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Abgetaucht: Ein Frankfurt-Thailand-Krimi
Abgetaucht: Ein Frankfurt-Thailand-Krimi
Abgetaucht: Ein Frankfurt-Thailand-Krimi
eBook278 Seiten3 Stunden

Abgetaucht: Ein Frankfurt-Thailand-Krimi

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Über dieses E-Book

Kommissarin Jenny Becker ermittelt im "Abgetaucht"-Fall mit ihrem Ex-Kollegen von der Frankfurter Kripo Lars Gruber ...
In ihrer Frankfurter Wohnung wird die beste Freundin des Ex-Polizisten Lars Gruber ermordet aufgefunden. Der mordverdächtige Pilot und Taucher Michael Danner kommt kurz darauf in Thailand ums Leben. Doch Gruber vermutet, dass sein Tod nur vorgetäuscht und Danner in Phuket abgetaucht ist, was Gruber keine Ruhe lässt. Auf einen Tipp hin begibt er sich in das Urlaubs- und Taucherparadies.
Während er den Mordverdächtigen sucht, ermittelt seine frühere Kollegin, die Frankfurter Kommissarin Jenny Becker, in Deutschland und stößt auf einige Ungereimtheiten.
Kaum ist Gruber in Phuket angekommen, überschlagen sich die Ereignisse und statt Sonne, Strand und Korallenriffe genießen zu können, wird er mit einer getöteten Prostituierten konfrontiert und ein Tauchgang endet anders als erwartet. Bald ist nichts mehr, wie es scheint ...
SpracheDeutsch
Herausgebermainbook Verlag
Erscheinungsdatum26. Okt. 2017
ISBN9783946413721
Abgetaucht: Ein Frankfurt-Thailand-Krimi

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    Buchvorschau

    Abgetaucht - Andrea Habeney

    Abgetaucht

    „Du gehörst mir, stieß er hervor und drückte seinen Körper schwer auf ihren. Sie stöhnte auf, was ihn weiter anspornte. „Mir alleine. Du bist mein!

    Clarissa wimmerte leise.

    „Wem gehörst du?", keuchte er und schlug ihr leicht ins Gesicht.

    „Dir …", flüsterte sie gehorsam, gleichermaßen erregt wie verlegen.

    Wieder schlug er sie ins Gesicht, diesmal stärker, sodass sie schmerzhaft zusammenzuckte. Sofort hielt er inne und zog sich zurück. „Mein Baby, hab ich dir weh getan?"

    Sie schmiegte sich in seine Umarmung. „Nur ein bisschen."

    „Soll ich aufhören?", fragte er besorgt.

    „Nein!", rief sie erschrocken.

    Er lachte und machte weiter, diesmal deutlich zärtlicher. Er zog sie herum, sodass sie mit dem Rücken zu ihm lag, und streichelte sie liebevoll.

    Sie wusste nicht, welchen Teil des Sexes mit ihm sie als erfüllender empfand. Den zärtlichen, liebevollen, in dem er sie mit Kosenamen überhäufte. Oder den anderen, dunklen, wie sie ihn insgeheim nannte, wo er sie fesselte und verbal demütigte, ja sogar schlug und würgte.

    Während er ihren Rücken küsste, schweiften ihre Gedanken ab …

    Sie hatte sich immer nach einem starken Partner gesehnt, doch noch nie hatte sie Lust bei dem Gedanken empfunden, von einem Mann gedemütigt zu werden. Was sie hier mit Michael erlebte, ging weit über Dominanz hinaus. Sie genoss jede Sekunde davon.

    Wie konnte es sein, dass sie diesem Mann so bedingungslos vertraute? Immerhin kannten sie sich erst seit etwa vier Monaten.

    Kennengelernt hatten sie sich über eine Partnerbörse. Beim ersten Treffen hatten sie sich zunächst über ihr gemeinsames Hobby, den Tauchsport, unterhalten, doch bald schon waren seine Blicke eindringlicher geworden und immer wieder zu ihren Lippen zurückgekehrt. Sie glaubte, nicht richtig zu hören, als er plötzlich, aus dem Nichts heraus, sagte: „Ich möchte dich gerne küssen."

    Wie so oft, wenn es um spontane oder verrückte Ideen ging, schwand jedwede Vernunft aus ihrem Kopf und sie antwortete: „Dann tu‘s doch!"

    Michael stieß sie regelrecht ins Schlafzimmer und kurz blitzte ein Gefühl der Angst in ihr auf. Er schob sie zum Bett, streichelte sie zärtlich und raunte „Vertrau mir!" in ihr Ohr.

    In dieser Sekunde entschied sich alles. Auf Messers Schneide zwischen Angst und Vertrauen ließ sie sich fallen und übergab sich ihm ganz.

    Der Sex war zuerst zärtlich und liebevoll. Doch dann kippte das Ganze plötzlich und seine Sprache wurde grob.

    Zu ihrer grenzenlosen Überraschung erregte es sie. Als er dann noch ihre Arme mit Kraft festhielt, war sie kurz davor zu kommen. Mit einer Hand umfasste er ihren Hals, als wolle er sie würgen, drückte jedoch nicht fest zu. Immer, wenn sie glaubte, es nicht mehr aushalten zu können, hörte er auf. Dann gab es zärtliche Phasen, wo er sie im Arm hielt und liebevoll mit ihr sprach.

    Sie schliefen eng umschlungen ein und blieben die ganze Nacht so.

    Am nächsten Morgen, nachdem sie sich noch einmal ausgiebig geliebt hatten, redeten sie. So schön der Sex gewesen war, beide hatten nicht das Gefühl, dass mehr daraus werden könnte. Clarissa würde es nehmen, wie es kam. Sie konnte sich nicht vorstellen, diese Art Sex regelmäßig zu haben. Doch gegen ein oder zwei Wiederholungen hatte sie durchaus nichts einzuwenden. Immerhin war sie alt genug und konnte als Single machen, was sie wollte. Niemanden ging es etwas an, mit wem sie ins Bett ging.

    Es war etwas Besonderes, das hier zwischen ihnen stattfand. Es gehörten zwei dazu, Grenzen derart zu überschreiten. Zwei Menschen, die sich ergänzten und aus dem anderen mehr heraus kitzelten, als diesem bewusst war, in sich zu haben.

    Michel packte sie wieder fester und riss sie aus ihren Gedanken. Er griff nach dem Seil, das neben dem Bett lag. Clarissa hielt den Atem an. Er knotete eine Schlinge und zog sie über ihr rechtes Handgelenk. Dann verfuhr er mit dem linken Handgelenk genauso, sodass beide mit einem kurzen Abstand zusammengebunden waren. Grob zog er ihre Arme über den Kopf. Dann griff er mit der anderen Hand an ihren Hals und würgte sie.

    Sie rang nach Luft. Immer fester drückte er zu. Kurz hatte sie das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Aber immer noch hatte sie keine Angst.

    Er drehte sie mit Leichtigkeit auf den Bauch. Schläge prasselten auf ihren Po, nicht fest, aber dennoch brannten sie.

    Langsam fühlte Clarissa, dass sie sich einer Grenze näherten. Der Grenze, wo der Sex nicht mehr erregend, sondern unangenehm oder sogar beängstigend werden würde. Noch hatten sie sie nicht erreicht, noch schwamm sie auf der Welle seiner Erregung mit.

    Doch nach und nach änderte sich das. Er ging immer grober mit ihr um. Irgendwann stöhnte sie vor Schmerz statt vor Lust. „Vorsichtig", wimmerte sie, aber er ließ in seiner Heftigkeit nicht nach. Sie verspannte sich. Bat ihn, aufzuhören, doch er ignorierte sie.

    Sein Gesicht war verzerrt, Schweiß tropfte von ihm herab und benetzte sie. Mit der linken Hand griff er in ihre Haare, die mittlerweile feucht an ihrem Kopf klebten. Mit der rechten drückte er ihr den Hals zu, immer mehr, bis sie keine Luft mehr bekam.

    Sie versuchte, den Kopf zu bewegen, doch er hielt sie mit eisenharter Hand. Ihre Augen wurden größer und sie versuchte panisch, ihm zu signalisieren, aufzuhören. Doch diesmal hörte er nicht auf, sondern drückte noch fester zu. Sie begann, sich unter ihm zu winden, doch ihre Bewegung war kraftlos und schwach. Ihr wurde schwindlig, doch er ließ immer noch nicht nach. Dann wurde ihr schwarz vor Augen. Und dann … kam das Nichts …

    Lars Gruber, ehemaliger Hauptkommissar der Frankfurter Polizei, saß in seiner Küche und trank den dritten Milchkaffee des Morgens. Zu gerne hätte er dazu eine Zigarette geraucht, doch er versuchte gerade, es sich abzugewöhnen. Unruhig sah er zum wiederholten Mal auf sein Handy. Seit über einer Woche versuchte er, seine beste Freundin Clarissa zu erreichen. Seit er sich von seiner Freundin getrennt hatte, telefonierten sie jede Woche mehrmals miteinander. Doch jetzt hatte er sie seit Tagen nicht erreicht, und sie hatte auch nicht zurückgerufen, obwohl er etliche Sprachnachrichten, SMS und WhatsApp hinterlassen hatte.

    Es reichte ihm. Kurzentschlossen trank er den letzten Schluck Kaffee, stand auf und griff nach seiner Lederjacke.

    Eine halbe Stunde später bog er in den Eppsteiner Weg, die ruhige Sackgasse, in der Clarissa wohnte. Mit einem Stirnrunzeln registrierte Lars, dass ihr Wagen vor der Tür stand, allerdings am Straßenrand, nicht auf ihrem Stellplatz. Wo sollte sie ohne Auto sein, wenn nicht zu Hause? Sie würde wohl kaum in Urlaub gefahren sein, ohne ihm Bescheid zu sagen? Und selbst wenn, hätte sie doch normalerweise ihr Handy dabei.

    Er parkte, stieg aus, ging durchs Gartentor und die Treppe hinauf. Rechts war der Balkon von Clarissas Wohnung. Die Rollläden waren oben, aber es brannte kein Licht, und er konnte nicht hineinschauen. Er klingelte mehrfach, doch nichts rührte sich. Er rief auf dem Festnetz an. Niemand nahm ab. Dann versuchte er es noch einmal auf dem Handy. Auch nichts.

    Er klingelte bei den anderen Parteien im Haus. Niemand öffnete. Lars sah sich kurz um. Niemand war zu sehen. Er kletterte über die Brüstung auf den Balkon und versuchte, durch die Scheibe zu schauen, aber der Vorhang behinderte seine Sicht. Probeweise rüttelte er an einem der schmalen Holzfenster. Dann zog er ein Messer aus der Tasche.

    Wie oft hatte er ihr gesagt, sie solle sich eine bessere Balkontür zulegen. Mühelos hebelte er das Fenster auf, schob sich hindurch und kletterte ins Wohnzimmer.

    Es sah aus, als hätte Clarissa es gerade verlassen. Ein aufgeschlagenes Buch lag auf dem Tisch, und ein Weinglas mit einem Rest Rosé stand ebenfalls dort.

    „Clari?", rief Lars und ging weiter in den Flur. Ein kurzer Blick in Bad und Küche zeigte, dass niemand darin war, dann öffnete er die Schiebetür zum Schlafzimmer …

    Es dauerte einen Moment, bis sein Gehirn den schrecklichen Anblick registrierte. Dann jedoch erfasste ihn das Entsetzen mit voller Macht. Ein Schrei entfuhr ihm, er brach zusammen und fiel auf die Knie.

    Die Läden vor dem Schlafzimmerfenster waren fast komplett heruntergelassen, und so befand sich das Zimmer gnädigerweise im Halbdunkel. Auf dem Bett lag Clarissa, die Hände gefesselt, die Beine gespreizt, den Kopf grotesk zur Seite gedreht. Auf den ersten Blick sah man, dass sie erwürgt worden war. Ihr Mund stand offen, die geschwollene Zunge quoll heraus, die Augen waren weit aufgerissen und blutunterlaufen. Ihre Hände waren mit einem Seil vor der Brust gefesselt.

    Lars zog mit zitternden Händen das Telefon aus der Tasche und wählte die Nummer eines früheren Kollegen von der Mord-kommission. Mit erstickter Stimme sagte er: „Karl, ich bin‘s, Lars. Du musst herkommen. Ich habe hier ein Mordopfer."

    Eine halbe Stunde später wimmelte das Schlafzimmer von Beamten der Spurensicherung. Wie man am Geruch und an den Hautveränderungen erkannte, musste Clarissa bereits seit Tagen tot im Bett gelegen haben.

    Karl stand neben Lars und warf ihm immer wieder besorgte Seitenblicke zu. Mit unbewegter Miene sah Lars zu, wie die Leiche abtransportiert wurde. Nach einem Blick auf sein Gesicht hatten die Spusi-Beamten darauf verzichtet, ihn aus dem Zimmer zu schicken.

    Er ließ den Blick über das Bett wandern. Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Bettdecke lag zu drei Vierteln auf dem Boden. Das Laken war zerwühlt und voller Flecken. Auf der Fensterbank standen mehrere Kerzen, daneben ein halb gefülltes Glas Wein. Um das Bett herum lagen verschiedene Kleidungsstücke. Ein Beamter hob gerade einen schwarzen Spitzenbody auf und tütete ihn ein.

    Karl legte Lars die Hand auf die Schulter. „Komm, lass sie ihre Arbeit machen!"

    Lars rührte sich nicht.

    „Los, komm jetzt, wir haben auch einiges zu tun! Du musst mir alles erzählen!"

    Endlich ging ein Ruck durch Lars. „Du hast recht. Er wandte sich an die Spusi-Beamten. „Schaut euch auch gründlich im Wohnzimmer und im Bad um. Vielleicht hat das Schwein Spuren hinterlassen. Und sucht ihren Laptop. Er stand immer auf dem Wohnzimmertisch, aber da ist er nicht. Ihr Handy lag auch meistens dort.

    Die Beamten, die ihn von früher kannten, nickten. „Keine Sorge!, sagte einer von ihnen mitfühlend. „Wir machen das schon.

    „Sag mal, begann Karl im Flur, „wenn ihr so gut befreundet wart, müsstest du doch wissen, mit wem sie zusammen war. Sie muss den Täter gekannt haben, wenn sie Wein mit ihm getrunken hat.

    Lars rieb sich mit der Hand die Augen. „Ich wusste, da war jemand, der weiter weg wohnte. Nichts sonderlich Festes, sonst hätte sie mir mehr davon erzählt. Verdammt, ich war so mit mir beschäftigt, dass wir kaum über sie oder diesen Freund gesprochen haben. Sie hat nie einen Namen genannt und hat auch abgewehrt, wenn ich nachgefragt habe. Er muss ihr Mörder sein. Ihr Auto ist auf der Straße geparkt, wahrscheinlich, weil sie ihren Stellplatz für einen Besucher frei gelassen hat. Lass uns in den Nachbarhäusern fragen, ob jemand einen Wagen in ihrer Einfahrt gesehen hat. Hier im Haus scheint ja niemand da zu sein."

    „Wir fragen, nicht du!, stellte Karl klar. „Du bist nicht mehr bei der Polizei. Halte dich zurück! Ich verspreche dir, dich über alles auf dem Laufenden zu halten.

    Lars fuhr auf. „Als Privatdetektiv habe ich jedes Recht, die Anwohner zu befragen!"

    „Sie müssen dir aber keine Auskunft geben, antwortete Karl ruhig. „Lass uns erst mal unsere Arbeit machen. Was du danach tust, ist deine Sache. Zumindest solange ich nichts davon weiß, setzte er hinzu.

    Als sie sich einen Weg durch den Flur bahnten, in dem die Spurensicherung ihre Gerätschaften aufgebaut hatte, ertönte eine Stimme von der Eingangstür her. „Was ist denn hier los? Ist was mit Clari?"

    Mit zwei Schritten war Lars an der Tür. „Wer sind Sie?"

    Karl legte ihm die Hand auf die Schulter und schob sich vor ihn. „Hauptkommissar Groß, dürfte ich fragen, wer Sie sind?"

    Eine grauhaarige Frau um die sechzig stand in der Türöffnung und sah ihn ängstlich an. „Ich bin die Nachbarin von gegenüber, Rita. Also Rita Kranz. Was ist denn mit Clari?"

    Wieder kam Lars Karl zuvor. „Tut mir leid, aber sie ist tot, ermordet."

    Die Frau wurde leichenblass und griff Halt suchend nach dem Türrahmen.

    Schnell fasste Karl nach ihrem Arm und stützte sie. Mit einem ärgerlichen Seitenblick auf Lars meinte er: „Können wir vielleicht in Ihrer Wohnung weiter reden?"

    Sie nickte, drehte sich um und schloss zittrig ihre Wohnungstür auf. Lars und Karl folgten ihr ins Wohnzimmer und setzen sich ihr gegenüber auf die altersschwache Couch.

    „Was ist denn bloß passiert?, fragte sie. „Vor zwei oder drei Wochen haben wir noch abends ein Glas Wein zusammen getrunken.

    Mit einem Seitenblick zu Lars versuchte Karl eine Erklärung. „Es scheint so, als wäre sie erwürgt worden."

    Rita Kranz schlug die Hände vors Gesicht. „Das ist ja furchtbar!"

    Lars stand auf und ging leise aus dem Zimmer und in die Küche. Auf der Spüle stand ein Glas, das er ausspülte, mit Wasser füllte und Frau Kranz brachte. Sie nickte dankbar und trank einen Schluck.

    Karl beugte sich vor. „Wissen Sie, mit wem Clarissa Helmer zusammen war? Er nickte zu Lars. „Sie war übrigens eine Freundin von Herrn Gruber.

    Die Frau nickte. „Ich weiß, ich habe Sie schon einmal hier gesehen. Ich habe mich oft mit der Clari unterhalten. Wir pflegen hier im Haus eine sehr enge Nachbarschaft. Sie hatte seit ein paar Wochen eine Beziehung zu einem Mann aus Idstein, aber von Anfang an gesagt, dass es nicht gut laufen würde und wahrscheinlich bald wieder vorbei wäre. Ab und zu war er hier, aber nicht oft. Manchmal ist sie wohl auch hingefahren und ich habe dann für sie auf die Wohnung geachtet."

    Gespannt fragte Lars: „Wissen Sie, wie er heißt?"

    Sie überlegte. „Ich bin nicht sicher. Irgendwas mit T. Aber er müsste leicht zu finden sein. Er hat einen Elektrogroßhandel und auf seinem Auto war ganz viel Werbung."

    Lars warf einen Blick zu Karl, doch dieser tippte schon in sein Handy. Elektrogroßhandel und Idstein, das dürfte reichen. Kurz darauf blickte er hoch. „Tritsch vielleicht? Elektro-Tritsch?"

    Frau Kranz nickte aufgeregt. „Ganz genau. Das ist er. Das stand auf seinem Auto. Er fährt so einen protzigen roten BMW, der kaum in die Einfahrt gepasst hat. Er hatte auch rote Felgen. So was hab ich noch nicht gesehen."

    Karl stand auf. „Danke, Sie haben uns sehr geholfen."

    Die Frau nickte zögernd, als habe sie noch etwas auf dem Herzen.

    Er hielt inne. „Ist noch was?"

    Verlegen sah sie zu Boden. „Ja. Es ist mir unangenehm."

    Ungeduldig fiel Lars ihr ins Wort: „Es geht hier um Mord! Sie wollen doch sicher auch, dass der Täter geschnappt wird."

    Sie zuckte zusammen und fasste sich dann ein Herz. „Ich glaube, Clari hat noch etwas mit einem anderen Mann gehabt. Sie hat so etwas angedeutet. Ich meine, sie wusste ja, dass ich es sowieso mitbekomme, wenn ein fremdes Auto über Nacht in ihrer Einfahrt steht."

    Lars setzte sich noch einmal hin. „Das ist sehr wichtig! Wissen Sie irgendetwas über den Mann? Haben Sie ihn gesehen? Welches Auto fuhr er?"

    Sie sah ihn eingeschüchtert an und schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn nie gesehen. Sie hat auch nichts weiter über ihn erzählt. Das Auto war braun, ich glaube auch ein BMW, aber da bin ich mir nicht sicher. Ich kenne mich nicht so gut mit Autos aus. Mehr weiß ich leider wirklich nicht."

    Karl bedankte sich und gab Lars ein Zeichen. Sie gingen noch einmal zurück in Clarissa Helmers Wohnung, wo ihnen der Leiter der Spurensicherung entgegenkam.

    „Habt ihr inzwischen das Handy oder den Laptop gefunden?", fragte Lars.

    „In der Wohnung ist keins von beiden", war die Antwort.

    Lars fluchte. „Egal. Er drehte sich zu Karl. „Wir fahren jetzt nach Idstein und schnappen uns den Kerl.

    „Es kann genauso gut der Andere gewesen sein, wandte Karl ein. „Oder ein dritter. Und wieso wir? Ich verstehe ja, dass es hier um deine Freundin geht, aber du kannst nicht einfach an den Ermittlungen teilnehmen.

    Lars verzog das Gesicht. „Karl, wie lange haben wir zusammen gearbeitet? Lass mich jetzt nicht im Stich. Ich muss einfach herausfinden, wer Clari das angetan hat. Zur Not ziehe ich es alleine durch, aber es wäre einfacher, wenn du mich, sozusagen inoffiziell, dabei sein lässt. Wir beide werden schon herausfinden, welcher von ihren Lovern für diese Schweinerei verantwortlich ist."

    Karl seufzte. „Wenn das herauskommt, gibt es einen Riesenärger. Dir können sie nichts, aber mir."

    „Ich verspreche, ich halte mich im Hintergrund. Niemand wird wissen, wer ich bin."

    Eine knappe Stunde später fuhren sie auf den Parkplatz des Elektrogroßhandels.

    „Da steht er!", bemerkte Karl überflüssigerweise. Ein großer knallroter Touring-BMW, der tatsächlich auch rote Felgen hatte, stand vor dem Hintereingang. Auf der Seite befand sich das Firmenlogo, die Heckklappe war mit verschiedenen anderen Werbebannern bepflastert.

    Sie parkten direkt daneben, gingen zur Hintertür und klopften, da es kein Klingelschild gab. Eine junge Frau öffnete und sah sie irritiert an. „Ja? Der Eingang zum Laden ist eigentlich vorne."

    Lars drückte die Tür auf. „Wir wollen zu Herrn Gerold Tritsch."

    „Aber …", begann sie.

    Karl hielt ihr seinen Ausweis direkt unter die Nase. „Sofort", forderte er.

    Sie nickte mit großen Augen, führte sie durch einen Raum, in dem zwei weitere Frauen saßen und die beiden anstarrten, und weiter in einen Flur.

    In einem Büro zur Linken saß ein übergewichtiger Mann hinter einem Schreibtisch und sah mit unwirschem Gesichtsausdruck auf.

    „Hier sind zwei Herren von der Polizei", sagte die junge Frau mit unsicherer Stimme.

    Lars und Karl hatten sich hinter ihr in das Büro gedrängt. Lars sah Tritsch überrascht an. So hatte er sich Clarissas Freund nicht vorgestellt. Der nicht sehr große Mann hatte einen beachtlichen Bauch und trug ein unvorteilhaft enges, schwarzes Nylon T-Shirt.

    Karl warf einen irritierten Seitenblick zu Lars, wies sich aus und fragte: „Sind Sie Gerold Tritsch?"

    „Bin ich, antwortete der Mann sichtlich überrascht. „Und was kann ich für sie tun?

    „Ist es richtig, dass Sie eine Beziehung mit Clarissa Helmer haben oder hatten?"

    „Wir waren mal befreundet, ja, aber das ist vorbei. Aber um was geht es denn überhaupt?"

    „Clarissa wurde ermordet", erklärte Lars schonungslos. Karl warf ihm einen unwilligen Seitenblick zu.

    Tritsch griff sich unwillkürlich ans Herz. „Was? Aber ich habe sie doch noch … Sie wollte doch …"

    „Was wollte sie?", hakte Karl nach.

    Tritsch ließ sich schwer zurück in seinen Schreibtischstuhl fallen. „Wir haben vor ein paar Tagen telefoniert. Sie wollte mir gelegentlich meine Sachen bringen. Ich hatte noch zwei T-Shirts bei ihr. Einen Rasierer …" Seine Stimme versagte.

    „Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?"

    Tritsch überlegte einen Moment. „Vor zwei Wochen. Da war ich von Freitag auf Samstag bei ihr. Wir waren aus, essen."

    „Danach nicht mehr? Sind Sie sicher?"

    „Ganz sicher, bekräftigte der Mann. „Wie gesagt, wir haben nur noch einmal telefoniert. Ich glaube, Sonntag.

    Karl kam Lars zuvor. „Warum haben Sie sich getrennt?"

    Tritsch sah auf seinen Schreibtisch und hob dann die Schultern. „Es hat einfach nicht gepasst."

    „Wer hat Schluss gemacht?", fragte Lars.

    „Ich habe ihr am Tag nach dem letzten Treffen geschrieben, dass es keinen Sinn mehr hat."

    „Sie haben ihr eine Mail geschrieben?", fragte Karl.

    Tritsch nickte. „Ja genau."

    „Dann können Sie sie uns ja sicher zeigen?"

    „Sicher doch, erklärte der Mann. Er tippte ein Moment auf seinem Laptop herum, dann drehte er den Monitor zu den beiden Männern. „Hier.

    Lars las die seitenlange Mail langsam durch. „Sie werfen ihr vor, dass ihr Ihre Bettwäsche nicht gefallen hat?"

    Tritsch sah ein Moment verlegen aus. „Das war doch nur ein Beispiel. Es gab viel größere Differenzen."

    Lars versuchte einen Schuss ins Blaue. „Wussten Sie, dass sie noch einen anderen Liebhaber hatte?"

    Tritsch starrte ihn an. „Was?

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