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Mörderische Geschichten - Es kann jeden treffen
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eBook163 Seiten2 Stunden

Mörderische Geschichten - Es kann jeden treffen

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Über dieses E-Book

DRINGENDE WARNUNG!!!
Ob im Süden, Norden, Osten oder Westen dieses Landes, überall morden und meucheln die Autoren und Autorinnen des Elvea Verlages, was ihnen unter die Feder kommt.
Haben Sie schon einmal nachgesehen? Sie sollten es tun. Vielleicht im Haus oder schauen Sie Ihrem Partner, Ihrer Partnerin einmal intensiver in die Augen. Es könnte sonst auch Sie treffen. Was genau? Dieses Buch könnte Sie retten. Denn - es kann jeden treffen.
Diese Mörderische Geschichten schrieben für Sie: Claus Beese, Alexander Brummer, Antje Haugg, JM Holland, Carsten Kupka, Daria Robjani, Heike Susanne Rogg, Michael Suhr, Werner Thieke und Simone Weber.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum5. Dez. 2017
ISBN9783745063486
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    Buchvorschau

    Mörderische Geschichten - Es kann jeden treffen - Elvea Crimetime

    Mord in Kamerun

    Antje Haugg

    Die Sonne war leuchtend orangerot über Kamerun aufgegangen, ein paar Schritte über den Himmel gewandert und hatte auf ihrem Weg einen blassgelben Farbton angenommen. Der frühe Morgen hatte schon einen wunderschönen, warmen und gleißend hellen Sommertag versprochen, und er hielt Wort.

    Mittlerweile waren die Morgengesänge der Vögel verstummt, intensives Grillenzirpen hatte sie abgelöst. Die umstehenden Bäume spendeten ein wenig Schatten und Kühle, aber nicht genug. Die Hitze würde am späten Nachmittag unerträglich werden. Es hatte lange nicht geregnet, sodass die spärlichen Grashalme beleidigt ihre Spitzen hängen ließen und eine kränklich-braune Färbung aufwiesen.

    Ebenfalls eine kränklich-braune Färbung wies der Wirt auf, der vor seiner Ausflugsgaststätte ›il Tramonto‹ im Gras lag. Eine Grille saß auf seiner Nasenspitze und zirpte ihm einen hysterisch anmutenden Totengesang. In seiner Brust steckte ein großer Wurfspeer, dessen nicht blutbeflecktes Ende wie der Zeiger einer Sonnenuhr zum Himmel aufragte.

    Wesentlich hysterischer noch als die Nasenspitzengrille kreischte die Frau auf, die soeben zur Witwe geworden war, als sie ihren Mann in diesem Zustand entdeckte. Und dieses Kreischen sollte so schnell nicht aufhören …

    ***

    Kriminalhauptkommissarin Julia Lehmann kaute gelangweilt auf dem Ende ihres Kugelschreibers herum, während ihr Kollege Stefan Siems ihr gegenüber an seinem Schreibtisch saß und sie amüsiert beobachtete. In der Ecke ihres Büros surrte ein Standventilator, ohne viel zu bewirken. Die stickige Luft waberte dickflüssig durchs Zimmer und erschwerte das Atmen. Die Hitze war hier in der Bayreuther Innenstadt schon am späten Vormittag schier unerträglich. Es war der heißeste Juli seit Jahren, und außerdem der trockenste. Seit Wochen hatte es nicht mehr geregnet, und die Festspielstadt lechzte wenige Tage vor der Premiere regelrecht nach Regen und Abkühlung. Vergeblich – keine Aussicht auf ein Gewitter oder gar ein richtiges Tief. Niemand bewegte sich mehr als nötig, alle schleppten sich lethargisch durch die Tage. Sogar die Verbrecher schienen Sommerferien zu machen: Es passierte so gut wie gar nichts, nicht einmal simple Taschen- und Trickdiebstähle wurden gemeldet. Dementsprechend unterbeschäftigt saßen die beiden Kriminalbeamten an ihren Tischen. Der Nordbayerische Kurier von heute war bereits gelesen, sie waren also zu untätigem Warten auf den Feierabend verurteilt, denn auch der leidige Papierkram war schon aufs Laufende gebracht.

    Als sich das schrille Klingeln des Telefons seinen Weg durch die zähe Luft bahnte, schreckten beide hoch und jeder versuchte, als Erster den Hörer zu erwischen. Stefan war einen Tick schneller als Julia und streckte ihr triumphierend die Zunge heraus, bevor er sich meldete. Doch dann wurde er sehr schnell ernst.

    Nach wenigen Minuten, die sich für Julia endlos dehnten, legte er auf und winkte ihr aufzustehen.

    »Arbeit, Julia – wir müssen nach Kamerun. Da liegt eine Leiche, mit einem Speer aufgespießt.«

    Er angelte nach dem Autoschlüssel und wartete mit einem Anflug von Ungeduld auf seine Kollegin, die noch eine lauwarme Flasche Mineralwasser aus ihrer Schublade holte, bevor sie ihm folgte.

    Gerade wollten sie zur Zimmertür hinaus, als diese von außen so schwungvoll aufgerissen wurde, dass Stefan sie beinahe an den Kopf bekommen hätte. Im letzten Moment ging er einen Schritt zurück, und das war auch gut so, sonst hätte ihn Staatsanwalt Strasser wohl über den Haufen gerannt. Strasser, den alle hinter vorgehaltener Hand ob seiner Körpergröße nur den Bonsai nannten, schnarrte sofort wütend los:

    »Sagen Sie mal, was ist denn das nun wieder für ein schlechter Scherz?!? Ist da jemandem die Hitze nicht bekommen? Was haben wir denn bitteschön mit einem Mord in Kamerun zu schaffen? Müssen wir demnächst auch nach Syrien oder Afghanistan, wenn dort jemand umgebracht wird? Ich verbitte mir solche Anrufe!«

    Julia schnaufte genervt durch. Jedes Mal war es dasselbe mit Strasser: Er schaffte es innerhalb von fünf Sekunden, sie auf die Palme zu bringen. Auch heute wieder. Und wie meistens war sie nur zu bereit, sich mit dem Bonsai anzulegen.

    »Herr Strasser, darf ich Sie darauf hinweisen, dass dieser Anruf nicht von uns kam, sondern von der Leitstelle? Und davon abgesehen: Sie leben jetzt doch auch schon seit drei Jahren in Bayreuth – da müssten Sie mittlerweile auch wissen, dass es nach Kamerun keine fünf Kilometer sind. Von daher in unserem Zuständigkeitsbereich, und deswegen fahren wir jetzt hin. Also halten Sie uns bitte nicht von unserer Arbeit ab – Sie sind es doch, der es nie erwarten kann, dass endlich Ergebnisse auf dem Tisch liegen.«

    Mit diesen Worten rauschte sie an Strasser vorbei und hinaus in die drückende Hitze, gefolgt von ihrem grinsenden Kollegen Stefan. Undeutlich war eine laut knallende Tür zu hören, der Schall schien in der heißen Luft stecken zu bleiben.

    »Das war der Bonsai – jetzt ist er wieder auf 180«, kommentierte Stefan und öffnete die Autotür. Sie wichen zurück, da drin war es tatsächlich noch wärmer, obwohl das Auto im Schatten geparkt war.

    Es half nichts: Sie mussten hinein und zum Tatort fahren. Julia fluchte leise, als sie das brennend heiße Gurtschloss anfasste. Sie öffneten sämtliche Fenster und fuhren los, über die Nürnberger Straße in Richtung Wolfsbach auf die Bundesstraße und dann links in den Wald hinein, zu der idyllisch gelegenen Ausflugsgaststätte Kamerun, auf einer versteckten Waldlichtung, umgeben von hohen Bäumen, die Schatten spendeten – ohne heute Abkühlung zu verschaffen.

    Kurz nachdem sie in den Wald abgebogen waren, bemerkte Julia einen etwa einen Meter großen, auberginefarbenen, dirigierenden Wagner, der am Straßenrand auf einem Sandsteinquader stand. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Diese Hörlfiguren standen doch wirklich überall! Der Künstler hatte, nachdem seine hundertfach angefertigten Russhunde, Wagners Lieblingshund, sehr erfolgreich gewesen waren, nachgelegt und den Meister selbst in großer Stückzahl und einer gewöhnungsbedürftigen Farbauswahl in ganz Bayreuth verteilt.

    Noch bevor sie die Leiche sahen, wies ihnen der Schaft eines großen Wurfspeers den Weg, und direkt daneben sahen sie Doktor Kollrab werkeln, der den Toten bereits untersuchte. Er nickte den beiden Beamten freundlich zu, wie immer fasziniert von seiner Arbeit.

    »Grüß Gott miteinander! Sehen Sie nur: Der Mörder hat ganze Arbeit geleistet. Ein Volltreffer mitten ins Herz, und das mit diesem Speer. So wie ich es einschätze, aus Distanz geworfen. Das muss ein Profi gewesen sein, der hat nicht zum ersten Mal so ein Gerät in der Hand gehabt. Und ich gehe davon aus, dass der Täter ein Mann war – oder eine professionelle Speerwerferin. Da steckt Kraft dahinter.«

    Kollrab bückte sich und zeigte auf die Brust des Toten, die schwarz war von getrocknetem Blut.

    »Der Mann musste nicht leiden. Ich schätze mal, bevor er überhaupt wusste, was los ist, war er schon tot.«

    Er strahlte Julia regelrecht an. Es war unglaublich, wie sehr Kollrab in seiner Arbeit aufging.

    Julia nickte ihm zu und fragte: »Weiß man, wer der Tote ist?« Ein Streifenbeamter, der sich bisher dezent im Hintergrund gehalten hatte – Julia kannte nur seinen Vornamen Michel – , kam jetzt hinzu und übergab Julia einen Personalausweis.

    »Der steckte in seiner Gesäßtasche. Offenbar ist das der Wirt, Angelo di Lorenzo. Seine Frau hat uns angerufen, der Kollege Brunner sitzt mit ihr innen in der Gaststube und befragt sie. Sie war komplett durch den Wind, deswegen ist er mit ihr rein, damit sie das Bild nicht ständig vor Augen hat.« Er machte eine vage Handbewegung in Richtung Haus. »Wenn ich dann nicht mehr gebraucht werde … ich müsste zum nächsten Tatort.«

    Julia blickte ihm erstaunt ins Gesicht. »Wie jetzt? Erst passiert tagelang überhaupt nichts, und dann gleich zwei Einsätze gleichzeitig?«, fragte sie verblüfft.

    Michel nickte und begann zu grinsen. »Ja, und wenn man so will, auch wieder Mord. Nur diesmal an Gartenzwergen.«

    »Gartenzwergen.« Julia war so verdattert, dass sie das Wort nicht einmal mehr als Frage formulierte.

    »Irgendein Irrer hat in den 99 Gärten angeblich alle Gartenzwerge auf einen Haufen getragen und zerschlagen. Und wie auf einem Grabhügel hindrapiert.«

    Der Uniformierte schleppte sich durch die Hitze zu seinem Auto zurück und fuhr davon. Julia schüttelte unwillig den Kopf, nicht sicher, ob sie wohl schon an hitzebedingten Wahnvorstellungen litt. Schließlich ging sie in die Gaststube hinein, wo Michels Kollege Brunner gerade die Personalien der Witwe aufgenommen hatte. Sie stellte sich vor und sprach Frau di Lorenzo ihr Beileid aus. Die arme Frau saß vollkommen schockiert und gebrochen auf einem der rustikalen Stühle, ein großes Geschirrtuch in den Händen, das sie abwechselnd zu einem Strang verdrillte und als überdimensionales Taschentuch verwendete. Kollrabs Beruhigungsspritze hatte ihr Kreischen in leises Weinen abflachen lassen.

    »Frau di Lorenzo, können Sie sich das Ganze erklären? Ich meine, hatte Ihr Mann Feinde? Oder gab es einen konkreten Anlass für die Tat, einen Streit vielleicht?«

    Wieder schnäuzte sich die Witwe kräftig in das Geschirrtuch, bevor sie stockend antwortete.

    »Da war wirklich was. Vor ein paar Tagen hat uns ein Kerl angerufen, seinen Namen hat er nicht gesagt. Und der wollte uns das Anwesen abkaufen. Einfach so, das müssen sie sich mal vorstellen. Ruft an, fällt mit der Tür ins Haus, ohne lange rumzureden, und bietet uns eine halbe Million. Abgesehen davon, dass der Preis lächerlich war – er meinte, wir hätten drei Tage Bedenkzeit. Drei Tage! Natürlich hat mein Mann abgelehnt, als dann der zweite Anruf kam. Aber zuvor hat er gefragt, warum der denn überhaupt unseren Gasthof haben will und sich keinen pachtet. Meinte der doch glatt, er braucht keine Kneipe, was er vorhat, das wäre Kunst, die den Hörl blass werden lässt. Und dann hat er noch was gefaselt von Festspielhäusern und großen Dimensionen. Mein Mann hat gar nicht mehr richtig zugehört und gleich gesagt, wir verkaufen nicht. Dann hat der Kerl gebrüllt, wir würden der Kunst im Weg stehen und hätten die Folgen zu tragen.«

    Sie weinte heftiger und schnäuzte sich abermals. Und wieder hatte Julia das Gefühl, hitzebedingt zu halluzinieren. Sie gab sich einen Ruck und hakte nach: »Und warum haben Sie nicht gleich die Polizei informiert, wenn Sie bedroht wurden?«

    Erneutes Schluchzen. »Wir haben das doch nicht ernst genommen. Wir haben gedacht, das ist ein Spinner, der sich einen schlechten Scherz erlaubt. Und jetzt ist mein Angelo tot …«

    Die weiteren Ermittlungen vor Ort ergaben absolut nichts. Zwar fanden die Beamten die Stelle, wo sich der Täter versteckt gehalten und von wo aus er auch den Speer geschleudert hatte, aber außer zertrampeltem Gras fanden sich dort keine Spuren, schon gar keine verwertbaren. Schließlich räumten sie das Feld und fuhren frustriert zurück in die Stadt. Michels Kollegen, den dieser offensichtlich komplett vergessen hatte in seinem Eifer von einem Tatort zum nächsten zu fahren, nahmen sie mit zur Dienststelle.

    Dort erwartete sie zumindest ein Hinweis auf die Tatwaffe: Eine Angestellte des Iwalewahauses hatte angerufen und einen Einbruch gemeldet, bei dem ein Speer gestohlen worden war. Ein Gastgeschenk einer Delegation aus Kamerun, die vor einiger Zeit den Lehrstuhl für Afrikanologie besucht hatte. Die SpuSi war bereits vor Ort und machte das, wonach sie benannt worden war, nämlich Spuren sichern.

    Julia seufzte frustriert und öffnete die nächste lauwarme Wasserflasche. Um das Kraut gar fett werden zu lassen, hatte der Getränkeautomat vorgestern seinen Geist aufgegeben, und der Kundendienst war frühestens für morgen angekündigt. Kühlschrank stand natürlich auch keiner zur Verfügung, denn die Ämterkantine war in einem anderen Gebäude untergebracht.

    Stefan griff sich eine Akte und fächelte sich damit Luft zu. »Das ist ja mal richtig übel. Wir haben wirklich gar nichts in der Hand. Wenn die SpuSi im Iwalewahaus genauso wenig findet wie in Kamerun, dann sehe ich ziemlich schwarz.«

    »Und an Strasser will ich gar nicht denken – der

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