Ritter vom BKA #4
Von Max Muller
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Max Muller
Max Muller (Overland Park, KS) has served as CEO or COO for numerous companies. An attorney and authorized OSHA trainer, his seminars have drawn more than 100,000 attendees.
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Ritter vom BKA #4 - Max Muller
Ritter vom BKA #4
Ritter vom BKA #4
Intro
# Mittwoch, 27.August 2014
# Donnerstag, 28.August 2014
# Freitag, 29.August 2014
# Samstag, 30. August 2014
# Sonntag, 31. August 2014
# Montag, 1. September 2014
# Dienstag, 2. September 2014
# Mittwoch, 3. September 2014
# Donnerstag, 4. September 2014
# Freitag, 5. September 2014
# Samstag, 6. September 2014
# Sonntag, 7. September 2014
# Montag, 8. September 2014
# Dienstag, 9. September 2014
# Mittwoch, 10. September 2014
# Donnerstag, 11. September 2014
# Freitag, 12. September 2014
# Samstag, 13. September 2014
# Sonntag, 14. September 2014
# Montag, 15. September 2014
# Dienstag, 16. September 2014
# Mittwoch, 17. September 2014
# Donnerstag, 18. September 2014
# Freitag, 19. September 2014
# Samstag, 20. September 2014
# Sonntag, 21. September 2014
# Montag, 22. September 2014
# Dienstag, 23. September 2014
# Mittwoch, 24. September 2014
# Donnerstag, 25. September 2014
# Freitag, 26. September 2014
# Samstag, 27. September 2014
# Sonntag, 28. September 2014
# Montag, 29. September 2014
# Dienstag, 30. September 2014
# Mittwoch, 1. Oktober 2014
# Donnerstag, 2. Oktober 2014
# Freitag, 3. Oktober 2014
# Samstag, 4. Oktober 2014
# Sonntag, 5. Oktober 2014
# Montag, 6. Oktober 2014
# Dienstag, 7. Oktober 2014
# Mittwoch, 8. Oktober 2014
# Donnerstag, 9. Oktober 2014
# Freitag, 10. Oktober 2014
# Samstag, 11. Oktober 2014
# Sonntag, 12. Oktober 2014
# Montag, 13. Oktober 2014
# Dienstag, 14. Oktober 2014
# Mittwoch, 15. Oktober 2014
# Donnerstag, 16. Oktober 2014
# Freitag, 17. Oktober 2014
# Montag, 3. November 2014
# Dienstag, 4. November 2014
# Mittwoch, 5. November 2014
# Donnerstag, 6. November 2014
# Freitag, 7. November 2014
# Samstag, 8. November 2014
# Sonntag, 9. November 2014
# Montag, 10. November 2014
# Dienstag, 11. November 2014
# Mittwoch, 12. November 2014
# Donnerstag, 13. November 2014
# Freitag, 14. November 2014
# Samstag, 15. November 2014
# Sonntag, 16. November 2014
# Montag, 24. November 2014
# Dienstag, 25. November 2014
# Mittwoch, 26. November 2014
# Donnerstag, 27. November 2014
# Freitag, 28. November 2014
# Samstag, 29. November 2014
# Sonntag, 30. November 2014
# Montag, 1. Dezember 2014
# Dienstag, 2. Dezember 2014
# Danke ...
Impressum
Ritter vom BKA #4
1. Auflage
© 2022 Max Müller
© Kurpark Verlag, Bad Wildbad
Alle Rechte vorbehalten
Sämtliche - auch auszugsweise - Verwertungen nur mit Zustimmung des Autors
Titelfoto: © Robbie Wilhelm
Autorenfoto: © Robbie Wilhelm
Foto Rückseite: © Max Müller
Covergestaltung: © Patrick Franke
Coveridee: Gabriele Morgenstern
Umschlaggestaltung: Urs Hall
Lektorat: Cornelia Schmalenbach
Satz: Urs Hall
www.kurparkverlag.de
Intro
Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd (Konfuzius)
# Mittwoch, 27.August 2014
Der Sommer nahm in diesem Jahr kein Ende. Sonne und blauer Himmel über Berlin. Kommissar Max Ritter saß grübelnd an seinem Küchentisch. Er musste eine Entscheidung treffen. Nach dem Frühstück ging er entschlossen zu Achmed, seinem Friseur. Der war sehr überrascht, als Ritter ihm sagte, dass er die Haare kurz geschnitten haben möchte. „Abi, bist du sischa? fragte Achmed unsicher. „Ja, auch wenn ich lieber die langen Haare behalten würde. Aber mein nächster Job führt mich in eine Szene, wo es besser ist, nicht aufzufallen. Dort würde ich als „Linke Zecke
gelten. Achmed antwortete nicht und begann mit seiner Arbeit. Fünf- zehn Minuten später betrachtete sich Ritter im Spiegel. Seriös und jünger empfand er sein Spiegelbild. Zumindest etwas jünger als einundfünfzig. Er war zufrieden. Achmed grinste ihn frech an: „Macht fünfzehn Euro.
Ritter bezahlte und verließ den kleinen feinen Salon.
Zuhause betrachtete er sich erneut. Ungewohntes Spiegelbild. Kurze graue Haare, dazu seine JFK-Brille. Perfekte Tarnung für den nächsten ungelösten Fall. Der würde ihn nach Suhl in Thüringen führen. Dort wurden zwei tote Männer im Wald gefunden. Beide hatten nach bisherigen Ermittlungen eine Verbindung zur rechtsextremen Szene. Er grübelte und aß dabei ein Käse-Sand- wich, das er sich unterwegs mitgenommen hatte.
Vierzehn Uhr verließ Ritter erneut seine Wohnung im Stadtteil Wedding. Von der Grüntaler Straße lief er zum Bahnhof Gesundbrunnen und fuhr mit der S-Bahn nach Treptow. Der Allianz Tower am Treptower Hafen war sein Ziel. Das Bundeskriminalamt hatte dort Büros angemietet. In einem davon, in der sechzehnten Etage, war er mit seinem Chef verabredet. Der saß an einem schlichten Schreibtisch, als er eintrat. Walter Kiep sah ihn erstaunt an, machte aber keinerlei Bemerkung zu seiner neuen Frisur.
„Nehmen Sie Platz, Ritter. Gut erholt im Urlaub? „Ja, danke.
Kiep hatte bereits Kaffee besorgt. Ritter trank einen Schluck und fragte: „Hatten Sie auch Urlaub? „Nein, leider nicht. Also, wie Sie mir bereits gesagt haben, geht es in den Thüringer Wald. Haben Sie deshalb ihre Haare abgeschnitten?
„Ja. Es wird sicher heiß in der „Neonazi-Szene. Kiep nahm nun auch einen Schluck und bemerkte süffisant: „Mit den kurzen Haaren wollen Sie wohl ihre politische Gesinnung verbergen?
„Ich bin ein Mann der Mitte, weder rechts noch links. Ich bin für Klimaschutz und echte soziale Gerechtigkeit. Mit den langen Haaren werde ich dort aber als linkes Gesocks eingestuft. Mit den kurzen Haaren kann ich bequem als „guter Deutscher in Erscheinung treten. Denn eins ist jetzt schon klar: Wir werden in diesem Milieu zum Teil verdeckt arbeiten müssen.
Kiep reagierte nicht darauf, sondern fragte: „Also Ritter, Sie wollten mich sprechen. Warum? „Ich habe in den vielen Protokollen vom LKA Thüringen gelesen, dass der Verfassungsschutz, Staatsschutz, BND und einige andere Behörden in diesen Mordfall verstrickt waren. Außerdem wurden Ermittlungen behindert. Wie groß ist meine Befugnis, falls es nötig sein sollte, da tiefer zu graben? Kommissar Kranz in Erfurt waren ja offensichtlich die Hände gebunden. Wie hätte er diesen Fall jemals lösen sollen?
Walter Kiep sah ihn sorgenvoll an, runzelte die Stirn: „Der Verfassungsschutz! Die FIFA unter den deutschen Staatsorganen. Ich mag diese Organisation nicht. Und vor allem nicht ihre Landesvertretungen. Egal. Wir werden es dann spontan entscheiden müssen, wann immer es nötig sein sollte. Es geht schließlich um zweifachen Mord. Sie werden jede erforderliche Befugnis bekommen."
Ritter nickte: „Okay, denn ich glaube, dass es dort einen tiefen Sumpf aus undurchsichtigen Verstrickungen gibt. Ich musste die Protokolle dreimal durchlesen, um ansatzweise durchzublicken. „Ja, Ritter. Es ist ein Sumpf aus Intrigen, Lügen und Verschwörungen. Denken Sie nur an Beate Tschäpe und den NSU. Es wird mit Sicherheit schwierig und vermutlich auch gefährlich.
Ritter sah Kiep mit ernster Miene an: „Einer der beiden Toten war aus Frankfurt, Westdeutschland. Der andere aus Weimar, Ostdeutschland. Das passt nicht richtig zusammen. Gefunden wurden sie in einem Wald in Suhl. Von hinten in den Kopf geschossen und vornüber gekippt auf dem Bauch liegend. Sieht für mich wie eine Exekution aus."
Kiep unterbrach ihn: „Ja, für mich sieht es auch so aus. Die Verräter beseitigen! Doch: Verräter von was? Einer Organisation? Einer Bande? Und genau diesen Verbund müssen Sie aufspüren. Denn dort werden Sie vermutlich den oder die Täter finden. „Ich weiß. Es war vermutlich nur ein Täter, denn die Tatwaffe war ein und dieselbe. Die Waffe wurde allerdings bis heute nicht gefunden, man konnte es also nur anhand der Kugeln rausfinden. Beide wurden nacheinander abgefeuert. Am Tatort waren kaum Spuren zu finden. Einiges zertrampelt und teilweise vermutlich beseitigt vom eintreffenden Personal des Thüringer Verfassungsschutz. Die Spurensicherung wurde dadurch behindert. Zudem regnete es heftig an diesem Tag. Immerhin konnte man einen Schuhabdruck sichern, der auf einen Bundeswehrstiefel hinweist. Na ja, wir werden das ja hoffentlich aufklären.
Walter Kiep nickte. Er hatte nun eine betretene Miene und sagte: „Unsere Demokratie wird immer weiter unterwandert. Von den Rechten im Osten und den kriminellen arabischen Clans im Westen. Genauso von extremistischen Linken, den Reichsbürgern und natürlich auch von islamischen Extremisten. Die größte Gefahr für die Demokratie ist aber der ungebremste Kapitalismus. Ritter reagierte nicht, so fuhr Kiep fort: „Ich liebe die Demokratie. Sie ist für mich die beste Staatsform. Aber gut, viele sehen das inzwischen anders. Ich werde sie verteidigen! Unsere Demokratie.
Kurz vor neunzehn Uhr erreichte Ritter seine Dreizimmerwohnung. Unterwegs hatte er noch eine Currywurst mit Pommes am Bahnhof gegessen. Er setzte sich auf die Wohnzimmercouch und begann erneut die Protokolle des ungeklärten Doppelmordes zu lesen.
# Donnerstag, 28.August 2014
Um neun Uhr erreichte Kommissar Ritter mit der U-Bahn den Stadtteil Steglitz. Eine Zweizimmerwohnung, die als Büro diente, war sein Ziel. In der großen Küche am Holztisch saßen bereits seine drei Kollegen mit Kaffeebechern vor sich. Sie sahen ihn erstaunt an, als er die Küche betrat. Es dauerte etwas, ehe Mandy Probst reagierte: „Oha. Das ist ja echt der Kracher. Total fresh, die neue Frisur. Sieht gut aus." Sie lächelte und zog ihre linke Augen- braue hoch.
Ritter setzte sich mit an den Tisch. Keiner sagte etwas. Probst fragte: „Auch einen Kaffee, Chef? „Klar, Frau Mandy
, antwortete Ritter. Sie stand auf und ging an den Herd. Die Sechsundzwanzigjährige hatte wie üblich eine knallenge Jeans an. Ihre blonden Haare leuchteten fast. Der Pagenschnitt stand ihr ausgesprochen gut.
Kevin Wagner zündete sich eine Zigarette an und sah zu Ritter: „Bereit für den nächsten Fall, Chef? „Klar, Wagner. Weiter geht’s. Nach dem Schwarzwald, unserem zweiten Fall, geht es erneut in den Wald. Diesmal in den Thüringer Wald.
Wagner nickte. Seine schwarzen Locken standen in alle Richtungen ab. Er trug eine kleine John-Lennon-Gedächtnisbrille in seinem länglichen, schönen Gesicht. Wagner kam als Quereinsteiger zum BKA. Der Siebenundzwanzigjährige arbeitete längere Zeit in einer Abteilung für Internetkriminalität, ehe er Ritter zugeteilt wurde.
Die dritte im Bunde hieß Monika Rätsel. Ritter und Rätsel duzten sich, denn sie waren längst Freunde geworden. Die knapp Fünfzigjährige war sehr klein und dünn. Ihr markantes Gesicht faszinierte ihn immer wieder. Monika Rätsel war fünfundzwanzig Jahre im Innendienst für das BKA tätig gewesen, ehe sie dieses Jahr in Rit- ters Team kam.
Ritter begann: „Guten Morgen. Freut mich, euch wiederzusehen. Der nächste ungeklärte Mordfall steht auf dem Programm. Ihr könnt in den nächsten Tagen die Protokolle studieren. Seine Kollegen nickten. „Ich habe es bereits getan. Deshalb werde ich gleich morgen früh mit dem Zug nach Erfurt fahren.
Probst fragte: „Und wann sollen wir kommen? „Am Montag treffen wir uns in Erfurt und entscheiden dann spontan, wie es weitergeht.
Monika Rätsel jammerte: „Och menno, dann bin ich wieder ganz alleine hier im Büro. Probst jammerte ebenfalls: „Ja, und wir müssen schon wieder in den Wald.
Wagner fragte: „Brauchen wir einen zweiten Wagen, wie damals im Schwarzwald? Ritter sah zu ihm: „Ja, irgendwann auf jeden Fall.
Probst informierte: „Der Herbst kommt bald, also wärmere Kleidung nicht vergessen." Die Männer nickten und grinsten. Rätsel setzte nochmal Kaffee auf.
Kevin Wagner tippte kurz auf seinem Laptop, den er vor sich auf dem Küchentisch hatte. Dann sah er in die Runde: „Die beiden toten Männer, Tobias Tanner aus Frankfurt und Enrico Hellmann aus Weimar, wurden mehrfach mit dem Verfassungsschutz in Verbindung gebracht. Es gibt einige Zeitungsartikel dazu. Nach dieser brutalen Hinrichtung, recherchierte ein ganzes Heer Journalisten. Dennoch konnte die Presse nur häppchenweise einige Dinge aufdecken. Die sind aber sehr interessant. Wagner übergab ihm Ausdrucke. Ritter staunte: „Sie haben wohl schon vorgearbeitet?
„Ja, hatte zeitweise etwas Langeweile im Urlaub. Ich habe das Internet nach Informationen über die Toten durchsucht."
Dreizehn Uhr gingen die vier Beamten zum Italiener um die Ecke. Ritter war gut drauf: „Heute beginnt schon unser vierter Fall. Die ersten drei haben wir alle gelöst. Nun gut, der dritte wird ja erst im November vor Gericht verhandelt. Probst schmunzelte. Wagner fragte: „Ob wir diesen Doppelmord auch aufklären wer- den?
Ritter sah zu ihm: „Keine Ahnung. Fakt ist aber, dass wir inzwischen als Team gut eingespielt sind. Das macht uns stärker. Na ja, wir werden sehen." Das Essen wurde serviert, es kehrte Ruhe ein.
Am späten Nachmittag trennten sich die Wege der vier Beamten wieder. Kevin Wagner fuhr mit seinem Fahrrad nach Dahlem, wo er mit seiner Mutter ein kleines Einfamilienhaus bewohnte. Mandy Probst fuhr mit ihrem weißen Volvo zurück nach Lichtenberg. Ritter und Rätsel nahmen die U-Bahn. Rätsel musste nach Friedrichshain. Sie bewohnte eine Zweizimmerwohnung in der Boxhagener Straße. Ritter fuhr ebenfalls nach Hause, in den Stadtteil Wedding.
Am Abend packte er seinen Reisekoffer und begann anschließend die Wohnung zu reinigen. Er dachte dabei an die nächsten Wochen. Erneut musste er Berlin verlassen, um seinen Job zu erledigen. Und wie lange würde es dauern? Würde sein Team diesen Fall überhaupt lösen? Wieder führte ihn eine Mordgeschichte in die Natur. Von der Hauptstadt in die Provinz. In den Wald.
Wanderschuhe und Regenjacke habe ich ja eingepackt, waren seine letzten Gedanken an diesem Abend.
# Freitag, 29.August 2014
Mit einem Taxi fuhr Ritter zum Berliner Hauptbahnhof. Um neun Uhr bestieg er den Intercity nach Erfurt, die Hauptstadt Thüringens. Zweieinhalb Stunden später erreichte er sein Ziel. Zwölf Uhr checkte er im Ibis Hotel in der Erfurter Innenstadt ein. Schlichtes Zimmer mit der üblichen Ausstattung. Fenster mit Ausblick in den Innenhof. Er stellte seinen Koffer ab und verließ das Hotel nach wenigen Minuten. Es war heute leicht windig bei warmen zweiundzwanzig Grad. Ziellos lief er durch die Straßen der Altstadt, die im Stadtkern noch erhalten waren. Er überquerte eine enge Brücke und folgte den Wegschildern in Richtung Dom. Als er um eine Ecke bog, sah er überraschend einen großen freien Platz, an dessen Rand sich historische Gebäude erhoben. Viele Touristen fotografierten die geschichtsträchtige Kulisse. Am Ende des Domplatzes führten viele Treppenstufen nach oben. Hier stand der Dom und die Severikirche. In einer Kapelle des Doms war Martin Luther zum Priester geweiht worden. Beindruckt von diesem über achtzig Meter hohen Gebäude mitten im Stadtzentrum lief er weiter durch die mittelalterlichen engen Gassen. Er wollte zur Dienststelle der Kriminalpolizei in der Andreasstraße. Die war hier ganz in der Nähe. Ritter hatte sich mit dem damals zuständigen Kommissar Kranz verabredet. Der Bau hatte vier Etagen und an den vier Enden war jeweils ein Turm integriert, dekoriert mit einem Turmhäubchen.
Ritter betrat das Gebäude und lief gemächlich die Treppen nach oben in die erste Etage. In Zimmer 113 saß Kranz an seinem Schreibtisch als er eintrat. Kranz stand nicht auf, bat aber Ritter auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. „Jürgen Kranz. Und Sie sind Herr Ritter? „Ja. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen.
„Eigentlich hatte ich keine Lust, schon wieder mit einem Wichtigtuer zu reden. Denn das mache ich bereits seit zwei Jahren. Seither habe ich mit gefühlt tausend besonders wichtigen Beamten aus allen möglichen Staatsorganen gesprochen."
Kranz sah ihn frustriert an. Der Erfurter Kommissar hatte seine kurzen schwarzen Haare streng nach hinten gekämmt und ein schmales längliches Gesicht. Ritter schätzte ihn auf Anfang 40. Mehr konnte er noch nicht erkennen, da Kranz erstmal sitzen blieb. Ritter begann zögernd: „Ich setze jetzt blind auf Sie. Ich kenne hier niemand. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich Ihnen trauen kann. Kranz sah ihn erstaunt an: „Okay. Überrascht mich jetzt etwas. Bisher lief es immer umgekehrt. Zugehört und vertraut hat mir niemand. Das freut mich natürlich.
Er grübelte kurz, ehe er sagte: „Wenn Sie lange und ausführlich mit mir sprechen wollen, dann kommen Sie am besten heute Abend zu mir nach Hause. Meine Frau ist auf Forschungsreise in Südamerika. Ich koche uns was und Rotwein habe ich auch zu Hause. Nun war Ritter erstaunt: „Gut, machen wir. Danke für die Einladung. Das freut mich jetzt auch.
Am frühen Abend lief Ritter vom Hotel durch die Innenstadt zum Bahnhof. Er durchquerte den Park hinterm Bahnhof. Einige junge Leute lagen in Gruppen auf dem Rasen, es war noch warm an diesem schönen Sommerabend. Schlendernd erreichte er zwanzig Uhr die Robert-Koch-Straße, direkt am Ausgang des Parks, und klingelte bei Kranz. Der Berliner Kommissar betrat das dreistöckige Mietshaus. Schön gelegen mit Aussicht auf den Park. In der zweiten Etage stand die Tür offen, er trat ein. Ein wunderbarer Geruch wehte ihm entgegen. Ritter schloss die Wohnungstür und folgte dem Duft in die Küche. Dort stand Kommissar Kranz mit Schürze am Herd und drehte sich zu ihm. Er war ungefähr so groß wie Ritter, eins achtundachtzig.
„Dauert noch einen Moment. Nehmen Sie sich ein Glas aus dem Schrank und schenken sich ein. Der Wein steht auf dem Küchentisch. Ritter wollte nicht gleich Rotwein auf seinen nüchternen Magen schütten und fragte deshalb: „Könnte ich erstmal ein Glas Wasser haben, bitte?
Zwanzig Minuten später saßen sie am Küchentisch und verspeisten genüsslich die Rindsrouladen mit Kartoffelbrei und Rotkohl. Es schmeckte vorzüglich und deshalb lobte Ritter schon nach den ersten Bissen: „Unglaublich, Mister Kranz. Absolut lecker. Ihre Rouladen schmecken besser als die meiner Oma, und das will was heißen. Dieses Lob zauberte Kranz ein breites Grinsen ins Gesicht. Er prostete Ritter zu: „Vielen Dank. Es freut mich, dass es Ihnen schmeckt. Trinken wir auf einen spannenden Abend. Prost.
„Prost." Ritter nahm nur einen sehr kleinen Schluck, Kranz hatte einen ganz anderen Zug drauf.
Nach dem Essen nahmen die beiden Kommissare auf der Wohnzimmercouch Platz. Ihre Gläser und die Flasche hatten sie mitgenommen. Kranz sah ihn mit ernster Miene an: „Wissen Sie eigentlich, auf was Sie sich da einlassen? „Nein, wie meinen Sie das?
Kranz zögerte etwas: „Na ja, ich weiß jetzt gar nicht, womit ich anfangen soll. Welche Befugnisse haben Sie denn überhaupt? Ritter antwortete selbstsicher: „Ich habe die Befugnis der Bundesregierung, diesen Doppel-Mord aufzuklären.
Kranz schenkte Wein nach und bemerkte: „Diese Befugnis hatten die Beamten anderer Staatsorgane auch. Also erstmal keine Besonderheit. Und warum