Dunkelrot mit Gold: Puzzlesteine des Lebens
Von Claudia Richter
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Über dieses E-Book
Dunkelrot steht für die schmerzhaften Seiten -
Gold sind die schönen, die leuchtenden Momente.
Erzählungen und Gedichte -
spannend, nachdenklich, lustig und auch traurig
- die Vielfalt eines Lebens - so wie die Jahreszeiten
Nach mehreren Büchern für Kinder und für Erwachsene,
nach zwei Anthologien mit den Themen Mütter und Väter,
nun die "Puzzlesteine des Lebens"
von Claudia Richter
www.claudia-richter.com
Ihre kurzen Prosatexte und die Gedichte sind wirklich lesenswert, da sie unsere Wirklichkeit sehr genau widerspiegeln und mit Empathie für die beschriebenen Menschen, einer genauen Naturbeobachtung und in einer poetischen Sprache gestaltet sind.
Ein Lektor
Claudia Richter
Claudia Richter www.claudia-richter.com Geboren in Mainz. Vor über zwanzig Jahren in Südbaden angekommen, schreibt schon fast ihr ganzes Leben lang Geschichten und Gedichte. Genauso wichtig ist ihr das Fotografieren.
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Buchvorschau
Dunkelrot mit Gold - Claudia Richter
Für meine Mutter
Inhalt
Ein Wort zuvor
Zwei Zimmer unter dem Dach
Fastnacht
Großeltern
Das Märchen von Mia
Das Lieblingsspiel
Die Dicken fallen nicht durch die kleinen Löcher
Nudelsuppe
Eine ungewöhnliche Geschichte
Orangensaft und Cappuccino
Fem öre för dina tankar!
Mai 1986
Warmer Sekt und kalte Croissants!
Auf Umwegen nach Sizilien
Havarie am Milford Sound
Eine mühsame Reise
Eine unerwartete Aufmerksamkeit
Die Briefmarke
Die Blume
Fahrt ins Blaue
Erdbeben
Paradoxie der Glocken
Seltsam – der Schatten
Februar 1989
Jahreszeiten
Herbst
Sterben
Wurzeln
Corona
Zauberhafter November
Haiku
Frühling
Sommer
Herbst
Kreativer Spaziergang!
Ein Wort zuvor
Wie in vielen Büchern gibt es, bevor man zu lesen beginnt, etwas vorweg zu sagen.
Der Titel – Dunkelrot mit Gold – stand fest, schon sehr viele Jahre, bevor klar war, wie er realisiert werden sollte. Er begleitete mich lange.
Die Zeit kam, in der sich regelrecht herauskristallisierte, was aus dem Titel werden könnte: ein Buch mit Erzählungen aus dem Leben, aus vielen Leben. So, wie jede und jeder sie erlebt haben könnte. Die Farbe „Dunkelrot steht für den schmerzhaften, schweren Teil, die Farbe „Gold
für die leichten und fröhlichen Phasen im Leben.
Mit dem Einband war es dann nicht so einfach. Ihn in den Farben zu gleichen Teilen herzustellen wurde dann doch zu kitschig. Und so gleichmäßig ist das Leben ja auch nicht verteilt!
Der Entschluss, ihn zum größten Teil in Rot zu halten, ist rein ästhetisch begründet, Geschmacksache, und heißt nicht etwa, dass das Schwere den Hauptteil des Lebens bestimmt!
Immer gibt es beide Seiten!
So entstanden des Buches Äußerlichkeiten. Der Inhalt, Schönes und Trauriges, Lustiges und Fernweh Erzeugendes, ist abwechslungsreich und zum Teil autobiographisch.
Zwei Zimmer unter dem Dach
Es war in den fünfziger Jahren. Und als sie einzogen, waren sie zu viert.
Ein hübsches weißes Haus. Ein bisschen am Stadtrand. Zwei Etagen. Sogar ein Garten war da. Den durften sie aber nicht benutzen.
Unten, im Parterre, wohnten die Eigentümer. Drüber waren zwei grauhaarige Damen eingezogen und unter dem Dach fand die junge Familie ihr neues Zuhause.
Der Vater war Wissenschaftler, der viel zu Hause arbeitete. Die Mutter, eine angehende Romanistin, war zu der Zeit aber ganz Mutter und kümmerte sich um die zwei kleinen Töchter. Die älteste war noch keine vier Jahre alt.
Das Zimmer in der Innenstadt war zu klein geworden und man war froh, endlich mehr Platz zu haben. Schließlich gab es nun eine Wohnküche. Außerdem war da ein Flur, von dem aus man die Zimmer erreichte. Das eine wurde zum Schlaf- und Spielzimmer erklärt. Ein Fenster hatte es zum Garten hin.
Ein kleines Badezimmer mit einer Badewanne schloss sich an den Flur an. Das zweite Zimmer ging in Richtung Straße. Dies wurde das Wohnzimmer und gleichzeitig diente es dem Vater als Arbeitszimmer. Dort stand auch der Kohleofen und – zu jeder Weihnachtszeit – der Weihnachtsbaum.
Der war mit Strohsternen, Schokolade und Fondantkringeln geschmückt. Außerdem zierten ihn echte Kerzen. Daneben stand immer ein Eimer mit Wasser.
In jedem Jahr am sechsten Januar wurde der Weihnachtsbaum geplündert. Die Süßigkeiten wurden abgehängt und gerecht auf alle Familienmitglieder verteilt. Mit den Jahren nahm die Zahl der Familienmitglieder zu und die zugeteilten Süßigkeiten wurden immer weniger.
Nachdem der Baum geplündert war, öffnete der Vater das Wohnzimmerfenster weit, die Mutter wurde zum Aufpassen in den Vorgarten geschickt und dann flog der Baum durch das Fenster nach draußen.
Das war immer wieder ein Abenteuer.
Im Bad gab es ein Fensterchen, mehr eine Luke, durch das man hinaus auf die Felder und bis zum nächsten Ort sehen konnte. Eines Tages lärmte die Feuerwehr und alle waren in heller Aufregung. Hinter den Feldern, gerade noch in Sichtweite, brannte eine Scheune lichterloh. Da befand sich die ganze Familie in dem kleinen Raum und beobachtete die Aktivitäten in der Ferne.
In der Nähe war auch ein Spielplatz. Ein schöner Platz unter schattigen Kastanienbäumen.
Dort konnten die Mädchen spielen und toben. Für die Aktivitäten gab es eine Rutschbahn, ein Karussell, einen Sandkasten und manchmal andere Kinder als Spielgefährten. Die drei verbrachten viel Zeit auf dem Spielplatz, denn es kam immer öfter vor, dass in der Dachwohnung seltsame Klopfgeräusche zu hören waren. Anfangs waren sie nicht so recht einzuordnen. Sie ertönten auffällig oft dann, wenn die Kinder am temperamentvollsten spielten, tanzten oder hüpften.
Mit der Zeit wurde klar: Die beiden Damen in der Etage drunter benutzten den Besenstiel, wenn es ihnen da oben zu laut wurde. Sie klopften dann heftig gegen die Decke, um auf sich und ihr Ruhebedürfnis aufmerksam zu machen.
Und da kleine Mädchen nicht dauernd stillsitzen mögen, war der Spielplatz die geeignete Alternative.
Sehr voll war es dort nie. Ein paar Kinder, ein paar Mütter auf den Bänken, ein paar Jugendliche – alle hatten genügend Platz.
Eines Tages erschien ein Mann auf dem Spielplatz. Der war so um die vierzig Jahre alt, hatte schwarzes kurzes Haar und eine auffällig große Nase. Der Mann trug einen weiten schwarzen Mantel und glänzende Schuhe. Er ließ sich auf einer Bank nieder, wie es die Erwachsenen nun mal so tun.
Nichts weiter. Er machte wohl Pause von der Arbeit und suchte ein Schattenplätzchen, um sich zu erholen. Nach einiger Zeit ging er wieder seiner Wege.
Aber am nächsten Tag kam der Mann wieder. Er sah immer gleich aus. Den Müttern wurde er zunehmend unheimlich, denn sie fühlten sich von ihm beobachtet. Er begann, Kontakt zu den Kindern aufzunehmen, sie anzusprechen. All das war ja nicht verwerflich, aber es wuchs ein ungutes Gefühl bei den Spielplatzbenutzern.
Die Sonne schien schön warm. Ein freundlicher Märztag lockte Mutter und Töchter auf ihren angestammten Spielplatz. Das hieß für den Vater, er hatte nun erst einmal Ruhe zum Arbeiten.
Die drei waren auf dem Platz ganz allein und fühlten sich dort wohl.
Dann kam der Mann.
Er betrat das Areal,