Vor Verbrauch schütteln oder so: Die Abenteuer des Herrn von Dörrnefeldt zur Erheiterung
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Buchvorschau
Vor Verbrauch schütteln oder so - Alfred Landmesser
Titelbild: Nach ‚Tomate’ By Winkel
Kostenlose Bilddatenbank www.piqs.de
CC-Lizenz (By 2,00)
Impressum:
Vor Verbrauch schütteln oder so
Alfred Landmesser
Copyright: © 2012 Alfred Landmesser
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-3623-1
.
Alfred Landmesser
Vor Verbrauch schütteln
oder so
Die Erlebnisse des
Herrn von Dörrnefeldt
zur Erheiterung
Es gibt Geschichten,
die man mehrmals
drehen und wenden muss,
um endlich ein Körnchen
Sinn darin zu finden.
Alfred Landmesser
Der Baum im Odenwald
Halteverbot
Hypnose
Geheim
Schillers Schinken
Die Fliege an der Wand
Ein wenig Null
Kleingärtner
Gurken
Vor Verbrauch schütteln
Platzregen
Wurstzipfel
Schellfisch
Eselsbrücken
Der Trainer
Einsteigen bitte
Abkürzungen
Frisch eingetroffen
Her Nix
Der Held
Die Kur in Schottland
Der Retter
Spielfreude
Die Sache mit Frosch
Kaninchen Lanzarote
Der Baum im Odenwald
An einem schönen Sommertag waren Herr von Dörrnefeldt und sein Freund Michalke mit dem Rad unterwegs und nahmen nach zwei Stunden ermüdet auf einer Bank Platz.
Vor ihnen, auf einem Hügel, stand einsam ein mächtiger Baum.
„Ist es nicht herrlich hier?", fragte Herr Michalke nach einigen Minuten der Ruhe.
„Ja, es ist wunderschön", bestätigte Herr von Dörrnefeldt.
Herr Michalke seufzte. Dann fuhr er fort: „Heute im Morgengrauen sind wir losgefahren, den Odenwald zu suchen, und nun liegt er vor uns in all seiner Pracht."
Herr von Dörrnefeldt sah sich um. Dann meinte er: „Was soll das, Herr Michalke? Wo ist ein Wald? Dort oben steht ein einziger Baum."
„Und?"
„Sie wollen doch wohl nicht behaupten, dass ein einzelner Baum ein Wald ist!"
„O doch, es ist so! So steht es in meinem Buch ‚Der frohe Wanderer’."
„Das steht in ihrem Buch?"
Herr Michalke kramte den ‚Frohen Wanderer’ aus seinem Rucksack und überreichte ihn Herrn von Dörrnefeldt: „Schlagen sie bitte Seite 14 auf, und lesen sie vor!"
Auf Seite 14 fand sich tatsächlich das Lied vom Baum, und Herr von Dörrnefeldt begann vorzulesen: „Es steht ein Baum im Odenwald …"
„Halt!", rief Herr Michalke dazwischen, „sie müssen richtig betonen. Ein müssen sie betonen! Es steht ein Baum im Odenwald!"
Herr von Dörrnefeldt war nicht recht überzeugt davon, begann aber von vorn:
„Es steht ein Baum im Odenwald,
der hat viel grüne Äst;
da bin ich wohl vieltausendmal
mit meinem Schatz gewest.
Da sitzt ein schöner Vogel drauf,
der pfeift gar wunderschön;
ich und mein Schätzlein lauern drauf,
wenn wir miteinander gehn.
Der Vogel sitzt in seiner Ruh
wohl auf dem höchsten Zweig;
und schauen wir dem Vogel zu,
so pfeift er alsogleich."
Nach einem besinnlichen Päuschen fügte er hinzu: „Sehr schön, sehr schön das Lied. – Sehen sie den Vogel?"
„Ich sehe keinen."
„Aha!"
„Was heißt aha? Wir sind hundert Meter vom Baum entfernt. Wie soll ich da den Vogel sehen können!
, meinte Herr Michalke etwas spitz. „Gehen wir hinauf, dann wird es sich zeigen."!
Sie schoben die Fahrräder den Hügel hinauf, Herr Michalke eilig voran. Dann standen sie vor dem wunderschönen Baum.
„Nun?, fragte Herr von Dörrnefeldt schließlich, „sehen sie jetzt einen Vogel?
Herr Michalke legte sein Rad ins Gras und lief dann um den Baum herum. Er sah keinen Vogel und meinte nach kurzem Überlegen: „Mit dem Vogel hat das eigentlich wenig zu tun. Für mich ist wichtig, dass es da heißt ‚Es steht ein Baum im Odenwald’. Einer."
Herr von Dörrnefeldt war anderer Meinung: „Nur ein Baum? Da muss ich leicht lächeln, Herr Michalke."
„So?! Und wie viel Bäume meinen sie, sind ein Wald? Drei? Zehn? Hundert?"
„Das weiß ich nicht. Auf jeden Fall nicht einer. Dann müsste es in dem Lied ‚Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde’ auch nicht ‚eine Linde’ heißen, sondern: ‚Vor meinem Vaterhaus steht ein Wald’."
Herr Michalke gab sich nicht geschlagen. „Das ist ein altes Lied", bat er zu bedenken.
„Das sind alles alte Lieder. Möglicherweise stand, als dieses Lied geschrieben wurde, tatsächlich nur ein einziger Baum im Odenwald, und die anderen sind erst später hinzu gewachsen."
„Oder es ist symbolisch gemeint", überlegte spitzfindig Herr von Dörrnefeldt.
„Symbolisch? Wie meinen sie das?"
„Da müsste ich nachdenken."
Herr Michalke wurde ungeduldig: „Dann denken sie nach! Ich werde inzwischen auf den Baum klettern und nachsehen, wo der Vogel steckt."
„Auf dem höchsten Zweig, wenn wir nach dem Lied gehen wollen."
„Auf dem höchsten Zweig. Stimmt. Herr Michalke sah den hohen Baum hinauf und überlegte. Es sah recht beschwerlich aus. Dann meinte er: „Es ist wohl besser, wenn ich hier bleibe. Vielleicht hat er Junge, und dann störe ich ihn. Es gibt sicher einen anderen Weg festzustellen, ob dies der Odenwald ist.
Herr von Dörrnefeldt wurde ironisch: „Ein Mischwald ist ihr Odenwald auf jeden Fall nicht, stellte er fest, „es sind alles die gleichen Bäume.
Herr Michalke sah ihn böse von der Seite her an.
„Ich habe lediglich festgestellt, dass dies kein Mischwald ist. Ständen hier eine Kiefer und eine Eiche, so wäre es ein Mischwald", versuchte Herr von Dörrnefeldt zu beschwichtigen.
„Damit meinen sie also, dass zwei Bäume ein Wald sind."
Nun wurde auch Herr von Dörrnefeldt etwas unsicher: „Ich weiß gar nichts mehr. In unserem Kurpark stehen fünfzig Bäume, und kein Mensch sagt etwas von einem Wald."
„Nun ja, aber der Volksmund sagt etwas über den Wald. Vielleicht hilft uns das weiter."
„Der Volksmund?"
„Genau. Er sagt: ‚Wie man in den Wald hineinruft, so hallt es heraus’. Ich schlage vor, wir machen ein Geräusch, und wenn es heraushallt, dann ist es ein Wald."
„Irgendeinen Satz von einem Bürgermeister muss man rufen", erinnerte sich Herr von Dörrnefeldt.
Herr Michalke war begeistert: „Richtig, ‚Hier ist der Bürgermeister von Wesel’ muss man rufen! Und hört man dann etwas von einem Esel, ist alles in Ordnung. Dann wissen wir, dass dies hier ein Wald ist. - Nur weiß ich nicht wo."
„Wie meinen sie das?"
„Ich meine ‚Wie man in den Wald hineinruft, so hallt es heraus’, wo hallt es heraus? Auf dieser oder auf der anderen Seite?"
„Ich denke doch, auf der gleichen Seite von der aus man hineinruft."
„Sind sie sich da ganz sicher?"
„Nicht ganz."
„Dann laufe ich eben auf die andere Seite des Baumes, und sie bleiben hier. So kann nichts passieren. Entweder es hallt bei ihnen oder bei mir."
Herr Michalke ging also auf die andere Seite des Baumes, holte tief Luft und legte dann los: „Hier ist der Bürgermeister von Wesel! Hier ist der Bürgermeister von Wesel! Hier ist der Bürgermeister von Wesel!"
Dann machte er eine kurze Pause und fragte: „Herr von Dörrnefeldt, hat es bei ihnen gehallt?!"
Der wusste nicht recht: „Ich bin mir nicht sicher! Und bei ihnen?!"
„Ich glaube nicht! Dann versuchte er es erneut: „Hier ist der Bürgermeister von Wesel!
Da näherte sich ein Mann