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Für "Frutti di mare" könnt' ich sterben: Ein Toskanakrimi, wie er im Buche steht
Für "Frutti di mare" könnt' ich sterben: Ein Toskanakrimi, wie er im Buche steht
Für "Frutti di mare" könnt' ich sterben: Ein Toskanakrimi, wie er im Buche steht
eBook291 Seiten3 Stunden

Für "Frutti di mare" könnt' ich sterben: Ein Toskanakrimi, wie er im Buche steht

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Über dieses E-Book

Wolfgang und Tina sind mit den Kindern wieder im Urlaub unterwegs. Dieses Jahr in der Toskana ... und dort läuft ihnen tatsächlich ein alter Bekannter aus dem Vorjahr über den Weg! Der ist dann auch direkt in einen Mordfall verstrickt. Genau genommen sogar in einen Doppelmordfall! Gemeinsam mit Paolo, dem Sohn des örtlichen Polizeipräsidenten, schauen sie sich ein wenig um und lernen noch mehr "Opfer" kennen ...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum3. Apr. 2020
ISBN9783746997223
Für "Frutti di mare" könnt' ich sterben: Ein Toskanakrimi, wie er im Buche steht
Autor

Wolfgang B. Haeggersen

Wolfgang B Haeggersen wurde im Juni 1969 in Worms als Einzelkind geboren. Er absolvierte sein Abitur 1989 am Elonorengymnasium in Worms. Sein beruflicher Werdegang begann mit der Ausbildung zum Sparkassenkaufmann und entwickelte sich über die Weiterbildung zum gen. Bankbetriebswirt und dipl. Vertriebscoach. Heute arbeitet er als Führungskraft im genossenschaftlichen Banksektor. Er ist Vater von zwei Kindern, glücklich verheiratet, Hüter eines Katers und lebt mit seiner Familie in einer kleinen Ortschaft in Rheinhessen. Die Liebe zum Schreiben hat er neu entdeckt und versucht nun seine Leser an seiner Gedankenwelt, seinem Witz und seiner Spontanität teilhaben zu lassen. Seine beiden bisherigen Werke beinhalten viele autobiographische Elemente und es liegt an der Phantasie des Lesers die Grenzen zwischen Realität und Fiktion selbst zu ziehen. Angetrieben durch die vielen positiven Resonanzen auf sein Erstlingswerk "Schnitzel schmeckt doch auch gut", hatte sich Haeggersenbereits kurz darauf an sein zweites Buch heran getraut. Dabei entstand das neue Werk "Für Frutti di mare könnt' ich sterben", als eigenständige Geschichte und knüpft dabei geschickt an das Vorgängerbuch an. Auch hier, in dem 2020 erschienenen zweiten Werk, werden die Leser mit Spannung, Witz und einer Portion Tiefgang erneut in die Welt von Wolfgang B. Haeggersen entführt. Eine verständliche Sprache und ein leicht zu lesender Schreibstil, lassen die Bücher zu dem werden, worauf es Haeggersen letztlich ankommt ... zu guter Unterhaltung, die dem Leser mehr als einmal ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Für das dritte Werk, sozusagen dem Abschluss der Trilogie, gingen tatsächlich drei Jahre ins Land. Aber jetzt steht es endlich in den Startlöchern und wird im Sommer 2023 auf dem Markt erscheinen. "Zuviel heisse Liebe tut nicht gut" hat sich im Vergleich zu seinen Vorgängern weiterentwickelt. Es ist vielschichtiger, schneller erzählt und handelt von Mord oder Todschlag mitten in der Nibelungenstadt Worms ... der Geburtsstadt Haeggersens. Trotz dem ernster anmutenden Thema - immerhin handelt es sich in einem Fall, um ein tatsächlich in der dargestellten Art aus dem Leben geschiedenes Opfer - dominiert auch dieses Mal Witz und Ironie und wird bei den Lesern für gute Unterhaltung sorgen.

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    Buchvorschau

    Für "Frutti di mare" könnt' ich sterben - Wolfgang B. Haeggersen

    Prolog

    Das kühle Wasser des in der Sonne glitzernden Mittelmeeres umspielte seit Stunden die Finger der dunkelhäutigen Hand, die scheinbar so lässig über den Rand des grauen Schlauchbootes gehalten wurde.

    Kidane wandte seinen Blick ab und suchte mit den Augen am weiten Horizont nach irgendetwas Außergewöhnlichem, irgendetwas Hoffnungsvollem. So wie er es eigentlich den ganzen Tag schon mehrfach getan hatte. Das Ergebnis war aber auch dieses Mal das gleiche …. nichts …… nichts außer Wasser und Himmel und gleißender Sonne.

    Durst quälte ihn und seine Füße und Unterschenkel verbreiteten einen brennenden Schmerz, auf Grund der dort verätzten Hautstellen. Aber zumindest lebte er noch, auch wenn ihm viel mehr als das nackte Leben nicht mehr geblieben war.

    Mit den wenigen Habseligkeiten, die er am libyschen Strand zurücklassen musste, um zusammen mit den anderen Afrikanern in das rettende Boot einsteigen zu dürfen, hatte er sein ganzes bisheriges Leben im Sand liegen lassen.

    Sechs bis sieben Stunden hatten ihnen die Männer versprochen! In sechs bis sieben Stunden seien sie auf der anderen Seite des Mittelmeeres und somit endlich in Freiheit. In der Freiheit, von der er schon so lange geträumt hatte, für die er sein über Jahre zusammengespartes und von seiner Familie geliehenes Geld den Strandmännern gegeben hatte, damit sie ihm einen Platz im Schlauchboot zugeteilt hatten. Und jetzt trieben sie schon seit zwei Tagen ohne Sprit und ohne Wasservorräte hilflos auf dem Meer. Es waren überwiegend junge Männer, die den Weg und die Strapazen auf sich genommen hatten, um später - falls sich jemals eine Gelegenheit dazu ergeben würde - ihre Familien nachzuholen. Aber auch Frauen waren mit an Bord und auch Kinder, einige sogar ganz auf sich allein gestellt.

    Die ganze Hoffnung, die Kidane sowie die anderen Afrikaner in dieses Boot gesetzt hatten, die ganzen Träume auf ein Leben in Freiheit, ohne Verfolgung, ohne Furcht vor Folter und ohne ständige Todesangst, verbrannten in der Mittagssonne auf offener See.

    Sie hatten keine Ahnung, wie nahe sie es an das europäische Festland heran geschafft hatten. Die zwei mitgegebenen Kanister Sprit hatten in etwa für die angegebene Überfahrtzeit von sechs bis sieben Stunden gereicht, aber so arg sie den Horizontstreifen auch absuchten, rettendes Land konnte keiner von ihnen entdecken.

    Und so wurden immer mehr der Bootsinsassen von ihren Kräften verlassen, sackten langsam in sich zusammen und verabschiedeten sich geräuschlos aus dem Leben, aus dem sie sich hatten retten wollen.

    Kidane wischte sich mit dem Ärmel seines Kapuzenpullovers Tränen aus dem Gesicht. Den leblosen Körper des afrikanischen Teenagers, dessen Hand schon seit Stunden so spielerisch die Meeresfluten durchkämmte, beförderte er mit Unterstützung eines anderen jungen Mannes über den wulstigen Bootsrand hinaus ins offene Meer. Noch während einige der übrigen Bootsinsassen ein kurzes Gebet murmelten, begann die Leiche sofort in den Tiefen ihres nassen Grabes zu versinken.

    Den anderen jungen Mann, der auf den Namen Noah hörte, hatte er in Libyen kennen gelernt. Sie hatten sich getroffen, als sie sich beide in Strandnähe in einem schäbigen Unterschlupf versteckt hatten und auf das Aufbruchsignal der Strandmänner warteten.

    Noah kam wie er aus Eritrea und war mit seinen vierundzwanzig Lebensjahren drei Jahre jünger als er. Noah hatte zusammen mit seiner schwangeren Frau die Flucht angetreten, die er nun aber nicht mehr an seiner Seite hatte.

    Kidane dachte an das letzte Telefonat, welches er vor vier Tagen mit Feven, seiner Frau führen konnte, kurz bevor er seine Mittelmeer-Todesüberfahrt gestartet hatte. Bei Fevens Erklärung ihres festen Entschlusses, selbst die Flucht anzutreten, ohne auf ein Zeichen von ihm aus Europa zu warten, wurde ihm vor Angst um sie ganz übel. Zu deutlich hatte er die Schilderungen Noahs über die schrecklichen Erlebnisse dessen Frau im Kopf.

    Und so schlug Kidane in Anbetracht seiner eigenen aussichtslosen Situation zusammen mit der tiefen Sorge um seine Frau, voller Hoffnungslosigkeit die Hände vors Gesicht und begann hemmungslos zu weinen.

    Fehler im System

    „Weinen könnt ich, wenn ich so eine Scheiße lese ……!" Wolfgang schüttelte den Kopf über die aktuelle Fehlermeldung, die gerade mal wieder über seinen Bildschirm flimmerte.

    „Probleme des Rechenzentrums für nicht definierbare Dauer!, stand da und durchkreuzte seinen ganzen Tagesplan. Ausgerechnet heute, dachte er sich, ausgerechnet an seinem letzten Arbeitstag, an dem er noch so einiges zu erledigen hatte. Schließlich wollte er ja nicht „das Messer in der Sau stecken lassen, bevor er sich zweieinhalb Wochen in den Urlaub verabschieden würde. Wolfgang empfand sich jetzt zwar nicht als den pflichtbewusstesten aller Mitarbeiter seines Arbeitgebers, aber immerhin hatte er als Abteilungsleiter so etwas wie eine Vorbildfunktion. Außerdem hatten seine Leute ja auch einen gewissen Anspruch darauf, dass er sich zumindest soweit für sie einsetzte, wie es ihm als mittleres Rädchen im System möglich war.

    Mit inzwischen doch einiger angestauter Wut im Bauch griff Wolfgang zum Hörer und wählte die Nummer der EDV-Abteilung. Das Tuut-Signal ertönte …. einmal …. zweimal …. dreimal, dann sprang der Anruf auf den nächsten Mitarbeiter der Abteilung um … tuut … tuut … tuut …. noch eine Rufweiterleitung … tuut …. „Boah, ihr Spackos, jetzt geht endlich dran!" …. tuut ….

    Am anderen Ende wurde das Gespräch angenommen und Wolfgang holte tief Luft:

    „G’morgen Herr Yildirim, sagen sie mal, haben sie eine Ahnung, ab wann die Kisten wieder laufen? …. Ja klar, habe ich den Fehlermeldungsbericht gelesen „Probleme auf unbestimmte Dauer und was heißt das? …… Wie, mehr können sie mir auch nicht sagen? …… Verständnis, klar habe ich, ist ja auch erst das dritte Mal in dieser Woche! …Nein, das ist nicht ihre Schuld, aber wie ich ohne die Mühle meine Arbeit machen soll, das können sie mir auch nicht sagen, oder? …. Mhmm, Herr Yildirim, dann mal viel Erfolg beim „Mühe geben …. Aja, ihnen dann auch noch nen schönen Tag und erstmal „Danke für nichts, Herr Yildirim!

    Wolfgang warf den Hörer auf und überlegte kurz, ob er vielleicht eine Spur zu unfreundlich zu dem neuen Kollegen der EDV-Abteilung gewesen war und ob der Herr Yildirim eigentlich ein ausländischer Spezialist sei, den sich die Bank aus Mangel an Fachkräften ins Haus geholt hatte. Freundlich war er ja gewesen, der junge Mann, aber ob der wirklich so eine große Koryphäe im Technikbereich war, das stand für Wolfgang noch lange nicht fest.

    „Horst, rief Wolfgang quer über den Flur, „haben wir den Yildirim eigentlich extra aus der Türkei eingeflogen, damit er die anderen Pfeifen aus der EDV unterstützt? „Nein, rief Horst aus dem Büro gegenüber, „der Mehmet Yildirim ist hier geboren und hat schon seit der D-Jugend beim VR Fußball gespielt. Ich weiß gar nicht, ob der überhaupt türkisch spricht, aber eingeflogen hat den niemand!

    „Ich habe gelesen, dass der Herr Yildirim Informatik studiert hat und der neue Abteilungsleiter der EDV wird, ich glaube mit dem verscherzt man es sich besser nicht!, rief Simone aus dem anderen Büro der oberen Etage. „Aha, zu spät, antwortete Wolfgang „schon geschehen!"

    „Kann ich ihnen etwas für die Mittagspause mitbringen?, fragte die junge Auszubildende aus dem ersten Lehrjahr, die plötzlich im Türrahmen stand und ihn mit Rehaugen anblickte. „Ja gerne …. einen Mettigel, bitte!

    „Äähm, einen Mett-was? Wolfgang schmunzelte, der Gag funktionierte immer wieder, keiner der jungen Leute konnte sich etwas unter einem Mettigel vorstellen, alle schauten so verdutzt wie das Mädel eben gerade. „Nein, vielen Dank, das war nur ein Spaß!, sprach er zur Azubine. „Ich bin heute schon mit meinem Kollegen Holger zum Mittagessen verabredet."

    „Okay!", antwortete das Mädel schüchtern und wackelte davon. Man konnte leicht erkennen, dass sie das Laufen auf hohen Schuhen nicht gewohnt war und sich irgendwie erst an das übliche Bank-Outfit gewöhnen musste.

    Er hatte sich mit Holger in erster Linie verabredet, um seinen Wagen gegen Holgers Neunsitzer-Bus zu tauschen, den sie sich wieder für die Urlaubsfahrt ausleihen durften. Er war dieses Jahr bezüglich des für zwei Wochen gemieteten Hauses in der Toskana noch ein wenig skeptisch. Ihre Urlaubsunterkunft lag laut den Internetbildern zwar traumhaft auf einem Hügel der Nord-Toskana und schien einen wunderbaren Blick auf das Meer zu haben, aber von den Bildern der Inneneinrichtung war er nicht wirklich überzeugt. Da wirkte das Interieur doch ziemlich wahllos zusammengestoppelt und altbacken.

    Nun, dafür war dieses italienische Haus oberhalb von Viareggio dann auch noch um etwa ein Drittel teurer, als das Haus in Kroatien, welches sie letztes Jahr bewohnt hatten. Wolfgang schmunzelte, als er an die letztjährigen Ferien dachte und an die Verbrecherjagd, in die er mehr oder weniger unfreiwillig geschlittert war. Als Erinnerung hatte er ein großes gerahmtes Foto in seinem Büro aufgehängt, welches sie alle zusammen auf der unbewohnten kroatischen Insel zeigte, auf der sie die geretteten Schildkröteneier am Sandstrand wieder verbuddelt hatten. Dieses Jahr, so dachte er sich, würde er gerne friedlichere Ferien verbringen und mehr das italienische „dolce vita" genießen.

    „Bing", machte es in diesem Moment und über seinen Bildschirm bewegte sich ein Schriftzug mit einer Nachricht der EDV-Abteilung:

    „Das Rechenzentrum arbeitet bundesweit an einem Fehler im System, mit einer Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit ist heute nicht mehr zu rechnen!"

    „Chef, rief Simone aus ihrem Büro, „können wir nach Hause gehen, heute gehen die Computer offenbar gar nicht mehr?! Wolfgang rief zurück: „Klar, wir machen unsere Geschäftsstellen zu und hängen ein Schild an die Tür: „Wegen anhaltender Unfähigkeit geschlossen!"

    „Echt jetzt?"

    „Nein! Aber Leute, wisst ihr was …. ich gehe jetzt …. und zwar in Urlaub! Ich treffe mich jetzt noch mit Holger …. und wir sehen uns in zweieinhalb Wochen wieder!"

    Wolfgang fuhr seinen Laptop herunter, brachte seine schmutzige Kaffeetasse in die Küche, nahm seine Jackett-Jacke vom Kleiderhaken, verabschiedete sich anschließend noch etwa zwanzig Minuten von den im Erdgeschoss arbeitenden Jungs und Mädels und fuhr dann relativ entspannt zum Mittagessen. Holger und er hatten sich im Nachbarort in der dortigen Dorfschänke verabredet, wobei sie beide dabei stets vom „Schnitzelpuff" sprachen.

    „Ja, dachte sich Wolfgang, „der Urlaub hatte hiermit begonnen!

    Zigeunerschnitzel

    „Daviiid! Tina lächelte, als sie sah, wie überschwänglich Charlotte ihren Bruder umarmte, als dieser aus ihrem Urlaubs-Reisebus ausstieg. „Na Großer, hast du auch schon solches Reisefieber wie Lotti? Sie begrüßte ihren Stiefsohn auch mit einer Umarmung und meinte: „Mensch, bist du seit letzter Woche noch mal gewachsen? Inzwischen bist du ja fast einen Kopf größer als ich …!"

    „Na ja, meinte David und grinste Tina dabei an, „das ist ja jetzt auch nicht sonderlich schwer. Tina konterte: „Hey Langer, nicht frech werd’n, sonst gibt’s gleich was auf die Nuss! Sie tänzelte mit wirbelnden Fäusten in Boxermanier vor dem 16-Jährigen herum und drohte ihm scherzhaft Schläge an. „Wie hat der Streit denn angefangen? Caro stand in der Eingangstür ihrer Doppelhaushälfte und freute sich offensichtlich auch, den Renault Bus wieder in der gemeinsamen Hofeinfahrt stehen zu sehen. „Der junge Mann hier hat sich über meine Größe lustig gemacht, also über meine immerhin Einmeterzweiundsechzig!, beschwerte sich Tina bei ihrer Nachbarin. „Na, dann schicke ihn doch gerade mal zu mir herüber!, antwortete Caro.

    „Lasst mal gut sein!, meinte David und winkte ab. Wolfgang rief vom Heck des Renaults: „Gut Caro, dass du gerade da bist, könntest du mir bitte vom obersten Regal in unserer Garage einmal die Spanngurte herunterreichen, dann muss ich mir von drinnen nicht wieder das Tritt-Leiterchen holen? Tina wäre es in diesem Moment zwar lieber gewesen, ihr Mann hätte den Schemel aus der Küche geholt, anstatt Caro einzuspannen, aber klar, hier waren die 1,87 m Größe und die Riesenspannweite ihrer Freundin schon von ungeheurem Nutzen.

    Sie waren schon eine recht lustige Truppe, die durchaus auffiel, wenn sie im Urlaub zu sechst gemeinsam auftraten. Tina selbst bezeichnete sich als eher zurückhaltend, durchaus fröhlich und auch kommunikativ, aber sie stand nicht gerne im Mittelpunkt! Ihr Mann Wolfgang war sicherlich als eher extrovertiert zu beschreiben und wenn er wollte, konnte er auch mal einen ganzen Saal unterhalten. Aber er wollte eben nicht immer und bei schlechter Laune ging man ihm dann besser aus dem Weg. Caro war meistens gut gelaunt und für die gemeinsame Ferienzeit höchst kompatibel. Nur, wenn sie sich von Dritten unfair behandelt fühlte, konnte sie doch sehr energisch werden. Da ging dann selbst Wolfgang lieber in Deckung.

    „Mädels, wie schaut’s aus, gibt’s denn schon irgendetwas für den Kofferraum?, meldete der sich jetzt mit einer Portion Ungeduld in der Stimme. „Mach doch mal keinen Stress!, beruhigte Tina ihren Mann. „Bei uns ist soweit alles gepackt, nur beim Nachbarskind gab es heute noch eine kleine Eskalation! Aber das scheint jetzt im Griff zu sein, oder Caro? Caro machte eine abwinkende Handbewegung. „Ja, die Rike ist heute Morgen ein wenig durchgedreht, weil sie sich nicht entscheiden konnte, welche Klamotten sie mitnehmen will. Das ist bei einem achtjährigen Mädchen ja auch alles nicht so einfach. Am liebsten möchte sie sich dreimal am Tag umziehen, aber so einen großen Koffer haben wir eben nicht! David verdrehte die Augen: „Weiber hab’n vielleicht Probleme?!"

    Charlotte erkläre darauf ganz schulmeisterlich: „Jetzt darf die Rike nur so viel mitnehmen, wie in ihren Koffer geht! Und deswegen kommt sie schon den ganzen Mittag nicht heraus! „Ööih Lotti, warf David ein, „da haben wir ja Glück, dass du so gut wie nie bockig bist …… „Heeey! David, das ist gemein!

    „Kommt, dann lasst uns erst noch einmal einen Kaffee trinken, bevor wir den Bus einräumen. Dann kann uns der Papa noch erzählen, ob bei der Übergabe mit Holger alles einwandfrei geklappt hat."

    Kurz darauf saßen die drei Erwachsenen beim gemütlichen Nachmittagskaffe, David beschäftigte sich mit seinem Smartphone und Charlotte bemalte die Straße mit bunter Kreide.

    „Warst du heute mit dem Holger wieder zusammen im Schnitzelparadies?, wollte Tina von ihrem Mann wissen. Der zögerte kurz und antwortete ganz ernst: „Im Schnitzelpuff…?…ja, zum letzten Mal! Tina blickte Wolfgang an: „Wieso, hat’s Essen nicht geschmeckt oder was war los?"

    Wolfgang setzte die Kaffeetasse ab und begann zu erzählen: „Ach wisst ihr, es hatte mich ja schon genervt, dass da im Lokal heute so eine Kneipen-Atmosphäre geherrscht hatte, als Holger und ich dort eingelaufen waren. Der runde Tisch im Thekenbereich hatte mit vier Dummschwätzern vollgesessen, die Karten spielten und sich ein „Herrengedeck nach dem anderen in den Kopf schütteten. Der Wirt saß mit am Tisch und zusammen gaben sie das zotigste Stammtischgeschwätz zum Besten. Also das übliche polemische Gelaber über „Sozialschmarotzer, „Wirtschaftsflüchtlinge, „Schwule, „Lesben, „Schokos, „Kanaken, „der überdrehten kleinen Göre aus Schweden, die unsere Faulenzer-Jugend zum „Schule-schwänzen animiert …… und natürlich, wie man es kennt, den „kriminellen Asylanten, den „laschen Abschiebungen und und und …. Der Wirt hatte scheinbar gar keine Zeit oder Lust, unsere Bestellung aufzunehmen. Die hatten sich mit ihren Parolen so ereifert, dass sie dabei ringsherum alles vergessen hatten!

    Caro meinte bitter: „Vielleicht war das ja der braune Parteitag der Ortsgemeinde?"

    „Ja, so etwas Ähnliches könnte es gewesen sein, aber da reicht inzwischen leider kein Stammtisch mehr aus, damit füllt man mittlerweile ja ganze Versammlungsräume!, fuhr Wolfgang fort. „Jedenfalls haben wir uns dann mal bemerkbar gemacht und Holger hatte zum Wirt rüber gerufen, ob denn die Küche wegen Reichtum geschlossen sei.

    „Kam dann jemand zu euch?, wollte Tina wissen. „Ja, daraufhin kam er dann zu uns, der Herr Wirt und legte uns die Speisekarte auf den Tisch. Wir konnten aber direkt die komplette Bestellung aufgeben, weil wir ja genau wussten, was wir wollten. Holgers Rahmschnitzel wurde problemlos abgenickt, aber bei meinem gewünschten „Zigeunerschnitzel schüttelte der Wirt energisch den Kopf! „Zigeunerschnitzel hätten sie keines mehr auf der Karte, weil das gegenüber den Sinti und Romas diskriminierend sei. Stattdessen würden sie jetzt Paprikaschnitzel anbieten.

    „Mensch, da haben wir aber alle Glück, dass sich die Jägerinnung noch nicht formiert hat!", meinte Caro.

    „Stimmt, jedenfalls hatte Holger ihm gegenüber dann geäußert, dass wir das die letzte Viertelstunde gut haben wahrnehmen können, wie vorbildlich er und seine Stammtischgäste sich doch für Diskriminierung eingesetzt hätten und, dass er doch sicherlich ganz bestimmt auf seinen „Führer-Schein ganz besonders stolz wäre!

    „Hat er den Spruch auf seine Kosten verstanden? wollte David wissen und blickte dazu sogar kurz von seinem Smartphone auf. Wolfgang berichtete weiter: „Mhmm, man hatte es dem Herrn Wirt schon ansehen können, dass er kurz überlegt hatte, was denn an Holgers Aussage seltsam gewesen war……aber ich glaube, er kam nicht drauf. Ironie ist eben nur etwas für intelligente Menschen!

    Tina trank ihren restlichen Kaffee aus und begann den Tisch abzuräumen: „Ja, das ganze vordergründige scheinheilige Getue ist schon echt nervig …. Hauptsache wir nennen den „Negerkuss nicht mehr „Negerkuss oder „Mohrenkopf, sondern „Schaumkuss und benennen das gute alte „Zigeunerschnitzel in „Paprikaschnitzel um ……. „……Oder, wie ich es in der letzten Woche in der Zeitung gelesen habe …… darf jetzt die Firma „Sarotti ihre Schokolade nicht mehr mit dem „Sarotti-Mohr bewerben, also nicht mehr die seit 50 – 60 Jahren verwendete Abbildung eines kleinen dunkelhäutigen Jungen in prächtigen Gewändern benutzen. Dabei könnten, laut den Kritikern „rassistische Assoziationen aus der Kolonialzeit geweckt werden. Also musste Sarotti aus dem dunkelhäutigen Diener einen goldhäutigen Magier machen, damit dann wieder Ruhe war!"

    „Das meine ich ja, nach außen hin oberflächlich immer korrekt erscheinen, aber innendrin viel schlimmes Gedankengut. An Weihnachten schön den christlichen Pflichtbesuch in der Kirche absitzen, Nächstenliebe und Barmherzigkeit heucheln und den Rest vom Jahr am liebsten die „Neger in ihren Schlauchbooten ersaufen lassen und alle Andersartigen möglichst aus dem Land jagen wollen!

    „Habt ihr heute Mittag dann dort überhaupt was gegessen?", erkundigte sich David.

    „Eigentlich wollte ich ihm seine Schnitzel am liebsten um die Ohren hauen, aber dafür hatten wir zu viel Hunger. Also hatte ich zu ihm gesagt, dass er einfach seine braune Sauce ’runter lassen und mir dafür ein Bolognese-Schnitzel zubereiten soll. Daraufhin ist er dann Richtung Küche gewackelt …. und Holger hatte ihm noch hinterhergerufen:

    „Bolognese Schnitzel schmeckt doch auch gut, stimmt’s?

    Aber darauf hatte er gar nicht mehr reagiert …… nur die Stammtisch-Freunde waren auf einmal ziemlich ruhig geworden!"

    „Papa, ich glaube, da braucht ihr nicht mehr hinzugehen! „Nö David, später beim Bezahlen haben wir der „braunen Socke auch keinen Cent Trinkgeld gegeben!"

    „David, schau mal, was ich mit Kreide Tolles gemalt habe!, machte Charlotte auf sich aufmerksam. „Hey Lotti, das sieht ja klasse aus, ist das ääh ein Busch in Garten? „Nein, siehst du das nicht, das ist ein grünes Monster im Garten! Charlotte strahlte voller Stolz. „Okay, jetzt sehe ich es auch, hat das Monster auch schon einen Namen? „Ja, weil es grün ist habe ich es „Klee genannt, ich hatte als Namen noch „Kotze zur Auswahl, aber das hätte nur wieder Worte gegeben!" „Mhmm, aha, cooler Gedankengang für eine Siebenjährige!

    „So Leute, genug gebabbelt!, spornte Tina alle an. „Jetzt lassen wir alle mal die Finger ‘rumgehen und packen unser Reisegepäck in den Bus. „Ja, auf geht’s, Toskana, wir kommen!, ergänzte Caro. „Wann fahren wir morgen früh denn los?, wollte David wissen.

    „Um vier Uhr, wie jedes Jahr!, legte Wolfgang die Uhrzeit für alle fest. „Wenn du nicht wie jedes Jahr noch irgendetwas suchen musst. relativierte Tina die Aussage ihres Mannes. „Witzig, oder wenn nicht noch Teile von uns immer noch am Packen sind?! Caro grinste: „Ich bin guter Dinge, dass Rike das bis morgen früh hinbekommen hat!

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