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Seelenverkäufer - Ein Mallorca-Krimi
Seelenverkäufer - Ein Mallorca-Krimi
Seelenverkäufer - Ein Mallorca-Krimi
eBook422 Seiten5 Stunden

Seelenverkäufer - Ein Mallorca-Krimi

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Über dieses E-Book

Eine verlassene Finca auf Mallorca, auf der nachts unheimliche Dinge geschehen. Xavier de Gongoras Neugier ist geweckt – doch nicht allen gefällt, dass der Junge seine Nase in fremde Geheimnisse steckt.
Lebenskünstler Jan wird plötzlich Besitzer einer Segelyacht und von Cala Rajada nach Port d'Andratx ans andere Ende Mallorcas gespült. Dort erhält er von seinem spießigen Bootsnachbarn den Auftrag, einem Freund zu helfen.
Und Polizist Ruben ermittelt aufgrund seines Instinkts über seine Kompetenzen hinaus – das verärgert nicht nur seinen Vorgesetzten.
Gegen zahlreiche Widerstände ermitteln die drei weiter und geraten in einen Strudel aus Fanatismus, Gewalt und politischen Seilschaften, der ihre Leben durcheinanderwirbelt und Opfer fordert.
Seelenverkäufer ist der perfekte Krimi für alle, die Mallorca lieben – ob als Urlaublektüre oder um sich die Inselatmosphäre nach Hause zu holen. Die spannende und turbulente Geschichte führt den Leser an bekannte und weniger bekannte Orte Mallorcas und bietet Einblicke in die bewegte Geschichte der Insel.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum19. Nov. 2017
ISBN9783742764201
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    Buchvorschau

    Seelenverkäufer - Ein Mallorca-Krimi - T.F. Düchting

    Mittwoch, 14. Mai, kurz vor Mitternacht

    Mit schlafwandlerischer Sicherheit setzte er einen Schritt vor den anderen und stieg den Hügel hinauf. Während er lief, schaute er immer wieder hoch in den Nachthimmel und betrachtete die Bewegungen der Wolken, die ihr Spiel mit dem Mond trieben: Die meiste Zeit verdeckten sie ihn, aber dann und wann gaben sie ihn für einen kurzen Moment frei. In diesen Augenblicken ließ der Halbmond die Landschaft und die kargen Kalkfelsen silbrig aufleuchten. Schon im nächsten Moment aber, schoben sich die Wolken wieder vor den Mond und tauchten das Land und die Felsen erneut in Dunkelheit.

    Trotz dieses Wechselspiels des Lichts fand Xavier den Weg ohne Probleme. Schritt für Schritt setzte er seine Füße auf den steinigen Untergrund der Insel – seiner Insel. Mallorca war sein Leben. Seit seiner Geburt vor nicht ganz sechzehn Jahren lebte er hier und für ihn war es unvorstellbar, dieses Stück Erde jemals zu verlassen. Er liebte das Land, seine Menschen sowie das Meer, das er in der Ferne sehen konnte.

    Seit einigen Monaten ging Xavier die Strecke fast täglich. Während ihm auf dem Hinweg meist die Abendsonne ins Gesicht schien, legte er den Rückweg stets bei Nacht und in Dunkelheit zurück. Manches Mal empfand er die Auf- und Abstiege, den Weg und das Laufen auf dem unebenen Untergrund als mühselig. Stets war aber die Belohnung, die auf ihn wartete, alle Mühen wert. Mit Freude nahm er den abendlichen Weg auf sich, nur um Letizia zu sehen und er war bereit, sogar bis ans Ende der Welt zu gehen, um sie zu berühren, ihren einzigartigen Duft einzuatmen oder sich in ihren Augen zu verlieren. Xavier liebte sie mit der Unerschütterlichkeit der ersten großen Liebe und war sich sicher, dass ihr unbeschreibliches Glück für immer andauern würde.

    Auch wenn sie beide noch sehr jung waren und Letizia seine erste Freundin war, so war er sich sicher, dass sie beide nichts, aber auch gar nichts entzweien konnte und er sie eines Tages heiraten würde. Sie würde seine Frau, die Mutter seiner Kinder werden. Daran konnten auch seine Eltern nichts ändern – und Xavier war sich sicher, dass sie es versuchen würden. Aus ihrer Sicht war Letizia für einen Conde de Góngora, dessen Familie über Jahrhunderte die Geschicke der Insel mitbestimmt hatte, unter Stand. Daran änderte auch nichts, dass der spanische König eine Bürgerliche geheiratet hatte, die auch noch denselben Namen wie seine Freundin trug. In einigen Wochen feierte er seinen sechzehnten Geburtstag und er war fest entschlossen, seine große Liebe an diesem Tag seinen Eltern vorzustellen.

    Als Xavier die höchste Erhebung auf seinem Heimweg erreichte, riss er sich aus seinen Gedanken und hielt einen Moment inne. Tief atmete er durch. Auch wenn er schlank und gut trainiert war, so strengte ihn dieser Anstieg jedes Mal an. Zudem war es für ihn auch zu einem Ritual geworden, dass er an dieser Stelle immer eine kurze Pause einlegte und seinen Blick über die Insel schweifen ließ.

    Während sich im Westen die Hügel weiter erhoben und sich auf ihren Rücken einzelne Pinien vom Nachthimmel abhoben, liefen die Erhebungen im Nordosten in langsamen weichen Bewegungen zum Meer hin aus. In einiger Entfernung konnte er die ruhige See erkennen und er sah, wie sich der Mond auf der Oberfläche des Mittelmeeres spiegelte. Eine leichte Brise trug die jodhaltige Luft und den Geruch der See von der Küste zu ihm herüber. Wie jede Nacht genoss er diesen Moment: Der Anblick der Hügel und des Meeres sowie der Geruch ließen ihm das Herz aufgehen und gaben ihm das wohlige Gefühl von Heimat.

    Nachdem Xavier einen Moment inne gehalten hatte, drehte er sich um und ging weiter. Er konzentrierte sich, denn er war sich der Anstrengung des Abstiegs bewusst, die oftmals ärger als die des Aufstiegs war. Zudem spürte er allmählich Müdigkeit in sich aufsteigen, schließlich war es schon kurz vor Mitternacht.

    Er blickte den Hügel hinab und folgte mit seinen Augen dem Weg, der vor ihm lag. Etwas unterhalb sah er den dunklen, mächtigen Schatten des alten Gehöfts, das er passieren musste. Seitdem der alte Albiol vor etwa zehn Jahren gestorben war, stand das Gebäude leer und verfiel zusehends. Xaviers Vater, dem das Gebäude und das Land gehörten, hatte in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, beides zu verpachten. Aber niemand wollte es mieten und die harte Arbeit eines Bauern auf sich nehmen. Der Grundbesitz war nicht sehr groß und der Boden zu karg für ein gutes Auskommen. Auch war der Olivenbaumbestand zu klein, um damit ein ausreichendes Zubrot zu erhalten. Lieber verdienten die jungen Menschen ihr Geld in der Touristikbranche – in Hotels, Bars und Clubs – oder in den Gewerbebetrieben rund um Palma oder Manacor.

    Für Xaviers Vater wäre es ein Leichtes, das Gebäude umzubauen und an gestresste Großstädter vom spanischen Festland, aus Deutschland, den Niederlanden, England oder Russland zu vermieten. Viele wünschten sich die Ruhe und Abgeschiedenheit, die hier weitab von den Touristenhochburgen zu finden waren. Sein Vater aber wollte sein Land und somit auch das alte Gehöft nicht dem Tourismus preisgeben. Nach Ansicht des Condes hatten die Fremden bereits genug von der Insel in Besitz genommen und er wollte nicht, dass dies nun auch mit seinem Grund und Boden geschah.

    Xaviers Blick wanderte von dem alten Bauernhaus weiter herunter zu dem Weg, der das Gut mit der Landstraße verband. Nur schemenhaft konnte er erkennen, wie sich dieser einem Wurm gleich durch die Landschaft und um die Felsen herum schlängelte.

    Doch plötzlich war es Xavier, als bewegte sich etwas. Er kniff die Augen zusammen, um die Konturen der Landschaft besser ausmachen zu können. Als er nichts Auffälliges erkennen konnte, verwarf er den Gedanken wieder – es war kurz vor Mitternacht und wer sollte um diese Zeit in dieser Abgeschiedenheit unterwegs sein. Aber als die Wolken erneut den vollen Mond freigaben, erkannte er, dass er sich nicht getäuscht hatte. Mehrere Schatten bewegten sich einer hinter dem anderen den gewundenen Weg zum Gehöft hinauf. Ihre Bewegungen waren gleichmäßig, wie aufeinander ausgerichtet, und ihr Gang erinnerte Xavier unweigerlich an die Prozessionen anlässlich Corpus Christi, die jedes Jahr im Juni stattfanden. Was zum Teufel ist das, was machen die um diese Uhrzeit hier, fragte er sich. Neugier mischte sich mit Unsicherheit und kribbelnd erfüllte Nervosität seinen Magen.

    Wieder schob sich eine große Wolke vor den Mond, so dass die Schatten von der Umgebung aufgesogen wurden und verschwanden. Von Neugier gepackt lief Xavier im Schutz der Dunkelheit den Hang hinunter. Zunächst versuchte er sich vorsichtig und leise zu bewegen, aufgrund des Gefälles wurde er aber schneller und schneller. Seine Schritte überschlugen sich, bis einer seiner Füße auf dem Untergrund keinen sicheren Halt mehr fand und wegrutschte. Instinktiv fing Xavier sich ab und sprang weiter über Büsche und Felsen hinweg dem Gut entgegen.

    Als er etwa die Hälfte der Entfernung zurückgelegt hatte, schlug sein rechter Fuß gegen einen Stein. Sein Körper befand sich in der Vorwärtsbewegung, so dass er ihn dieses Mal nicht abfangen konnte. Xavier stolperte und schlug im nächsten Moment mit den Knien voran auf den harten Boden. Er spürte, wie die Haut über den rauen Untergrund rutschte und riss. Wie in Zeitlupe sah er sich nach vorne stützen, bevor sein Oberkörper mit enormer Wucht auf einen hervorstehenden Felsen schlug. Augenblicklich nahm der Aufprall ihm den Atem. Xavier rutschte zur Seite, rollte auf den Rücken und einen kurzen Moment dachte er, dass der Schmerz ihn ohnmächtig werden ließ. Er spürte, wie sein Kreislauf wegsackte und hatte das Gefühl, dass das Blut aus seinem Körper wich.

    Bewusst, aber nur mit großer Mühe, atmete Xavier gegen den Schmerz an. Langsam und Atemzug für Atemzug spürte er, wie sich dieser auflöste und sich sein Kreislauf wieder stabilisierte. Zögerlich hob er seine Hände und konnte sehen, wie sich zarte blutige Rinnsale ihren Weg auf den Innenseiten suchten.

    Einen Moment lang lag er einfach nur da, spürte das Brennen an Knien und Händen und ärgerte sich über die Situation sowie seine Ungeschicktheit. Plötzlich durch­zuckte ihn ein Gedanke wie ein Blitz: Ob sein Sturz wohl gesehen und er entdeckt worden war? Vorsichtig richtete er sich auf und schob die Zweige eines Buschs beiseite, der den Blick auf den Weg zum Gebäude verdeckte. Über Steine und weitere Pflanzen hinweg konnte er sehen, wie die Personen unverändert weiter gingen. Erleichtert stellte er fest, dass sein Sturz offensichtlich nicht bemerkt worden war.

    Von seinem neuen Platz aus hatte Xavier nun einen deutlich besseren Blick. Der Menschenzug bewegte sich weiter und passierte etwa fünfzig Meter unterhalb den Busch, hinter dem er sich versteckt hielt. Als sich die Gestalten etwa auf gleicher Höhe befanden, trug der Nachtwind leise Töne zu ihm herüber. War es ein Gebet? War es Gesang? Xavier versuchte etwas zu verstehen, doch er hörte nur ein gleichmäßiges Gemurmel – eintönig und monoton. Plötzlich gaben die Wolken erneut den Mond frei und sein Licht erhellte die gesamte Umgebung. Blitzschnell presste sich Xavier auf den Boden, um nicht gesehen zu werden. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt und er hörte sein Blut in den Ohren rauschen.

    Nach wenigen Minuten, in denen nichts geschah, hob er vorsichtig wieder den Kopf. Im silbrigen Licht konnte er erkennen, dass die vorbeischreitenden Gestalten ihren Weg unbeirrt fortsetzten. Sie trugen ausladende Gewänder, die ihre Körper ganz verhüllten und am Kopf in große Kapuzen ausliefen, welche die Gesichter verdeckten. Die Kleidungsstücke waren aus einem schwarzen oder nachtblauen Material und ihr Stoff glänzte im Mondlicht.

    Nachdem die Gruppe ihn passiert hatte, entspannte Xavier sich wieder etwas. Er war nicht entdeckt worden, fragte sich aber erneut, was er gerade gesehen hatte: Wer waren diese Personen? Und was machten sie kurz vor Mitternacht an diesem verlassenen Ort, weit entfernt von der nächsten Stadt und anderen bewohnten Gebäuden?

    Langsam bewegte sich die Gruppe weg von ihm in Richtung des Gehöfts. Als sie das alte Gemäuer erreichte, stellte Xavier erstaunt fest, dass sich die Haustür wie von Geisterhand öffnete und Licht nach außen drang. Es war nicht der strahlende Schein einer elektrischen Lampe – es wirkte mehr wie das Flackern von Kerzen oder Fackeln. Erneut spürte Xavier, wie sein Herz bis zum Hals schlug.

    Aus sicherer Entfernung sah er, wie eine Gestalt nach der anderen durch die Tür schritt und im Gebäude verschwand. Es war, als wenn Hermes die Auserwählten dem Hades zuführen würde, oder war es doch vielleicht Tartaros. Xavier musste grinsen. Herr Martinez, sein Geschichtslehrer, wäre stolz auf ihn, dass ihm gerade jetzt Themen der griechischen Mythologie einfielen. Als die letzte Person die Pforte durchschritten hatte, schloss sich die Tür erneut wie von Geisterhand. Absolute Dunkelheit machte sich breit und nicht der kleinste Lichtschein drang durch die Tür oder die verschlossenen Fensterläden. Es war, als hätte es das Schauspiel, das Xavier beobachtet hatte, nie gegeben.

    Verstört sprang er auf. Statt wie sonst den Hang hinunter, lief er nun parallel zu diesem. Er rannte weg – weg von dem alten Gehöft, weg von dem Ort des bizarren Geschehens. Etwas ging auf dem Anwesen vor; Xavier konnte nur nicht sagen, was es war. Instinktiv spürte er aber, dass er gerade etwas gesehen hatte, was nicht für seine Augen bestimmt war. Er lief so schnell er konnte – den Schmerz seiner aufgeschlagenen Knie und seiner blutenden Hände vergessend. Er wollte nur weg – weit weg. Keiner der Gruppe hatte ihn gesehen – doch ein Augenpaar folgte ihm, bis ihn die Nacht verschluckte.

    Donnerstag, 15. Mai, 07:30 Uhr

    Er spürte, wie die Helligkeit langsam in sein Bewusstsein vordrang. Gnadenlos bahnte sie sich ihren Weg durch den Vorhang aus Alkohol und Müdigkeit. Jans Gehirn nahm das Signal auf und begann langsam zu arbeiten – er wurde wach.

    Seitlich und mit angezogenen Beinen lag er auf dem Bett, nur die Schenkel und Hüfte mit einem dünnen Laken bedeckt, während sein sehniger, durchtrainierter Oberkörper frei lag. Er fühlte die Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht und öffnete ein Auge. Als er merkte, dass dies ein Fehler war, war es schon zu spät: Mit einem stechenden Schmerz bohrte sich die Helligkeit in seinen Kopf. Augenblicklich verzog Jan das Gesicht und ein kehliges Grunzen entfuhr seinem Mund. Ganz schön abgewrackte Stimme hast du, dachte er bei sich. Er schluckte und schmeckte das bittere Aroma einer langen Nacht mit zu viel Alkohol.

    Nachdem Jan eine Weile regungslos dagelegen und gehofft hatte, dass sich der Nebel in seinem Kopf etwas lichtete, vernahm er die ruhigen und gleichmäßigen Atemzüge hinter sich. Langsam wurde ihm wieder bewusst, dass er nicht alleine war und sie sich in ihrem Hotelzimmer befanden. Vorsichtig drehte er sich um und sah, dass sie ihm den Rücken zugewandt hatte. Sie hatte ihr Laken hochgezogen, so dass nur ihr Nacken und ihre Schultern zu sehen waren, während sich die Strähnen ihres blonden Haares golden auf dem Kissen ausbreiteten. Er liebte diese Körperpartie einer Frau – sie war wunderschön und Lebenszeit konnte ihr nahezu nichts anhaben.

    An Mariannes Atem erkannte Jan, dass sie noch tief schlief. Er schaute sie an und erinnerte sich daran, wie er sie vor drei Jahren das erste Mal gesehen hatte. Sie hatte mit einer Freundin die Clubanlage besucht, in der er als Chefanimateur arbeitete. Marianne hatte Urlaub von ihrer Familie machen wollen, wie sie ihm damals gesagt hatte und beide waren sich auf Anhieb sympathisch gewesen. Sie liebte seine positive Ausstrahlung und seinen Humor – und sein durchtrainierter, gebräunter Körper erregte sie, wie sie ihm einmal gestanden hatte. Und er mochte ihr Lächeln und das in ihren Augen häufig der Schalk aufblitzte.

    Marianne hatte ihm von Beginn an signalisiert, dass sie ihn attraktiv fand und einem Urlaubsflirt gegenüber nicht abgeneigt war. Dass er mit seinen damals einunddreißig Jahren fast ihr Sohn hätte sein können, hatte sie nicht gestört – wahrscheinlich hatte sie es sogar als reizvoll empfunden, den jüngeren Mann zu verführen.

    Die unbeschwerte Urlaubsstimmung, Sonne und Alkohol hatten dann dazu geführt, dass passiert war, was sich von Anfang an angedeutet hatte: Nach einem längeren Abend an der Bar waren sie sich nähergekommen und zwischen Jan und Marianne hatte sich eine leidenschaftliche Affäre entwickelt. Sie hatten schöne Stunden miteinander verbracht; am Ende des Urlaubs war sie dann aber wieder in die Arme ihres Mannes zurückgekehrt. Das war das übliche Spiel: Die Gäste kamen in den Club, um eine unbeschwerte, besondere Zeit zu verbringen und etwas zu erleben. Weil für viele ein Flirt oder mehr zu einem gelungenen Urlaub dazu gehörte, entwickelten sich diese Geschichten stets sehr schnell und wie von selbst. Manchmal fragte sich Jan, ob die Urlauber bewusst ihren Verstand abschalteten und ihre Moralvorstellungen zuhause ließen oder einfach rosarote Brillen auf hatten.

    Nur eines war bei Marianne anders: Während Jan die Frauen in der Regel nicht wieder sah, war sie die letzten Jahre immer Mitte Mai wieder nach Cala Rajada und zu ihm zurückgekehrt. Ihrem Mann sagte sie stets, dass sie Urlaub vom Familienleben sowie Sonne, Meer und Entspannung benötige, um zu sich zu finden und Kraft für den Alltag zu schöpfen. Ob ihr Gatte das glaubte oder nicht, Jan hatte keine Ahnung. Eigentlich war es ihm aber gleich, ob Marianne mit ihm ihren Mann betrog. Sie wollte es so, schließlich kam sie jedes Jahr zu ihm zurück.

    In dieser einen Woche bekam sie die Illusion von Unbeschwertheit und Glück, das Gefühl, eine begehrenswerte sowie wundervolle Frau zu sein. Stets fuhr sie entspannt und erholt nach Hause und Jan wandte sich der nächsten Touristin zu, die etwas mehr erleben wollte. Wahrscheinlich war Mariannes Ehe nach ihren Ausflügen besser als vorher, weil sie gut gelaunt und ausgeglichen in die Arme ihres Mannes zurückkehrte. Also hatte eigentlich auch dieser etwas davon, wenn Jan sich ihrer eine Woche annahm.

    Komische Vorstellung, dachte er, während er vorsichtig Mariannes Laken anhob und unter dieses schlüpfte. Zärtlich legte er seinen Arm um ihre Hüfte. Als er sich an sie schmiegte, spürte er ihre Nacktheit und den Körper einer Frau, die ihr Leben lang auf diesen und ihre Figur geachtet hatte. Langsam schob er seinen Unterleib nach vorne und spürte ihr festes Gesäß, als er sich an sie drückte.

    Schlaftrunken begann Marianne sich zu räkeln und ihre Arme über den Kopf zu strecken. Jan ließ seine Hand über ihren Bauch nach oben gleiten und umgriff ihre Brust, was sie mit einem leisen lustvollen Seufzer honorierte. Langsam schob sie ihr Gesäß nach hinten, um so den Druck seines Beckens erwidern zu können. Jan spürte, dass es ihm gefiel und wie ihm das Blut in den Unterleib schoss.

    „Na, ist mein kleiner Freund schon wach?", fragte Marianne mit einer Stimme, die ebenfalls den vergangenen Abend in sich trug. Dabei bewegte sie ihren Unterleib rhythmisch gegen seinen.

    „Wen von uns beiden meinst du?", fragte er neckend, während er ihre Haare aus dem Nacken strich und diesen zärtlich küsste.

    „So wie es sich anfühlt, sind ja beide schon recht fit."

    Auch wenn Jan ihre Nähe gefiel, so war er nicht in der Lage, jetzt mit ihr zu schlafen. Sein Kopf war bleischwer und er fühlte sich immer noch benebelt. Außerdem hatte er einen pelzigen Geschmack im Mund und sein Magen rebellierte. Er drehte sich auf den Rücken und zog Marianne zu sich herüber. Als sie ihren Kopf auf seine Schulter und die Hand auf seinen Bauch legte, antwortete er abwehrend: „Entschuldige, ich bin echt nicht fit. Ganz im Gegenteil!"

    Während beide schweigend dalagen, begannen sich Jans Gedanken wieder zu verselbstständigen. Über die Jahre hatte er viele Frauen geliebt. Liebe, ein Wort, das in diesem Zusammenhang irgendwie fehl am Platze ist, dachte er bei sich. Er hatte diese Frauen nicht geliebt, er hatte sie gevö­gelt – und die meisten waren ihm ziemlich gleichgültig. Es war ihm auch egal, dass er diesen Frauen wahrscheinlich genauso wenig bedeutete. Am Ende wollten sie im Urlaub keine Liebe und keine großen Gefühle finden. Allenfalls wollten sie eine Illusion davon, um ihren Spaß mit einem Zuckerguss aus Romantik verhüllen zu können. Was ihn dabei immer wieder erstaunte, war, dass die Frauen meist noch nicht einmal sonderlich wählerisch waren. Selbst seine hässlichsten und dümmsten Kollegen hatten regelmäßig Erfolg.

    Jan legte seinen Unterarm über seine Augen, um diese vor der Helligkeit zu schützen. Gedanken schossen wie Blitze durch seinen Kopf. Er wusste, dass die Nacht für ihn vorüber war und er nicht mehr einschlafen würde, auch wenn er total übernächtigt war.

    Langsam schälte er sich unter dem Laken hervor, schwang die Beine aus dem Bett und stand auf.

    „Was machst du?", fragte Marianne überrascht.

    „Tut mir leid, aber ich muss gleich arbeiten", sagte Jan und verschwand im Bad. Nachdem er kurz geduscht hatte, trat er wieder heraus und setzte sich aufs Bett. Während er nach seiner Hose griff, die in einem Knäuel auf dem Boden lag, kniete Marianne sich hin und rückte näher an ihn heran. Sie schmiegte sich an ihn, schlang ihre Arme von hinten um ihn und Jan konnte ihre weichen Brüste an seinem Rücken spüren.

    „Sehen wir uns heute Abend wieder?", hauchte sie ihm ins Ohr.

    „Ich weiß noch nicht. … Ich muss erst einmal arbeiten und bin gerade ziemlich ausgepowert." Während er das sagte, stand er vom Bett auf und zog sich sein T-Shirt an.

    „Da weiß ich eine Therapie, die dich schnell wieder zu Kräften kommen lässt", antwortete sie ihm lächelnd.

    „Mal sehen." Jan schlüpfte in seine Schuhe, ging dann zu Marianne herüber, küsste sie auf die Stirn und verließ anschließend ohne ein weiteres Wort das Zimmer.

    *

    Während Jan die Treppe hinunterging, wurde ihm bewusst, dass es für ihn und Marianne kein Heute und kein Morgen mehr geben würde. Zügig verließ er das Gebäude. Als er nach draußen trat, trafen ihn die Sonnenstrahlen mit voller Wucht. Reflexartig kniff er die Augen zusammen und bildete mit seiner rechten Hand einen Schirm, um seine Augen vor der Helligkeit zu schützen. Es war kurz nach sieben Uhr am Morgen und die Sonne stand noch tief.

    Jan hielt einen Moment inne und schaute sich um. Er stand auf einem der Wege, welche die zweistöckigen Häuser für die Gäste und das Hauptgebäude des Hotelkomplexes miteinander verbanden. Die Außengebäude waren in einem weitläufigen Rund um die Pool-Anlage gruppiert, während vor Kopf der vierstöckige Hauptkomplex lag, in dem sich die Infrastruktur des Hotels wie Speisesaal, Bar, Küche, Verwaltung und Rezeption befanden.

    Jan hatte das Gefühl, dass er einen starken Kaffee brauchte. Auch wenn er vermutete, dass dieser ihm nicht wirklich helfen würde, so bestand doch zumindest die Hoffnung. Er durchquerte die Hotelanlage, die aufgrund der frühen Stunde noch ruhig dalag. Nur wenige Geräusche wie das Zwitschern der Vögel oder das Zischen und Gurgeln der Rasensprenger unterbrachen die Ruhe. Zudem trug der Wind hin und wieder das leise Klappern von Tellern und Töpfen aus der Küche zu ihm hinüber.

    Jan ging auf das Hauptgebäude zu und genoss die Ruhe. In etwa dreißig Minuten würden die ersten Hotelgäste in leichten Sommerkleidern oder T-Shirts und Shorts ihre Zimmer verlassen und sich auf dem Weg zum Frühstück machen. Meist legten sie dabei noch einen Zwischenstopp am Schwimmbecken ein, um mit Badehandtüchern ihre „Pool-Position" zu sichern. Nach und nach würden sie der Anlage buntes Leben einhauchen. Die Geräuschkulisse würde langsam aufbranden und sich anschließend für etwa zehn Stunden wie eine Glocke über den gesamten Pool-Bereich legen. Eltern würden ihre Kinder gegen deren lautstarken Widerspruch mit Sonnenschutz eincremen. Andere wiederum würden ihren lieben Kleinen hinterher rufen, dass sie aufpassen sollten oder dies oder das nicht tun sollten, während die Rotzlöffel laut schreiend und mit großem Getöse in den Pool sprangen.

    Der jetzt so friedlich daliegende Ort würde sich in einen Ameisenhaufen verwandeln, in dem absolutes Chaos herrschte und der die Dezibel-Stärke eines startenden Flugzeugs erreichte. Und er, Jan, mitten drin – tapfer lächelnd. Fremde Männerhände würden freundschaftlich auf seine Schultern klopfen, während ihre Besitzer bereits das erste Bier des Tages in der anderen Hand hielten. Gleichzeitig würden ihm weibliche Gäste vielsagend zulächeln, deren Kinder an ihm rumzerrten, um mit ihm Tischtennis oder Volleyball zu spielen oder sich anderweitig ablenken zu lassen.

    Jan liebte dieses Chaos, die Abwechslung und die vielen Kontakte zu unterschiedlichen Menschen aus verschiedenen Ländern. Und er hatte in der Regel sehr viel Spaß und lachte oft mit seinen Gästen. Er liebte seine Arbeit – zumindest meistens. Aus Erfahrung wusste er aber auch, dass sein Job nach Nächten mit zu viel Alkohol und zu wenig Schlaf die Hölle sein konnte.

    Jan betrat das Hauptgebäude durch den Seiteneingang und durchquerte die Lobby in Richtung Hotelbar. Auf der rechten Seite der Halle befand sich die Rezeption, hinter der er den Nachtportier erkennen konnte. Dieser stand vornübergebeugt hinter der Theke und schaute nach unten. Es war das Ritual des Portiers, mit seinen zwanzig Jahren Unternehmenszugehörigkeit eines der Urgesteine des Hotels, morgens nach Arbeitsende in Ruhe einen Café au Lait zu trinken und die Zeitung zu lesen. Normalerweise tat er dies im Raum hinter der Rezeption. Jan ging davon aus, dass der Portier nicht begeistert war, dass er seinen Kaffee diesmal im Empfangsbereich trinken musste, denn er ließ sich dabei nur ungern von den Gästen stören.

    „Hola Pepe!", rief Jan ihm zu.

    Der Portier schaute auf und grüßte freundlich: „Bon dia Jan, com està? … du siehst nicht gut aus, wieder eine anstrengende Nacht gehabt?"

    „Hör auf, ich fühle mich hundeelend."

    „Oh, da trifft es sich ja gut, dass Señor Arrivira bereits nach dir gefragt hat, sagte der alte Mann und rollte dabei mit den Augen. „Er möchte dich sprechen und hat mich gebeten, dich umgehend zu ihm zu schicken, wenn du auftauchst.

    Jan lächelte den anderen an, winkte kurz und änderte dann abrupt seine Gehrichtung. Schnellen Schrittes ging er auf den Haupteingang zu. Wenn ihn sein Chef suchte, dann würde er im Hotel keine Ruhe finden, um seinen Kaffee genießen und etwas regenerieren zu können. Früher oder später würde ihn ‚der Giftzwerg‘, wie ihn die meisten Mitarbeiter aufgrund seiner Größe und seines aufbrausenden Temperaments nannten, entdecken.

    Und Jan wusste, wie diese Gespräche abliefen: Arrivira würde ihn wieder fragen, warum die Bereiche, für die Jan und seine Kollegen verantwortlich waren, nicht aufgeräumt waren. Wieder würde er ihn fragen, warum nicht sämtliche Kostüme für die Abendveranstaltungen aufgebügelt waren und sich die Bälle und Spiele nicht an den Stellen befanden, an die sie seiner Ansicht nach gehörten. Und wieder würde er ihn fragen, warum die Türen der Schränke nicht verschlossen waren und ob er glaubte, dass es sich um Regale handelte. Anschließend würde er sich nach dem Gästeprogramm für die nächsten Tage erkundigen und ihn darauf aufmerksam machen, dass Jan als Chefanimateur für den ordnungsgemäßen Zustand der Ausrüstung und die Unterhaltung der Gäste verantwortlich war. Abschließend würde er ihn dann nochmals darauf hinweisen, dass er sein Team führen müsste, dieses aber ein undisziplinierter Haufen sei und dass sie alle da wären, um zu arbeiten und nicht um Urlaub zu machen.

    Jan kannte den Sermon und war noch nicht bereit, sich das anzutun. Wie bei einem angeschlagenen Boxer hing seine Deckung derzeit tief und er war noch nicht in der Lage, eine Attacke seines Chefs zu parieren. Jan zog es daher vor, seinen Kaffee außerhalb zu sich zu nehmen.

    Zügig verließ er das Hotel und hielt sich rechts in Richtung Carrer de l’Agulla, der Straße, die den Hafen von Cala Rajada mit dem Strand der Cala Agulla verband. Als er die Straße erreichte, wandte er sich in Richtung Hafen. Auch wenn noch wenig Leben in der Stadt war, schoben manche Händler bereits die Rolltore hoch oder die Gitter vor den Türen der Geschäfte beiseite. Vor den kleinen Supermärkten fuhren Mitarbeiter Ständer mit Postkarten oder Sonnenmilch vor die Tür oder hängten aufblasbare Gummitiere auf. An anderen Stellen deckten Cafe- und Restaurantbesitzer die Tische auf ihren Terrassen ein, um die ersten Gäste des Tages willkommen heißen zu können.

    Allerdings waren es um diese Uhrzeit häufig noch die Gestrandeten der Nacht, die nach ausgiebigem Feiern den Bars oder Diskotheken wie ‚Bolero‘ oder ‚Physical‘ entstiegen waren. Jan wusste aus eigener Erfahrung nur zu gut, wie man dort das Gefühl für Zeit und Raum verlieren konnte. Doch während er in jüngeren Jahren als Tourist noch im ‚Physical‘ gefeiert und die Nacht zum Tage gemacht hatte, bevorzugter er heute das ‚Bolero‘. Und das, obwohl der Laden in die Jahre gekommen war und ihm die dort täglich spielende Band ‚Géminis‘ zunehmend auf die Nerven ging. Im ‚Bolero‘ war aber eher seine Altersklasse zu Hause und er mochte die Dachterrasse, auf der man wundervoll entspannt sitzen oder feiern konnte.

    Als Jan fast am Hafen angekommen war, bog er links in Richtung der Placa dels Mariners ab und konnte sein Ziel schon fast sehen: Das ‚Bon Vivant‘, sein Lieblingslokal in Cala Rajada. Jan mochte das Café mit der langen Theke, die sich auf der einen Längsseite des Lokals fast durch den ganzen Raum zog und vor der einige Tische standen. Er genoss es, dass das ‚Bon Vivant‘ etwas im toten Winkel der Touristen lag und daher entsprechend ruhiger war und auch von Mallorquinern besucht wurde. Jan hatte das Café noch nie voll erlebt und es herrschte stets eine entspannte Atmosphäre. Wenn er aber ehrlich zu sich selber war, dann gab es einen anderen Grund, der den Ausschlag dafür gab, dass er so oft dort war: Das war die Besitzerin der Bar – Inés.

    Als er das Café erreichte, stand die in einem gläsernen Rundbogen eingelassene Tür bereits offen. Wie so oft zog sich sein Magen vor Aufregung zusammen, als er den Raum betrat und Inés sah. Sie stand hinter der Theke an der Espressomaschine und schaute konzentriert auf die kleine Metallkanne in ihrer Hand, während sie mit der anderen den Druck regulierte, mit dem die heiße Luft zischend und gurgelnd in das Gefäß und die Milch gepresst wurde. Mit gleichmäßigen Bewegungen schob Inés die Kanne nach oben und unten und verwandelte so die Milch in Schaum. Kurz schaute sie auf, um sich dann wieder der Zubereitung des Kaffees oder Cappuccino zu widmen.

    Wie beiläufig sagte sie: „Hola Jan! Du siehst nicht gut aus. Wieder eine anstrengende Nacht gehabt?" Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen.

    „Hi Inés, ging so – es war einfach spät. … Kann ich bitte einen Café con Leche haben." Jan ging an der Theke entlang bis zu der Stelle, wo diese in einem nahezu rechten Winkel in Richtung Wand auslief. In dieser Ecke setzte er sich auf einen Barhocker. Es war sein Lieblingsplatz, denn von hier aus konnte er in Richtung Tür schauen und sehen, wer das Lokal betrat. Und er hatte einen freien Blick auf die Bar und – was noch wichtiger war – auf Inés.

    Während sie den Kaffee weiter zubereitete, schaute sie ihn mit dem bezauberndsten Lächeln der Welt an. Seit ihrem ersten Treffen vor drei Jahren und den ersten Worten, die sie gewechselt hatten, riefen ihr Anblick und ihre Nähe einen emotionalen Sturm in Jan hervor. Inés war damals mit einer Freundin im ‚Bolero‘ gewesen und die beiden hatten mit ihren Getränken auf der Dachterrasse an einem der Stehtische gestanden und etwas getrunken. Jan hatte sich zu ihnen gestellt und als sie ins Gespräch gekommen waren, die beiden Frauen mit seinem Mallorquinisch beeindruckt. Nachdem ihre Freundin tanzen gegangen war, hatte Jan den Blick nicht mehr von Inés abwenden können. Ihre fast schwarzen Augen hatten ihn fasziniert und er hatte sich in diesen verlieren wollen.

    Aber Inés hatte seinen intensiven Blick in keinster Weise erwidert und war auch nicht auf seine Flirtversuche eingegangen. Das hatte sich auch nicht geändert, als Jan sie in der Folgezeit regelmäßig im ‚Bon Vivant‘ besucht hatte. Zunächst hatte er gedacht, dass ihre neutrale und manchmal fast abweisende Art auf ihn einen besonderen Reiz ausübte und er sie daher so interessant fand. Irgendwann musste er sich aber eingestehen, dass er sich unsterblich in Inés verliebt hatte.

    Nie zuvor hatte er eine Frau kennengelernt, die ihn so beeindruckt hatte. Inés war voller Leben und positiver Energie. Sie war immer guter Laune, stets ausgeglichen und bei ihr war das Glas immer halb voll. Außerdem konnte Jan über ihren Humor und mit ihr ausgiebig lachen. Inés konnte aber auch sehr ernsthaft sein und er genoss die stundenlangen Gespräche über dies und das. Er hatte das Gefühl, dass zwischen ihnen eine Seelenverwandtschaft bestand und ihre Herzen im Gleichklang schlugen.

    Und Inés war für Jan das Schönste, was er je gesehen hatte. Natürlich war auch sie nicht makellos, aber für ihn

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