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Die Tal'ahn-Chroniken, Band 1 Buch 1 An-In Tafan, erster Teil: An-In Tafan, erster Teil
Die Tal'ahn-Chroniken, Band 1 Buch 1 An-In Tafan, erster Teil: An-In Tafan, erster Teil
Die Tal'ahn-Chroniken, Band 1 Buch 1 An-In Tafan, erster Teil: An-In Tafan, erster Teil
eBook343 Seiten4 Stunden

Die Tal'ahn-Chroniken, Band 1 Buch 1 An-In Tafan, erster Teil: An-In Tafan, erster Teil

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Über dieses E-Book

Zwei Völker, entstanden aus einem, bekämpfen sich schon seit tausenden von Jahren. Das eine, die Tentron, verblendet von einer Gruppe religiöser Führer, das andere, die Kibrin, geführt von sieben Großmeistern, Koryphäen der Wissenschaft, genannt der Zirkel des Wissens.
Anfangs standen ihre Chancen gleich, doch nach mehreren großen, zermürbenden Kriegen erlangten die religiösen Führer der Tentron die Überhand und verdrängten die Kibrin in den Süden, wo das Klima rau und kalt war. Sie verschanzten sich hinter dicken Mauern von zwei Arten von Festungen. Die einen waren große Stadtburgen, Metropolen der Wissenschaft und des Fortschritts. Die anderen waren Versorgungs-Festungen, wo man Nutzvieh, Nahrungsmittel und Holz heranzüchtete.
Zwischen Stadtburgen und Versorgungs-Festungen pendelten regelmäßig die Kaufleute. Harte Männer, die ständig im Kampfe mit dem kalten Wetter und umherstreunenden Raubtieren standen. Darüber hinaus machten Räuberhorden das Land unsicher. Wäre das noch nicht genug, machte die Armee der Tentron mobil, um die verbleibenden Kibrin endgültig zu vernichten.
Das schien ihnen nach und nach auch zu gelingen. Der Zirkel des Wissens musste sich schnell eine Lösung für die Rettung der Letzten ihres Volkes finden.
Mit seinem gewaltigen Transporter gerät Kaufmann An-In Tafan und sein guter Freund Telk zwischen die Fronten.

...und sie haben alle Hände voll zu tun, wollen sie nicht untergehen.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum14. Feb. 2019
ISBN9783748511892
Die Tal'ahn-Chroniken, Band 1 Buch 1 An-In Tafan, erster Teil: An-In Tafan, erster Teil

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    Buchvorschau

    Die Tal'ahn-Chroniken, Band 1 Buch 1 An-In Tafan, erster Teil - Claudio Wiedenfeld

    Die Tal’ahn – Chroniken

    Band 1

    Buch 1

    An-In Tafan

    Erster Teil

    Ein fantastischer Roman von

    Claudio Wiedenfeld

    Prolog

    „Guten Morgen, Paltarij!", dröhnte eine blecherne Stimme aus den Lautsprechern,

    „Die Sonnen scheinen mit voller Kraft und es vermag ein schöner Tag zu werden. Ja, raus aus den Betten, um diesen schönen Herbsttag zu genießen, denn bald kommt der Winter…"

    …und blablabla.

    Mit dieser aufgesetzt gut gelaunter Stimme suggerierte der Sprecher des Senders dem Volk von Tentron einen erneut heiteren Tag, in den man frohlockend gehen sollte. In Wahrheit wurde ein künstliches Wetter unter einer riesigen Glasglocke über den großen Städten von Tentron simuliert, um den Einwohnern eine heile Welt vorzuspielen.

    Ein jeder wusste genau, dass es nicht so war. Doch ein jeder wollte dem Schönreden der tentronischen Regierung gerne Glauben schenken. Warum auch nicht, denn wer wollte schon etwas von – „Die Welt ist am Ende, wenn wir nichts gegen die angehende Verschmutzung tun – oder – „Leute! Wir müssen unser Konsumverhalten drastisch einstellen! – hören?

    Deshalb wurden solche „Unkenrufe" von der Regierung strengstens untersagt. Wer sich nicht dran hielt, kam durch verdammt ungünstige Umstände ums Leben. Im manchem Falle verschwand die Person einfach. Somit behielt der Rat der Zehn, welcher aus religiösen Führern der tentronischen Glaubensgemeinschaft bestand, eine absolute Kontrolle über das (sehr gläubige) Volk.

    Ganz anders erging es den Kibrin, dem zweiten Volk, welches auf dem Planeten Paltarij existierte. Einst waren sie Eins mit den Tentron, doch als ihr damals gemeinsames Königshaus Zwillinge hervorbrachte, spaltete sich die Nation.

    Zuerst kaum merklich – über die Jahrtausende jedoch sehr erkenntlich. Dies resultierte daraus, dass die Kibrin ganz anderen Lebensverhältnissen trotzten mussten, als die Tentron. Durch fünf große, lange und brutale Kriege wurden sie in den stets eisigen Süden des Planeten zurückgedrängt.

    Während die Tentron wohlbehalten unter riesigen Glaskuppeln in Großstädten (und deren Vororte) aufgeteilt lebten, mussten sich die Kibrin mit den realen, polarähnlichen Temperaturen herumschlagen, die in ihrer Region vorherrschten.

    Somit veränderten sie ihr jeweiliges Aussehen und aus einst einem Volk bildeten sich letztendlich zwei Rassen. Die Tentron waren hoch gewachsen, von schlanker Statur. Ihre Haut war dunkelbraun, da sie ursprünglich in tropischen Bedingungen gelebt haben. Die Köpfe waren lang und schmal. Die Augen waren dunkelbraun und lagen schräg, die Ohren liefen spitz zu. Ihre Haare schimmerten pechschwarz und sie waren stark gekräuselt. Ja, man könnte sie dem Aussehen nach mit den Elfen aus unseren Märchen und Fantasy-Geschichten vergleichen. Mit quasi afrikanischen Elfen – bis auf die feine, kurze Nase und die schmalen Lippen.

    Die Kibrin hingegen waren das komplette Gegenteil. Ihre Haut war hell, wie die eines Skandinaviers, die Haare meist blond, teilweise rot und im seltensten Fall schwarz oder braun. Von der Statur her waren sie stämmig bis wuchtig und die Gesichter breit mit großen Nasen. Die Ohren waren nicht spitz sondern rund, so wie die unseren und die Augen blau, grün oder grau. Ja, hätten sie noch stark ausgeprägte Augenwülste gehabt, so hätte man ihr Aussehen mit dem eines Neandertalers vergleichen können. Da diese allerdings fehlten, glichen sie mehr einem kräftig gebauten Menschen mit der Größe von höchst eins achtzig.

    Die Atmosphäre im Süden war noch nicht so arg verseucht wie bei den Tentron und es gab sogar noch wild lebende Tiere, was nicht gerade zum Frohlocken der Kibrin beitrug, da einige von ihnen Räuber waren und eine enorme Größe erreichen konnten. Auch deswegen lebten die Kibrin in Festungen. Dicke Mauern schützten sie vor den Bedrohungen der eisigen Wildnis. So, wie sie einst den wilden Anstürmen der Tentron erfolgreich trotzten. Mächtig stiegen die Städte mit ihren unzähligen Türmen gen Himmel empor. Doch auch die Farmen waren geschützt durch meterdicke Wälle, wenn auch nicht so imposant wie zuvor genannte Städte.

    Um jene Städte jedoch mit ihren unendlichen Bedürfnissen zu befriedigen und den Bedarf der vereinzelten Farmen zu decken, gab es einen Schlag von Kibrin, die quasi ein Nomadenleben führten. Sie waren die wahren Helden in ihrer Welt, denn sie versorgten die Kibrin in ihren Städten und Farmen mit Lebensmitteln, Kleidung, Möbeln, Gebrauchsgegenständen und allem möglichen, was man sonst noch in einer Zivilisation benötigt. Ohne sie wäre ein jeder seiner Existenzgrundlage beraubt. Es waren Kibrin, die jedem Wetter trotzen und sich jedem tückischen Monster in der unendlich weiten Eiswüste entgegen stellten. Sie führten ein raues Leben. Sie waren stark, furchtlos und abgehärtet.

    Allgemein nannte man sie einfach Händler!

    Raue Gesellen, doch das Herz am rechten Fleck, kluge Geschäftsmänner, doch keine Undinschen (Derzeit nannte man sich noch Dinsch). Heftige Haudegen, jedoch auch zärtliche Liebhaber.

    Das ist die Geschichte von einem der Besten seiner Zunft.

    Dies ist die Geschichte von An-In Tafan.

    Kapitel 1

    Irren ist Dinschlich

    Es dröhnte laut.

    Dies kam von den starken Motoren, die den schweren Transporter antrieben. In der Führerkabine war er vom Großteil des Lärms verschont. Das galt ebenso für den hinten angrenzenden Wohnbereich, den er sein Heim nannte. Diese Zonen waren speziell geschützt. Das war auch gut so, denn wer würde sich selbst gerne einer zukünftigen Taubheit aussetzen wollen?

    Statt des Lärms, den ein solcher Transporter seiner Umwelt antat (Derzeit bestand die Umwelt aus einigen ahnungslos daher stehenden Bäumen und einer Herde unschuldig äsender Wildtiere), war im Innern nur ein monotones, leises Brummen zu vernehmen.

    Würde zufällig jemand aus eines der Bullaugen des Gefährtes herausschauen, so sah dieser just in diesem Augenblick in der Ferne zwei Teenager-Raubtiere deprimiert davon trotten.

    Vormals waren sie gerade dabei zum Todessprung anzusetzen, als jenes Getöse über sie alle hereinbrach und die Herde Pflanzenfresser aufscheuchte; kurz bevor sie erfolgreich ein unvorsichtiges Junges hätten reißen können, so, wie ihre Mutter es ihnen geduldig seit vielen Mondeszyklen beizubringen versucht hatte. Stattdessen würde es zu Hause wieder eins mit der mütterlichen Pranke hinter die Ohren geben. Dann ging es auch noch ohne Abendessen ins Nest.

    Schallisolierte Verkleidung war das Geheimnis!

    Schon seit zwei Doppelsonnenzyklen auf dem Markt, aber erst seit kurzem für ihn erschwinglich, weil ein gutes Geschäft voran gegangen war. Ein zweites sollte nun folgen.

    Entspannt saß er, wie so oft, in dem Führerhaus seines Transporters und blickte konzentriert auf den verschneiten und vereisten Pfad. Obwohl die Scheinwerfer weit in die Ferne reichten, konnte er nur auf kurze Distanz sehen. Ein dichter Schneevorhang sorgte dafür.

    Aus dem Lautsprecher quäkte eine penetrante Stimme:

    Guten Morgen, Paltarij! Die Sonnen scheinen mit voller Kraft und es vermag ein schöner Tag zu werden. Ja, raus aus den Betten, um diesen schönen Herbsttag zu genießen, denn bald kommt der Winter…

    An verdrehte genervt die Augen und drückte einen bestimmten Knopf auf der kompliziert aussehenden, gläsernen Konsole vor sich und betätigte somit eine andere Funktion des Kommunikationsgerätes. Ein Lautsprecher im hinteren Wohnbereich wurde betätigt.

    Telk? Hast du den Scheißsender der Langköpfe eingestellt?

    Es knackte und eine tiefe, blecherne Stimme gab zur Antwort:

    Entschuldige, Chef. Hab' vergessen den Verarschungssender beim Schichtwechsel auszuschalten., antwortete dieser.

    Telk war der Hauptmann seiner Schutzleute und zugleich sein engster Freund. Er war Anfang vierzig und er trug seine hellblonden Haare kurz geschoren. Eine tiefe Narbe verlief links von der Stirn hinab bis zur rechten Kinnspitze. Nur mit viel Glück hatte er sein linkes Auge behalten. Die Züge seines Gesichts waren hart, ja, fast schon brutal. Doch dies ließ sich nicht auf sein inneres Wesen schlussfolgern.

    Gerade, als An sich schimpfend über Telks Versäumnis auslassen wollte, stockte das automatische Fährtensystem, welches den Transporter sicher zum Ziel bringen sollte. Schuld daran waren nicht die sonst üblichen Schneeverwehungen, sondern die beiden kleineren vor ihm befindlichen Fahrzeuge, die unablässig ihre zahlreichen Bordkanonen im Stakkato abfeuerten.

    Was sollte das bedeuten?

    Nachtaktive Räuber? Ein Gerf etwa? Aber das wäre Verschwendung von Munition, denn den könnte man mit zwei, drei Schüssen aus diesen massiven Geschützen niederstrecken.

    Was sahen die Männer dort vorn?

    Die Bordkanonen seines Transporters auf automatische Wärmeerkennung programmierend, rief er den Hauptmann zu sich in die Kabine. Die Geschütze feuerten unablässig in nordöstliche Richtung.

    Kannst du erkennen, was da los ist? Das Ortungssystem ist wegen dieser verdammten Kälte ausgefallen. - sprach An zu Telk. Dieser hantierte mit einem etwa Zigarettenschachtel großen Gerät in seiner Hand und blickte konzentriert darauf.

    „Nein, Chef. Der Schneefall ist zu dicht für das kleine Ortungsgerät. Das Signal kommt nicht durch. Funktioniert nur bis auf zwanzig Schritte."

    An verließ die Führerkabine, zog sein Sek und eilte auf die beiden vor ihm befindlichen Schutzfahrzeuge zu.

    Aus diesen stiegen gerade zwei bewaffnete Männer.

    „Was ist los?", fragte er knapp.

    „Wir wissen nicht, was da auf uns zukommt! Sie halten den Kurs gezielt auf uns zu! Ich gehe davon aus, dass uns jemand angreifen will!", berichtete ihm ein junger Mann, der anscheinend seine erste Fahrt mit ihnen machte, denn er kam An nicht bekannt vor.

    „Die Geschütze haben bereits die Hälfte von ihnen niedergestreckt!", rief ein zweiter Schutzmann durch das stürmische Schneetreiben.

    „So schnell?, wunderte An, Es sieht so aus, als wenn sie sich absichtlich lebensmüde in die Salven hineinstürzten! Sehr merkwürdig!"

    Telk kam von hinten herbeigeeilt.

    „Ist jemand bei den Geräten?", fragte er den jungen Mann.

    „Ja, Hauptmann Telk!"

    „Gut! Dann hoffen wir, dass die Brut ausgelöscht ist, bevor sie uns erreicht!", brummte dieser mürrisch.

    An blickte finster drein. Er, der seine Fracht in Gefahr wähnte, wollte sich nicht mit ungefähren Sicherheitsvorkehrungen zufrieden geben.

    „Was bedeutet, ist jemand bei den Geräten? Habe ich nicht eindeutig Order gegeben, jemanden bei den Ortungsgeräten in zumindest einem der Schutzfahrzeuge zurückzulassen?", brüllte er den Schutzleuten entgegen. Allerdings mehr wegen des Sturms als vor Erzürnung.

    „Ja… ja natürlich, Herr! Es ist alles so beachtet worden, wie Ihr es befohlen habt!", versicherte der junge Mann, sich angesprochen fühlend, mit einer großen Portion Unsicherheit in der Stimme.

    An blickte in das Gesicht des jungen Schutzmannes. Viele, viele Lidschläge lang. Dann sagte er:

    „Nun gut! Dann hoffen wir, dass die Geschütze den Großteil der Angreifer erledigen!"

    Er hatte die Unsicherheit des jungen Mannes sofort erkannt. Doch er hatte Nachsicht mit ihm, denn jeder war mal ein Anfänger.

    Im stetigen Flackern der Bordgeschütze erkannte An vage die ersten Silhouetten der Heranstürmenden. Der dichte Schneefall hatte etwas nachgelassen und so war eine Sicht auf eine weitere Distanz möglich.

    Warum benahmen sie sich so dumm? Wieso teilten sie sich nicht auf? Wenn sie schon in einer solch großen Gruppe angriffen, warum auf so dämliche Art?

    Man sah keine Gestalten auf den Tieren. Durch den Schneefall erkannten sie allenfalls nur heran galoppierende, undefinierbare, klobige Schatten. Also waren es keine Räuber. Es musste sich um eine Horde Raubtiere handeln. Doch welche Räuber griffen im Rudel an? An kannte eine Menge Raubtiere, doch sie alle waren Einzelgänger oder sie gingen höchstens zu zweit auf Beutefang.

    An löste sich von seinen Gedanken und befahl:

    „Lasst die Sonne aufgehen!"

    Im Umkreis von einer viertel Meile ward nun die nordöstliche Seite taghell erleuchtet. Dies erzeugte ein Gerät, das in der Lage war auf eine bestimmte Distanz den Schein der Sonnen Paltarijs nachzuahmen. Eine nicht billige Neuerwerbung (wie der Lärmschutz), sich nun doch als sehr nützlich erweisend.

    Als die ersten Raubtiere in den Kegel des Lichts eintauchten, fluchte Hauptmann Telk laut:

    „Beim Arsche von Asthan! Stellt das Feuer ein! Sofort!"

    Auch An – Verantwortlicher über den ganzen Trupp – erkannte nun, was Telk zum Fluchen veranlasst hatte. Er, sowie auch Telk, wandten sich mit wütendem Blick dem unerfahrenen Kerl zu.

    „Ich… ich… ich nicht… die Geräte…", stammelte er.

    „Du musst noch einiges lernen! Es war ein Fehler dich auf diese Tour mitzunehmen! Das hier ist etwas ganz anderes als eine Fahrt zu der Querk-Festung! Wenn wir zurückkehren, wirst du den nächsten Sonnenzyklus in den Simulatoren verbringen! Besonders maschinelles Versagen und Konfliktbewältigung wirst du trainieren! Vorher trittst du mir nicht mehr unter die Augen!", brüllte Telk. Diesmal hatte das Brüllen nichts mit dem Sturm zu tun. Das erkannte der junge Mann sofort.

    An hielt sich absichtlich zurück. Was der Hauptmann der Schutzleute seinen Mannen befahl, war Gesetz.

    Selbst mit Unglauben in den Augen, sah der junge Schutzmann, was auf sie zukam. Telk bemerkte den verdutzten Blick des jungen Mannes, trat nah an ihn heran und sprach in leisem Ton:

    „Sehen die vielleicht wie gefährliche Raubtiere aus? Die Viecher erinnern nicht einmal entfernt an Herline

    (Herline = wolfsgroße Raubtiere auf sechs Beinen).

    Dafür haben wir die Ortungsgeräte. Und genau deswegen gehst du in die Simulatoren."

    Es waren keine Raubtiere und Angreifer waren erst recht nicht in ihnen zu erkennen. Es waren nur vom Scheinwerferlicht und dem Geruch der Transportware angezogene, ihnen wohlbekannte Tiere. Sie gehörten nicht einmal zu irgendeiner Raubtiergattung aus jenen Breitengraden.

    Es waren Ferlin!

    Die Tierart, die die Kibrin als Allgemein-Nutztier hielten und züchteten.

    „Aber… aber… es ist mitten in der Nacht! Fe… Ferlin laufen nicht mitten in der Nacht…", versuchte sich der junge Mann aus seiner misslichen Lage zu befreien.

    „Bist du in einem Keller großgeworden? Kannst du nicht einmal ein Ferlin erkennen? Wer hat dich eigentlich die Prüfungen bestehen lassen? Ich glaube, mit dem muss ich noch ein paar Wörtchen reden!, polterte Hauptmann Telk, „Zieh dich in dein Verteidigungsfahrzeug zurück und tu das, wozu du eingeteilt warst! Beobachte die Geräte und rühre dich nicht mehr, wenn es nichts wirklich Ernstes ist! Ab jetzt!

    Zutiefst beschämt räumte der junge Schutzmann das Feld.

    „Ha! Raubtiere!", bemerkte Telk, halb wütend, halb spöttisch. Im Grunde genommen, waren alle froh einer Herde Ferlin auf den Leim gegangen zu sein. Allerdings hätte man die Situation von vorne herein hinterfragen sollen.

    „Verdammt, wo kommen die her?", fragte An den Hauptmann.

    „Ich weiß es nicht. Ich ahne aber nichts Gutes. Sie kommen genau aus der Richtung, die wir…"

    „Ihr meint, sie könnten von der Festung Tho stammen?", erriet An Telks Vermutungen.

    Dieser hob nur die Augenbrauen, zog die Schultern hoch und nickte kurz.

    „Verflucht. Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen, um nachzusehen, ob Ihr recht habt.", meinte An.

    „Ja. Aber lasst uns erst das einlagern, was wir hier bekommen können. Schließlich ist es gratis.", riet Telk mit einem Augenzwinkern.

    Es war ratsam die Gunst der Stunde zu nutzen, denn hier fanden sie vor, was sie eigentlich in der Festung Tho für einen gepfefferten Preis erwerben wollten. Darüber hinaus sah es so aus, als wenn diese Tiere von dort kämen, denn Ferlin liefen nicht so einfach durch die Gegend. Seit vielen Sonnenzyklen nicht mehr und erst recht nicht um diese Zeit.

    Also wurden alle – bis auf den jungen Mann, der in dem Vereidigungsfahrzeug hockte und sich nicht zu rühren wagte – zum Einsammeln der noch einigermaßen heil gebliebenen Körperteile und Gliedmaßen angehalten.

    Als alles eingelagert war, machte Hauptmann Telk eine spezielle Bewegung mit der Rechten, die den Schutzleuten signalisierte ihre Plätze wieder einzunehmen.

    Die Lichter erloschen.

    Kurze Zeit später starteten die Fahrzeuge, um ihren Weg durch die ungastliche Gegend wieder aufzunehmen.

    Auch An brachte seinen Transporter in Gang. Das automatische Fährtensystem sprang sofort an und erkannte den Weg, den es noch fortzusetzen gab. Von nun ab brauchte er sich um nichts Weiteres zu kümmern. Also griff er zu einem Buch, schlug es auf und begann zu lesen.

    Doch… ein Gedanke wollte es nicht zulassen, dass er seine ganze Aufmerksamkeit dem Text zuwenden konnte.

    Woher kamen die Ferlin?

    Stammten sie wirklich von der Festung Tho?

    Kapitel 2

    Der Beste der Shag-Hah

    Zwei Mondzyklen zuvor...

    Zwei sanfte, warme Sonnen schickten ihre Strahlen über die bunten Gärten, innerhalb des Palastes vom Rat der heiligen Zehn. Das Wasser spielte mit der Brechung des Lichtes, welches aus dem Springbrunnen sprudelte, der mitten im Zentrum des Gartens erbaut worden war. Die Blüten der verschiedenartigen Büsche, Blumen, Bäume und Sträucher verbreiteten einen angenehmen Duft.

    Inmitten dieser herrlichen Umgebung saß Abin Quetather, erster Hohepriester vom Rat der heiligen Zehn. Doch er konnte diese paradiesische Atmosphäre nicht genießen. Informanten hatten ihn bereits am frühen Morgen mit unschönen Nachrichten geplagt. Nun wartete er auf den Zeitpunkt, an dem er sich mit den neun anderen Mitgliedern in der heiligen Halle des Urvaters Elbra zusammenfinden würde, um dieses Problem mit ihnen zu besprechen. Sicher, er war der erste Hohepriester, doch er hatte kein alleiniges Stimmrecht. Er genoss zwar einige Privilegien, doch letztendlich beschlossen sie alle, welche Gesetze verhängt, Todesurteile gesprochen oder Kriege erklärt wurden. So ward es schon seit undenklich langer Zeit. So sollte es auch heute sein.

    „Herr, es ist Zeit. Die ehrenwerten Heiligkeiten sind eingetroffen.", sprach ihn ein Tsigech-Tak’hun an. Er gehörte zu der Elite-Garde und war einzig zum Schutze der heiligen Zehn geboren.

    Die Tsigech-Tak’hun unterschieden sich in ihrer Kleidung von den übrigen Tak’hun. Sie trugen purpurne Kutten. Im Grunde genommen, waren sie nichts anderes als die

    ursprünglichen Tak’hun. Eine speziell geschulte Eliteeinheit, die für den Schutz des Rats der heiligen Zehn zuständig war. Die herkömmlichen Tak’hun waren derzeitig eine bessere Einheit von Kriegern. Von denen in den Besatzungsposten auf dem südlichen Kontinent ganz zu schweigen. Die militärischen Strukturen auf Tentron hatten sich mit der Zeit drastisch verändert.

    „Ja… ja.", meinte Abin Quetather gedankenverloren. Er erhob sich schwerfällig von der Bank und folgte dem Elite-Krieger.

    In der Halle es Urvaters Elbra, dem Versammlungsort der heiligen Zehn, saßen die anderen Mitglieder bereits auf ihren angestammten Plätzen. Niemand zürnte Abin Quetather, dass er als Letzter seinen Stuhl einnahm. Nein. Das Protokoll verlangte sogar, dass der erste Hohepriester als Letzter jene heilige Halle betrat.

    „Meine Brüder, ich habe euch einberufen, weil mir schreckliche Kunde zuteilwurde.", eröffnete er die Sitzung. Ein erstauntes Raunen erfüllte den Saal. Abin Quetather erhob gemahnend beide Hände. Das Gemurmel ebbte ab.

    „Lasst mich erst berichten. Dann urteilt selbst."

    Der erste Hohepriester erhob sich von seinem Platz und begann:

    „Unsere Sorgen sind keine neuen. Aber dennoch mindert es dies nicht ab. Unsere Gelehrten haben keine guten Nachrichten. Sie haben berechnet, das in mindestens zwei Doppelsonnenzyklen unsere gesamte Atmosphäre so verseucht sei, dass eine Aufbereitung nicht mehr möglich ist. Das bedeutet: Wir sind dem baldigen Untergang ausgeliefert, oder…"

    Mehrere Ausrufe der Empörung waren zu hören. Auch der ein oder andere Fluch.

    Beruhigt euch, meine Brüder. Ich möchte euch erst alles mitteilen.

    Was wäre denn die Alternative zu unserem Untergang?, rief ein Bruder. Gemurmel kam auf.

    „Wir lassen die Städte evakuieren und besetzen den südlichen Kontinent."

    Entsetztes Stöhnen…

    „Ich weiß, wir leben schon seit Generationen in Frieden mit den Kibrin. Doch nun geht es um unsere Existenz."

    Das Gemurmel schwoll an.

    Ich weiß sehr wohl, dass wir damit einen neuen Krieg heraufprovozieren, doch wir haben keine Zeit mehr. Es müssen langwierige Vorbereitungen getroffen werden. Neue Städte müssen errichtet werden. Es muss ein Plan ausgearbeitet werden, damit unsere Umwelt nicht weiter so arg belastet wird und so weiter, sonst ist bald ganz Paltarij dahin!

    Beim letzten Satz erhob Abin Quetather die Stimme, denn inzwischen war aus dem Gemurmel ein wirrer Lärm entstanden.

    „Sollen wir demnächst auf unsere Lebensqualität verzichten? Ein Leben wie ein Bettler führen?"

    „Ja. Vielleicht sollten wir ja bald unsere Nahrung roh zu uns nehmen. Auf Feuer verzichten, damit die Umwelt verschont bleibt!", protestierte ein Anderer.

    „Oder wir hüllen uns demnächst in Gewänder aus gegerbtem Leder, wie einst unsere primitiven Vorfahren. Das Herstellen und Färben von Gewändern und Tuniken soll ja schließlich auch nicht gut für unsere fließenden Gewässer sein.", lästerte ein weiterer Bruder.

    „Fehlt noch, dass wir unseren Abfall sortieren. Wühlen im Müll wie niedriges Geschmeiß.", echauffierte  sich Jemand.

    „Ruhe, Brüder! Als erstes sollten wir uns darüber beraten, wie wir gegen die Kibrin vorgehen!"

    Die Neun kamen allmählich zur Ruhe.

    Wir alle sind uns darüber einig, dass dieses Pack es nicht verdient dieses noch gesunde Gebiet Paltarijs weiterhin ungestraft zu bewohnen.  Aber sie werden wohl kaum freiwillig weichen, noch möchte ein Tentron friedlich mit diesen Dämonensprösslingen in einer Kultur leben. Ein letzter, allesvernichtender Krieg ist daher unvermeidlich.

    „Ja. Wir müssen sofort Schritte zur Vernichtung der Kibrin einleiten.", wetterte ein langer, Hagerer mit weißem Bart und schüttelte dabei seine rechte Faust eifrig.

    Noch war das Problem lösbar. Man musste nur schnell reagieren und alles könnte sich wieder zum Guten wenden. Der Rat war sich einig, dass Vorbereitungen für einen baldigen Krieg getroffen werden mussten und zog sich zur Urteilsverkündung in den Nebenraum zurück.

    Warum?

    Keine Ahnung!

    Denn, der Rat tagte grundsätzlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit. So war es schon immer gewesen. Das Zurückziehen war reiner Schwachsinn, doch es gehörte nun mal zum uralten Zeremoniell und dies wurde traditionell

    Beibehalten und von Niemandem angezweifelt.

    Nach einem halben Teilumlauf fanden sie sich in der Halle des Urvaters Elbra wieder ein.

    Abin Quetather, in seiner Eigenschaft als erster Hohepriester, erhob sich und schwang den Sangesstab. Ein hoher aber angenehmer Ton ließ die übrigen Mitglieder vom Rat der heiligen Zehn erkennen, dass man zu einem Beschluss gekommen war (was ein Jeder sowieso bereits wusste …aber… na ja. Das Zeremoniell eben).

    „Hiermit beschließt der Rat der heiligen Zehn, oberste Priester- und Amtsgewalt des von den Göttern gesegneten Reiches Tentron, dass von nun an die Kibrin bis auf den Letzten ihrer Art vernichtet werden sollen, damit diese dämonische, bösartige Gesellschaft, welche eine stetige Gefahr für unser Reich und unseren geheiligten Planeten Paltarij darstellt, beseitigt sei! Des Weiteren wird das gesamte Gebiet sogleich für anstehende Baumaßnahmen inspiziert und vermessen! Das gesamte Volk der Kibrin ist der Kooperation mit fremden Mächten wider den Staat Tentron und der Ketzerei wider unserer Götter, deren Herrlichkeit und Heiligkeit außer Zweifel stehen, schuldig!

    Somit sind sie laut Paragraph 12, Absatz 209, tentronischem Rechtsgesetz zum Tode zu verurteilen!

    Dies soll schriftlich festgehalten und im ganzen Lande an allen göttlichen Gebäuden ausgehangen werden! Dies für die Öffentlichkeit!", endete Abin Quetather.

    „Nun setzt einen zweites Schreiben auf! Es geht an das militärische Hauptquartier.", befahl er dem Schreiber.

    „Werter Ek Tish, stets habe ich Eure Leute geschätzt, die mich und meine Brüder mit höchster Aufmerksamkeit bewachen. Doch nun möchte ich Euch um einen Gefallen bitten, der Euch nicht von Schaden sein soll. Ich will von Euch den besten Krieger, den Ihr je ausgebildet habt. Egal wofür oder für wen er derzeitig im Dienste steht. Nennt mir seinen Namen und schickt ihn mir. Er soll innerhalb von sieben  Sonnenumläufen am Brunnen des Gish zur Mittzeit bereit sein. Ich werde ihn persönlich abholen und ihm seine Anweisungen geben.

    Ker sei mit Euch,

    Abin Quetather."

    Des Weiteren schickte er eine Nachricht an das militärisch, wissenschaftliche Forschungsinstitut. Dann entließ er den Schreiber.

    „Werte Brüder, hiermit ist unsere heutige Sitzung geschlossen.", entschied er.

    Die übrigen Ratsmitglieder erhoben sich von ihren Plätzen und verließen – sich aufgeregt unterhaltend – die heilige Halle des Urvaters Elbra. Das soeben Gehörte wühlte ihre Gemüter auf.

    ____________

    Einen Sonnenumlauf später erhielt Abin Quetather endlich den Brief, auf den er so gespannt wartete. Er stammte von Ek Tish, dem derzeitigen Erzieher und Ausbilder der Elite-Tak’hun Schule von Tentrinis, der Hauptstadt ihres Reiches, in der sie allesamt lebten. Ungeduldig brach er das Siegel und öffnete den Brief.

    Darin stand...

    Sehr geehrte Heiligkeit, Abin Quetather,

    ich habe soeben Euer Schreiben erhalten und mich um eine sofortige Antwort bemüht. Allerdings kann ich Eurer Bitte nicht innerhalb von sieben Sonnenumläufen nachkommen, da die von Euch angeforderte Person von Shetrek-Tehentron aufbrechen muss.

    Trotz seiner Jugend ist er selbst dort als Ausbilder tätig und man versicherte mir, dass seine Schüler mit zu den Besten gehören. Nach dem Erhalt Eures Schreibens, ließ ich sogleich nach ihm schicken, doch der Weg von den westlichen Provinzen bis zu unserer alles geliebten Hauptstadt ist ein langer.

    Seht mir nach, wenn

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