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Gott ist ein DJ
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eBook249 Seiten3 Stunden

Gott ist ein DJ

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Über dieses E-Book

Es gibt im Leben einen Abschnitt, der dich verändert. Bei Jedem.
Bei mir war es ein kurzer *Augenblick". Dieser eine Blick sagte aus, ob ich mein Leben ändern möchte oder ob ich weitermache wie gehabt.
Ich entschied mich, dies zu ändern. So ging ich also diesen Weg, es war mir bewusst, dass es sehr schwer wird, da ein riesiger Berg vor mir stand, ich sah nach oben und dachte, das schaffst du nie im Leben!
Doch ich lief weiter, immer steiler wurde es, hing kurzzeitig am Abgrund, raffte mich wieder auf, hatte Angst, weinte, der Sturm blies mir erbarmungslos ins Gesicht. Umkehren konnte ich nicht mehr, da der Weg nach unten nicht mehr sichtbar war. Es blieb mir nichts anderes übrig als weiterzugehen......
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum13. Sept. 2017
ISBN9783745019971
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    Buchvorschau

    Gott ist ein DJ - Leeloo Minai

    Einleitung

    Es begann alles vor etwa drei Jahren. Mein Leben war bis dahin völlig in Ordnung. Wie jede Hausfrau widmete ich mich ganz der Familie. Wir schafften uns einen Hund an und ich genoss die Spaziergänge durch den Wald. So begann ich, auf ganz andere Gedanken zu kommen. Mein Lebensinhalt bestand darin, zu kochen, zu putzen und zu waschen. Ich verschwendete meine ganze Energie für solche Sachen. Durch die Spaziergänge lernte ich, dass es noch etwas anderes gab, das nichts mit Hausarbeit zu tun hatte. Ich suchte irgendetwas, wusste aber nicht, was es war. Ich hatte Fragen über Fragen über die Welt und das Universum. Gab es Außerirdische? Wie sieht der Tod aus? Welches ist meine Aufgabe? Sind wir allein? Woher kommt die Technik? (Wenn ich meiner Mutter so zuhöre, wie sie von früher erzählt: das reinste Mittelalter). Meine Fragen wurden alle beantwortet durch Bücher. 

    Das ist es, dachte ich, das, was du die ganze Zeit gesucht hast.

    Ich kam mir vor wie jemand, der in der Wüste stand und endlich ein Wasserloch gefunden hatte. Ist der Tod der Anfang vom Ende? Sind Gedanken vergänglich? Gibt es Geister?, schien ich mich wieder einmal zu fragen und hatte meine eigene Theorie, wie das aussehen könnte. Und wie der Zufall so wollte, las ich dieselben Theorien in Büchern wieder, als ob die Bücher Bestätigungen meiner Theorien waren. Wie kommt‘s? Alles schien schon geschrieben zu sein: Bücher von Theologen, Physikern, Indianern (Tolteken), Philosophen und, und, und. Und weshalb verstand ich das alles? Am meisten interessierte ich mich für Menschen, die ein Nahtoderlebnis gehabt hatten. Ich las alles über diese Personen.

    Ab und zu besuchte ich eine Frau. Mit ihr konnte ich über so etwas reden und sie verstand mich haargenau.

    „Du willst es also wirklich wissen?", fragte sie mich einmal.

    „Ja", antwortete ich, ohne Ahnung, was sie damit meinte.

    „Bist du sicher, dass du das verkraftest?"

    „Was denn? Ja, natürlich." Mich konnte nichts mehr aufhalten, was auch immer damit gemeint war.

    „Nun denn, du scheinst so weit zu sein. Ich werde dir dabei helfen."

    Gesagt getan. Sie hat nichts Böses getan oder mich verhext, nur geredet. Worauf ich mich da einließ, sollte ich bald erfahren.

    Ich las weiterhin Bücher, setzte mich mit dem Geschriebenen auseinander und manches wendete ich selber an. Vieles musste ich für mich behalten. Da sind vielleicht zwei Leute, die so denken wie ich, aber erzähl mal solche Geschichten einem Normalsterblichen. Der zeigt dir den Vogel oder denkt, die sollte man ins Irrenhaus sperren (diese Erfahrung sollte ich auch noch machen). Ich war nur noch mit mir beschäftigt, ich brauchte niemanden mehr, ich geriet völlig außer Kontrolle. Mein Lebensinhalt bestand nur noch aus Fragen und Antworten. Das Wesentliche, meine Familie, verlor ich aus den Augen. Es interessierte mich nicht, was die für Probleme hatten. Jeder ist für sich selbst verantwortlich, war meine Meinung. Als mein Mann wieder einmal versuchte, mich zu bekehren und auf das zu achten, was wirklich wichtig ist – mich um die Kinder zu kümmern –, hörte ich ihm einfach nicht zu. Das heißt nicht, dass meine Kinder verwahrlost gewesen wären. Ich habe schon gekocht und geputzt, aber mit großem Widerwillen.

    Früher nahm ich meine Aufgaben sehr ernst. Wenn mein Sohn nicht so war, wie ich mir das gewünscht hatte, schleppte ich ihn von einem Psychiater zum anderen, machte schulische Abklärungen, versuchte, ihn mit Medikamenten und Naturheilprodukten so hinzukriegen, wie die „Gesellschaft" das wünschte. Ich tat dies, um mein Selbstwertgefühl wiederherzustellen. Der Junge weigerte sich und tat genau das Gegenteil von dem, was ich wollte. Ich schimpfte und wurde richtig laut. Er solle jetzt endlich seine Hausaufgaben erledigen. Er tat es nicht! Er bockte.

    „Lass mich in Ruhe! Akzeptiere mich einfach so, wie ich bin", schrie er zurück.

    Das saß. Er hatte recht. Im Prinzip tat ich alles nur für die anderen. Hauptsache er passte in das System. All die Jahre kämpfte ich für eine Sache und wollte vor der Gesellschaft gut dastehen. Wie ich mich fühlte, dass ich fast zerbrach an falschem Ehrgeiz, sah niemand. Die müssen das doch wissen, schließlich haben die studiert, dachte ich immer. Jedes Mal, wenn ich mit einer anderen Meinung von irgendjemanden daherkam, hieß es: „Nein, dies ist der falsche Weg, so müssen sie das machen." Nichts half, ich hatte weiterhin Streitereien mit meinem Sohn und noch mehr Schuldgefühle obendrauf. Das muss man sich einmal überlegen: Schon im Kindergarten wird abgeklärt, ob das Kind schultauglich ist oder nicht – nur weil es nicht schön ausmalen kann! Was rede ich, bereits im Babyalter: Wehe, wenn das Baby nicht der Norm entspricht, dann kann man eh alles vergessen. Die Mütter werden regelrecht gedrängt, irgendeinen Psychologen zu konsultieren, weil die Nachbarin das auch tut. Schließlich will man ein gescheites Kind. Tut man dies nicht, wird man ausgestoßen. Man gehört nicht mehr dazu, man kann nicht mitreden. Wo gibt‘s denn so was, es hat schließlich jeder etwas, was nicht stimmt, basta! Und das alles, weil man nicht auf sich hört, sondern immer auf andere. Ich steige aus, ich kündige, keine Lust mehr, den Anforderungen anderer gerecht zu werden.

    Es machte mir so viel Spaß, mich mit mir zu beschäftigen. Mein Umfeld interessierte mich schlichtweg nicht mehr. Einmal las ich, wie jemand geschrieben hatte, wie ein Nahtoderlebnis ihn total verändert habe. Da gebe es nichts, außer ein Meer von Liebe, so unglaublich, dass man dies unmöglich in Worte fassen könne. Es sei, als wolle man den Ozean in einen Fingerhut füllen. Ich stellte mir das wunderschön vor und mein Ziel war es, das zu erleben. Nur, wie kam ich dahin? Ich wollte kein Risiko eingehen, nahm keine Drogen oder tat sonst irgendwas, um eine Nahtodsituation herbeizuführen. Das sollte doch irgendwie möglich sein? Warum sollte man warten, bis der Tod eintritt, um so was Wunderschönes zu erfahren? Sollte es einem nicht im Leben gelingen, die Liebe zu erfahren? Weiß ich überhaupt, was Liebe ist? Muss das einem erst im Tod bewusst werden?

    Nachts träumte ich und einen Traum kann ich bis heute nicht vergessen. Wie üblich surfte ich nachts im Weltraum umher und landete irgendwo. Da gab es Gestalten, die waren durchsichtig, ein helles Licht.

    Sie schauten mich an und fragten: „Wer bist du? Und was machst du hier?"

    „Was soll die Frage? Wo war ich? „Na da, antwortete ich.

    „Von welchem Planeten bist du?"

    „Was?!" Ich schaute zum Himmel. Es war Nacht, überall Sterne, aber wo war der Mond? Ich war komplett durcheinander. Wo bin ich denn jetzt? Um mich versammelten sich immer mehr Gestalten. Alle fragten mich, wo ich herkäme. Ich erzählte etwas und auf einmal tönte es:

    „Ah, ein Erdling, alle lachten, „du darfst aber noch nicht hier sein, wie hast du uns gefunden?

    „Hä?, ich war den Tränen nahe, „was denn, was soll das heißen?

    „Möchtest du hierbleiben", fragten sie mich.

    Es gefiel mir sehr gut da. Ich überlegte und sagte, dass ich Familie hätte und dass ich schon zurück möchte, ich hätte da noch eine Aufgabe (ich wunderte mich, warum ich so etwas sagte).

    „Nun denn, wenn das so ist, dann schicken wir dich zurück. Wir zeigen dir den Weg."

    Ich wachte sofort auf. Dieser Traum war so was von real gewesen, wie ich es noch nie erlebt hatte. Generell träumte ich auch am Tag. Ich schneiderte mir meine eigene Welt zusammen. Ich hielt mich tagtäglich in dieser „Fantasiewelt" auf.

    Die Frau, die ich immer wieder besuchte, sagte: „Pass auf, du musst dich unbedingt erden".

    „Ja, ich weiß, man hat eine Aufgabe hier", antwortete ich trotzig.

    „Genau, aber du musst es wollen, sonst kann ich dir nicht helfen." Sie meinte das todernst.

    „Ja, mach ich", versprach ich hoch und heilig (irgendwie war ich erschrocken über ihre Lautstärke), aber natürlich hielt ich mein Versprechen nicht!

    Zuhause stauchte mich mein Mann zusammen: „Was ist bloß mit dir los? Du bist ja richtig weggetreten. Hör auf zu lesen, du nimmst das Ganze viel zu ernst!"

    Bla, bla, bla. Ich hörte auf mit Lesen, träumte jedoch nach wie vor. Und dann geschah etwas, was ich nie für möglich gehalten hätte. Es war der 8. Dezember 2004. An diesem Tag begann alles. Ich hatte eine Begegnung und wir erzählten uns so allerlei. Ich hatte ihn noch nie vorher getroffen. Auf einmal schaute er mich mit seinen blauen Augen ganz tief und durchdringend an. Ich erschrak, so hatte mich noch nie jemand angesehen. Dem nicht genug, auf einmal knallte er mir die Wahrheit über mich vor mich hin, als wollte er sagen: „Das ist deine Wahrheit. Schau zu, wie du damit fertig wirst. Du kannst sie annehmen oder auch nicht. Es ist deine Entscheidung."

    Er ließ mich einfach stehen und verschwand. Ich stand unter Schock, ich war sehr wütend. Am liebsten hätte ich ihn erwürgt. Er hatte nichts gesagt, aber Blicke können auch sprechen: „Frau, was tust du dir an? Warum lässt du dich denn so runterdrücken? Steh endlich auf! Lass dir doch das nicht bieten! Du hast es doch in der Hand. Schau in den Spiegel und handle endlich! So was wie dich, habe ich noch nie getroffen, du weißt doch ganz genau, was du willst, warum tust du es denn nicht? Die ‚Asse‘, die du in der Hand hältst, willst du die in diesem Leben noch ausspielen?" Der Typ schien von einer anderen Welt zu sein. Ich hatte noch nie so jemanden getroffen, der wäre aus Millionen von Leuten rausgestochen.

    Zuhause fiel ich in eine tiefe Depression. Ich heulte und schluchzte tagein, tagaus. Ich aß nichts mehr, trank sehr wenig und vegetierte so dahin. Ständig musste ich an ihn denken.

    Nach etwa drei Wochen kam noch die Grippe hinzu und schwächte mich noch mehr. Auf einmal wollte ich mich von meinem Mann trennen. Ich sagte ihm: „Hör zu, so geht das nicht weiter, ich möchte, dass du gehst".

    Er fiel aus allen Wolken. „Was ist jetzt los? Warum, stammelte er, „was habe ich dir getan?

    „Nichts, ich möchte einfach Zeit für mich haben und außerdem liebe ich dich nicht mehr." Einfach so (ich staunte selber über mich) knallte ich ihm die Wahrheit hin.

    Er heulte natürlich und ich auch. Ich ging noch am selben Tag zu einer Beerdigung (passte ideal) und ließ alles stehen und liegen. Abends, als ich zurückkam, saßen meine Kinder da und heulten. Mein Mann war weg. Ich weiß noch, es schneite und es war eisig kalt. Meine Tochter erzählte mir, dass er wiederkomme, weil kein Flieger mehr gehe. Alle standen unter Schock, ich inklusive.

    Als er wieder da war, redeten wir das erste Mal in unserer 14-jährigen Ehe miteinander. Ich sagte ihm ehrlich und aufrichtig meine Anliegen. Am nächsten Tag dasselbe, wieder Tränen. Er sagte mir, dass er nicht gehe. Er wisse nicht wohin, er liebe seine Kinder und mich und würde uns nie verlassen. Wir schrien uns nie an, auch bewiesen wir Taktgefühl. Mein Zustand verschlechterte sich aber zusehends. Er schlug mir Ferien vor, ich könne hingehen, wohin ich wolle, ich solle nur endlich zur Besinnung kommen. Genau, das wollte ich: weg, weit, weit weg. Leider war ich so erschöpft und außerstande etwas zu buchen. Im Reisebüro stammelte ich: „Irgendwo, wo es warm ist." Mein Mann musste das wieder in die Hand nehmen und buchte für mich eine Woche Ägypten. Der Flieger ging früh am nächsten Morgen und die Tickets wurden am Schalter hinterlegt.

    Am nächsten Tag saß ich im Flugzeug nach Sharm el-Sheik.

    Ägypten

    Kaum dort angekommen, war ich wie ausgewechselt. Alles gefiel mir, die Wärme, die Leute das Hotel. Ich konnte es kaum erwarten, an den Strand zu kommen. Meine erste Begegnung hatte ich mit einem deutschen Pärchen, das ein Zimmer neben mir hatte. Wir unternahmen sehr viel zusammen, aßen (schmeckte ausgezeichnet) und lachten, bis uns die Tränen kamen. Wir kullerten manchmal fast unter den Tisch, so lachten wir. Die Frau bewunderte ich so sehr, sie strahlte eine innere Stärke aus und doch war sie weiblich. Von da an war sie ein Vorbild für mich, dem ich nacheifern wollte.

    Eigentlich sollte ich über alles nachdenken, mir klar werden, wie es weitergehen sollte. Aber ich unternahm Ausflüge, redete, machte Witze, wollte alles über das Land wissen. Ich hatte schlichtweg keine Zeit zum Nachdenken. Zuhause hatte ich Mordsprobleme, die sich hier in Luft auflösten.

    Die Sternennacht in Ägypten war wunderschön. Die ganze Zeit starrte ich in die Nacht, es glitzerte überall. Es war, als ob ich eins wäre mit dem Universum. Es war zwar sehr kalt, aber ich wäre am liebsten für immer dageblieben.

    Am nächsten Tag war Schnorcheln angesagt. Ich freute mich wie ein kleines Kind auf den Ausflug. Der Bus kam und ich stieg ein. Auf einmal überfiel mich ein merkwürdiges Gefühl, ein Gefühl, das ich nicht kannte. Wir wurden auf eine Jacht gebracht und bald ging die Reise los. Wir mussten ein Stück fahren, um jene Stelle zu erreichen, wo es angeblich am schönsten war. Ein Kameramann war auch dabei, um alles zu filmen. Ich starrte auf das Wasser, die Sonne strahlte auf das tiefe Blau, es glitzerte wieder. Ich war so fasziniert, es war, als ob ich weit weg wäre, als ob die Sterne im Wasser badeten. Wie in Trance schaute ich dem Schauspiel zu, es war, als ob ich mich im Universum befände und gar nicht hier – und wieder dieses Gefühl: Ich fühlte mich sehr wohl und richtig glücklich.

    Nach einiger Zeit zog ich mir den Neoprenanzug an und endlich konnte es losgehen. Ich sprang in das Wasser. Kaum darin, fühlte ich mich gar nicht mehr, ich hatte einen Drang, als müsste ich eins werden mit dem Wasser. Ich schwamm, die Sonne glitzerte auf meiner Haut, ich tauchte unter und hatte das Gefühl, als könnte ich unter Wasser atmen. Ich tauchte, schluckte Wasser, versuchte es wieder und wieder. Mir wurde schwindlig, aber ich versuchte wieder und wieder, das Wasser zu atmen. Dann schaute ich mir die Fische an, ich glaubte doch tatsächlich, dass ich ohne Schnorchel geatmet hätte. Ich war so fasziniert von dem Ganzen, dass ich alles um mich herum gar nicht wahrnahm, als wäre ich tot. Ein Schwarm blauer Fische umgarnte mich, es war, als ob ich mich in einem Märchen befände.

    Ich tauchte auf und auf einmal fühlte ich mich beobachtet. Alle waren schon weiter weg, nur einer war noch da, er gehörte zur Crew. Er tauchte unter, wie ein Delfin schwamm er, zeigte auf einige Stellen, die ich mir anschauen sollte. Ich war jedoch so hingerissen von seinen Bewegungen, dass mir die Fische ziemlich egal waren. Ich schaute immer nur auf ihn, es war, als ob er unter Wasser tanzen würde. Als er auftauchte, nahm er auf einmal meine Hand, ganz sachte, schaute mir tief in die Augen und ich in seine. Es war eine Vertrautheit da, als ob ich ihn schon ewig gekannt hätte. Ich wollte, dass das nie endet. Wir schauten uns nur an, sonst nichts. Er hielt immer meine Hand. Lass diesen Augenblick nie vergehen, bettelte ich in Gedanken. Wir hätten das Spielchen noch ewig machen können, wenn es bloß nicht so eisig kalt gewesen wäre. Auf einmal schlotterte ich, es war dermaßen kalt und mir wurde bewusst, dass ich zurück zum Boot musste, so schön es auch war. Er hielt meine Hand immer noch und begleitete mich zur Jacht.

    Auf dem Boot war ich mit Schlottern beschäftigt, ich zitterte am ganzen Leib. Auch war ich sehr müde und der dritte Schnorcheltauchgang fand ohne mich statt. Ich fiel in einen tiefen Schlaf und träumte von dem Geschehenen. Als der Tag endete, fühlte ich mich so leicht. Als ich zum Bus lief, begegnete ich ihm noch einmal. Wir schauten uns wieder an, bis ich in den Bus einstieg und losfuhr.

    Im Hotel zitterte ich am ganzen Körper und immer wieder träumte ich von dem Geschehenen, aber diesmal war es Nacht. Statt der Sonne glitzerten Sterne, die Situation war aber dieselbe.

    Ich genoss die Woche in Ägypten in vollen Zügen. Die Abreise nahte, eigentlich wollte ich ewig dableiben, nur nicht nach Hause. Zum ersten Mal musste ich mich einer sehr unangenehmen Situation stellen. Wie weiter? Ich studierte krampfhaft von München nach Basel (vorher ging es nicht, weil mich zwei Leute vollquatschten), wie ich das Problem in den Griff kriegen könnte (als ob man das könnte), doch das Wunder blieb aus.

    Zuhause riss ich mich zusammen und verbarg meine Gefühle vor meinen Kindern. Ich begann, Bewerbungen zu schreiben, ich wollte einen Job. Vielleicht fiel mir die Decke auf den Kopf. 14 Jahre zuhause, die Kinder aus dem Gröbsten raus, als Hausmütterchen nicht geboren, ein Job musste her, und zwar dringend! Mein Mann fragte mich, wie es nun weitergehen sollte. Ich blieb hartnäckig. „Bitte geh", sagte ich.

    Auch er blieb hartnäckig: „Nein, wir stehen das durch, komme was wolle."

    Wir wussten beide, so konnte es unmöglich weitergehen. Ich suchte eine Eheberatungsstelle auf und teilte ihm dies mit. Er war einverstanden (man glaubt es kaum).

    Auch beim Arzt war ich. Es könnte vielleicht etwas Organisches vorliegen. Nichts (außer Eisenmangel). Man sah mir äußerlich nicht an, dass es mir so schlecht ging, im Gegenteil, ich sah besser aus. Zudem hatte ich etliche Kilo an Gewicht verloren. Der Arzt fragte sich, was ich haben könnte, brachte mir Broschüren über Depressionen und Burn-out und sprach von Kursen, die ich besuchen könnte. Ich hatte nicht die geringste Lust. Mein Mann musste die ganze Hausarbeit übernehmen, ich war außerstande, irgendwas zu tun. Den ganzen Tag konnte ich rumliegen und nichts, aber auch gar nichts zu tun, außer zu heulen (sah niemand). Doch etwas tröstete mich ein wenig: die Musik von Lenny Kravitz (Baptism). Stundenlang, tagelang, wochenlang hörte ich die CD von vorne bis hinten. Die Spaziergänge mit dem Hund taten mir ebenfalls gut (im Wald lässt es sich besonders gut weinen). Ich weiß noch, wie ich ständig zu mir sagte: „Ich will nicht mehr zurück, das geht nicht."

    So folgte dann ein Gespräch mit einer Therapeutin (Eheberatung) und ich erzählte alles, was mich bedrückte und

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