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SCHWANZRASUR: oder Brainstorming eines Rasenden
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SCHWANZRASUR: oder Brainstorming eines Rasenden
eBook197 Seiten2 Stunden

SCHWANZRASUR: oder Brainstorming eines Rasenden

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Über dieses E-Book

Sam und Moritz, zwei konträre Typen ziehen in den Kampf gegen die seelenzerfressende Umwelt in James City. Jeder auf seine Weise. Während Sam konsequent und von idealisierten Vorstellungen geleitet weder sein Ohr kommerzialisiertem Lärm wie Techno leiht und sich auch weigert, seine Männlichkeit in die Obhut weiblichen Mittelmaßes zu geben, stellt Moritz Gamehill das absolute Gegenteil dar. Ihm ist jeder Selbstzweifel fremd. Unentwegt ist er bemüht, der Welt seine Außergewöhnlichkeit und Grandiosität zu beweisen.

Beide wollen nicht einsehen, dass heutzutage Menschen wie sie mit zunehmendem Alter der Wertlosigkeit preisgegeben sind.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum14. Nov. 2014
ISBN9783738001891
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    Buchvorschau

    SCHWANZRASUR - Soulman

    Table of Contents

    cover.jpg

    Soulman

    SCHWANZRASUR

    oder Brainstorming eines Rasenden

    Dieses ebook wurde erstellt bei

    neobooks-logo.jpg

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Kapitel 1

    Einleitung

    Käuze und Outcasts

    Gefangen und geformt in James City

    Begegnungen mit Moritz Gamehill

    Die auserzählte Freundschaft

    Verlieren war nie leicht

    Impressum neobooks

    Kapitel 1

    Soulman: Schwanzrasur – Brainstrorming eines Rasenden

    Einleitung

    Mit flauem Gefühl im Bauch bestieg ich den Zug in Amsterdam. Es sollte eine lange Reise werden. Eine Reise, die mich wieder zurück nach James City führte. Nach James City, in meine Geburtsstadt. In jene Stadt, deren Mief ich nach so langen Jahren der Abwesenheit immer noch in der Nase trug, sie jedoch meinen Geruch nie wahrnahm. Das Begräbnis meines Vaters machte die Rückkehr an den Ort meiner Jugend unabwendbar. Bereits auf Höhe Duivendrecht befand ich mich in meinen Gedanken tief versunken in dieser viele Jahre zurückliegenden Zeit. Der Zeitraffer begann ohne mein eigenes Zutun nicht die Bilder meiner Kindheit, sondern jene meiner späten Adoleszenz und jungen Erwachsenenjahre vor dem geistigen Auge abzuspulen. Jene Zeit, wo Soziologen schon von zunehmender Segmentierung der Gesellschaft sprachen und schrieben. Einer Zeit, wo für viele schon die Trassenführung erkennbar war, deren Endstation der neue Pauperismus in der Postmoderne werden sollte. In eine Zeit, wo ich Moritz Gamehill und Sam kennenlernte. Zwei konträre, dem Mainstream ferne Charaktere. Wo James City für den einen ein durchaus fruchtbarer Boden war, für den anderen ein Killing Floor.

    Käuze und Outcasts

    Muss ich denn tatenlos zusehen, wie die Welt an mir vorüberzieht, ohne dabei in irgendeiner Form befriedigend mitpartizipieren zu können, hörte ich Sam nicht nur einmal klagen. Sam gehörte zum Leidwesen seiner Freunde nicht zu jener Spezies von Menschen, die durch Unglück edel werden, sondern wie bei vielen Menschen so oft, einfach nur frustriert. Seine Augen waren nicht mehr imstande, andere Herzen anzustecken. Vielfach hatte ich das Gefühl, als sei sein Ziel, sich und der Umwelt nicht Lust sondern möglichst viel Unlust zu schaffen. Für den sensitiven Blick bot er eine Erscheinung, die auf der Suche nach einem Pflegeplatz für seine Seele war. Nur wer würde sie in einem solchen Zustand übernehmen, sagte ich mir immer wieder bei diesem Gedanken. Derartiges besprach ich nur mit mir und nicht mit unseren gemeinsamen Freunden, geschweige denn mit Sam. Ich habe noch immer große Lust ein Ich zu sein, obwohl ich mir natürlich bewusst bin, nicht der größte der Sterblichen zu sein, habe ich ihn noch immer im Ohr. Diese Zurechtweisung erhielten wir von ihm, als in geselliger Runde einer von uns meinte, er solle bei seiner Jagd nach dem Glück die materielle Absicherung, womit nichts anderes gemeint war als der Beruf, nicht ganz aus dem Auge verlieren. Sam stellte bereits in diesen Tagen die Frage, ob man da lang oder doch da lang gehen sollte, nicht mehr. Im Gegensatz zu seinen Altersgenossen, also im Gegensatz zu uns, seinen Freunden und Bekannten, wo in diesem Alter solche Fragen obligatorisch sind. Samuel spürte bereits damals in seinen Jugendjahren, dass alle diese Wege für ihn verbunden sind mit dem Untergang. Er versuchte unentwegt, der wahren Wirklichkeit entgegenzustreben, um letztlich doch nur beim Üben des Sterbens zu verharren. Auch in diesen Tagen, wo das ganze Leben noch vor uns lag, uns nach und nach der Eintritt zu den Genüssen des Lebens geöffnet wurde, hinkte Sam immer etwas nach. Ihm gelang es bereits in dieser adrialindurchtränkten Zeit nicht, seine für ihn typische Angst völlig wegzuzaubern.

    *

    Je älter ich werde, desto stärker befällt mich eine merkwürdige Angst. Meine innere Unruhe wird fortlaufend von der Sorge gespeist, wesentliche Dinge im Bereich der Musik, der Literatur oder generell in der Kunst nicht mehr entdecken zu können. Ich habe einfach Angst, nicht mehr fähig zu sein, für diese Dinge die gebührende Zeit und Zuwendung aufbringen zu können. Ach Sam, stoppte ich ihn damals, wenn man dich so reden hört, glaubt man einen Greis kurz vor dem Abgang vor sich zu haben. Was erwartest du von mir, etwa dass ich in dieses Geheul einstimme? Komm, lass uns lieber um die Häuser ziehen, forderte ich ihn auf. Er nahm mein Angebot mit einem ambivalenten Grinsen an. Mit diesem Grinsen, das für ihn so charakteristisch war. Man kann gar nicht wirklich glücklich sein, wenn man die Abgründe nicht kennt. Mit dieser für dieses Alter so typischen Posse, in denen wir uns gefielen, klopfte ich ihm auf die Schulter. Adoleszenzschübe mit all den damit verbundenen Peinlichkeiten weine ich natürlich nicht nach. Im Gegenteil, wenn ich an so Manches mich heute erinnere, wenn eine diese damals inflationär generierten Peinlichkeiten mir von meinem Speichermedium, das uns unter dem Namen Gehirn bekannt ist, zur Betrachtung vorgesetzt wird, geniere ich mich immer wieder. Das ist natürlich nach so vielen Jahren Unsinn, es passiert mir aber dennoch – egal, ob ich mir solche Regungen verbiete oder nicht. Beinahe parallel dazu steigt der Wunsch in mir hoch, bei den dabei Involvierten und Zeugen mögen unwiederbringlich diese Dateien gelöscht sein. Wo uns dieser Ritt durch die Nacht an jenem Abend führte, weiß ich heute nicht mehr. Allerdings, darüber herrscht kein Zweifel, endete er sicher in einem Besäufnis. Heute ist mir bewusst, Sam war bereits in diesen jungen Jahren alles andere als ein in Ruhe gelassener Mensch. War einer, dem es nie gelang, den Schein der Fremdheit ganz abzustreifen. Der Auslöser seiner Angst lag wohl im trivialen Umstand begründet, der auf die meisten Geistesmenschen, Hedonisten, Tagträumer und Kaffeehausphilosophen, kurzum; freiheitsliebenden Menschen zutrifft: Ohne materielle Grundlage sind sie in ihrer Existenz bedroht! Nein, von Wasser und Luft können nicht einmal diese Exponate leben, deren Üppigkeit und Exzellenz ohnehin seit Jahren rückläufigen sind. Schlimmer noch, dieser Menschentyp wird zweimal gemordet. Zum einen ist diese Spezies aufgrund seiner Kognition mit dem Angebot des Lebens vertraut. Sie verfügen über ausreichend Phantasie und Ästhetik, um die Verweildauer auf diesem Planenten für sich und die Umwelt angenehm gestalten zu können. Zum anderen fällt es sogar auch jenen Menschen, denen kein Erwartungszauber innewohnt, schwer, mittellos und in totaler Abhängigkeit ein zufriedenes Leben zu führen. Das schwammige und völlig sinnentleerte Etikett glücklich wollen wir uns hier von vorn herein verbieten. Die Wandelgänge seines Denkens blieben mir großteils verborgen. Bei Samuel musste bereits damals ein Schleier zwischen ihm und der Welt gespannt gewesen sein, den wir nicht sahen, er ihn jedoch spürte, wenn er anlief und sich in ihm verfing. Davon war ich auch noch überzeugt, als ich nach all den Jahren wieder nach James City heimkam.

    Gefangen und geformt in James City

    James City ist eine Provinzstadt, weder verschlafen noch aufregend. Durch ihre Durchschnittlichkeit – sowohl was ihre Architektur, Wirtschaft, Infrastruktur und natürlich ihre Bewohner selbst betrifft – entzieht sie sich jeder malerischen Deskription. Nicht einmal für eine Grauzeichnung gibt sie eine ideale Vorlage ab. Dazu fehlt es ihr wiederum an explizit depressiven Konturen. Fehlt es ihr an einer expliziten Depressivität, wie sie etwa in der Musik von Nico verströmt wird. Einer Depressivität, wo der sensitive Ästhet nicht umhin kann, darin erregt und in voller Anspannung seiner Sinne zu baden. Nein, das konnte James City nie bieten – und kann es auch heute nicht. Mit der Zuschreibung Durchschnitt kommt man auch nicht wirklich weiter, muss ich mir bei genauerem Nachdenken eingestehen. Müssten doch für einen solchen Fall wiederum erst die passenden Referenzgrößen gefunden werden. Ein aussichtsloses Unterfangen, das ich nicht bereit bin, in Angriff zu nehmen. Wozu auch? James City entzieht sich dem, was man allgemein unter Charakterisierung, Typologisierung, USP, etc. versteht und in Tourismusprospekten sowie neuerdings virtuell, etwa auf Wikipedia, vorfindet. Nein, nein und abermals nein: James City ist nicht vergleichbar mit der liberalen Bürgerstadt Hamburg, dem Moloch Berlin, dem proletarisch geprägten Ruhrpott, der süddeutschen Metropole München oder dessen benachbartem Ausflugziel für die Kulturschickeria, Salzburg. Auch nicht mit Wien, dieser eigentümlichen Mischung aus Balkan, Residuum deutschen Kulturlebens und standardisierter Allerweltsmetropole. Da auch das Umland von James City, der Landstrich, indem es eingebettet ist, kein spezielles Charakteristikum aufweist, ist auch kein Vergleich mit Siedlungen in den Alpen zulässig, wo etwa das Tirolerische als Trademark weit über den deutschen Sprachraum hinausreicht. Dieser Ort liegt fernab von den Zentren des politischen, kulturellen und intellektuellen Geschehens. Okay, das trifft auch auf andere Provinzkaffs zu, möge der Leser meinen, aber es verhält sich bei James City eben anders. Beschaulichkeit, wie man sie meist in den Städten der Provinz antrifft, sucht man in James City vergeblich. Ein Gefühl, das einen zum Beispiel beim scheußlichen Säuseln der Wiener Klassik beschleicht, Beethoven einmal ausgenommen, trifft man hingegen auf Schritt und Tritt an, wenn nicht gerade die eigene Sensitivität im Pfandhaus liegt.

    Hier vermisst man die Entfernung zwischen den Niederungen einer Industriestadt und den idealisierten Vorstellungen einer Bürgerstadt. Das, obwohl James City die dumme Aspiration hatte, zivilisiert zu werden. Versucht man den Zugang über die Historie, so stellt sich das Ergebnis auch als bescheiden und wenig befriedigend dar. Kaum ausreichend, um einen Tourismusprospekt zu gestalten. Geschweige denn, einen über, sagen wir, 500 km hinaus reichenden Radius geltenden Bekanntheitsgrad zu erlangen. Das Übliche halt, was viele Volksschulkinder in ihren Dorfchroniken auch lesen und mitunter lernen müssen: Ausgrabungen zeugen von keltischen Siedlungen, die ca. um 300 v. Christus entstanden. Historisch ist noch nicht einwandfrei geklärt, ob sich der heutige Namen der Stadt aus dem keltischen oder aus dem römischen, zu dessen Gebiet in der Antike James City gehörte, ableitet. Wie in vielen anderen Städten auch, wechselte im Mittelalter der Besitztitel auf diese Siedlung, der die heutige Stadt zugrunde liegt, zwischen den verschiedenen Herzogtümern. Die Grundmauern eines Klosters und einiger Kirchen wurden in dieser Zeit gelegt. Für den Abschnitt der Neuzeit ist vor allem erwähnenswert, dass im Zuge der Gegenreformation sich der Katholizismus James City einverleibte und bis zum heutigen Tage nicht mehr freigab. Der Atheismus konnte in dieser Stadt nicht einmal im Ansatz Fuß fassen, dafür dürfte dies – wie in anderen europäischen urbanen Räumen auch – dem Islam gelingen. Von der Revolution von 1848 - wie auch später von der 1968- blieb James City verschont. So genannte Persönlichkeiten, also Menschen, die aufgrund ihres Wirkens im Bereich der Kunst, der Ökonomie oder der Politik, in die Geschichte eingingen, brachte James City in dieser Zeit nicht hervor. In der Stadt verweist die eine oder andere an den Hauswänden angebrachte Gedenktafel zwar darauf, dass so manche Persönlichkeit in James City übernachtet hatte, wenn es hoch herging, eine kurze Zeit in dieser Stadt verweilte, konkret Prägendes findet man aber nicht. Gleich einem Zeitraffer lässt sich das 20. Jahrhundert bis herauf in die Gegenwart abhandeln: Hitler und somit der Nationalsozialismus fasste auch in James City Fuß und so manches hat bis heute Bestand. Zum einen ist es die typische Architektur der Wohnbauten, die in dieser Zeit errichtet wurden. Diese Bauten dienten vor allem den Arbeitern, dem in der Zwischenkriegszeit verelendeten Proletariat, als Wohnstätte. Im Grunde tun sie das auch heute noch im hohen Maße, wenn zwar diese Begrifflichkeit nicht mehr verwendet wird. Diese Gebäude zeigen sich heute vielfach generalsaniert im neuen Glanz, so wie sich heute der Pauperismus auch nicht mehr in schäbigen Lumpen präsentiert, sondern bei seinen Routinegängen aufs Arbeitsamt und zum Discounter die Camouflage der globalisierten Billig-Labels trägt.

    Von diesen, im Volksmund Hiltler-Bauten genannten, Gebäuden werden einige Stadteile bis heute maßgeblich geprägt. Diese Wohnbauten prägen nicht nur das Erscheinungsbild in einigen Stadtteilen, sie zeichnen auch auf etwas subtile Weise eine Mitverantwortung für einen geistigen Bestand, der vielfach unter der mehr oder weniger dekorierten Fassade schlummert. Frei nach Parsons` Theorem, wonach jede Gesellschaft ein relativ beharrendes, stabiles Gefüge von Elementen sei. Stabilität, dieses Zauberwort, dieser Zufluchtsort war in der Nachkriegszeit für die geschundene Bevölkerung, implizit auch für die sogenannten Täter, die ja meist in Personalunion mit den Gewinnern des Wiederaufbaues standen, ein Synonym für Restauration und Ausschaltung oder wenn nicht möglich, so zumindest deren Minimierung von Antagonismen. Der Wunsch nach Stabilität muss hier natürlich im Sinne einer Multitude gedeutet werden. Ging es doch vorrangig um den Wunsch nach Frieden, Existenzsicherung und Schutz vor Willkür, der mehr oder weniger allen Bevölkerungsgruppen eigen war. Kameradschaftsbünde mit Mitgliedern ohne Kriegserfahrung existierten in diesen Jahren noch nicht. Die Wirklichkeit hatte zumindest in dieser Hinsicht noch keinen Sprung. Kokettierte noch nicht wieder mit dem Abgrund.

    *

    Hier muss ich nicht erst meine produktive Einbildungskraft befragen, um eine musikalische Deutung vorzunehmen. Natürlich hat hier der artifiziellen Rumpel-Blues eines Captain Beefheart und schon gar nicht erst ein für Kleinkinder gedachter Lärm der White Stripes etwas zu suchen. Nein, die Deutung hat zu erfolgen im Sinne eines „Death Letter Blues" von Son House oder eines Blind Willie Johnson, wurde uns von Sam apodiktisch verkündet. Zum wiederholten Male ertappte ich Sam dabei, wie er zu allem und jedem einen Bezug zum Blues herzustellen versuchte. Sam halt endlich die Klappe oder besser, bestell die nächste Runde. Die Klappe wirst du ohnehin nicht halten. Dafür, dass wir uns dieses Geschwätz anhören müssen. Selbst ein Idiot wie du muss doch kapieren, dass solche Analogien zu nichts führen. Recht hat er, dachte ich mir, während der junge Heavy-Metal-Fan weiter auf Sam einredete. Irgendwann im letzten Jahr, bevor ich James City für Jahre verlassen sollte, verirrte er sich an unseren Tisch. Fortwährend versuchte er mit der in dieser Szene anscheinend üblichen Fäkalsprache und aufsetzten sexuellen Anspielungen der Servierkraft gegenüber die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ob seine dünne Mähne damals schon fettig war oder dieses ästhetische Verbrechen erst nach dem kurz darauf erfolgten Abbruch seines Studiums der Betriebswirtschaft begangen wurde, weiß ich nicht mehr. Jedoch in diesem Moment, wo er auf Sam einredete und dieser versuchte, ihn zu ignorieren, fiel es mir auf. Ungut, wohlgemerkt! Brandy, Menschen mit einem solch schlechten Musikgeschmack wie du sind nicht in der Lage, an unserem Tisch Präsenz zu markieren. Auch dann nicht, wenn sie im Stile des weibischen Geschreis dieser Trottelbands laut herumkreischen, kam es Sam beinahe emotionslos über die Lippen. Eingebildeter Idiot, schon einmal etwas von Death Metal gehört? Dabei zeigte Brandy die obligate Pommesgabel oder Devil Horn, wie diese infantile Geste in der Szene genannt wird. Ich hatte beim Anblick dieser lächerlichen Gestik das Gefühl, als versuche er sich damit mit den großen Kräften des Universums zu vereinen. Sam ging nicht darauf ein und setzte seine Rede fort. Dabei sah er weder mich noch jemand anderen an, sondern redete mit dem Blick gerade aus auf die Bar weiter, als würde er eine Seminararbeit vortragen.

    Ich mag diesen Vergleich mit den Süden der USA, konkret mit der dort lebenden schwarzen Bevölkerung, Neger

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