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Geschichten der Nebelwelt: Das verderbte Kloster
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Geschichten der Nebelwelt: Das verderbte Kloster
eBook163 Seiten2 Stunden

Geschichten der Nebelwelt: Das verderbte Kloster

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Über dieses E-Book

Ausgerechnet zu einem großen Fest mit starkem Pilgerandrang wird das Kloster des Heiligen Mittlers von einem großen Unglück heimgesucht, dem niemand Herr zu werden scheint. Doch die Vorsehung schickt einen Dämonenjäger und seine getreuen Weggefährten in die benachbarte Stadt Starograd, damit sie das Übel bekämpfen, genauso wie eine Fremde aus dem fernen Osten. Doch das emporgekommene Böse ist stark und der Erfolg der Unternehmung ungewiss.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum7. Jan. 2018
ISBN9783742756770
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    Buchvorschau

    Geschichten der Nebelwelt - Inga Kozuruba

    Prolog

    Die Abendglocke läutete zum letzten Mal. Lans warf den Blick aus dem kleinen Ausguck zum schweren, wolkenverhangenen Himmel, und seufzte. Er könnte sicherlich ein paar Kupfermünzen gewinnen, wenn er darauf wettete, dass es noch vor dem vollständigen Einbruch der Dunkelheit regnen würde. Nur wollte niemand mehr mit ihm über das Wetter wetten. Die anderen Wachen hatten es satt, dass er immer Recht hatte mit seinen Voraussagen. Er dagegen freute sich über die Gabe des Heiligen Geistes, die ihm zuteil wurde. Für einen Mönch des angesehenen Seher-Ordens hatte sein Glaube allerdings nie gereicht – vor allem hatte ihn das Keuschheitsgelübde viel zu sehr abgeschreckt, er hatte schon immer sehr viel für hübsche Frauen übrig. Aber immerhin hatte er es zu einem Mitglied der Stadtwache gebracht, das schaffte auch nicht jeder, an dem die Erbfolge vorüberging.

    Die Dunkelheit senkte sich schnell über Starogrâd und Lans kümmerte sich zusammen mit weiteren Wachmännern darum, die Nachzügler hinter die schützenden Stadtmauern zu holen, die schweren Tore zu schließen und die Laternen anzuzünden. Danach hieß es vor allem, wachsam zu sein. Es kam immer wieder vor, dass ehrliche Reisende sich auf ihrem Weg verspäteten – und diese musste man natürlich von den Halunken unterscheiden können, die nach Einbruch der Nacht nichts auf den Straßen der Stadt zu suchen hatten. Natürlich brach der Regen genau dann über den Wachen los, als sie mit den Toren hantieren mussten. Die Männer fluchten; nur Lans hielt sich damit zurück. Sie hätten es auch viel schlimmer haben können. Wäre das Wasser früher vom Himmel gefallen, dann hätten sie zu allem Übel auch noch mit dem Schlamm zu kämpfen gehabt. So wurden sie nur etwas nass.

    Wieder unter einem Dach legte sich der Unmut der Männer bald und sie kehrten in den gewohnten Trott zurück: Sie unterhielten sich, ließen die Würfel rollen, warfen immer wieder Blicke hinaus zum Tor oder durch einen Ausguck auf die Straße außerhalb der Stadt. Das alte Kloster auf dem Hügel am Horizont war normalerweise kaum noch zu sehen, abgesehen vom hohen Glockenturm, der bei Nacht stets beleuchtet war und den Gläubigen Hoffnung spenden sollte. Doch seit einigen Wochen war es deutlich heller erleuchtet und stach deutlich gegen den dunklen Himmel hervor. Es hatte kurz nach dem Fest der Verkündigung angefangen, mit dem das Jahr stets begann. Lans hatte das Gefühl, als würde das Glühen mit jeder Nacht zunehmen, wenn auch kaum merklich. Mehr als das: Lans hatte die vollkommene Gewissheit darüber. Er hatte mal zum Vergleich eine Kerzenflamme daneben gehalten, als ihm der Gedanke zum ersten Mal gekommen war, und eine Woche später erneut, und er konnte ganz klar erkennen, dass der Unterschied von diesem gespenstischen Glühen zum Kerzenlicht nicht mehr so stark war wie zuvor. Doch die anderen Wachen spotteten über seine Erkenntnis, er würde nur spinnen, darum sprach er nicht wieder darüber. Er hatte allerdings am Tag zuvor ein weiteres Mal mit dem Licht eine Probe gemacht – und siehe da, der Unterschied war noch einmal geringer geworden. Das war womöglich auch der Grund, warum Lans ein so flaues Gefühl im Magen hatte, als er erneut in Richtung des Klosters blickte.

    Im Verlauf der Nacht erstarkte das Gefühl zusehends, bis Lans sich kurz nach Mitternacht zu fragen begann, ob er sich mit dem Abendessen nicht womöglich doch den Magen verdorben hatte. Wie es sich bald herausstellen sollte, war der Grund nicht das Essen, sondern tatsächlich eine erneute Vorahnung. Etwa eine Stunde nach Mitternacht, als Lans sich nun doch entschieden hatte, seinen längst überfälligen Feierabend anzutreten, hörten die Wachen plötzlich ein fürchterliches Geräusch am Tor. Sie hielten es erst für ein tollwütiges Tier, das sich immer wieder gegen die Absperrung warf - aber dem war nicht so. Denn bald mischte sich ein Heulen darunter, das ganz und gar nicht nach einem Tier klang, wenn auch kaum noch nach einem Menschen. Zumindest waren sie sich allesamt sicher, dass kein Mensch bei Verstand solche Laute von sich geben würde. Angesichts der Vorkommnisse seit dem Fest waren die Männer nervös, nicht zuletzt wegen der vielen Gerüchte im Umlauf, die bisher weder von der Kirche, noch vom Rat der Patrizier zerstreut werden konnten. Sie prüften hastig den Sitz ihrer Rüstungen, griffen nach ihren Waffen und gingen vor wie Hauptmann Forster es ihnen eingetrichtert hatte.

    Zwei postierten sich an beiden Seiten des Tors, bereit einzugreifen, falls es gewalttätig zugehen sollte. Lans entsperrte das Tor und machten sich zusammen mit einem weiteren Wachmann daran, es zu öffnen. Jetzt hatte auch er einen Grund zum Fluchen, denn nun hatten sie Schlamm unter ihren Füßen, und rutschten selbst mehr als das Tor sich bewegte. Dennoch war es ihre Pflicht, der armen Seele da draußen zu helfen, oder aber ihr Leiden zu beenden, falls es zum Schlimmsten kam. Der Lärm würde sonst bald jemanden wecken, und wenn das Ärgernis das nicht wert war, würden die Männer wiederum Ärger bekommen. Doch schließlich ließ das Tor sich öffnen.

    Lans war auf das Schlimmste vorbereitet. Er spürte sein Blut in Wallung, den verlangsamten Ablauf der Zeit, die Aufregung kurz vor einem Kampf. Er war jedoch nicht auf den Anblick des Mannes gefasst, der durch die Toröffnung kam, kaum dass sie groß genug war, einen Menschen durchzulassen. Seine ausgemergelte Gestalt wirkte, als hätte er seit Wochen herumgeirrt, mit zerzaustem Haar und Fetzen statt Kleidung am Leib. Einem Stiefel fehlte die Sohle, der andere hielt wie durch ein Wunder noch zusammen. Der Mann war über und über mit verkrustetem Blut bedeckt – das zumindest teilweise wohl sein eigenes war. Etliche Wunden an seinem Körper waren zu sehen, die ihm wohl erst wenige Tage zuvor zugefügt worden waren. Kaum war der Mann innerhalb der Stadtmauer, fiel er im Schlamm auf die Knie, hob sein Gesicht und die Arme zum Himmel wie im Gebet und begann mit einem irrsinnigen Singsang, der den Männern das Blut in den Adern gefrieren ließ.

    Lans spürte einen Stein inmitten seiner Eingeweide und wusste auf einmal, dass er den Mann schon einmal gesehen hatte. Das war vor einer Woche gewesen. Lans hatte da seinen Wachdienst am Morgen, und er hatte eine Gruppe von Glücksrittern aufbrechen sehen, um die ausgesetzte Belohnung für das Auskundschaften des Zustands des Klosters zu ergattern. Das war, nachdem bereits drei Gruppen verschollen gegangen waren, wie auch die Kuriere der Patrizier und die vielen Pilgergruppen vor ihnen. Jedes Mal, wenn eine Söldnergruppe nicht zurückgekehrt war, hatten die Patrizier die Belohnung erhöht, und inzwischen hatten etliche der Wachen selbst überlegt, ihr Glück zu versuchen. Doch nun wurde Lans klar, dass keiner mehr auch nur einen Fuß in Richtung dieses offensichtlich verfluchten Bauwerks setzen würde.

    Das Geheul des verrückt gewordenen Söldners dauerte an und die Wachen hörten ihm wie gebannt zu. Auch wenn es keine klar erkennbare Melodie war und deutlich mehr als nur ein Klagelaut, schwang etwas in seiner Stimme mit, das sie nicht losließ und ihre Gedanken verwirrte. Zweifellos war etwas Schreckliches im Kloster geschehen, das diesen Mann in den Wahnsinn getrieben hatte. In seinem Heulen und Jaulen lag die Antwort darauf, denn es in Worte zu fassen war er nicht mehr in der Lage. Lans wusste nicht, was seinen Wachgefährten gerade durch den Kopf ging. Er gab sich die größte Mühe, nicht an die Abscheulichkeiten zu denken, die so etwas zur Folge haben könnten. Vermutlich konnte er sich so etwas nicht einmal vorstellen. Er war nur ein einfacher Mann, der zum Glück keinen Krieg und kein größeres Gemetzel miterleben musste - und es auch nicht wollte. Doch die Stimme ließ ihn nicht los, und so stand er zusammen mit den anderen und wurde nass im Regen, der auf sie herab prasselte.

    Einer von Lans' Kollegen hatte die Schreckstarre jedoch schließlich überwunden, und schlug den Irren mit dem Griff seiner Waffe bewusstlos. Der Mann fiel mit dem Gesicht voran in den Schlamm. Lans drehte ihn auf die Seite, damit er nicht erstickte. Dann fiel ihm der Name des Unglückseligen ein: Timeon. Er hatte sich am Abend vor dem Aufbruch damit gebrüstet, dass er einmal die Ehefrau eines Adligen aus Räuberhänden retten konnte, und dass sie sich recht dankbar gezeigt hatte, bevor sie in ihre Ehe zurückgekehrt war. Zugegeben, Timeon war ein stattlicher Bursche gewesen, kein Vergleich zu dem Gespenst, das nun im Dreck vor ihnen lag.

    „Ich bringe ihn zu den Schwestern der Trauer", sagte Lans schließlich, als er seine Stimme wiederfand.

    Die anderen nickten und machten sich eilig daran, das Tor erneut zu schließen. Sie waren offensichtlich froh, dass er sich freiwillig gemeldet hatte, den verdreckten Verrückten fortzubringen. Lans wuchtete Timeons Körper hoch und befand ihn für unerwartet leicht. Er warf sich einen von seinen Armen über die Schulter und machte sich auf den Weg zum Heim der Trauer, wo die Waisenkinder, die Kranken und die Sterbenden landeten und von der Mildtätigkeit der Schwestern zehrten. Sie würden entscheiden müssen, ob Timeon einfach nur ein armer Irrer geworden war, oder ob etwas schlimmeres mit ihm geschehen und jede Hoffnung vergebens war. Auf dem Weg durch die Straßen wurde Lans außerdem klar, dass nun ein Wunder geschehen müsste, um den Orden des Heiligen Rächers davor abzuhalten, das Kloster, die Stadt und jeden einzelnen ihrer Bewohner in Augenschein zu nehmen. Diese Erkenntnis machte ihm noch mehr Angst als das Kloster selbst, das Menschen zu verschlingen schien. Was auch immer dort war, es schien dort zu bleiben. – Die Ordensritter begnügten sich jedoch nicht damit, irgendwo herumzusitzen. Und wenn sie erst einmal irgendwo waren, dann hatte nur ein Heiliger das Glück, ungeschoren davonzukommen. Vielleicht würde sich noch eine Gruppe Abenteurer finden, die rechtzeitig herausfinden würde, was dort auf dem Hügel geschah. Vielleicht könnten sie sogar dem Spuk ein Ende bereiten. Die Belohnung würde jedenfalls am nächsten Morgen mit Sicherheit noch einmal ansteigen. Doch nur ein Fremder ohne Kenntnis der bisherigen Vorkommnisse würde sich noch trauen, dorthin zu reisen. Daran bestand für Lans kein Zweifel.

    Kapitel 1

    Der Regen war nun schon seit einer Woche Gast in Starogrâd. Von kurzen Verschnaufpausen abgesehen, machte er sich überall breit. Manche Keller mussten bereits mit Eimern ausgeschöpft werden. Die Leute waren froh, dass ihre Stadt im Gegensatz zu manchen umliegenden Dörfern nicht vollständig in der Senke lag, wenn auch nicht auf der Höhe des Klosters. Dennoch bestanden die Straßen vor allem aus Matsch; man machte sich Sorgen um den Zustand der Dächer, und die allgemeine Stimmung war sehr gedrückt. An einem solchen Tag wollte niemand gern draußen sein. Und doch kamen am Abend, genau fünf Tage nach Timeons Rückkehr als Wahnsinniger, drei Fremde nach Starogrâd. Sie waren allesamt zu Pferd unterwegs und in Regenumhänge gehüllt, einer von ihnen ungewöhnlich groß, vermutlich ein Nordmann. Sie fragten die Wachen am Tor nach einer Bleibe und zogen schnurstracks zum Gasthaus, nachdem sie ihre Auskunft erhalten hatten. Die Blicke, die die Wachen untereinander austauschten, schienen ihnen entgangen zu sein, oder sie übersahen sie absichtlich. Sie wollten sicherlich auch endlich ins Trockene, an ein warmes Feuer, und ihren Bauch mit heißem Essen füllen und hinterher mit Bier.

    Das Gasthaus, das ihnen genannt wurde, zeigte auf dem Schild einen tanzenden Bären und hieß dementsprechend „Der lustige Bär". Das passte sehr gut zum Vornamen des Wirtes, der Bjarn hieß. Die Männer gaben die Pferde beim Stallburschen ab und überließen sie für einige Kupfermünzen seiner Fürsorge, bevor sie sich ins Innere begaben. Häuser wie diese kannten sie auswändig: Es gab einen großen Schankraum mit einem offenen Feuer und etlichen Tischen, einen Schanktresen, und den Bereich, der zu den Gästezimmern führte. Was ungewöhnlich war – es gab kaum Kundschaft. Bei dem Preis, der inzwischen für Nachrichten vom Kloster des Heiligen Boten ausgesetzt war, müsste diese Gaststätte vor Glücksrittern und Söldnern nur so wimmeln. Doch bis auf einige wenige Stammgäste und ein paar Stadtwachen an einem Tisch in der Ecke waren keine Besucher da. Man sah die Neuankömmlinge jedoch nicht zögern, die sich schnurstracks auf den Weg zum Wirt machten, der hinter dem Tresen aufragte wie ein Fels. Auf dem Weg durch den Raum schoben sie die Kapuzen ihrer Regenmäntel hinter sich, so dass die neugierig gewordenen Leute um sie herum endlich sehen konnten, wen es diesmal und inzwischen wider Erwarten in ihre Stadt verschlagen hatte.

    Der kleinste der drei, wenn auch immer noch von einer angemessenen Größe für einen Mann, gab sich als erster zu erkennen. Er

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