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Operation Werwolf - Todesprotokoll: Kriminalroman
Operation Werwolf - Todesprotokoll: Kriminalroman
Operation Werwolf - Todesprotokoll: Kriminalroman
eBook228 Seiten2 Stunden

Operation Werwolf - Todesprotokoll: Kriminalroman

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Über dieses E-Book

Berlin 1941. An der S-Bahn-Station Lehnitz wird ein SS-Scharführer tot aufgefunden. Kurz darauf wird am Bahnhof Bornholmer Straße die Leiche einer Frau entdeckt, die allem Anschein nach aus dem Zug geworfen wurde. Kommissar Sydow und sein Assistent stehen vor einem Rätsel. Zwei Tote, zwei Fälle? Die Ermittler kommen zu dem Schluss, dass die Toten auf das Konto eines Unbekannten gehen, der die Order bekam, den Gerüchten über die sogenannte »Endlösung« auf den Grund zu gehen …
SpracheDeutsch
HerausgeberGMEINER
Erscheinungsdatum13. Juli 2022
ISBN9783839273944
Operation Werwolf - Todesprotokoll: Kriminalroman

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    Buchvorschau

    Operation Werwolf - Todesprotokoll - Uwe Klausner

    Zum Buch

    Mordmaschinerie Berlin im Juli 1941, kurz nach dem Angriff auf die Sowjetunion. An der S-Bahn-Station Lehnitz wird ein SS-Scharführer tot aufgefunden. Die Indizien deuten auf Selbstmord hin, wobei das Motiv für den Suizid im Unklaren bleibt. Kurz darauf wird am Bahnhof Bornholmer Straße die Leiche einer jungen Frau entdeckt, die allem Anschein nach mit einem Hammer getötet und im Anschluss aus dem fahrenden Zug geworfen wurde. Kommissar Sydow und sein Assistent Kalinke stehen vor einem Rätsel. Zwei Tote, zwei getrennte Fälle? Mitnichten. Nicht lange, und es stellt sich heraus, dass die Getötete beim sogenannten „Judenreferat des RSHA beschäftigt war und Zugang zu streng geheimen Akten besaß. Akten, die für die Kriegsgegner des Reiches von großem Interesse sind, allen voran der britische MI6, der einen Agenten einschleust, um den Gerüchten über die bevorstehende „Endlösung der Judenfrage auf den Grund zu gehen. Dass es sich dabei um einen alten Freund handelt, kann Sydow freilich nicht ahnen …

    Uwe Klausner wurde in Heidelberg geboren und wuchs dort auf. Sein Studium der Geschichte und Anglistik absolvierte er in Mannheim und Heidelberg, die damit verbundenen Auslandsaufenthalte an der University of Kent in Canterbury und an der University of Minnesota in Minneapolis/USA. Heute lebt Uwe Klausner mit seiner Familie in Bad Mergentheim. Neben seiner Tätigkeit als Autor hat er bereits mehrere Theaterstücke verfasst, darunter »Figaro – oder die Revolution frisst ihre Kinder«, »Prophet der letzten Tage«, »Mensch, Martin!« und erst jüngst »Anonymus«, ein Zweiakter über die Autorenschaft der Shakespeare-Dramen, der 2019 am Martin-Schleyer-Gymnasium in Lauda uraufgeführt wurde.

    Impressum

    Personen und Handlung sind frei erfunden.

    Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

    sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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    info@gmeiner-verlag.de

    Alle Rechte vorbehalten

    Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

    Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

    Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

    unter Verwendung eines Fotos von: © Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg W 134_Nr. 000615 Bild 1 (5-94931-1),

    http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-94931-1

    ISBN 978-3-8392-7394-4

    DER NS-SICHERHEITSAPPARAT

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    SECHSTES BUCH

    Todesprotokoll

    »Die Nazi-Partei duldete keine kriminellen Banden neben sich. Sie machte Berlin zur Kommando­zentrale von Verbrechen einer ganz neuen Dimension: der staatlich gedeckten Entwürdigung, Freiheitsberaubung, Ausplünderung und Ermordung von Millionen unschuldiger Menschen.«

    (Michael Bienert / Elke Linda Buchholz, Die Zwanziger Jahre in Berlin. Ein Wegweiser durch die Stadt, Berlin 2018, S. 255)

    FIKTIVE CHARAKTERE

    (alphabetisch, Teil I–VI)

    Paul Amman, Presseattaché an der Schweizer Botschaft

    Hans Bechtold, Student

    Karl Beckurtz, Werkmeister

    Elsa Bruckmann, Schülerin

    Paul Derpa, Revierleiter

    Fred Drewitz, Bürogehilfe im Polizeipräsidium

    Lea Enders, Psychotherapeutin

    Lutz Faber, Ingenieur

    Hiltrud Enke, Pflegerin

    Jonathan Lewin Goldblum, Physiker

    Paul Hanke, Polizeibeamter

    Frank Heisig, Assistenzarzt an der Psychiatrischen und Nervenklinik der Charité

    Lina Heisig, seine Schwester, Büroangestellte

    Magda Helfrich, Ehefrau des Leiters der KTI

    August Henschel, Justizoberrat

    Sven Hinnerksen, Internist

    Ulf Hinrichs, Heydrichs Adjutant

    Erich Kalinke, Kriminalassistent und Sydows rechte Hand

    Elise Kramm, Chefsekretärin

    Hertha Krause alias Bijou, Animierdame im Tanz-Kabarett Kakadu

    Max Jakubeit, Unterscharführer des SD der SS

    Aaron Kahn, Agent des britischen MI6

    Rudolf Lehmann, Kriminalhauptsekretär der Gestapo

    Hermine Lewald, Rentnerin

    Karl Lennert, Leiter des Sittendezernats

    Emil Leschek, genannt Hantel-Emil, Türsteher im Tanz-Kabarett Kakadu

    Ernst Liebig, Pathologe

    Brad Macintosh alias Mark Cameron, Redaktionsleiter der Nachrichtenagentur Reuters in Berlin

    Jacques Mannsdörfer, Gerichtsmediziner

    Jens Marquardt, Internist

    Claus Martens, SS-Scharführer

    Wilhelm Maschke, Streifenpolizist

    Erna Mentzel, Hausverwalterin der Vehrenkamps

    Hagen Mertz, Kriminalobersekretär der Gestapo

    Eberhard Michalski, Kriminalassistent und stellvertretender Leiter der Spurensicherung

    Hans-Werner Moebius, Facharzt für Psychiatrie und Institutsleiter

    Constanze, seine Frau

    Adele Mürwitz, Pensionärin

    Rudolf Novotny, Zuhälter

    Adolf Peschke, Frührentner

    Fritz Petereit, Polizeizeichner

    Erna Pommerenke alias Tante Lola, Grande Dame der Berliner Halbwelt

    Karl Prittwitz, Oberbahninspektor

    Ulf Schmidtke, Kommissaranwärter

    Luise Stendhal, Vehrenkamps Schwester

    Arndt Streckenbach, Verhörspezialist der Gestapo

    Ernst Strehlitz, Revierleiter

    Mira Schultz, Personalsachbearbeiterin beim RSHA

    Friedbert Schultze-Maybach, Sydows Vorgesetzter und Leiter der Kriminalgruppe M der Kripo Berlin

    Ava Schumann, Revue-Tänzerin

    Tom von Sydow, Kommissar der Mordinspektion Berlin

    Ida Varese, Ehefrau des italienischen Botschafters

    Fritz-Dietlof Vehrenkamp, Korvettenkapitän

    Vera Marie Vehrenkamp, seine zweite Frau

    Immanuel von der Tann, Rechtsanwalt

    Theodor Wattke, Leiter der Spurensicherung

    Lutz Weigand, Revierleiter in Berlin-Steglitz

    Bodo Wilmers, Chefarzt

    Heinz Wischulke, Sanitätsgefreiter

    Birgit Zsischke, Krankenschwester

    REALE CHARAKTERE

    (alphabetisch)

    Hans Fröhlicher (1887–1961), Schweizer Botschafter in Berlin

    Reinhard Heydrich (1905–1942), Chef des RSHA

    Heinrich Himmler (1900–1945), Reichsführer-SS, Reichsinnenminister und Chef der Deutschen Polizei

    DIE BERLINER S-BAHN 1941

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    ZITAT

    Never in the field of human conflict

    was so much owed

    by so many

    to so few.

    (Winston Churchill, 21. August 1940)

    PROLOG

    SONNTAG, 19. JANUAR 1941

    1

    Luftraum über dem Nordosten von Brandenburg, circa 20 Flugminuten von Berlin entfernt

    02.12 Uhr

    »Das ist noch gar nichts, Sir«, rief ihm der Bordmechaniker über die Schulter zu, auf dem Weg zum Heckteil des Bombers, um ihm beim Anlegen des Fallschirms behilflich zu sein. »Windstärke bei 50 Knoten, da kann unsereins nur drüber lachen!«

    Ein Blick auf die im Rumpf eingelassene Luke, und sein Puls schnellte katapultartig in die Höhe. Absprünge aus geringer Höhe, das war etwas für Profis. Für Draufgänger, die es darauf anlegten, Vabanque zu spielen. Wäre er Offizier beim SAS gewesen, er hätte den Einsatz mit links absolviert. So aber, in der Kürze der Zeit nur notdürftig darauf vorbereitet, standen die Chancen, dass er überlebte, fifty-fifty.

    Optimistisch betrachtet.

    Trotz alledem, ein Zurück würde es nicht mehr geben. Die Entscheidung, aufs Ganze zu gehen, war gefallen. Und zwar ohne Wenn und Aber.

    Augen zu und durch. So weit die Losung für den Tag.

    »Letztes Jahr, so um Weihnachten herum, da hatten wir einen Einsatz über der Normandie, den werde ich so schnell nicht vergessen. Meine Fresse, das hat dir vielleicht geschaukelt, eine Fahrt mit der Achterbahn war nichts dagegen. Turbulenzen am laufenden Band, und was für welche. Da kam Freude auf, das können Sie mir glauben. Fragen Sie den MG-Schützen, der weiß Bescheid. Hat sich die Eingeweide aus dem Leib gekotzt, aber so was von!«

    In Gedanken beim bevorstehenden Einsatz, deutete er ein mechanisches Nicken an. Kommissjargon hatte ihm noch nie gelegen. Und was die markigen Sprüche betraf, mit denen die Besatzung nur so um sich warf, auch auf sie konnte er getrost verzichten. Denn wenn man sich die Milchbubis genauer anschaute, dann wusste man Bescheid. Der siebenköpfigen Crew, im Durchschnitt gerade mal 19, saß die Angst im Nacken. Am heutigen Sonntag mehr denn je.

    Ein Abschuss über feindlichem Territorium, und man war geliefert. Fürchteten die Jungs der Special Duties Squadron doch nichts mehr, als der Gestapo lebend in die Hände zu fallen. Den Folterknechten von Führers Gnaden, die wie die Heuschrecken über die besetzten Gebiete hergefallen waren, eilte nun mal ein spezieller Ruf voraus. Da machte er sich nichts vor. Würde passieren, was nicht passieren durfte – ihm bliebe nichts weiter übrig, als Zyankali zu nehmen. Von der Gestapo in die Mangel genommen zu werden, darauf konnte er verzichten. »Dann noch lieber hopsgehen«, so das lapidare Fazit, das bei der Royal Air Force, kurz RAF, kursierte.

    Es ging um Sein oder Nichtsein, nicht zum ersten Mal in seinem Leben.

    Was dieses Mistwetter betraf, war dem nichts hinzuzufügen.

    »Alles so weit in Ordnung, Sir?«

    Am Rand der Absprungluke angekommen, wo Fallschirm und Rucksack seiner harrten, nickte er bestätigend mit dem Kopf. »Dann mal los, verlieren wir keine Zeit.«

    Der Mechaniker, Prototyp des trinkfesten Highland-Bewohners, sah ihm milde lächelnd ins Gesicht. Unter den »Senioren«, wie die Crewmitglieder mit mehr als einer Handvoll Feindflügen bezeichnet wurden, standen Leute wie er nicht unbedingt hoch im Kurs, ob Offizier oder nicht – oder gerade deswegen. Hinter vorgehaltener Hand, das wusste er aus berufenem Mund, wurden sie – halb spöttisch, halb naserümpfend – als »Joes«, »Mister X« oder »Jack Hazard« apostrophiert, nicht eben schmeichelhaft, wiewohl nur zu verständlich, weil sie die Aura des Geheimnisvollen umgab. Gespräche mit der Crew, so lautete die Vorschrift, seien auf das Nötigste zu beschränken. Und wer das nicht einsah, der handelte sich Scherereien ein. Ein falsches Wort zur falschen Zeit, und man lief Gefahr, vor dem Kriegsgericht zu landen – so es denn dabei blieb. Am besten, man sagte überhaupt nichts. Ob man sich damit beliebt machte oder nicht. Bedauerlich, aber nicht zu ändern. Denn Geheimhaltung ging nun mal vor.

    Es sei denn, man hing nicht übermäßig am Leben.

    Im Gegensatz zu ihm.

    Davon abgesehen, stand unverrückbar fest: Alle an Bord, vom Piloten bis zum Bombenschützen, der Hüne von einem Mechaniker mit eingeschlossen, alle miteinander riskierten sie ihren Kopf – nicht zuletzt um seinetwillen.

    Ohne Fragen zu stellen, ohne ein Wort der Klage, ohne Murren.

    Ein Grund mehr, das Beste aus der Situation zu machen.

    Und es den Nazis nach Kräften heimzuzahlen.

    »Keine Bange, Sir. Das wird schon«, fühlte sich der Mechaniker bemüßigt, ihn mit wohlwollender Attitüde aufzumuntern, entriegelte die Luke und hielt sich fest. Kaum war dies geschehen, schien die Luft vor Kälte zu vibrieren, und als wolle er der Sogwirkung trotzen, stieß sein Rachen einen Schwall von Atemstößen hervor. Binnen Sekunden, nachdem der Luftstrom wie ein Geysir durch die Luke geschossen war, hatte der Eishauch den gesamten Rumpf erfasst, begleitet vom Heulen der Windböen, die an den Tragflächen der schlingernden Halifax rüttelten. Schneeflocken wirbelten umher, Derwischen gleich, eine größer als die andere, wie Spritzer einer ätzenden Flüssigkeit, die sein Gesicht mit einer Maske aus Eis überzogen. Und dann erst die Turbulenzen, in die der Bomber in immer kürzeren Abständen geriet, heftiger als ein Wirbelsturm, mit nie dagewesener Gewalt. Fast schien es, als sei die Halifax manövrierunfähig geworden, in die Luft gewirbelt wie ein Spielball, kurz davor, von den tosenden Elementen in Stücke gerissen zu werden. »Wie ich Sie kenne, machen Sie das mit links.«

    Mit links.

    Der Fleischberg hatte gut reden.

    Einen Geschmack von aufsteigender Magensäure im Mund, griff er nach dem Haltegurt, der quer durch den abgedunkelten Rumpf verlief, schnappte nach Luft und bedeutete dem Monteur, ihm beim Anlegen seiner Montur zur Hand zu gehen. Als Letztes kam der Tornister mit dem Funkgerät an die Reihe, das mithin kostbarste Requisit, eine Landung ohne Blessuren vorausgesetzt. Dann trat er an den Rand der Luke – und warf einen Blick nach unten.

    Schnee, Schnee und abermals Schnee. In sämtlichen Schattierungen, bald gleißend hell, bald mattgrau schimmernd, durchbrochen von vereisten Rinnsalen, vermutlich Flussläufen oder Teilen des Kanalsystems. Besprenkelt mit vereinzelten Baumgruppen, deren Geäst wie fleischlose Skelette anmuteten.

    Eine Einöde wie am Polarkreis, so weit der Blick des Betrachters reichte.

    Orientierung nahezu ausgeschlossen.

    Ein Sprung ins Ungewisse, noch dazu bei Windstärke zehn. Der dritte Versuch überhaupt, wenn nicht gar der letzte.

    Das konnte ja heiter werden.

    »Fertigmachen zum Absprung, noch drei Minuten«, drang eine Stimme aus dem Bordlautsprecher an sein Ohr, untermalt vom Dröhnen der Motoren, die eine Leistung von knapp 1.400 PS erreichten. »Hals- und Beinbruch, Sir – und beehren Sie uns bald wieder!«

    Hals- und Beinbruch.

    Von wegen.

    Darauf konnte er getrost verzichten.

    Aber egal, was sein musste, das musste nun mal sein. Die Augen auf das brausende Inferno gerichtet, stülpte er sich seine Schutzbrille über, prüfte ihren Halt und ließ sich im Zeitlupentempo nieder.

    Dann reckte er den Daumen.

    Und nickte dem Bordmechaniker zu.

    Es konnte losgehen.

    »Sinkflug eingeleitet. Noch zwei Minuten.«

    Die Prozedur war stets die gleiche: Bei einer Flughöhe von 2.000 Fuß, die auf dem Weg ins Operationsgebiet strikt eingehalten wurde, würde der Bomber circa dreieinhalb Stunden brauchen, eine Geschwindigkeit von 400 Stundenkilometern vorausgesetzt. Nicht eben gefahrlos, führte die Route doch quer über feindliches Gebiet, beginnend mit der französischen Kanalküste, an der sich ein Horchposten an den nächsten reihte. Von den Flakbatterien, mit denen sie nur so gespickt war, einmal abgesehen. An Suchscheinwerfern, die an die Radarstationen gekoppelt waren, um im Anflug befindliche Bomber zu orten, herrschte ebenfalls kein Mangel. Und dann gab es da auch noch die deutschen Jäger, allen voran die Messerschmitt Bf 109, kurz Me109 genannt, gefürchtet wegen ihrer Wendigkeit, mit der die Halifax nicht annähernd Schritt halten konnte. Eine oder gar mehrere Messerschmitts auf der Pelle, die wie ein Schwarm Hornissen über einen herfielen, und die Besatzung hatte ein Problem.

    Und er, der ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war, natürlich auch.

    Eine Halifax im Tiefflug nach Berlin zu dirigieren, da gehörte schon etwas dazu. Und wenn man dann wie jetzt in Unwetter geriet, na dann prost Mahlzeit. Striktes Funkverbot, so lautete die Order von oben. Selbst dann, wenn es sich um einen Notruf handelte.

    Befehl war nun einmal Befehl.

    Und damit Schluss.

    Ob und in welchem Zustand er sein Ziel erreichen würde, nun ja, darüber nachzudenken lohnte den Aufwand nicht. Entweder die Halifax kam durch, setzte ihn ab und stahl sich unbemerkt von dannen, oder er und die Crew gingen bei dem Hasardunternehmen drauf.

    So einfach konnte das Leben sein.

    Wie es mit dem Sterben aussah, stand auf einem anderen Blatt.

    »Noch eineinhalb Minuten, erreichen 1.000 Fuß.« Näherte man sich dem Ziel, ging der Pilot auf 500 runter – und drosselte die Motoren. Kaum Zeit also, um die Reißleine zu ziehen. Von der Aussicht, dass sich der Fallschirm nicht schnell genug öffnen würde, um einen ungebremsten Aufschlag zu verhindern, nicht zu reden.

    Na dann mal viel Spaß, Special Agent.

    Du hast es so gewollt.

    »Erreichen 500 Fuß. Noch eine Minute.«

    Ein weiterer Blick nach unten, fast beschwörend, wie um die Elemente zu besänftigen. Allein, die Szenerie, wenngleich mit schärferen Konturen, war nach wie vor die gleiche. Ein Archipel von verstreuten Baumgruppen, die unter der Last der Schneemassen ächzten, durchzogen von vereisten Rinnsalen, bei denen es sich vermutlich um Bäche handelte. Und Seen gab es auch, Dutzende davon, von bizarr anmutender Schönheit, mit einem Firnis aus Schnee und Eiskristallen bedeckt. Größere Ansiedlungen oder Städte gab es dagegen keine – zum Glück.

    Bruchlandung unter der Dorflinde, umringt vom herbeieilenden Landvolk, das nichts lieber täte, als ihn zum nächstgelegenen Polizeirevier zu schleifen.

    Oder ihn kurzerhand aufzuknüpfen, wie des Öfteren geschehen.

    Zu seinem Glück hätte ihm das gerade

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