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Die Liga der Paladine: Die fantastischen Abenteuer der Wagner Air Charter
Die Liga der Paladine: Die fantastischen Abenteuer der Wagner Air Charter
Die Liga der Paladine: Die fantastischen Abenteuer der Wagner Air Charter
eBook498 Seiten5 Stunden

Die Liga der Paladine: Die fantastischen Abenteuer der Wagner Air Charter

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Über dieses E-Book

Die Jagd der Polizei nach den im Band "Die Firma des Piloten" entkommenen Falcone-Vettern geht 2013 mit Unterstützung der Wagner Air Charter (WAC) in diesem Fortsetzungsband in die letzte Runde, auch wenn zunächst nicht klar ist, wie die aktuellen mit den vergangenen Fällen zusammenhängen.
Und trotz geschäftlich hoher Belastungen heiraten Michael u. Anna Wagner zu Weihnachten 2013. Gleichzeitig findet die noch ausstehende kirchliche Hochzeit von Waltraud Wagner u. Matthias Debus statt. Ab Anfang 2014 wird der Personentransport per Hubschrauber zu einer weiteren einträglichen Einnahmequelle der WAC. Ferner stehen für die Besatzung des firmeneigenen EC-635 gelegentliche Hilfseinsätze für die bayerische Polizei u. die bayerische Bergrettung an. Aber dann geschehen ab April 2014 seltsame Dinge. Den Anfang macht der vermisste Hubschrauber eines dubiosen italienschstämmigen Rosenheimer Geschäftsmanns, der im österreichischen Karwendelgebirge auf der Jagd nach einem bei Kriegsende verschollenen Schatz in seinem gelandeten Privathubschrauber erschossen wird. Nachforschungen zeigen rasch, dass es dabei um einen Schatz geht, den SS-Angehörige zu Kriegsende in Sicherheit bringen wollten und hinter dem jetzt u.a. eine rechtsradikale Geheimorganisation namens 'Die Liga der Paladine' her ist.
In diesem Kontext tauchen auch völlig unerwartet die Falcone-Vettern wieder auf der Bühne des Geschehens auf. Nur wenige Monate später holt den ehemaligen Polizisten und jetzigen Unternehmer Michael Wagner das seinerzeit an seinen Eltern verübte Verbrechen nochmals ein. Denn eine junge Frau, die von seinem Partner Matthias als VIP-Fluggast von Siegsdorf bei Traunstein nach Graz geflogen werden soll, wird am vereinbarten Abholpunkt entführt, wobei Michaels mitfliegender Ex-Kollege, Hauptkommissar Markus Leitner, durch Schüsse der Kidnapper schwer verletzt wird. Und am Ort der gewaltsamen Entführung finden sich erneut DNA-Spuren, die mit denen der Mörder seiner Eltern übereinstimmen.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum20. Dez. 2016
ISBN9783741877803
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    Buchvorschau

    Die Liga der Paladine - K.B. Stock

    Prolog      Kommandosache Juwel – April 1945

    Der von den Nationalsozialisten angezettelte 2. Weltkrieg war schon seit vielen Monaten verloren. Inzwischen schrieb man Anfang April 1945. In der schon mehrfach aus der Luft angegriffenen Erprobungsstelle Rechlin an der mecklenburgischen Seenplatte wurde jedoch noch immer versucht, dem nicht mehr abwendbaren Fiasko mit fortwährend neuen Wunderwaffen zu entgehen.

    Und noch immer gab es einige stramme Parteisoldaten, die es nicht wahrhaben wollten, dass der Krieg ihres größenwahnsinnigen Führers längst verloren war.

    Zu diesen unbelehrbaren Sturköpfen gehörte unter anderem auch SS-Hauptsturmführer Karl Schupp, der nach einem brutalen Raufhandel unter Luftwaffenkameraden im Jahr 1940 als zwanzigjähriger Leutnant zwangsweise seinen Dienst in den regulären Streitkräften hatte quittieren müssen.

    Jedoch hatte er es danach mit der ihm angeborenen, rücksichtslosen Art über seinen Eintritt in die SS geschafft, wieder als Testpilot in den Flugdienst auf einer, inzwischen weitgehend von der SS kontrollierten Basis eingesetzt zu werden.

    Und genau zu dem war die Erprobungsstelle Rechlin in den letzten Kriegsmonaten vor dem endgültigen Zusammenbruch des sogenannten Dritten Reichs verkommen. Dort, wo die deutsche Luftwaffe früher bemerkenswerte Tests mit neuem Fluggerät durchgeführt hatte, war jetzt – genauso, wie in Peenemünde – ein vom Reichsführer persönlich bestellter SS-Brigadeführer am Werk.

    Ebenso wie der dicke Reichsluftmarschall, der mittlerweile aufgrund seiner großspurigen Reden von keinem seiner Luftwaffenpiloten mehr ernst genommen wurde, faselte der aus Österreich stammende SS-Brigadeführer tagein tagaus vom Endsieg und den unschlagbaren Fähigkeiten immer neuer geheimer Wunderwaffen.

    Als in der letzten Aprilhälfte das Finale der Wahnsinnsherrschaft immer näherkam, erschien der sonst so unerschütterliche SS-General in der Fliegerbaracke. Wie immer strahlte er oberflächlich-joviale Zuversicht aus, zu der aber sein teigiges Gesicht und sein nervöses Augenzucken nicht so recht zu passen schienen.

    „Schupp, ich muss in Kürze im Führerauftrag zu ’ner dringenden Dienstreise nach Spanien aufbrechen. Doch zuvor hab’ ich noch ’nen kriegswichtigen Auftrag für Sie. Ist streng geheim. Sie sind doch mit der Do 335 vertraut?"

    „Ja, Herr Gruppenführer, das bin ich in der Tat. Über 80 Flugstunden. Ein ausgezeichnetes, sehr schnelles Flugzeug, diese Do 335. Damit kann man die amerikanischen Mustangs ratzfatz wegpusten. Haben aber leider zu wenige davon."

    „Na dann wird Ihnen mein geheimer Sonderauftrag – oder ich sollte wohl besser sagen, der des Reichsführers – keine wirklichen Probleme bereiten. Sie starten heute Nachmittag mit der letzten Erprobungsmaschine, die wir im Moment noch hier haben. Und aus Luftkämpfen halten Sie sich gefälligst raus. Viel wichtiger ist, dass Sie die Maschine heil bei unseren Kameraden am Zielort abliefern."

    „Und wohin genau soll’s gehen?", fragte Karl Schupp diensteifrig zurück.

    „Zuerst mal zum Flugplatz Erding bei München. Dort erhalten Sie weitere Instruktionen. Soviel kann ich Ihnen aber schon sagen – Sie werden einen absolut kriegswichtigen und deshalb geheimen Werttransport durchführen.

    Nach Ihrem Tankstopp in Erding werden Sie über Mittenwald in Richtung Italien und dann in der Nacht entlang der Mittelmeerküste nach Spanien weiterfliegen Ich werde Sie dort auf dem Flugplatz Armilla in der Provinz Granada erwarten.

    Wenn Sie Mittenwald passiert haben, wird Sie die Freya¹-Stellung SALAMANDER auf dem Hafelekar² auf UKW-Funk in Empfang nehmen und leiten.

    Die dortigen Luftwaffenknilche sind nachtjagdeinsatzfähig und können den Luftraum bis Trient überwachen. Die sollen Ihnen dann sagen, ob und wo Ihre Flugstrecke über den Brenner feindfrei ist. Alles verstanden, Hauptsturmführer?"

    „Jawoll, Herr Brigadeführer – alles verstanden! Ich mach’ dann mal die Flugplanung. Melde mich ab", erwiderte der betont zackig salutierende SS-Offizier Schupp, ehe er sich auf den Weg zur Einsatzbaracke der Erprobungsstelle Rechlin machte.

    Als Karl Schupp nach einem kurzen Telefonat mit seinem Bruder Walter knapp eine Stunde später in Richtung der abflugbereiten Do 335 ging, fielen ihm die in Zugstärke angetretenen SS-Wachen auf, die den inzwischen aufgetankten Flieger wohl bis zum Start nicht aus den Augen lassen sollten.

    „Herr Hauptsturmführer, Ihre Ladung ist bereits an Bord. Der innere Bombenschacht ist deswegen nicht bedienbar. Aber Sie haben ja für den Fall der Fälle noch Ihre drei Bordkanonen", meldete der wachhabende SS-Scharführer sofort.

    „Bei der Geschwindigkeit, die diese Kiste fliegt, werde ich die kaum brauchen und den scheiß Amis werd’ ich wohl ’ne lange Nase drehen, Scharführer. Trotzdem, vielen Dank fürs Bewachen. Ich geb’ euch Zeichen, wann ihr die Bremsklötze wegziehen sollt. Alles klar?"

    „Verstanden, Herr Hauptsturmführer! Wir warten auf Ihr Daumen-hoch-Zeichen", erwiderte der SS-Mann gleich darauf.

    Doch der letzte Flug der Do 335 sollte anders verlaufen, als von ihrem Flugzeugführer geplant. Als Karl Schupp am späten Nachmittag kurz nach Ingolstadt in Richtung Erding abdrehte, bemerkte er schon die Gewitterwolken, die sich über der Alpenkette langsam aufzutürmen begannen. Und auch im Voralpengebiet hatte es bereits zu regnen begonnen.

    „Sie wollen bei dem Dreckwetter doch nicht mitten in dieses Gewitter hineinfliegen?", hatte der Luftwaffenoberst gefragt, als sich Karl Schupp mit seiner Überführungsmission zum Auftanken bei dem Platzkommandanten des Luftwaffenstützpunkts meldete.

    „Genau das will ich, Herr Oberst. Wozu ist man schließlich Testpilot? Auch wenn die großdeutsche Luftwaffe mich vor einigen Jahren ausgemustert hat, habe ich noch immer den Glauben an mein fliegerisches Können und den Endsieg nicht verloren. Was man ja leider nicht von jedem aktiven Luftwaffenpiloten behaupten kann. Und Sie, verehrter Herr Oberst, hätten diesen Glauben wohl besser auch", erwiderte Karl Schupp ein wenig pikiert.

    „Wo kann ich hier mal ungestört telefonieren", fragte er dann weiter, wobei er die von Wut geprägte Miene seines Gegenübers geflissentlich übersah.

    „Nehmen Sie den Apparat hier in meinem Büro – ich geh’ so lange nach draußen. Die Null vorwählen, wenn Sie ein Amt haben wollen, die Neun, wenn Sie mit Berlin sprechen wollen. Sofern die Verbindungen noch funktionieren. Die Amerikaner sind nämlich bereits auf dem Weg hierher. Besser Sie schauen nach dem Auftanken, dass Sie rasch von hier wegkommen. Hier ist übrigens noch ein Fernschreiben, das vorhin noch für Sie durchgekommen ist."

    Nach dem Lesen des kurzen Texts, hatte Karl Schupp schon wenige Minuten später seinen in Innsbruck lebenden Bruder Walter am Ohr. „Bin gerade in der Nähe von München gelandet und fliege gleich nach Süden weiter. Wie ist das Wetter bei dir in Innsbruck?"

    „Nicht berauschend. Seit zwei Stunden tobt hier ein Schneegewitter, das sich gewaschen hat. Wieso fragst du?"

    „Na ja, ich muss nachher noch bei – oder besser gesagt – über dir vorbei. Aber sag’ mal, was haben du und deine Fahnder in Paris, Wien und Berlin den fetten Judenbonzen denn die ganzen Jahre über an kleinvolumigen Wertgegenständen abgenommen, die ich anscheinend heut’ Nacht mit meinem Vogel zu unseren schon in Spanien weilenden SS-Kameraden bringen soll?

    Mit ‚klein’ meine ich Dinge, die einzeln so leicht sind, dass sie zwar meinen 500 kg-Bombenschacht fast füllen, aber trotz ihres geringen Einzelgewichts ein Maximum an Wert darstellen. Schwere Goldbarren sind das ja wahrscheinlich eher nicht."

    „Genaues weiß ich auch nicht – aber die Aktion trägt den Namen ‚Juwel’ – also mach’ dir selber ’nen Reim drauf", erwiderte der verdeckt arbeitende Gestapo³-Beamte Walter Schupp nach einer Denkpause, in der er darüber nachdachte, wie weit er seinen Bruder in die letztlich von ihm mit angeleierte Aktion einweihen durfte.

    „Und am Telefon darüber quatschen sollten wir auch nicht. Wer weiß, wie viele Fernmeldeverbindungen inzwischen schon vom Feind abgehört werden.

    Nur soviel: Das, was du für den Reichsführer gerade nach Spanien transportierst, ist eine absolut entscheidende Sache für das Überleben unserer nationalsozialistischen Partei. Denn wenn das ganze Tohuwabohu hier erst mal das absehbare Ende gefunden hat, ist für unsere Kameraden und Freunde im Ausland eine gesicherte finanzielle Basis lebensnotwendig."

    „Dann erklär’ mir mal, warum du in deiner Ostmark bleiben willst. Die scheiß Alliierten sind ja schon dabei, sich von Norden und Süden auf der Brennerroute voranzukämpfen und sie haben dich doch in Innsbruck dann gleich am Wickel. Und sehr wahrscheinlich haben sie dich, trotz deiner wissenschaftlichen Reputation, schon längst als verdeckten Mitarbeiter der Gestapo auf dem Kieker."

    „Nein, haben sie nicht! Ich bin nämlich offiziell ein junger, nach außen bislang dem Nationalsozialismus gegenüber eher kritisch eingestellter Historiker und Hochschullehrer.

    Und was ich in den letzten Jahren als verdeckter Experte bei der Gestapo gemacht habe, ist nirgends dokumentiert worden. Mir hat bisher noch nie einer ans Bein pinkeln können. Und das wird auch künftig nicht passieren. Melde dich, wenn du in Spanien gelandet bist – und bis dorthin wünsch’ ich dir Hals- und Beinbruch."

    „Halt’ die Ohren steif, Walter. Wir treffen uns sicher, wenn der ganze Zirkus demnächst vorüber ist – vielleicht sogar an einem Strand in Südamerika", beendete Karl Schupp jovial grinsend das Gespräch – ohne zu wissen, dass dies das letzte Telefonat mit seinem Bruder gewesen sein würde.

    Um kurz vor 17:00 Uhr des gleichen Tages startete Karl Schupp im strömenden Regen bei nahezu null Sicht vom Flugplatz Erding.

    Die angebliche Wertfracht von knapp einer halben Tonne, die man schon in Rechlin in den innen liegenden, und im Nachgang verschweißten Bombenschacht gepackt hatte, spürte der Pilot, sobald er mit der Do 335 von der regendurchnässten Startbahn abgehoben hatte.

    Erst auf 1.000 Meter Höhe bekam Karl Schupp seine Maschine wieder einigermaßen in den Griff und gab danach volle Leistung auf Front- und Heckpropeller.

    „So ein scheiß Wetter – und das ausgerechnet heute", dachte er, als er mit durchgedrücktem Gashebel weiter an Höhe gewann, um seinen ersten Funkspruch an die Station SALAMANDER absetzen zu können.

    Zur gleichen Zeit saß in der Freya-Stellung SALAMANDER ein Luftwaffenleutnant namens Albert Stern zusammen mit ein paar von ihm ausgesuchten Luftwaffenhelfern an den Bedienungskonsolen der kombinierten Radar- und Funkanlage.

    Der ehemalige Kampfflieger Stern hatte im Sommer 1943 seine Eltern beim verheerenden Brandbombenangriff auf Hamburg verloren. Aus Zorn darüber – und weil er schon als 16-jähriger mit dem Segelfliegen begonnen hatte, meldete er sich deshalb mit gerade mal achtzehn als Kriegsfreiwilliger bei der Flugzeugführerschule der Luftwaffe in Guben bei Cottbus.

    Schon bald erkannten seine Ausbilder dort sein herausragendes fliegerisches Talent. Deshalb landete er gleich nach seiner Ausbildung als Fähnrich bei der Erprobungsstelle Rechlin, um dort neue Flugzeugmuster auf Herz und Nieren zu prüfen.

    Seine Stellung als Testpilot der E-Stelle verlor der inzwischen zum Leutnant beförderte zwanzigjährige Albert Stern allerdings etwa zu dem Zeitpunkt, als SS-Angehörige die Basis ab Ende 1944 mehr und mehr unter ihr Kommando brachten.

    Und es war gerade der Österreicher Karl Schupp, der den jungen Luftwaffenoffiziers Stern hämisch grinsend zu sich befahl, sobald er die Stelle eines Gruppenkommandeurs in Rechlin übernommen hatte.

    „Du bist also dieser Wunderknabe, von dem hier alle reden", hatte er den Leutnant neidisch angeschnauzt, ehe er sich jovial in seinem Ledersessel zurücklehnte.

    „Albert Stern – klingt irgendwie jüdisch, findest du nicht?

    Tja, ums kurz zu machen – ich dulde in meiner fliegenden Gruppe keine Nichtarier – das muss dir doch wohl klar sein. Da nützt dir all dein fliegerisches Können gar nix, denn wir halten dich, schon allein wegen deiner vom Nachnamen her zu vermutenden jüdischen Abstammung, für unzuverlässig", giftete er den völlig fassungslosen Luftwaffenleutnant jetzt an.

    „Du hast nur Glück, dass wir dir dreckigem Judenlumpen das dank der in Hamburger Bombennächten vernichteten Melderegister und deiner im Feuersturm verbrannten Eltern bisher nicht nachweisen können. Aber nach dem Endsieg werde ich mir dich persönlich vorknöpfen, das verspreche ich dir – und jetzt scher dich hier raus.

    Deine gestern eingetroffene Beförderung zum Oberleutnant kannst du übrigens auch vergessen", hatte ihm der Hauptsturmführer noch verächtlich hinterhergerufen, als er die Tür der Fliegerbaracke hinter dem jungen Offizier der von ihm verhassten Luftwaffe ins Schloss warf.

    In Folge – und weil man ohnehin schon knapp an Personal war – musste Albert Stern seine Strafversetzung in das Luftnachrichtenregiment 227 der Luftwaffe hinnehmen, wo er jetzt als Radarleitoffizier seine letzten Tage bis zum Kriegsende verbringen sollte.

    Am Morgen des von der SS angeordneten Sonderflugs hatte ihm ein Luftwaffenfeldwebel ein geheimes Fernschreiben in die Hand gedrückt, das in anwies, der für die kommende Nacht angekündigten Do 335 Hilfestellung beim Überqueren der Alpen zu leisten.

    Als er den Sonderauftrag mit Flugroute und den Namen des Piloten zur Kenntnis nahm, hatte er mit versteinerter Miene die Hände in den Taschen geballt. Und ihm war sofort klar gewesen, was hier gespielt wurde.

    „Kriegswichtige Dokumente nach Spanien – dass ich nicht lache. Transportiert vom Herrn Hauptsturmführer Karl Schupp, soso. Die feigen Ratten verlassen also das sinkende Schiff", dachte er bei sich.

    „Ausgerechnet dieses SS-Schwein, das mich damals aus der E-Stelle geworfen hat. Aber, wie man jetzt sieht, trifft man sich immer zweimal im Leben…"

    Bis zu den Alpen hatte der mit vollen Tanks gestartete Nazi-Pilot Schupp noch gute Sicht, aber dann fingen die vom örtlichen Flugplatzkommandanten in Erding vorhergesagten Gewitterturbulenzen an, ihm zunehmend Schwierigkeiten zu bereiten.

    Außerdem geriet Karl Schupp schon bei Mittenwald – trotz seiner hohen Geschwindigkeit von knapp über 600 km/h – zum dritten Mal unter Flak-Beschuss der in Richtung Tirol vorrückenden US-Streitkräfte.

    Daher beschloss er, bei Scharnitz von seiner geplanten Route abzuweichen und im Tiefflug entlang der Isar weiter nach Osten in das Karwendelgebirge zu fliegen, um von dort aus die Nordkette der Alpen in Richtung Innsbruck zu überqueren. Zugleich begann er, wegen des einsetzenden Nebels und seines nicht ganz zuverlässigen Höhenmessers, verzweifelt die Freya-Stellung SALAMANDER auf der Nachtjägerwelle zu rufen.

    Doch dabei hatte er die Rechnung ohne die inzwischen über dem Gebirge tobende Gewitterfront und die damit einhergehenden Fallwinde gemacht, die jetzt seine volle Konzentration beanspruchten und ihm kaum Zeit für Funksprüche ließen.

    Und wegen der atmosphärischen Störungen kam offenbar ohnehin kein Funkkontakt mit der Radarstellung SALAMANDER auf dem Hafelekar zustande.

    Dafür hatte unter anderem aber auch Leutnant Stern gesorgt, der die abgehackten Rufe des SS-Piloten sehr wohl in seinem Kopfhörer vernahm. Allerdings hatte er nicht das geringste Interesse, den verhassten SS-Piloten per Funk zu erreichen. Und genau zu diesem Zweck hatte er schon am Nachmittag das zur Antenne führende Hauptkabel aller Sendeempfänger wohlweislich gelockert.

    „Ich kann den Kerl kaum hören – und er mich offenbar auch nicht! Kriegt jemand von euch ihn besser rein? Ich hab’ nur Krachen und unverständliche Wortfetzen im Kopfhörer."

    Wie von ihm nicht anders erwartet, verneinten die nur notausgebildeten Luftwaffenhelfer seiner in den letzten Tagen immer mehr zusammengeschrumpften Bedienermannschaft sofort.

    Die aus der Hitlerjugend stammenden jungen Leute waren einfach nicht erfahren genug, mittels der neuartigen Technik die Funksignale der Do 335 sauber zu selektieren, wozu natürlich auch die von Leutnant Stern sabotierte Antennenkopplung ihren Teil beitrug.

    „Ich glaub’ das hat keinen Zweck. Hoffen wir mal, dass der angekündigte Pilot es auch ohne unsere Hilfe schafft." Damit wandte sich Albert Stern zu seinem im Hintergrund an einem Schreibtisch sitzenden Feldwebel:

    „Franz, Eintrag ins Dienstbuch: 17:28 Uhr. Verbindungsaufnahme mit angekündigtem Sonderflug aufgrund starken Gewitters und atmosphärischer Störungen unmöglich. Schreib’s auf. Du weißt ja, ordentliche Buchhaltung muss sein, auch wenn das sehr wahrscheinlich die letzte großdeutsche Maschine gewesen sein dürfte, die wir von hier aus zu betreuen hatten."

    Leutnant Stern grinste seinen altgedienten Feldwebel jetzt an. „Und jetzt sorgen wir beide dafür, dass hier oben keiner von unseren Jungs mehr weitere Heldentaten vollbringt oder gar noch einen sinnlosen Heldentod stirbt. Da unten in Innsbruck ist schon das große Chaos im Gange – und es wird auch nicht mehr lange dauern, bis die Amis zu uns raufkommen."

    Dabei ließ sich Leutnant Stern in keiner Weise anmerken, dass er bezüglich des Sonderflugs und dessen Piloten Karl Schupp ganz andere Gedanken hegte.

    „Dann mal viel Glück, du blöder Scheißkerl! Jetzt kannst du ja mal zeigen, was für ein toller Pilot du in Wirklichkeit bist. Ich warte dann nach dem Endsieg auf dich – sofern du das heute überlebst. Wovon nicht auszugehen ist", dachte er sarkastisch grinsend bei sich, ohne über seine an der Funkanlage verübte Sabotage auch nur den Hauch eines Gewissensbisses zu empfinden.

    „So ein Scheiß!", war das letzte, was Karl Schupp wütend von sich gab, ehe er sich kurz vor 18:00 Uhr mit seiner Hochgeschwindigkeitsmaschine in völligem Blindflug mit fast 650 Stundenkilometern Geschwindigkeit in die Kalkfelsen eines Karwendelausläufers östlich von Scharnitz bohrte.

    Seine bereits nach Spanien geflohenen SS-Kumpane würden also vergeblich auf die geraubten Juwelen und Pretiosen warten, mit denen sie von dort aus nach Südamerika zu entkommen gedacht hatten.

    Leutnant Albert Stein überlebte den Krieg. Mit seinen wenigen Leuten hatte er auf dem Hafelekar ausgeharrt, bis die Amerikaner per Bergbahn vor der Radarstellung erschienen, um deren Besatzung gefangen zu nehmen.

    „Lasst euch ja nicht einfallen, Widerstand zu leisten", hatte er seinen verbliebenen Leuten eingeschärft, nachdem einige von ihnen schon in den Tagen zuvor nicht mehr zum Dienst auf dem Hafelekar erschienen waren.

    „In Innsbruck ist’s zurzeit ziemlich gefährlich. Und die Standgerichte der SS sind sicher schon am Werk und erschießen jeden, der in Wehrmachtsuniform dort unten kopflos herumirrt oder zu flüchten versucht. Wir werden uns den Amis deshalb hier oben ergeben, denn der Krieg ist für uns ab sofort zu Ende."

    Nach kurzer Gefangenschaft und ein paar Jahren, die Albert Stern in den USA verbrachte, beschloss er schließlich im Jahr 1952 in den neu gegründeten Staat Israel – und damit ins Land seiner Vorfahren auszuwandern.

    Dort kaufte er sich nach seiner Einbürgerung ein Stück Land, heiratete kurz darauf, bekam Kinder und Enkel und lebte fortan ein friedliches Leben als erfolgreicher Winzer und Farmer, der allerdings von Fliegerei und Militär nichts mehr wissen wollte.

    An die Gewitternacht in der Freya-Stellung SALAMANDER dachte Albert Stern da schon lange nicht mehr. Was aus Karl Schupp und seiner Maschine, die er auf seinem Radarschirm noch kurz vor deren Verschwinden beobachtet hatte, letztendlich geworden war, war ihm dabei auch stets herzlich egal gewesen.

    Und schon gar nicht hätte er nach dem Ende des Kriegs damit gerechnet, dass er im biblischen Alter von fast 89 Jahren noch ein letztes Mal mit dem Absturz der Do 335 in den österreichischen Alpen konfrontiert werden würde ...

    Kapitel 1      Lenas Rekonvaleszenz

    Nach dem im August 2013 bei Augsburg vereitelten Überfall auf den Goldtransport der Bundesbank⁴, war es in der Firma des ehemaligen Polizeihubschrauberpiloten und jetzigen Erdinger Speditionsbesitzers Michael Wagner ruhig geworden.

    Bislang hatte es für den von ihm und seinem Freund Matthias Debus im Einsatzfall unter dem Funkrufzeichen Edelweiß S geflogenen Hubschrauber auch keine polizeilichen Unterstützungseinsätze im Auftrag des bayerischen Innenministeriums mehr gegeben.

    Deshalb ging die Routinearbeit in der Wagner Logistik GmbH im Herbst 2013 wieder ihren gewohnten Gang.

    Selbst das Luftfrachtgeschäft der an die Wagner Logistik GmbH neu angegliederten Wagner Air Charter kam mit dem jetzt wieder auf zivilen Flugbetrieb umgebauten EC-635⁵ allmählich immer besser ins Laufen.

    Während sich die beim letzten Einsatz nahe Augsburg angeschossene Pilotin des Bundespolizeihubschraubers Pirol 7⁶, Kommissarin Lena Stein, im Augsburger Klinikum den ganzen September über langsam von ihrer Verletzung erholte, wich ihr Michaels Ex-Kollege und engster Freund, Polizeihauptkommissar Markus Leitner, nicht von der Seite.

    Da Markus in diesem Herbstmonat ohnehin Urlaub geplant hatte, war das für den zum Zeitpunkts des Einsatzes als Flugtechniker von der bayerischen Hubschrauberstaffel an die Bundespolizei ausgeliehenen Copiloten Lenas auch kein größeres Problem gewesen.

    „Du wolltest doch im September zur Erholung an die Adria – hast du mir jedenfalls irgendwann mal erzählt. Dann mach’ das gefälligst auch.

    Du brauchst doch wirklich nicht die ganze Zeit an meinem Bett zu hocken, um mich zu betütteln. Ich bin nämlich schon ein großes Mädchen", meinte Lena, als es ihr zwei Wochen nach dem Vorfall, bei dem Markus Kopf und Kragen riskiert hatte, wieder ein wenig besser ging.

    „Ich bin aber gern hier bei dir und pass’ auf dich auf. Außerdem wüsste ich im Moment auch gar nicht, wo ich lieber wäre", hatte Markus seiner schönen Bundespolizeikollegin geantwortet, als er gerade mal wieder einen riesigen Blumenstrauß in ihr Krankenzimmer anschleppte.

    „Du bist ein Idiot, Markus. Ich lauf’ dir doch nicht weg. Außerdem reicht es, dass du mir das Leben gerettet hast. Mich wundert’s sowieso, dass du meinen Hubschrauber nach meiner Schussverletzung hier notlanden konntest, obwohl du dafür ja eigentlich gar nicht ausgebildet bist."

    Zugleich warf die brünette Bundespolizistin Lena ihrem gutaussehenden Kollegen von der Hubschrauberstaffel Bayern einen amüsierten Blick aus ihren leuchtendblauen Augen zu, der ihre harsche Bemerkung Lügen strafte.

    „Was ist eigentlich aus meinem schönen Pirol geworden, den du so hart auf das Dach dieses Krankenhauses hast krachen lassen?

    Ist bei dem Beschuss dieser Gangster viel an meinem Heli kaputtgegangen?", fragte sie mit spitzbübischer Miene sofort danach weiter.

    „Na ja, wie man’s nimmt. Ein Treffer in die Hydraulikleitung. Deshalb war dein schöner EC-135 auch nicht mehr ganz so leicht zu steuern. Und nur deshalb bin ich hier etwas härter ‚heruntergekracht’, wie du dich gerade auszudrücken beliebtest."

    „Jetzt sei nicht sauer, Markus – das war doch eben nur Spaß, flüsterte Lena – ehe sie noch ein „Beug’ dich mal her zu mir hinzufügte.

    Und noch ehe sich Markus versah, hatte sie überraschend den Kopf des zeitweise zu ihr abkommandierten Flugtechnikers sanft mit ihren schlanken Händen gepackt und ihm einen ziemlich deftigen Kuss mitten auf den Mund gedrückt.

    Danach sah sie genüsslich zu, wie der über beide Ohren knallrot angelaufene Markus langsam wieder zu Atem kam.

    „Schön, dass du jetzt ein wenig Farbe im Gesicht hast, statt so zornig zu gucken. Alles wieder gut?"

    Während Markus verhalten nickte und noch immer über das staunte, was ihm gerade passiert war, setzte Lena zu einer weiteren Frage an:

    „Und wo steht mein hübscher Hubschrauber jetzt? Doch hoffentlich nicht immer noch hier auf dem Klinikdach?"

    „Nein, die Leute aus deiner Staffel in Oberschleißheim haben ihn neulich notdürftig repariert.

    Und dein Vater Theo hat ihn letzte Woche höchstpersönlich zu eurer Basis nach Oberschleißheim zurückgeflogen. Als Rettungspilot der Bundespolizei verfügt er ja bei euch für sowas über die meiste Erfahrung."

    „Aha, hat wohl bei der Bergrettung momentan nix zu tun, der gute Paps", meinte Lena jetzt mit einem süffisanten Grinsen.

    „Ganz im Gegenteil, aber auch dein alter Herr hat sich zwei Wochen freigenommen – und wie du weißt, war er ja in den vergangenen Tagen ebenfalls schon des Öfteren hier bei dir zu Besuch. Oder hast du das etwa verpennt?"

    „Nöh, hab’ ich nicht. Aber lass’ den guten PHK⁷ Stein nicht hören, dass du ihn ‚alter Herr’ nennst. Nicht, dass er dir hinterher noch deinen süßen Hintern versohlt", flachste Lena gleich weiter.

    „Dir scheint’s ja schon wieder so richtig gut zu gehen, du Frechdachs", erwiderte Markus Leitner jetzt ein wenig genervt.

    „Das liegt wohl an dir und deinen täglichen Besuchen – vielleicht ist’s aber auch der betörende Duft des Blumenmeers, das du hier dauernd reinschleppst und das mir meine Sinne vernebelt", antwortete Lena grinsend.

    „Ich geb’s auf! Du bist und bleibst eine vorlaute Göre, auch wenn du als erste Pilotin einen Hubschrauber der Bundespolizei fliegen darfst. Falls du dich nicht mal gerade an- und deinen Heli abschießen lässt.

    Und jetzt ruhst du dich gefälligst aus. Nächste Woche sollst du ja schon zur Reha an den Chiemsee – haben jedenfalls deine Ärzte gesagt", gab Markus Leitner zurück.

    „Also gut, ich gelobe Besserung. Aber über die ‚Göre’ sprechen wir noch, mein Lieber. Und zwar dann, wenn’s mir wieder bessergeht.

    Aber sag’ mir noch eines. Haben Michael und sein Kumpel Matthes die Mistkerle gekriegt, die wir gejagt haben – und ist der Goldtransport sicher in München angekommen?

    Mir sagt hier ja keiner was. Darf mich angeblich nicht aufregen."

    „Zu beiden Fragen: Ein klares Ja. Auch ihr Heli wurde beschossen. Aber da das ja ein gehärteter EC-635 ist, hat’s ihnen nichts ausgemacht.

    Wir sind halt ein bisschen zu tief geflogen, sonst hätten uns diese Typen erst gar nicht erwischt. Und wenn unsere Schutzwesten nicht seitlich unter den Armen offenstehen würden, hättest du den Treffer auch ohne größere Folgen überstanden. Von ein paar blauen Flecken einmal abgesehen. Hab’ deshalb schon einen Verbesserungsvorschlag eingereicht."

    „So, hast du das. Sehr lobenswert!", erwiderte Lena, wobei sie ihren Kollegen nachdenklich betrachtete.

    „Wird aber angesichts der knappen staatlichen Haushaltsmittel sicher Jahre dauern, bis sich in dieser Hinsicht bei uns etwas tut.

    Außerdem – denk doch mal nach, noch schwerere Rundumwesten würden uns doch noch mehr beim Fliegen behindern, als unsere jetzigen, oder etwa nicht?"

    „Nicht, wenn man uns die richtigen Westen beschafft. Die Amerikaner setzen solch leichte Rundumwesten doch schon seit Jahren beim Militär und bei ihren fliegenden Polizeibesatzungen ein. Die sind nicht mal besonders teuer", antwortete Markus Leitner prompt, ehe er unvermittelt fortfuhr:

    „Übrigens, die Gangster, die auf uns beide geschossen haben, sind wenig später von Matthes Bordkanonen zu Hackfleisch verarbeitet worden.

    Und fast alle übrigen Verbrecher wurden von einem Einsatzkommando eurer GSG 9 kurz hinter Augsburg gefasst. Außerdem haben die Münchner Kripo⁸ und die Carabinieri in Italien die bei dieser Sache im Hintergrund als Drahtzieher fungierenden Grafen Falcone einkassiert.

    Deren Prozess läuft momentan – und man wird diese gräflichen Gangsterbrüder wohl wegen Anstiftung zum Mord lebenslang aus dem Verkehr ziehen.

    Am Ende sind uns nur zwei dieser Schweine entkommen. So, wie’s aussieht, waren das genau die beiden, die damals Michaels Eltern bei dem Erdinger Banküberfall ermordet haben."

    „Nach denen fahnden wir aber doch sicher mit Hochdruck?"

    „Nicht nur wir, sondern auch die Italiener und Interpol. Die beiden wurden nämlich als die Söhne der beiden Falcone-Brüder identifiziert. Und diese zwei gräflichen Cousins scheinen sich nach Italien abgesetzt zu haben.

    Keine Sorge, wir werden sie kriegen. Da bin ich mir ganz sicher. Sieh’ zu, dass du bis nächste Woche wieder einigermaßen auf die Beine kommst. Du sollst ja schon am 01. Oktober in eine Reha-Klinik in Prien am Chiemsee gebracht werden.

    Übrigens werd’ ich dich auch dort besuchen kommen – zumindest an den Wochenenden. Denn ab Oktober muss ich ja schließlich wieder arbeiten, wie du weißt. Du siehst also, du wirst mich und meine Blumengebinde so schnell nicht wieder los."

    „Das ist schön zu hören und darüber freue ich mich – ganz ehrlich", hatte Lena daraufhin zufrieden lächelnd geflüstert, ehe sie wenig später die Augen schloss und schon kurz darauf wieder tief und fest eingeschlafen war.

    „Wie schön sie selbst ungeschminkt und in diesem grässlichen Krankenhausnachthemd aussieht", dachte Markus, als er kurz darauf das Krankenzimmer verließ und die Türe leise hinter sich schloss.

    „Dann bis morgen, mein Schatz. Muss mir wohl noch etwas mehr, als nur Blumen einfallen lassen, damit du endlich begreifst, dass ich mich in dich verliebt habe", murmelte er vor sich hin, als er wenig später mit raschen Schritten die Treppe in Richtung Krankenauspforte hinunterlief.

    Kapitel 2      Fortschritte ab Oktober 2013

    Bis Mitte Oktober 2013 hatte Michael Wagner schon häufiger mit dem mittlerweile mit der Wagner-Familie befreundeten Leiter der Abteilung Einsatz im Polizeipräsidium München telefoniert und Hans Breitner hin und wieder auch im Präsidium besucht. Doch leider gab es hinsichtlich der Jagd nach den Mördern seiner Eltern noch immer nichts wirklich Neues zu vermelden.

    „Colonnello Morettis Carabinieri und die Leute von Hans waren wohl noch immer nicht erfolgreich. Zumindest, wenn ich deinen griesgrämigen Gesichtsausdruck, mit dem du seit Freitagabend ’rumläufst, richtig interpretiere", sagte Anna Baur gerade zu ihrem Verlobten, als die beiden nach dem gemeinsam verbrachten Wochenende etwas später als gewohnt vor dem Bürogebäude der Firma aus Michaels altem 5er BMW stiegen.

    „Ich hab’ schon direkt nach deinem letzten Telefonat gesehen, dass dich das Gespräch ziemlich aufgewühlt hat. Und natürlich auch, dass du nach wie vor ziemlich frustriert und zornig bist.

    Hier, nimm mir mal den Katzenkorb ab und schau dir unsere Minka und unseren Moritz an. Das wird dich auf andere Gedanken bringen."

    „Tja, leider ist das so", erwiderte Michael, während er den großen Katzenkorb entgegennahm und mit seiner zukünftigen Ehefrau an diesem Montagmorgen die Treppe zu ihrem gemeinsamen Firmenbüro auf der Chefetage der Wagner GmbH erklomm.

    „Die Polizei weiß momentan nur, dass sich die Söhne dieser Falcone-Brüder offenbar nach Süditalien abgesetzt haben, wo sie inzwischen wahrscheinlich von mächtigen Mafia-Paten versteckt werden.

    Aber gerade die Italiener geben ihre Suche nicht auf. Vor allem, weil diese Mistkerle ja auch Angehörige ihrer Carabinieri auf dem Gewissen haben."

    „Gut, deine Freunde von der italienischen Polizei und der deutschen Kripo werden mit ihren Ermittlungen sicher irgendwann erfolgreich sein, auch wenn das vielleicht noch viel Zeit benötigt. Vor allem, weil jetzt ja auch seitens Interpol international nach diesen Killern gefahndet wird.

    Daher sollten wir uns nach meiner Ansicht jetzt wieder etwas mehr auf unsere routinemäßigen Aufgaben besinnen und die laufende Firmengeschäfte weiter ankurbeln. Schwarze Zahlen schreiben wir bekanntlich ja erst dann wieder, wenn wir unseren Hubschrauber abbezahlt haben. Und das muss künftig einfach schneller gehen.

    Dazu gibt’s übrigens, in Anbetracht unserer Ambitionen zum Kauf eines zweiten Hubschraubers, nach dem niederschmetternden Urteil unserer Finanzsachverständigen Christine Liebermann, momentan überhaupt keine Alternative."

    Michael und Anna waren während dieses laut ausgetragenen Gedankenaustauschs mittlerweile im Cheftrakt der Büroetage angekommen, wo sie ihre beiden Katzen freiließen und wo sie bereits von Waltraud Wagner und ihrem Ehemann Matthias Debus erwartet wurden.

    „Ich habe den letzten Teil eurer Diskussion mitgehört – und, ich muss Anna recht geben", begrüßte Waltraud Wagner ihren Neffen und dessen Verlobte.

    „Christines Ausarbeitung ist nämlich schlüssig. Matthes hat ihr ja mit seinen Recherchen die dafür notwendigen Daten geliefert.

    Da demnach nur ein Helikopter unseres bisherigen Lieferanten Eurocopter in Frage kommt, müssten wir rund 2,5 bis 3 Millionen Euro für einen von deren Mehrzweckhubschraubern der Mittelklasse aufwenden. Wobei das wieder nur ein gebrauchter sein dürfte – einen neuen können wir uns nämlich auch zukünftig nicht leisten.

    Und selbst die Summe für solch einen gebrauchten Heli haben wir weder im Augenblick, noch in nächster Zeit auf der hohen Kante. Wir können uns daher wohl weder im Moment, noch auf absehbare Zeit einen zweiten Hubschrauber leisten. Auch, wenn ich mir gerne etwas ganz Anderes gewünscht hätte."

    „Richtig", bestätigte Matthias Debus in diesem Moment die Worte seiner Frau. „Ich habe als zu bevorzugendes Modell bewusst einen gebrauchten EC-155 vorgeschlagen. Nicht nur, weil dieser Typ auch bei der Bundespolizei geflogen wird, sondern vor allem, um schon allein aus Wartungsgründen bei der gleichen Herstellerfirma zu bleiben. Typenreinheit ist für uns als kleine Firma schon aus

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