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Geliebter Schnarcher: Paradoxe Interventionen mit Humor und Leichtigkeit
Geliebter Schnarcher: Paradoxe Interventionen mit Humor und Leichtigkeit
Geliebter Schnarcher: Paradoxe Interventionen mit Humor und Leichtigkeit
eBook262 Seiten2 Stunden

Geliebter Schnarcher: Paradoxe Interventionen mit Humor und Leichtigkeit

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Über dieses E-Book

Schnarchen ist nicht nur ein Problem in so manchem Schlafzimmer, es stellt auch ein häufiges Hindernis für die Entspannung in Gruppen dar – sowohl für die Schnarchenden selbst als auch für diejenigen, die dem Schnarchen ausgesetzt sind.

Der erfahrene Hypnotherapeut Daniel Wilk kennt viele Techniken, mit dieser und ähnlichen Störungen auf kreative Weise umzugehen. Sie sind in seiner langjährigen Praxis in der Vermittlung von Entspannungsverfahren entstanden und erweisen sich dort als ausgesprochen wirksam. Statt sich zu ärgern, begegnet er dem Schnarchen mit spielerischem Interesse und ebnet so der Entspannung einen Weg, der frei von Ärger ist.

Anhand vieler Beispiele werden paradoxe Interventionen vorgestellt und verständlich erläutert, die sich auch auf andere Formen von Ärger auslösenden Störungen übertragen lassen. Das Buch leitet dazu an, Probleme von anderen Seiten zu betrachten, und beschreibt den Weg zu originellen Lösungen, die von Humor und Leichtigkeit getragen sind. Trancegeschichten, die die Interventionen sanft, aber wirksam, unterstützen und verstärken, runden das Buch ab.
SpracheDeutsch
HerausgeberCarl-Auer Verlag
Erscheinungsdatum15. März 2022
ISBN9783849783730
Geliebter Schnarcher: Paradoxe Interventionen mit Humor und Leichtigkeit

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    Buchvorschau

    Geliebter Schnarcher - Daniel Wilk

    Einleitung

    Wenn ich anderen etwas erzählen möchte, von dem ich glaube, dass sie es noch nicht wissen, dann schleicht sich während des Erzählprozesses (so verstehe ich die Vermittlung von Wissen in meinen Büchern: als Erzählungen über Zusammenhänge, die zum Nachdenken anregen können) immer wieder die Frage in das Denken, ob die Leser das Geschriebene vielleicht schon lange kennen. Dann würden meine Worte langweilen, statt Freude am Erkennen oder Erleben zu fördern. Andererseits braucht es ein Grundwissen gerade bezüglich der Hypnotherapie, um verstehen zu können, wie Veränderungen durch die Verwendung von Worten eingeleitet und gefördert werden können.

    Probleme, die sich festgefahren haben, weil man auch nach vielen Versuchen keine Lösung findet, sind oft erstaunlich leicht zu lösen, indem man andere als die gewohnten – schon auch: paradoxe – Wege geht. Verbildlicht kann man sich vorstellen, dass man das Problem neugierig umrundet, anstatt sich dagegenzustemmen oder zu versuchen, es wegzuschieben. Man könnte es – vielleicht mit allen Sinnen – betrachten und dazu einladen, zu verweilen und es sich in seiner Gegenwart bequem machen. Das braucht zunächst eine gewisse Freiheit vom Ärger, der gerne mit den Problemen kommt und die Wahrnehmung vernebelt, die Geduld verscheucht. Gelingt es, den Kampf für eine Weile aufzugeben, wird Energie frei, Interesse wird geweckt, und es beginnt vielleicht sogar Spaß zu machen, andere Wege zu gehen. Das Problem verändert sich allein dadurch schon. Neue Lösungswege ergeben sich mehr und mehr wie von selbst.

    Am Beispiel des anderen Umgangs mit schnarchenden Mitmenschen wird deutlich, dass ein Problem keineswegs nur einen Lösungsansatz hat. Indem man sich von der Vorstellung löst, man müsse auf Schnarchen mit Ärger und Schlaflosigkeit reagieren, öffnen sich Spielräume für alternative Reaktionen auf das, was bisher als unangenehm erlebt wurde.

    Schnarchen im Schlafzimmer ist vermutlich eine der häufigsten Ursachen für Schlafstörungen bei der Person, die dem anderen unfreiwillig zuhört und dabei doch eigentlich schlafen möchte. Es löst viel Frust und Ärger aus, was nicht selten auch zu Konflikten führt. Den daraus resultierenden Stimmungen kann man leichter entkommen und wieder mehr Schlaf finden, wenn man flexibel für Veränderungen im eigenen Umgang mit dem Schnarchen wird.

    Die einfachste und effektivste Lösung ist oft die Einrichtung getrennter Schlafzimmer, falls es räumlich möglich ist. Manchmal ist das allerdings nicht möglich oder auch nicht erwünscht. Dann sollte nach anderen Veränderungen gesucht werden – die letztlich auch in der Person liegen können, die sich ärgert. Wenn man im gleichen Raum liegen muss, weil räumlich keine Veränderung möglich ist, dann bleiben eben nur die beteiligten Personen, an – besser: in – denen etwas verändert werden kann. Weil Schnarchen sich oft als sehr resistent gegen Bitten und auch Befehle erweist, wird neben dem geduldigen Hinnehmen auch ein verändertes Annehmen nötig sein, um weiterhin miteinander im gleichen Raum schlafen zu können. In diesem Buch wird noch einen Schritt weiter gegangen, indem das Schnarchen als Quelle für eine grundlegende Änderung im Umgang mit Störungen und den daraus entstehenden eigenen Gefühlen betrachtet wird. Das Schnarchen wird dadurch nicht zu etwas, das man nun jede unbedingt Nacht hören möchte, aber der daraus resultierende Ärger kann sich verändern, und auch das Schnarchen kann weniger werden.

    Entwickelt und angewandt habe ich den in diesem Buch beschriebenen Ansatz über viele Jahre (eigentlich Jahrzehnte) in der Entspannungstherapie in Gruppen. Und er hat sich nicht nur dort als sehr erfolgreich erwiesen, er ist auch verallgemeinerbar für andere Problemsituationen, in denen herkömmliche Lösungsversuche erfolglos bleiben. Jemand, der sich für den angebotenen anderen Umgang mit diesem Problem geöffnet und ihn als interessant und vielleicht sogar erfolgreich erlebt hat, generalisiert diesen Weg bewusst und mehr noch unbewusst auf andere Probleme, von denen er sich dann weniger einfangen lässt. In der Folge geht es dem betreffenden Menschen besser, ohne dass er genau sagen könnte, wie es dazu kam.

    Die Aufmerksamkeit wird auf das Problem gelenkt. Es soll nicht verdrängt oder ausgeschaltet werden, sondern dient als willkommener Anlass, mit dessen Hilfe man lernen kann, anders mit Störungen umzugehen. Dieser andere Umgang mit dem Problem fördert die Entspannung und das gute Miteinander. Dazu wird das Problem als Herausforderung beschrieben, für das es eine Lösung gibt. Als zusätzlicher Gewinn verbessert sich bei den meisten Beteiligten die Laune schon während der gemeinsamen spielerischen Erarbeitung alternativer Reaktionen auf das Schnarchen deutlich.

    Die Teilnehmerinnen bringen den Ärger aus ihrem eigenen Schlafzimmer mit in ihr Erleben in der Gruppe und verbinden ihn dort mit dem Schnarchen anderer Teilnehmer. Aus altem Ärger entsteht ein neuer. Während in der Gruppe Lösungen gefunden werden, können diese später auch im eigenen Schlafzimmer ausprobiert werden.

    Das Ziel und der Gewinn für den Leiter von Entspannungsgruppen ist es, niemanden auszuschließen, allen den bestmöglichen Lerneffekt zu bieten und das Schnarchen soweit wie möglich zu reduzieren (Win 1). Der Schnarcher verbleibt in der Gruppe (Win 2), und der Teilnehmer, der sich zuvor gestört fühlte, lernt einen anderen Umgang mit dem lauten Atmen des anderen und mit dem eigenen Ärger (Win 3).

    Übertragen auf so manche häusliche Situation, wird eine Win-Win-Win-Situation in der Gruppe im besten Fall zu einer Win-Win-Situation im Schlafzimmer (das dritte »Win« spielt hier keine Rolle mehr, weil die Gruppenleiter eher selten das Geschehen im Schlafzimmer der Teilnehmerinnen begleiten werden).

    Wie es zu diesem Buch kam

    Das Schnarchen ist nicht nur ein Problem in so manchem Schlafzimmer, es stellt auch ein häufiges Hindernis für die Entspannung in der Gruppe dar. Sowohl für denjenigen, der dem Schnarchen eines anderen ausgesetzt ist und sich darüber ärgert, als auch für denjenigen, der schnarcht. Der Schnarcher wird oft ausgegrenzt und fürchtet deshalb die tiefe Entspannung, aus Angst, sich durch sein Schnarchen unbeliebt zu machen.

    In einer Entspannungsgruppe gibt es häufig mehrere Schnarcher und noch mehr Teilnehmer, die davon gestört werden können. Ein Gruppenleiter möchte natürlich, dass sich die Menschen, die er zur Entspannung anleitet, darauf auch einlassen können. Störungen werden deshalb verhindert – soweit möglich. Menschen, die in der Entspannung schnarchen, werden oft von Gruppenleitern oder einem anderen Teilnehmer geweckt und nicht selten aufgefordert, die Gruppe zu verlassen.

    Dieser Umgang mit der Störung ist nur begrenzt hilfreich. Der Schnarcher wird von der Entspannung ausgeschlossen, die anderen Teilnehmer haben von da an nicht selten Angst davor, zu tief zu entspannen, weil es ihnen dann genauso ergehen könnte, außerdem hat der Gruppenleiter einen Teilnehmer verloren und eine wenig elegante Lösung für das Problem gewählt. Es ist also eine Situation entstanden, bei der viele Beteiligte etwas verloren haben.

    Auf der Suche nach konstruktiven Lösungen hat es sich als sehr erfolgreich erwiesen, mit Hilfe der Hypnotherapie spielerisch und effizient mit Störungen umgehen zu lernen. Ein paradoxer Ansatz bot sich fast von selbst an: das Schnarchen als notwendige Voraussetzung für Lernprozesse begrüßen, es sodann mit Interesse beobachten und auf diese Weise der Entspannung einen Weg zu ebnen, der frei von Ärger ist.

    Um die Aufmerksamkeit der Gruppenteilnehmer, die meist stark an den Ärger gebunden ist, ausreichend zu motivieren und vielleicht auch ein wenig zu fesseln, wird ein Umgang mit Schnarchen angeboten, der sehr verschieden von normalen Lösungsversuchen ist. So könnte man beispielsweise vermuten, dass Menschen, die eine andere Sprache sprechen, auch anders schnarchen. Vielleicht ist das Schnarchen aber auch eine Form der Kommunikation des Unbewussten, mit deren Hilfe der Schläfer etwas mitteilt, das man nur dann hört, wenn man lernt, sehr genau hinzuhören, um für die Zwischentöne sensibel zu werden, auf die es wirklich ankommt. (Viele weitere Beispiele werden in Kapitel 3 ausführlich beschrieben.)

    Zur Gliederung des Buches

    In Kapitel 1 wird der Ärger behandelt. Es wird betrachtet, was ihn auslöst, wie wir darauf kommen, dass er unabänderlich mit dem Schnarchen – und manch anderen Anlässen – verbunden sei, und dass er von dem ihn auslösenden Problem gelöst werden kann. In Kapitel 2 werden Wege zur Problemlösung beschrieben – als Grundlage für ein paradoxes Herangehen, das in Kapitel 3 auf das Schnarchen bezogen in praktischen Beispielen dargestellt wird. Dieser paradoxe Ansatz hat sich in Gruppen als erfolgreich erwiesen und hat dort nicht nur für Heiterkeit und Akzeptanz gesorgt, sondern auch für eine geringere Störbarkeit – natürlich in unterschiedlichen Ausprägungen. (Einer meiner persönlichen Favoriten ist übrigens, das Schnarchen als wohltuende Vibration im eigenen Körper einzusetzen, um Verspannungen zu lockern oder Schmerzen wegzuvibrieren.)

    Schließlich runden in Kapitel 4 Trancegeschichten das Buch ab, mit denen die Wirkungen der vorhergehenden Anregungen auf unbewussten Ebenen unterstützt werden können.

    Obwohl es auch weibliche Schnarcher gibt, die in der Lautstärke manchmal schon auch mit ihren männlichen Konkurrenten mithalten können, ist die Mehrzahl der schnarchenden Mitmenschen – jedenfalls soweit ich das erlebt habe – innerhalb des männlichen Geschlechts zu finden. Um das Schreiben des Buches nicht zu kompliziert zu gestalten, gleichzeitig aber weder Männer noch Frauen zu diskriminieren – und um auch in diesem Punkt im Sinne des ganzen Buches etwas provokativ zu bleiben – bezeichne ich den Schnarcher meistens männlich und die gestörte Teilnehmerin meistens weiblich. Nicht immer wähle ich ansonsten die gebräuchliche männliche Form, um das Lesen zu vereinfachen. Ein wenig entspricht dieses Vorgehen dem Thema – mit einem Problem anders umzugehen als gewohnt. In diesem Fall, um eine Auflockerung des einen wie des anderen starren Musters zu erreichen. Irritationen sind also durchaus erwünscht.

    1Der Ärger

    Muss ich mich ärgern, wenn jemand schnarcht?

    Schnarchen ist eine häufige Begleiterscheinung der tiefen Entspannung. Es kann Heiterkeit auslösen oder auch Ärger, wenn jemand dadurch gestört wird. Ärger und die damit einhergehende Anspannung, Unruhe und vielleicht sogar Wut oder Verzweiflung können dann entstehen und sich im Menschen ausbreiten, wenn er selbst entspannen möchte und durch das Atemgeräusch des anderen davon abgehalten wird.

    Aber nicht jeder Mensch reagiert mit Ärger. In meinen Entspannungsgruppen habe ich viele verschiedene Schnarchgeräusche und auch sehr unterschiedliche Reaktionen darauf gehört und erfahren. Am auffälligsten war Unmut, der sich in offene Aggression steigern konnte und sowohl den Schnarcher (meist, aber keineswegs immer Männer) als auch die Verärgerte (meist waren es Frauen, die sich unangenehm an das eigene Schlafzimmer erinnert fühlten) bei der Entspannung störte. Dieser Unmut war der Anlass, nach Lösungen für das Problem zu suchen, die für alle Beteiligten zu einem möglichst positiven Ergebnis führen sollten. Besonders wenn die Wut groß war und vielleicht sogar mehrere Teilnehmerinnen forderten, dass das aufzuhören habe, gerieten die schnarchenden Mitmenschen unter Druck. Sie fühlten sich schuldig, fürchteten, nicht nur aus der Entspannungsgruppe ausgeschlossen, sondern insgesamt gemieden zu werden.

    Neben dem Unmut wurde seltener auch Verständnis für das Ruhebedürfnis gezeigt. Eine Teilnehmerin erinnerte sich an ihren kürzlich verstorbenen Mann. Sie äußerte traurig, dass sie sich freuen würde, wenn er noch schnarchen würde. In diesem Sinne fanden es manche Teilnehmerinnen auch beruhigend, wenn ihr kranker Partner zu hören war und sie sich deshalb keine Sorgen machen mussten, dagegen beunruhigt waren, wenn der Partner im Bett nicht mehr zu hören war. Und schließlich gab es auch die Reaktion der Freude, wenn das Geräusch an sich als beruhigend und die Entspannung fördernd empfunden wurde.

    Wenn jemand nebenan schnarcht und die eigene Entspannung stört, muss man sich ärgern. So denken viele Menschen. Eine als zwingend erlebte Verbindung zwischen einem Verhalten eines Menschen und einer Reaktion eines anderen darauf finden wir im Alltag häufig. Wenn mir jemand etwas wegnimmt, muss ich mich wehren. Ob er sich davon nur dringend benötigte Nahrung besorgt oder einen neuen Schluck Alkohol gegen die schreckliche Pein des Entzugs, wird gerne nicht berücksichtigt – schließlich darf man niemandem etwas wegnehmen.

    Fragt man in einer Gruppe in die Runde, ob das anderen genau so geht, dann erhält man in der Regel eine breite Zustimmung. Stimmt jemand dagegen, wird er eher als etwas seltsam und als nicht normal angesehen. Der Gruppenkonsens festigt das Muss.

    So empfindet man die eigene Reaktion auf ein Verhalten oder Ereignis als einzig mögliche, ohne sie in Frage zu stellen, womit sie praktisch unabwendbar wird. Begründet wird die eigene Einstellung und das daraus vielleicht resultierende Verhalten mit den Gefühlen, die durch den Auslöser hervorgerufen werden. Der Verstand kann sich zunächst einmal kaum Gehör verschaffen, eine sachliche Betrachtung fällt schwer. Man muss sich ärgern, mit dem Kind schimpfen, wenn es sich nicht »richtig« verhält; schneller fahren, um pünktlich zu sein, oder auch Geld ausgeben, um eine Beule aus dem Auto zu entfernen, durch die das Auto nur anders aussieht, in seiner Fahrtüchtigkeit aber nicht beeinträchtigt wird.

    Es kommt einem kaum in den Sinn, dieses Muss zu hinterfragen. Tut man es doch einmal ernsthaft, kann man hinter dem Nebel, den der Ärger vor den Verstand gelegt hat, recht bald erkennen, dass es auch Alternativen zu der als unausweichlich empfundenen eigenen Reaktion gibt. Es zeichnen sich neue Wege ab, wie man mit dem auslösenden Reiz umgehen kann. Diese Wege sind zunächst nur schemenhaft, und es fällt nicht leicht, die Energie aufzubringen, sich darauf einzulassen – zumal sie implizieren, dass man sich bisher nicht konstruktiv verhalten hat und diese Erkenntnis und das Vorhandensein alternativer Wege auch auf andere Anlässe für Ärger übertragen werden könnte. Das würde bedeuten, dass auch andere eigene Verhaltensweisen veränderungsbedürftig sind.

    Reaktionen auf das Schnarchen können in diesem Sinne so selbstverständlich werden, dass es wie ein natürlicher Zwang empfunden wird, sie auszuführen, wenn der Auslöser auftritt. Man muss sich ärgern, schließlich »hält das doch keiner aus!«. Gruppenteilnehmer reagieren während der Entspannung entsprechend mit sichtbarem Ärger und der Androhung, die Gruppe zu verlassen oder sogar tätlich zu werden, sollte der Schnarcher nicht entfernt werden.

    Es ist sehr wahrscheinlich, dass jemand, der so aggressiv reagiert, sich schon häufiger über entsprechende Erfahrungen im Schlafzimmer zu Hause geärgert hat. Dort mag das Schnarchen zu Beginn der Beziehung noch liebe- und verständnisvoll toleriert worden sein. Mit zunehmendem eigenem Stress durch die Pflichten des Alltags sank aber die Toleranzgrenze für alles Störende. Nachts wurde der Schlaf dringend gebraucht, war vielleicht sowieso schlecht durch Belastungen in Beruf oder in der Familie, die den nächtlichen Schlaf ohnehin nicht sonderlich tief werden ließen, und wurde dann auch noch durch das Schnarchen des anderen unterbrochen.

    In der Entspannungsgruppe wird dann erwartet, dass die Bedingungen zur Entspannung ideal sind. Hier will man (oder frau) den Schnarcher nicht auch noch tolerieren.

    Es ist oft anstrengend, sich für das Neue zu öffnen. Man verliert die gewohnte Sicherheit, die das Muss bisher geboten hat, deshalb wendet man sich eher ungern anderen Wegen zu. Sobald man sich dazu durchgerungen hat, entlastet die Erkenntnis, dass es ärgerfreie Alternativen gibt, allerdings ganz entscheidend.

    Der Erkenntnis zu folgen und nicht mehr im Zwang zu handeln oder zu fühlen, erweitert die eigenen Spielräume auch in anderen Zusammenhängen. Allein das Eingeständnis vor sich selbst, dass das Muss in Frage gestellt werden und schließlich sogar abgewählt werden kann, eröffnet neue Perspektiven und schwächt Ärgerreaktionen im Allgemeinen.

    Ärger kann schädlich sein

    … besonders wenn er länger anhält oder sehr häufig auftritt. Ein kurz aufflammendes Gefühl des Ärgers, der seinen Ausdruck findet und

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