Franz von Erdmann (1793-1862) als Orientalist in Kazan: Im Spiegel seiner Briefe an Christian Martin Frähn, 1818-1820
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Über dieses E-Book
Die im Petersburger Akademiearchiv erhaltenen Briefe Erdmanns werden hier erstmals vorgelegt. Obwohl Frähns Antworten nicht erhalten sind, geben Erdmanns Berichte, Meinungen und Fragen ein aufschlussreiches Bild von den Anfängen der Orientalistik in Russland.
Es ist beabsichtigt, alle Briefe Erdmanns an Frähn herauszugeben, und zwar in russischer Übersetzung. Wenn hier nur die ersten drei Jahre wiedergegeben sind, so liegt es daran, dass das Petersburger Archiv zeitweise wegen Umbau geschlossen ist.
Diese Teilausgabe soll den Originaltext zugänglich machen und auf die geplante Gesamtausgabe hinweisen.
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Rezensionen für Franz von Erdmann (1793-1862) als Orientalist in Kazan
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Buchvorschau
Franz von Erdmann (1793-1862) als Orientalist in Kazan - Books on Demand
Inhalt
Einleitung
Biographische Skizze Erdmanns
Schriftenverzeichnis Erdmanns Sekundärliteratur
Briefe Erdmanns an Chr. Martin Frähn, 1818–1820
Drei Schreiben Erdmanns an Hermann Brockhaus
Ein Schreiben an Eduard Gerhard
Ein Schreiben an Heinrich Ewald
Taufschein von Erdmanns Sohn Friedrich Nikolaj
Trauer-Rede des Prof. Dr. Bloßfeldt zu Kazan
Namenregister
Christian Martin Joachim Frähn
(Wikipedia)
Abkürzungen
Einleitung
Kazan war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Zentrum der Orientalistik in Rußland. ¹ Hier wurde 1833 der erste mongolistische Lehrstuhl Europas errichtet und mit Józef Kowalewski ² besetzt, eine Professur für das Chinesische (1837) und das Mandschu, das Armenische (Nazarianz) und das Sanskrit (Petrov) folgten (1842). Das Tibetische war vorgesehen, wurde aber in Kazan nicht mehr realisiert. Vorhergegangen (1828) waren Professuren für das Türkisch-Tatarische (A. Kazembek) und eben das Arabische und Persische (Erdmann). Der erste Lehrstuhl für Orientalistik wurde 1807 mit Christian Martin Frähn³ (1782–1851) auf Empfehlung von O. G. Tychsen besetzt. Frähn schuf die Basis für ein wissenschaftliches Orientalistikstudium, nahm aber für 1817 einen Ruf nach Rostock als Professor für Orientalische Sprachen an. „Er reiste auch wirklich von Kasan ab, wohin ihm ein Reisegeld von 80 Friedrichsdor geschickt worden war, ließ sich jedoch in St. Petersburg dazu bestimmen, vor seiner Weiterreise noch ein Verzeichniß der orientalischen Münzen, welche die dortige Akademie der Wissenschaften besaß, aufzunehmen. Nachdem ihm zu dieser Arbeit von der mecklenburgischen Regierung mehrmals Urlaub bewilligt worden war, wußte ihn schließlich der Kaiser von Rußland seinem Reiche zu erhalten: derselbe ernannte F. zum ordentlichen Mitglied und Oberbibliothekar der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg sowie zum Director des dazu gehörigen Asiatischen Museums und zum Ehrenbibliothekar der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek mit dem Charakter eines Collegienrathes, und der so Ausgezeichnete erklärte in einem Schreiben vom 30. Mai 1818, unter solchen Umständen dem Rufe nach Rostock nicht Folge leisten zu können." (ADB 48.1904, 675)
Inzwischen hatte sich ein Student aus der Tychsen-Schule Frähn zum Vorbild genommen. Er schrieb an Frähn und fragte, ob er ihn in Kazan für seine Nachfolge empfehlen könnte? Der junge Erdmann hatte sich speziell mit Numismatik befaßt, und seine ersten Arbeiten sind Frähns ersten Publikationen frappant ähnlich – hatte Frähn sich 1807 mit Curarum exegeticocriticarum in Nahumum prophetam specimen habilitiert, so bearbeitete Erdmann Curarum exegetico-criticarum in Jeremiae Threnos specimen als Dissertation, und hatte Frähn 1808 eine Beschreibung von 8 semanidischen und 9 buidischen Münzen in arabischer Sprache vorgelegt (Syntagma de drachmis aliquot Semanidicis et Buidicis maximam partem ad hunc diem ignotis), so brachte Erdmann 1816 eine lateinische Übersetzung/Bearbeitung dieser Arbeit heraus: Christiani Fraehn de qvibvsdam Semanidarvm ac Bvidarvm nvmis schediasma, ex lingva arabica in latinam vertit notvlisqve instrvxit. Offenbar hatte Erdmann seine Chancen bei Frähn und in Kazan gut berechnet – die Rechnung ging auf. Die im Folgenden wiedergegebenen Briefe Erdmanns an Frähn geben interessante Details. Für eine Auswertung der Korrespondenz ist es allerdings noch zu früh – es handelt sich nur um ein Drittel der im Archiv der St. Petersburger Filiale des Archivs der Russischen Akademie der Wissenschaften erhaltenen Briefe. Da die weiteren Briefe wegen Baumaßnahmen am Archiv sicherlich noch für ein Jahr nicht zugänglich sein werden, schien es angebracht, das Material dem deutschsprachigen Publikum schon einmal als Probe vorzulegen.
Der sehr rührige Professor Ramil Valeev in Kazan hat mit seinem Team in einer Reihe von Projekten bereits viel zur Aufarbeitung der Geschichte der Kazaner Orientalistik getan. Beim jetzigen Projekt über Franz Erdmann arbeitet auch eine Nachfahrin des Gelehrten, Anastasia Erdman, aktiv mit.
Die vorliegende Vorab-Veröffentlichung ist mit Herrn Valeev abgestimmt und soll, während die erwähnten äußeren Umstände zu einer Pause in den weiteren Arbeiten geführt haben, einen Einblick in das Projekt und die vorhandenen Materialien geben.
Das Heft enthält außer der frühen Korrespondenz mit Frähn, auch ein Schriftenverzeichnis Erdmanns, einige wenige Briefe an andere Korrespondenten sowie die Grabrede für Erdmann von 1862. Es haben sich außer den Veröffentlichungen fast keine sonstigen Nachlaßmaterialien gefunden, obwohl in der biographischen Skizze von 1862 von zahlreichen Manu– skripten die Rede ist.
Der hier folgende biographische Abriß ist bewußt kurz gehalten worden; Ausführlicheres kann hoffentlich beim Abschluß des Projektes mitgeteilt werden. Inzwischen sei für detailreichere Information auf Valeev u.a. 2021⁴ hingewiesen.
1 R. M. Valeev: Orientalistika v Kazanskom universitete (1807 –20-е гг. XX в.). [Chišinau:] Lambert, 2019. 303 S.; H. Walravens: Die Anfänge des chinesischen und mandjurischen Unterrichts in Rußland. Ethnohistorische Wege und Lehrjahre eines Philosophen. Festschrift für Lawrence Krader zum 75. Geburtstag. Frankfurt [usw.]: Lang (1995), 350–372.
2 R. M. Valeev u.a.: Biografija i naučnoe nasledie vostokoveda O. M. Kovalevskogo. St. Peterburg, Kazań: PV 2020. 434 S.
3 Heinrich Klenz: Christian Martin Joachim Frähn. ADB 48.1904, 674–676.
Biographische Skizze
Franz Erdmann (russisch Fedor Ivanovič, 1795–1862) – Orientalist, geboren am 15. März 1793 in Ludwigslust (Mecklenburg), wo sein Vater Johann Ernst Friedrich Erdmann als Pfarr-Collaborator und Inspektor am Schullehrer-Seminar wirkte; er besuchte das Gymnasium in Lübeck und erhielt seine höhere Ausbildung an den Universitäten Rostock und Göttingen (Promotion). Anschließend habilitierte er sich in Rostock für orientalische Sprachen Im Jahr 1818 wurde er auf Empfehlung von Christian Martin Frähn nach Kazan eingeladen, wo er bis 1845 einen Lehrstuhl für arabische und persische Sprachen innehatte; außerdem hielt er Vorlesungen über Numismatik und die Geschichte Persiens, und für die Studenten der Fakultät für Geschichte und Philologie und Jura gab er Vorlesungen über die Geschichte Griechenlands und Roms. Er veröffentlichte eine große Anzahl von Artikeln in Russisch, Deutsch, Latein und Französisch zu linguistischen Themen (Edition einiger arabischer Texte), Artikel über „Spuren des Asiatismus in der Erzählung von Igors Heerzug", historisch- literarische (hauptsächlich über persische Autoren), ethnographische (über kasachische Tataren), numismatische und historische Themen; umfangreichere Werke sind Nummi asiatici musei universitatis Caesareae literarum Casanensis (Kazan 1834) und Temudschin der Unerschütterliche (Leipzig 1862). 1840 nahm