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Der magische Met
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eBook215 Seiten2 Stunden

Der magische Met

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Über dieses E-Book

Krötenzwerg – so nannten ihn seine Mitschüler, weil Jens ein kleiner und zurückhaltender Junge war. Aber keiner von ihnen hatte den Mut, den düsteren Wald am Dorfrand zu betreten, nur Jens traute sich das. Und was er dort erlebte, reicht für viele Erzählabende.
Hinter den dunklen Bäumen verbergen sich geheime Ländereien, Fabelwesen treiben ihr Unwesen, sogar die Götter bekriegen einander. Und es gibt nur einen, der diese Welt in Ordnung und zum Frieden bringen kann. Ungeahnte Kräfte entwickelt Jens, neue Freunde gewinnt er und sogar das eigene Familienleben krempelt er völlig um. Aber wird es ihm tatsächlich gelingen, das Wundergetränk, den MET, aus Helheim zu entführen?

Dieses Buch handelt von den verborgenen Schätzen, die sich hinter den Äußerlichkeiten seiner Protagonisten verbergen. Es zeigt, wohin die Sehnsucht nach Unbekanntem und die Überwindung der Angst, der Mut aufzubrechen und Neues zu versuchen, führen können. Es ist ein Gleichnis für die inneren Werte, aber auch zugleich ein Beispiel für die Großartigkeit und den Mut der menschlichen Forschernatur.
Die Reise führt in eine Traumwelt, in der nicht nur der Starke gewinnt, sondern der, der seinen Verstand, sein Herz und seinen Willen für Gerechtigkeit, Frieden und ein menschliches Miteinander einsetzt.
Spannend zu lesen, mit zahllosen überraschenden Wendungen versehen, ist es nicht nur für Jugendliche empfehlenswert.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum11. Jan. 2013
ISBN9783844245424
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    Buchvorschau

    Der magische Met - Daniel Beuthner

    Der Alltag

    Der Wald war tabu. Verboten. „Alles Böse kommt aus dem Wald, so sagte man seit Generationen im Dorf. Wann immer ein Unglück passierte: „Der Wald hat es ausgespuckt! Wann immer ein Mensch verschwand: „Der Wald hat ihn verschlungen!" Sein Rauschen war anders als das Rauschen üblicher Wälder. Sein Grün war finsterer, sein Geruch süßlicher – anlockend irgendwie. Es heißt, dass bereits über hundert Menschen willenlos dem Duft gefolgt waren und nie mehr gesehen wurden.

    Der alte Förster war der Einzige, der den Wald liebte. Er wohnte auch darin. Die Einwohner Grechems hassten und fürchteten den Alten, weil er sich mit der grünen Finsternis verbrüdert hatte. Ein Kind soll er dem Wald geopfert haben, um von ihm angenommen zu werden. Jetzt heißt es, er sei untrennbar mit dem Gehölz verbunden und könne nie mehr hinaus.

    Nur einmal im Jahr betraten die Bürger freiwillig den Wald - am Waldfesttag. Dann sollte alles Böse für einen Moment überwunden werden. Fackeln wurden angezündet - am helllichten Tag. Lieder wurden gesungen. Man fasste sich bei den Händen und machte sich Mut. Angeführt vom Bürgermeister zog die Gemeinschaft in einer langen Reihe quer durch den Wald. Alle gingen den kaum mehr erkennbaren Hauptweg entlang, am alten Forsthaus vorbei bis zum erlösenden Licht der anderen Seite. Sie sangen laut, riefen und machten Lärm. Sie schlugen auf Kochtöpfen herum. Die Dorfältesten voran, dann die Mütter mit ihren Kindern und schließlich die erwachsenen Männer. Viele hatten ihre Gewehre geschultert. Sie waren stärker als der Wald – für einen Moment.

    Nur Oma Ilse ging nicht mit. Kein Jahr, seit Jens sich erinnern konnte, nahm sie an diesem Spektakel teil.

    Jens ging in die zehnte Klasse. Er liebte die Natur. Er motivierte seine Mitschüler durch allerlei Aktionen zum Umweltschutz und überwachte die Krötenwanderung. Letzteres hatte ihm den Schimpfnamen Krötenzwerg eingebracht. Jens war sehr klein. Und, da es an jeder Schule die Dummköpfe aller Klassen sind, die, um von ihren eigenen Fehlern abzulenken, den Spott gezielt auf jene mit sichtbaren Gebrechen lenken, hatte Jens eben auch unter diesen zu leiden. Es gab Tage, da wäre er für bloße körperliche Gewalt dankbar gewesen.

    Jens lebte bei seiner Oma. Sein Vater war ein Unbekannter und seine Mutter bei seiner Geburt verstorben. Er kannte sie nur von alten Photos, die Oma Ilse in einem Schuhkarton im Wohnzimmer aufbewahrte. Eines der Bilder hatte er liebevoll in seinem Zimmer an die Wand gehängt. Er mochte das Gesicht seiner Mutter. Auch wenn er sie nie gekannt hatte, hatte sich ihr Gesicht, ja ihr ganzes Wesen tief in seine Vorstellung und seine Träume geprägt. Auch seinen Opa kannte Jens nicht. Dass er nicht in einer richtigen Familie aufwuchs, störte ihn nicht. Von seiner Großmutter wurde er nach Strich und Faden verwöhnt, denn auch, wenn eine Oma die Mutterrolle übernehmen muss, bleibt sie immer noch Oma.

    Das Haus, in dem die beiden lebten, war der Rest eines alten Gehöfts. Eigentlich waren nur noch vier Zimmer bewohnbar, aber diese waren stets so gepflegt, dass man sprichwörtlich vom Boden hätte essen können. Die Einrichtung war rustikal. Schwere alte Bauernschränke und massive Eichenmöbel prägten das Bild. Solche Möbel waren typisch für diese Gegend. Die Stube wurde von einer schlanken Stehlampe beleuchtet, aus deren trichterförmigem Messingkopf die Glühbirnen wie an Krakenarmen hingen. Direkt daneben stand das Sofa mit seinen vielen verschiedenen Kissen und der karierten Wolldecke über der Lehne. Es war der beste Ort zum Lesen. Jens allerdings machte wenig Gebrauch von dieser Beschäftigung. Zur Mitte des Raumes führte ein neuer hellgrüner Läufer. Jens hatte ihn seiner Oma zum letzten Geburtstag geschenkt. Es war ihr dreiundsechzigster. Auf dem Boden unter dem Esstisch, an welchem acht Personen bequem Platz finden würden, sorgte ein grobgeknüpfter Teppich für Wohnlichkeit. Ein Kruzifix, ein schlechtes Ölgemälde, worauf ein Ochsenkarren abgebildet war und zwei kleinere Spiegel bevölkerten die sehr ornamentale Tapetenlandschaft. Omas Schlafzimmer war klein und bestand eigentlich nur aus ihrem Bett, es war ein großes französisches – ihr ganzer Stolz.

    Die Diele entlang zu Jens’ Zimmer tickte die schlichte Standuhr satt vor sich hin. Sein eigenes Reich war groß. Ein Jugendzimmer mit antiken Akzenten: Der Teetisch, die Wäschekommode und vor allem der Sekretär mit dem Geheimfach. Jens liebte dieses Möbel und wie in einem Tabernakel bewahrte er darin sein Allerheiligstes auf. Für den Schulkram und das alte Spielzeug war genug Platz in den blauen Sperrholzmöbeln. Der Schreibtisch war immer überfüllt und unaufgeräumt und meistens, wenn er daran saß, blickte er zum Fenster hinaus in seine Gartenlandschaft und ließ sich durch Gedankenspiele von den Hausaufgaben ablenken.

    Neben diesen Zimmern gab es noch das „dunkle Zimmer." Jens mochte den Raum unter dem Dachboden nicht. Er hatte kein Fenster und kein Licht. Es lag kein Strom unterm Dach. Alles, was man nicht in der Wohnung gebrauchen konnte, wurde hier aufbewahrt. Der Raum war das schlechte Gewissen des Hauses. Als kleines Kind hatte Jens sich gefürchtet hineinzugehen. Wenn seine Oma ihn dennoch bat etwas herunterzuholen, schlich er mutig vor bis an jenen großen knorrigen Tisch, zu welchem das wenige Licht, das einfiel, wenn man die Tür aufmachte gerade noch gelangte. Dahinter gähnte die Finsternis. Dorthin ging er selbst dann nicht, wenn seine Oma ihn mit einer Taschenlampe bewaffnet hatte. Die Dielen wippten und knarrten hier oben und erzeugten beim Laufen ein leicht schwebendes, unsicheres Gefühl. Heute noch überkam ihn manchmal ein unbegründeter Schauer, wenn er das dunkle Zimmer betrat.

    Die übrigen Räume, außer dem Bad und der Küche natürlich, waren verfallen und unbewohnbar. Der Zustand des Hauses war allerdings nichts Außergewöhnliches in Grechem. Der Ort war eine Kleinstadt, die ihren Ursprung in den umliegenden Bauernhöfen hatte. Die Höfe waren zwar bewohnt, aber Landwirtschaft wurde kaum noch betrieben.

    Jens machte das Beste aus dem Leben abseits der Stadt. Er liebte es, die Landschaft nach seinen Vorstellungen zu formen und hatte darin bereits einiges Talent entwickelt. In den letzten Wochen war der dunkelblonde Krauskopf damit beschäftigt, ein riesiges Loch im Garten auszuheben. Kaum kam er nach Hause, ging er schon wieder mit Spaten und Schaufel bewaffnet hinters Haus. Er wollte ein Biotop bauen, um alle Rätsel der Natur zu verstehen. Vielleicht würde er es sein, der eines Tages die Geheimnisse des Waldes ergründet.

    Richtige Freunde hatte der Außenseiter kaum. Eigentlich gab es da nur Monika, die Nachbarstochter. Ja, Monika war am ehesten so etwas wie ein Freund. Sie hatte ihn nie gehänselt wegen seiner Größe und oft hatte die Klassenkameradin ihm auf dem Heimweg Trost zugesprochen oder auf dem Hinweg Mut gemacht. Sie teilte sogar ein Geheimnis mit ihm: Eines Morgens, sie kannten sich gerade erst eine Woche, kam sie völlig verheult aus dem Haus. Ihre Mutter brachte sie bis zur Tür und rief ihr vorwurfsvoll nach: „Das kommt eben von deinem dummen Aberglauben, mein Fräulein. In dem Alter kann man doch nicht mehr so naiv sein. Ich wünsche keine Diskussion! Du gehst jetzt zur Schule und siehst zu, wie du es erklärst."

    Jens beobachtete die Szene vom Bürgersteig. Er verstand nicht, was da los war. Doch dann sah er im Näherkommen, dass Monika einen fürchterlichen Ausschlag auf der Lippe hatte. Dicke gelbe Blasen. Natürlich fragte er nach und nach langem Zögern berichtete sie ihm schluchzend, sie habe im Glauben an einen reichen Märchenprinzen einen Frosch geküsst und müsse nun wenigstens eine Woche mit diesem Ekelherpes leben. Jens gab sich Mühe nicht zu lachen und versuchte sie zu trösten. Er musste schwören, es niemals jemandem zu verraten, wenn er mit ihr befreundet sein wolle. Und tatsächlich hatte er bis heute nie ein Wort darüber verloren und wollte es auch in Zukunft nicht tun.

    Die beiden hatten einen weiten Schulweg, da sie außerhalb wohnten und kein Schulbus fuhr. Sie hätten die Strecke zwar abkürzen können, aber dafür blieb nur der Weg durch den gruseligen Wald. Also standen sie lieber jeden Morgen eine halbe Stunde früher auf und nahmen die Umgehungsstraße am Grechmer Busch entlang.

    Jens teilte seit der fünften Klasse den Schulweg mit Monika und wenn es nach ihm ginge, würde er wohl auch neben ihr in der Klasse sitzen. Aber sobald sie den Schulhof erreichten, endete die Gemeinsamkeit. Rasch verschwand Monika dann in ihrer Mädchenriege, wohl aus Angst, man würde das schöne Mädchen als die Geliebte des Krötenzwergs beschimpfen. Wie gern hätte Jens einmal mit ihr gemeinsam die Schule betreten. Was würde es ihn innerlich wachsen lassen, wenn er nur einmal Seite an Seite mit ihr über den Pausenhof gehen könnte. Aber es war wie eine schweigsame Abmachung, dass sie sich an der letzten Ecke vor dem Schulgebäude trennten und nacheinander den Schulhof betraten.

    Der Schulweg

    Wie Granaten schlugen die dicken Hagelkörner auf die schutzsuchenden Menschen nieder. Eine alte Frau lag verletzt am Boden. Sie blutete. Niemand eilte ihr zur Hilfe. Alle flohen panikartig in Hauseingänge, Autos oder unter Bushaltestellen. Seit einer halben Stunde heulte unaufhörlich das Martinshorn. Dann endlich war es vorbei. Zögerlich, misstrauisch wagte man sich vor, die Verletzte zu bergen. Hämisch lachte der Himmel die Szene aus, so als wäre nichts gewesen.

    An diesem Freitag waren die Schüler aufgerufen, ein Referat zum Thema „Tierverhalten und Klimaveränderung zu halten. Jeder hatte am Tag zuvor im Losverfahren einen Stichwortzettel gezogen. „Erdbeben war Jens‘ Aufgabe. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Den ganzen Donnerstag saß er da und überlegte, was er wohl schreiben könnte. Das Erdkundebuch lieferte nur eine magere Ausbeute an allgemeinen Informationen, z. B. über die Verschiebung der Erdplatten usw. Doch das interessierte Jens nicht. Nein, er fragte sich, warum im letzten Monat hier, nur fünfzig Kilometer entfernt im Örtchen Beikirch, die Erde gebebt hatte. Noch nie - jedenfalls solange es Menschen in dieser Gegend gab - hatte es hier Beben gegeben.

    Jens wollte den großen Zusammenhang der Naturgewalten ergründen. Er suchte die Ursachen für die vielen außergewöhnlichen Naturphänomene der letzten Jahre. Wenn das Wetter so wie überall gewesen wäre, dann hätte er sich tiefergehende Gedanken sparen können. Er hätte sich der allgemeinen Meinung angeschlossen. Aber Jens wusste es besser. Er hatte seit drei Jahren alles aufgeschrieben. Damals im August schneite es stundenlang dicke Flocken vom Himmel. Aber nur in Grechem. Nirgends sonst. Dann im Winter des gleichen Jahres: am Heiligen Abend 25 Grad über Null! Er hatte auch aufgeschrieben, als der kleine Hügel am anderen Stadtrand im Frühjahr abrutschte und die Fahrbahn für Tage blockierte. Erst zu Anfang dieses Jahres knickte ein Sturm zahlreiche Bäume und Straßenlaternen wie Strohhalme um. Zwei Autos wurden begraben und wieder hatten die Nachrichten nichts aus anderen Städten gemeldet. Nein, hier in diesem Ort musste etwas Besonderes vorliegen. Vielleicht, dachte er sich, hatte Grechem ein eigenes Mikroklima. Er wusste nicht, was er schreiben sollte. Er glaubte nicht, dass daran allein der Wald schuld war.

    Oma Ilse war in diesem Falle keine große Hilfe. Sie hatte ihre ganz eigene Erklärung für diese Phänomene. Als Jens sie fragte, was sie von der Entwicklung in Grechem und dem Beben in Beikirch halte, nahm sie ihn bei den Schultern, blickte ihm tief in die Augen und seufzte: „Die Götter führen wieder Krieg, mein Junge. Wenn das so weitergeht, wird alles zerstört!" Sie sagte das so unheimlich, so ernst, dass es Jens kalt den Rücken hinunter lief. Oma Ilse drehte sich um, bekreuzigte sich und ging zu Bett. Sie pflegte nachmittags eine, manchmal auch zwei Stunden zu schlafen. Jens stand noch ein paar Sekunden wie betäubt im Wohnzimmer, dann schüttelte er sich, lachte kurz und lief in sein Zimmer.

    Irgendwie hatte er dann doch bis heute morgen etwas zusammengeschrieben und wartete nun vor dem Nachbarhof auf Monika.

    Die Tür ging auf und sie kam ihm entgegen. „Morgen, sagte Jens, „und, alles klar?!

    „Geht so", antwortete sie und hatte dabei diesen schmollenden Ausdruck im Gesicht, der sich jedes Mal einstellte, wenn Monika mit etwas nicht zufrieden war.

    „Wieso, was ist denn?", fragte er.

    „Mein Referat - ich hab keins geschrieben. Ich hab keine Ahnung von dem Thema. Hoffentlich komm ich heut nicht dran."

    „Sie wird’s eh einsammeln. Was ist denn dein Stichwort?"

    Monika wollte antworten. Dann stockte sie. Sie wollte ihn nicht verletzen.

    „Sag schon", forderte er.

    Sie stotterte: „Kr- Kr- Krötenwanderung."

    Jens zuckte zusammen. Er blickte auf den Boden. Wurde rot. Dann fasste er sich.

    „Macht doch nichts. Da kenn ich mich aus. Komm ich helfe dir. Das schreiben wir noch schnell."

    „Supi, rief sie – sie rief immer supi, das war so eine Art Markenzeichen, wie das Schmollgesicht, nur umgekehrt - „Supi, komm wir gehen in die Scheune, da ist ein Tisch!

    Die beiden rannten, um nicht von Monikas Eltern entdeckt zu werden, um den Hof herum zur Scheune und setzten sich an den schäbigen Tisch. Monika packte ihre Sachen aus.

    „Also. Überschrift und Datum hab ich schon, kicherte sie, „diktier einfach. Aber langsam, so dass ich mitkomme.

    Jens überlegte einen Moment, suchte erst nach ein paar Formulierungen, so dass der Einstieg etwas holprig klang, aber nach etwa fünf Minuten war er ganz in seinem Element. Er diktierte das perfekte Referat über mehr als zwei Seiten.

    „Mann, was du alles weißt, sagte Monika als sie ihre Sachen wieder einpackte. Dann schaute sie auf die Uhr: „Mein Gott schon so spät! Das schaffen wir nicht mehr!

    „Wir können doch durch den Wald laufen schlug Jens vor, „dann schaffen wir’s vielleicht doch noch.

    „Bist du verrückt! – Mann, das ist doch Selbstmord!"

    „Komm, Monika, du fürchtest dich doch nicht wirklich vor alten Bäumen - oder? Die spinnen doch alle!"

    „Aber der Förster! Du weißt doch, was man sagt."

    „Quatsch, entgegnete Jens „das sagen die Leute nur, weil man ihn nie sieht. Weil er nie in die Stadt kommt. Ich frag mich, wie der sich ernährt. Vielleicht lebt er ja gar nicht mehr. Du brauchst keine Angst zu haben, Monika, wenn der wirklich ein Mörder wäre, säße der längst im Gefängnis! - Und außerdem, wir können ja ganz schnell am Forsthaus vorbeirennen, der alte Knacker würde uns sowieso nicht kriegen.

    Schließlich ließ Monika sich überreden. Und die beiden liefen los.

    Als sie die ersten Schritte im Wald gegangen waren, zog sich der Himmel plötzlich zu. Ein lautes Krachen kündigte den Platzregen an. Das Wasser fiel in Mengen auf das Laubdach und verursachte eine unheimliche Geräuschkulisse.

    „Wenigstens sind wir hier etwas geschützter als auf der Straße", sagte Jens.

    „Aber es ist so dunkel", entgegnete Monika.

    Tatsächlich ließen die dunklen Gewitterwolken und das dichte Grün kaum mehr Licht hindurch. Der Regen wurde heftiger und auch die Bäume konnten jetzt den Großteil nicht mehr zurückhalten. Monika steckte ihre langen blonden Haare hinten in den Kragen ihrer weißgepunkteten Sommerbluse, um sie zu schützen. Jens liebte es, wenn sie mit ihren Haaren hantierte. „Ich sehe gleich aus wie ein Schwein", wütete sie und bekam wieder das Schmollgesicht. Sie trug weiße Söckchen und hochmoderne helle Plateauschuhe und mit jedem Schritt versanken diese im matschigen Boden. Jens hingegen hatte keine Sorgen mit seiner Kleidung. Er trug eine seiner geliebten kniekurzen Hosen und ein altes Holzfällerhemd. Socken hatte er im Sommer nie an und seine alten Treter hielten eine Menge aus.

    Das Einzige, was er fürchtete, war, dass Monika ihm

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