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Hexenschlag in Westerham
Hexenschlag in Westerham
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eBook280 Seiten3 Stunden

Hexenschlag in Westerham

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Über dieses E-Book

Buch 4 der Cosy-Mystery-Serie über die Paranormale Untersuchungsbehörde.

Als die Zahl der Gewaltverbrechen in Westerham zunimmt, müssen Lily und die PUB-Agenten eingreifen. Doch nichts ist so, wie es scheint, und die Gefahr lauert überall.

Gerade als Lily glaubt, die Dinge im Griff zu haben, wenden sich alle gegen sie, auch die Menschen, die sie am meisten liebt. Und dass die Person, die den Hass schürt, Dana ist, macht die Sache nicht gerade einfacher. Denn sie ist eine der mächtigsten Hexen der PUB – und Wills Liebe seines Lebens.

Kann Lily mithilfe ihrer Magie die Quelle der Gewalt zu finden, bevor die Situation eskaliert und es kein Zurück mehr gibt? Und werden ihre Freunde Danas wahre Natur erkennen, oder wird Lily sie für immer verlieren?

SpracheDeutsch
HerausgeberDionne Lister
Erscheinungsdatum15. Aug. 2022
ISBN9781922407252
Hexenschlag in Westerham
Autor

Dionne Lister

I love writing and sharing my stories but I wish they wouldn't keep me awake at night.I'm from Sydney and when I'm not writing I'm tweeting, reading or doing sporty stuff.I'm a USA Today bestselling author, and I've been named by iBooks as "One of 10 emerging fantasy authors you must read." Shadows of the Realm, the first fantasy novel in my Circle of Talia series, has been number one in it's genre categories on Amazon and iBooks, reaching number 1 overall on iBooks Australia. The series is complete with A Time of Darkness and Realm of Blood and Fire.

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    Buchvorschau

    Hexenschlag in Westerham - Dionne Lister

    Kapitel 1

    Piep. Piep. Piep.

    Ich erwiderte Olivias Grinsen, während der schlaksige Teenager an der Kasse unsere Vier-Liter-Dose Schokoladen-Schokochips-Eiscreme scannte und in die Tüte steckte. Wir hatten unsere kurze Einkaufstour fast beendet und die Hand des Kassierers schwebte gerade über unserem Bündel Bananen, als von hinten die Stimme eines Mannes ertönte. „He, Sie! Nicht anfassen."

    Angus – so verkündete es sein Namensschild – erstarrte in der Bewegung und schaute durch seinen struppigen Pony zu dem dürren alten Mann auf, dessen graue Hose ihn wie eine riesige Python zu verschlingen schien. Die Hose hatte es tatsächlich geschafft, seinen gesamten Unterkörper bis zu den Achselhöhlen zu verschlucken. Das gab dem Begriff ‚hoher Bund‘ eine ganz neue Bedeutung.

    Der Greis wedelte mit dem Gehstock in Richtung eines Hinweisschildes über ihm. „Da steht: Zehn Artikel oder weniger."

    Olivia und ich sahen uns an und zuckten mit den Schultern. Ich wandte mich wieder an den alten Mann. „Wir haben nur neun Artikel. Ich bin zwar nicht die Beste in Mathe, aber so weit ich weiß sind neun weniger als zehn."

    Er beugte sich über das Transportband und schlug mit dem Stock auf meine Bananen. „Das" – patsch – „sind" – patsch – „fünf" – patsch – „Bananen" – patsch. „Das sind dreizehn Artikel, junge Dame. Also sammeln Sie Ihre Einkäufe gefälligst wieder ein und stellen Sie sich dort drüben an." Er nickte in Richtung der Kasse nebenan.

    Was in aller Welt sollte das denn? Jetzt waren meine Bananen wahrscheinlich nur noch für einen Kuchen geeignet. Ich würde noch ein Bündel holen müssen. Ich verschränkte die Arme. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass das ganze Bündel als ein Artikel gezählt wird. Stimmt's, Angus?" Ich wandte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an den Teenager.

    Angus starrte erst mich an, dann den alten Mann. „Ähm. Er schluckte. „Ja, quiekte er schließlich, bevor er sich ein Stück von uns zurücklehnte. Pah, Angsthase.

    Angus streckte die Hand wieder nach den Bananen aus und beobachtete unseren Widersacher mit Argusaugen. Der alte Mann machte tatsächlich wieder einen Schritt nach vorne und schwang seinen Stock. Der arme Kassierer konnte seine Hand gerade noch rechtzeitig wegziehen. Ein Teil des Stocks zerquetschte die Bananen noch etwas mehr, aber sein Ende landete auf der Plastikeinfassung des Förderbandes. Das laute Knack zog die Aufmerksamkeit der Leute um uns herum auf sich. Zwei Kassiererinnen drehten sich um und schauten auf. Einige Kunden verdrehten die Köpfe und gafften im Vorbeigehen herüber.

    Bitte weitergehen. Hier gibt es nichts zu sehen, Leute.

    Wenn dem nur so wäre.

    „Ihr jungen Leute habt keinen Respekt. Der alte Mann knirschte mit den Zähnen, während er sprach. „Und jetzt raus aus der Schlange. Zehn Artikel oder weniger. Weniger! Er blickte finster drein und seine buschigen weißen Augenbrauen zogen sich zusammen wie zwei haarige Raupen, die sich küssten. Dieser Anblick hätte mich zum Lachen gebracht, wäre da nicht diese Wut von ihm ausgegangen. Sein Gesicht glühte rot. Huch! Sein Blutkreislauf funktionierte für einen alten Menschen recht gut.

    Ich drehte mich zu Angus um, um nachzusehen, ob er unsere Bananen eingepackt hatte. Sein Blick wanderte von mir über Mr Pythonhose zu den Bananen und dann wieder zu mir.

    „Ich glaube, ich hätte gern ein neues Bündel. Dieses sieht ziemlich ruiniert aus", meinte ich.

    „Lily, Achtung!", rief Olivia mit aufgerissenen Augen.

    Peng!

    „Autsch!" Ein scharfer Schmerz durchbohrte meine Schulter.

    Peng!

    Ich drehte mich um und warf die Arme hoch. Der Stock, der eigentlich meine Schulter getroffen hätte, landete auf meinem Unterarm. Mein Gott, das tat weh.

    Das war total lächerlich. Ich musterte den verrückten Mann und wartete auf seinen nächsten Schlag. Als der Stock sich senkte, packte ich ihn und hielt ihn mit beiden Händen fest. „Sind Sie verrückt? Sie können doch nicht einfach so auf Leute einschlagen", rief ich.

    „Loslassen!", brüllte der Alte und zog am Stock.

    Doch ich würde nicht nachgeben. Nie im Leben.

    Wut brannte in seinen Augen. Er zerrte fester und ich brauchte meine ganze Kraft, um ihn festzuhalten, was irgendwie überraschend war, wenn man bedachte, dass er bestimmt weit über siebzig und kleiner und gebrechlicher war als ich.

    Die Kunden schlenderten nicht mehr weiter, sondern blieben stehen, um die improvisierte Nachmittagsunterhaltung zu genießen. Großartig. Wäre ich jetzt die Böse, wenn ich diesen Mann verletzen würde? Ich hatte nichts getan und musste trotzdem um meine Sicherheit fürchten.

    „Das wären dann vierundzwanzig Pfund." Angus dachte offenbar, wenn er so tat, als würde nichts Ungewöhnliches passieren, würde die ganze Merkwürdigkeit verschwinden.

    „Lassen Sie meinen Stock los!", brüllte der alte Mann.

    Verdammt. Ich wollte meine Aufmerksamkeit nicht von unserem Tauziehen ablenken, also rief ich Olivia zu, ohne mich umzudrehen. „Kannst du bitte bezahlen? Ich gebe dir das Geld später zurück. Die Bananen vergessen wir einfach. Obwohl das fast genauso weh tat wie der Schlag mit dem Rohrstock. Wollte ich den alten Schwachkopf wirklich gewinnen lassen? „Ach nein, hol doch noch ein Bündel. Ich gehe für diese verdammten Bananen gerade durch die Hölle und werde nicht ohne sie nach Hause gehen.

    „Ja, kein Problem. Ähm, brauchst du sonst noch Hilfe?"

    „Nein. Wenn du einfach noch ein Bündel holen könntest, wäre das super."

    „Kommt sofort."

    Ich legte den Kopf schief und taxierte meinen Gegner. Komm schon, Lily, er wiegt höchstens fünfzig Kilo und leidet an Osteoporose. Ich passte meinen Griff an und stützte mich ab. „Sehen Sie, ich will Ihnen nicht wehtun, aber ich habe jetzt echt genug. Ich möchte nur nach Hause gehen und mein Eis essen, das wahrscheinlich jetzt schon geschmolzen ist. Ich war kurzatmig, weil er nicht aufhörte, an dem Stock zu ziehen. „Bitte beruhigen Sie sich doch und holen Sie den Stock runter.

    „Niemals. Eher sterbe ich, als dass ich zulasse, dass Sie die Zehn-Artikel-oder-weniger-Kasse missbrauchen. Für Kreaturen wie Sie gibt es einen besonderen Platz in der Unterwelt." Sein Blick glich einem Laserstrahl, der mich glatt getötet hättet, wenn das möglich gewesen wäre.

    Oh, mein Gott. Das wäre möglich, wenn er ein Hexer war.

    „Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen? Ein Bündel Bananen wird als ein Artikel gezählt. Geben Sie mir nicht die Schuld. Ich habe die Regeln nicht gemacht. Ich kaufe nur hier ein." Ich aktivierte mein zweites Auge. Okay, er war kein Hexer, also konnte ich mich entspannen. Er könnte mich zwar verletzen, aber er würde mich nicht mit Blitzen niederstrecken oder mit Lasern versengen.

    Er kniff die Augen zusammen, beugte sich nach hinten und zog, so fest er konnte.

    „Die Security zur Expresskasse. Security zur Expresskasse."

    Endlich nutzte mal jemand den Lautsprecher für etwas Sinnvolles. Aber ich musste mich trotzdem schützen, sonst würde der Greis mir doch noch den Schädel einschlagen.

    Ich wusste, dass ich es nicht tun sollte, weil er alt war, aber ich hatte ihn gewarnt, ganz abgesehen davon, dass sein Verhalten erbärmlich war. Man konnte nicht einfach herumlaufen und Leute angreifen, ohne dass dies Konsequenzen hatte.

    Er lehnte sich weiter zurück. Die Entschlossenheit war in jede Falte seines Gesichts geätzt. Ich zog am Stock und ließ ihn dann los. Er flog rückwärts und prallte gegen einen riesigen, tätowierten Kerl mit einem Hängebauch. Der Retter des alten Mannes stöhnte kurz, als er ihn auffing.

    Dann tauchte der Sicherheitsdienst auf – zwei Männer mittleren Alters in blauer Uniform, der eine so dünn, dass er bei einem Sturm weggeweht würde, der andere übergewichtig, mit Schweißperlen auf der Stirn. Eine Frau in weißer Bluse und schwarzem Rock folgte ihnen mit finsterem Blick. „Ich bin Alicia Smith, die diensthabende Managerin. Sie wandte sich an den alten Mann. „Mr Anderson, guten Morgen. Dann wandte sie sich an mich. „Was genau ist hier los?"

    Oh, toll, sie kannten sich. Ich war die Außenseiterin in dieser Situation und die Dinge liefen selten gut für einen Außenseiter.

    „Meine Freundin und ich gingen mit neun Artikeln zu dieser Kasse. Dieser alte Mann – ich zeigte auf ihn – „hat uns vorgeworfen, mehr als zehn Artikel gekauft zu haben, und fing an, mit seinem Stock nach mir zu schlagen. Ich könnte ihn wegen Körperverletzung anzeigen. Ich kniff die Augen zusammen und warf ihm meinen eigenen Todesblick zu. Dummer alter Mann.

    Die Frau wandte sich an den Kassierer. „Angus, hatte sie mehr als zehn Artikel?"

    Ich blinzelte. Das war ihre erste Frage? Interessierte es niemanden, dass ich gerade eine Tracht Prügel bezogen hatte? Ich würde später sicher blaue Flecken haben.

    „Nein, Miss Smith. Es waren neun." Angus drehte sich um und schaute zum Ausgang, wobei er sich zweifellos wünschte, irgendwo anders zu sein.

    Mr Anderson war näher herangerückt und stieß mit dem Stock in Richtung Angus. „Das ist eine Lüge, Junge. Erzählen Sie ihr von den Bananen." Er reckte das Kinn in die Höhe und aus jeder seiner übergroßen Poren strahlte pure Selbstgefälligkeit.

    Angus schluckte. Er sah seine Chefin an und schüttelte langsam den Kopf.

    Alicia wandte sich an Mr Anderson. „Wir zählen ein und denselben Artikel als einen Artikel. Eine Banane oder zehn, eine Dose Katzenfutter oder zehn, sie gelten als ein Artikel."

    In der Zwischenzeit war Olivia zurückgekehrt. Sie stellte sich neben mich und legte das neue Bananenbündel behutsam auf das Fließband.

    Als der alte Mann sie bemerkte, fiel ihm die Kinnlade herunter. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Dies ist nicht das England, in dem ich aufgewachsen bin. Sie werden sie doch nicht damit durchkommen lassen, oder? Das ist eine Farce!"

    Ich wollte nichts dem Zufall überlassen. „Ähm, entschuldigen Sie, Miss Smith?"

    Sie drehte sich zu mir um.

    „Er hat auch das Bündel Bananen ruiniert, das wir ursprünglich kaufen wollten. Sollte er es daher nicht auch bezahlen?" Ich versuchte, nicht zu grinsen. Ich hatte nur das Wohl des Supermarktes im Sinn, aber wäre es nicht wunderbar, wenn er die Bananen, die ihm so verhasst waren, auch noch bezahlen müsste?

    Miss Smith nickte, lächelte jedoch nicht. Vermutlich wollte sie keinem Kunden etwas Schlechtes, aber Regeln waren nun mal Regeln. „Ja, das wird er. Sie drehte sich zu Mr Anderson um, der sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. „Sie werden sich bei ...

    Nun konnte ich mir das Grinsen nicht mehr verkneifen. „Miss Bianchi."

    „ … bei Miss Bianchi entschuldigen und dieses Bündel Bananen bezahlen. Außerdem werde ich die Polizei informieren, sollten Sie noch einmal einen unserer Kunden angreifen. Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich überrascht über Ihr Verhalten, Mr Anderson." Sie schüttelte den Kopf.

    Das Feuer in seinen Augen wurde schwächer. Wahrscheinlich erkannte er so langsam, dass diese Schlacht vorbei war. Er drehte sich zu mir um und biss die Zähne so fest zusammen, dass er auf mich nicht sehr reumütig wirkte. „Es … Es …"

    „Mr Anderson." In Alicias Stimme lag ein warnender Ton.

    Er knurrte. „Es … tut mir leid. So, jetzt habe ich es gesagt. Sind Sie nun zufrieden?"

    Wow, seine Entschuldigung litt offensichtlich an Verstopfung und hatte einfach nicht herauskommen wollen.

    So unaufrichtig er auch klang, ich wollte einfach nur nach Hause gehen und mein geschmolzenes Eis essen. „Entschuldigung angenommen."

    Alicia lächelte. „Nun, dann ist die Sache ja geklärt. Sie drehte sich zu mir um. „Normalerweise ist er nicht so, Miss Bianchi. Ich habe keine Ahnung, was ihn so in Rage gebracht hat. Ich weiß, dass Sie Anzeige erstatten könnten, aber wenn Sie ihm eine Chance geben könnten, würde ich das sehr zu schätzen wissen. Er ist eigentlich wirklich ein netter Mann und zu alt für das Trauma einer Verhaftung.

    Ich sah Olivia an. Sie zuckte mit den Schultern. Ich seufzte. Ich hasste es, ihn ungeschoren davonkommen zu lassen, aber er würde wahrscheinlich auf unzurechnungsfähig plädieren und angesichts der Lappalie, die ihn überhaupt erst so wütend gemacht hatte, damit wohl auch durchkommen. „Ja, natürlich. Aber wenn er mich noch einmal schlägt, werde ich es tun."

    „Vielen Dank, Miss Bianchi. Sie wandte sich an Angus. „Angus, die Lebensmittel gehen heute aufs Haus. Das ist das Mindeste, was wir für Miss Bianchi tun können.

    Oh, das war aber nett. „Vielen Dank, Miss Smith. Ich weiß das sehr zu schätzen."

    Angus packte die ruinierten Bananen ein. Olivia schnappte sich eine unserer Tüten und ich mir die andere. Als wir uns in Richtung der öffentlichen Toiletten aufmachten, bemerkten wir zwei Frauen mit zwei Einkaufswagen, deren Vorderseiten sich berührten.

    Die größere der beiden Frauen mittleren Alters rief: „Aus dem Weg, meine Liebe. Ich war zuerst hier."

    Die andere schüttelte den Kopf. „Ich war zuerst hier." Sie zog ihren Wagen zurück und stieß ihn dann gegen den anderen.

    „Was zum Teufel ist heute bloß los, Liv?" Ich überlegte, ob ich den Frauen helfen sollte, den Streit zu schlichten, aber ich hatte schon genug Ärger auf mich gezogen. Und das Verrückte war, dass beide Frauen genug Platz hatten, um aneinander vorbeizugehen. Sie waren einfach nur aus Prinzip so stur.

    „Ich war zuerst hier. Also gehen Sie aus dem Weg!"

    Es gab einen weiteren Knall, als die Frauen ihre Einkaufswagen wie zwei Widder gegeneinanderstießen, die um ihr Revier kämpften.

    Olivia schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, aber ich bin dafür, dass wir hier verschwinden, bevor unser Eis zu einem Milchshake wird."

    „Gute Idee." Wir setzten unseren Weg zu den öffentlichen Toiletten fort, wobei uns das unangenehme Geräusch der Einkaufswagen folgte. Dann reisten wir nach Hause in die angenehme Stille von Angelicas Haus.

    Ich hatte in letzter Zeit viel geübt und war inzwischen stark genug, um mit einer weiteren Person zu reisen. Außerdem hatte ich einige neue Zaubersprüche gelernt und mit James an meiner Selbstverteidigung gearbeitet. Nachdem Drake mich gewarnt hatte, keine Hexen mehr zu töten, war ich fest entschlossen, mich zu beherrschen. Und nein, ich war keine Serienmörderin; ich hatte einfach nur Pech. Es war nicht meine Schuld, dass ständig irgendwelche Hexen versuchten, mich umzubringen.

    Wir gingen vom Empfangsraum direkt in die Küche. Ich stellte Milch und Käse in den Kühlschrank und öffnete dann die Eiscremedose. „Hm, so schlimm ist es gar nicht. Ich stocherte mit einem Löffel darin herum. „Es ist zwar weich, aber nicht flüssig. Wir sollten es trotzdem probieren, nur um sicherzugehen, dass es in Ordnung ist.

    „Du hast recht. Wir müssen auf Nummer sicher gehen", pflichtete Olivia mir grinsend bei.

    Ich zauberte uns zwei Schüsseln und einen weiteren Löffel aus dem Schrank herbei und wir langten kräftig zu. Angelica hatte mir gesagt, ich solle meine Magie so oft wie möglich einsetzen, um meine Hexenkraft zu stärken. Es kostete mich genauso viel Mühe, mich an das Zaubern zu erinnern, wie den Zauberspruch auszuführen. Ich war so daran gewöhnt, die Dinge auf normale Weise zu tun, dass ich oft schon dabei war, etwas zu erledigen, wenn ich mich daran erinnerte, dass ich auch zaubern konnte. Diesmal war ich auf Zack und befahl der Eiscremedose, in den Gefrierschrank zu fliegen.

    Ich setzte mich Olivia gegenüber an den Küchentisch und probierte die göttliche Schokoladen-Schokochips-Eiscreme. „Mmh, das ist so gut." Ich schloss für einen Moment die Augen und genoss den Geschmack.

    „Ja, dafür haben sich die Schläge wirklich gelohnt."

    Ich riss die Augen auf und starrte Olivia an. „Du hast leicht reden. Du hast ja auch nichts abbekommen." Ich legte den Löffel ab und zog den Ausschnitt meines T-Shirts nach unten, um ihr meine Schulter zu zeigen.

    Olivias Augen weiteten sich und sie biss sich auf die Lippe. „Oh, wow, das sieht aber übel aus. Der alte Mann war stärker als er aussah."

    Ich zog das Shirt wieder nach oben. „Das kannst du laut sagen. Wie kommt es, dass ein Mensch so durchdreht? Und warum sind die Menschen bloß so dumm? Er hat nicht einmal verstanden, wie die verdammte Expresskasse funktioniert." Ich tröstete mich, indem ich mir einen Löffel Eiscreme in den Mund schob.

    Olivia zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung."

    Brrring, brrring. Brrring, brrring. Olivias antiquierter Klingelton ertönte und sie zog ihr Handy aus der Tasche. „Hi, Dad … Ja, nicht viel. Ich esse nur Eis mit Lily. Während ihr Vater sprach, zog sie die Augenbraue hoch und legte die Stirn in Falten. „Oh, okay. Ich bin gleich da … Ja. Bye.

    „Was ist los?" Ich spürte plötzlich ein seltsames Kribbeln in der Magengrube. Der Anruf hatte keine guten Nachrichten gebracht.

    „Ähm, ich weiß nicht genau, aber Dad meinte, Mum würde sich ziemlich seltsam benehmen. Er musste vor ihr flüchten und hat sich im Schlafzimmer eingeschlossen."

    „Wie bitte? Das ergibt doch keinen Sinn. Ihre Mutter war eine der sanftmütigsten Personen, die ich kannte, und schien nicht den Funken von Verrücktheit in ihrem Körper zu haben. Doch wie ich in letzter Zeit mehrfach lernen musste, kannte man einen Menschen nie wirklich. Vielleicht war sie dem Alkohol verfallen oder so etwas. „Soll ich mitkommen?

    „Nein, lieber nicht. Dad würde sich furchtbar schämen, wenn er wüsste, dass ich dir etwas erzählt habe. Falls ich später Unterstützung brauche, rufe ich dich an." Sie stand auf, steckte das Telefon zurück in ihre Tasche und starrte traurig auf das Eis, das sie zurücklassen musste.

    „Ich stelle es in den Gefrierschrank. Du kannst es essen, wenn du zurückkommst."

    Sie lächelte schwach. Offensichtlich machte sie sich wirklich Sorgen um ihre Mutter, obwohl es auch am Eis gelegen haben könnte. „Danke. Bis später." Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg.

    Ich zauberte ihre Schüssel in den Gefrierschrank und aß mein Eis auf. Es war an der Zeit, meinen Zauberspruch weiterzuentwickeln, um Millicents Babybauch zu verstecken, damit ich ihr später davon berichten konnte, wenn ich am Abend bei ihr Zuhause aß. Ich war fast fertig, musste aber noch ein paar Worte ändern. Wenn mir dabei ein Fehler unterlaufen würde, würde sie ziemlich seltsam aussehen. Außerdem wollte ich auf keinen Fall etwas tun, das dem Baby schaden könnte. Zaubersprüche waren eine heikle Sache. Wenn man nicht aufpasste, konnte man den Körper eines Menschen tatsächlich verändern, anstatt ihn nur anders aussehen zu lassen.

    Ich ging ins Gästezimmer, wo ich eine Schaufensterpuppe zum Üben aufgestellt hatte. Wie aufregend - ich für den Rest des Nachmittags allein mit einem leblosen Objekt. Wie hatte ich nur glauben können, ein erfülltes Leben zu führen, bevor ich eine Hexe wurde? Ha ha. Irgendwie wusste ich, dass der Scherz auf meine Kosten ging. Das tat er immer.

    Nachdem ich die nächsten Stunden damit verbracht hatte, an meinem Zauberspruch zu arbeiten, duschte ich und zog mich um, um James, meinen Bruder, und Millicent zu besuchen. Um achtzehn Uhr dreißig klopfte ich an Olivias Zimmertür, da sie mich begleiten wollte. Heute Abend wollten wir ihr von meinen Eltern und den Tagebüchern erzählen. Sie würde in einer Woche die Abschlussprüfung zur Polizeibeamtin ablegen und wir brauchten dringend Hilfe bei der Recherche, wo meine Eltern gewesen waren und mit wem sie sich getroffen hatten.

    Als sie nicht antwortete, klopfte ich erneut. „Olivia? Bist du da? Ich öffnete die Tür einen Spalt und spähte hinein. „Hallo?

    Ihr Bett war ordentlich gemacht und der Schreibtisch aufgeräumt – sämtliche Unterlagen steckten in einem Schnellhefter, die Stifte in einem lilafarbenen Becher, ihr Laptop war zugeklappt. Keine Olivia weit und breit. Hm. Sie kam nie zu spät und wir sollten um achtzehn Uhr fünfundvierzig bei meinem Bruder sein.

    Ich kehrte in mein Zimmer zurück und schnappte mir mein Handy. „Siri, ruf Olivia an."

    „Olivia anrufen."

    „Danke, Siri." Ich wusste, dass sie nicht wirklich existierte und sich nicht um Manieren scherte, aber ich konnte nicht anders, als höflich zu sein. Siri war immer so hilfreich.

    Olivia meldete sich nach dem dritten Klingeln. „Hey, Lily." Ihre Stimme klang seltsam zurückhaltend.

    „Hi, Liv. Wo steckst du denn? Wir müssen in zehn Minuten bei James sein."

    Ich hörte, wie sie hastig Luft nahm. „Oh, mein Gott. Das tut mir so leid. Ich werde es nicht schaffen. Meine Mum … ähm, wir haben ein paar Probleme. Ich kann jetzt nicht darüber reden, aber ich komme erst spät nach Hause. Bitte entschuldige mich bei James und Millicent. Es tut mir wirklich leid, aber meine Eltern brauchen mich im Moment."

    Ich wusste, dass sie mich nicht sehen konnte, aber ich zog trotzdem eine Schnute. Ich hatte mich so auf das Abendessen gefreut – und darauf, Olivia endlich alles über meine Eltern erzählen zu können. Doch ich würde die Absage schon verkraften. „Ähm, ja, klar. Kein Problem. Kann ich irgendwie helfen? Geht es deiner Mutter gut?"

    „Sie lebt und ist unverletzt, aber sie ist im Krankenhaus und wird untersucht. Wir reden später weiter, okay?"

    „Natürlich. Aber ruf mich an, wenn du etwas brauchst. Versprochen?"

    „Ja, Mum."

    Ich lächelte. „Gut. Und nun

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