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Talare klaut man nicht: Ein kriminalistisch-humoristischer Roman aus dem freikirchlichen Milieu
Talare klaut man nicht: Ein kriminalistisch-humoristischer Roman aus dem freikirchlichen Milieu
Talare klaut man nicht: Ein kriminalistisch-humoristischer Roman aus dem freikirchlichen Milieu
eBook202 Seiten1 Stunde

Talare klaut man nicht: Ein kriminalistisch-humoristischer Roman aus dem freikirchlichen Milieu

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Über dieses E-Book

Kommissar Seele hasst Spätschichten. Mitte fünfzig, verheiratet, eine Tochter im Studium, sucht er nach einer Möglichkeit, seine Dienstzeit in beschaulicher Umgebung ausklingen zu lassen. Der letzte Versetzungsantrag ist endlich positiv entschieden worden.
In dem kleinen Kommissariat in Bad Emsstadt sind einige Schnapsleichen und Schlägereien während der vielen größeren und kleineren Karnevalsumzüge seine bisher größen Herausforderungen. Als in der Sakristei einer evangelischen Freikirche ein Schwerverletzter gefunden wird, schickt ihn sein Chef nach Groß-Vortstein, denn Steele ist evangelisch und hat gerade Bereitschaft.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum16. Jan. 2014
ISBN9783847626862
Talare klaut man nicht: Ein kriminalistisch-humoristischer Roman aus dem freikirchlichen Milieu

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    Buchvorschau

    Talare klaut man nicht - Hans-Otto Kaufmann

    1. KAPITEL

    „... Amen."

    Mit einem wackeligen Durakkord klang die Generalprobe aus.

    Neun vorwiegend ältere Damen, fünf in Ehren ergraute Herren und zwei Pastorenkinder

    nahmen auf ein Zeichen des Chorleiters wieder auf ihren Stühlen Platz.

    Hans-Gert Wedelhand hatte noch ein wichtiges Anliegen.

    "Und bitte denkt daran, morgen pünktlich um 9.15 Uhr zum Ansingen in der Kirche zu

    sein.

    Dann gehen wir die Choräle noch einmal in Ruhe durch."

    Um die Dringlichkeit seines Appelles zu unterstützen, erhob er sich ausnahmsweise von

    seinem Stammplatz, dem Klavierhocker, und schlich um das Instrument herum auf die

    Choristen zu.

    "Wenn wir schon die Gelegenheit haben, in einem Synodalgottesdienst zu singen, soll-

    ten wir uns möglichst nicht blamieren und einen guten Eindruck hinterlassen. Ich hoffe,

    ich habe mich deutlich genug ausgedrückt. Noch Fragen?"

    Erika Dedelbrink hob zögerlich die Hand.

    Ja, Erika?

    Sie setzte sich auf ihrem Stuhl zurecht.

    Was sollen wir denn anziehen?

    Erwartungsvoll schaute der Dirigent in die Runde.

    Was schlagt ihr vor?

    Er nutzte die kurze Verlegenheitspause, um Notenstapel auf dem Klavier zu ordnen.

    Bassist Bruno Sandkuhl wollte nach Hause und räusperte sich.

    Ich würde sagen, wir halten es wie immer.

    Was heißt 'wie immer'?

    "Wenn wir in Gottesdiensten singen, ist es doch immer so, dass wir festlich, aber nicht

    in Einheitsgarderobe erscheinen."

    Sind alle einverstanden?

    Die Chormitglieder nickten.

    Damit war dieses manchmal zeitraubende Thema überraschend zügig abgehakt.

    "Und vergesst nicht, jetzt sofort alle Noten mitzunehmen. Sie liegen hier auf dem

    Klavier. Lasst sie aber bitte morgen früh nicht zu Hause liegen", ermahnte der Chorleiter

    noch einmal die Vergesslichen unter seinen Sängern.

    Er schaute auf die Uhr.

    Es ging auf halb zehn zu. Die meisten machten einen sangesmüden Eindruck und daher

    keine Anstalten, noch länger im fußkalten Gemeinderaum zu verweilen. Sie erhoben

    sich von ihren Stühlen, pilgerten plaudernd zum Piano, suchten ihre Noten, bevor sie an

    der Garderobe in ihre Wintermäntel tauchten und sich voneinander verabschiedeten.

    Altistin Hannelore Feldmann öffnete die Außentür und schnupperte in die kalte

    Februarluft hinaus. Es kann Frost geben heute Nacht, murmelte sie ihrer Sangesschwester Dorothea Brinkerhoff zu.

    Vorsichtig schritten sie zum Parkplatz, der auf einem freien Grundstück neben dem

    Pfarrhaus völlig im Dunkeln lag.

    "Hoffentlich wird es nicht glatt auf den Straßen. Wir sollten zusehen, dass wir loskom-

    men, Dorle."

    Sich unterhakend tasteten sie sich langsam weiter Richtung Auto.

    "Ach, 'Befiehl du deine Wege' ist doch ein himmlischer Choral, nicht wahr, Dorle? Ich

    singe den Bach-Satz immer wieder zu gerne."

    "Mir geht es genauso, Hanne, die Melodien gehen mir manchmal die ganze Nacht nicht

    aus dem Kopf."

    Sie hatten das Auto erreicht, Frau Feldmann schloss die Fahrertür auf, klemmte sich hin-

    ter das Steuer, lehnte sich zur Beifahrertür hinüber, entriegelte und ließ ihre langjährige

    Chorfreundin einsteigen.

    "Wenn nur der Tenor nicht manchmal so unrein singen würde, dann wäre es noch schö-

    ner. Aber wir vom Alt, wir tun schon, was wir können, nicht wahr?"

    Frau Brinkerhoff ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder.

    Schnall dich bitte an.

    Das klickende Geräusch nahm die Fahrerin zum Anlass, den Anlasser zu betätigen.

    "Du hast wirklich noch ein gutes Gehör, Hanne. Ich bin immer so mit meiner Stimme

    beschäftigt, dass ich gar nicht mitkriege, was die anderen singen."

    Der Motor heulte auf.

    Mach dir nichts draus, Dorle, antwortete Frau Feldmann, die eine Schwäche für

    humorvoll-lakonische Bemerkungen hatte. "Wir werden alle älter. Aber du weißt ja, der

    Kirchenchorsänger geht so lange zur Probe, bis die Stimme bricht."

    Ihre Nachbarin prustete los, während Frau Feldmann wuchtig den Rückwärtsgang rein-

    krachte.

    "Für mich, Dorle, ist jeder Auftritt eine neue Herausforderung. Solange ich noch klar-

    komme, bin ich mit von der Partie."

    Und wenn wir die Höhe im Alt nicht mehr schaffen, werden wir eben Tenoretten,

    ergänzte Frau Brinkerhoff.

    Soweit ist es noch lange nicht, Dorle.

    Langsam fuhren sie vom Parkplatz herunter, winkten ohne erkennbare Reaktion anderen

    Choristen zu, die ebenfalls zu ihren Autos strebten, und bogen bedächtig in die

    Hauptstraße ein.

    Gemeinsam mit dem Pastorensohn hatte Chorleiter Wedelhand das Klavier in die Ecke

    geschoben und seine eigenen Noten in die Umhängetasche gesteckt. Er überflog und sor-

    tierte einige Restexemplare, die er schnell in den Notenschrank legte.

    Kleinen Augenblick noch, wir können gleich starten, sagte er zu seinen zwei

    Mitfahrerinnen, Agnes Ackermann und Hedwig Holzner, die er, wie es seine

    Gewohnheit war, nach der Probe nach Hause brachte.

    Geht schon mal zum Auto vor, ich komme sofort.

    Die beiden Damen nickten kurz und verschwanden im Dunkel der Winternacht.

    Haben sie schon die Lieder für den Gottesdienst?, fragte aufgeregt Werner Paselmann

    den Pastor, der es sich zusammen mit seiner Frau und seinen beiden ältesten Kindern

    nicht nehmen ließ, auch im Chor mitzusingen.

    Aber natürlich, das hätte ich fast vergessen, erwiderte er.

    Willst du sie denn jetzt noch haben? Es ist schon spät.

    Dann kann ich heute schon alles vorbereiten, Herr Pastor.

    "Na gut, wie du willst. Ich hole sie sofort aus meinem Amtszimmer. Die müssen dort auf

    dem Schreibtisch liegen."

    Pastor Hans-Heinrich Knothe verschwand im Nebenraum.

    Nachdem Chorleiter Wedelhand alle Chorbücher und Kopien ordentlich im

    Notenschrank verstaut hatte, schloss er ab und gab der Pastorenfrau, den Kindern und

    seinen Tenorsängern kurz die Hand.

    "So, dann werde ich mal starten. Lest euch in einer ruhigen Minute wenigstens die Texte

    der Choräle durch, dann könnt ihr euch besser auf die Noten konzentrieren", konnte er

    sich nicht verkneifen, ihnen noch zuzurufen, bevor er zu seinem Auto lief.

    Ja, ja, ja, immer die Tenöre.

    Norbert Leisesang fühlte sich sanft auf den Sängerschlips getreten.

    Der soll froh sein, dass er überhaupt noch welche hat, stimmte ihm sein Sangesbruder

    Siegfried Kussow zu.

    Andere Dirigenten können von Glück reden, wenn sie Tenoretten finden.

    Ungeduldig wartete Werner Paselmann auf den Liederzettel und zog es daher vor, kei-

    nen Kommentar abzugeben

    Im Gemeideraum war auch fünf Minuten später noch keine Ruhe eingekehrt. Auf

    Wunsch von Frau Knothe hatten die Sänger und die Pfarrerskinder begonnen, die Stühle

    an den Wänden zu stapeln, damit vor dem morgigen Großereignis noch einmal gründ-

    lich durchgefegt werden konnte. Mit Besen und Kehrblech bewaffnet kam die Pfarrfrau

    aus der Sakristei und machte sich an die Arbeit.

    Als die letzten Stühle an der Seite standen, schaute man ihrem Putzeifer interessiert zu,

    studierte die Terminübersicht an der Pinnwand oder mit Händen in den Taschen die

    bekannten Bilder an den Wänden.

    Auf einem großformatigen Farbposter waren aus der Vogelperspektive ein sommerli-

    ches Getreidefeld und ein Bauer mit einer Sense zu sehen. Am unteren Bildrand stand in

    goldenen Lettern:

    DU WIRST DICH NÄHREN VON DEINER HÄNDE ARBEIT, WOHL DIR, DU HAST'S GUT.

    Psalm 128,2

    Gereizt machte Frau Knothe Druck.

    "Hans-Wilhelm, Miriam, aus dem Weg bitte! Geht schon mal vor in die Küche. Ich

    komme sofort nach."

    Was liegt denn jetzt noch an?, nörgelte ihr Sohn.

    Ihr wisst genau, dass wir noch das Geschirr für den Stehkaffee zurechtstellen müssen.

    Macht das nicht der Frauenkreis?

    Nein. Das macht nicht der Frauenkreis.

    Kommen die morgen gar nicht?

    "Doch, aber ich habe sie erst für zehn Uhr bestellt. Sie bringen die belegten Brötchen

    mit."

    Aber Mama, morgen früh ist doch auch noch Zeit!

    Nein. Das wird sofort erledigt. Was du heute kannst besorgen, das...

    ..verschieb' getrost auf morgen, variierte routiniert die Tochter.

    "Werd' nicht noch aufsässig, Miriam! Morgen ist vor dem Gottesdienst genug Hektik.

    Wollt ihr lieber gleich auf eure Zimmer?"

    Es ist doch noch gar nicht so spät, maulte die Älteste.

    Keine Diskussionen jetzt! Gehorcht eurer Mutter und dann ab ins Bett!, meldete sich

    Pastor Knothe, der mit dem Liederzettel in der Hand herein gerauscht kam. Die letzten

    Sätze des Wortwechsels hatte er mitbekommen. Anlass für ihn, seine Kinder in ver-

    nehmlichem Ton zu ermahnen.

    Und keine Widerrede bitte! Wir haben hier noch einiges zu besprechen.

    Vor seinen halbwüchsigen Kindern hatte er sich in voller Lebensgröße aufgebaut und

    schaute sie mit Autorität heischendem Blick an.

    Hans-Wilhelm und Miriam schienen wenig beeindruckt.

    Los, kommt mit!

    Frau Knothe, die Kehrblech und Besen wieder in die Sakristei gebracht hatte, schob die

    nörgelnden Kinder vor sich her in die Küche.

    So, hier sind die Lieder. Ich hab' mir noch eine Abschrift gemacht.

    Vielen Dank, Herr Pastor.

    Begeistert nahm Werner Paselmann den Zettel in Empfang und verschwand, seines

    Küsteramtes waltend, in Richtung Sakristei.

    "Kommt doch mit in mein Amtszimmer. Dort sprechen wir in Ruhe alles durch. Es wird

    auch nicht zu lange dauern."

    Norbert Leisesang und Siegfried Kussow schlenderten hinter dem Pastor her in den

    Nebenraum.

    2. KAPITEL

    ... Ich hasse Spätschichten ... Ich hasse Spätschichten … Ich hasse Spätschichten …

    Immer wieder leierte Kommissar Knut Steele diesen Satz herunter, während er lustlos

    Daten in seinen PC einspeicherte.

    Das Kommissariat lag im zweiten Stock des Polizeigebäudes von Bad Emstadt. Ein

    Altbau, der erst vor einem Jahr generalsaniert wurde. Moderne Stahlschränke, elegante

    Schreibtische, ergonomisch konstruierte Stühle, neueste Telefon- und Computeranlagen

    ergaben im Zusammenspiel mit hohen, hellen Räumen und zum Teil noch stuckbelas-

    senen Decken eine gelungene Verbindung von Alt und Neu.

    Knut Steele bediente seine Tastatur und biss gelegentlich ein Stück vom Schokoriegel

    ab.

    Mitte fünfzig, verheiratet, eine Tochter im Studium, angegrautes Haar, halbwegs trai-

    nierte Figur trotz Bauchansatz, war er erst vor einem halben Jahr auf eigenen Wunsch

    auf diese Dienststelle versetzt worden. Aufgewachsen in einem kleinen norddeutschen

    Dorf, zog er mit seinen Eltern zweimal in andere Bundesländer um, sammelte lange

    Jahre in einer Großstadt kriminalistische Erfahrungen,

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