Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Desaster: All connected
Desaster: All connected
Desaster: All connected
eBook457 Seiten6 Stunden

Desaster: All connected

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Der Immobilienberater Bernd Bresson und Ole Ziller, Fernsehreporter in Berlin, entdecken eher zufällig merkwürdige Vorgänge in Politik und Wirtschaft. Zusammen mit Frederike Lehmann und Lilly Hauser, die sie auf sehr eigenartige Weise kennenlernen, gehen sie den Dingen nach. Gleichzeitig ermittelt die Hamburger Staatsanwältin Kerstin Lober in zwei un-geklärten Mordfällen.
Durch Sven Hansen, leitender Redakteur beim RDN, Radio des Nordens, und dem kompromisslosen Journalisten Lars Stemmer wird bald klar, dass es zwischen den Ereignissen eine Verbindung gibt. Es beginnt ein gefährliches Katz und Maus Spiel, bei dem Menschen verschwinden und weitere Morde geschehen. Korruption und Erpressung bestimmen das tägliche Leben im Land und bringen es an den Rand eines fürchterlichen Desasters.
Die Gruppe versucht unter großer Gefahr für das eigene Leben, die Hintergründe dieser Geschehnisse zu finden. Wer steckt dahinter und was ist das Ziel?
Es scheint alles mit allem zusammenzuhängen…
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum6. Aug. 2017
ISBN9783745008906
Desaster: All connected

Ähnlich wie Desaster

Ähnliche E-Books

Krimi-Thriller für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Desaster

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Desaster - Rüdiger Hunsdick

    Desaster

    Titel Seite

    Das Buch

    Der Immobilienberater Bernd Bresson und Ole Ziller, Fernsehreporter in Berlin, entdecken eher zufällig merkwürdige Vorgänge in Politik und Wirtschaft. Zusammen mit Frederike Lehmann und Lilly Hauser, die sie auf sehr eigenartige Weise kennenlernen, gehen sie den Dingen nach. Gleichzeitig ermittelt die Hamburger Staatsanwältin Kerstin Lober in zwei ungeklärten Mordfällen.

    Durch Sven Hansen, leitender Redakteur beim RDN, Radio des Nordens, und dem kompromisslosen Journalisten Lars Stemmer wird bald klar, dass es zwischen den Ereignissen eine Verbindung gibt. Es beginnt ein gefährliches Katz und Maus Spiel, bei dem Menschen verschwinden und weitere Morde geschehen. Korruption und Erpressung bestimmen das tägliche Leben im Land und bringen es an den Rand eines fürchterlichen Desasters.

    Die Gruppe versucht unter großer Gefahr für das eigene Leben, die Hintergründe dieser Geschehnisse zu finden. Wer steckt dahinter und was ist das Ziel?

    Es scheint alles mit allem zusammenzuhängen…

    Danksagung:

    Ich danke meiner lieben Frau, sie hatte immer ein offenes Ohr für meine Probleme, die in den Monaten der Entstehung dieses Buches auftraten. Sie hat mir auch mit ihrer Meinung zu Darstellung und Inhalt der Geschichte viel Unterstützung gegeben. Nicht zu vergessen auch ihr Verständnis, für die vielen Stunden, die ich, vielfach auch bis in die späte Nacht hinein, am Computer verbracht habe. Vielen Dank dafür!

    DESASTER

    All connected

    Roger Hansdijk

    März 2017

    2. Auflage Juni 2017

    Copyright © Rüdiger Hunsdick 2017

    ISBN 9783745072235

    Kontakt: mpe-berlin@arcor.de

    Prolog

    Er fährt den Wagen in die Garage, nimmt seine Tasche und den Mantel vom Beifahrersitz und geht die paar Schritte zum Haus. Die Besprechung war gut gelaufen. Der Winter hat sich auch endlich verabschiedet. Kein Frost mehr. Er ist guter Stimmung. Der Hauseingang ist durch zwei Wandlaternen links und rechts der Tür beleuchtet. In den Fenstern zur Straße brennt erstaunlicherweise kein Licht. Er schließt auf, betritt den Flur, betätigt den Lichtschalter und stellt seine Tasche wie immer neben die Anrichte. Den Mantel wirft er locker und gekonnt über den Garderobenhaken.

    „Hallo, ich bin wieder da!"

    Er erhält keine Antwort. Im übrigen Haus ist es dunkel und absolut still.

    „Haaallo! Ich bin wieder da! ruft er in Erwartung der schon gewohnten Antwort „Ja, ich bin hier! Dann stellt er immer die Frage: „Wo ist hier?"

    Aber heute bleibt es still. Keine Musik in überhöhter Lautstärke, kein Klappern aus der Küche und auch kein Essensgeruch.

    „Hallo! Auch dieses erneute, noch lautere „Hallo bleibt unbeantwortet.

    Er geht weiter ins Wohnzimmer, macht auch dort das Licht an und bemerkt sofort die fehlende Unordnung. Keine Bücher oder Kleidungsstücke, die auf dem Boden oder Sofa liegen. Alles ist so, als wenn gleich alle Lampen angingen, seine Freunde „Happy Birthday" singen oder Fernsehkameras mit der Aufzeichnung seiner Home-Story beginnen würden. Aber nichts Derartiges passiert. Sie hat auch nicht erwähnt, allein ausgehen zu wollen. Außerdem hat sie das in den paar Wochen seit sie bei ihm wohnt noch nie gemacht. Es überkommt ihn ein beklemmendes Gefühl.

    Er geht unruhig durchs ganze Haus. Hier ist sie auch nicht, aber überall aufgeräumt wie lange nicht mehr. Nun steht er in ihrem Zimmer, blickt einmal in die Runde, aufgeräumt und nichts mehr da von ihren Sachen. Mit aufkommender Panik geht er zum Kleiderschrank und öffnet die Türen. Leer! Nein, nicht ganz leer. Die Sachen, die sie zusammen gekauft haben, und die wenigen Dinge seiner Tochter hängen noch da. Alles andere ist weg.

    „Was ist hier bloß los? murmelt er vor sich hin, setzt sich auf die Bettkante und versucht Ordnung in seine Gedanken zu bringen. „Ruf sie an! Er wählt ihre Nummer, aber wie erwartet kommt die Ansage: ‚Diese Nummer ist vorübergehend nicht erreichbar.‘ Sie benutzt das Handy ja nur, wenn sie selbst telefonieren will. Ansonsten ist es aus und die SIM-Karte rausgenommen. Er hat sie mehrmals gefragt, warum sie das mache, aber nie eine vernünftige Antwort bekommen.

    Der Keller! Da war er ja noch nicht. Also läuft er nach unten, die Kellertreppe hinunter, aber auch dort das gleiche Ergebnis. Nichts! Was soll sie auch im Keller? „Eigentlich eine blöde Idee!" denkt er und schüttelt den Kopf über sich selbst.

    Langsam geht er zurück ins Erdgeschoss, in die Küche zum Kühlschrank und nimmt sich die bereits gestern Abend geöffnete Weinflasche heraus. Nachdem er einen großen Schluck genommen hat, geht er mit dem Glas ins Esszimmer und setzt sich auf seinen angestammten Platz. Niedergeschlagen sieht er ins angrenzende Wohnzimmer hinüber. Er sucht für das alles hier nach einer Erklärung. Was hat er falsch gemacht? Oder ist alles ganz einfach und die Dinge würden sich in den nächsten Minuten durch ihr Hereinkommen und ein „Hallo, wie geht es dir? aufklären. Er wartet, aber nichts dergleichen passiert. Dann fällt ihm der Anrufbeantworter ein, springt auf und schaut auf das Gerät. Dort steht aber 0"-Nachrichten!

    Er geht zurück zu seinem Weinglas und nimmt noch einen kräftigen Schluck.

    Sein Blick fällt dabei beiläufig auf das Sideboard. Dort haben sie ihr einziges gemeinsames Foto, das sie überhaupt erlaubt hatte, hingestellt. Es ist noch da, aber jetzt liegt dort auch noch ein weißes Blatt Papier. Es ist unter das Bild geklemmt. Er nimmt es in die Hand, es ist einmal gefaltet.

    Er klappt es auf und liest:

    „Mein Lieber, ich danke dir für alles, was du für mich getan hast. Es war eine unendlich schöne Zeit mit dir. Ich muss dich jetzt verlassen, weil ich dich nicht in diese Sache hineinziehen will. Denke immer an unsere schönen Tage, aber suche nicht nach mir. Es ist zu gefährlich!" Darunter hat sie noch ein Herz gemalt.

    Ihm wird schwindelig und er setzt sich aufs Sofa. Dann blickt er minutenlang auf das Stück Papier ohne auch nur etwas Klares denken zu können. „Verlassen! Nicht in die Sache hineinziehen! Gefährlich." Was soll das? Er weiß nicht, wie lange er dort so sitzt. Dann trinkt er noch viel zu viel Wein, bis er auf dem Sofa einschläft.

    Teil 1

    Kapitel 1

    Ich sitze an meinem Schreibtisch, das IPad vor mir und lese die Mails. Es ist Mitte Januar, Dienstag, kurz vor 19 Uhr. Heute hatte ich drei Termine, für mein Gefühl ist das eher zu viel. Und das bei diesem Wetter, kalt, Neuschnee, lange Staus. Jedes Mal hatte ich mich verspätet. Ich will doch eigentlich kürzer treten. Aber die Leute rennen mir die Bude ein. Alle wollen „Steingold", also Immobilien, Immobilien.

    Die ‚Aktuell‘-Sendung beginnt. Die erste Meldung passt in die Nachrichtenwelt der letzten Tage. Eine große deutsche Bank hat heute mitgeteilt, derzeit und auch weiterhin zahlungsfähig zu sein.

    ‚Wie blöd ist das denn?‘ denke ich. ‚Oder ist die Lage noch schlechter als gedacht, dass man so eine Aussage überhaupt veröffentlicht. Die Panik muss ja schon sehr groß sein!‘

    Prompt berichtet die Redakteurin aus dem Börsensaal, dass die Aktie dieser Bank nochmals brutal eingebrochen ist.

    ‚Kein Wunder, Krisenmanagement ist wohl nicht!‘ schüttele ich den Kopf. Genauso so ungeschickt, wie die in der Autoindustrie. Kaum denke ich das, da kommt die nächste Meldung:

    „Nachdem in den letzten Wochen bereits gegen zwei große deutsche Autokonzerne Anzeigen wegen Umweltvergehen erhoben wurden, hat die deutsche Bundesstaatsanwaltschaft und das amerikanische Umweltamt gegen drei weitere deutsche Unternehmen ebenfalls Strafanträge gestellt. Insgesamt sollen hier weitere 35 Millionen Fahrzeuge betroffen sein. Der DAX gab auf breiter Front nach. Ein Minus von 11 % an einem Tag…" Ich höre nicht mehr hin.

    ‚Erst streiten sie alles ab, dann geben sie nur zu, was bewiesen ist und dann bricht denen das ganze Haus zusammen. Haben die gedacht, das kommt nicht raus?‘

    Ich lese, beantworte oder lösche noch ein paar Mails.

    Um 19:30 Uhr schalte ich um auf die Nachrichten von Berlin-Fernsehen 1. Diese beginnt auch erstmal mit einem Standardthema: dem neuen Flughafen. Hier ist ein weiterer Korruptionsverdacht aufgetaucht. Außerdem hat eine der tragenden Baufirmen heute Insolvenz angemeldet. Man vermutet in diesem Zusammenhang auch überhöhte Rechnungen, die aber wohl wieder brav gezahlt worden sind. Dann haben sie den Pressesprecher gefeuert, weil er in einem Interview zu negative Aussagen gemacht hat. Es ist letztendlich wieder ein späterer Eröffnungstermin zu befürchten…

    ‚Wie oft denn noch?‘ denke ich resigniert, ohne die Meldung bis zu Ende wirklich wahrzunehmen.

    Ich hole mir noch ein Glas Wein und komme gerade zurück, als vom Berliner Kältebus berichtet wird. Nachdem die Weihnachtstage und auch die Tage um den Jahreswechsel mit 12 bis 14 Grad plus äußerst warm gewesen waren, liegen die Temperaturen heute schon bei 8 Grad minus. In den nächsten Tagen soll es in den Nächten bis zu 18 Grad minus werden. Bereits jetzt hat der Kältebus schon viel zu tun, um die 50 Personen hatte man in der letzten Nacht helfen müssen. Der Beitrag zeigt den Reporter Ole Ziller bei Interviews mit Obdachlosen. ‚Ziller mal wieder im Außendienst!‘ denke ich.

    Ich kenne ihn bestimmt schon fast 10 Jahre.

    Ziller spricht unter der Brücke am Bahnhof Zoo mit einem jungen Paar. Sie liegen da mit ihrem Hund, eingewickelt in diversen schmuddeligen Schlafsäcken und Decken. Stark alkoholisiert versuchen sie die kalten Nächte zu überstehen.

    Danach spricht Ziller noch mit einem älteren Mann, der offensichtlich nach dem gleichen Prinzip versucht, sein Schicksal zu meistern. Traurige Bilder, und mit der Aussicht auf noch kältere Nächte eher beklemmend. Zuletzt fragt Ole Ziller eine Frau, die im Gegensatz zu den anderen Befragten aufrecht stehend seine Fragen beantwortet. Ihre Kleidung ist ansprechend, ein Kamelhaarmantel, eine modische Mütze, die sie in die Stirn gezogen hat. Einen farblich abgestimmten Schal, den sie vor das halbe Gesicht gebunden hat. Beides wohl um nicht erkannt zu werden. Die Sachen sind erkennbar teuer gewesen, jetzt allerdings sehen sie etwas abgenutzt aus. Nur ihre klaren Augen kann man sehen. Sie sei seit gut einem Jahr auf der Straße und mache ihr eigenes Ding. Sie mag die Gesellschaft der anderen nicht, da dort Neid und Misstrauen herrschen und auch Alkohol eine wesentliche Rolle spielt. Sie suche sich ihre eigenen Plätze und sei stolz darauf, dass sie ohne Alkohol und Schmutz über die Runden kommt. Sie spricht klar und überlegt, macht insgesamt den Eindruck, ihre Situation im Griff zu haben. Allerdings fürchtet sie sich vor den angekündigt sehr kalten Nächten der nächsten Tage.

    Ich bin beeindruckt von einer solchen Einstellung, trinke noch einen Schluck Wein und habe dabei kein gutes Gewissen.

    ‚Wie kommt eine solche Frau in diese Situation?‘, frage ich mich. Ich schätze ihr Alter auf Ende dreißig.

    In diesem Moment werde ich mir der wohligen Wärme in meinem Haus bewusst.

    Als ich spät in der Nacht nach nur zwei Stunden Schlaf wach werde, geht mir sofort wieder diese Frau durch den Kopf. Ich höre wieder ihre klare und angenehme Stimme.

    Eine halbe Stunde später steht fest: ich will ihr helfen! Gleich morgen früh werde ich meine Kontakte zum Sender, zu allererst Ziller, nutzen, um Näheres über sie herauszufinden. Meine Gedanken verlieren sich in einem vagen Plan, bis ich wieder einschlafe.

    Kapitel 2

    Am nächsten Morgen, nach einem Kaffee und einem Toast, versuche ich Ole Ziller im Sender zu erreichen.

    „Herr Ziller ist noch nicht im Haus, versuchen Sie es doch ab 12 Uhr noch einmal." sagt die Dame in der Redaktion. Kurz nach 12 Uhr habe ich Ziller dann endlich am Telefon.

    „Das kann ich nicht machen. Wir sichern den Personen, die wir interviewen absolute Vertraulichkeit zu. Das gilt auch für Obdachlose, das müssen Sie verstehen." ist die Antwort auf meine Bitte, die Frau kennen lernen zu wollen.

    „Ich verstehe das, aber Sie können sie ja mal fragen, ob sie sich mit uns treffen möchte." fasse ich nach. Nachdem ich alle Varianten der Überredung benutzt habe, sagt Ziller letztendlich zu, sie wenigstens zu fragen. Er würde sich dann melden.

    „Vielleicht können Sie sie ja noch heute erreichen. Denken Sie doch an die kommenden kalten Nächte, ich will ja nur helfen!" rede ich nochmal auf Ziller ein.

    „Ich kann sie ja nicht einfach anrufen, sie hat soweit ich weiß, kein Telefon. Aber ich werde mein Möglichstes tun." sagt er bevor er etwas genervt auflegt.

    Während des Tages erledige ich einige Anrufe, schreibe ein kurzes Statement zu einem Bauvorhaben und bearbeite einige Mails. Aber ich kann mich nicht so recht darauf konzentrieren. Jedes Mal wenn das Telefon klingelt, bin ich enttäuscht, dass es nicht Ziller ist.

    Was ist nur mit mir los? Warum nimmt mich diese Sache so mit? Aber ich brauche nicht lange. Mein Onkel! Der war vor gut 8 Jahren dem Alkohol verfallen, hatte alles hinter sich gelassen und als „Penner" seine Zeit im Freien verbracht. Bis eines Tages die Nachricht seines Todes kam. Er war stark alkoholisiert unter einer Brücke bei minus 14 Grad erfroren.

    Kurz nach 20 Uhr klingelt das Telefon erneut. Eher gleichgültig nehme ich das Handy, ich glaube schon nicht mehr, dass sich Ziller heute noch melden würde und erwarte irgendjemand anderen am Telefon. Umso überraschter bin ich, als ich höre:

    „Ziller hier. Wir treffen uns morgen mit ihr um 15 Uhr im Café Patisse in der Knesebeckstraße."

    „Äh, danke! Ich bin da." Ich will noch etwas sagen, aber Ziller hat schon wieder aufgelegt.

    Das war geschafft! Aber jetzt beginne ich darüber nachzudenken, wie ich das anstellen soll. Was soll ich sagen und wie würde sie reagieren. Klar war mir mittlerweile, dass ich ihr vorschlagen würde, ein paar Tage, wenigstens die kommenden sehr kalten Nächte bei mir im Haus zu wohnen. Ich habe ein Gästezimmer, das frühere Zimmer meiner Tochter, mit eigenem Bad, da kann sie wohnen. Aber sie kennt mich ja nicht, würde sie das annehmen? „Ich mache mein eigenes Ding!" hatte sie gesagt. Das würde nicht leicht werden.

    Kapitel 3

    Ich verbringe den nächsten Vormittag vornehmlich damit, mir meine Worte zurecht zu legen, die ich ihr sagen will. In der Nacht habe ich sogar in Erwägung gezogen, ihr von meinem Onkel zu erzählen.

    Es hat wieder geschneit und so fahre ich rechtzeitig los. Zu spät kommen, will ich dieses Mal auf keinen Fall.

    Im Café Patisse sind um 14:30 Uhr noch zwei Tische frei, ich setze mich an einen Tisch im hinteren ruhigen Teil des Cafés, aber mit Blick zur Tür. Um kurz vor 15 Uhr erscheint Ziller.

    Allerdings allein! Nach einer kurzen Begrüßung sagt er:

    „Sie machen vielleicht Dinger mit mir. legt er gleich los. „Das ist die absolute Ausnahme, dass ich sowas mache. Wenn ich Sie nicht schon so lange kennen würde, ginge das gar nicht!

    Um 10 Minuten nach 15 Uhr ist sie noch immer nicht da.

    „Sind Sie sicher, dass sie kommt?" frage ich unruhig.

    „Keine Ahnung. Zugesagt hat sie, aber…" er zieht die Augenbrauen hoch und macht eine fragende Handbewegung. In diesem Moment geht die Tür auf und sie betritt das Café.

    Kapitel 4

    Frederike Lehmann trägt die gleiche Kleidung wie im Fernsehen. Den Schal hat sie jetzt aber nicht vor das Gesicht gezogen. Sie blickt sich suchend um und geht, nachdem sie Ziller erkannt hat, langsam auf die beiden Männer zu.

    ‚Der Mann neben Ziller wird dann wohl dieser Bresson sein.‘ denkt sie. Sie hat sich heute Morgen in einem Internetcafé ein paar Informationen über diesen Mann besorgt.

    Bernd Bresson, 50 Jahre alt, verwitwet, eine Tochter. Er war jahrelang als Immobilienkaufmann Mitinhaber einer Objektentwicklungsgesellschaft. Nach dem Tod seiner Frau vor fünf Jahren hatte er sich aus der Firma zurückgezogen. Arbeitet jetzt wohl nur noch freiberuflich als Berater und hält gelegentlich Vorträge zum Thema Immobilien bei verschiedenen Verbänden und Investorengemeinschaften. Über seine sonstige Familie steht nicht viel im Netz. Außer, dass seine Tochter wohl mittlerweile in Vancouver, Kanada lebt.

    Über Ziller hatte sie sich ja schon vorher einige Daten besorgt. Ole Ziller ist 53 Jahre alt, geschieden, keine Kinder. Studium als Journalist und nach verschiedenen Tätigkeiten bei Radio- und Fernsehsendern im In- und Ausland, ist er nun seit über 10 Jahren einer der bekanntesten Reporter und Moderatoren beim Berlin-Sender 1. Ältere Informationen sagten, dass seine Eltern seit vielen Jahren in Süddeutschland leben. Ob das aber noch stimmt oder ob sie überhaupt noch leben, darüber gab es nichts.

    Kapitel 5

    Den großen Rucksack stellt sie neben den Tisch auf den Boden und setzt sich mir gegenüber. Mich schauen klare und forschende Augen an. Ziller stellt uns vor:

    „Frau Lehmann, das ist Herr Bresson. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, er ist ein sehr guter Bekannter von mir. Ich würde das hier sonst nicht machen."

    „Schon gut. Ich mache mir gern mein eigenes Bild." kommt ihre Ansage, die deutlich erkennen lässt, dass das hier noch nicht gelaufen ist.

    „Was möchten Sie trinken? Einen Kaffee, vielleicht ein Stück Kuchen? versuche ich ins Gespräch zu kommen und erspare mir ein „Ich freue mich, dass Sie gekommen sind!. Sie nimmt einen Latte Macchiato und ein Stück Käsekuchen.

    Ich überlege kurz und komme zu dem Schluss, dass ich bei dieser Frau keine großen Vorreden machen sollte. Also – wie sagt man immer so schön – falle ich gleich mit der Tür ins Haus.

    „Frau Lehmann, ich möchte Ihnen gern einen Vorschlag machen." beginne ich, als die Kellnerin ihre Bestellung gebracht hat.

    „Ich weiß, dass es etwas merkwürdig für Sie klingen mag. Aber ich lade Sie ein, einige Tage, bis die große Kälte vorbei ist, in meinem Haus zu wohnen."

    Als sich ihre Augen verengen und sie Luft holt, um etwas zu sagen, hebe ich leicht die Hand und fahre fort:

    „Bitte, lassen Sie mich erklären. Es soll kein Almosen sein, es ist auch nicht aus Mitleid. Ihre Art, wie Sie ihre Situation und den Umgang damit im Fernsehen beschrieben haben, hat mir sehr gefallen, nein sagen wir, mir sehr imponiert. Ich gebe Ihnen das Gästezimmer mit einem separaten Bad und Sie helfen mir im Büro. Ich brauche eine Unterstützung im Büro und Herr Ziller hat mir verraten, dass Sie da gewisse Erfahrungen haben. Terminvereinbarungen, Telefonate führen und Texte formulieren. Solange Sie wollen, Sie können das jederzeit beenden." Ich mache eine Pause um nicht den Eindruck zu erwecken, ich würde sie zu texten wollen.

    Nach einem Moment fügt Herr Ziller hinzu: „Frau Lehmann, wie gesagt, ich kenne Herrn Bresson schon einige Jahre. Sie können ihm vertrauen. Ich biete Ihnen an, dass Sie mich jederzeit kontaktieren können. Wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist, bin ich sofort da."

    Sie denkt nach. Trinkt einen Schluck von ihrem Kaffee und isst das Stück Kuchen. Es ist eigentlich nicht ihr Ding, sich auf eine solche Sache einzulassen, das sieht man ihr an. Aber sie hat in den letzten Monaten – ohne es sich offensichtlich selbst eingestehen zu wollen – vermutlich viel Kraft gelassen. Im Innersten hasst sie es auch so zu leben, wie sie es derzeit tut. Die Angst vor den angekündigt sehr kalten Nächten tut ihr Übriges.

    Sie hat schon so hohe Risiken auf sich genommen, warum soll sie jetzt auf diesen Vorschlag nicht eingehen? Sie schaut mir tief in die Augen, so als wenn sie meine Gedanken lesen will.

    Ich sehe, wie es in ihr arbeitet und will gerade sagen „Bitte, überlegen Sie es sich doch!", als sie anfängt:

    „Und Sie haben wirklich etwas für mich zu arbeiten? Wie Sie schon sagten, Almosen und Mitleid will ich nicht!"

    Ich nicke nur und lasse ihr Zeit. Ein weiterer Schluck aus der Tasse. Dann schaut sie mir noch mal in die Augen. Ich halte ihrem Blick stand. Jetzt nicht wegsehen oder….

    „Okay, dann mache ich mit. Aber wenn ich nicht mehr will, ist sofort Schluss. Ohne große Diskussionen!" Man merkt ihr an, dass es ihr nicht leicht fällt, aber sie hat eine Entscheidung getroffen.

    Kapitel 6

    Wir fahren mit Ziller zu meinem Haus. Ich zeige ihr alles, auch ihr Zimmer, das ehemalige Zimmer meiner Tochter und das dazugehörige Bad. „Hier sind noch einige Sachen von meiner Tochter, die können Sie auch gern benutzen, sind natürlich alle frisch gewaschen."

    Nachdem Ziller gegangen ist, sitzen wir im Wohnzimmer. Sie im schwarzen Ledersessel und ich ihr gegenüber auf dem Sofa. Ich glaube, jeder überlegt, jetzt wo wir allein sind, was wir sagen sollen. Sie greift spontan zu ihrer Handtasche, die sie neben dem Sessel hingestellt hat. Eine edle Tasche, allerdings ist auch diese etwas lädiert von den vielen Tagen im Freien. Sie nimmt ihre Zigaretten und das Feuerzeug heraus, blickt fragend zu mir herüber und dann zur Terrassentür:

    „Darf ich auf ihrer Terrasse rauchen?"

    „Ja, natürlich. Ich glaube, ich muss auch erstmal eine rauchen." antworte ich erleichtert.

    So stehen wir beide nebeneinander auf der Terrasse und paffen so vor uns hin. Schauen in den Abendhimmel, der ein schönes Abendrot zeigt. Es ist klare Luft, aber auch saukalt. Es ist lange her, dass ich hier mit jemandem so gestanden habe. Die Gedanken fliegen nur so durch meinen Kopf. Wie geht das bloß hier weiter? …

    Nach ein paar Zügen macht sie abrupt die Zigarette aus und sagt:

    „Ich gehe jetzt erstmal auspacken und dann duschen. Ist das ok?"

    „Klar. Machen Sie das!"

    Im nächsten Moment denke ich: ‚Blöde Antwort.‘

    Aber irgendwie bin ich froh, dass keine großen Fragen kommen und sie zu erkennen gibt, dass sie jetzt erstmal hier bleiben würde.

    „Wenn Sie mögen, können wir nachher noch eine Pizza essen. Ich habe leider heute nicht mehr einkaufen können."

    Ich hoffe, dass sie zustimmt. Sie hat ja außer Kuchen auch noch nichts gegessen.

    Sie schaut mich kurz an und erwidert: „Pizza ist gut. Hatte ich lange nicht mehr." Ist da ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht?

    Sie geht die Treppe hoch und verschwindet in ihrem Zimmer. Einige Zeit später höre ich das Wasser im Bad rauschen und lege die Pizza in den Ofen. 15–18 Minuten steht auf der Packung. Nach 12 Minuten rauscht das Wasser immer noch und ich drehe den Ofen herunter. Wenigstens will ich das einzig Essbare im Haus nicht auch noch verbrennen lassen. Ich hole den Weißwein aus dem Kühlschrank, öffne die Flasche, setze mich auf den Hocker in der Küche und trinke ein halbes Glas. Jetzt höre ich den Fön. Es ist ungewohnt, wieder Geräusche im Haus zu hören, die ich nicht selbst mache. Dann warte ich. Als die Tür oben aufgeht, schaue ich hoch. Sie kommt in einem grauen Jogginganzug meiner Tochter die Treppe herunter, ihre Haare hat sie jetzt nicht mehr zusammengesteckt. Sie sind schulterlang geschnitten, etwas ausgefranst. ‚Wohl selbst geschnitten.‘ denke ich.

    „Haben Sie alles gefunden? frage ich mit einem besorgten Lächeln. „Möchten Sie ein Glas Wein?

    Im gleichen Moment bereue ich die Frage. Sie hat sich doch klar negativ zum Alkohol geäußert.

    „Ja gern. Was haben Sie denn? ist die überraschende Antwort. „Chardonnay.

    „Den mag ich. Die Pizza ist wohl schon verbrannt? Ich habe wirklich sehr lange geduscht, aber es war herrlich, mal wieder warmes Wasser und gute Seife zu haben und alles so sauber!"

    „Ich glaube, sie ist noch essbar."

    Wir schneiden die Pizza in vier Teile. Sie nimmt das Glas hoch, hält es mir zum Anstoßen entgegen und dann machen wir uns über die Pizza her.

    Nach dem Essen steht sie auf und sagt: „Ich bin sehr müde und würde jetzt gern das warme Bett genießen."

    „Alles klar. Dann schlafen Sie gut und wenn etwas ist, klopfen Sie an meine Schlafzimmertür. Oben, am anderen Ende des Flures."

    Sie nickt mir kurz zu, geht dann die Treppe hoch und verschwindet in ihrem Zimmer. Ich bleibe noch auf eins, eher zwei Gläser Wein im Wohnzimmer sitzen, nur unterbrochen durch eine, eher zwei Zigaretten auf der Terrasse. Im Bett habe ich seit langer Zeit ein gutes Gefühl nicht mehr allein im Haus zu sein. Ich schlafe ein…

    Am nächsten Morgen werde ich wach, durch Geräusche in der Küche. Geschirr und Besteck klappern, dann riecht es nach frischem Kaffee und Toast. Als ich die Treppe herunter gehe, sehe ich sie in der Küche emsig hantieren. Sie hat den Bademantel meiner Tochter an und die Haare nach oben zusammengebunden. Als sie die Schritte hinter sich hört, dreht sie sich um:

    „Habe ich Sie geweckt? Ich habe schon mal Frühstück gemacht, mögen Sie Spiegeleier mit Toast?"

    „Spiegeleier, ja gern!" antworte ich und es ist die Wahrheit.

    Ich schaue ihr zu, wie sie die Spiegeleier gekonnt auf die Teller und den mit Butter bestrichenen Toast daneben legt. Dann schaut sie mich an und da ist ein Lächeln, diesmal deutlich zu erkennen.

    Teil 2

    Kapitel 1

    In den nächsten Tagen hält die Kältewelle an. Ich habe mich mittlerweile schon irgendwie an die Anwesenheit meines Gastes gewöhnt. Es tut mir gut, hier nicht immer allein zu sein. Ich habe ihr meine Arbeit erläutert und gezeigt, wo welche Unterlagen stehen. Sie hat auch schon mit den ersten Berichten begonnen, die zu schreiben sind. Abends kochen wir zusammen, diskutieren dabei über aktuelle Themen und danach über Gott und die Welt. Oder sehen irgendwelche Krimis im Fernsehen. Das mögen wir beide.

    Heute Abend kommt die Wiederholung einer Sendung mit Loriot. Schon alt, aber wir lachen beide bis die Augen tränen. Plötzlich nimmt sie ihr Glas.

    „Ich bin übrigens Rieke. Ich bin überrascht, aber antworte ihr: „Und ich bin Bernd. Wir stoßen an und küssen uns, erst auf die linke und dann auf die rechte Wange.

    Ein gutes Gefühl. ‚Sie fühlt sich wohl!‘ freue ich mich. Wir unterhalten uns noch eine Zeit. Dann sagt sie:

    „Kommst Du mit eine rauchen? Danach gehe ich ins Bett. Ich nicke. Als wir wieder im Wohnzimmer sind, schaut mich Rieke eigenartig an: „Dann gute Nacht, Bernd. Träum was Schönes. Ich schaue ihr mit einem bestimmten Kribbeln im Bauch nach. „Hoppla, was ist das denn?" sage ich zu mir.

    Kapitel 2

    Die nächsten 2 Wochen mit Rieke bin ich gut gelaunt, wie schon lange nicht mehr. Die Zeit geht ins tiefgefrorene Land: gemeinsames Frühstücken, dann die Arbeit, ich erledige ab und zu einige Außentermine, Rieke macht Schreibarbeit oder irgendwelche Recherchen, um die ich sie gebeten habe. Es gibt immer mehr kleine Berührungen, nicht zufällig, ein kurzer Kuss beim morgendlichen Hallo und einen Gutenachtkuss. Auf dem Sofa liegen wir nah beieinander, unsere Hände berühren sich. Wir genießen es.

    Aber wir haben beide wohl Angst davor, dass mehr passiert. Sie wollte ja nur aus dieser verdammten Kälte raus. Und ich wollte ihr nur helfen. Was ist, wenn es wieder wärmer wird? Wenn sie wüsste! Ich würde sie doch nicht mehr in dieses Leben zurückschicken. Aber was wäre, wenn sie selbst dahin zurück will?

    ‚Dann stehst Du blöd da, Bernd!‘ grübele ich.

    „Wie lange wohnst Du schon hier?" holt mich Rieke an diesem Abend aus meinen Überlegungen.

    „Oh, schon über zwanzig Jahre." erkläre ich.

    „Dafür hast Du aber eine ganz schön moderne Einrichtung. Dieses weiße Sofa und das tolle rote Esszimmer. Gefällt mir." stellt sie fest.

    „Naja, daran ist wohl eher meine Tochter schuld. Sie hat gesagt: ‚Auch wenn Deine Haare schon etwas grau werden, muss Du ja nicht wohnen wie eine graue Maus.‘ Ich erinnere mich noch gut an die gemeinsamen Einkäufe der Möbel und an die langen Diskussionen über die Farben.

    Rieke streichelt mir über das Haar. Ich bekomme Gänsehaut. „Deine Haare gefallen mir auch."

    Ich küsse sie. Der Kuss ist länger und anders als bisher.

    Kapitel 3

    Irgendwann in diesen Tagen ruft Diane, meine Tochter an. Sie lebt jetzt in Kanada. Rieke ist gerade unter der Dusche. Ich melde mich: „Hallo, meine Kleine!"

    „Du sollst nicht immer ‚meine Kleine‘ zu mir sagen, Papa!" schimpft sie.

    „Schon gut. Sag mir lieber, wie es Euch geht. Was macht das Baby?" frage ich.

    „Naja, ‚Baby‘ hört sie mit fast einem Jahr bestimmt auch nicht mehr gern. Aber es ist alles in Ordnung, sie macht die ersten Schritte und plappert den ganzen Tag."

    „Und Bob?" Ihr Mann, der in Berlin studierte, arbeitet in der Forschungsabteilung eines Technologieunternehmens. Während seiner Zeit in Berlin hatten die beiden sich kennengelernt und mir dann vor gut zwei Jahren mitgeteilt, dass sie gemeinsam nach Kanada gehen. Zuerst war ich traurig, dass ich dann wohl in diesem großen Haus demnächst allein wohnen würde. Aber letztendlich wollte ich dem Glück meiner Tochter nicht im Wege stehen. Und Bob ist ja auch wirklich ein feiner Kerl.

    „Bob hat gerade viel zu tun. reißt Diane mich aus meinen Gedanken. „Die stehen kurz vor der Fertigstellung eines neuen, ganz wichtigen Produkts. Aber wenn das geschafft ist….

    In dem Moment höre ich Schritte auf der Treppe. Auf halber Höhe steht Rieke im Bademantel und ruft:

    „Bernd, wo hast Du denn den Fön hingelegt?" Erst dann sieht sie, dass ich telefoniere und hält entschuldigend die Hand vor den Mund.

    „Papa? Du bist nicht allein, oder?" Diane war schon immer sehr aufmerksam.

    „Äh, das ist meine neue Bürohilfe." stottere ich.

    „Bürohilfe! Und die schreibt die Berichte nicht mit dem Computer, sondern mit dem Fön, oder was? Papa, Papa, wenn ich da was merke." frotzelt sie.

    „Bürohilfe ist nicht ganz richtig. Ein guter Freund hat mich gebeten, seine Bekannte für ein paar Tage bei mir aufzunehmen. In ihrer Wohnung gab es einen Wasserschaden und…" versuche ich aus der Nummer herauszukommen.

    „Papa, hör auf! Du kannst viele Sachen sehr gut. Aber lügen konntest Du noch nie gut." fällt Diane mir ins Wort.

    „Na ja, das mit dem Freund stimmt schon. Ein bisschen wenigstens. Ich wollte doch Rieke nur helfen, dabei sind wir uns dann etwas näher gekommen."

    „Also Rieke heißt sie. Und näher gekommen. Papa, das klingt wie in einem Deiner Berichte über ein Haus. Aber, ist schon gut. Du änderst Dich ja sowieso nicht mehr. Ich freue mich sehr, dass Du in diesem großen Haus nicht mehr allein bist."

    Dann reden wir noch über ein paar belanglose Dinge und verabschieden uns: „Bis bald!"

    Teil 3

    Rieke ist jetzt seit gestern Abend weg. Ich habe für das, was passiert ist keinen weiteren Hinweis gefunden. Heute Abend kommt Ziller zu Besuch. Ich habe ihn heute Mittag angerufen und ihm von Riekes Verschwinden erzählt. Er versprach so gegen acht vorbei zu kommen, weil er wohl merkte, wie schlecht es mir geht. Er hat schon zu Abend gegessen und ich, ich habe keinen Hunger. Nun sitzen wir hier in meinem Wohnzimmer und trinken einen Prometus, einen guten spanischen Rotwein.

    Nachdem wir irgendwie versucht haben, für Riekes Verschwinden, insbesondere für ihre merkwürdige Begründung, eine Erklärung zu finden, leider ohne Ergebnis, sagt Ziller:

    „Sie werden es kaum glauben, aber mir ist auch eine seltsame Sache passiert. Es ist eine längere Geschichte." kündigt er an.

    „Das macht nichts, ich habe noch genug Wein im Haus."

    Ich bin froh, etwas abgelenkt zu werden. Und eins muss man Ziller lassen, Geschichten erzählen, das kann er. Er beginnt:

    „Vor einigen Monaten hatte ich einen Traum, glaube ich zumindest. Genau weiß ich das bis heute nicht." scherzt er. Wir trinken beide noch einen Schluck Prometus. Dann fährt er fort:

    „In meinem Traum fand ich auf meinem Schreibtisch eine Einladung von ‚Menschen helfen einsamen Tieren‘. Diesmal wollte man Hunden helfen. Da ich ja ein großer Hundeliebhaber bin, entschloss ich mich, dahin zu fahren und eine Reportage darüber zu machen. Wenn ich nicht so viel unterwegs wäre, hätte ich mir schon lange einen Hund zugelegt. Also fuhr ich zu dieser Adresse, dort befand sich eine große alte Gewerbehalle.

    Auf dem Plakat vor dem Eingang stand ‚Menschen helfen einsamen Tieren‘. Das Wetter war recht warm, davor saßen eine Menge Leute auf Bänken, die rund um einen künstlich angelegten Teich, mit kleinen und großen Steinen, aufgestellt waren. Am einen Ende war ein Steinhaufen aufgestapelt worden, von dem ein kleiner Wasserfall sprudelte. Ich setzte mich zunächst auf einen freien Platz, legte meine Tasche mit meinen üblichen Utensilien neben mich und beobachtete das Treiben. Es war offensichtlich jung und alt, Männer wie Frauen hier zusammen gekommen. Dazwischen liefen einige Hunde, tendenziell alles Mischlinge, süße und weniger süße, herum.

    Nachdem ich mir das einige Zeit angesehen hatte, stand ein junger Mann vor mir, blickte auf meine Jacke mit dem Senderlogo und sagte:

    ‚Sie sind der Mann vom Berlin-Sender 1! Ich bin Thomas. Herzlich willkommen. Möchten Sie ein Bier, bevor ich Ihnen alles zeige?" Gute Idee fand ich und nickte. Der Thomas verschwand kurz und kam mit zwei frisch gezapften Bieren wieder. Dann gab er mir ein paar Informationen zu der Initiative.

    ‚Kommen Sie mit in die Halle. Ich zeige Ihnen alles.‘ schlug er vor. Ich nickte, stand auf und folgte ihm durch das große Tor in die Halle.

    Das Tor versprach nicht zu viel, die Halle dahinter war riesig. Auf der linken Seite waren lange Tische und Bänke aufgestellt. Hier saßen erstaunlich viele Menschen verschiedener Couleur und unterhielten sich angeregt. In der Mitte, direkt vor mir, war ein großer freier Platz, an dessen Ende war ein Kinderkarussell aufgebaut. Die typische Kirmesmusik erklang und die Kinder hatten offensichtlich ihren Spaß. Rechts in der Halle waren wohl auch Tische und Bänke, aber das konnte ich in meinem Traum nicht klar erkennen. Hinter dem Karussell setzte sich die Halle fort. Auch dort saßen Menschen, aber auch nur unklar zu erkennen. Hier gab es noch mehr freilaufende Hunde.

    ‚Das ist unser Prinzip. Die Hunde

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1