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Die Rose von Moonheaven
Die Rose von Moonheaven
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eBook194 Seiten3 Stunden

Die Rose von Moonheaven

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Über dieses E-Book

Luci hat immer geglaubt, sie sei ein ganz normales 14-jähriges Mädchen mit einem ganz normalen Leben und normalen Freunden - bis eine neue Mitschülerin in ihre Klasse kommt. Ab da geschehen merkwürdige Dinge und immer wieder dieses Kribbeln in ihren Fingern, was nicht weggehen will. Ihre Freundschaft zu Mari und Ella wird auf eine harte Probe gestellt. Und als Ella dann auch noch entführt wird, versteht sie ihre Welt nicht mehr. Ihr Leben ist nicht mehr so wie es war. Vieles erscheint anders als es ist und sie schlittert in das unglaublichste Abenteuer ihres Lebens. Sie lernt nicht nur Moonheaven kennen, dass ihr einerseits fremd vorkommt, aber dennoch fühlt sie sich dort wohler als Zuhause, sondern auch eine unbekannte Seite ihrer Familie. Und genau dieses Reich Moonheaven mit seinen wundervollen Wesen wird von einer mächtigen und bösen Frau bedroht. Luci muss eine folgenschwere Entscheidung treffen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum3. März 2022
ISBN9783347477933
Die Rose von Moonheaven

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    Buchvorschau

    Die Rose von Moonheaven - Eileen Sattelmair

    Der Geburtstag

    Weit, weit weg, am Rande eines kleinen Waldes, hoch oben in den Bergen, eingebettet in einem Tal, befindet sich ein kleines Dorf. Ringsherum stehen viele prächtige Bäume, die am Horizont von einer Bergkette umgeben sind. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber es ist auch keine dunkle Nacht mehr. Ein paar Vögel zwitschern bereits fröhlich in den mächtigen Baumkronen, die im Sommer viel Schatten spenden. Jetzt sind erst vereinzelte Blätterspitzen zu sehen.

    Unter einem besonders dicken Baum steht ein Pavillon aus Holz. Darin befindet sich eine kleine Bank, die ebenfalls aus Holz ist. Davor steht ein kleiner unscheinbarer Steinbrunnen. An einem Balken des Pavillons ist ein Bushaltestellenschild mit der Aufschrift BT 4 angebracht. Ein Stück weiter, wo sich zwei Wanderwege kreuzen, ist ein Wegweiser aufgestellt. Der eine Weg führt direkt in das kleine Dorf, welches man vom Pavillon aus schon sehen kann und der andere weiter in den Wald hinein.

    Es ist ein wunderschöner Frühlingsmorgen mit einzelnen Frühnebelschwaden. Wenn die sich erst einmal verziehen, wird es bestimmt ein schöner Frühlingstag. Luci, ein Mädchen mit schulterlangem hellbraunem Haar, liegt noch tief schlafend in ihrem Bett. Ihr Zimmer befindet sich genau unterm Dach. Es ist nicht sehr groß. Außer ihrer Matratze, welches ihr Bett darstellt, stehen im Raum noch ein großes weißes Regal mit verschiedene Bücher, ein Wecker und eine Taschenlampe, sowie sehr viele Umzugskisten, die den restlichen Raum in Anspruch nehmen. Da ihre Eltern hier ein Café gekauft haben, sind sie erst vor ein paar Wochen hierhergezogen.

    Die Stadt, wo Luci aufgewachsen ist, liegt einige Kilometer von ihrem neuen Zuhause entfernt. Ihre Oma und ihr Opa sind dortgeblieben, da sie einen gutgehenden Blumenladen haben und den nicht verkaufen wollten. Das kann Luci sehr gut verstehen. Sie liebt diesen Laden und hat dort sehr oft mitgeholfen, besonders in den Ferien. Luci hatte bisher noch keine Lust, ihre Kartons auszuräumen. Es liegt nicht daran, dass sie Sehnsucht nach ihrer alten Heimat hat und dorthin zurück möchte, sondern sie hat einfach keine Lust dazu. »Es ist mir zu anstrengend«, sagt sie immer, wenn ihre Mutter sie darauf anspricht.

    Draußen wird es nach und nach heller. Der Himmel färbt sich langsam von blauviolett zu rosa und es bildet sich Morgentau auf den Bänken des Dorfplatzes und auf den einzelnen Grashalmen der kleinen Grünfläche daneben. Dies alles bemerkt Luci aber nicht, da sie noch sehr fest schläft.

    Ihr Vater ist schon früh aufgestanden. Er gießt die Blumenkübel am Hauseingang und macht sein Fahrrad wieder startklar, da er später damit zum Café fahren möchte. Vorher will er aber noch schnell zum Blumenladen in der Dorfmitte und einen besonderen Blumenstrauß kaufen. Seine Frau ist währenddessen in der Küche und bereitet das Frühstück zu. Sie deckt den Tisch und geht danach langsam und leise die Treppe zu Lucis Zimmer hoch. »Guten Morgen mein Schatz, Happy Birthday. Hast du gut geschlafen?«

    »Ja. Vielen Dank, Mami, habe ich. Stell dir vor, so fest wie ein Stein«, antwortet Luci lachend, aber noch etwas verschlafen und umarmt ihre Mutter ganz fest. »Und freust du dich schon auf heute?«

    »Ja riesig, das wird bestimmt großartig und voll schön. Ich bin schon ganz aufgeregt. Was wohl heute so alles passieren wird?« Luci kuschelt sich in die Arme ihrer Mutter und so verbleiben beide einen kurzen Moment.

    Als ihre Mutter wieder die Treppe herunter geht und in die Küche abbiegt, steht Luci auf und geht zu einer der Umzugskisten, wo KLEIDUNG drauf steht. Sie wühlt ein paar Minuten darin herum, um ihre Lieblingssachen für diesen besonderen Tag zu suchen. Dabei fällt ihr das kleine Schmuckkästchen, welches fest verschlossen ist, in die Hände. Leider besitzt Luci keinen Schlüssel dafür. Sie kennt den Inhalt nicht, spürt aber immer so eine gewisse Vertrautheit, wenn sie es in den Händen hält. Sie hat keine Ahnung, warum dass es so ist, nur dass es so ist. Ihre Eltern können ihr nicht sagen, was das Kästchen beinhaltet. Aber immer wieder meinen sie zu ihr, dass sie es aufheben soll, da das Kästen wertvoll aussieht und bestimmt viel Geld kostet. Vielleicht will sie dies später mal verkaufen.

    Ihr Blick fällt auf den Stuhl in der Ecke. Sie sieht, dass dort bereits ihre Anziehsachen liegen. »Oh man, das neue Lebensjahr fängt ja schon gut an«, jammert sie und legt das Kästchen in die Umzugskiste zurück. Sie zieht schnell ihr T-Shirt mit den orangen und hellgelben Streifen und die dazugehörige hellgelbe Hose an. Dann macht sie ihr Bett, klappt ihr kleines Fenster auf und geht die Treppe runter. Sie biegt zur Küche ab und das Bild, was sich ihr dort bietet, verschlägt ihr die Sprache. Staunend betrachtet sie den Raum, der von Kerzenlicht hell erleuchtet ist. Der Tisch ist mit einer kleinen weißen Decke überzogen, die links und rechts an den Seiten herunterhängt. Auf dem Tisch stehen drei Teller, wobei der von Luci mit einem Berg von Rührei, gebratenem Speck und kleinen Würstchen befüllt ist. Ein wunderschöner großer Blumenstrauß mit roten, vollen Rosenblüten steht in der Mitte des Tisches. Mehrere Kerzen erleuchten den Raum und geben ihm eine besondere und feierliche Atmosphäre.

    Luci hat etwas erwartet, doch das haut sie von den Socken. »Oh man«, sagt sie beeindruckt und streicht sich durch ihre Haare. »Das ist ja voll schön! Ihr habt an meine Lieblingsblumen gedacht! Vielen Dank.« Luci hat nur noch Augen für den wunderschön gedeckten Tisch, ihren Teller, der voll mit ihrem Lieblingsessen ist und den schönen Rosenstrauß. Sie sieht dabei nicht, wie eine Träne vor Rührung ihrem Vater die Wange herunter kullert. Sie ist ganz überrascht, als ihre Mutter ihr ein großes flaches Päckchen in die Hand drückt. Luci starrt es ein paar Sekunden verwirrt an. »Willst du es gar nicht aufmachen?«, fragt ihre Mutter verwundert. Ganz verdutzt sieht Luci zuerst ihre Mutter und dann wieder das Geschenk in ihrer Hand an. »Ja, natürlich«, antwortet sie schnell und packt es aus. Zum Vorschein kommt ein lila grüner Rucksack mit weißen Sternen drauf. »Wow, vielen Dank. Der ist großartig.« Luci umarmt ihre Mutter stürmisch.

    »Ich habe auch etwas für dich, mein Schatz«, sagt nun ihr Vater und gibt ihr ein weiteres Päckchen, dass genau so groß ist, wie dass von seiner Frau. Es wirkt aber viel stabiler. Voller Erwartung macht Luci es auf und findet darin ein großes Buch mit einem Bild von ihrer Lieblingsstadt Amsterdam auf dem Buchdeckel. Luci liebt diese Stadt und möchte später dort mal hinreisen. Vielleicht mal ohne Mama und Papa. Am liebsten mit ihrer Tante Vallerie. Sie klappt den Deckel auf und findet einen kleinen Zettel darin. Auf dem steht: Alles Liebe zum vierzehnten Geburtstag! Ich habe mir gedacht, dass das hier dir Freude bereiten wird, mein kleiner Weltenbummler. Dein Papa. Überglücklich umarmt sie ihren Vater und setzt sich dann schnell an den Tisch.

    Sie isst in Eile so viel von ihrem Teller, bis sie nicht mehr kann. Danach geht sie rasch in ihr Zimmer, packt eilig einige Schulsachen, ihr neues Buch, den Haustürschlüssel und eine Wasserflasche in ihren neuen Rucksack. Sie schließt das Fenster und zieht ihre Kuschelstrickjacke an, denn es ist doch noch etwas kalt draußen. Sie verlässt aufgeregt, mit ihrem Rucksack auf dem Rücken, ihr Zimmer. Im Flur ruft sie beim Vorbeigehen ihren Eltern zu: »Danke noch mal für die schönen Geschenke. Bis nachher.«

    »Auf Wiedersehen, mein Schatz. Pass auf dich auf und bis später«, sagen beide gleichzeitig und gehen auf ihre Tochter zu. Sie umarmen sie noch kurz und Luci verlässt aufgeregt und glücklich das Haus.

    Draußen weht ihr eine frische Brise entgegen. An diesem Morgen geht Luci ungewöhnlich langsam in Richtung Schule. Es ist der erste Tag nach den Osterferien und sie will es an diesem besonderen Tag gemütlich angehen. Der Morgennebel hüllt noch hier und da alles ein klein wenig ein. Das große rote Backsteingebäude mit dem hohen Schulturm taucht langsam aus dem Morgennebel vor ihr auf. Sie geht gemütlich weiter. Der Nebel lichtet sich nun gänzlich. Von weitem sieht sie jetzt die vielen Kinder. Einige von ihnen stehen auf der Treppe und warten bis sich die Tür öffnet. Andere spielen Fußball. Weitere stehen in einer Gruppe zusammen und unterhalten sich oder sitzen auf den Bänken unter dem großen Baum.

    Leicht kann Luci ihre beste Freundin Mari erkennen, da sie wie immer, ihre auffällige und giftgrüne Jacke anhat. Mari hat ihre eigene Art sich anzuziehen, was nicht immer allen gefällt. Aber das Gerede stört sie nicht. Mari wohnt schon etwas länger mit ihren Eltern hier. Sie ist letzten Sommer hierhergezogen, da ihre Eltern im Dorf ein Haus gekauft haben. Glücklicherweise fanden sie auch gleich Arbeit. Von Anfang an verstehen sich Luci und Mari sehr gut. Es stellte sich schnell heraus, dass beide die gleichen Interessen und Vorlieben haben. Mari ist genauso sportlich wie Luci und vor allem tierlieb. Auch interessieren sich beide für fremde Länder. Nach der Schule zeigt Mari Luci das Dorf mit seinen vielen verschiedenen Häusern und Läden oder die Umgebung. Oft gehen sie zusammen ein Eis im Café von Lucis Eltern essen. Ihre Hausaufgaben machen sie entweder gemeinsam bei Mari Zuhause oder bei schönem Wetter unter dem großen Baum auf dem Dorfplatz. Dort träumen sie auch beide von Reisen in fremde Länder. Sie sitzen dann zusammen und stellen sich vor, wie es ist, durch die Länder zu reisen, von denen sie gerade in einem Buch gelesen haben. Dabei gibt Mari ständig den Ton an, was Luci manchmal ärgert oder nervt.

    Als Mari sie sieht, winkt sie ihr fröhlich zu. Bei ihrer Ankunft wird Luci gleich von ihr mit Lragen bombardiert: »Hey, wie geht es dir? Wie waren deine Ferien? Was hast du gemacht? Bist du heute gut aus dem Bett gekommen? Du hast einen neuen Rucksack!« Luci hebt abwehrend die Hände. »Nicht so viele Fragen auf einmal. Ich bin doch noch im Ferienmodus!« Sie macht einen nicht ernst gemeinten Schmollmund. Sie kennt die Neugierde ihrer Freundin nur zu gut und deswegen antwortet sie ihr lieber gleich, sonst lässt die sie nicht in Ruhe: »Ja, mir geht es gut und meine Ferien waren großartig und cool. Wir waren diesmal in Italien bei Papas Verwandten. Dort war es zwar wunderschön, aber es ist auch wieder schön, Zuhause zu sein und dich zu sehen!« Mari strahlt Luci an. »Und wie geht es dir? Waren deine Ferien auch schön?«, will Luci nun von ihrer Freundin wissen, aber die ist schon in Richtung Eingangstür weitergelaufen. Plötzlich bleibt sie aber stehen und macht ein nachdenkliches Gesicht. »Naja, ich war halt die ganzen Ferien über hier, weil meine Eltern viel arbeiten mussten und keine Zeit für einen Urlaub hatten. Dieses Jahr hat es leider mit dem Wegfahren nicht geklappt. Aber meine Eltern haben mir versprochen, mit mir in den nächsten Ferien eine Kreuzfahrt übers Mittelmeer zu machen.« Mari holt kurz Luft und erzählt dann weiter: »Aber hier war es auch cool. Vor allem, weil ich mit ein paar Kindern aus dem Dorf einen Tierchenclub gegründet habe. Zwischendurch war ich einige Tage bei meinen Großeltern in München. Und ja, mir geht es auch gut.« Mari hakt sich jetzt bei der herangekommenen Luci unter und so gehen beide zusammen ins Schulgebäude. Im Klassenraum setzen sie sich auf ihre altbekannten Plätze nebeneinander hin und packen die Schulsachen für die kommende Unterrichtstunde aus.

    »Ach, übrigens…«, sagt Mari zu Luci und verschwindet unterm Tisch. Luci sieht ihr fragend hinterher. Als Mari wieder hochkommt, hält sie ein kleines, fein eingepacktes, viereckiges Geschenk in der Hand: »Bitte schön, das ist für dich. Alles Gute zum Geburtstag!« Lächelnd überreicht sie ihr das Päckchen. Freudig nimmt Luci das Geschenk entgegen und will es gleich öffnen. »Besser du machst es später auf«, murmelt Mari ihr zu und deutet zur Klassenzimmertür. Gerade kommt Herr Laun herein. »Dankeschön«, flüstert Luci schnell zurück und lässt das Geschenk eilig in ihren Rucksack gleiten.

    Herr Laun ist ein großer, gemütlicher Mann mit braunen kurzen Haaren und einer dicken Hornbrille auf der Nase. Langsam geht er zum Lehrertisch und stellt seine alte abgewetzte Schultasche gegen das Tischbein. Gemütlich zieht er seine braun karierte Strickjacke aus und setzt sich auf den Lehrerstuhl. Dann holt er ein großes, dickes braunes Buch aus seiner Tasche. Er legt es sorgfältig auf den Lehrertisch und schlägt es auf. »So, dann wollen wir mal sehen, ob alle heute da sind. Vielleicht ist einer in den Osterferien versteckt geblieben«, sagt er langsam und schaut zwinkernd in die Runde. Luci überlegt, ob das jetzt ein Witz von ihm sein sollte. Sie schaut sich um. Keiner ihrer Mitschüler lacht. Die schauen alle ihren Lehrer nur komisch an. Der bemerkt nun, dass sein Witz bei den Kindern nicht ankommt. Enttäuscht blickt er wieder in das vor ihm liegende Buch. Er zählt nun langsam und monoton alle Namen darin auf: »… Anna, tun. Elisa, Emil, Lara, Justin, Leon, Mara Lukas, Miriam, Nick, Tom, Mari, Max und Luci« und schaut jedes Mal hoch, um zu prüfen, ob derjenige auch da ist. Justin verdreht die Augen und ahmt Herrn Laun mimisch nach. Luci findet das doof und schüttelt den Kopf. Ihr Lehrer ist zwar manchmal seltsam, aber das ist immer noch kein Grund, dass Justin ihn nachäfft.

    »Okay, alle da. Dann können wir mit dem Deutschunterricht anfangen. Schlagt bitte eure Bücher auf. Wer kann mir sagen…« Sofort schießt Lucis Finger nach oben. »Ja, bitte«, sagt Herr Laun und schaut Luci voller Erwartung an. »Entschuldigen sie bitte, aber ich habe mein Deutschbuch heute leider vergessen.« Eigentlich eher nicht, denkt Luci, es hat nur nicht mehr in den neuen Rucksack gepasst. »Oh, verstehe. Na, dann schau doch einfach in Maris Buch mit rein.« Der Lehrer schaut auf Lucis Rucksack runter und dreht sich kopfschüttelnd zur Tafel um. »In Ordnung, Herr Laun«, sagt Luci kleinlaut und hört aus dem Hintergrund Gemurmel, Gekicher und Gelächter. »Oh man«, stöhnt sie leise. »Jetzt ist er von mir enttäuscht« und wendet sich Mari und deren Deutschbuch zu. Luci nimmt sich vor, sich nach dem Unterricht bei ihm zu entschuldigen. Obwohl er nicht ihr Lieblingslehrer ist, kann sie es nicht leiden, wenn er traurig oder enttäuscht von ihr ist.

    Nach dem Deutschunterricht folgt eine Stunde Musik. Der Musikunterricht findet in dem Klassenraum der fünften Klassen statt. Dafür müssen Luci und die anderen Mitschüler den Raum wechseln. Sie müssen den langen Flur entlang und die Treppe nach oben gehen. Zum Glück sind in Lucis neuem Rucksack nicht allzu viele Dinge. Dennoch wird er ihr von Schritt zu Schritt immer schwerer.

    Der Musikraum ist ganz anders als die restlichen Unterrichtsräume. Es stehen nicht viele Einzeltische im Raum, sondern drei lange, große Tische, an denen mehrere Schüler zugleich sitzen können. Auch die Stühle sind andere als die in ihrem Klassenraum. Die hier sind, zur Freude der Schüler, gepolstert. Die Wände sind rosa angestrichen und an den Fenstern hängen Gardinen in der gleichen Farbe wie die Wände. Den ersten Tisch sichern sich Lukas, Emil, Nick und tun. Am zweiten finden sich Mara, Anna, Elisa, Lara, und Miriam zusammen. Am dritten Tisch sitzen schon Tom, Justin, Leon und Max. Weil Mari und Luci auf dem Weg zum Musikraum gebummelt haben, müssen sie sich zu den Jungs an den dritten Tisch setzen. Sie sind darüber nicht sonderlich begeistert, denn beide mögen Justin nicht.

    Fröhlich kommt eine ihnen unbekannte Frau in den Klassenraum hereingeschwebt. Sie ist eine kleine, feenhafte, sehr schlanke und hübsche anmutige Frau mit goldblondem Haar. Die meisten Jungen in der Klasse sind sofort bei ihrem Anblick wie erstarrt. Luci vermutet, dass der eine oder andere Junge sofort in sie verschossen ist.

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