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Maria oder Fatima: Eine Erzählung
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eBook49 Seiten40 Minuten

Maria oder Fatima: Eine Erzählung

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Über dieses E-Book

Maria oder Fatima ist eine Erzählung von Karl May.

Auszug:

Wir, nämlich ich und mein treuer, langjähriger Begleiter, Hadschi Halef Omar, hatten die zwischen dem Kaspischen Meere und dem Urmia-See liegende Gegend durchstreift und waren dann über die türkische Grenze nach Rowandiz gekommen, um von da aus in gerader Richtung nach Amadijah zu reiten. Heute befanden wir uns im östlichen Teile des Tura-Gharagebirges und hielten auf einer kahlen Höhe, von welcher aus wir die Sonne untergehen sahen. Es war ziemlich kalt, denn wir befanden uns im Anfange des Oktobers, welcher zwischen jenen düstern, wald- und wasserreichen Bergen rauh aufzutreten pflegt.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum21. Juni 2022
ISBN9783756230624
Maria oder Fatima: Eine Erzählung
Autor

Karl May

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May)[1] war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. (Wikipedia)

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    Buchvorschau

    Maria oder Fatima - Karl May

    Maria oder Fatima

    Maria oder Fatima

    Anmerkungen

    Impressum

    Maria oder Fatima

    Wir, nämlich ich und mein treuer, langjähriger Begleiter, Hadschi Halef Omar, hatten die zwischen dem Kaspischen Meere und dem Urmia-See liegende Gegend durchstreift und waren dann über die türkische Grenze nach Rowandiz gekommen, um von da aus in gerader Richtung nach Amadijah zu reiten. Heute befanden wir uns im östlichen Teile des Tura-Gharagebirges und hielten auf einer kahlen Höhe, von welcher aus wir die Sonne untergehen sahen. Es war ziemlich kalt, denn wir befanden uns im Anfange des Oktobers, welcher zwischen jenen düstern, wald- und wasserreichen Bergen rauh aufzutreten pflegt.

    Es hat bis heute wenige Europäer gegeben, von denen man sagen kann, daß sie den Mut besaßen, bis zu dem Tura-Gharagebirge vorzudringen. Die Kurden, welche es bewohnen, sind die bigottesten Muhammedaner, die man sich denken kann, räuberisch gegen jedermann und grausam gegen Andersgläubige. Wir beide jedoch waren wohlbewaffnet, hatten Erfahrungen genug, und da ich ihrer Sprache in den zwei Hauptdialekten mächtig war, durften wir hoffen, heiler Haut davonzukommen.

    Die Sonne hatte den Gipfel des gegenüberliegenden Berges erreicht und senkte ihre Strahlenaureole langsam hinter denselben hinab, den Himmel mit glühenden Scheidegrüßen überzuckend. Es war ein Anblick, welcher zum Gebete stimmte. Ich dachte an das Ave-Läuten der Heimat und faltete die Hände. Halef that dasselbe, er, der, als ich ihn kennen lernte, ein so enragierter Moslem gewesen war und sich alle Mühe gegeben hatte, mich zu seinem Glauben zu bekehren.

    Da klang aus der Tiefe ein Ton, welcher mich erstaunt aufhorchen ließ. Es war die leise, aber doch vernehmbare Silberstimme eines Glöckchens, und kaum ließ sie sich vernehmen, so hörten wir in unserer Nähe eine andere, lautere Stimme:

    »Sallam ya Marryam; maljam et taufik!«

    Dies heißt zu deutsch: »Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade!«

    Das war ja der Anfang des Ave Maria, des englischen Grußes, an den ich soeben gedacht hatte! Er wurde in arabischer Sprache vollständig gebetet, bis es zum drittenmal erklang»Hallak wa fi Sah'a el motina – jetzt und in der Stunde unseres Todes!«

    Ich möchte fast sagen: ich war starr vor Überraschung. Dieses christliche Gebet hier, wo ich ausschließlich Muhammedaner wußte, und dazu in einer arabischen Mundart, weiche von anderwärts stammte! Meinem wackern Halef erging es ebenso. Er sagte, als der Beter geendet hatte:

    »Hast du es gehört, Sihdi? Das war das Sala issai' jidi – das Gebet der heiligen Jungfrau. Das ist ein Wunder hier! Wer mag es gesprochen haben?«

    »Werden es gleich erfahren,« antwortete ich, indem ich meinen Rapphengst nach der Gegend lenkte, in welcher die Stimme erklungen war. Dort war ein großer Felsblock. Auf der nach Westen gerichteten Seite desselben, so daß er den Sonnenuntergang hatte sehen können, kniete der Beter, ein ärmlich gekleideter Greis, den Rosenkranz noch immer in den gefalteten Händen. Sein Anzug bestand aus einem kurzen Hemde und einer Hose, beides aus dünner, blauer Leinwand; die Füße waren nackt, und auch der Kopf hatte keine Bedeckung, Das silberweiße Haar hing ihm lang über den Nacken herab, und von derselben ehrwürdigen Farbe war auch der Bart, welcher ihm bis auf die Brust reichte. Als er mich und Halef sah, sprang er erschrocken auf, so schnell es ihm sein hohes Alter erlaubte, und rief in flehendem Tone:

    »Aman, aman, ya salatia – Gnade, Gnade, ihr Herren! Schont eines alten Mannes, der

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