Eine Ghasuah
Von Karl May
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Auszug:
Wir hatten einen sehr anstrengenden Ritt hinter uns, denn wir kamen vom Dar Abu Uma herüber, welches über hundert geographische Meilen vom Nile entfernt ist, und hatten höchstens noch eine halbe Tagereise bis zum westlichen Arme desselben, dem Bahr el Abiad, zu machen. Wenn ich sage "wir", so meine ich außer mir meinen kleinen, braven, tapfern und langjährigen Diener und Begleiter Hadschi Halef Omar und einen echten Fori-Neger Namens Marrabah. Dieser hatte das Gelübde gethan, ganz allein nach Mekka zu pilgern, und uns gebeten, ihn mitzunehmen, weil er bei uns Sicherheit vor Sklavenjägern erwartete. Ich hatte ihm diese Bitte aus Gründen der Menschlichkeit erfüllt, und da er die Gegend bis zum Nile genau kannte, so konnte er uns als Führer von Nutzen sein. Marrabah war als armer Teufel nur mit einem baumwollenen Hemde bekleidet und saß auf unserem Packpferde, welches während dieses Rittes kein Gepäck zu tragen hatte. Seine Waffen bestanden in einem alten Messer und einem noch älteren Spieße, von denen ich überzeugt war, daß sie keinem Menschen schaden würden, da ihr Träger und Besitzer sich schon am ersten Tage als ein zwar guter Kerl aber außerordentlicher Hasenfuß entpuppt hatte. Halef und ich ritten junge, aber sehr kräftige und ausdauernde Fadasihengste, Pferde, welche im tiefen Wüstensande große Schnelligkeit entwickeln und im Wasser wie die Fische schwimmen.
Karl May
Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May)[1] war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. (Wikipedia)
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Buchvorschau
Eine Ghasuah - Karl May
Eine Ghasuah
Abu djom
Abu el mawadda
Anmerkungen
Impressum
Abu djom
Wir hatten einen sehr anstrengenden Ritt hinter uns, denn wir kamen vom Dar Abu Uma herüber, welches über hundert geographische Meilen vom Nile entfernt ist, und hatten höchstens noch eine halbe Tagereise bis zum westlichen Arme desselben, dem Bahr el Abiad, zu machen. Wenn ich sage ›wir‹, so meine ich außer mir meinen kleinen, braven, tapfern und langjährigen Diener und Begleiter Hadschi Halef Omar und einen echten Fori-Neger Namens Marrabah. Dieser hatte das Gelübde gethan, ganz allein nach Mekka zu pilgern, und uns gebeten, ihn mitzunehmen, weil er bei uns Sicherheit vor Sklavenjägern erwartete. Ich hatte ihm diese Bitte aus Gründen der Menschlichkeit erfüllt, und da er die Gegend bis zum Nile genau kannte, so konnte er uns als Führer von Nutzen sein. Marrabah war als armer Teufel nur mit einem baumwollenen Hemde bekleidet und saß auf unserem Packpferde, welches während dieses Rittes kein Gepäck zu tragen hatte. Seine Waffen bestanden in einem alten Messer und einem noch älteren Spieße, von denen ich überzeugt war, daß sie keinem Menschen schaden würden, da ihr Träger und Besitzer sich schon am ersten Tage als ein zwar guter Kerl aber außerordentlicher Hasenfuß entpuppt hatte. Halef und ich ritten junge, aber sehr kräftige und ausdauernde Fadasihengste, Pferde, welche im tiefen Wüstensande große Schnelligkeit entwickeln und im Wasser wie die Fische schwimmen.
Wir hatten seit heut früh den jetzt wasserlosen Nid e' Nil weit von uns zur rechten Hand, und so nahm ich an, daß wir den Bahr el Abiad ungefähr in der Gegend der Insel Abu Nimul oder der Mischrah Orn Oschrin erreichen würden. Die Gegend war vollständig eben; zur Regenzeit grünende Steppe, bot sie uns als jetzt kahle, ausgetrocknete Fläche nicht einen einzigen Grashalm, über den sich unsere Augen hätten freuen können. Dazu brannte die Sonne mit einer so verzehrenden Glut auf uns hernieder, daß wir um die Mittagszeit Halt machten, um den Pferden Erholung zu gönnen und die größte Tageshitze vorüber zu lassen.
Wir saßen still beisammen und aßen einige Datteln, das einzige, was wir hatten. Da deutete Halef gegen Osten und sagte:
»Sihdi, da draußen am Horizonte sehe ich einen weißen Punkt. Ob das wohl ein Reiter ist?«
Da ich der angegebenen Richtung den Rücken zukehrte, stand ich auf und drehte mich um.
»Siehst du ihn?« fragte der kleine Hadschi weiter.
»Ja,« antwortete ich; »der Punkt, den du meinst, bewegt sich auf uns zu. Was so hell schimmert, ist ein weißer Burnus. Die Bewegung