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Die Firma des Piloten: Ein Kriminalroman
Die Firma des Piloten: Ein Kriminalroman
Die Firma des Piloten: Ein Kriminalroman
eBook424 Seiten4 Stunden

Die Firma des Piloten: Ein Kriminalroman

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Über dieses E-Book

Hauptkommissar Michael Wagner ist seit fast 8 Jahren Pilot bei der Polizeihubschrauberstaffel Bayern. Er fliegt mit seinem Kollegen und Freund Markus Leitner spektakuläre Rettungseinsätze, macht aber mit seinem Hubschrauber 'Edelweiß 3' noch viel öfter Jagd auf Verbrecher aus der Luft.
Bei einem solchen Einsatz im Mai 2013 kommen die beiden Heli-Cops allerdings zu spät, um die mit dem Raubüberfall auf einen Geldtransport verbundenen, viel ernsteren Folgen verhindern zu können. Tragischerweise sind die Eltern von Michael Zufallsopfer der bei ihrer Flucht brutal handelnden Verbrecher, die unerkannt entkommen können.
Da die millionenschwere Spedition seiner Eltern einen neuen Chef braucht, muss Michael jetzt wohl oder übel in die Fußstapfen seines Vaters treten. Hierbei hilft ihm nicht nur seine Tante Waltraud, sondern er findet in der Firma auch ein Team vor, das mit ihm zum Erhalt der Wagner Logistik GmbH durchs Feuer gehen will. Besonders ist er dabei von seiner schönen Assistentin Anna Baur fasziniert, die er schon seit seinen Schultagen kennt, die er aber wegen seiner Pilotenkarriere aus den Augen verloren hatte u. in die sich der ewige Single Michael Hals über Kopf verliebt.
Vor allem wegen der ca. 200 Mitarbeiter in der väterlichen Firma beschließt Michael letztlich, vorläufig aus dem Polizeidienst auszuscheiden. Mithilfe seiner Mitarbeiter und seiner Tante sowie mit Unterstützung seines alten Freunds Matthias Debus, einem ehemaligen Hubschrauberpiloten der Bundeswehr, gelingt es ihm zudem, die Firma seines Vaters um den neuen Geschäftszweig 'Wagner Air Charter' zu erweitern.
Doch dann holt den Ex-Polizisten im August 2013 das an seinen Eltern verübte Verbrechen wieder ein. Denn einer seiner Sicherheitstransporte wird in Italien mit Waffengewalt gestoppt und danach bei Bad Reichenhall ausgeraubt. Sein Fahrerteam wird dabei schwer verletzt. Und am Ort des Verbrechens finden sich DNA-Spuren, die die Polizei schon vom Erdinger Raubüberfall her kennt ...
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum28. Dez. 2015
ISBN9783737583275
Die Firma des Piloten: Ein Kriminalroman

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    Buchvorschau

    Die Firma des Piloten - K.B. Stock

    Kapitel 1      Millionenraub in Altenerding

    Der Frühsommer hatte in diesem Jahr vielversprechend begonnen. Bis weit in den Mai 2013 hielt sich das überraschend vorhergesagte Hoch über Oberbayern und lockte die Menschen bei angenehmen Temperaturen unter weißblauem Himmel zu Spaziergängen und Wanderungen in die nahen Berge und sogar in die zum Teil bereits geöffneten Biergärten.

    Leider hatte es zum Ende des Monats aber wieder eingetrübt und das schöne Wetter wurde schon Ende Mai von jahreszeituntypischer Kälte und Regen abgelöst.

    Polizeihauptkommissar Michael Wagner wirkte an diesem Freitagmorgen sichtbar nachdenklich, als er gegen 09:00 Uhr in den Bereitschaftsraum der Polizeihubschrauberstaffel Bayern auf dem Flughafen Franz-Josef Strauß zurückkehrte.

    „Na, was guckst du so bedröppelt? Wir haben doch heute – trotz des Nieselregens – ganz passables Flugwetter. Oder hat der Alte seinem Lieblingsbeamten etwa eine Rüge erteilt?", fragte der grinsende Flugtechniker, Polizeihauptkommissar Markus Leitner seinen Hubschrauberführer sofort.

    „Nein, ich hatte ja selbst um diese Unterredung gebeten, erwiderte Hauptkommissar Wagner. „Du weißt doch, dass mich unser Chef schon seit Wochen nervt, weil er mir unbedingt den Weg in den höheren Dienst schmackhaft machen will. Und da wollte ich mal hören, was er sich da so vorstellt.

    „Das ist doch sehr nett von ihm, oder etwa nicht? „Ja sicher, aber dann wäre es bei mir mit der Fliegerei vorbei. Es gibt halt so gut wie keine Stellen für aktive Hubschrauberpiloten bei uns und selbst bei den Kollegen der Bundespolizei sitzt der höhere fliegerische Dienst meistens am Schreibtisch.

    „Heißt dann wohl, du musst dich entscheiden, was dir wichtiger ist. Die Fliegerei oder deine berufliche Karriere", meinte Markus sogleich. „Aber neben Aktenschieben, Lochen und Abheften gibt’s doch da trotz alledem noch ein paar Tätigkeitsfelder bei der Polizei, die auch ziemlich fordernd sind.

    Du musst ja nicht überall hinter ’nem Schreibtisch sitzen. Die Kripo¹ München zum Beispiel oder unser LKA² wäre doch für dich als Single vielleicht das Passende. Dazu müsstest du dich halt nur von der Bereitschaftspolizei in die entsprechende Dienststelle versetzen lassen.

    Und zu guter Letzt ist da ja auch noch dein alter Herr mit seiner großen Spedition. Will er dich nicht schon seit langem dazu überreden, deinen derzeitigen Job an den Nagel zu hängen und als Nachfolger bei ihm in die Firma einzusteigen?"

    „Hör mir bloß auf damit. Vater bekniet mich – wie du weißt – schon seit mindestens drei Jahren mit dieser Idee. Er hat ja damals, schon gleich nach dem Abitur, vehement dagegen protestiert, dass ich meinen Berufswunsch, Hubschrauberpilot bei der Polizei zu werden, tatsächlich durchgesetzt habe."

    „Tja, Eltern kann man sich halt nicht aussuchen – auch wenn ich wüsste, was ich angesichts unseres eher bescheidenen Gehalts, an deiner Stelle tun würde. Dein Vater ist doch inzwischen bestimmt mehrfacher Millionär und hat eine großartige Firma. Was hindert dich also daran, dich ins gemachte Nest zu legen?"

    „Das mag ja alles sein, aber sein Geld steckt in der Firma – oder denkst du er hat das auf der Bank rumliegen?" Noch während Michael Wagner bei dieser Antwort mit gerunzelter Stirn nachdenklich in seine Kaffeetasse starrte, erklang das – wie immer Nerv tötende Alarmhorn durch den Hangar.

    „Einsatz für Edelweiß drei! Überfall auf einen Geldtransport. Tatort ist die Raiffeisenbank am Bahnhof in Altenerding", tönte es blechern über die Rundsprechanlage.

    „Die beiden Täter haben in der Liefereinfahrt der Bank ein gepanzertes Fahrzeug überfallen und dessen Fahrer sowie den Beifahrer niedergeschossen. Die Kollegen von der Streife sind bereits auf dem Weg dorthin. Bei dem flüchtigen Fahrzeug soll es sich nach Zeugenaussagen um einen dunklen Sportwagen handeln, der auf der Münchner Straße in südlicher Richtung flieht."

    „Das ist ja mal gleich bei uns um die Ecke, den werden wir bald haben", rief PHK³ Leitner seinem Piloten zu, während er mit ihm gemeinsam in den vor der Halle geparkten, weißblau lackierten EC-135 kletterte und seinen Fliegerhelm aufsetzte.

    Anstelle einer Antwort meldete sich Hauptkommissar Wagner mit dem Satz „München Radar, this is Edelweiß three. We are ready for Emergency-Take-Off" beim Tower des Münchner Flughafens, während er die Turbine des Airbus EC-135 P2 auf Touren brachte.

    „Edelweiß three, you are cleared for Emergency Take-Off – proceed as requested. No crossing aircraft-traffic within the next 10 minutes", antwortete die rauchige Stimme der Controllerin in der Flugsicherungszentrale, die alle Edelweiß-Crews per Funk sehr gut kannten. Nur hatte sich bisher noch niemand von den Hubschrauberbesatzungen getraut, ein Date mit ihr auszumachen.

    „Sind in der Luft", meldete sich der polizeiliche Einsatzleiter Markus Leitner wenige Minuten später auf der Funkfrequenz der Einsatzzentrale seiner Staffel.

    „Okay, passt mal auf", kam es von dort umgehend zurück.

    „Der flüchtige PKW hat soeben auf der Schlossallee in Höhe Bergham Fußgänger angefahren und ist Zeugen zufolge, ohne anzuhalten, weiter in südlicher Richtung unterwegs. Feuerwehr und Rettungskräfte sind alarmiert."

    „Sag mal, das ist doch ganz in der Nähe eurer Spedition." „Ja, ich kenn’ mich da gut aus, schließlich bin ich da ja auch ganz in der Nähe daheim.

    Ich denke die wollen zur Flughafentangente und dann entweder zum Flughafen oder zur Autobahn – also Kurs 135 Grad. Wollen doch mal sehen, wer schneller ist – wir, oder diese Mistkerle", knurrte PHK Wagner zurück, während er den Hubschrauber nach dem Passieren der südlichen Landebahn des Münchner Flughafens in eine leichte Linkskurve zog.

    „Wir sind jetzt über der Schlossallee und erreichen gleich Bergham. Siehst du schon was auf deinem neuen Wunderbildschirm?", fragte Michael Wagner seinen Kollegen wenige Minuten später.

    „Nein, nichts bis jetzt. Doch, Moment mal, das da vorne muss die Unfallstelle sein, von der die Zentrale gesprochen hat." Damit deutete PHK Markus Leitner voraus, wo inzwischen viele blitzende Blaulichter am Boden zu sehen waren.

    „Gut, dann folge ich jetzt der Schlossallee weiter in Richtung Flughafentangente, meinte PHK Wagner, als er schon von seinem Kollegen unterbrochen wurde. „Ein paar Knoten mehr wären gut – wir wissen ja nicht, wie weit diese Verbrecher noch mit ihrem Sportwagen fahren.

    „Okay, aber zu schnell dürfen wir auch nicht fliegen, weil wir sie sonst möglicherweise übersehen", erwiderte Michael Wagner sogleich.

    Doch die Suche aus der Luft erbrachte nicht den gewünschten Erfolg. Als der Hubschrauber Edelweiß 3 die Flughafentangente überflogen hatte und dieser Schnellstraße noch einige Minuten nach Süden und dann nach Norden gefolgt war, schimpfte Michel Wagner mit zorniger Stimme: „Mist verdammter, wir haben sie anscheinend verpasst. Soweit können sie selbst mit einem schnellen Sportwagen noch nicht gekommen sein."

    „Die Schweine haben wahrscheinlich das Fahrzeug gewechselt. Wir brechen ab und sehen uns nochmal die Waldgebiete vor der Einfahrt zu Flughafentangente näher an", erwiderte PHK Leitner, während sein Flugzeugführer den EC-135 wieder in eine enge 90°-Kehre Richtung Erding zog.

    „Ich funk’ mal die Kollegen an der Unfallstelle in Bergham an, vielleicht haben die ein paar neue Details zum gesuchten Fluchtfahrzeug, meinte PHK Leitner. „Mach das, aber schalt mich dazu, damit ich deren Antwort mithören kann.

    „Hier spricht Oberkommissar Schmidt von der PI⁴ Erding", kam die Stimme des vor Ort befindlichen Streifenführers kurz darauf über Funk.

    „Wir haben hier einen Zeugen, der Stein und Bein schwört, dass es sich bei dem Sportwagen um einen dunkelgrauen Porsche Cayenne mit Starnberger Kennzeichen gehandelt hat. Und ich denke, dass er weiß, von was er spricht, denn er arbeitet als Verkäufer in einem hiesigen Autohandel."

    „Danke Kollege Schmidt, wir suchen jetzt die Waldgebiete entlang der Schlossallee ab. Wenn wir was finden, melden wir uns wieder bei euch", erwiderte Markus Leitner.

    „Moment noch, da wäre noch was. Mehrere Leute, die den Unfall beobachtet haben, sagen aus, dass der Porsche scheinbar ohne Grund auf den Fußgängerweg gefahren ist – ganz so, als ob er die beiden älteren Personen mit Absicht aufs Korn genommen hätte", ergänzte POK⁵ Schmidt seine Nachricht per Funk.

    „Das wäre dann ja wohl versuchter Mord und kein Unfall mehr. Möglicherweise wollten die beiden Täter auf diese Weise die sie eventuell rasch verfolgenden Streifenwagen aufhalten, um sich damit Zeit zu verschaffen", entgegnete Markus Leitner.

    „Ja, das könnte sein – ich habe deshalb auch bereits die Kollegen von der Kripo angefordert. „Und wie geht’s den beiden Unfallopfern?, fragte Markus Leitner zurück. „Leider sind beide aufgrund ihrer massiven Schädelverletzungen noch am Unfallort verstorben.

    Die Notärzte konnten nichts mehr für sie tun. Wir sprechen demzufolge jetzt von Mord und nicht mehr nur von einem Mordversuch. Tut mir leid, dass ich keine besseren Nachrichten habe.

    Wir konnten übrigens die Opfer bisher noch nicht identifizieren, da sie keine Ausweispapiere bei sich hatten. Es handelt sich um ältere gut gekleidete Leute, wahrscheinlich ein Ehepaar, das bei dem schönen Wetter auf einem Mittagsspaziergang war."

    PHK Leitner schaute zu seinem Piloten, der just in diesem Moment bleich geworden war. „Meine Eltern, sie lieben die frische Luft, sagte er leise. „Unser Haus steht da ja ganz in der Nähe – und Mutter und Vater gehen bei jedem Wetter in ihrer Mittagspause vom Betrieb aus zu Fuß nachhause, um dort auf die Schnelle etwas zu essen.

    „Nun mal’ mal den Teufel nicht gleich an die Wand, Michael. Spazierengehen, selbst bei so einem Nieselwetter – das tun doch viele andere Leute auch", erwiderte Markus Leitner beruhigend.

    „Lass uns lieber nach dem verschwundenen Porsche suchen. Ich schalte jetzt unsere IR⁶-Sensoren ein. Das Fahrzeug dürfte ja noch Restwärme ausstrahlen – uns so finden wir es am Schnellsten."

    Noch nicht einmal 15 Minuten später war es soweit. „Da vorne hab’ ich was auf dem Bildschirm meiner FLIR⁷-Anzeige. Dreh’ mal auf 11 Uhr und geh’ ein bisschen tiefer. Siehst du das dort in diesem Bachbett unter den Bäumen."

    „Ich glaub’, ich sehe was du meinst. Das könnte tatsächlich unser gesuchter Porsche sein. Sieht eher so aus, als ob die Gangster den Wagen absichtlich in diesen Graben gestürzt hätten. Kann ich hier irgendwo landen?"

    „Da vorn auf der abgemähten Wiese am Waldrand, aber warte noch ’nen Moment, ich geb das erst noch an die Kollegen von der Streife durch. Sofort rief Markus Leitner in sein Headset: „Kordon 13/11 von Edelweiß 3, kommen! „Hier Kordon 13/11, wir hören Sie".

    „Haben verdächtiges Fahrzeug ca. 500 Meter südwestlich Schloss Aufhausen geortet. Ist offenbar in den Bach am Hutgraben gestürzt. Wir landen am Waldrand in rund 100 Meter Entfernung von der ausgemachten Position."

    „Verstanden, Edelweiß. Seid vorsichtig und geht nicht allzu nah ran – wir sind in fünf Minuten bei euch. Vielleicht sind die Insassen ja noch im Fahrzeug."

    „Sind ja nicht lebensmüde, wir sehen uns gleich – Ende und aus", erwiderte PHK Leitner, als sein Pilot auch bereits zur Landung auf dem bezeichneten Wiesenstück ansetzte.

    Als die beiden Turbinen des Hubschraubers langsam ausliefen, machten sich die beiden Helikopterpolizisten zu Fuß, allerdings mit gezogener Waffe, in Richtung des entdeckten Fahrzeugs auf den Weg. Und schon wenige Augenblicke später erschienen etliche Streifenwagen mit Martinshorn und Blaulicht auf der Bildfläche.

    „Na wenigstens wissen jetzt alle, dass wir kommen", meinte PHK Wagner etwas säuerlich.

    „Hast’ ja recht, aber ab jetzt sind wir Viele und wie du siehst, kommen wir dort vorne auch gar nicht alleine runter. Da geht’s nämlich ganz schön in die Tiefe. Außerdem ist der Bach da unten durch den tagelangen Regen schon ziemlich angestiegen. Wenn da noch einer an Bord war, als der Wagen da runter ins Gestrüpp-überwachsene Bachbett gestürzt ist, hat der momentan andere Probleme, als sich mit uns anzulegen."

    „Hallo Kollegen, rief PHK Leitner den hinter ihnen herbeieilenden Streifenwagenbesatzungen zu. „Da vorne müssen wir hin. Links vom Waldweg liegt das gesuchte Fahrzeug in dieser Senke.

    Als die Polizisten am Rand des tiefergelegenen Bachbetts standen und auf das blickten, was einmal ein schicker Sportwagen gewesen war, meinte der Streifenführer POK Walter Schmidt: „Scheint niemand mehr drin zu sein.

    Den Wagen da unten bekommen wir ohne schweres Bergegerät nicht nach hier herauf – ich fordere schon mal die Feuerwehr und einen Kran an."

    „Hier sind frische Reifenspuren am Wegrand, rief PHK Wagner in diesem Moment. „Durch das nasse Wetter sind sie noch ganz gut sichtbar. Sieht ganz so aus, als ob hier ein zweites Fluchtfahrzeug gestanden hätte.

    „Okay, wir brauchen hier sowieso die Spurensicherung. Fotografiert schon mal die Reifenspur, bleibt aber ansonsten von dieser Stelle weg – vielleicht können wir ja den zweiten Fluchtwagen anhand des Reifenprofils identifizieren", wies POK Schmidt seine Beamten umgehend an.

    „Und wir schauen uns mal die Bildaufzeichnung unsere Außenkamera an. Möglicherweise haben wir die Mistkerle mit ihrem zweiten Fluchtfahrzeug ja auf Video – hier können wir euch ja im Moment eh’ nicht weiterhelfen", meinte Michael Wagner als er sich zu den Streifenbeamten umdrehte, um sich dann zusammen mit seinem polizeilichen Einsatzleiter auf den Rückweg zum Hubschrauber zu machen.

    „Wir melden uns dann bei euch, wenn wir die Videobilder in unserer Zentrale ausgewertet haben", fügte er abschließend noch hinzu.

    Damit verabschiedeten sich die beiden Flieger händeschüttelnd von POK Schmidt. „Sorry, aber wir hätten euch gerne ein besseres Fahndungsergebnis geliefert", meinte PHK Leitner zornig.

    „Da könnt ihr beide doch nichts dafür – die Zeit war schließlich auch für euch mit eurem Heli zu knapp. Und alles spricht dafür, dass die zwei Gangster ihren Coup minutiös vorbereitet hatten.

    Übrigens haben die Kerle rund 2,5 Millionen Euro abgegriffen, da die alten Scheine der Erdinger Banken heute ausgetauscht werden sollten – und die Raiffeisenbank Altenerding war die erste auf der Tour des Geldtransporters."

    „Das bedeutet dann ja wohl, dass die Kerle das wahrscheinlich gewusst haben müssen und sich diesen Überfalltag nicht rein zufällig ausgesucht haben", meinte PHK Leitner, der sich noch einmal zu den Erdinger Beamten umgedreht hatte.

    „Davon kann man meines Erachtens ausgehen", erwiderte POK Schmidt prompt, als er von Michael Wagner spontan unterbrochen wurde.

    „Ich hab’ da noch eine Idee, sagte PHK Wagner nachdenklich. „Wenn die Gangster nicht zur Autobahn, sondern zum Flughafen gefahren sind, wäre es sicher gut, wenn wir die Bundespolizei am Flughafen mit in die Fahndung nach diesen beiden Männern einschalten würden.

    „Guter Gedanke, erwiderte POK Schmidt. „Soweit wir das bisher von den Augenzeugen des Überfalls wissen, waren die Kerle ziemlich jung, dunkelhaarig und vornehm gekleidet. Und beide scheinen südländische Typen gewesen zu sein.

    „Gut, das hilft den Kollegen am Flughafen sicher weiter – wir melden das gleich an unsere Zentrale, entgegnete PHK Leitner. Und jetzt Tempo Michael. Wir müssen diese Info rasch absetzen. Euch sehen wir in dieser Sache sicher später nochmal auf der Wache. Also, Servus Kollegen.

    Damit rannten die beiden Beamten zu ihrem Hubschrauber. Während Michael den EC-135 startete, war Markus Leitner schon am Funk, um die Beschreibung der beiden Gangster an die Bundespolizei am Flughafen durchzugeben."

    „Ein echter Scheißtag – entspricht dem Nieselwetter, meinte er danach zu seinem Hubschrauberführer. „Dann mal ab nach Hause, damit sich unsere Spezialisten das Video vornehmen können.

    Während Markus Leitner sofort nach der Landung auf der Einsatzbasis noch beim Ausbau der Kamerakassette war, wurde Michael Wagner schon von einem herbeigeeilten Beamten des Bodenpersonals gerufen.

    „Du sollst gleich zum Chef kommen, sagte der junge Hubschraubermechaniker hastig. „Lass alles stehen und liegen – er will dich sofort sehen.

    Bei diesen Worten wurde Michael Wagner aschfahl im Gesicht. Mit einem ziemlichen Kloß im Hals betrat er kurz darauf das Büro seines Einsatzleiters, in dem dieser bereits mit einem zweiten Mann in Zivil auf ihn wartete.

    „Michael, das ist Dr. Werner Hofmann von unserem polizeiärztlichen Dienst, stellte Polizeioberrat Heinrich Wolf den fremden Zivilisten vor. „Aber nimm doch bitte zuerst mal Platz.

    „Ich stehe lieber beim Anschiss – wir haben’s nämlich versemmelt", erwiderte Michael Wagner mit fahriger Stimme, während er nervös spürte, wie seine Knie weich wurden. Tief in Inneren wusste er nämlich, dass das nicht der Grund für das unvermittelte Herbeizitieren sein konnte.

    „Jetzt setz’ dich erst mal hin Micha. Und Anschiss ist Quatsch, und das weißt du auch."

    Nachdem sich Michael Wagner auf den Stuhl vor dem Schreibtisch seines Chefs begeben hatte, fuhr Oberrat Wolf schluckend fort. „Micha, mein Junge – ich hab’ leider sehr schlechte Nachrichten für dich."

    „Meine Eltern!, platzte es sogleich aus dem jungen Piloten heraus. „Sie sind die zwei Opfer in Bergham, murmelte er mit zitternder Stimme.

    „Ja Michael, so leid es mir tut, aber sie sind es. Sie wurden erst vor wenigen Minuten identifiziert."

    Michael Wagner schien in ein tiefes Loch zu fallen. Heftig atmend und kalkweiß im Gesicht fragte er dann mit brüchiger Stimme: „Seid ihr euch wirklich sicher?"

    „Ja, Herr Wagner", mischte sich jetzt Dr. Hofmannmit leise in das Gespräch ein.

    „Eine hinzugekommene Passantin, die in der Firma Ihres Vaters arbeitet, hat die beiden einwandfrei erkannt. Ich habe eben mit dem Notarzt telefoniert. Ihre Eltern sind mittlerweile auf dem Weg in die Rechtsmedizin. Aber soviel kann ich Ihnen schon sagen – sie mussten nicht leiden. Und kein Notarzt dieser Welt hätte ihnen angesichts ihrer massiven Kopfverletzungen noch helfen können."

    „Ich will sie sehen – und zwar jetzt sofort", schrie Michael Wagner wie ein waidwundes Tier auf, während er an allen Gliedern zitternd aufsprang.

    „Das geht jetzt noch nicht, Micha. Dafür bleibt später noch genug Zeit. Ich fahr’ dich nachher selber in die Gerichtsmedizin rüber nach München", nahm POR⁸ Wolf das Gespräch wieder auf, während Michael Wagner die Tränen seiner Trauer nicht mehr zurückhalten konnte.

    „Wir werden diese brutalen Schweine kriegen", fuhr POR Wolf fort. „Inzwischen ist das ein Fall für die Münchner Kripo und du brauchst jetzt erstmal Zeit, um wieder zu dir zu kommen. Deshalb wird dich Dr. Hofmann gleich auf unbestimmte Zeit krankschreiben.

    Er und ich wollen nämlich, dass du dich von diesem Schicksalsschlag erholst und keinen Schaden nimmst. Und ich weiß, was da angesichts Trauer und Beerdigung demnächst auf dich zukommt."

    „Bitte nicht, flüsterte Michael heiser. „Ich muss bei der Jagd auf diese Drecksschweine helfen. Das bin ich meinen Eltern schuldig.

    „Später Michael, später. Ich halte dich auf dem Laufenden, aber versprich mir, dass du jetzt nichts Unüberlegtes tust."

    „Aber ich bin doch mit schuld daran, dass sie überfahren wurden. Wir waren einfach nicht schnell genug vor Ort."

    „Hör’ endlich auf mit diesem Scheiß, entgegnete POR Wolf vehement. „Du weißt sehr gut, dass ihr in Rekordtempo zur Stelle wart. Und nichts und niemand auf dieser Welt hätte den Mord an deinen Eltern verhindern können. Auch ihr mit eurem Hubschrauber nicht.

    Gleich darauf nahm Heinrich Wolf seinen Piloten freundschaftlich in den Arm.

    „Du bist nicht alleine, Micha, auch wenn im Moment die ganze Welt über dir einzustürzen scheint. Glaub’ mir, wir alle hier werden dir helfen und die Kollegen von Bundespolizei und der Kripo tun das ganz bestimmt auch."

    Doch bereits in den nächsten Tagen wurde klar, dass die Verbrecher durch das aufgespannte Netz der Fahnder geschlüpft waren. Zwar hatte man in dem geborgenen Porsche DNA-Spuren und auf der Innenseite des Tankdeckels zwei Teilabdrücke sichern können, diese waren aber polizeilich nicht erfasst.

    Und inzwischen wusste man anhand der auf dem Waldweg aufgefundenen Reifenspuren, dass es sich bei dem mutmaßlichen zweiten Fluchtfahrzeug um einen VW Touran gehandelt haben musste, der dann auch auf dem von Edelweiß 3 beim Überflug der Schlossallee aufgenommenen Video ausgemacht werden konnte.

    Allerdings blieb unklar, in welche Richtung dieses silbergrau lackierte Fahrzeug auf die Flughafentangente eingebogen war. Außerdem blieb der VW Geländewagen sowohl bei der unmittelbar nach dem Vorfall durchgeführten Kontrolle der Parkplätze am Flughafen, als auch bei den sofort an den benachbarten Grenzen eingerichteten Kontrollen zunächst einmal verschwunden.

    Erst gut drei Wochen später fand ein Landwirt in einem Steinbruch an der deutsch-österreichischen Grenze bei Bad Reichenhall ein ausgebranntes Wrack, das kurze Zeit später als das gesuchte Fahrzeug identifiziert wurde.

    Daraus zog man den Schluss, dass die Täter wahrscheinlich über Österreich nach Italien oder in Richtung Balkan entkommen waren. Und da es sich bei dem VW – genauso, wie bei dem Porsche Cayenne – um ein in Starnberg gestohlenes Fahrzeug handelte, führte auch diese Spur nicht wirklich weiter.

    Der einzige – zu diesem Zeitpunkt aber unbeachtete – Hinweis fand sich erst sehr viel später in den Einsatzberichten der sofort an den Abfluggates des Münchner Flughafens durchgeführten Personenfahndung.

    Hier hatten Beamte der Bundespolizei u.a. auch zwei, den Ausweisen und Polizeidaten nach, bislang unbescholtene junge Männer aus der Münchener Promiszene kontrolliert, die – begleitet von zwei nicht minder prominenten Damen – auf dem Weg in den Italienurlaub gewesen waren.

    Da die Personaldaten absolut stimmig schienen – und weil auch das Gepäck der jungen Leute keinen Anlass zur Beanstandung gegeben hatte, ließ man die beiden Pärchen aber letztendlich ziehen.

    Kapitel 2      Notfalleinsatz an der Donau

    In den ersten beiden Tagen nach dem brutalen Überfall hielt sich Michael Wagner meist in seinem großen, an das Haus seiner Eltern angebauten Junggesellenappartement auf.

    Das tiefe Loch, in das er wegen der Ermordung seines Vaters und seiner Mutter gefallen war, wurde durch das nasskalte Sauwetter, das sich zum Beginn des Monats Juni mit Sturzregen und kühlen Temperaturen noch intensiviert hatte, zusätzlich verstärkt.

    Schon am Samstagmorgen nach dem Anschlag auf seine Eltern, war seine einzige Verwandte, die Schwester seines Vaters, bei ihm eingetroffen und hatte mit ihm zusammen die so plötzlich aus dem Leben Gerissenen beweint und ihn – wenn auch ohne Erfolg – zu trösten versucht.

    Aber wie es ihre anpackende Art war, hatte Tante Waltraud, die nach dem frühen Krebstod ihres Ehemanns ihren früheren Mädchennamen ‚Wagner’ wieder angenommen hatte, sich sofort danach der Situation gestellt und auf Michaels Bitte hin in der Firma ihres Bruders vorläufig das Steuer in die Hand genommen.

    Als sich Michael Wagner am 04. Juni 2013 bei einem späten Frühstück gerade eine Nachrichtensendung im Morgenfernsehen anschaute, in der über die rapide steigenden Flusspegel in ganz Bayern und Österreich berichtet wurde, klingelte Michaels Smartphone.

    „Michael, Wolf hier. Wir haben hier in der Staffel ein Problem. Ich weiß, dass du im Moment wahrlich anderes um die Ohren hast, aber wir könnten dich heute hier gut gebrauchen."

    „Das Hochwasser, stimmt’s?, fragte Michael sofort. „Gut geraten, damit hat’s zu tun, erwiderte POR Wolf augenblicklich.

    „Wir haben im Moment beinahe alle Kollegen im Einsatz. Nur für Markus fehlt uns momentan der Pilot, weil dein Nachfolger noch im Auslandsurlaub ist und deshalb erst ab der nächsten Woche verfügbar sein wird.

    Heute Morgen hat uns Innenminister Karl Schwarz angerufen, weil er sich gerne aus der Luft ein persönliches Bild von der augenblicklichen Hochwasserlage an der Donau machen würde.

    Da unsere übrigen Hubschrauber und auch die der Bundespolizei bereits seit Samstag alle im Einsatz sind, lautet meine Bitte: Wärst du trotz allem bereit, ab heute Mittag bei uns einzuspringen, um den Herrn Minister zusammen mit Markus über Regensburg und Deggendorf bis nach Passau und danach wieder hierher zurück zu fliegen?"

    „Klar Heinrich. Einverstanden – ich komme gern. Hier fällt mir sowieso allmählich die sprichwörtliche Decke auf den Kopf. Vielleicht ist da ein wenig Ablenkung ganz nützlich. Meine Tante ist schon wieder in der Firma und hilft dort aus, weil ich mich dazu noch nicht aufraffen konnte."

    „Gut, aber fühlst du dich fit genug für diesen Einsatz?", fragte POR Wolf zurück. „Sicher, das ist kein Ding. Am Nachmittag soll ja zumindest der Starkregen, dem Wetterbericht zufolge, ein wenig nachlassen.

    Ich mach’ mich dann nachher gleich auf den Weg, will vorher nur noch meiner Tante Bescheid sagen. Markus soll schon mal unseren Heli vorbereiten – und sage ihm bitte, er soll voll auftanken. Ich hätte bei einem VIP-Transport bei diesem Wetter nämlich gern ausreichend Reserve an Bord."

    „Richte ich ihm aus, Michael – also dann bis nachher", beendete Heinrich Wolf an dieser Stelle das Gespräch.

    Schon eine gute Stunde vor dem geplanten Starttermin, kam Michael Wagner in der Einsatzbasis der Polizeihubschrauberstaffel an. Als er den Hubschrauberhangar betrat, lief ihm gleich sein Freund Markus entgegen.

    „Am Freitag warst du ja gleich weg. Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, dir meine tiefempfundene Anteilnahme auszudrücken", sagte PHK Markus Leitner, während er seinen Kollegen tröstend umarmte.

    „Wenn ich dir bei irgendwas helfen kann, rufst du mich gefälligst an. Dafür sind Freunde schließlich da", fügte er dann noch hinzu.

    „Danke Markus, vielen Dank. Ich bin am Freitagnachmittag mit unserem Chef gleich in die Gerichtsmedizin nach München gefahren. Und die machen um 16:30 Uhr zu. Deshalb konnte ich nicht mehr bei dir vorbeikommen", erwiderte Michael Wagner mit tränenfeuchten Augen, die er sich aber sogleich verstohlen wieder abwischte.

    „Nun, wir haben zu tun – wie weit bist du mit der Flugvorbereitung?", fragte PHK Wagner, nachdem er sich wieder gefasst hatte.

    „Fast fertig, Start ist in ca. einer halben Stunde. Der Heli ist einsatzklar – ich lass ihn gleich rausschieben – und den Flugplan hab’ ich auch bereits eingereicht."

    „Okay, dann geh’ ich jetzt mal zum Boss und kümmere mich danach um die neuesten Wetterdaten für unser Strecke", erwiderte PHK Wagner prompt.

    Als Michael wenige Minuten später im Büro seines Chefs eintraf, wurde er von diesem schon erwartet. „Danke Micha, dass du uns zur Hilfe kommst. Innenminister Schwarz ist schon auf dem Weg hierher und wird wohl in Kürze eintreffen.

    Ach so, ehe du fragst – es gibt leider noch nichts Neues zu dem Anschlag auf deine Eltern. Inzwischen hat die Mordkommission im K 11⁹ der Kripo München die Ermittlungen aufgenommen und ich stehe mit deren Chef, einem EKHK¹⁰ Kurt Schröder, bereits in Kontakt. Wenn du in den nächsten Tagen mal Zeit hast, würde er übrigens gern einmal mit dir sprechen.

    Ich kenne übrigens seinen Abteilungsleiter, den Leitenden Polizeidirektor Hans Breitner, ziemlich gut. Wir sind schon seit einiger Zeit befreundet und er hat mir versichert, dass der Fall bei Kommissar Schröder und seinen Leuten in den besten Händen ist."

    „Danke Heinrich, ich werde gleich morgen mal mit ihm telefonieren, entgegnete Michael Wagner mit belegter Stimme, fasste sich aber sofort wieder und sagte: „Ich geh’ dann jetzt mal und hol’ mir das neueste Wetter für den heutigen Einsatz.

    „Habe ich schon für dich erledigt Micha", erwiderte POR Wolf und drückte seinem

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