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D E B R I S: Mein Leben als "Rest"
D E B R I S: Mein Leben als "Rest"
D E B R I S: Mein Leben als "Rest"
eBook309 Seiten3 Stunden

D E B R I S: Mein Leben als "Rest"

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Über dieses E-Book

Marlene ist eine 53 Jahre alte, verheiratete Frau mit transsexuellem Hintergrund, die alle Maßnahmen zur Geschlechtsangleichung durchgeführt hat und aufgrund gesellschaftlicher Ablehnung, sowie eigenen Schuldgefühlen den Weg in die "freiwillige Versklavung" als Sexsklavin gewählt hat. Sie ist auf der Suche nach Ihrer Identität als Frau und das Ergebnis der geschlechtsangleichenden Operation ist mehr als mangelhaft. Dies lässt sie in den Glauben verfallen ein "Monster" zu sein. Den letzten entscheidenden Tiefpunkt erreicht sie nach der Diagnose einer Krebserkrankung. Außerdem sieht sie sich einer gesellschaftlichen Diskriminierung ausgesetzt, der sie sich durch das Eintauchen in die Hamburger S/M-Szene zu entziehen versucht. Die Erkenntnis, durch Schmerzen orgasmusfähig zu sein, treibt sie immer weiter zu immer heftigeren und schmerzhafteren Praktiken. Über "Kanäle" aus der S/M Szene findet sie Kontakt zu "Herrschaften", die bereit sind, sie in die "freiwillige Versklavung" zu führen. Marlene beschreibt Ihr tägliches Erleben in der "Versklavung" mit den jeweiligen Praktiken. Auch in der Versklavung darf sie nicht als Frau leben, sondern muss selbst unter diesem Maximum an Reduzierung als androgyne Sexsklavin dienen. In Ihrem Alltag beschreibt sie Ihre "Objektifizierung", das Abbrechen sozialer Kontakte und wie Ihr "Ich" aufgelöst bzw. ausgelöscht wird. Aufgrund einer Erkrankung Ihres "Herrn" wird Marlene nach Jahren in der "Versklavung" von Ihren "Herrschaften" in die Freiheit entlassen. Sie kehrt mit etwas Geld und Kleidung an den Ausgangspunkt Ihrer Fahrt zur "Versklavung", nach Kassel, zurück.

Den Kapiteln ist ein jeweiliger Eingangsvers vorangesetzt, der im Kontext zum jeweiligen Inhalt steht. Diese Kapitel hat die Autorin während Ihrer "freiwilligen Versklavung" geschrieben und spiegeln Ihre jeweilige Gefühlswelt wider.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum17. Juli 2018
ISBN9783746743479
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    Buchvorschau

    D E B R I S - Marlene Schönhals

    Kapitel 1. Wie alles begann

    „Träume"

    Tausendmal vom richtigen Körper geträumt,

    über diesen tiefen Wunsch fast das ganze Leben versäumt.

    So viele Irrwege gegangen, letztendlich aber

    immer das Gefühl nie ans Ziel zu gelangen.

    Endlich die Entscheidung endlich der Entschluss,

    Wer wird es verstehen, wer bleibt bei mir bis zum Schluss.

    Hohn und Spott, Lachen und Häme,

    Gerede und Aggression, alles spürst Du und ist ausgerichtet auf Deine Person.

    „Angekommen", hast Du gedacht,

    aber die Andern sehen noch nicht, was Dich wirklich ausmacht.

    Was bist Du für eine Frau, sozialisiert als Mann, wann kommst Du wirklich endlich einmal bei dir an?

    Hunger auf Leben, Definition über Sex,

    bleib endlich stehen, genieße Dein Leben, lasse das Alte gehen.

    Neues schafft sich Raum, kann er doch wahr sein, mein Traum.

    Ich bin glücklich und merke es nicht,

    warum kann ich es nicht fühlen, wo es doch der Wahrheit entspricht.

    Ich ziehe mich zurück und versuche endlich den Kopf folgen zu lassen, wo mein Körper schon lange ist, auch wenn der Zweifel an mir selbst mich ständig auffrisst.

    Bleibe endlich einfach einmal stehen und fang endlich an die Dinge zu verstehen.

    Der Blick der Therapeutin ruhte mit traurigen Augen auf mir und ein leichtes Seufzen unterstrich Ihre Anteilnahme. Gleichzeitig schob Sie mir eine Box mit Taschentücher zu, damit ich meine Tränen wegwischen konnte. Gefasst und sanft führte Sie die Therapiestunde fort.

    << Frau Schönhals lassen Sie uns das alles erst einmal sortieren und dann schauen wir einmal wie wir sinnvollerweise beginnen die „Dinge" aufzuarbeiten. Alles werden wir mit Sicherheit nicht bearbeiten können, aber wir sortieren wie gesagt erst einmal. Vielleicht fangen Sie einfach einmal an zu erzählen was Ihnen besonders wichtig erscheint. >>

    Ich, das ist Marlene, 53 Jahre alt, geboren 1964 in Marburg an der Lahn, als Mann und 2013 den Grundstein der Transition zur Frau gelegt, die ich 2015 mit der „finalen Geschlechtsangleichenden Operation beendet habe. Bis dahin waren es, neben dem „Durchlaufen der gesetzlichen Vorgaben des Transsexuellen Gesetz (TSG), mehrere Maßnahmen wie plastischer Brustaufbau, Kehlkopfabflachung, Hormontherapie und Bartepilation, die mich, zu der werden ließen, die ich heute bin.

    Eine „Transe, eine „Transfrau, eine Frau mit „transsexuellem Hintergrund", es gibt bestimmt noch ganz viele Bezeichnungen mehr für das, was ich heute bin. Insgesamt habe ich auf dem Weg in mein richtiges Geschlecht innerhalb von zwei Jahren drei relativ große Operationen zur Geschlechtsangleichung sowie leider auch fünf operative Eingriffe aufgrund einer Krebserkrankung hinter mich gebracht. Es war nicht immer einfach und zum Teil waren diese auch sehr schmerzhaft. So fand ich mich nach einer der größeren Krebsoperation aufgrund eines während der Operation aufgetretenen Herzstillstand leider einmal sogar auf der Intensivstation wieder.

    Damals hätte ich mir sehr die Unterstützung meiner Herkunftsfamilie gewünscht, aber nun war ich eine „Transe. Man hat sich wahrscheinlich für mich geschämt und somit stand nie jemand nach einer Operation oder auch in der Zeit danach an meinem Krankenbett. Niemand...., außer meiner Frau wirklich niemand, welchen Selbstwert soll man daraus schöpfen, was soll mir dies für eine Wertigkeit widerspiegeln? Was sieht man in mir, das selbst so eine schwere Erkrankung wie „Krebs nicht dazu ausreicht mich einmal in den Arm zu nehmen und zu trösten oder vielleicht auch sich mit mir „auszusöhnen".

    Marlene ist auch „Vater einer 29-jährigen Tochter, Ina eine selbstbewusste taffe junge Frau, die einen geraden Lebensweg geht und immer noch mein ganzer Stolz ist. Ina stammt aus meiner ersten Ehe, seit 2007 bin ich in zweiter Ehe mit Tina verheiratet. Damals als Mann und Frau in die Ehe eingegangen, führten wir diese als Frau und Frau weiter ohne zu merken, dass ich immer mehr und mehr die „bürgerliche Welt verließ. Eine konservative Welt, in der ich bisher als Berufssoldatin gut hineinzupassen schien. Aber auch das war, wie so vieles, eine Lüge, ein Irrtum. Wahrscheinlich hätte es aber trotzdem zum Glücklichsein mehr als gereicht, wenn da nicht diese „Lebenslüge wäre, das tiefe Wissen gar kein Mann zu sein, sondern „Marlene eine Frau, schon immer und ganz fest in mir verankert, „mein richtiges Geschlecht eben".

    Marlene hieß damals aber Peter und war ein Mann, ein Macho durch und durch. Als Peter und Macho habe ich meine Frau versucht zu der Frau zu formen, als die ich mich selber immer gerne gesehen hätte. Das ging durch alle Lebensbereiche und hätte sie mich nicht so unendlich geliebt, wäre unsere Ehe schon viel früher zerbrochen. Was habe ich Ihr nicht alles übergestülpt und zugemutet. Klassische Rollenverteilung, „Frauen rauchen nicht auf der Straße!, „das letzte Wort hat der Mann und und und. Aber damals, als Mann, war diese innere Diskrepanz nicht mehr anders ertragbar.

    Mein Name „Marlene" war übrigens nicht meine Idee, sondern der einer guten Freundin, der ich mich anvertraut hatte und die spontan beim Zuhören sagte,

    << Marlene! Was für ein schöner Name und er passt wirklich gut zu Dir. >>

    Ich stutzte damals und dachte << ja das tut er, >> ein schöner Name, „Marlene, so eindeutig weiblich und feminin. Der Name gefiel uns auf Anhieb und er kam so spontan, so selbstverständlich, dass ich beschloss, „so möchte ich später nach der Transition einmal heißen.

    Angefangen hat dann alles mit der Trennung von meiner zweiten Frau Tina. Unsinn, angefangen hat es, wie bereits erwähnt, mit meiner Transition zur Frau im Jahre 2013 und dem ersten „Outing gegenüber meiner Frau. Das war der Beginn, ab da habe ich begonnen alles um mich herum zu zerschlagen und „verbrannte Erde zu hinterlassen. Ein „Outing, so existenziell in seiner Tragweite und so völlig absurd und fehl am Platz, zumindest zu dem damaligen Zeitpunkt. Es war eine Zeit in der Tina nach eigener Aussage „so glücklich wie nie zuvor war, ein Punkt in Ihrem Leben, an dem sie meinte „angekommen zu sein und ich, ja ich ziehe Ihr von jetzt auf nun den Boden weg. Unter Umständen war auch genau das der tiefere Grund für alles weitere. Alle um mich herum schienen unendlich glücklich, nur ich, ich war es nicht und wollte es doch einfach auch endlich einmal sein, also „glücklich.

    „Ich", Peter damals 46 Jahre alt, verheiratet, ein Kind und verbeamtet. Erfolgreich im Beruf mit einem relativ kleinen aber sehr innigen Freundeskreis und alles was man sonst noch zu einer heilen Welt braucht. Eigentumswohnung, Auto, Hund, Campingplatz und als letztes sogar noch eine neue Garage.

    Dann kam meine Pensionierung! Raus aus der Uniform und rein ins Leben. Alles was ich bisher aus Loyalität meinem Dienstherrn gegenüber unterdrückt hatte brach aus mir heraus, so auch meine schon früher erlebte, aber nur phasenweise gelebte Neigung zu S/M. Anfangs lebte ich dies nur in einem Hamburger Club und nur alle vier Wochen aus. Daraus entwickelte sich aber eine ureigene Dynamik mit drei „glücklosen D/S Beziehungen" die mehr kaputt gemacht hatten als das sie mich erfüllt hätten.

    Meine erste D/S, S/M Beziehung hatte ich zur einer „Transfrau pre OP, also ohne Geschlechtsangleichung, die ich in einem Club in Hamburg eher zufällig kennengelernt hatte. Sie zeigte mir recht schnell und bestimmt was ich die ganze Zeit unterdrückt hatte, nämlich die Lust am Exhibitionismus, Demütigung, Führung und Schmerz. Sie eröffnete mir eine Welt, in die ich mich zwar immer hinein geträumt hatte, aber es niemals gewagt hätte sie alleine zu betreten. Ja und Sie zog mich völlig in Ihren Bann. Wir trafen uns viermal und fühlten uns recht schnell zueinander hingezogen und verliebt. Es kam, wie es kommen musste, eines Montags eröffnete ich das Ganze meiner Frau und ließ sie auch gleich wissen, dass ich die nächste Zeit bei dieser Frau, meiner „neuen Liebe verbringen wolle. Komischerweise stellte sich gar kein heftiger Streit ein, sondern eher ein sonderbares Schweigen, in das hinein ich ein paar Sachen packte und mit dem (dem Schweigen) ich nach Hamburg fuhr. Es folgten Tage wie im Rausch, geprägt von gegenseitigem Kennenlernen, sexuellen Erlebnissen und S/M in allen Formen und verschiedensten Praktiken. Wie im Rausch trifft es leider sehr deutlich, denn so berauscht habe ich gar nicht gemerkt das ich nicht nur emotional, sondern auch materiell ausgenutzt wurde. Eine unschöne Erkenntnis, die mich dann letztlich diese Beziehung schnell beenden ließ.

    Meine zweite „D/S Beziehung hatte ich dann mit einem Ehepaar, beide dominant, und einer Art „Wohnzimmer S/M. Anfangs war auch alles gut. Sie lernten mich als ihre Sub an und ergänzten sich perfekt. Er „spankte mich, führte den Analverkehr durch und erniedrigte mich. Sie, eher passiv, bis auf das „Fisten, das konnte Sie wirklich gut. Na ja unsere Beziehung war eigentlich wirklich ganz harmonisch, bis Er während den Sessions immer mehr kiffte und dem Alkohol zusprach. Dadurch konnte er mir vorher gegebene Versprechungen nicht mehr erfüllen, bzw. war gar nicht mehr in der Lage mich richtig zu dominieren. Manchmal ging er aus einer Sessionpause heraus einfach ins Bett und das war es dann für den Abend. Letztendlich die Krönung und auch für mich der Grund zu gehen, war allerdings ein unbedachter Spruch seinerseits.

    << Weißt Du Marlene eigentlich wollten wir ja eine Transe mit Schwanz, aber eigentlich geht es mit Dir ja auch ganz gut. >>

    Ich war sprachlos und das sehr lange. Aber ich war mir auch sicher, dass dies mein letzter Besuch bei den Zweien war. Die beiden haben dann noch paarmal versucht den Kontakt wieder aufzunehmen und mich zu überreden es noch einmal zu versuchen. Aber was sollte das bringen? Es ist mir in der Zwischenzeit kein Schwanz mehr gewachsen.

    Ja und dann kam „Lissy, ein „Transvestit, allerdings nur donnerstags und ausschließlich donnerstags. „Lissy war also ein Mann der Donnerstags eine Frau war und Ihre sexuelle Neigung auslebte. Näheres über „Lissy, möchte ich hier aus Loyalität und ehrlicher tiefer Dankbarkeit Ihr gegenüber nicht weiter ausführen. Sie ist ein wunderbarer Mensch und eine noch wunderbarere Frau, die ich sehr schätze und wirklich sehr sehr lieb gewonnen habe.

    Dazwischen gab es zudem noch ein paar „virtuelle Kontakte mit irgendwelchen „Doms die entweder an völliger Selbstüberschätzung litten oder aber in Wirklichkeit nur „Tastenwichser" waren.

    Einer war dabei, der glaube ich gut zu mir gepasst hätte und dem ich mich auch sicherlich bis zur „Selbstaufgabe als Sub hingegeben hätte. Leider hat er mich damals kurz vor unserem ersten realen Treffen gegen eine „biologische Frau ausgetauscht. Als ich dies realisiert hatte, habe ich Ihm einen ganz langen, gefühlvollen Abschiedsbrief, ohne Groll und Zorn geschrieben, aber eben auch ehrlich. Als ich dann nach zwei Tagen immer noch keine Antwort erhalten hatte, habe ich Ihn nochmals angeschrieben und um wenigstens ein paar Worte des Abschieds gebeten. Die Antwort kam als Textnachricht und war schon sehr ernüchternd.

    << Jeder möge doch bei „Seinesgleichen" bleiben. >>

    Da wusste ich wieder wo mein Platz als „Transe" war!

    Parallel zu alldem versuchte ich in der Welt der „Stinos (stinknormale Leute) einen Platz zu finden. Ich wollte wissen wie mein „Marktwert ist und wie ich als Frau wahrgenommen werde. Also machte ich einen weiteren Besuch in einem Swingerclub, nachdem der erste leider ein völliger Reinfall war.

    Die Rahmenbedingungen waren dieselben wie beim letzten Mal, „Herrenüberschussparty, damit habe ich als „Transe erst einmal gute Chance auch einen Mann näher kennenzulernen bzw. das es zu „Körperlichkeiten kommt. Aber ich habe natürlich auch vom letzten Besuch gelernt. Dieses Mal habe ich ein paar „Spaßmacher für mich in der Tasche, für alle Fälle, quasi als Ultima Ratio. Sollten alle Stricke reißen, beschäftige ich mich eben mit mir selber. Na, und mein Outfit ist ebenfalls verändert. Ich entscheide mich für ein knappes Oberteil das jeden Blick auf meine „gekauften Brüste zulässt und einem Unterteil, das auf den ersten Blick jedem „Zweifler zeigt, da ist nichts mehr, kein „Anhängsel vorhanden, also folglich muss „E S eine Frau sein, oder zumindest so etwas in der Art. Leider ist diesmal nicht so viel Betrieb wie beim letzten Mal. Das ist nicht gut, das schmälert meine Chancen gewaltig. Nichtsdestotrotz, ich werde mir Mühe geben und straffe mich als ich den Barraum betrete. Mein „Passing" muss schon einmal stimmen, die Blicke sind auf jeden Fall eindeutig und lassen hoffen. Wenn ich jetzt nicht irgendwann sprechen müsste stünden meine Chancen ganz gut. Dieser Illusion werde ich aber schnell beraubt.

    << Was möchtest du trinken? >> <>>

    Das war's! Zumindest jeder in Hörweite hatte mich sprechen hören und ich bin als „Mogelpackung" entlarvt. Schei.... , so ein bisschen länger hätte die Illusion schon noch dauern dürfen. Nun denn, dann versuchen wir mal das Beste herauszuholen. Also dann, ein bisschen habe ich ja schon in die Waagschale zu werfen und was hatte mir beim letzten Mal Helena (eine liebe Freundin) mit auf den Weg gegeben?

    << Du musst lachen, Männer wollen nur

    lachende Frauen. >>

    Das funktioniert auch ganz gut, nur Blickkontakt mag keiner der von mir „Angestrahlten aufnehmen. Warum eigentlich? Es scheint ganz viel Unsicherheit im Weg,- bzw. Vorbeischauen zu geben. Ja das wäre eine Erklärung. Oder aber „Angst die anderen Männer könnten „den Einen der Kontakt aufnimmt für schwul oder gar pervers halten. Warum auch immer, sie tun es nicht. Okay, ich habe gelernt auch immer einen „Plan B zu haben und somit entscheide ich mich direkt „Plan A erst gar nicht weiter zu verfolgen, sondern gleich die Alternative den „Plan B zu nutzen.

    Es gibt im Barraum einen riesigen TV Flatscreen, auf dem immer den ganzen Abend durchgehend ein Pornofilm zu sehen ist. Heute bzw. gerade sind es zwei Männer die sich an einer recht zierlichen Frau „abarbeiten. Mein erster Gedanke ist, „Die Arme... sieht aus, als hätte sie ganz schön Ihren Schaff und viel Rücksicht nehmen die Darsteller auch nicht wirklich. Auf jeden Fall passt der Film schon einmal gut zum Thema des Abends und ich beschließe den nicht wirklich vorhandenen Schutz des Tresens aufzugeben. Stellungswechsel zur Couchgarnitur. Von hier aus habe ich den besten Blick auf das „Filmchen, also die Messsage „Hallo ich finde das gerade sehr geil und außerdem kann ich gleichzeitig auch noch Blicke zulassen.

    << So ihr Lieben, bitte alle mal genau gucken und registrieren das da nichts mehr zwischen den Beinen baumelt! >>

    Ich bin recht zufrieden mit mir, jetzt müsste nur noch jemand „den Ball aufnehmen". Die Abschiedsworte meiner Frau fallen mir wieder ein,

    << Du wirst doch ein bisschen wählerisch sein und nicht jeden ran lassen? >>

    „Hmm", wäre ich gerne aber hoffentlich komme ich überhaupt in die Situation wählerisch sein zu können. Bis jetzt auf jeden Fall nicht. Sei's drum, das Buffet ist eröffnet. Stärkung kann nicht schaden und außerdem, unter Umständen ergibt sich ja beim Essen ein nettes Gespräch. Na ja und die gekochten Eier sind auch immer schnell vergriffen und ich mag gekochte Eier mit Remoulade. Alles gut, von allem noch genug da. Vier gekochte Eier und eine ganze Menge mehr auf dem Teller trete ich an einen Tisch und frage höflich, ob ich mich dazu setzen darf. Ich darf. Ein lockeres Gespräch begann und ich entschloss mich, nach dem Essen einfach mal nach oben zu den Spielräumen zu gehen, selbstverständlich auch ein wenig in der Hoffnung das mir einer der Tischnachbarn vielleicht folgen mag.

    So gestärkt setzte ich mein Vorhaben auch um und kam in einen wirklich vollen Raum mit mehreren Frauen und Männer ins Spiel vertieft und nicht mehr wirklich unterscheidend, wessen Hand oder sonstiges gerade wohin wanderte. Ich lege mich ganz nach außen, um erst einmal niemanden zu stören, aber durchaus noch in Armreichweite aller Anderen. So platziert packte ich meine „Spielsachen aus und lag, für alle sichtbar, breitbeinig mit mir alleine da. Nichts geschah! Nichts... rein gar nichts! Man nahm Notiz von mir, sah mir kurz zu und wendete sich wieder ab. Ich baute mehrmals Blickkontakt auf und lächelte einladend, aber nichts... es fasste mich niemand an. Das Ganze spielte sich insgesamt dreimal genauso ab. Also zurück zum Barraum, „Signale senden und Wechseln auf die „Spielwiese".

    Nichts, D R E I M A L nichts!!!

    Das war früher einmal anders, ganz anders! Früher als ich noch nicht die Geschlechtsangleichung hatte, also als „Transe mit Schwanz (pre OP). Damals und heute auch noch, gab es in mehreren Hamburger Clubs sogenannte „Trans*, TV und Cross-Dresser Abende. Das waren Veranstaltungen, auf denen jeder einer seinen Fetisch ausleben konnte und als das akzeptiert wurde was er oder sie nun einmal war bzw. als was „Er, Sie, Es sich fühlte. Natürlich ging es aber nicht nur um das sich zeigen als Frau, sondern auch um Sexualität. Diese Abende waren immer gut besucht, nicht nur, weil es den „besonderen Damen erlaubte sich einmal ungezwungen zu zeigen und Ihren Fetisch auszuleben, sondern auch weil viele Männer es als Gelegenheit nutzten Ihre latente Homosexualität und geheimen Phantasien auszuleben.

    Das ist schon alles verlogen, als „Transfrau post OP übt man anscheinend nicht mehr den gleichen Reiz auf die Männer aus wie als „Transe pre OP. Dieselben Männer die vorher nur allzu gerne mit mir in die „Kiste gesprungen wären, rümpfen jetzt eher die Nase und sehen in mir etwas „Abartiges. Mal ganz abgesehen davon was die gleichen Männer denken und auch aussprechen würden wenn wir uns auf der Straße begegneten. Bei manchen dieser Männer die an den besagten Abenden Ihrer Phantasie freien Lauf ließen hätte mich schon einmal interessiert wie wohl die jeweiligen, Partner reagieren würde, wenn sie von dem „treiben" Ihres Mannes erfahren täten.

    Die Erkenntnis daraus hatte ich bereits oben beschrieben, aber jetzt ging ich noch einen Schritt weiter.

    << Marlene, Du musst ein „Monster" sein!!! >>

    Alles geriet also schon wieder in Bewegung und es kam leider noch so Vieles hinzu. Menschen verabschiedeten sich schon wieder einmal aus meinem Leben und zu allem Überfluss brach mir, wie bereits oben erwähnt, meine Ehe weg. Ich konnte mich einfach selbst nicht mehr ertragen und suchte nur noch nach Fluchtwegen. Die Option Lösungen zu suchen war für mich schon gar nicht mehr präsent.

    Durch Zufall hörte ich dann wenig später in meinem neuen Hamburger S/M Lieblingsclub, von „DEBRIS".

    Es war eigentlich nur ein belangloses Nebengespräch das sich aber trotzdem verfestigte, eine ernsthafte Möglichkeit sich/mich zu entziehen? So verrückt der Gedanke auch war, umso klarer erschien mir die Möglichkeit der Verwirklichung desselben und der Wunsch endlich aufzugeben und „meinen Untergang zu zelebrieren".

    Ja, und abermals entwickelte sich eine Dynamik, die mich „gefangen" nahm und die ich irgendwie auch gar nicht mehr stoppen wollte und konnte.

    Außerdem baute ich auch, gerade durch die bevorstehende Trennung, einen immensen innerlichen Druck auf, dem ich nicht mehr standhalten konnte und so verfasste in diesem angeschlagenen Gemütszustand die folgenden Zeilen.

    „Mein Fest"

    Heute Abend feiere ich ein Fest.

    Der Tisch wird gedeckt sein mit Schmerz, Hilflosigkeit, und Trauer.

    Der Weg zu diesem Fest führt durch einen Tunnel.

    Ich werde ihn durchschreiten und der Boden besteht aus Schuld, Versuchung und Egoismus.

    Dieser Tunnel ist mein Werk und ich werde ihn allein durchschreiten.

    Da ist kein Fluchtweg und keine Nische, kein Licht und kein Geräusch. Ich bin in einer Neuen Welt.

    Da sind Seen gefüllt von Tränen, Berge geformt aus Angst, Täler geschnitten aus Verzweiflung, Moore gefüllt mit Schuld und ein diffuses Licht der Hilflosigkeit.

    Hier feiere ich heute Abend mein Fest.

    Nackt, schutzlos und gebunden.

    Hier ergebe ich mich im Schmerz.

    Hier wird mir eine Wunde ins Fleisch geschlagen.

    Wenn das Fest beendet ist, werde ich aufräumen und den Tisch neu decken.

    Ich werde Zuversicht, Hoffnung und Stärke bitten an meiner Tafel Platz zu nehmen.

    Die Seen der Tränen sollen Quellen der Hoffnung werden. Die Berge der Angst zu Ebenen der Zuversicht.

    Die Moore der Schuld zu festem Boden der Vergebung und es soll erhellt sein durch das Licht meiner Klarheit.

    Die entstandene Wunde werde ich versorgen und

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