Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Der Tod zahlt alte Schulden: Kriminalroman
Der Tod zahlt alte Schulden: Kriminalroman
Der Tod zahlt alte Schulden: Kriminalroman
eBook257 Seiten3 Stunden

Der Tod zahlt alte Schulden: Kriminalroman

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die hübsche siebenundvierzigjährige Witwe Melli Marshal arbeitet ehrenamtlich in einer Hilfsorganisation für alte und/oder kranke Menschen in einem kleinen, idyllischen Ort im Süden von England.
Plötzlich werden in dem kleinen Ort mehrere Morde an alten Frauen verübt. Da ihr zwei der Mordopfer persönlich bekannt sind, versucht sie, der Polizei bei den Ermittlungen zu helfen. Ihre gut erzogene Hündin Arina zeigt dabei großen Einsatz.
Gefährlich wird es auch für Melli, als der Mörder sich ihr gegenüber eine Blöße gegeben hat und auch sie nun töten will.
Auch ihre Nachbarkinder geraten ins Visier des Verbrechers.
Detective Chief Inspector Tom Badham und Melli sind sich im Laufe der Ermittlungen sehr nahe gekommen und nun muss sie auch um sein Leben bangen.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum5. Juli 2018
ISBN9783740743321
Der Tod zahlt alte Schulden: Kriminalroman
Autor

Marley Hobrok

Seit ihrer Kindheit hat die Autorin Hunde und Katzen erzogen. Alles was sie über ihre Hündin Arina schreibt, hat sie selbst erlebt - außer dass sie zum Glück nie mit Mördern in Berührung gekommen ist. Ihre Hobbys Schreiben, Krimis lesen und ihre Tierliebe hat sie in ihren Romanen miteinander verbunden. Die Autorin lebt heute mit Hund und Katze im südlichen Niedersachsen.

Mehr von Marley Hobrok lesen

Ähnlich wie Der Tod zahlt alte Schulden

Ähnliche E-Books

Mystery für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Der Tod zahlt alte Schulden

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Der Tod zahlt alte Schulden - Marley Hobrok

    Der Tod zahlt alte Schulden

    Titelseite

    PROLOG

    Kapitel 1   -    26. März

    Kapitel 2   -   27. März

    Kapitel 3   -   28. März

    Kapitel 4   -   29. März

    Kapitel 5   -    2. April

    Kapitel 6   -    6./7./8. April

    Kapitel 7   -    8. April

    Kapital 8   -    8. April

    Kapitel 9   -    9. April

    Kapital 10   -  10. April

    Kapital 11   -   11. April

    Kapitel 12   -   11. April

    Kapitel 13   -   12. April

    Kapitel 14   -   13. April

    Kapitel 15   -   13./14. April

    Kapitel 16   -   14. April

    Kapitel 17   -   15. April

    Kapitel 18   -   16. April

    Kapitel 19   -   17. April

    Kapitel 20   -   18. April

    Kapitel 21   -   19. April

    Kapitel 22   -   20. April

    Kapitel 23   -   21. April

    Kapitel 24   -   20. Juli

    Kapitel 25   -   21. Juli

    Kapitel 26   -   21. Juli

    Kapitel 27   -   22. Juli

    Kapitel 28   -   23. Juli

    Kapitel 29   -   24. Juli

    Kapitel 30   -   25. Juli

    Kapitel 31   -   25. Juli

    Kapitel 32   -   26. Juli

    Kapitel 33   -   30. Juli

    Kapitel 34   -   30. Juli

    Kapitel 35   -   31. Juli

    Kapitel 36   -   31. Juli

    Kapitel 37   -   1. August

    Kapitel 38   -   1. August

    Kapitel 39   -   1. August

    Kapitel 40   -   1. August

    Kapitel 41   -   1. August

    Kapitel 42   -   1. August

    Kapitel 43   -   1. September

    Kapitel 44   -   2. September

    Kapitel 45   -   3. September

    Kapitel 46   -   7. September

    Kapitel 47   -   8. September

    Kapitel 48   -   9. September

    Kapitel 49   -   11. September

    Kapitel 50   -   12. September

    EPILOG

    Impressum

    Der Tod

    zahlt alte Schulden

    Kriminalroman

    von

    Marley Hobrok

    PROLOG

    Mrs. Mary White sitzt gemütlich vor dem Fernseher und sieht sich eine Romanverfilmung von Rosamunde Pilcher an. Ihre grauen Haare haben heute eine neue Dauerwelle erhalten, und sie fühlt sich sehr chic. Gegen die Kälte hat sie sich nach längerem Überlegen doch ein Schultertuch umgelegt, obwohl der Frühling sich so langsam angemeldet hat.

    Während sie an ihrem Sherry nippt und das Liebespaar im Fernsehen beobachtet, denkt sie wehmütig an die Zeit vor ungefähr fünfundsechzig Jahren zurück. Ja, damals, da hatten sie und William sich auch geliebt, gestritten und wieder geliebt. Wie schnell doch die Zeit vergangen ist…

    Dann hört sie die Türklingel. „Wer ist das denn jetzt noch?", murmelt sie vor sich hin. Schwerfällig steht sie auf, legt ihr Schultertuch in den Sessel, damit es nicht auf dem Boden landet und schleppt sich, auf ihren Stock gestützt, zur Tür ihres Einfamilienhauses. Es ist zwar erst 20:20 Uhr, aber im März ist es bei schlechtem Wetter immer noch ganz schön dunkel.

    „Wer ist denn da?", ruft sie etwas zittrig.

    „Mary, du kennst mich doch, mach mal schnell auf! Ich war doch vorhin schon mal da! Es ist der 89-Jährigen ein bisschen peinlich, dass sie die Stimme nicht erkennt, und „vorhin schon mal da, das kann ja nur einer von „Every Little Helps" sein, denn da war doch jemand da, oder? Wer war das eigentlich? Oder war das gestern?

    „Mary, mach doch auf, es ist kalt hier draußen!", ruft die Stimme drängend.

    „Ja, Momentchen!"

    Mary White schließt die Tür auf und sagt erstaunt: „Kennen wir uns?"

    „Na klar, Alma von nebenan ist doch meine Mutter! Wir brauchen dringend drei Eier zum Waffelbacken. Die Kinder freuen sich schon so darauf. Hast Du welche im Haus?"

    „Na gut, dann komm mit in die Küche."

    Sie denkt noch, wer ist eigentlich Alma, dreht sich um und spürt nur noch, wie ein heftiger Schlag ihren Kopf trifft. Dass sie auf dem Boden aufschlägt, merkt sie schon nicht mehr.

    So, das hab ich schon mal erledigt. Harry wird mit mir zufrieden sein. War gar nicht so schwer, kein Blut, kein Dreck. Keiner hat was gesehen. Das nächste Mal wird es einfacher, dann habe ich schon Übung, und Übung macht den Meister… Gut, dass ich den schwarzen Poncho an hatte, darunter kann man viel verstecken.

    Kapitel 1   -    26. März

    Arina bellte laut, als das Telefon klingelte, Melli rief ihrer Hündin ein: „Ja, ja!, zu und leiser: „Wer ist denn das schon wieder? Sie rannte zum Telefon und wäre dabei fast über Fritzchen gestolpert. Der Kater hatte sich mal wieder mitten in die Tür zum Wohnzimmer gelegt und sich genau den Moment zum Aufstehen ausgesucht, als Melli mit einem großen Schritt über ihn drübersteigen wollte. Das ging ja gerade noch mal gut! Sie nahm sich vor, zukünftig immer das tragbare Telefon und ihr Handy überall in Haus und Garten mitzunehmen und nicht auf der Feststation zu lassen, das würde auch die Unfallgefahr verringern.

    In letzter Zeit wurde sie mit gefühlten hundert Werbeanrufen täglich überschüttet, daher klang ihr „Melli Marshal!" nicht besonders freundlich. Als sie mitbekam, dass Dr. Melody Silver-Onnington am anderen Ende war, wurde ihr Ton gleich liebenswürdiger, und sie knipste ihr Lächeln an, genau wie sie es vor vielen Jahren im Büro beim Telefontraining gelernt hatte.

    „Mrs. Marshal, wir brauchen heute Nachmittag dringend einen Fahrer nach Salisbury zu einem Arzttermin. Sie hatten sich ja freundlicherweise bereit erklärt …"

    „Ja, gerne, aber ich brauche die genauen Adressen von der Arztpraxis und von dem, den ich fahren soll."

    „Die gebe ich Ihnen gleich. Zuerst noch mal zu den Modalitäten: Merken Sie sich bitte die gefahrenen Kilometer. Dafür berechnen Sie dann zwanzig pence pro Kilometer. Und für die Zeit, die Sie für die Hin- und Rückfahrt brauchen, und natürlich für den Aufenthalt, nehmen Sie pro halbe Stunde zusätzlich zwei Pfund. So steht es auch in unserem Flyer. Das ist zwar ein Ehrenamt, aber wenn man gar nichts nimmt, wird es nicht geschätzt – nach dem Motto: Was nichts kostet, ist auch nichts wert."

    Melli versprach, auf Kilometer und Minuten zu achten.

    Nachdem Mellis Ehemann Peter innerhalb von achtzehn Monaten an Krebs gestorben war und die Beerdigung vorbei und alle Formalitäten erledigt waren, hatte sie sich schon ein bisschen nutzlos gefühlt. Sie hatte wegen Peters Erkrankung ihre Stelle als Sekretärin der Geschäftsleitung einer Firma in Southampton aufgegeben, hatte sich dann von morgens bis abends mit ihm und seiner Pflege beschäftigt weil beide wussten, dass ihre gemeinsame Zeit sehr begrenzt sein würde – und plötzlich war da ein Vakuum.

    Das war nun auch schon wieder ein halbes Jahr her. Es war eine sehr schwere und traurige Zeit, aber zum Glück hatte sie gute Freunde, die ihr zur Seite standen, sie trösteten oder ablenkten, je nachdem was sie gerade brauchte.

    Ihre Stelle im Büro war vergeben, und jetzt musste eine neue Aufgabe her! Sicher, Arina und Fritzchen brauchten sie auch und sie war auch froh, dass sie die beiden hatte, denn ohne Tiere hätte sie es in dem stillen Haus nicht so gut ausgehalten. Nicht, dass sie Angst hatte, allein zu sein, aber nach diesem Schicksalsschlag etwas Lebendiges um sich zu haben, tat richtig gut. Aber das alles allein reichte ihr nicht, sie wollte mit ihren 47 Jahren auch noch etwas anderes tun.

    Ihre Ärztin und Freundin Dr. Ann Rushton, die ihr in der schweren Zeit oft mit Trost und Rat zur Seite gestanden hatte, hatte die Idee:

    „Wie wäre es, wenn du stundenweise als Tiersitterin arbeiten würdest? Du liebst doch Tiere, und dafür gibt es bestimmt Bedarf."

    „Hier auf dem Land?, fragte Melli skeptisch. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Hier sind alle miteinander verwandt, und wenn der eine nicht kann, geht eben der andere mit dem Hund oder füttert die Katze. Und wie soll das gehen? Soll ich Zeitungsanzeigen schalten?

    „Nun, wenn mich Patienten ansprechen, dass sie jemanden für ihr Haustier brauchen, werde ich ihnen auf jeden Fall deine Telefonnummer geben. Das klappt bestimmt, du wirst sehen."

    Eines Tages fiel Melli ein Flyer der Stadtverwaltung in die Hände, in dem Werbung für das Projekt „Every Little Helps gemacht wurde. Sie dachte sofort an den Song der Beatles: „A little help from my friends. Das gefiel ihr. Man konnte sich dort ehrenamtlich engagieren und alten und/oder kranken Menschen helfen oder auch selbst Hilfe anfordern.

    Voller Tatendrang und Vorfreude bot sie ihre Hilfe bei der Ansprechpartnerin Dr. Melody Silver-Onnington an in den Bereichen Fahrdienste, Briefe schreiben, Formulare ausfüllen, Einkäufe erledigen und vor allem auch als Tiersitter, denn gerade alte Leute haben oft Haustiere, wenn sie allein leben.

    Dr. Silver-Onnington freute sich: „Das ist aber schön, dass Sie sich ehrenamtlich engagieren wollen. Ja, herzlich willkommen! Aber Sie sagten, dass Sie sich auch um Haustiere kümmern wollen – so was hab ich noch nie gehört. Ich weiß auch gar nicht, ob das hier gebraucht wird. Aber wenn ich darauf angesprochen werde, will ich gern an Sie denken. Man weiß ja nie, was manche Leute so brauchen."

    Jetzt also eine Fahrt zu einem Arzttermin: Eine Rollstuhlfahrerin, Mrs. Menning, sollte zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt gebracht werden mit Begleitung innerhalb der Arztpraxis und Rückfahrt. Das war schon eine umfangreichere Aufgabe: Sie wohnte im ersten Stock, konnte mit großer Mühe mit Stock und Festhalten am Geländer die Treppe hinuntergehen, der Rollstuhl musste nach unten getragen, zusammengeklappt, in den Kofferraum gelegt und die Patientin auf dem Beifahrersitz verstaut werden. Auf dem Parkplatz vor der Arztpraxis musste die ganze Prozedur rückwärts ablaufen – nur ohne Treppe – und dann waren sie in der Praxis. Auf dem Hinweg konnte keine Kommunikation stattfinden, da Mrs. Menning beide Ohren dicht hatte und außer bei lautem Schreien absolut nichts hören konnte.

    In der Arztpraxis wurde Melli ausgefragt und sollte einen Fragebogen ausfüllen, wie Mrs. Mennings Arzt heißt, welche Tabletten sie nimmt usw. Melli schrie Mrs. Menning die Fragen ins Ohr – die Aufmerksamkeit des gesamten Wartezimmers war ihnen gewiss – aber es hatte alles keinen Zweck. Mrs. Menning rief bei jeder Frage „Hä? oder „Ich hör nichts! Und Melli und die Arzthelferin gaben auf. Die anderen Patienten stellten nach und nach ihr Schmunzeln ein.

    Im Wartezimmer kam Melli mit einem netten älteren Herrn ins Gespräch über das Wetter, über den Arzt, und urplötzlich sagte er: „Man sieht es mir zwar nicht an, aber ich bin schon einundachtzig! „Ist ja doll!, sagte Melli leicht ironisch und wandte sich ihrer Zeitung zu.

    Wieso geben alte Leute, vor allem Männer, immer so mit ihrem Alter an? dachte sie. Ist das irgendeine Leistung, die sie vollbracht haben? Oder ist das ein Rückfall in ihre Kindheit: „Ich bin schon fünf Jahre alt!"? Für kleine Kinder mag das ja ein Ereignis sein, aber für Erwachsene?

    Vor kurzem hatte sie das schon einmal erlebt, im Wartezimmer eines anderen Arztes. Der anfänglich nette ältere Herr sagte zu ihr: „Schätzen Sie mal, wie alt ich bin."

    Geht das schon wieder los, dachte sie.

    „Keine Ahnung", erwiderte sie lustlos.

    „Ich bin schon zweiundachtzig!" Damit hatte er sich für weitere Gespräche disqualifiziert, und Melli las dann doch lieber die Geschichten in einem Klatschblatt weiter.

    Nachdem die Ohren gesäubert waren, war Mrs. Menning begeistert von ihrem neu erworbenen Hörvermögen und erzählte Melli während der halbstündigen Rückfahrt aus Dankbarkeit ihre gesamte Lebensgeschichte.

    Als Melli der alten Dame gerade die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf half, kam die Mieterin aus dem Erdgeschoss aus ihrer Wohnung gelaufen und rief: „Elfie, Elfie, stell dir mal vor – Mary ist tot! – „Welche Mary? – „Mary White, die ein paar Häuser die Straße runter wohnt! Ich komm mal zu dir rauf, dann erzähl ich es dir."

    Nachdem Melli mit Mrs. Menning die Fahrt abgerechnet und sich verabschiedet hatte, dachte sie: Zum Glück kenne ich keine Mary, da brauch ich mir auch keine Gedanken zu machen und gehe jetzt erstmal mit Arina los.

    Beim Spaziergang trafen sie Butch, einen Irish Setter, mit seinem Herrchen. Butch war Arinas Freund. Als ihre Hündin circa drei Jahre alt und gerade läufig war, trafen Arina und Frauchen Butch und Herrchen zum ersten Mal im Wald. Arina hielt Butch immer wieder ihr Hinterteil zum Decken hin aber Butch in seiner Unschuld wusste nichts damit anzufangen. Er war gerade dem Welpenalter entwachsen – und wahrscheinlich noch nicht aufgeklärt. Seitdem waren die beiden ein Herz und eine Seele, auch außerhalb der Läufigkeit. Wenn andere Rüden ihr zu nahe kamen, zeigte sie ihnen auch schon mal die Zähne und knurrte – Butch dagegen wurde zu jeder Zeit kokett angemacht. Vielleicht reizte es sie, dass er als Jagdhund mehr an den Spuren im Wald interessiert war als an einem Tête-à-tête. Tja, so sind manche Frauen, dachte Melli, will ein Mann sofort „das Eine", wird er abgewiesen, interessiert er sich für etwas anderes, wird er umgarnt.

    Butchs Herrchen, auch im mittleren Alter, und Melli hatten nie ihre Namen ausgetauscht, obwohl sie sich schon öfter im Wald getroffen haben. Er war ganz nett, erzählte viel von Frau und Kindern – Melli hörte immer zu – und dann kam irgendwann immer wieder die Frage: „Was ist Arina eigentlich für ’ne Rasse?"

    „Ein Eurasier."

    „Aha. Was ist das nochmal?"

    Melli dann dozierend: „Der Eurasier ist eine Kreuzung zwischen Wolfsspitz, Chow-Chow und Samojeden. Zuerst wurde nur der Wolfsspitz mit dem Chow-Chow verpaart – die Nachkommen waren aber zu beißfreudig. Daraufhin wurde der familien- und menschenfreundliche Samojede eingekreuzt – und voilà, dabei ist diese gute Rasse herausgekommen: ein Familienhund, auch geeignet für Anfänger und Rentner, nicht zu groß, nicht zu klein, Schulterhöhe zwischen 45 und 60 cm, mit dem Willen, es seinen Leuten recht zu machen. Er ist fremdenabweisend, das heißt, er liebt in erster Linie seine Familie und ist Fremden gegenüber misstrauisch, und er ist nicht bellfreudig."

    „Aha."

    Vielleicht sollte ich mir diese Hundekunde auf Karten drucken lassen und sie bei Nachfragen verteilen, überlegte Melli. Witzig war es immer, wenn Spaziergänger selbst rieten. Vor kurzem kamen ihr zwei Frauen mit ihren Laufstöcken entgegen: „Oh, schau mal, ein Spitz."

    „Nicht ganz, meinte Melli, „aber schon nicht schlecht. Versuchen Sie es noch mal.

    „Nein, ein Wolfsspitz, sagte die zweite Frau, „das sieht man doch!

    „Sie meinen, weil das Fell schwarz mit hellen Abzeichen ist?"

    „Ja, genau!", erwiderte die zweite Frau.

    „Leider null Punkte. Das ist ein Eurasier!", lächelte Melli.

    „Was ist das denn??", riefen beide erstaunt aus.

    Jetzt hätte sie die Karten wieder gut verteilen können. Nach ihrem Vortrag über die Entstehung und Eigenschaften der Rasse hatte sie den Eindruck, dass die beiden wohl dachten, sie „verkaufe" ihnen einen Mischling als Rassehund. Egal, sollten die Leute ruhig denken, dass Arina ein Mischling war. Mischlinge wurden meist nicht gestohlen und weiterverkauft, bei Rassehunden kam das leider hin und wieder vor.

    Kapitel 2   -   27. März

    Am nächsten Morgen trafen sie im Wald mal wieder Butch und sein Herrchen.

    „Haben Sie schon von dem Mord gehört?", fragte Herrchen.

    „Mord? Nein, wer ist denn ermordet worden?"

    „Eine Mrs. White. Die Tochter hat sie gefunden; sie soll erstochen worden sein!"

    „Das ist ja furchtbar! Ich hatte nur gehört, dass sie gestorben ist – aber Mord?! Das ist ja schrecklich, hier in unserer ruhigen Gegend!"

    Durch dieses Gewaltverbrechen abgelenkt hatte Butchs Herrchen ganz vergessen, mal wieder nach Arinas Rasse zu fragen.

    Trotz des Sonnenscheins wirkte der Wald plötzlich dunkler als vorher, und unwillkürlich umfasste Melli ihr Schlüsselbund fester, als wolle sie sich damit gegen Angreifer schützen.

    Nachdem sich Hunde und Menschen getrennt hatten, merkte Arina, dass Melli in dunkle Gedanken verstrickt war. Sie hopste herum, wie zur Spielaufforderung, und als das nichts nützte, ging sie bei Fuß, ließ ihre sonst auf dem Rücken getragene Rute hängen und schaute immer wieder in Mellis Gesicht, als wollte sie fragen, ob sie vielleicht an Frauchens Laune schuld sei.

    Da sie ein eingespieltes Team waren, merkte Melli, was los war, wuschelte ihrer Hündin durchs Fell und versicherte ihr: „Nein, mein Schätzchen, Du hast alles fein gemacht. Aber es gibt böse Menschen, die andere Menschen umbringen. Wir müssen schön aufpassen. Arina hatte die Worte „Schätzchen, „fein gemacht, „böse und „aufpassen" verstanden; und es war mal wieder faszinierend mit anzusehen, wie sich ihre Haltung sofort änderte – ihr Blick wurde selbstbewusst, die Rute landete wieder auf dem Rücken, wo sie hingehörte, ihre Körperhaltung war sehr aufrecht, und sie lief wie ein Wachsoldat circa drei Schritte vor Melli her und ließ ihren Blick dabei aufmerksam umherschweifen.

    So traurig die ganze Angelegenheit war, musste Melli lächeln, wie die Kommunikation zwischen Mensch und Hund mal wieder klappte. Melli hatte von Anfang an immer wieder die gleichen Worte für bestimmte Dinge benutzt, bei all ihren Tieren. Alle Hunde, die sie in Ihrem Leben schon erzogen hatte, haben so oder so ähnlich auf ihre Worte reagiert wie jetzt Arina. Und alle Katzen, die sie schon hatte, verstanden sie auch wunderbar, entschieden dann aber jedes Mal, ob es sich lohnte, ihre Worte zu beachten oder ob man sich besser taub stellen sollte.

    Kurz vor ihrem Grundstück winkte Margaret, eine Nachbarin, sie zum Zaun: „Hast du schon gehört? Eine von den „Landfrauen ist umgebracht worden! Erschlagen! Und ihr ganzer Schmuck ist weg!

    Melli war sprachlos – erstochen, erschlagen und beraubt, vielleicht auch noch erwürgt? Das war schon wieder grotesk. Sie erlaubte sich ein innerliches Grinsen und erzählte ihre Version der Geschichte.

    Auf jeden Fall wollte Margaret ab jetzt immer nachts ihre Rollläden herunterziehen.

    „Ist denn auch eingebrochen worden?"

    Margaret zögernd: „Nein, das nicht, aber man weiß ja nie!"

    Da es offensichtlich keinen Einbruch gegeben hatte, würden die Rollläden bestimmt viel nützen, dachte sich Melli ironisch und schalt sich sofort selbst: Bah, bist du wieder fies!

    Am nächsten Abend sollte es eine Zusammenkunft von „Every Little Helps" geben – vielleicht wusste dort jemand etwas Neues.

    Melli war durch ihre Freundin Ivy Hensley seit ein paar Monaten

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1