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Römerfund
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eBook201 Seiten2 Stunden

Römerfund

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Über dieses E-Book

Die bezaubernde Stadt Enns ist Anziehungspunkt für viele Touristen und besonders für historisch Interessierte, gilt sie doch in Österreich als eine der markantesten Plätze, wo man von der römischen Geschichte zu berichten weiß.
Doch hinter den romantischen, einladenden Fassaden tun sich Abgründe auf- und das nicht auf Grund von geplanten Ausgrabungen. Machtgier und Eifersucht umschatten in dieser Geschichte vor allem das Umfeld des Stadtmuseums. Undurchsichtige Komplotte, Intrigen, Bruderzwist und letztendlich Mord bestimmen den Gang der Dinge.
Und schließlich kommt da noch ein mysteriöser Rächer ins Spiel, der dem ohnehin überforderten Kommissar und seinem Assistenten noch zusätzliche Kopfzerbrechen bereitet.
Ja,ja, die Welt ist schlecht und manche Menschen machen sie nicht besser.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum29. Nov. 2016
ISBN9783738094343
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    Buchvorschau

    Römerfund - harald hohensinner

    Kapitel 1

    Römerfund

    Im ehrwürdigen Ratssaal des Museums in Enns, in dem vor Jahrhunderten Recht gesprochen wurde und der ob seiner Fresken und Bilder ein Vorzeigeobjekt der ältesten Stadt Österreichs ist, fand eine Sitzung statt, die, so schien es, außer Kontrolle zu geraten drohte.

    „Wenn sie auf geschichtsträchtigem Boden ein Produktionsgebäude bauen wollen, dann müssen sie damit rechnen, dass wir uns – als Verantwortungsträger des Denkmalamts – dazu verpflichtet fühlen, zuerst Grabungen vorzunehmen. Ein Baubeginn könnte sich dadurch um Monate verzögern", versuchte der Referent Doktor Watzl zu erklären. Ein lautes Durcheinanderschreien der Anwesenden, die wild gestikulierend ihre Meinung zum Ausdruck bringen wollten, oder ihre Ablehnung gegen die Aussagen der jeweils anderen Interessensgruppe mit Drohgebärden untermauerten, war die Folge. Dr. Watzl wischte sich den Schweiß von der Stirn und setzte sich wieder. Er schaute auf seine Armbanduhr, fast drei Stunden wurde er jetzt schon gequält, aber weder ein Ende noch eine gemeinsame Lösung waren zu erwarten. Er begann wieder an seinen Fingernägeln zu kauen und wartete auf die nächste Welle der Entrüstung.

    Ein großes Areal, welches direkt an das einstmalige Legionslager Lauriacum anschloss und für Industrieansiedlung gedacht war, erhitzte die Gemüter. Drei Herren und eine Dame vom Vorstand des Museumsvereins, der Wirtschaftsstadtrat, begleitet vom Chef des Bauamtes, saßen den Käufern dieses Grundstückes gegenüber. Die Stimmung war derart aufgeheizt, dass ein einziges unbedachtes Wort Auslöser für einen gewaltigen Tumult bedeuten konnte.

    „Herr Dr. Watzl, Sie sind nicht nur ein Beamter, was schon eine gewisse Aussagekraft über Arbeitsintensität und Effizienz widerspiegelt, nein, Sie haben es ausschließlich mit Dingen zu tun, die uralt und längst tot sind, die Ihnen also keinesfalls mehr davonlaufen werden. Ich aber führe ein Unternehmen, in dem ich planen muss und Termine zu erfüllen habe, ansonsten ist mein Kunde sehr rasch nicht mehr mein Kunde, geht das in ihr Beamtengehirn?". Ferdinand Grabner starrte auf den bedauernswerten Vertreter des Denkmalamtes, und könnten Blicke tatsächlich töten, dann wäre Dr. Watzl jetzt auf der Stelle vom Stuhl gefallen.

    Der Obmann des Museums als Diskussionsleiter war heillos überfordert. Seinen stetigen Aufforderungen, doch endlich Ruhe zu bewahren, kam niemand nach. Das Gebrüll und die gegenseitigen Vorhaltungen setzten sich unvermindert fort.

    Der zweite anwesende Unternehmer, Arthur Kronhauser, verhielt sich jedoch ausgesprochen ruhig, obwohl auch er von diesen Grabungsmaßnahmen betroffen war. Kronhauser war ein Autoreifen-Importeur, und da er zum Lagern seiner Produkte viel Platz brauchte, hatte er zwei Drittel dieser Fläche erworben. Natürlich war er nicht glücklich über den Bescheid des Denkmalamtes, der eine enorme Verzögerung des Baubeginns nach sich zog. Diese Sitzung, das war ihm klar, brachte kein Ergebnis. Es war verlorene Zeit.

    Als es für einen Moment im Saal leiser wurde, stand er auf und erklärte in ruhigem Ton: „Meine Damen und Herren, es handelt sich in diesem Fall um eine sehr wichtige Entscheidung, außerdem geht es für uns beide, dabei zeigte er auf Grabner, „um viel Geld. In diesem Verhandlungsstil werden wir aber zu keiner Lösung kommen. Ich schlage einen neuen Termin vor, bei dem wir konstruktiv und uns wie zivilisierte Menschen verhalten sollten. Dann verstaute er in aller Gelassenheit seine Unterlagen in eine Aktentasche und verließ den Ratssaal. Auch die Streithähne waren inzwischen ziemlich verstummt. Diese Situation nutzte Dr. Münzer, der überforderte Vorsitzende, um die Sitzung zu schließen. Bei Watzl konnte man die Erleichterung erkennen. Für heute war er erlöst, aber er wusste gleichzeitig, diese Causa noch lange nicht überstanden zu haben.

    Ferdinand Grabner, seine Freunde nannten ihn Ferdl, feuerte noch einige verbale Geschoße, die alle weit unter der Gürtellinie waren, in Richtung des davoneilenden Dr. Watzl ab. „Mit dem werde ich noch ein Hühnchen rupfen, darauf kannst du dich verlassen", meinte er zu einem Vertreter des Museums Lauriacum, um dann gleich nebenan im nächsten Gasthaus zu verschwinden. Grabner galt als ein Stehaufmanderl, immer wieder schaffte er es irgendwie aus wirtschaftlich brenzligen Situationen unbeschadet herauszukommen. In letzter Zeit war es stiller um seine Person geworden; es hatte den Anschein, er würde sich zu einem seriösen Geschäftsmann entwickeln. Zurzeit verkaufte er Dienstbekleidungen, die Geschäfte schienen profitabel zu laufen. Von Uniformen für Militär, Exekutive oder Feuerwehr bis hin zur gängigen Arbeitskleidung reichte sein Angebot. Seine Kunden waren nicht nur Inländer, er exportierte auch in die Staaten des Ostblocks und schien sehr gute Kontakte in diesen Ländern haben. Das Grundstück, das der aktuelle Streitanlass war, hatte er laut eigenen Aussagen bar bezahlt und dafür keine Bankkredite in Anspruch genommen. Die seitens des Denkmalamtes geplanten Grabungen hatten seinen Zeitplan, der zugegeben sehr optimistisch war, was die Bauzeit anbelangte, jedoch völlig über den Haufen geworfen. Deshalb war sein Nervenkostüm gerade besonders dünn und er hatte sich gerade in diesen Situationen nicht immer unter Kontrolle.

    Nicht nur die kurzfristigen Entscheidungen des Denkmalamtes erbosten einige der regionalen „Wirtschaftskapitäne", die sich sofort solidarisch mit den Betroffenen fühlten, nein, auch das Museum selbst stand im Fokus heißer Diskussionen. Es ging um die Nachfolge von Dr. Münzer, der gesundheitlich angeschlagen war, aber es war noch kein Wort von Rücktritt aus seinem Mund gekommen. Es wurden einige Kandidaten genannt, die alle in der Lage gewesen wären, diese Funktion zu übernehmen, doch hatten alle diese Herren meist schon nach kurzer Zeit ihre ehrenamtliche Mitarbeit wieder eingestellt. Der Grund war eben Dr. Münzer selbst, der über dieses ehrwürdige Haus herrschte und ausschließlich allein über jedes noch so kleine Detail zu entscheiden gedachte. Rudolf Münzer war Professor am Gymnasium der Kreuzschwestern in Linz. Er unterrichtete die Fächer Latein und Geschichte. Als seine Frau bei einem Autounfall ums Leben kam, wo er, Münzer, der Schuldige war, kam sein ganzes Leben durcheinander. Er brachte nichts mehr auf die Reihe. Schließlich suchte er Trost im Alkohol. Er verlor seinen Job, er war als Professor nicht mehr tragbar und gab sich gänzlich dem Suff hin. Nach einer Entziehungskur, die Nachhaltigkeit versprach, wurde ihm der Posten im Museum Lauriacum angeboten, nicht nur weil er Ennser Bürger war, vielmehr wegen seines ungeheuren Wissens. Er bekleidet dieses Amt nun schon seit mehr als fünfzehn Jahre, ist aber gesundheitlich in einem schlechten Zustand, was auch den gelegentlichen Sauforgien zuzuschreiben ist. Trotzdem ist er nicht gewillt, seinen Sessel zu räumen, obwohl er letztes Jahr seinen 73. Geburtstag feierte.

    Dabei gab es eine ganze Reihe dringlicher Aufgaben zu erledigen, stand doch die Landesausstellung ins Haus. Die Ennser Lokalzeitung berichtete laufend über die Vorgänge, oder besser über den Stillstand, der das Museum Lauricum in seinen Aktivitäten lähmte. Der Ennser Stadtrat verhielt sich erstaunlich ruhig, doch wie aus den letzten Gemeinderatsitzungen zu vernehmen war, rumorte es gewaltig, wenn es um dieses Thema Museum ging.

    Das Lokalblatt hielt es eben genauso wie die großen, auflagenstarken Zeitungen, bei denen man mit schlechten Nachrichten die Auflagenzahl nach oben zu schrauben gedachte. So erschien am darauf folgenden Montag auf der Titelseite ein Artikel mit dem Titel „ War oder ist Dr. Watzl bestechlich?"

    Leo Blech hatte wieder einmal gründlich recherchiert und in seinem Freund Martin Kurz einen vertraulichen Informanten, der sozusagen an der Quelle saß. Angeblich hätte besagter Doktor Watzl bei einem Bauprojekt, damals ging es um einen Drogeriekonzern, die Augen geschlossen und die Hände aufgehalten- und die eigentlich erwarteten Notgrabungen blieben aus.

    Kronhauser las diese Zeilen immer wieder und war verblüfft. „Wenn das stimmt und es keine rechtlichen Konsequenzen gab, dann könnten auch wir ein diskretes Offert stellen, erklärte er seiner Sekretärin und griff sogleich zum Handy, um sich Grabner’s Meinung anzuhören. „Erschießen sollte man solche Leute und zwar auf der Stelle, brüllte dieser ins Telefon und konnte sich gar nicht beruhigen.

    Drei Monate waren vergangen, das zu bebauende Grundstück war nach wie vor ein Acker, nichts war bisher geschehen. Der Sommer zeigte sich von seiner besten Seite, das Thermometer zeigte 34 Grad. Die neuen Eigentümer standen unter einem Baum, der ihnen spärlichen Schatten gewährte und schauten auf ihr Grundstück.

    „Die lassen uns absichtlich hängen, kommen mit den unmöglichsten Ausreden, wie Urlaubszeit, zu wenig Mitarbeiter, gab der sichtlich genervte Grabner von sich. Auch bei Kronhauser war es mit der Ruhe vorbei. „Wir schalten jetzt einen Rechtsanwalt ein. Der soll auch prüfen, ob es damals bei der Drogeriefirma tatsächlich zu Schmiergeldzahlungen gekommen ist. Denen vom Denkmalamt versalzen wir jetzt die Suppe!. Das war genau nach Grabner’s Geschmack. „Jawohl das machen wir und die Medien füttern wir, damit auch die breite Öffentlichkeit über diese Missstände informiert wird, ereiferte er sich. Verschwitzt begaben sich beide Herren zu ihren Fahrzeugen und bevor Kronhauser losfuhr, rief er seinem Leidensgenossen zu: „Vergiss nicht auf das Gespräch im Museum, übermorgen um 19h. Grabner nickte ihm zu und legte einen Kavaliersstart mit seinem Porsche hin.

    „Chef, die Bulgaren haben angerufen, rief Frau Herzig, Grabners Sekretärin, durch die angelehnte Tür. Nachdem sie keine unmittelbare Antwort erhielt, schälte sie sich aus ihrem Stuhl, richtete ihr gewagt kurzes Röckchen zurecht und stöckelte ins Büro ihres Chef. „Was gibt‘s denn, Herzi, nur Grabner durfte sie so nennen, das war sein Privileg. „Die Bulgaren wollen einen neuen Auftrag platzieren unter den gleichen Konditionen wie den ersten. Auch wieder mit den üblichen Pönalezahlungen bei Lieferzeitüberschreitung. Er schaute von seinem Terminkalender auf, warf einen Blick auf- oder besser in - die viel zu weit aufgeknöpfte Bluse, stand auf und ging zum Fenster. „Ist ja super, von welcher Auftragssumme sprechen wir?, wollte er wissen. „Von 210000.- Euro, so wie die erste Order. Allerdings müssen wir in der vereinbarten Zeit liefern, sonst wird es teuer".

    Da traf sie einen empfindlichen Punkt bei ihrem Boss. „Wo sollen wir die fertigen Teile zwischenlagern, kannst du mir das verraten? Mit den vorhandenen Möglichkeiten kommen wir bei weitem nicht aus. Außerdem muss ich die Halle in der Zuckerfabrik bis spätestens Jahresende räumen! Er nahm seinen Bauplaner zu Hand und deutete mit dem Finger auf den Monat Juni, wo die Bauarbeiten hätten beginnen sollen. „Nichts, absolut nichts ist bisher passiert. Die Baufirma zieht einen anderen Auftrag vor, klar das die nicht warten, bis das gnädige Denkmalamt endlich ihre Maulwürfe schickt. Ich muss kotzen, wenn ich an diesen Idioten von Watzl denke. Aber solche Leute haben anscheinend Narrenfreiheit. Er ließ sich in den Sessel fallen. Herzi zog sich diskret zurück.

    Kronhauser und Grabner erschienen gemeinsam zur Sitzung im Museum. Dr. Münzer hatte wieder den Vorsitz inne, er kramte verloren in seinen Unterlagen, schaute auf und fragte Kronhauser, worum es denn heute gehe, er fände die Unterlagen mit den Programmpunkten nicht. Noch bevor der Verblüffte antworten konnte, war es Grabner, der ihn in beißendem Ton angiftete: „Es geht um die Erdölbohrung auf unserem Grund, bis jetzt hat man nichts gefunden, nur altes Zeug von den Römern". Der Museumschef überhörte die ätzende Bemerkung und nachdem er das gesuchte Papier endlich in Händen hielt, eröffnete er die Sitzung.

    Kronhauser stellte erbost fest, dass weder Dr. Watzl noch ein anderer Vertreter des Denkmalamtes erschienen war und fragte den Vorsitzenden: „Sind Sie informiert über den längst fälligen Grabungsbeginn. Er war es- und er begann ein Schriftstück zu verlesen, dessen Inhalt geradezu wie eine Bombe einschlug. „ Bedingt durch die unverfrorenen Anschuldigungen, die gegen unseren Dr. Watzl erhoben wurden, legt das Denkmalamt die gesetzlich vorgeschriebene Notgrabung auf dem Areal Nr: 208/16 bis auf weiteres auf Eis. Die betroffenen Eigentümer sind davon in Kenntnis zu setzen. Dr. Münzer ergänzte dieses Schreiben mit den unglücklichen Worten, „ ich persönlich finde das richtig und unterstütze diese Entscheidung voll und ganz".

    Mehr hatte er nicht gebraucht. Grabner sprang von seinem Stuhl auf, stürzte nach vorne und begann den Vorsitzenden anzuschreien. Unterstützung erhielt er von Kronhauser, der nun auch jegliche vornehme Zurückhaltung aufgab und seiner Meinung lauthals Luft machte. Aber auch die Gemeindevertretung zeigte sich verwundert und der Stadtrat für Wirtschaft ermunterte die Betroffenen, doch rechtliche Schritte gegen diese offensichtliche Willkürentscheidung einzuleiten. Die drei Museumsvertreter brachten ihren Chef in Sicherheit. Die Sitzung war somit nach wenigen Minuten beendet.

    Die Presse griff dieses Thema österreichweit auf, alle Tageszeitungen berichteten über die Zustände im Denkmalamt und über den anhängigen Fall in Enns. Gleichzeitig bekam auch das Museum Lauriacum, also dessen Führung, eine äußerst schlechte Presse, was sich aber umgekehrt in den Besucherzahlen positiv auswirkte. Viele Neugierige besuchten das Museum, auch die Stadtführungen nahmen rapide zu, was wiederum die Ennser Wirte erfreute. Wesentlich weniger erfreut war das Denkmalamt in Wien und zitierte deshalb Dr. Watzl in die Bundeshauptstadt. Mit gemischten Gefühlen trat dieser seine Reise an und überlegte während der Zugfahrt, wie er aus dieser Sache unbeschadet herauskäme. Die Verdachtsmomente in dem zurückliegenden Fall hätten ihm damals fast den Job gekostet- und jetzt musste er wieder vor seine Chefin treten. Wenn das nur gut geht, hoffte er und kaute wieder an seinen Fingernägeln. Watzl war ein Eigenbrötler, seine Ehe hielt nicht lange, doch ein Sohn entsprang dieser dreijährigen Verbindung, zu dem er ein überaus gutes Verhältnis hatte. Gregor, so hieß der Junge, störte sich nicht an den Neigungen des Vaters, er liebte ihn heiß. Ganz und gar nicht verstehen konnte hingegen seine Frau seine immer deutlicher werdende Zuneigung zum männlichen Geschlecht und dementsprechend entwickelte sich auch das Eheleben. Das endgültige Aus war damit sozusagen vorprogrammiert. Für seine Kollegen war er eine graue Maus. Er beteiligte sich nie an internen Feiern, selbst an seinem Geburtstag wollte er nicht erinnert werden und daher gratulierte ihm auch niemand. Über Hobbies war ebenfalls nichts bekannt. Watzl war einfach da, das war schon alles.

    Kapitel 2

    Die Stadt Enns mied Herr Watzl wie die Pest. Aber heute musste er dort hin, um sich mit Dr. Münzer zu treffen. Im Museum angekommen, erklomm er die steile Treppe zum Büro des Obmanns und verschwand hinter dessen Tür. Es war ein langes, vor allem aber ein mühsames Gespräch. Mühsam deshalb, weil Dr. Münzer sehr zur Vergesslichkeit neigte, was alles seiner Krankheit geschuldet war. Tatsächlich war der Chef des Museums ein Alkoholiker im fortgeschrittenen Stadium. Endlich, um kurz nach 22h, machte sich Watzl auf den Weg zu seinem Auto, das er im Stadtpark abgestellt hatte. Sein Sohn Gregor hatte seinen Besuch angekündigt und darauf freute sich der Vater riesig.

    Er schloss seinen Wagen auf, plötzlich hörte er eine Stimme hinter sich und drehte sich um. „Du?, fragte er verwundert und enttäuscht, hätte er doch gerne seinen Sohn in die Arme genommen. „Ja, ich bin’s. Steig ein, aber in mein Auto!, befahl sein Gegenüber. Dieser setzte sich hinter das Steuer, Watzl, ziemlich verdattert, nahm auf dem Beifahrersitz Platz.

    Er hatte mit Edwin Klein vor drei Wochen Schluss gemacht, er sah keine Zukunft in dieser Verbindung. Obwohl die ersten Jahre wirklich schön und harmonisch waren, hatte sich Edwin in letzter Zeit stark verändert. Er wurde sehr bestimmend, ließ nur seine Meinung gelten, neigte zu Gewalttätigkeit, was bei Watzl Angst auslöste. Das war auch der Grund

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