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Was Sie dachten, NIEMALS über CHINA wissen zu wollen: 55 süßsaure Einblicke in ein Land mit vielen Menschen
Was Sie dachten, NIEMALS über CHINA wissen zu wollen: 55 süßsaure Einblicke in ein Land mit vielen Menschen
Was Sie dachten, NIEMALS über CHINA wissen zu wollen: 55 süßsaure Einblicke in ein Land mit vielen Menschen
eBook218 Seiten2 Stunden

Was Sie dachten, NIEMALS über CHINA wissen zu wollen: 55 süßsaure Einblicke in ein Land mit vielen Menschen

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Über dieses E-Book

Wollten Sie schon immer mal wissen, wann die Chinesen eigentlich gelb wurden und welche Rolle Konfuzius heutzutage spielt? Oder interessiert es sie mehr, wie sich chinesische Eltern den idealen Schwiegersohn vorstellen, wie junge Chinesinnen schmollen, worüber man beim Smalltalk so redet und wie ein Leben ohne Google, Facebook und Co. funktioniert? Dieses Buch gibt Ihnen 55 Puzzleteile an die Hand, mit denen Sie Ihr Bild von China ergänzen können. Dabei werden Sie entdecken, dass das bevölkerungsreichste Land der Welt manchmal ganz anders ist, als man es sich vorstellt.
SpracheDeutsch
HerausgeberConbook Verlag
Erscheinungsdatum8. Aug. 2022
ISBN9783958893801
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    Buchvorschau

    Was Sie dachten, NIEMALS über CHINA wissen zu wollen - Martina Bölck

    1

    Umgang mit Fremden

    MENSCHEN AUS DEM

    AUSLAND SIND IN

    CHINA EINE SELTENE

    SPEZIES

    Wer aus dem westlichen Ausland kommt und in China unterwegs ist, fällt auf. Das lässt sich gar nicht vermeiden. Wobei der Grad des Aufsehens variiert. In abgelegenen ländlichen Gebieten erzeugt man möglicherweise Menschenaufläufe, in Städten wird man vielleicht nur angestarrt, in Metropolen oder Tourismusgebieten kann man sich einbilden, in der Menge unterzugehen. Aber selbst in Beijing kann es passieren, dass plötzlich ein kleines Mädchen mit dem Finger auf einen zeigt und laut ruft: »Mama, waiguoren! Ausländer!«

    Was daran liegt, dass Menschen aus dem Ausland eine sehr seltene Spezies sind. In ganz China leben nur etwa 800.000 von ihnen, meist in den Metropolen, das sind nicht einmal 0,06 Prozent der Bevölkerung! Durch die Corona-Pandemie dürften es noch weniger geworden sein. (Zum Vergleich: In Deutschland leben elf Millionen, das sind 13 Prozent der Bevölkerung.) Die meisten Menschen in China kennen diese Raritäten nur aus dem Fernsehen. Wenn also irgendwo im Hinterland jemand die seltene Gelegenheit hat, ein lebendes, frei herumlaufendes Exemplar zu erblicken, dann muss die Gelegenheit genutzt und am besten gleich durch ein Beweis-Selfie mit ihm dokumentiert werden. Während man in Deutschland tendenziell dazu neigt, Fremde zu ignorieren, hat man in China deutlich weniger Probleme, Neugier zu zeigen. Das kann anstrengend sein, aber diese freundliche Zudringlichkeit macht es auch einfach, zumindest oberflächlich in Kontakt zu kommen – was vor nicht allzu langer Zeit kaum denkbar war. Noch bis in die 1980er Jahre hinein waren Kontakte mit Menschen aus dem Ausland grundsätzlich verdächtig und wurden streng überwacht. Heute wird ihnen überall »Hällo!« hinterhergerufen, »Hällo, welcome to China«. Stolze Eltern schicken ihre Kinder vor, damit diese ihre Englischkenntnisse zeigen können. »How are you?« Verfügen die Fremden wenigstens über rudimentäre chinesische Sprachkenntnisse, bekommen sie schnell Gelegenheit, diese zu üben. Wobei sich das Gegenüber in der Regel große Mühe gibt, auch aus stockendem Gestammel Sinn zu rekonstruieren.

    Und dann gibt es noch die ganz, ganz wenigen Fremden, die perfekt Chinesisch sprechen und damit als besonders seltene Exemplare ihrer Spezies landesweite Berühmtheit erlangt haben. Allen voran der Kanadier Da Shan, mit bürgerlichem Namen Mark Rowswell. Er wurde bekannt, als er Ende der 1980er Jahre, während seines Studiums an der Beijing Universität, zum ersten Mal mit einem Sketch bei der CCTV-Neujahrsgala (siehe Kapitel 36) auftrat. Angeblich spricht er besser Mandarin als viele Einheimische. Inzwischen machte er sich als Comedian einen Namen, übernahm Rollen in Fernsehserien und Theaterstücken und lächelt in traditioneller chinesischer Kleidung von zahlreichen Sprachlehrbüchern. Bei den Olympischen Spielen 2008 durfte er sogar eine kurze Strecke die Fackel tragen.

    Dank der neuen sozialen Medien braucht man jedoch heutzutage keine Neujahrsgala mehr, um populär zu werden. Thomas Derksen hatte als fröhlicher dicker Deutscher namens Afu Millionen von Followern im chinesischen Netz. Während Da Shan oft im langen Gewand eines alten chinesischen Gelehrten auftritt, schlüpfte Afu ohne Berührungsängste in die verschiedensten Verkleidungen und parodierte humorvoll chinesische Stereotypen und das Alltagsleben mit seiner chinesischen Familie in Shanghai. Damit wurden er und seine Frau, die der kreative Kopf hinter den Videos ist, zu (nicht nur) lokalen Berühmtheiten. Als Kulturvermittler durfte Afu auch schon Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 2018 auf einer Chinareise begleiten. In Deutschland kann man einige seiner Videos auf YouTube sehen, außerdem hat er zwei Bücher über seine Erlebnisse geschrieben: Und täglich grüßt der Tigervater. Als deutscher Schwiegersohn in China (2019) und Kartoffelbrei mit Stäbchen. Drei Chinesen, fünf Länder, sieben Tage (2021) über eine Europareise mit Frau und Schwiegereltern. Mittlerweile ist Afu sehr viel schlanker geworden und seine Videos kommen »seriöser« daher. Doch es ist ihm – wie auch Da Shan – weiterhin wichtig, Brücken zu bauen und sowohl dem Heimatland als auch der Wahlheimat etwas von der jeweils anderen Seite zu vermitteln.

    Diese seltenen Exemplare verdanken ihren Erfolg der Tatsache, dass sie Ausländer sind. Und es auch bleiben. Wie all die anderen, egal wie lange sie schon in China leben und arbeiten. Wer in eine einheimische Familie eingeheiratet hat und enge chinesische Freundinnen und Freunde besitzt, kann das im privaten Umfeld vielleicht manchmal vergessen. Aber egal wie gut man sich in China auskennt und wie vertraut und heimisch man sich fühlt, sobald man auf die Straße geht und all die Blicke auf sich gerichtet fühlt, ist man wieder eine Fremde oder ein Fremder, bestenfalls ein Gast. »Welcome to China!«

    Aber

    Die beschriebene freundliche Neugier bezieht sich vorwiegend auf Weiße aus dem westlichen Ausland. Schwarze, vor allem aus Afrika, haben sehr viel stärker mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen, wie sich u. a. in rassistischen Vorfällen im Frühjahr 2020 in Guangzhou zeigte, nachdem mehrere Nigerianer positiv auf Corona getestet worden waren. Während man im restlichen China kaum auf Schwarze trifft, hat sich im südchinesischen Guangzhou seit Ende der 1990er Jahre die größte afrikanische Community Asiens angesiedelt. Die meisten leben vom Handel. Die Zahlenangaben schwanken zwischen 20.000 (offiziell) und dem Zehnfachen, da viele nach dem Ablauf ihres Visums untertauchen.

    2

    Small Talk

    BEIM PLAUDERN

    WIRD ES IN CHINA

    SCHNELL PRIVAT

    Wer erkennbar fremd ist, kommt, wie gesagt, schnell ins Gespräch. Vor allem lange Zugfahrten, wenn man sich ohnehin langweilt, eng beieinandersitzt und die Zeit herumkriegen muss, bieten sich für eine Plauderei an. Für Chinesischlernende sind diese Small-Talk-Situationen ideal, weil eigentlich immer dasselbe gefragt wird, sodass sie mit der Zeit die Antworten perfektionieren und probeweise variieren können. Die Themen weichen dabei etwas von einem unverbindlichen Gespräch in Deutschland ab. Wie alt man ist, will das Gegenüber oft wissen, ob man verheiratet ist und Kinder hat. Und wenn ja, wie viele. Wer sich als kinderlos outet, kann übrigens durchaus mit einem verständnisvollen Nicken rechnen. Ja, ja, Kinder machen Mühe und kosten viel Geld. Die nächste Frage ist dann meist schon, welchen Beruf man hat und wie viel man verdient. Wer hier keine Lust hat, ehrlich zu antworten, sollte sich vorher schon eine Antwort überlegen und zum Beispiel das durchschnittliche Einkommen eines höheren Angestellten nennen. Natürlich kommt auch oft die Frage, wie einem China gefällt. Die Antwort lautet grundsätzlich: gut. Als Belege können das leckere Essen, die schönen Landschaften, die netten Menschen oder auch die grandiosen Zugverbindungen herhalten. Selbst wenn das Gegenüber dann über China oder die Stadt, in der man sich gerade aufhält, schimpfen sollte, ist Zustimmung nicht unbedingt erwünscht. Ein lockeres Gespräch ist nicht der Ort für politische Diskussionen oder gar besserwisserische Ratschläge. Politik ist generell ein sensibles Thema, vor allem die drei T (Tibet, Taiwan und Tian’anmen-Massaker) sollte man lieber vermeiden. Dafür darf man sich jedoch gerne auch nach dem Alter, den Kindern und dem Verdienst erkundigen.

    Die allererste Frage ist natürlich fast immer, woher man kommt. Deutsche haben hier ausnahmsweise Glück, ihr Land hat in China einen guten Ruf. Die Deutschen gelten als ehrlich, fleißig, gewissenhaft, pünktlich, wenn auch als etwas ernst und humorlos, die üblichen Klischees eben. Auch die Tatsache, dass Deutschland auf Chinesisch Deguo heißt, wobei de das Zeichen für »Tugend« ist, »Tugendland« also, mag einen gewissen Einfluss auf die Einstellung dem Land gegenüber haben. Taxifahrer kommen gern auf deutsche Automarken zu sprechen, Fußball ist ein weiterer Anknüpfungspunkt. Erstaunlich viele kennen sich in der deutschen Bundesliga aus (die in China übertragen wird), bis hin zu den Namen einzelner Spieler. Manchmal kommt das Gespräch auch auf die deutsche Geschichte, die Teilung, die Wiedervereinigung. Man wird dafür gelobt, dass Deutschland sich – anders als Japan (siehe Kapitel 24) – für seine Kriegsverbrechen entschuldigt hat.

    Wer irgendwann keine Lust mehr hat, die immer gleichen Stereotype zu hören oder sich weder mit Autos noch Fußball auskennt, kann einfach behaupten, beispielsweise aus Island zu kommen. Dann ist das Gespräch meist beendet, denn wer weiß schon etwas über Island?

    3

    Umgangsformen

    SIND MENSCHEN IN

    CHINA RÜCKSICHTSLOS

    ODER HOFLICH? BEIDES!

    Das Bild vom geheimnisvoll lächelnden, überaus höflichen Chinesen, der sich lieber umbringen würde, als seinem Gegenüber eine unangenehme Wahrheit ins Gesicht zu sagen, wird in Europa allmählich vom Bild des rüpelhaften, rücksichtslosen, spuckenden, lauten Bewohners der Volksrepublik verdrängt. Wer in China gereist ist, kennt es: Menschen, die ohne Rücksicht auf Aussteigende in die U-Bahn stürmen, beim Schlangestehen schubsen und sich vordrängeln, ihren Müll einfach auf die Straße werfen, Servicekräfte herrisch anfahren und dergleichen unangenehme Verhaltensweisen mehr an den Tag legen. Auf der anderen Seite erlebt man auch immer wieder überwältigende Großzügigkeit und rücksichtsvolle Freundlichkeit. Man wird eingeladen und herumgeführt, beschenkt und mit Komplimenten überhäuft. Ja, was denn nun?

    Der Widerspruch erklärt sich daraus, dass Höflichkeit in China keine feste Größe ist, sondern ein Rollenverhalten, das vom Gegenüber und von der Situation abhängt. Ein chinesischer Bekannter hat es einmal so erklärt: Man stelle sich einen Punkt vor und drum herum drei Kreise. Der innere Kreis steht für die Familie und die wirklich nahen Freundinnen und Freunde. Hier muss man nicht unbedingt höflich sein. Viele finden es eher befremdlich, dass man in Deutschland ständig »Danke« und »Bitte« sagt, sogar in der Familie. Das klingt in ihren Ohren sehr förmlich. »Jetzt bedank dich doch nicht dauernd, wir sind doch Freunde!«, bekommt man zu hören. In diesem inneren Kreis kann man ehrlich zueinander sein und auch mal derbe Späße treiben. Zu Leuten aus dem äußeren Kreis, die man nicht kennt und mit denen man nichts weiter zu tun hat, muss man auch nicht höflich sein. Das erklärt das Verhalten im öffentlichen Raum. Schwierig und kompliziert wird es im zweiten Kreis, zu dem die weniger engen Freundinnen und Freunde, Bekannte und Bekannte von Bekannten, Leute aus der Nachbarschaft, Geschäftspartner, Kolleginnen etc. zählen. Hier gelten die Konzepte der chinesischen Höflichkeit: Man gibt sich bescheiden und zurückhaltend, macht Komplimente, ist großzügig, kämpft im Restaurant um die Rechnung, verteilt Geschenke, achtet darauf, dass niemand sein Gesicht verliert, stellt Harmonie her, lehnt etwas nicht direkt ab, übersieht taktvoll Fettnäpfchen, in die andere treten, und äußert seine Meinung nicht unverblümt.

    Doch die Höflichkeitsvorstellungen erschließen sich Menschen aus dem westlichen Kulturkreis nicht immer unmittelbar, einige Fragen bleiben offen. Warum finden Studierende es angeblich unhöflich, nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben (es könnte ja ein schlechtes Licht auf die didaktischen Fähigkeiten der Lehrkraft werfen), halten es aber für unproblematisch, sich im Unterricht mit ihrem Smartphone zu beschäftigen oder sich gleich über den Tisch zu legen und einzuschlafen? Warum sagen Bekannte nicht direkt, dass sie eine Einladung nicht annehmen können oder wollen und lassen einen stattdessen am Partyabend lieber allein mit dem vorbereiteten Essen zu Hause sitzen? Oder kommen eine halbe Stunde zu früh, wenn man sich gerade noch umziehen und frisch machen will? Wie soll man herausbekommen, was jemand wirklich denkt? Und wie soll man damit umgehen, immer wieder überschwänglich für seine Sprachkenntnisse gelobt zu werden, nachdem man lediglich ni hao (»Hallo, Guten Tag«) gestammelt hat? Warum brechen nach einem schönen Essen im Restaurant alle plötzlich auf, obwohl man es sich doch jetzt gemütlich machen und plaudern könnte? Und nicht zuletzt: Was soll man bloß mit all den furchtbar kitschigen Geschenken anfangen, die man bei jeder Gelegenheit bekommt?

    Praxistipp

    Zu den Regeln chinesischer Höflichkeit gibt es viele interkulturelle Ratgeber, deshalb müssen sie an dieser Stelle nicht im Einzelnen aufgeführt werden. Wichtig ist generell, nicht nur auf den Inhalt des Gesagten, sondern auch auf den Kontext und auf nonverbale Signale zu achten. Wenn jemand auf einen Vorschlag mit »Ich denke darüber nach« reagiert, ist es relativ wahrscheinlich, dass er nicht davon begeistert ist. Auch Kritik sollte man vorsichtig formulieren (als Vorschlag, als »kleine« Änderung), es gibt sicher auch etwas zu loben. Hier ecken Deutsche nicht nur in China oft an. Das Wichtigste ist eine grundlegend zugewandte, interessierte und lernbereite Haltung. Dann wird einem auch manche Ungeschicklichkeit verziehen.

    4

    Wohnformen

    SELBST DIE ANONYMSTE

    WOHNSIEDLUNG HAT

    IN CHINA NOCH ETWAS

    HEIMELIGES

    Hochhäuser über Hochhäuser, 17-stöckig und höher, in allen Stadien der Fertigstellung – die meisten chinesischen Städte sind von neu gebauten Apartmentsiedlungen umzingelt. In der Stadtmitte kann man sich manchmal des Gefühls nicht erwehren, von einer mächtigen Armee belagert zu werden, die langsam, aber unaufhaltsam vorrückt. Nähert man sich den Siedlungen, werden Unterschiede erkennbar. Die scheinbar so gleichförmigen, anonymen Bauten bilden

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