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Die sieben Siegel der Dakyr - Band 3 - Attravals Grab
Die sieben Siegel der Dakyr - Band 3 - Attravals Grab
Die sieben Siegel der Dakyr - Band 3 - Attravals Grab
eBook853 Seiten11 Stunden

Die sieben Siegel der Dakyr - Band 3 - Attravals Grab

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Über dieses E-Book

Keine Ruhe für die Gefährten.
Keiner kann die Geschichte von Phyria so recht glauben. Dennoch versuchen sie das Wettrennen um Attravals Kompass gegen die Armee aus Morak und ihre dämonischen Verbündeten zu gewinnen. Der legendäre Schatz der Naurim soll in der Nähe von Arinna im Grab des Helden Ortem Attraval versteckt sein. Mit dem Kompass kann man jeden Ort zu jeder Zeit sehen. Sollte Morak das Rennen gewinnen, ist der gerade ausgebrochene Krieg schon verloren.
Und es sieht nicht gut aus. Arinna ist bereits in der Hand des Feindes. Und niemand weiß, wo das Grab eigentlich ist.
Selbst wenn die Gefährten unbemerkt das Grab finden, den Kompass bergen und ihn in dem vom Krieg zerrissenen Land vor der Armee Moraks verbergen können, müssen sie ihn in das Nordreich der Naurim schaffen, um ihn wirklich in Sicherheit zu bringen. Und das alles ohne Kmarr und Shadarr, die beide nicht auf dem Drachen reiten konnten und nun zu Fuß versuchen müssen, Arinna und ihre Freunde dort zu erreichen…
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum6. Sept. 2018
ISBN9783746760179
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    Buchvorschau

    Die sieben Siegel der Dakyr - Band 3 - Attravals Grab - Christian Linberg

    - 1 Ein freundliches Willkommen -

    Einen langen Moment sagte niemand etwas. Nur die Flügelschläge von Hordennarsalhakg rauschten im eisigen Wind.

    Für den Schlachtenlärm waren wir zu weit entfernt. Stattdessen drang mir der Geruch von Rauch und Feuer in die Nase.

    Dutzende von Rauchsäulen stiegen aus der brennenden Stadt unter uns auf. Arinna, Stadt der Handwerker, im nördlichen Teil Kalteons gelegen.

    Bis vor einigen Augenblicken hatte ich geglaubt, dass die Streitkräfte Kalteons die Angreifer aus Morak einige Meilen nördlich der Stadt aufgehalten hatten – offensichtlich ein Irrtum.

    Ich sah in die ratlosen Gesichter der anderen, während ich mich weiter an den Seilen festhielt, mit denen wir uns auf den Rücken von Hordennarsalhakg festgebunden hatten. Der Drache mit den beinahe schwarzen Schuppen war auf Geheiß von Enid, der Cousine der Königin gekommen, um uns zum Versteck von Attravals Kompass zu führen, ehe die beiden Armeen aufeinandertrafen. Doch wie es aussah, kamen wir zu spät.

    „Was jetzt?", bohrte sich die Stimme des Drachen in unsere Gedanken.

    Fieberhaft überlegte ich, wohin wir ausweichen konnten, und ob wir überhaupt noch eine Chance hatten, unser Ziel rechtzeitig zu erreichen.

    „Sind die Angreifer aus Morak bereits in der Stadt?", brüllte ich zurück, um den tosenden Wind zu übertönen.

    „Nicht zur Stadt, widersprach Jiang: „Wir sind hier um den Kompass zu bergen. Das sollten wir auch tun

    „S-s-sie hat Recht", stotterte Phyria mit klappernden Zähnen. Ihre sonst schwarze Hautfarbe hatte eine gräuliche Färbung angenommen. Als Magana war sie zur Hälfte ein Elementarwesen, das über das Feuer gebot. Eisige Gebirgswinde hoch in der Luft, waren nicht ihre gewohnte Umgebung.

    „Zu Attravals Grab", stimmte Anaya zu.

    „Weißt Du wo...", weiter kam ich nicht.

    „Festhalten, ich lande dort", unterbrach mich die schreckliche Stimme des Drachen.

    Wenige Flügelschläge katapultierten ihn über die brennende Stadt hinweg nach Nordosten.

    Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis wir bereits die ringförmige Mauer sehen konnten, die uns Saria beschrieben hatte. Auch hier tobte die Schlacht zwischen den Angreifern aus Morak und den Verteidigern aus Kalteon.

    Hier zumindest wirkte es so, als ob die Verteidiger die Oberhand gewonnen hatten. Die Gegner standen sich mit deutlich sichtbarem Abstand gegenüber. Dazwischen lag ein ganzer Teppich von Leichen, deren Blut den Schnee rot gefärbt hatte. Die Angreifer aus Morak befanden sich gerade eine Bogenschussweite von den Verteidigern entfernt und kauerten sich hinter große Schilde.

    Die Soldaten aus Kalteon beschränkten sich darauf, hin und wieder ein paar Pfeile abzufeuern, und ansonsten hinter der Mauer auszuharren.

    Ich wollte gerade etwas sagen, als Hordennarsalhakg die Flügel anlegte, und sich fallen ließ. Wir sausten wie ein fallender Stein beinahe senkrecht in die Tiefe. Genau auf den Eingang des Grabmals zu. Ich konnte mich gerade noch beherrschen, nicht laut aufzuschreien. Dafür entwich Jiang ein quietschendes Geräusch und auch Anaya schrie, allerdings klang das eher wie Vergnügen. Phyria war noch blasser geworden, falls das überhaupt noch möglich war. Wie Droin sich fühlte, konnte ich unter dem Helm nicht erkennen, aber anhand der Art, wie er sich am Seil festklammerte, wusste ich, wie er sich fühlen musste. Nämlich so wie ich. Rasend schnell näherten wir uns dem Boden. Die Soldaten, die eben noch kaum größer als Ameisen gewirkt hatten, hatten noch nichts von uns bemerkt, wofür ich äußerst dankbar war. Ein Wald aus Speeren und ein Hagel Pfeile zu Begrüßung kamen mir spontan in den Sinn.

    Aber irgendetwas musste sie doch alarmiert haben, denn plötzlich ertönten entsetzte und überraschte Schreie. Sie stoben auseinander ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ihre Waffen auf uns zu richten. Ein paar der weiter entfernten Männer schoss halbherzig Bolzen und Pfeile auf den Drachen ab, aber das zeigte keinerlei Wirkung. Die Geschosse kamen nichtmal in die Nähe von uns.

    Ich hoffte, dass sie schnell genug rennen konnten, da ich mir sicher war, dass es dem Drachen völlig egal war, ob er ein paar von ihnen zerquetschte.

    Im letzten Augenblick, ehe wir auf dem Boden zerschmettert wurden, breitete Hordennarsalhakg seine Flügel aus. Es gab einen gewaltigen Knall als sich die Schwingen mit Luft füllten. Die Soldaten unter ihm wurden von dem Windstoß bei Seite gefegt, der entstand als der Drache den Fall mit einem letzten Flügelschlag beinahe zum Stillstand brachte.

    Fast sanft setzte er schließlich auf dem zertrampelten Schnee auf, wobei sich die riesigen Krallen tief in den Boden gruben. Sein Kopf zuckte hin und her wandte sich dann dank seines langen Halses zu uns herum.

    „Der Pakt ist erfüllt. Runter."

    Die gewaltige Stimme riss mich aus meiner Benommenheit. Ich musste schlucken und würgen, als mein Magen mich endlich einholte. Ich schüttelte mich einmal, dann löste ich die Knoten der Seile und befreite mich, Droin und Jiang aus dem Geflecht. Anaya tat das Gleiche für sich und Phyria und half der stark geschwächten Magana sich zu erheben. Über eine der Schwingen gelangten sie vom Rücken des Drachen herunter. Wir folgten ihr mit weichen Knien und steif gefrorenen Händen, in denen wir nur mühsam unsere Ausrüstung und die Säcke mit Droins neuer Rüstung festhalten konnten.

    Noch immer hatten sich die Soldaten nicht von ihrem Schock erholt. Sie krabbelten unter dem Drachen hervor und stürzten so schnell sie konnten vor ihm davon, um sich zu ihren Kameraden zu retten, die einen Ring aus Speeren und Bögen um den Landeplatz herum bildeten.

    Ich konnte sehen, wie die Waffen und die Männer und Frauen, die sie hielten zitterten. Sie alle würden den Versuch machen, den Drachen anzugreifen, auch wenn ihnen klar war, dass sie kaum eine größere Chance haben würden, als eine Schneeflocke im Feuer.

    Offiziere brüllten mit wackligen Stimmen Befehle, während ich mein Gesicht massierte, um wieder Gefühl in die Muskeln zu bekommen. Noch hatte es niemand ernsthaft gewagt, den Drachen anzugreifen. Aber ich vermutete, dass sich dies in wenigen Augenblicken ändern würde, wenn wir nicht handelten.

    „Habt Dank für Eure Hilfe", brachte Jiang da zwischen den klappernden Zähnen hervor. Ich wandte mich um und sah gerade noch, wie sie sich vor dem Drachen verbeugte, der uns mit seinen stechenden Augen anblickte. Er ignorierte die Umgebung völlig.

    „Wir werden uns nicht wiedersehen. Falls doch, werde ich euch töten."

    „Wir sollten hier verschwinden, flüsterte Anaya bibbernd: „Sobald Hordennarsalhakg wegfliegt, stehen wir ziemlich alleine da. Und es wird nicht lange dauern, bis sich die Soldaten von dem Schock erholt haben.

    „Zum Eingang des Mausoleums, schlug Droin vor, während er dem Drachen kurz zu nickte.

    Unbeeindruckt duckte er sich unter dem Körper des Drachen hindurch und eilte auf das einzelne, kleine Gebäude auf der anderen Seite zu, dass nur den Eingang zum falschen Grab von Attraval darstellen konnte. Phyria kniete sich kurz vor dem Drachen nieder, und folgte Droin dann gestützt von Anaya, die es ihr gleich tat. Ehe ich es mich versah, stand ich alleine neben dem Drachen.

    „Wünschst Du einen neuen Pakt mit mir?", fragte Hordennarsalhakg mich, als ich mich gerade in Bewegung setzen wollte.

    „Was? Warum solltest Du das wollen?", entgegnete ich verwirrt.

    „Im Namen von Assarth?"

    „Kennt eigentlich jeder hier den Namen meines Vaters?", schimpfte ich.

    „Was willst Du anbieten?"

    „Den Weg zum wahren Grab von Attraval. Frei von Feinden."

    Im Geiste verdrehte ich die Augen. Ein so großes Geheimnis war das Grab anscheinend nicht. Biraanogk der Gnom hatte davon gewusst und auch Hordennarsalhakg kannte es offensichtlich. Seine Hilfe wäre von unschätzbarem Wert dabei, unser Ziel schnell zu erreichen.

    „Was soll die Gegenleistung sein?"

    „Eine Schuld."

    Ich war mir ziemlich sicher, dass das eine ganz schlechte Idee war. Trotzdem, ein Drache, der uns den Weg frei räumte, würde unseren Erfolg praktisch garantieren. Aber…

    Ich wollte gerade ablehnen, als mir etwas auffiel.

    „Im Namen meines Vaters?", fragte ich zurück.

    „So habe ich es gesagt."

    „Einverstanden. Befreie das wahre Grabmal von Attraval von allen Feinden und halte es bis zu unserer Ankunft frei."

    „So soll es sein. Ich werde kommen und die Schuld einfordern, wenn es soweit ist. Wenn Du mich täuschst, werde ich Dich und Deine Freunde auslöschen."

    Mit diesen Worten breitete er seine Schwingen aus und stieß sich mit einem einzigen Satz zehn Mannslängen vom Boden ab. Mit nur drei Flügelschlägen katapultierte er sich eine Bogenschussweite in die Höhe. Jedes Auf und Ab der Flügel verursachte einen kleinen Sturm, der Dutzende von Soldaten von den Füßen fegte.

    Ich hatte selbst Mühe, stehen zu bleiben. Ich stemmte mich dem Wind entgegen, indem ich den Oberkörper vorbeugte.

    Wenige Augenblicke später war es vorbei. Und die Gestalt von Hordennarsalhakg wurde rasch kleiner, ehe sie in den Wolken verschwand.

    Ich blieb alleine mitten in einem Ring überraschter, geschockter und waffenstarrender Soldaten zurück, die mich grimmig anblickten.

    Ein Offizier trat vor und starrte mich feindselig an: „Eine Bewegung und Ihr seid tot. Wer seid Ihr und was wollt Ihr hier?"

    Ich warf einen Blick zu den anderen hinüber, die dreißig Schritte von mir entfernt im Eingang des Grabmals standen und mich verwirrt ansahen. Dem konnte ich entnehmen, dass sie nichts von der Unterhaltung zwischen mir und dem Drachen gehört hatten. Ich würde es niemals lebendig zu ihnen schaffen.

    Flucht nach vorne also.

    Ganz langsam setzte ich den Leinensack mit dem neuen Sattel für Shadarr ab und beglückwünschte mich im Stillen dafür, dass er nicht hier war, sondern zusammen mit Kmarr irgendwo weiter im Süden auf dem Weg hierher. Es würde noch mindestens zwei Tage dauern, ehe sie eintreffen würden.

    Ich trat langsam vor und hob meine leeren Hände: „Ich bin Drakkan Vael und dies sind meine Gefährten Droin Fenloth von den Naurim, Jiang zen Yao aus dem Palast des Jadekaisers von Shâo, Anaya’Saar vom Zirkel von Zar'gan'f und Phyria Pashar vom Tempel der ewigen Flamme von La'har. Wir wurden aus Kaltarra gesandt, um euch eine Warnung zu übermitteln und den Kompass von Attraval vor dem Feind in Sicherheit zu bringen. Denn er ist es, hinter dem die Angreifer aus Morak her sind. Ich kann beweisen, dass ich die Wahrheit sage. Ich habe hier ein Schreiben mit königlichem Siegel und ein weiteres Schreiben von Steinwächter Solon aus dem Osten, dass bestätigt, dass wir keine Feinde des Landes sind."

    Während ich das sagte, hatte ich ganz langsam die beiden Schriftstücke aus einer Tasche auf der Innenseite meines Mantels geholt. Ich hielt sie mit einer Hand hoch und wartete ruhig ab.

    Der Offizier, der gefragt hatte, gab einen scharf klingenden Befehl und volle zwei Dutzend Soldaten mit langen Speeren rückten vor, um mich in einen engen Kreis einzuschließen.

    Ein Speerwächter trat schließlich vor und streckte die Hand aus: „Die Schriftstücke."

    Ganz langsam reichte ich ihm die gesiegelten Dokumente. Dabei hielt ich meine Hand so, dass er den Ring mit dem königlichen Siegel sehen, konnte.

    Überrascht hob er eine Augenbraue: „Ritter von Kaltarra? Ich wusste nicht, dass ein Ausländer jemals in den Orden von Kaltarra aufgenommen wurde."

    Ich musste ein ziemlich verdutztes Gesicht gemacht haben, denn sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich augenblicklich: „Ihr wisst nicht, wovon ich rede. Woher habt ihr den Ring?", fragte er zornig.

    „Von Majora Enid, der Cousine der Königin. Für geleistete Dienst an Kalteon", erwiderte ich noch immer verblüfft.

    Mitglied des Ritterordens? Na toll. Dann war ich jetzt offiziell ein Soldat des Landes und somit Teil der Befehlskette. Das war ein Gedanke, der mir gar nicht gefiel. Auf diese Art Geschenk hätte ich gut verzichten können.

    „Nie von ihr gehört, Betrüger, antwortete der Offizier: „Die Königin hat keine Cousine.

    „Dann fragt Euren Vorgesetzten", gab ich einsilbig zurück.

    Mir war gerade klargeworden, dass ich soeben ein Staatsgeheimnis verraten hatte. Enid war in der Tat die Cousine der Königin, aber dieser Umstand wurde vor den Einwohnern und Soldaten des Landes geheim gehalten. Sie arbeitete als Majora der teuersten Herberge von Kalteon, die oft Botschafter und wichtige Händler als Gäste hatte. Auf diese Weise sammelte sie Informationen über deren Absichten, und berichtete an die Königin.

    „Wir werden sehen ob ihr lügt. Wenn es so ist, werden wir euch töten, gab der Offizier zurück: „Legt eure Waffen ab und ergebt euch.

    „Durchsucht sie!", fügt er an seine Männer gewandt hinzu.

    Widerstandslos ließ ich mir sämtliche Waffen abnehmen. Allerdings übersahen auch diese Soldaten die Wurfsterne, die sich in den Ornamenten meines breiten Gürtels aus Silber verbargen. Das war nicht weiter verwunderlich, denn sie waren genau zu diesem Zweck in die Verzierungen eingearbeitet worden.

    Es gestaltete sich etwas mühsam für die Männer, mich zu durchsuchen da ich sie um zwei Ellen oder mehr überragte. Als Kaltländer war ich nicht nur größer, sondern auch weitaus massiger. Als Folge waren meine Waffen auch erheblich größer als ihre. Sie beförderten mich daher kurzerhand auf die Knie, auch wenn ich das überhaupt nicht leiden konnte. Aber ein Dutzend Speerspitzen, die auf meinen Hals und mein Gesicht deuteten, zeigten mir, dass es keine gute Idee war, sich dagegen zu wehren.

    Auch die Anderen folgten einer nach dem anderen meinem Beispiel, als sie sahen, dass ich mich ergeben hatte. Die Soldaten umringten jeden von ihnen ebenso wie mich und nahmen ihnen nicht gerade sanft die Waffen ab.

    Nachdem alle entwaffnet und zudem noch mit Stricken gefesselt worden waren, wurden wir grob wieder auf die Beine gezogen und zu dem kommandierenden Offizier geschleift, der die ersten Befehle gegeben hatte. Dabei hörten wir die ungläubigen Unterhaltungen über unsere spektakuläre Ankunft auf dem Drachen und meine angebliche Zugehörigkeit zu den Rittern von Kaltarra.

    Neben dem Kommandeur der Truppen befand sich eine ganze Anzahl weiterer Offiziere, die uns alle mit grimmigen Gesichtern anstarrten.

    Der Kommandeur selbst entpuppte sich als grobschlächtiger Mann von mindestens fünfzig Wintern, der in einer schweren Plattenrüstung steckte auf dessen Brust zahlreiche Orden befestigt waren. Er hatte einen stechenden Blick aus grauen Augen, die fast gänzlich unter weißen, buschigen Brauen verschwunden waren. Er hatte einen langen wirr abstehenden Bart und hielt seinen Vollhelm mit grünem Federkamm in der linken Hand.

    „Ich bin Major Atross. Ihr werdet mir alles sagen, was ihr wisst, oder auf der Stelle sterben. Wenn mir eure Geschichte nicht gefällt, werdet ihr das gleiche Schicksal erleiden. Ich habe wenig Zeit, redet."

    - 2 Anfangsschwierigkeiten -

    Ich zögerte einen Augenblick, bevor ich antwortete. Eine falsche Antwort könnte mich den Kopf kosten.

    „Wisst ihr, dass ihr das falsche Grab bewacht?", fragte ich den Befehlshaber.

    „Was?", erwiderte er verwirrt.

    Das war eindeutig nicht das, was er erwartet hatte.

    „Das Grab von Attraval. Das kleine Haus da hinter mir. Ihr verteidigt es, als wäre es wichtig, aber es ist nicht das richtige Grab, es…"

    „Still!", befahl der Kommandant energisch.

    Doch der Schaden war bereits angerichtet. Die Soldaten, die uns bewachten, blickten unsicher von ihrem Befehlshaber zu mir und zurück. Ich hörte überraschte und verärgerte Bemerkungen, denen ich aber keine Gesichter zuordnen konnte.

    Wenn es etwas gab, auf das man sich bei Soldaten verlassen konnte, dann dass sie ihre Leben nicht gerne sinnlos opferten.

    Das war dem kommandierenden Offizier anscheinend ebenfalls klar, denn er blickte sich nur kurz um, dann erteilte er sofort Befehle.

    Für jeden von uns blieben zwei Männer zur Bewachung zurück, die übrigen begaben sich wieder auf ihre Posten. Drei weitere Offiziere hatten sich hinzugesellt.

    „Also ist euch bewusst, dass dies nicht das richtige Grab von Attraval ist, kommentierte ich das Verhalten der Männer: „Dann wisst ihr vermutlich auch, dass sich das wahre Grab ungefähr zwei Bogenschussweiten weiter nordöstlich befindet. Also genau mitten innerhalb der Armee von Morak.

    Kaum hatte ich meinen Satz beendet, gab es ein donnerndes Krachen und genau in der Richtung, in der ich das Grab vermutete, schoss plötzlich eine Rauchsäule empor, in der kleine glühende Punkte im Wind tanzten. Es gab knackende, berstende und donnernde Geräusche, Bäume stürzten um, Menschen schrien vor Pein und Qual auf, dann rauschte ein gewaltiger Schatten blitzartig über die Stelle hinweg und schraubte sich steil nach oben in den Himmel. Das konnte nur Hordennarsalhakg sein. Er kreiste ein paar Mal um die Rauchsäule, dann verschwand er durch die Wolken.

    Niemand sagte ein Wort.

    „Wir können wohl davon ausgehen, dass jetzt auch die Armee aus Morak weiß, dass uns klar ist, worauf sie es abgesehen haben", unterbrach Jiang schließlich die Stille.

    Trotz der Fesseln hatte sie eine aufrechte Haltung und ihren schneidenden Tonfall. Sie sah mich direkt an: „Also, was hast Du jetzt wieder gemacht?"

    Wieso hielten mich immer alle für schuldig, wenn etwas passierte, das niemand erwartet hatte?

    Ich setzte meine unschuldigste Mine auf: „Ich weiß gar nicht was Du von mir willst. Ich habe das Biest heute zum ersten Mal getroffen. Glaubst Du wirklich, ich könnte irgendwas tun, um ihn dazu zu bewegen, das zu tun?" Dabei deutete ich mit meinem Kinn auf die Rauchsäule.

    „Ist das eine Fangfrage?, mischte sich Anaya ein: „Natürlich glauben wir das

    „Hey! Hier stelle ich die Fragen!", mischte sich der sehr wütende Kommandant ein.

    „Letzte Chance. Entweder ihr erklärt mir sofort, worum es hier geht, und was ihr hier macht, oder ich lasse euch auf der Stelle töten. Für Gefangene habe ich keine Verwendung, und für Spione noch weniger."

    Bevor ich die Gelegenheit hatte, etwas zu sagen, fing Droin mit tiefer, ruhiger Stimme an zu erzählen. Er ließ eine Reihe Dinge aus, aber trotzdem berichtete er sehr ausführlich von unseren Erlebnissen.

    Wie wir vor der Armee aus Morak bis nach Kalteon geflohen waren, nur um dann festzustellen, dass diese das gleiche Ziel hatte, wie wir. Droin stellte es so hin, als wären wir aus Versehen über eine Patrouille von Soldaten aus Morak gestolpert, statt Phyria vor ihnen zu retten, wie es wirklich gewesen war. Mit Mühe hatten wir das Südtor von Kalteon erreicht und den dortigen Kommandanten davon überzeugt, dass ein Angriff unmittelbar bevorstand. Nur durch das umsichtige Verhalten von Kommandant Ord Teranok war es gelungen, die Tore rechtzeitig zu schließen. Genutzt hatte das leider wenig, denn die Armee Moraks hatte zwei Felswürmer mitgebracht, die sich in Windeseile durch die Steinwände der Torfestung gegraben hatten.

    Die Toranlage war vor Jahrhunderten von den Naurim erbaut worden, und lag vollständig im Berg. Ein Tunnel verband das äußere Tor mit einem zweiten Inneren, von dem man in das eigentliche Kalteon vordringen konnte. Da Droin solche Anlagen kannte, war es ihm möglich gewesen, nicht nur einen geheimen Weg zu finden, sondern auch den gesamten Tunnel zum Einsturz zu bringen.

    Wir waren gerade so dem sicheren Tod entkommen. Anschließend waren wir zusammen mit den überlebenden Soldaten aus Kommandant Teranoks Kommando in Richtung auf die östliche Wachfestung geflohen. Unterwegs hatten wir eine große Zahl Flüchtlinge und Soldaten aufgesammelt, die uns berichteten, dass die beiden anderen Tore im Norden und Nordosten vom Feind überrannt worden waren.

    Wieder lieferten wir uns ein Wettrennen mit der Armee Moraks während dem wir gleichzeitig an verschiedenen Stellen in Kämpfe mit der Vorhut geraten waren.

    Nur knapp war es uns gelungen, die Flüchtlinge sicher in die Festung zu bringen. Droin war dortgeblieben, um Steinwächter Solon, dem Kommandanten der Festung seine Kenntnisse in Kriegsführung gegen Bezahlung zur Verfügung zu stellen. Er war der Einzige in unserer Gemeinschaft, der darin Erfahrung hatte. Mit seinen mehr als dreihundert Wintern hatte er bereits zwei Kriege erlebt.

    Der Rest von uns war weitergezogen und hatte nach einigen kleineren Unannehmlichkeiten Kaltarra erreicht, die Hauptstadt des Landes.

    In Erwartung einiger ruhiger Tage der Erholung waren wir dort stattdessen sogleich in neue Schwierigkeiten verwickelt worden.

    Tödliche Bogenschützen, die wie Geister auftauchten und wieder verschwanden, terrorisierten die Stadt und ihre Bewohner. Gleichzeitig verschwanden immer wieder Bürger, nur um einige Tage später als tote, knochenlose Hüllen wieder aufgefunden zu werden.

    Die Armee Kalteons war überfordert und größtenteils bereits abwesend, um den Feind zu stellen, der nicht nur aus Osten, sondern auch aus dem Westen und dem Norden über das Land hereingebrochen war. Wie im Osten, hielten auch die Festungen im Westen den Angriffen stand. Aber hier im Norden war das Gelände offener und so war der König mit seiner gesamten Streitmacht hierher ausgerückt. Auf den Ebenen vor Arinna hatte er den Vormarsch von Morak zum Stehen gebracht. Jedenfalls für eine Zeit.

    Unterdessen hatten wir in Kaltarra Bekanntschaft mit der Königin gemacht, Phyria aus ihrem langen Koma geweckt und herausgefunden, dass die Knochenjäger, wie die Bevölkerung die unheimlichen Bogenschützen nannte, in Wahrheit direkt aus ihrer Mitte stammten. Denn die Frau, die sich uns als Königin vorgestellt hatte, war tatsächlich eine Vulshara gewesen, eine gestaltwandelnde Dämonin, die mit Morak verbündet war. Wir hatten sie mit äußerster Mühe in den Katakomben unter der Festung von Kaltarra besiegt. Für diesen Sieg und die Vernichtung der Knochenjäger hatte und Enid, die Cousine der wahren Königin fürstlich belohnt und uns gleichzeitig den Auftrag gegeben, hier im Norden Attravals Kompass zu bergen, der der einzige Grund dafür war, dass Morak den Krieg gegen Kalteon überhaupt begonnen hatte.

    Was genau sich dahinter verbarg, wusste niemand so genau. Alte Legenden der Naurim deuteten an, dass man mit dem Kompass alles und jeden finden konnte, egal wo sich das Objekt oder die Person verbarg.

    Droin überspielte in seinem Bericht geschickt die Tatsache, dass wir sehr wohl wussten, was die Armee Moraks damit anfangen wollte. Sie versuchten die Ritualorte zu finden, an denen der Kelch von La’har mit neuer Kraft versorgt werden musste, um eine schreckliche Dämonenhorde weiter gefangen zu halten. Phyrias Orden hatte diese Aufgabe seit Jahrtausenden ausgeführt, doch in diesem Jahr hatte eine Streitmacht aus Morak die versteckte Abtei überfallen und fast alle Mitglieder getötet. Nur Phyria und wenige andere waren dabei entkommen. Seither wurde sie von den Soldaten Moraks verfolgt. Am Rand des großen Schattenwalds war sie schließlich eingeholt worden. Ohne mein zufälliges Erscheinen und Eingreifen, hätte sie nicht überlebt.

    So aber wussten wir durch Phyria jetzt, worum es ging und hatten die Aufgabe übernommen, Attravals Kompass entweder zu bergen und aus Kalteon heraus zu schaffen, oder ihn vor Ort zu vernichten.

    Ich war mir nicht ganz sicher, ob uns das überhaupt gelingen konnte, aber Phyria hatte uns so eindringlich vor den Folgen gewarnt, sollte ihre Mission scheitern, dass ich bereit war alles zu versuchen, was in meiner Macht stand. Ich grübelte darüber nach, wie der Kompass wohl aussehen mochte, und was notwendig sein würde, um ihn zu bergen oder zu zerstören, dass ich Droins Ausführungen nicht weiter zuhörte.

    „…durch Hordennarsalhakg waren wir in der Lage innerhalb weniger Kerzenlängen hierher zu gelangen. Wir können nur hoffen, dass wir nicht zu spät kommen", schloss er gerade die Erzählung.

    Die Gesichter der Offiziere hatten anfänglich noch offenes Misstrauen gezeigt, das im Laufe der Erzählung allmählich über schlichten Unglauben in nachdenkliche Mienen verwandelt.

    Sie wichen ein paar Schritte zur Seite und fingen an sich leise zu beraten. Dabei wurden sie immer wieder von Meldern unterbrochen, die Nachrichten brachten oder auf Befehle warteten.

    Schließlich wandte sich der Kommandant in unsere Richtung: „Wirklich eine tolle Geschichte. Hat es lange gedauert, sich das Ganze auszudenken?", fragte er in sarkastischem Tonfall.

    „Nein, eigentlich war es ganz einfach, gab ich in der gleichen Tonlage zurück: „Und das nächste Mal, wenn ich von einem drohenden Krieg gegen Kalteon erfahre, werde ich einfach ein Bier bestellen und die Ereignisse genießen, fügte ich ätzend hinzu.

    „Soll das heißen, ihr wünscht unserem Land Schlechtes?", fragte der Offizier drohend.

    Als ich den Mund öffnete, um ihn mit einer weiteren, herzlichen Bemerkung zu beglücken, fuhr Jiang dazwischen: „Natürlich nicht. Aber eure Manieren im Umgang mit euren Freunden und Verbündeten sind mangelhaft. Ihr seid ein unverschämter Rüpel und solltet uns dankbar sein, aber scheinbar gilt Gastfreundschaft in eurem Land nichts. Wir werden gehen. Phyria, Anaya, die Fesseln."

    Der Offizier öffnete ein paar Mal den Mund, ohne dass er einen Ton herausbrachte.

    Phyria schüttelte sich unterdessen, dann nahm ich den Geruch von verbrannter Wolle war. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sie sich von ihren Fesseln befreit. Verbrannte Reste der Seile fielen um sie herum zu Boden. Ihre Hände glühten und Flammen züngelten über ihre Fingerspitzen.

    Anaya tat irgendetwas mit den Seilen und in Windeseile wuchsen kleine Blätter daraus, es bildeten sich Knospen und schließlich Blüten. Dann vertrockneten sie und fielen als tote Pflanzenfasern zu Boden.

    „Haltet sie auf!", brachte einer der Offiziere hervor.

    Doch bevor einer der Soldaten reagierte, hatte Jiang irgendwie die Knoten gelöst und aus ihrem Gewand zwei gut verborgene Pinsel gezogen, deren Haare in grünlichem Ton vor arkaner Macht leuchteten. Mit einem deutete sie anklagend auf den völlig verblüfften Kommandanten, mit dem anderen auf Droins Fesseln. Die Seile wanden sich wie lebendige Wesen und wickelten sich von alleine auf.

    Ich hatte den Trick schon einige Male gesehen, aber wie sie zuerst an die Pinsel gekommen war, konnte ich mir nicht erklären. Die Fesseln waren nicht die besten, aber zu sicher, um sich in so kurzer Zeit unbemerkt daraus zu befreien.

    Die Soldaten drangen auf uns ein, beschränkten sich aber darauf, mit ihren Speeren nach uns zu stechen. Gefesselt hatte ich einige Mühe, den Stichen auszuweichen. Auch ein unerfahrener Soldat würde wenig Mühe mit mir haben, also hüpfte ich vorsichtig rückwärts auf die anderen zu.

    Zum Glück zögerten sie, ihre Waffen ernsthaft zu benutzen, da sie soeben Zeugen davon geworden waren, wie wir uns von den Fesseln befreit hatten. Zumindest…

    „Hey, könnte mich mal jemand losbinden?", schimpfte ich, während ich rückwärts stolperte und schmerzhaft auf dem Hintern landete.

    „Ach, ich finde, Dir stehen die Seile", bemerkte Anaya trocken. Dabei bewegte sie ihre Hände sanft hin und her, als würde sie ein Baby schaukeln. Erst konnte ich nicht sehen, warum sie das tat, aber dann fielen mir die kleinen Dornenranken auf, die sich soeben aus dem matschigen Schnee räkelten, wie die Schlange bei einem Schlangenbeschwörer.

    Droin marschierte zu einem der Soldaten, die wie hypnotisiert auf die Ranken starrten, und riss ihm den Speer aus den Händen, mit dem er uns bedroht hatte.

    Phyria hob einfach nur ihre Hände und lies die Flammen darin tanzen.

    Das Ganze hatte so sehr etwas von einem Zirkus an sich, so dass ich anfangen musste, zu lachen.

    „Ich kann hier nichts Komisches finden, schalt mich Jiang: „Wir haben zu tun. Hör auf faul herum zu liegen und steh wieder auf. Du kannst Dich ja wohl selbst von den Fesseln befreien.

    Konnte ich vermutlich, aber das würde ich nur dann tun, wenn ich darauf angewiesen war. Ich hatte den Eindruck, dämonische Kräfte zu benutzen, würde mir hier nicht unbedingt Sympathien einbringen. Also zwang ich mich, darauf zu vertrauen, dass Jiang die Situation unter Kontrolle bringen konnte. Mit ihrem autoritären Tonfall gelang es ihr oft, gefährliche Momente zu entschärfen. Auch ich ertappte mich nach der langen Zeit noch immer dabei, ihr erst einmal zuzuhören.

    Auch hier hatte ihre Art zunächst den gewünschten Erfolg.

    „Kommandant. Ihr seht, wir hätten euch töten können, wenn wir gewollt hätten. Wir sind mit einem Drachen angekommen. Meint ihr nicht, wenn es in unserer Absicht gelegen hätte, hätten wir Hordennarsalhakg darum bitten können, all eure Leute zu Asche zu verbrennen, wie er es gerade mit einem Teil der angreifenden Armee getan hat?"

    Dabei sah sie zunächst noch den Offizier an, bevor sie sich bei den letzten Worten direkt an mich wandte.

    Ich hatte den Eindruck, sie vermutete, dass ich etwas damit zu tun hatte, womit sie ja auch richtiglag, allerdings würde ich das nicht zugeben. Der Handel mit dem Drachen war nicht unbedingt klug, aber praktisch. Ich vermutete, dass unser Weg zu Attravals Grab einigermaßen frei sein würde, zumindest wenn wir schnell waren. Ich bezweifelte jedoch, dass wir hier so bald aufbrechen konnten. Bislang hatten nur unsere Wachen und die Offiziere bemerkt, dass wir unsere Fesseln abgestreift hatten. Doch ich vermutete, dass das nicht lange so bleiben würde. Die Soldaten um uns herum hatten ihre Aufmerksamkeit den Angreifern zugewandt, doch wenn sich auch nur einer umdrehen würde, wären wir im Handumdrehen wieder vollständig umzingelt.

    Während ich mich umsah, fiel mein Blick auf eine der Wachen, die mich kritisch betrachtete. Sie hielt ihren Kopf schräg, so als überlege sie, ob sie mich zuvor bereits irgendwo gesehen hatte.

    „Ja?", fragte ich sie direkt.

    Sie reagierte überrascht und zögerte einen Moment: „Wart ihr jemals im Gasthaus „Zum steinernen Baum und habt dort einen Soldaten namens Nordin getroffen?

    Ich musste einen Moment überlegen: „Ja, das ist aber schon ein paar Tage her, auf dem Weg von der Zollfeste nach Kaltarra, haben wir dort eine Nacht verbracht. Mehr nicht. Warum?"

    „Speerträgerin Amia! Hier wird nicht mit den Gefangenen geredet! Worum geht es hier?"

    Die Soldatin nahm Haltung an: „Major Atross, in der dritten Lanze haben einige Männer erzählt, vor einigen Tagen sei ein wahrer Riese von einem Mann in dem Gasthof aufgetaucht und hätte beinahe die gleiche Geschichte erzählt. Mit ein paar Details über Zollinspektor Oribas, die der Naurim ausgelassen hat."

    „Das ist eine private Angelegenheit zwischen mir und Oribas und hat nichts mit dem Krieg zu tun", unterbrach ich sie, damit sie nicht erzählen konnte, wie sich Jiang dem fetten Schwein hingegeben hatte, nur weil der in ihren Augen einen höheren Rang einnahm.

    In ihrem Herkunftsland war es so üblich, dass ranghöhere Beamte von ihren Untergebenen alles verlangen durften, und dies dem auch nachkamen, weil sie es als ihre Pflicht ansahen. Oribas hatte das anscheinend gewusst und ausgenutzt.

    Aber das waren Dinge, über die ich bestimmt nicht vor einem solchen Publikum reden würde.

    Die Soldatin nickte nur: „Kommandant, seine Reaktion bestätigt, was ich gehört habe."

    „Bericht!", bellte der Offizier unbeeindruckt.

    Sie zögerte, als sie meinen Gesichtsausdruck bemerkte. Dann blickte sie vorsichtig zu Jiang, deren Wangen eine rötliche Färbung angenommen hatten.

    „Nun ja, es ist eine etwas delikate Angelegenheit. Oribas und die Mystikerin aus Shâo…"

    Sie wand sich sichtlich unter den auffordernden Gesten ihres Vorgesetzten.

    „Was? Komm zur Sache Mädchen!", schnaubte einer der anderen Offiziere.

    „Oribas hat die Bräuche der Shâi ausgenutzt und sie damit gezwungen, ihm sexuelle Gefälligkeiten zu erweisen, mischte sich Anaya ein: „So, habt ihr sie jetzt genug gedemütigt? Es gibt wichtigere Dinge zu tun. Zum Beispiel Attravals Kompass vor der Armee von Morak zu schützen.

    Der Major sah wie ich und alle anderen zu Jiang hinüber, deren Gesichtszüge zu einer Maske ohne Regung erstarrt waren.

    So recht schien er nicht zu wissen, was er sagen sollte.

    „Es tut mir leid, dass ein einfacher Zollinspektor Euch zu einer solchen Handlung genötigt hat, begann er schließlich: „Trotzdem! Das beweist nicht, dass eure Geschichte der Wahrheit entspricht. Aber ich kann nicht leugnen, dass der Drache uns hätte töten können. Und Ihr, damit wandte er sich an mich: „besitzt einen Ring der Ritter von Kaltarra und mehrere Schreiben, die eure Angaben bestätigen. Mir gefällt euer Auftritt nicht, denn ihr kommt zu einer schlechten Zeit und der Drache hat außerdem drei meiner Männer getötet. Auch wenn das ein Unfall gewesen sein mag, sind sie doch tot. Ihr wollt Freunde von Kalteon sein, und seid doch für die Tode verantwortlich."

    „Meint Ihr, wir hätten Hordennarsalhakg davon abhalten können? Wir sind nicht mehr als Insekten für ihn. Nur ein alter Pakt zwischen Kalteon und dem Drachen hat ihn davon abgehalten, uns zu seiner nächsten Mahlzeit zu machen, entgegnete Anaya hart: „Währen Eure Leute schneller gerannt, wären sie nicht gestorben. Das ist der Weg der Natur.

    Der Major starrte sie wütend an: „Nur weil ihr eine Aliana seid, heißt das nicht, dass ihr das Leben meiner Soldaten geringschätzen dürft!"

    Anaya hatte nicht nur das Blut von Waldgeistern in ihren Adern, sondern war auch eine Druidin. Sie hatte grünliche Haut, ein Geweih, das aus ihren Schläfen wuchs und Hufe, statt Füße. Sie war sehr schlank und mit sieben Fuß deutlich größer, als die meisten Menschen.

    „Ich bin eine Druidin des Zirkels von Zar'gan'f. Ich schätze alles Leben gleichermaßen. In der Natur überleben meistens nur die Besten, Schnellsten und Stärksten. Manchmal die mit Glück, aber immer die, die sich einer Situation am besten anpassen können. Ich kenne eure Soldaten nicht, und sie bedeuten mir nichts, aber deshalb verachte oder verurteile ich sie auch nicht", erwiderte Anaya sichtlich verärgert.

    Sichtlich deshalb, weil die Dornenranken größer geworden waren und sich gierig in Richtung der Wachen bewegten.

    „Ruft die Ranken zurück oder meine Männer werden Euch töten!"

    „Könnten wir uns alle beruhigen? Wir Naurim sind keine Freunde von Drachen, trotzdem habe ich mich von einem hierherbringen lassen, weil ich einen Auftrag habe – der zufällig auch eurem Land helfen wird.

    Wäre mir egal, was hier passiert, hätte ich mit meinen Freunden einfach in Kaltarra bleiben können. Wir sind aber hier, um nochmals unsere Leben für ein Land zu riskieren, dass nicht unsere Heimat ist. Ihr könnt uns daran hindern, dann bleiben wir hier und ihr könnt hoffen, dass wir gelogen haben.

    Wenn unser Bericht aber der Wahrheit entspricht und wir Erfolg haben, könnte der Krieg schon bald zu Ende sein, oder an anderer Stelle weitergeführt werden, weil wir Attravals Kompass weggebracht haben. Ein Objekt, dass euch weder gehört, noch für das ihr während der vergangenen Jahrhunderte eine Verwendung gefunden habt. Ihr riskiert nichts dabei, uns gehen zu lassen, aber alles, wenn ihr es nicht tut."

    Droins kurze Rede hatte es eindeutig auf den Punkt gebracht. Mir wären nur Beleidigungen eingefallen. Immerhin einige sehr kreative.

    Auch der Major schien beinahe überzeugt. Er stand grübelnd vor uns, und winkte die Wachen zurück. Sie bildeten einen lockeren Ring um uns herum, während ich der Soldatin dankbar zunickte.

    Ich kam mit der Hilfe von Droin und Anaya mühsam auf die Füße. Dabei nutzte Anaya ihren Körper, um das kleine Messer zu verbergen, mit dem sie die Seile durchtrennte, die mich gefesselt hielten.

    „Anscheinend sind Fesseln tatsächlich nützlich, um Dein loses Mundwerk im Zaum zu halten", fügte sie lachend hinzu. Auch Droin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

    „Ja, ja, amüsiert euch ruhig. Es wird schwer genug werden, bis zum Grab vorzustoßen. Habt ihr schon eine Idee, wie wir es durch die Reihen der Angreifer schaffen sollen? Noch dazu ohne die Hilfe von Jiang?"

    Ihr Lachen erstarb, als sie meinem Blick folgten. Jiang wirkte wie eine Statur. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. – Jedenfalls dachten sie das, bis beiden auffiel, dass sie eine sehr dünne, weiße Porzellanmaske ohne Konturen angelegt hatte. Darunter war absolut nichts mehr zu erkennen.

    Wir alle wussten, dass dies eine Schandmaske war. Bislang hatte sie erst einmal eine angelegt. Es hatte beinahe drei Monde gedauert, bis wir sie dazu bewegen konnten, sie abzulegen.

    Großartig. Genau das, was wir jetzt gebrauchen konnten.

    „Oh nein! Nicht auch das noch", seufzte Anaya.

    „Was ist denn mit ihr?", wollte Phyria verwirrt wissen, die offensichtlich nicht verstand, was hier vor sich ging. Ich konnte es ihr nicht verübeln, hatte aber trotzdem keine Lust, es ihr zu erklären.

    Zum Glück erbarmte sich Droin: „Wenn eine Shâi Schande auf sich lädt, legt sie eine Maske an, um ihr Gesicht vor der Welt zu verbergen, bis sie ihre Ehre zurückgewonnen hat."

    „Aber was ist den passiert? Wenn sie dieser Oribas dazu gezwungen hat, mit ihm zu schlafen, ist das doch nicht ihre Schuld", entgegnete Phyria verblüfft.

    „Das ist auch nicht das Problem. Aber Anaya hat den Vorfall offen angesprochen und sie damit beschämt. Deshalb hat sie die Maske angelegt."

    „Und wo ist das Problem? Soll sie doch eine Maske tragen, bis sie sich beruhigt hat."

    Sie hatte nichts verstanden.

    „Das Problem ist, dass sie so lange sie die Maske trägt, mit niemandem reden wird, und so unauffällig sein wird, wie sie nur kann. Und glaub mir, das macht sie praktisch unsichtbar. Sie wird fasten, nur trockenes Brot, Reis und Obst essen und nichts anderes außer Wasser trinken. Außerdem wird sie von uns erwarten, dass wir sie darin unterstützen und bewusst so tun, als wäre sie nicht da. Wir dürfen ihr nicht helfen, sie nicht ansprechen und durch nichts zeigen, dass sie überhaupt existiert. Ist das jetzt angekommen?", herrschte ich sie an.

    „Ja. Kein Grund, gleich so unfreundlich zu sein, gab Phyria beleidigt zurück: „Und wie lange dauert es, bis sie sich wieder beruhigt?

    „Gute Frage. Das letzte Mal haben wir drei Monde gebraucht, bis wir sie dazu gebracht hatten, die Maske abzulegen", antwortete ich ihr.

    „Und da hatte sie sich nur in einer Taverne betrunken und ein unanständiges Lied gesungen", fügte Droin mit düsterer Miene hinzu.

    „Erinnere mich nicht daran", ergänzte Anaya.

    „Warum nicht? Weil Du mitgesungen hast? Oder weil ihr dabei fast nackt auf einem Tisch gestanden habt?", fragte ich grinsend.

    Das war kurz nachdem wir von der Stadthalterin von Rigadein für die erfolgreiche Jagd auf den Attentäter und seine Hintermänner ausgezeichnet worden waren, der versucht hatte, sie zu töten.

    Wir hatten drei Tage lang gefeiert, die Vorräte der Taverne praktisch aufgebraucht und uns mehrere Schlägereien geliefert, bei denen fast das gesamte Mobiliar zu Bruch gegangen war, einschließlich der Theke und der Eingangstür.

    Wir hatten Barden und Sänger bezahlt, unsere Geschichte zu verbreiten und hatten ihre Werke grölend mitgesungen. Wir hatten in der Taverne auf, unter oder neben den Tischen geschlafen.

    Nach drei Tagen Gelage waren unsere Sachen so dreckig, dass wir kaum noch etwas anzuziehen hatten. – Nicht das es uns noch etwas ausmachte, da wir auch eine ganze Armee an Freudenmädchen und Männern bezahlt hatten, uns Gesellschaft zu leisten. Unser Gelage war schnell zu einer Orgie geworden, in der die Schamgefühle im Alkohol ertrunken waren.

    Irgendwann hatte Jiang ihre sonstige Zurückhaltung aufgegeben und sich zu Anaya begeben, die gerade bis auf einen Schal nackt auf dem Tisch tanzte. Uns allen war das gar nicht so richtig aufgefallen, aber Jiang war ebenfalls nackt gewesen und hatte sogar ihr Haar gelöst, das ihr daraufhin fast bis zu den Fersen gereicht hatte. Ich hätte der Vorstellung gerne mehr Aufmerksamkeit gewidmet, aber ich war – nun ja – abgelenkt gewesen. Die beiden schwarzhaarigen Schwestern, die mich gerade beschäftigten, hatten beleidigt reagiert.

    Erst einen Tag später, als wir halbwegs nüchtern waren, hatte Droin eine Bemerkung über die Tanzkünste von Jiang gemacht, die daraufhin praktisch erstarrt war. Sie war regelrecht geflüchtet und mit der Maske zurückgekehrt.

    Danach war sie praktisch zwei Monde lang unsichtbar gewesen, hatte mit niemandem geredet, kaum gegessen, sich von niemandem helfen gelassen. Hätten wir in Rigadein nicht einen Händler aus Shâo getroffen, der uns die Sache mit der Maske erklärt hatte, würde sie das verdammte Ding vermutlich noch immer tragen.

    In einer Stadt, ohne konkreten Auftrag und mit ausreichend Zeit, war das kein Problem gewesen, höchstens lästig, aber es gab vermutlich keinen unpassenderen Ort als hier, mitten in einem Krieg, um noch mal durch das ganze Prozedere von Vergebung und Sühne zu gehen, dass es in Rigadein bedurft hatte, um sie wieder in ihr normales Selbst zu verwandeln.

    - 3 Drachenrüstung -

    „Ich bin noch immer nicht überzeugt, aber was Ihr gesagt habt, entbehrt nicht einer gewissen Grundlage, riss mich Major Atross aus meinen Gedanken: „Wir werden euch gehen lassen und hoffen, dass ihr nicht gelogen habt. Wir haben keine Möglichkeit, euch gefangen zu halten, und daher wäre unsere einzige Alternative, euch zu töten. Aber das würde die Zahl meiner Männer reduzieren und dass kann ich mir einfach nicht leisten

    Während er redete, strich er sich unablässig mit der Hand über seinen langen Bart.

    „Allerdings werden wir euch nicht helfen, die Reihen der Feinde zu durchbrechen. Wie ihr das macht, ist eure Sache. Wir werden euch bis zum Rand unserer Linien eskortieren. Danach liegt die Sache in eurer Hand"

    „Wenn das alles ist, brauchen wir nur ein paar Augenblicke, um unsere Ausrüstung anzulegen und uns vorzubereiten. Andernfalls könnt Ihr auch gleich den Befehl geben, uns umzubringen, weil wir keine Chance haben werden, die Reihen eurer Feinde zu durchbrechen", entgegnete Anaya.

    „Gut. Ich werde Euch bis zum Anbruch der Nacht Zeit geben. Bis dahin werdet ihr hier in meiner Nähe bleiben, unter der Aufsicht der Wachen"

    „Einverstanden."

    Droin signalisierte als Erster seine Zustimmung. Wir anderen mit Ausnahme von Jiang nickten.

    Die Wachen wichen zurück und mach brachte uns unsere Waffen, Schilde, Helme und Rucksäcke.

    „Das wird nicht einfach. Nachts werden die Soldaten noch wachsamer sein, als tagsüber", begann Anaya die Vorbereitungen. Dabei wickelte sie zwei kleine Phiolen aus und legte dann Pfeile zurecht, um die Spitzen mit dem Gift aus den Glasflaschen zu bestreichen.

    Angesichts unserer Chancen verzichtete ich sogar darauf, sie mit einem missbilligenden Blick zu strafen.

    „Du hast Recht. Mit Shadarr und Kmarr hätten wir eine bessere Aussicht auf Erfolg", entgegnete Droin, der ganz langsam die Einzelteile seiner neuen Rüstung auswickelte.

    Ehrfürchtig breitete er sie auf den Säcken aus, aus denen er sie herausgeholt hatte. Es handelte sich um eine Drachenrüstung. Ein seltenes Meisterwerk aus der Hand der besten Schmiede der Naurim. Droin hatte sie als Belohnung für seine bisherige Hilfe von Enid, der Cousine der Königin erhalten. Wir hatten alle Geschenke bekommen, aber seines war das Prachtvollste. Die gesamte Rüstung war aus besonders schweren, vergoldeten Plattenteilen zusammengesetzt. Vor allem die Gelenke waren dabei zusätzlich verstärkt worden. Über alle Teile zogen sich Gravuren, die kleine Drachenschuppen darstellten.

    Der Helm war darüber hinaus auch noch eine perfekte, miniaturisierte Kopie eines Drachenkopfes. Es gab zwei schmale Öffnungen für die Augen und er hatte die Hörner und Zähne in der passenden Form. Es wirkte so, als könnte man damit sogar beißen.

    Zu der Rüstung gehörte auch ein Schild, der von der gleichen Qualität war, wie die übrigen Teile. Er hatte eine rechteckige Form und war breiter als Droin. In der Mitte hatte der Schild einen senkrechten Grat. Von oben betrachtet hatte er die Form eines Keils.

    Er war mit dem Relief eines Drachenkopfes verziert, durch dessen Augen man hindurchsehen konnte, wenn man auf der Innenseite eine kleine Klappe öffnete. Hier befand sich auch eine Armbrusthalterung samt fest montiertem Köcher.

    Als Droin alle Teile vor sich ausgebreitet hatte, fiel mir auf, dass überall Rohre, Schläuche und Ventile an den Rändern herausragten. Offensichtlich musste man die Einzelteile miteinander verbinden, zu welchem Zweck wurde mir nicht so recht klar.

    Auf der Rückenplatte schließlich war eine riesige Halterung angebracht, in der man zwei Kugeln übereinander festschrauben konnte. Jeweils oben und unten führten mehrere Rohre in die Rüstung hinein.

    Droin betrachtete das Ganze sehr aufmerksam, ehe er nach und nach damit begann, die Teile zusammenzusetzen.

    Während ich ihm zusah, untersuchte ich meine eigene Rüstung erneut und verpackte alle meine Sachen so fest, dass nichts davon klapperte, quietschte oder rappelte. Dann zog ich die Riemen überall nach. Ein Problem würde der Sattel für Shadarr werden. Er war zwar aus einer Vielzahl von kleineren Lederteilen zusammengesetzt, die es erlaubten, ihn platzsparend zu verpacken, dennoch war er schwer und sperrig. Ich kürzte die Steigbügel, band alle losen Teile fest und sorgte mit einer Seillänge dafür, dass alles fest oben auf meinem Rucksack verschnürt war.

    „Was machen wir mit Jiang?", mische sich Phyria ein.

    Sie hatte nur wenige Sachen und war daher schnell mit ihren Vorbereitungen fertig. Wir hatten ihr zwar in Kaltarra einige neue Sachen gekauft, aber die Zeit hatte nicht ausgereicht, um ihr eine vollständige Ausrüstung für die Wildnis zu verschaffen. Sie hatte sich in die dickste Kleidung gehüllt, die wir für sie hatten machen lassen, eine Kombination aus rotem und grauem Wildleder. Darin waren schmale Eisenbänder eingearbeitet und bildeten so eine Art Rüstung. Außer mit einem Paar Dolche war sie unbewaffnet – wenn man mal davon absah, dass sie jeden Angreifer mit einem Blick in einen Haufen Asche verwandeln konnte.

    „Mit wem?", fragte ich betont neutral.

    Phyria wollte antworten, doch ich hob die Hand und bedeutete ihr, nichts weiter dazu zu sagen. Sie überlegte, dann zuckte sie mit den Achseln und sah uns weiter bei den Vorbereitungen zu. Doch mir war klar, dass es dabei nicht getan war.

    Ich begab mich daher zu Anaya hinüber und wechselte einen langen Blick mit ihr, ehe ich sie in der Zeichensprache der Diebesgilde von Rellinn fragte: Was machen wir mit Jiang?

    Keine Ahnung, aber es muss schnell gehen.

    Ich überlege mir was. Kannst Du Nebel herbeirufen, der uns vor den Augen der Feinde verbirgt?

    Anaya überlegte einen Moment: Bei diesem Wetter? Dafür ist es zu kalt. Wenn ich hier eine Nebelbank erzeuge, wird es ein Eisnebel. Aber durch den schaffen wir es nie ohne zu erfrieren. Und ohne Jiangs Hilfe wird der Nebel auch nicht lange genug anhalten. Dafür ist das Wetter nicht geeignet.

    Mist. Also sind wir wieder am Anfang.

    Lass mich zuerst mit ihr Reden, schlug Anaya vor, wobei sie gleichzeitig die letzten Pfeile wieder im Köcher verstaute. Statt wie üblich am Gürtel, schnallte sie den Köcher auf dem Rücken fest. Daran hatte sie auch den neuen Stab befestigt. Ich ertappte sie dabei, wie ihre Finger wieder und wieder darüber strichen, dachte mir aber nichts dabei, weil ich das mit meinem Buch im Wesentlichen ebenfalls häufiger tat.

    Ihre beiden Umhängetaschen hatte sie rechts und links an den Gürtel gebunden, damit sie nicht hin und her baumelten.

    Ihren Bogen hatte sie bereits gespannt und hielt ihn in der Hand.

    In Ordnung. Was willst Du ihr sagen?, wollte ich von ihr wissen.

    Sie sah mich seltsam an und schüttelte den Kopf: Das musst Du nicht wissen.

    Wie Du meinst.

    Ich verstand zwar nicht, warum sie mich im Dunkeln lassen wollte, aber es war mir auch egal, so lange es Wirkung zeigte.

    Während Anaya hinüber zu Jiang ging, holte ich Biraanogks Buch hervor. Bis wir auf ihn getroffen waren, hatte ich von Gnomen noch nie zuvor etwas gehört. Droin war wiedermal der Einzige, der sich ausgekannt hatte. Ich beneidete ihn um seine Erfahrungen. Immerhin war das Treffen mit Biraanogk sehr aufschlussreich gewesen, denn er kannte Phyrias Orden und wusste um ihre Aufgabe.

    Das Buch, was er mir geschenkt hatte, war mit mächtigen Bannsprüchen versiegelt und ließ sich nicht öffnen. Ich hatte es bereits zwei Mal erfolglos versucht. Und auch jetzt konnte ich zerren und reißen wie ich wollte, die scheinbar dünnen Lederbänder hielten allen meinen Bemühungen stand.

    Arkane Siegel erforderten meist entweder rohe Gewalt, oder stärkere, arkane Kräfte. Da mir Kraft nicht weitergeholfen hatte, sollte ich es wohl mit meinen dämonischen Fähigkeiten versuchen. Allerdings hätte ich das gerne zuvor mit Jiang besprochen. Sie hatte weit mehr Kenntnisse darin, als ich. Alles hing daran, sie wieder aus ihrer selbstgewählten Isolation zu befreien. Nur wie, wollte mir einfach nicht einfallen. Kmarr wäre hier jetzt vielleicht eine Hilfe gewesen, da er sich mit der Philosophie der Shâi wenigstens etwas auskannte.

    Leider war er mit Shadarr noch zwei Tagesreisen entfernt. Und selbst ein Leonide mit seiner Ausdauer konnte einfach nicht schneller laufen. Kmarr war gut zwei Mannslängen groß, mit goldenem Fell und einem Löwenähnlichen Kopf mit wilder Mähne, in die er Perlen, Federn und Knochen eingeflochten hatte. Um den Hals trug er wie bei den Jägern seines Volkes üblich, eine Kette aus gewaltigen Schneidezähnen, von Raubtieren, die er erlegt hatte.

    Seine Schnauze war von unzähligen Narben bedeckt, die von rituellen Kämpfen mit Angehörigen seines Volkes stammten. Wenn er lächelte, hatte man oft den Eindruck, gleich gefressen zu werden, weil dabei seine großen Reißzähne sichtbar wurden. Er hatte ein Jahr seiner Jugend in Shâo verbracht und dort einige ihrer Bräuche kennen gelernt. Dieses Wissen hätte ich jetzt gerne zur Verfügung gehabt.

    Leider würde vorerst nichts daraus werden. Ich bemerkte, dass die anderen fertig geworden waren und nun Droin interessiert zusahen, wie er von den Stiefeln an langsam die Rüstung anlegte.

    Nach jedem Teil musste er die Rohrenden mit Schläuchen miteinander verbinden. Die Arbeit ging nur langsam vonstatten. Ich hätte Droin dabei geholfen, aber die Art, wie er die Rüstung anlegte, zeigte mir, dass er nicht gestört werden wollte. Nach und nach verschwand er unter dem goldenen Metall und verwandelte sich in einen zweibeinigen Drachen. Als er schließlich den Helm aufgesetzt hatte, wandte er sich an mich.

    „Drakk, kannst Du bitte die Feuerkugel mit Kohle füllen und anzünden? Und dann müssest du in diese zweite Kugel Wasser gießen, bis sie voll ist."

    „Sicher, und wozu?"

    „Wirst Du gleich sehen. Ich tat, worum er gebeten hatte. Die Feuerkugel war eine Art tragbare Feuerstelle von der Größe eines Kohlkopfes. Runen im Inneren und die besondere Konstruktion sorgten dafür, dass sie viel länger mit viel weniger Brennstoff warm hielt, als jede andere Feuerstelle.

    Die zweite Kugel, auf die Droin gezeigt hatte, sah praktisch genauso aus, hatte nur unten und oben eine Art Ventil und ließ sich nicht aufschrauben.

    Während ich tat, worum er mich gebeten hatte, fuhr Droin mit seinen Erklärungen fort: „Du musst die Wasserkugel auf die Feuerkugel schrauben. Sobald sie miteinander verbunden sind, musst Du Dich beeilen, wenn Du Dich nicht am heißen Wasserdampf verbrennen willst. Die Beiden Kugeln gehören hinten in die Halterung auf der Rückseite der Rüstung. Pass ein Bisschen auf, Du musst das obere Ende der Wasserkugel in das Ventil einschrauben, ehe Du das untere Ende der Feuerkugel in der Halterung arretierst."

    Ich verstand nur die Hälfte von dem, was er sagte: „Ich werde es versuchen."

    Das Ganze war überraschend einfach. Die Teile passten perfekt zusammen. Ich schraubte die ganze Konstruktion vorsichtig in die Halterung an der Rüstung. Dabei musste ich aufpassen, dass ich mich nicht an der heißen Feuerkugel verbrannte.

    Kaum war das Gebilde sicher verstaut, drangen gurgelnde und gluckernde Laute aus alle Teilen der Rüstung.

    „Und wozu war das jetzt gut?", wollte Anaya wissen.

    „Abwarten. Noch ein paar Augenblicke Geduld", gab Droin zurück, ohne dabei seinen Blick von zwei runden Objekten am linken Arm zu nehmen. Neugierig wollte ich ebenfalls nachsehen, was er da so interessiert betrachtete, aber er hob die rechte Hand, um mich davon abzuhalten.

    „Jetzt."

    Er drehte an dem einen Objekt, wobei es ein hörbares Knacken und Zischen gab. Dann machte er ein paar Schritte vorwärts. Erst langsam, dann schneller und schneller und schneller.

    Innerhalb von wenigen Augenblicken lief er mit einer Geschwindigkeit, die mit einer solch schweren Rüstung unmöglich war. Wir hörten ihn jauchzen während er im Kreis um uns herum sprintete. Dann drehte er im Laufen wieder an dem runden Objekt. Sofort wurde er etwas langsamer, blieb aber nicht stehen. Er machte vier Schritte und sprang ab. Mit einem einzigen Satz überwand er vier Mannslängen. An der Stelle, an der er krachend landete, hinterließ er tiefe Eindrücke im Boden. Ein deutlich sichtbares Zeichen für das Gewicht von Droin und Rüstung.

    Droin blieb einen Augenblick stehen, dann kam er langsam zu uns zurück. Dabei drehte er erneut an dem Rad auf seinem linken Arm. Ohne etwas zu uns zu sagen, hob er den Schild auf und wirbelte ihn wie ein Spielzeug durch die Luft. Er balancierte ihn mit ausgestrecktem Arm auf einer Hand, ohne ein einziges Anzeichen von Ermüdung.

    Nicht einmal ich oder Kmarr wären dazu in der Lage gewesen.

    Auch die Soldaten um uns herum hatten Droins Vorführung fassungslos zugesehen. Niemand mit einer Plattenrüstung konnte sich so bewegen und war auch niemals derart stark.

    „Was…?", ertappte ich mich dabei, wie ich stotternd versuchte, zu verstehen, wie das möglich war.

    „Die Meisterschaft der Naurim, bemerkte Droin, nachdem er unsere verblüfften Mienen gesehen hatte: „Die Rüstungen wurden gebaut, um Drachen zu bekämpfen. Nachdem ihr Hordennarsalhakg gesehen habt, wisst ihr, warum. Die Rüstung kann mich wahlweise stärker, oder schneller machen, oder mich höher und weiter springen lassen. Außerdem kann mir die Rüstung zusammen mit dem Schild einen gewissen Schutz vor Drachenatem oder Kälte bieten. Das Geheimnis steckt in dem Tank auf dem Rücken.

    „Ihr habt Dampfmaschinen bei uns schon gesehen", fügte er hinzu, als er sah, dass wir nicht so recht verstanden hatten.

    „Sieht so aus, als könnte hier wenigstens einer was mit seiner Belohnung anfangen", schimpfte ich unzufrieden. Das blöde Buch wollte einfach nicht aufgehen.

    „Leise ist die Rüstung nicht gerade", antwortete Anaya, die sich von Jiang gelöst hatte und wieder zu uns trat.

    „Und schnell anziehen kann man sie auch nicht", bemerke Phyria kritisch.

    „Ja, das ist richtig, gab Droin zu: „Aber dafür sind sie ja auch nie entworfen worden.

    „Wie lange hält die Kohle in der Kugel?", fragte Phyria interessiert.

    „Eine oder zwei Kerzenlängen. Hängt davon ab, ob es draußen kalt oder warm ist."

    Droin hatte das Rad am linken Arm auf eine Rune gedreht, die „Nichts" bedeutete. Kleine Dampfwolken traten daraufhin aus der Wasserkugel aus.

    „Und wenn das Wasser gleich verkocht ist, geht das Ganze auch nicht mehr"

    „Zeig die Rüstung bloß nicht Kmarr. Der baut sich glatt auch noch eine", entgegnete Anaya.

    Droin löste ein paar Klammern am Helm und setzte ihn dann ab: „Es würde mich interessieren, ob er das schafft. Der Bolzenwerfer, den er gebaut hat, ist wirklich beeindruckend. Vielleicht ist er in ein paar Jahren soweit, dass er etwas wie diese Rüstung versuchen kann."

    Das war ein erstaunliches Lob von Droin und zeigte mir, dass ich noch immer nicht begriffen hatte, was an dem Bolzenwerfer so beeindruckend sein sollte. Sicher, das Gerät konnte sechs Bolzen nacheinander verschießen, bevor man nachladen musste, aber mehr eben auch nicht. Möglicherweise konnte ich das nicht so sehr würdigen, weil ich meine dämonischen Fähigkeiten hatte, die es mir erlaubten, Blitze zu verschießen, die deutlich mehr Schaden anrichteten, als ein Pfeil oder Bolzen.

    „Ich weiß nicht so genau, ob ich einen Leoniden in einer solchen Rüstung sehen will. Wie genau stoppt man den?"

    Anaya zuckte mit den Achseln: Warten bis er schläft? – Wir werden eine Lösung finden, wenn es dazu kommen sollte. Konzentrieren wir uns auf die aktuelle Aufgabe."

    „Wie gehen wir vor? Die Reihen aus Morak zu durchbrechen, wird nicht einfach werden. Zumindest nicht, wenn sie hier ähnlich diszipliniert zu Werke gehen, wie bisher."

    Droin hatte begonnen, seine alte Rüstung sorgfältig zu verpacken.

    „Wir sollten es kurz nach Einbruch der Dunkelheit versuchen. Dann werden sie noch nicht wirklich damit rechnen, dass sie angegriffen werden, antwortete Anaya: „Drakk hat gefragt, ob ich einen Nebel beschwören könnte. Die Idee ist gut, aber er wird bei dem Wetter nicht lange halten. Es ist einfach zu kalt dafür.

    „Wie lange schätzt Du denn, dass der Nebel hält?", wollte ich von ihr wissen.

    „Keine Ahnung. Eine halbe Kerzenlänge vielleicht. Eher weniger."

    „Dann müssen wir uns eben beeilen", erwiderte Phyria.

    „Das wird aber nur klappen, wenn wir uns den Weg nicht durch eine geschlossene Reihe Soldaten bahnen müssen. Mag sein, dass sie uns nicht sehen können, aber taub sind sie nicht", gab Droin zu bedenken.

    „Was ist denn die Alternative?", fragte Phyria unsicher.

    „Mit dem Kopf durch die Wand, kam mir Anaya zuvor: „Drakks Lieblingstaktik.

    „Hey, was kann ich dafür, dass das am besten funktioniert?", protestierte ich ohne große Überzeugung.

    „Wie kann es eigentlich sein, dass die Umstände immer Deine brillanten Taktiken bevorzugen?", wollte Anaya wissen. Dabei tat sie so, als hätte ich nichts gesagt.

    Ich fand meine Ideen gut: „Ich weiß nicht, was Du willst. Wir sind hier und leben alle noch. Also muss das in der Vergangenheit ganz gut funktioniert haben."

    „Oh ja. Und wir alle wissen ja, was normalerweise dabei herauskommt", bemerkte Droin sarkastisch.

    „Wie meinst Du das?"

    „Membar? Die Sturmreiter? Im Schattenwald? Die Jagd auf dem Dornfelsplateau?", erwiderte Droin.

    „Die Geschichte am Schwarzwasserfluss? Und was ist mit der Verfolgung in der Kamseth?", ergänzte Anaya

    „Ich…, ähm, naja…, aber die Sache mit Ferrit Targ könnt ihr mir wirklich nicht zum Vorwurf machen", versuchte ich mich zu verteidigen. Die beiden spielten auf eine ganze Reihe Ereignisse an, bei denen wir durch meine Ideen in erhebliche Schwierigkeiten geraten waren. Natürlich hatten sie Recht, aber das würde ich nie zugeben.

    „Und wer rechnet schon damit, dass ein solcher Trottel auf der Flucht versucht, den Schattenwald zu durchqueren?"

    „Ich freue mich schon auf die Geschichten dazu, aber wie hilft uns das jetzt weiter?", fragte Phyria amüsiert.

    Anaya musste lachen: „Gar nicht. Aber so sind wir uns wenigstens im Klaren, dass alles schiefgehen wird:"

    „Und wir wissen, wer verantwortlich ist", ergänzte Droin mit einem Lächeln.

    So lustig fand ich das nicht: „Seht zu, dass ihr Schritt haltet."

    - 4 Reisepläne -

    Als alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, begaben wir uns unter den wachsamen Augen der Soldaten nach Norden beinahe unmittelbar hinter die vordersten Linien der Verteidiger. Von dort aus konnten wir die Stellungen der Armee von Morak ausmachen. Sie begnügten sich damit, knapp außerhalb der wirksamen Reichweite der Armbrüste und Kurzbögen zu bleiben, die die Verteidiger zur Verfügung hatten.

    Dahinter, in der Ferne konnten wir die gigantische Rauchsäule sehen, die sich noch immer in den Himmel schraubte. Glühlende Aschefetzen trieben träge im Wind und kleine Blitze zuckten über die Oberfläche. Darunter brannten die Reste eines kleinen Wäldchens. Irgendwo darin musste der Eingang zu Attravals Grab liegen. Auf die Entfernung und bei einbrechender Dunkelheit konnten wir nicht erkennen, ob dort noch Soldaten Moraks patrouillierten. Soweit wir sehen konnten, standen uns damit hauptsächlich drei Reihen Soldaten hinter hölzernen Feldbefestigungen im Weg. Es gab Lücken zwischen den einzelnen Stellungen, aber die waren nicht viel breiter, als zwei Ochsenkarren hintereinander. Auch hier wirkten die Angreifer gut organisiert.

    Eines fiel mir jedoch sofort auf: Die Soldaten aus Morak hatten hier flache Gräben ausgehoben, hölzernen Spieße in den Boden gerammt und eine einfache Palisade aus zusammengebundenen Stämmen auf einem niedrigen Wall errichtet. Das Ganze wirkte so, als hätten sie sich auf eine längere Wartezeit eingestellt.

    „Wo wollen wir es versuchen?", fragte Anaya kritisch.

    „Wir nehmen den kürzesten Weg. Genau durch die Mitte. Ich werde sie auf der linken Seite ein wenig ablenken. An den ersten Bäumen bin ich wieder bei euch, antwortete ich ohne den Blick von der Szenerie abzuwenden: „Wenn Du den Soldaten weiter rechts eine kleine Überraschung bereiten könntest…Ich bin sicher, sich haben mit Deinem Bogen noch keine Bekanntschaft gemacht.

    „Hmm, eine gute Idee. Vorab etwas Verwirrung stiften schadet sicher nicht", erwiderte sie.

    Dann wandte sie sich an Phyria: „Du wirst meinen Bolzenwerfer nehmen, ich weiß, Du beherrschst das Feuer, aber das würde den Nebel noch schneller auflösen."

    Phyria nickte: „Du hast Recht. Aber was ist ein Bolzenwerfer? Von solch einer Waffe habe ich noch nie gehört."

    Ich kam Anaya zuvor: „Das hier."

    Ich hielt ihr eine seltsam wirkende Konstruktion hin: Sechs Rohre, die zu einem Bündel verbunden worden waren, der Schaft einer Armbrust diente als Auflage und Halterung, Unten war ein Hebel befestigt, den man nach hinten ziehen konnte, um die Rohre zu drehen. Jeweils eins wanderte dann nach oben. Betätigte man den Abzug, schoss vorne ein fingerdicker Armbrustbolzen heraus, getrieben von einer äußerst

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