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Haus der Hüterin: Band 14 - Die Zeitfalle: Fantasy-Serie
Haus der Hüterin: Band 14 - Die Zeitfalle: Fantasy-Serie
Haus der Hüterin: Band 14 - Die Zeitfalle: Fantasy-Serie
eBook242 Seiten3 Stunden

Haus der Hüterin: Band 14 - Die Zeitfalle: Fantasy-Serie

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Über dieses E-Book

Rylee ist in allergrößter Sorge. Seit ihr Bruder auf der Suche nach ihren gemeinsamen Eltern in eine entfernte Galaxis aufgebrochen ist, erhält sie nur wenige, bruchstückhafte Nachrichten von ihm.
Mit Hilfe des Zauberers Merlin und TeqTeqs magischem Laden folgen sie und Vlad seiner Spur.
Doch was sie finden, verändert ihre Vorstellung von Raum und Zeit für immer.

"Die Zeitfalle" ist Band 14 der Fantasy-Serie "Haus der Hüterin" von Andrea Habeney. Band 1 "Das Erbe", Band 2 "Das Erwachen", Band 3 "Das leere Bild", Band 4 "Das Portal", Band 5 "Der Verrat", Band 6 "Der verschwundene Schlüssel", Band 7 "Die Hochzeit", Band 8 "Die Rettung", Band 9 "Die Fremden", Band 10 "Die Wächterin", Band 11 "Die Bedrohung", Band 12 "Der Händler" und Band 13 "Der Umsturz" liegen ebenfalls bei mainbook vor.

Die E-Book-Bände 1-3, 4-6, 7-9 und 10-12 liegen auch als Taschenbuch-Sammelbände vor, die E-Book-Bände 1 bis 13 als Hörbücher.
SpracheDeutsch
Herausgebermainebook Verlag
Erscheinungsdatum14. Apr. 2022
ISBN9783948987503

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    Buchvorschau

    Haus der Hüterin - Andrea Habeney

    Kapitel 1

    Rylee

    Von Vlads Hubschrauber aus sah die Landschaft tief unter ihnen winzig aus. Es wurde schnell dunkel und überall in den Ortschaften flammten Lichter auf. Der hünenhafte Vampir steuerte den Hubschrauber sicher in Richtung Securus Refugium, und Rylee genoss es, schweigend neben ihm zu sitzen.

    Ab und zu stahl sich seine Hand herüber und legte sich auf ihr Bein. Rylee ertappte sich dabei, dass sie in sich hinein lächelte. Endlich hatte sie Frieden gefunden und war eins mit ihren Gefühlen. Sie warf einen kurzen Seitenblick zu dem Mann neben ihr. Am frühen Morgen, gleich nach dem Aufwachen, hatte er sie mit dem Wunsch überrascht, ihr sein Schloss in den Karpaten zu zeigen. Rylee hatte begeistert zugestimmt, sich aber auserbeten, Maj, ihre Haushälterin, nicht über Nacht mit dem Haus alleinzulassen. Hinter ihnen lagen aufregende Ereignisse, und Rylee konnte deren Folgen noch nicht absehen.

    Antrax, der korrupte Leiter der Gesellschaft, die den neutralen Häusern vorstand, war abgesetzt worden. Er hatte versucht, eine Diktatur aufzubauen, doch Rylee hatte dieses Vorhaben gemeinsam mit einigen anderen Hütern vereitelt.

    Nomtha, eine Vorgängerin von Anthrax, würde die Gesellschaft für einige Zeit kommissarisch führen, bis ein neuer Vorstand gewählt werden konnte. Die komplette Gesellschaft sollte umstrukturiert und in eine Demokratie umgewandelt werden.

    Niemand wusste genau, ob es noch Verbündete des gefallenen Leiters gab, die eine Gefahr für die neutralen Häuser darstellen könnten. Alle Beteiligten blieben wachsam.

    Haus Securus Refugium war voller Gäste. Und auch deshalb hatte sie nicht lange wegbleiben wollen. Es war Winter und in Haus Heaven in Bayern, das ihr Freund Percival leitete, hatte die Skisaison begonnen. Nahe Securus Refugium lag einer der beiden Raumfahrthäfen der Erde, und viele der Wintersportler reisten von dort an, übernachteten in Securus Refugium und benutzten das Schnellportal zwischen ihren beiden Häusern. Der Strom der Gäste riss nicht ab. Es schien massenhaft Planeten zu geben, die über keinerlei Berge verfügten und auf denen Schnee unbekannt war. Anscheinend war es in Mode gekommen und galt als schick, die Wintersportmöglichkeiten auf der Erde zu nutzen.

    Die Gäste blieben oft nur eine Nacht in Securus Refugium, doch verursachte dies überproportional viel Arbeit, da täglich die Betten neu bezogen und die Zimmer gereinigt werden mussten. Zum Glück verfügte Maj, ihre Haushälterin, als Tabatai über Kräfte, die weit größer als die eines Menschen waren. Außerdem arbeitete sie unermüdlich und focht einen ständigen Kampf mit Rylee aus, die sie bremsen wollte. Nur mühsam hatte Rylee sie überreden können, morgen, am Samstag, mit ihrem menschlichen Verehrer, Oberst Müller, ein Theaterstück zu besuchen. Der Ausflug war eigentlich schon eine Woche vorher geplant gewesen, musste aber vom Oberst wegen einer dienstlichen Angelegenheit verschoben werden.

    „Wir sind gleich da", sagte Vlad leise, und Rylee spürte in den Ohren, dass sie bereits an Höhe verloren. Sie drückte ihre Nase an die Scheibe und versuchte, einen ersten Blick auf Securus Refugium zu erhaschen. Doch kaum dass sie seine Lichter ausmachen konnte, setzten sie bereits zur Landung auf der Wiese neben dem Haus an. Vlads große Gestalt versperrte ihr den direkten Blick auf Securus Refugium, doch sie sah von ihrem Sitzplatz aus das Zelt des Händlers TeqTeq. Durch Ritzen in der Zeltplane drang ein diffuses grünliches Licht. Auch bei Emmea und Squeech, die ihr Haus ein Stück entfernt gebaut hatten, brannte Licht. In der anderen Richtung, wo sich zwei weitere Häuser im Bau befanden, war alles dunkel. Eines von ihnen würde bald fertig gestellt sein. Rylees Freundin Emily, die für sie fast Mutterstelle einnahm, würde dort mit ihrem Ehemann, Oberst Landgraf, einziehen. Das andere war für ihre Freundin, die Hexe Evanora, gedacht. Nicht weit entfernt befand sich ein weiterer, noch leerer Bauplatz. Hier sollte für einige von Vlads Leuten, die er auf Dauer vor Ort benötigen würde, ein Domizil entstehen. Die Entscheidung für den Neubau war erst vor Kurzem gefallen, und der eigentliche Bau hatte noch nicht begonnen.

    Securus Refugium, das ihre Ankunft bemerkt hatte, begrüßte sie freudig. Auch wenn das Haus mit Maj vertraut war und sogar mit ihr interagierte, war es doch nie wirklich entspannt oder gar zufrieden, wenn Rylee abwesend war. Vlad, der dabei war, im Cockpit verschiedene Schalter umzulegen, hob den Kopf. „Securus Refugium heißt mich willkommen, sagte er überrascht. „Es fühlt sich …

    Rylee lächelte. „… fantastisch an? Es scheint dich voll und ganz akzeptiert zu haben." Sie verband sich in Gedanken mit dem Haus und sandte eine Welle aus Freude und Dankbarkeit aus, wieder mit ihm vereint zu sein.

    Sie wartete, bis sich der durch die Rotorblätter erzeugte Wind abgeschwächt hatte, und kletterte aus dem Hubschrauber. Vlad nahm ihre Hand, und gemeinsam legten sie die letzten paar Meter zurück. In der Küche brannte Licht, und Maj öffnete, kaum dass sie durchs Gartentor getreten waren, die Haustür.

    „Willkommen zu Hause, sagte sie herzlich und rieb sich die Arme. „Ist das kalt geworden.

    Rylee lachte fröhlich. „Ist es nicht toll? So frisch."

    Bis vor etwa zwei Wochen hatte das Haus ihr zuliebe das Klima auf dem umgebenden Gelände warm und sommerlich gehalten. Obwohl es Dezember war, hatten Blumen geblüht, und man konnte draußen sitzen, ohne zu frieren. Doch Rylee mochte den Winter, und hatte das Haus vor Kurzem gebeten, das Klima den natürlichen Jahreszeiten anzupassen, nicht ohne sich zuvor bei der Baumnymphe Nialee zu versichern, dass diese Änderung weder den Pflanzen noch den Tieren, die im Garten lebten, schaden würde. Die Nymphe hatte ihr erklärt, dass die Magie des Hauses alle schützen würde. So hatte Maj zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee gesehen und Rylee wieder einmal einen Schneemann bauen können, was viele Jahre nicht möglich gewesen war.

    Rylee hörte Kinderlachen irgendwo im Haus. „Ich hoffe, du hattest nicht zu viel zu tun, fragte sie. „Hast du Emmea gebeten, dir zu helfen?

    Die junge Drachin erwartete zwar bald ihr erstes Kind, schien aber so energiegeladen wie eh und je. Sie bot des Öfteren an, im Haus zu helfen, und Rylee vermutete insgeheim, dass sie sich langweilte. Squeech, ihr zukünftiger Mann, saß die meiste Zeit des Tages vor einem seiner Computer.

    Maj winkte ab. „Die Gäste waren alle recht unkompliziert und haben sich bereits auf ihre Zimmer zurückgezogen. Wintersport scheint müde zu machen. Die meisten fahren morgen früh zum Raumhafen, und heute sind nur zwei Familien angekommen."

    „Wie viele Zimmer sind belegt?", fragte Rylee.

    „Sechs, antwortete Maj zufrieden. „Und das von Cinder natürlich.

    „So viele?, rief Rylee aus. „Und dazu noch die acht, die heute Morgen abgereist sind. Du musst völlig fertig sein.

    Maj runzelte die Stirn. „Du vergisst immer noch, dass ich kein Mensch bin. Es war wirklich kein Problem. Kann ich euch noch etwas zubereiten? Es ist noch Braten vom Abendessen über. Oder etwas Warmes zu trinken?"

    „Für mich nicht, danke", erklärte Vlad und begrüßte Boh, der erst ihm, dann Rylee um die Füße strich und intensiv schnurrte.

    „Ich bin pappensatt, erklärte Rylee. „Wir haben fantastisch zu Abend gegessen. Sie wandte sich an Boh: „Wie geht es Aurelie und dem Nachwuchs?"

    Der Werkater sandte ihr ein Bild von Aurelie, die auf einem dicken flauschigen Kissen lag, die zwei Katzenbabys dicht an sich gekuschelt. Sie schienen wesentlich schneller als normale Katzenwelpen erwachsen zu werden und waren schon ein Viertel so groß wie ihre Mutter.

    Boh stupste Rylee noch einmal an und verschwand dann. Rylee ging zu Maj. „Kann ich dir noch irgendetwas helfen? Sonst würden wir uns zurückziehen. Ich bin hundemüde. Und du solltest auch schlafen gehen."

    „Es ist alles fertig, gab Maj zur Antwort. „Gute Nacht.

    Während Vlad im Bad war, las Rylee ihre Mails. Sie wartete sehnsüchtig auf eine Nachricht von Philipp, der aufgebrochen war, um ihrer beider Eltern zu suchen. Erst vor wenigen Wochen hatten sie herausgefunden, dass er ihr Bruder war. Nach einem Unfall während einer Portalreise hatte er mehr als zweihundert Jahre als Geist existiert, und erst die Magie von Securus Refugium hatte es ermöglicht, dass er nicht nur wieder zu einem Menschen geworden war, sondern mit Unterstützung des Zauberers Merlin sogar sein verloren gegangenes Gedächtnis zurückerlangt hatte.

    Vor vier Tagen hatte Rylee zuletzt von Philipp gehört, als er einer Spur gefolgt war, die ihn tief in eine fremde Galaxis führen würde. Sooft es ihm möglich war, meldete er sich, doch klappte das nicht so oft, wie Rylee es sich gewünscht hätte. Ihr erschien es immer noch wie ein Wunder, dass sie überhaupt mit ihrem ganz normalen Handy mit jemandem, der sich auf einer fremden Welt befand, sprechen konnte. Das Ministerium für Kommunikation, das sich auf dem Handelsplaneten Aldibaran befand, hatte viele Jahre daran gearbeitet, ein Kommunikationsnetz zwischen den Planeten der Galaxie aufzubauen. Doch gab es ob der Fülle bewohnter Planeten noch immer viele Gebiete, in denen das Netz nur schwach ausgelegt oder gar lückenhaft war.

    Kapitel 2

    Rylee

    Am nächsten Morgen wurde Rylee von Lärm auf dem Gang vor ihrem Zimmer geweckt. Sie setzte sich gähnend auf und streckte sich. Diese Wintersportler standen immer grässlich früh auf. Der Platz neben ihr war leer, und sie hörte die Dusche im Bad laufen. Sie strich mit der Hand über das Laken und spürte noch die Wärme, die Vlads Körper hinterlassen hatte.

    Rylee stand auf, warf sich einen Morgenmantel über und trat ans Fenster. Sie konnte sich an dem verschneiten Garten einfach nicht sattsehen.

    Vlad kam einen Moment später nur mit einem Handtuch um die Hüften aus der Dusche. Sie blickte lächelnd über die Schulter. Er lief quer durchs Zimmer auf sie zu, stellte sich hinter sie und zog sie an sich. Sie drehte sich in seiner Umarmung und legte die Arme um ihn. Tief sog sie den Duft nach Shampoo ein.

    Er seufzte. „Ich habe heute einen Termin in Hamburg und muss spätestens in einer halben Stunde weg."

    „Schade, murmelte sie an seiner Brust. „Bist du heute Abend wieder da?, fragte sie hoffnungsvoll, zögerte dann jedoch. „Allerdings werde ich eine Menge zu tun haben. Heute ist Majs Theaterabend."

    Vlad küsste sie auf den Kopf. „Hältst du es wirklich für eine gute Idee, dass sie mit diesem Oberst Müller ausgeht?"

    Rylee sah ihn erstaunt an. „Erstens geht es mich überhaupt nichts an, mit wem sie ausgeht. Und zweitens: Was hast du gegen den Oberst?"

    „Persönlich gar nichts, erklärte der Vampir, löste sich sanft von ihr und ging zum Kleiderschrank. „Außer, dass ich ihn für einen humorlosen Paragraphenreiter halte. Aber ich sorge mich um Maj. Er scheint mir nicht sehr aufgeschlossen all denjenigen gegenüber, die keine Menschen sind.

    „Aber, begann Rylee und hielt dann inne. „Das gilt vielleicht für feindliche Außerirdische, aber doch nicht für Maj. Der Oberst weiß doch, dass sie von einem anderen Planeten kommt.

    „Vielleicht. Aber was genau weiß er über sie?", fragte Vlad beiläufig und begann, Kleider aus dem Schrank zu nehmen und auf einem Stuhl zu deponieren.

    Rylee überlegte lange. Sie konnte sich nicht mehr an alle Gelegenheiten erinnern, in denen sie mit dem Oberst gesprochen oder gar zusammengearbeitet hatte. Sicher war irgendwann die Rede auf Majs Herkunft gekommen. Oder etwa nicht?

    „Ich werde Maj fragen", sagte sie entschlossen und hob ihm ihren Mund für einen Kuss entgegen.

    Eine dreiviertel Stunde später hatte Vlad das Haus verlassen, und Rylee war hinunter zu Maj gegangen. Die Wintersport-Gäste hatten schon gefrühstückt und waren abgereist. Während sie gemeinsam mit ihr die Betten in einem der Gästezimmer neu bezog, fragte sie beiläufig: „Hat Oberst Müller eigentlich schon mitbekommen, über welch große Kräfte du verfügst?"

    Maj sah sie erschrocken an. „Aber nein." Sie überlegte kurz, schwieg aber.

    „Weiß er eigentlich, woher du stammst?, schob Rylee eine weitere Frage nach. „Ich meine, hat er sich für deine Herkunft interessiert?

    Maj sah sie verwundert an. „Ich glaube nicht, dass er weiß, dass ich von einem anderen Planeten komme. Wieso fragst du?"

    „Hat er dich nicht ausgefragt?", hakte Rylee nach.

    Darüber dachte Maj einen Moment nach. „Eigentlich nicht. Er hat viel von sich selbst erzählt und von seiner Arbeit. Sie sah Rylees Blick. „Das hört sich jetzt völlig falsch an. Er hat sich schon für mich interessiert. Aber er hat mehr nach anderen Dingen gefragt, wie mein Lieblingsessen, meine Lieblingsfarbe und so. Sie stockte, bevor sie nachdenklich fortfuhr. „Vielleicht hätte ich ihm sagen müssen, was ich bin, aber irgendwie hat sich nie eine Gelegenheit ergeben. Außerdem muss ich ihn ja nicht auf meine Fremdartigkeit stoßen. Ich dachte, ich erzähle ihm von mir, wenn … falls wir uns näher kennenlernen."

    Rylee nickte. „Vermutlich wollte er euer erstes Rendezvous nicht wie ein Verhör klingen lassen. So viel Zartgefühl hätte ich ihm gar nicht zugetraut."

    Maj kicherte wie ein junges Mädchen. „Er hat sich wie einer dieser Männer im Film benommen."

    Rylee lächelte traurig. Was musste es für ein Gefühl sein, als Sklavin aufzuwachsen, ohne die Möglichkeit zu haben, sich selbst einen Partner auszusuchen. Im Gegenteil, Maj war mit dem Wissen groß geworden, eines Tages von ihrem Besitzer verpaart zu werden. Mit einem Mann auszugehen, musste für Maj eine völlig neue Erfahrung sein.

    Rylee überlegte, ob sie ihr irgendwelche Ratschläge mit auf den Weg geben konnte. Vermutlich musste Maj jedoch, wie jeder andere auch, ihre eigenen Erfahrungen machen. Und sie, Rylee, war gerade einmal achtzehn Jahre alt und hatte selbst nicht viele Erfahrungen in Bezug auf Männer vorzuweisen. Vlad war ihre erste feste Beziehung, und man konnte ihn zudem kaum mit einem normalen Mann vergleichen.

    Dann fiel ihr noch etwas ein. „Wie lange bleibt dieser Cinder eigentlich noch?"

    Maj sah sie überrascht an. „Warum? Er hat die erste Woche bereits bezahlt."

    „Darum geht es mir nicht, sagte Rylee. „Ich bin nur neugierig. Er wohnt jetzt schon fast zwei Wochen hier. Hast du eine Ahnung warum?

    Maj wandte sich ab und begann, einen Kissenbezug glatt zu streichen. „Nein. Ich habe ihn nicht gefragt. Es ist doch gut, wenn wir Gäste haben."

    Als sie mit den Zimmern fertig waren, machte sie noch einen Kontrollgang durchs Haus und zog sich dann in ihr Büro zurück. Seit Tagen versuchte sie, Kontakt zu Merlin herzustellen, um ihn um Informationen zum Verschwinden ihrer Eltern zu bitten.

    Der Zauberer, der zu ihrer großen Überraschung identisch mit dem Merlin aus ihrem Geschichtsunterricht war, lebte auf dem Planeten Kropok, der momentan wegen eines ungewöhnlich schweren Sandsturms nicht zu bereisen war. Er führte dort ein Einsiedlerleben und legte weder Wert auf ungebetene Gäste noch auf Post oder Telefonanrufe.

    Da sie seine Hilfe gebraucht hatte, war sie mit Vlad und zweien seiner Männer zu ihm gereist. Merlin hatte ihr Problem tatsächlich lösen können und sie dann nach Securus Refugium begleitet, war dort jedoch überstürzt aufgebrochen, als er erfahren hatte, dass der Händler TeqTeq in der unmittelbaren Nachbarschaft lebte. TeqTeq hatte sich geweigert, den Grund seines Zwists mit Merlin zu erklären. Der Zauberer hatte ihr angeboten, dass sie ihn jederzeit besuchen konnte, jedoch hatte sie bisher keinerlei Möglichkeit gehabt, ihn zu kontaktieren. Der Sandsturm war immer noch nicht abgeklungen.

    Sie klappte ärgerlich den Laptop zu. Jetzt, wo alle anderen drängenden Probleme gelöst waren, schob sich der angebliche Tod ihrer Eltern wieder in den Vordergrund. Ein Gott hatte ihr erlaubt, als Zuschauer deren vermeintlichen Todeszeitpunkt in der Vergangenheit mitzuerleben. Tatsächlich hatte sie jedoch gesehen, wie sich ein Spalt zwischen den Dimensionen aufgetan hatte, und ihre Eltern zwar verwundet, anscheinend jedoch lebendig in ihm verschwunden waren. Seitdem hegte sie die Hoffnung, dass sie immer noch am Leben sein könnten. Die erfolgversprechendste Spur war eine Sichtung auf einem Gefangenenschiff, das mit unbekanntem Ziel in einer benachbarten Galaxie unterwegs gewesen war. Sowohl Squeech als auch Rylees Bruder gingen ihr nach.

    Doch vielleicht konnte sie selbst mehr über die Magie, die den Spalt geschaffen hatte, erfahren. Die Portalmagier hatten ihr keine Auskunft geben können. Auch TeqTeq, der über enormes Wissen verfügte, und, wie sie vor Kurzem erfahren hatte, genau wie Merlin schon viele hundert Jahre lebte, wusste nichts über dieses Phänomen.

    Bevor sie Merlin hatte fragen können, war dieser durch ein von ihm selbst geschaffenes Portal verschwunden.

    Sobald der Sandsturm vorbei wäre, würde sie die anstrengende Reise erneut auf sich nehmen und Merlin fragen. Vielleicht würde sie dann auch erfahren, warum er und TeqTeq sich so verabscheuten.

    Die nächsten Stunden verbrachte sie mit Büroarbeiten und sah erst auf, als Maj ins Zimmer trat.

    „Der Oberst wird gleich da sein, sagte sie verlegen. „Ich bin dann weg.

    Rylee betrachtete sie anerkennend. Die Tabatai trug ein einfaches, aber gut geschnittenes, dunkelrotes Kleid, das ihr ausgezeichnet stand. „Du siehst toll aus! Ich hoffe, du hast einen wunderschönen Abend."

    Maj lächelte. „Das hoffe ich auch." Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand, eine Leichtigkeit im Schritt, die Rylee schmunzeln ließ.

    Kapitel 3

    Rylee

    Seufzend stand Rylee auf, räumte ihre Unterlagen

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