch ihr monatliches Budget orientierte sich mittlerweile an Michaels regelmäßigen Zuwendungen.

    „Natürlich freue ich mich dich zu sehen. Doch wir haben ein Problem!"

    „Ein Problem?"

    „Ab kommenden Monat werde ich auf unbestimmte Zeit nach Südamerika versetzt!", erklärte Michael mit gesenktem Blick.

    „Gibt es eine Chance, dass du wieder nach Warschau kommen wirst?"

    Michael ließ die Frage lange unbeantwortet im Raum stehen. Dann schüttelte er den Kopf.

    „Eher nicht!"

    Mit einer solchen Veränderung hatte Olga nicht gerechnet. Mit Tränen in den Augen erfasste Sie Michaels Hände und küsste sie. Sie wollte keine Trennung!

    Die Woche verging schneller als üblich.

    „Bring mich nicht zum Flughafen. Ich möchte keine dramatische Verabschiedung in der Öffentlichkeit!", flüsterte Michael ihr ins Ohr, während sie sich ein letzte Mal umarmten.

    Olga begleitete ihn auf den Flur des Hotels. Sie sah ihm nach wie er ohne sich umzudrehen in Richtung Ausgang ging und im Aufzug verschwand.

    Die ersten Wochen vermisste sie Michael sehr. Es war doch eine Spur von Liebeskummer aufgekommen. Die Wochentage waren trist geworden. Es fehlte ihr die vertraute Nähe von Michael, es fehlten die Abende in romantischen Lokalen, es fehlten die kleinen Aufmerksamkeiten, die er sich immer wieder hatte einfallen lassen und es fehlten die finanziellen Zuwendungen, an die sie sich erstaunlich schnell gewöhnt hatte.

    Olgas Lebensstandard hatte sich peu a` peu gesteigert und war zur Gewohnheit geworden. Schnell stellte sie fest, dass ihr monatliches Einkommen als Lehrerin nicht ausreichen würde, um sich diesen Luxus weiterhin erhalten zu können.

    Als sie mit Joana ihr Problem besprach, kam der Vorschlag gemeinsam Anschaffen zu gehen.

    „Zusammen sind wir unschlagbar!", feixte sie.

    Zunächst war ihr diese Idee zuwider. Als ihre Finanzen jedoch in eine kritische Phase schwappten, gab sie dem Drängen ihrer Freundin nach.

    Zunächst nur gelegentlich, dann immer regelmäßiger begleitete sie Joana in die Bars und Nachtclubs von Warschau, um Männerbekanntschaften zu machen.

    Sie war nicht mehr die Geliebte eines reichen Geschäftsmannes, sie war eine Prostituierte geworden.

    Auch nachdem Joana nach Deutschland gegangen war, ging Olga weiterhin dem horizontalen Gewerbe nach. Irgendwie schaffte sie es, ihren Beruf und ihren unmoralischen Job in ein Doppelleben zu packen.

    Der Traum vom Fliegen

    John Stewart, der ehemalige Jet-Pilot der britischen Luftwaffe der aus Altersgründen bei der Royal Air Force ausgemustert worden war, faszinierte den Studenten, der an der Vaal University of Technology Flugzeugbau studierte. Thomas Friedemann hatte den Piloten auf dem Flughafen von Upington kennengelernt.

    Der fast zierlich wirkende Mann mit dem von Falten durchzogenen Gesicht, das Thomas an die Fassade eines unrenovierten Fachwerkhauses erinnerte, war Buschpilot. Er beflog Südafrika und die angrenzenden Länder Namibia, Botsuana Simbabwe und Mosambik. Missionsfliegerei, Transport von Buschärzten, sowie der Transport von Touristen und Expeditionsteilnehmern in unzugängliche Gebiete gehörten zu seinen Aufgaben.

    Trotz des beachtlichen Altersunterschieds, John hätte locker sein Vater sein können, entwickelte sich zwischen den beiden Männern eine intensive Freundschaft. Wann immer es Johns Zeit zu ließ, trafen sie sich.

    Sobald John Episoden aus seinem abwechslungsreichen Leben erzählte, umgab ihn eine Aura, die Thomas benebelte wie ein Absinthrausch.

    Bald war ihm klar, dass die Planung von Flugzeugen nicht seine Zukunft sein konnte. Er wollte die Maschinen nicht entwerfen, er wollte sie fliegen. Er wollte Pilot werden. Ein Buschpilot wie John Stewart. Die beiden Männer saßen am Rand des Rollfelds im Schatten der Markise die sich entlang der Fassade ihres Büros zog und tranken Tee.

    „Wie lange fliege ich jetzt für dich, John?"

    „Du warst nach deiner Ausbildung drei Jahre mein Copilot. Nach dem Ankauf der neuen Cessna 206er Station Air wurdest Du gleichberechtigter Partner in der „South African Privat Fly Company, das war vor acht Jahren. Wir sind seit elf Jahren ein Team.

    „Mein Gott, wo sind die Jahre geblieben? Ich denke gerne an die Zeit, als ich noch studierte. Wir hatten mehr Zeit um miteinander zu quatschen."

    „Sei froh, dass die Geschäfte so gut laufen. Wir haben zwei Flugzeuge und die verdienen ihr Geld ausschließlich, wenn sie in der Luft sind und nicht, wenn wir am Boden miteinander quatschen. „Apropos Geschäfte. Ich habe einen Anruf von der „Rosebank Clinic erhalten. Mein Vater hatte eine Herzattacke und liegt dort auf der Intensivstation. Kannst du für mich einen Medikamententransport von Johannesburg nach Lesotho abnehmen?"

    „Kein Problem! Wir fliegen nach Johannesburg, du besuchst deinen Vater, ich übernehme die Ladung und auf dem Rückweg nehme ich dich wieder an Bord!"

    Sie starteten mit der „Skyhawk" gegen Acht in Upington und benötigten drei Stunden für die 444 Meilen bis Johannesburg.

    „Grüß mir deinen Vater und gute Besserung für ihn. Für den Rückflug treffen wir uns gegen fünf im Tower, wenn was dazwischen kommen sollte telefonieren wir."

    „Guten Flug John – und nochmals Danke, dass du eingesprungen bist!"

    „Mach keinen Aufstand! Schau zu, dass du zu deinem Vater kommst. Ich muss mich jetzt um die Ladung kümmern."

    Als Thomas das Krankenhaus erreicht hatte, war sein Vater bereits von der Intensivstation auf ein Krankenzimmer verlegt worden. Der Herzanfall hatte sich als nicht so schwerwiegend wie ursprünglich angenommen, entpuppt. Thomas blieb bis gegen halb Fünf und nahm dann ein Taxi. Im Flughafenbistro trank er noch einen Kaffee und betrat Punkt fünf den Tower.

    Als er die gläserne Tür der Flugüberwachung hinter sich geschlossen hatte, kam ihm Henry Walker, der Chef vom Dienst, kreidebleich entgegen.

    „Gut, dass du da bist! Wir befürchten, dass John abgestürzt ist. Die Cessna ist beim Anflug auf Leabua Johnathan plötzlich vom Radarschirm verschwunden!", überschlug sich seine Stimme.

    Ein dunkler Schleier legte sich über Thomas Augen. Er bekam weiche Knie. Unsicher ließ er sich in den nächstgelegenen Sessel fallen. Sie hatten sich vor nicht einmal sechs Stunden voneinander verabschiedet. Jeder Pilot konnte einen Fehler machen, der zu einem Absturz führen konnte. Aber niemals John, niemals John!

    „Seid ihr sicher?", stammelte Thomas mit brüchiger Stimme.

    „So gut wie!"

    Am kommenden Morgen wurde die Vermutung zur schrecklichen Tatsache. Johns Maschine war beim Überfliegen der Drakensberge am 3482 Meter hohen Thabana Ntlenyana zerschellt.

    Die Ursache für den Absturz blieb ungeklärt. Es gab nur die Vermutung, dass er mit der Maschine in einen Vogelschwarm geraten war.

    Johns Testamentsöffnung zeigte, dass er Thomas als Universalerben für alle Firmenanteile und sein beachtliches Barvermögen eingesetzt hatte.

    Thomas Friedemann hatte Aaron Bekabantu eingestellt. Der Schwarzafrikaner war schon lange auf der Suche nach einer angemessenen Anstellung. Aaron hatte neben Deutsch auch in Betriebswirtschaft sein Studium abgeschlossen. Er entpuppte sich rasch als Glücksgriff. Der Betriebswirt brachte Ordnung in die desolate Buchhaltung der „South African Privat Fly Company".

    Rasch bekam er Prokura und kümmerte sich um den gesamten finanziellen Part der Firma, eine Arbeit, die Thomas schon immer zuwider war. Da Aaron auch Englisch und Afrikaans sprach, bewältigte er zusätzlich den gesamten Telefondienst der Firma.

    Die Geschäfte florierten, Thomas war mehr in der Luft unterwegs, als am Boden.

    Nie würde er vergessen, als er von einem mehrtätigen Auftrag zurückgekommen war und ihm Aaron aufgelöst gegenübertrat. Sein schwarzes Gesicht war aschgrau.

    „Du musst auf dem schnellsten Weg Südafrika verlassen. Wir haben Steuerschulden in Millionenhöhe. Eine Durchsuchung deiner Firma und unsere Festnahmen stehen unmittelbar bevor."

    „Bist du nun völlig durchgeknallt oder stehst du unter Drogen?", misstrauisch beäugte Thomas seinen Mitarbeiter.

    Aaron übergab ihm den Verkaufsvertrag über die 206er Cessna, die er Dank seiner Prokura an einen Kollegen von Thomas verkauft hatte. „Erik holt heut die Maschine ab!"

    „Wie bitte?", Thomas Stimme überschlug sich. Er starrte seinen Mitarbeiter ungläubig mit geöffnetem Mund an.

    „Dort auf dem Schreibtisch, in dem Aktenkoffer habe ich deine Bankunterlagen gerichtet. Deine persönlichen Unterlagen und Papiere. Ich habe den Verkaufspreis auf dein Konto der Deutschen Bank in Stuttgart überwiesen. Der Rest vom Geschäftskonto liegt in bar im Koffer und ganz obenauf liegt dein Flugticket nach Deutschland. Dein Flieger geht in, er blickte kurz auf seine Armbanduhr, „geht in zwei Stunden!

    „Entschuldige Thomas ich habe die Informationen der bevorstehenden Festnahme vor drei Tagen erhalten, als du auf Tour in Botsuana und Simbabwe warst. Die Entscheidungen mussten sofort getroffen werden. Die Zeit drängt!"

    „Woher hast du diese Verrücktheit überhaupt?"

    „Ein Vetter von mir arbeitet in einer Putzkolonne beim Gericht in Upington. Der hat dort die Anträge der Staatsanwaltschaft liegen sehen."

    „Aber ich hab doch gar nichts gemacht!"

    „Du nicht, aber ich Thomas! Ich habe mindestens 70 % unserer Umsätze an der Steuer vorbei gebucht! Wenn sie dich erwischen, ist alles weg. Du wirst alles verlieren, wirst in den Knast wandern und wenn du raus kommst, sowieso nach Deutschland abgeschoben werden."

    „Und wo sollen diese Gelder sein?"

    „Hab ich alles über ein Konto in der Schweiz nach Deutschland verschoben!"

    „Außerdem ist noch deine Erbschaftssteuer aus der Erbschaft Stewart offen!"

    Ich dachte du hast das alles nach deiner Einstellung erledigt! „Thomas wir haben keine Zeit zu diskutieren, ich habe es nur gut gemeint. Packe das Notwendigste, ich fahre dich auf den Flughafen. Erik wartet auf dich. Er fliegt dich nach Johannesburg, von dort geht deine Maschine nach Frankfurt!

    „Du bist dir sicher, dass du nichts genommen hast?"

    „Schau in deinen Flugkoffer!"

    Thomas klappte den Deckel auf. Obenauf lagen sein Reisepass, seine Fluglizenzen und andere Dokumente. Darunter lag Geld, sehr viel Geld!

    „Was passiert mit dir?"

    „Ich werde irgendwann nachkommen. Ich werde dich finden, Thomas!"

    ***

    Eine Linienmaschine der Lufthansa brachte ihn zurück in seine alte Heimat, die er als Kind verlassen hatte. Er würde gezwungen sein, an einen Neuanfang denken zu müssen.

    Thomas nahm Kontakt mit dem Luftfahrtbundesamt auf. Als seine südafrikanische Lizenz bewilligt worden war, konnte er ein privates Flugunternehmen auf dem Stuttgarter Flughafen einrichten.

    Er gründete die „Friedemann-Fly" und kaufte sich nochmals eine Cessna 206 und beförderte Geschäftsleute in die deutschen Wirtschaftsmetropolen und transportierte sensible Fracht, die schnell ihren Weg zum Adressaten finden sollte.

    Rasch hatte er sich einen Namen in der privaten Fliegerei gemacht. Die Wirtschaft in der Republik boomte und mit ihr die Auftragslage. Thomas bekam als einer der ersten deutschen Kunden die neue Cessna 425 Conquest I ausgeliefert und machte erfolgreich sein „Rating" für die zweimotorige Turboprobmaschine. Die hohe Reisegeschwindigkeit und eine Dienstgipfelhöhe von 9140 Metern, erlaubten es ihm auch internationale Flugaufträge anzunehmen.

    Sein Engagement füllte seinen Alltag aus. Privatleben war ein Fremdwort für ihn geworden. Eine feste Bindung wäre ein Störfaktor für seine Arbeit gewesen. Nur gelegentlich gönnte es sich kleine Ausflüge ins Rotlichtviertel der Stuttgarter Altstadt.

    Schon bald eröffnete er im Flughafen ein neues Büro. Er stellte zwei Sekretärinnen ein und finanzierte ein weiteres Flugzeug, für das er zwei Piloten verpflichtete.

    Die Öffnung nach Osten als Folge der Wiedervereinigung Deutschlands,

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