Die Herrscher der Finsternis: Fantasy
Von Silke May
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Über dieses E-Book
Tobin hatte am Vorabend mit seinen Freunden eine Wette abgeschlossen. Derjenige, der sich traute, aus der Feuerhöhle im Schattental den roten Feuerkristall zu holen, würde von jedem zehn Taler bekommen.
Bastian findet auf einem Feldweg einen seltsamen Stein und fühlt sich auf eigenartige Waise von ihm angezogen. Er steckt ihn ein und damit beginnt für ihn ein gefährliches Abenteuer, denn nicht nur die Moorhexe ist hinter diesem Stein her.
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Rezensionen für Die Herrscher der Finsternis
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Buchvorschau
Die Herrscher der Finsternis - Silke May
Torre und der Hexenmeister
Die Sonne versank am Horizont. Die Steinquader, die aus der kahlen Umgebung emporragten, wirkten noch größer und gespenstischer als bei Tageslicht. Aus der trostlosen Wüste nahte Torre. Er war von Kopf bis Fuß in weiße Tücher gehüllt, nur ein kleiner freier Schlitz vor den Augen ermöglichte ihm die Sicht.
Sein Pferd Feuerwind war ein großes und kräftiges Tier. Während Torre zu den Felsen blickte, stieg er langsam ab. Dabei ließ er die Steinquader nicht aus den Augen. Nur zu gut wusste er, dass hinter diesen große Gefahr lauern konnte. Nichts rührte sich, alles war ruhig. Torre lauschte eine Weile in die Stille. Er streichelte seinem Pferd über den Nacken und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich denke, hier können wir übernachten, was meinst du, Feuerwind?«
Torre legte seine weißen Tücher ab. Ein muskulöser junger Mann, dessen Körper von der Sonne tiefbraun war, kam zum Vorschein. Sein Oberkörper war nackt. Er war jetzt nur noch mit einer weißen Leinenhose bekleidet, ein buntes Tuch diente ihm als Gürtel. Sein schwarzes Haar fiel ihm wellig bis zu den Schultern. Er reichte seinem Pferd in einer kleinen Holzschale Wasser und sah ihm zu, wie es trank. Als Nächstes legte er eine Möhre, einen Apfel sowie ein Stück trockenes Brot auf den Boden. Erst danach nahm er auf seiner geknüpften Matte Platz. Nun trank er selbst aus seinem Lederbeutel und aß dazu einen Apfel und etwas Brot. Sein Blick glitt zum Horizont, den er mittlerweile nur noch schemenhaft erkennen konnte. Langsam begann, Torre zu frösteln. Er holte seine Felldecke und hängte sie sich über die Schultern. Auf ein Feuer verzichtete er, weil man es zu weit hätte sehen können. Es dauerte nicht lange und ihm fielen die Augen zu.
Bereits im Halbschlaf flüsterte er seinem Pferd noch zu: »Gute Nacht, Feuerwind«.
Es beruhigte ihn, dass er sich stets auf Feuerwind verlassen konnte. Schließlich hatte er ihn bis jetzt noch vor jeder Gefahr gewarnt, und sie hatten immer rechtzeitig fliehen können.
Am Morgen weckte ihn das Scharren eines Hufs. Torre blinzelte hinüber zu seinem Pferd. Er bemerkte, dass Feuerwind heftig mit dem Kopf nickte, und war sofort hellwach. Worauf wollte er ihn aufmerksam machen?
Er erhob sich und spähte in alle Richtungen, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken.
Jetzt fing Feuerwind an zu schnauben und nickte immer heftiger mit seinem Kopf. Das Scharren des Hufs wurde ebenfalls energischer. Torre packte schnell seine Habseligkeiten zusammen und schwang sich auf den Pferderücken. Die Fluchtrichtung überließ er Feuerwind; schließlich hatte dieser die Gefahr gewittert und wusste, aus welcher Richtung das Unheil drohte. Das Pferd preschte mit seinem Herrn davon.
Erst als sie eine Landschaft erreicht hatten, in der unzählige Steinquader aufragten, wurde es wieder langsamer. Nach einer Weile blieb Feuerwind stehen und Torre glitt von seinem Rücken. Er linste vorsichtig an einem großen Stein vorbei in die Richtung, wo sich ihr Lager befunden hatte. Dort konnte er zunächst nur eine riesige Staubwolke erkennen. Als diese verweht war, wurde eine Gruppe Reiter sichtbar. Torre war froh zu sehen, dass diese in eine andere Richtung davonritten. Er strich Feuerwind über seine Mähne. Sein Hals war ganz nass, und Torre rieb ihn sanft mit einem Leinensack trocken. Dann trank er gierig ein paar große Schlucke Wasser und hing seinen Gedanken nach, während sein Blick in die Ferne schweifte. Ob es ihm gelingen würde, seine Schwester und Samara zu befreien? Er hatte die Tochter des Sultans nie gesehen, ihr Vater hielt sie vor allen Menschen versteckt. Nur Torres Schwester Jaris kannte ihr Gesicht, denn sie war Samaras persönliche Dienerin. Den Schergen des Hexenmeisters Waal war es dennoch gelungen, beide Frauen hinterlistig zu entführen. Der Hexenmeister würde Samara in der Nacht der Mondfinsternis gegen ihren Willen zu seiner Gemahlin machen.
Viele Tage lang hatten die Soldaten des Sultans nach seiner Tochter und ihrer Dienerin gesucht, doch sie waren erfolglos zurückgekehrt.
Die Traurigkeit des Sultans führte dazu, dass er seine Gemächer nicht mehr verließ. Von nun an wussten seine Soldaten aus lauter Langeweile nichts Besseres, als zu trinken und ihren Übermut am Volk auszulassen.
Als Torre von der Entführung erfuhr, hatte er sofort beschlossen, Jaris und Samara zu befreien. Er wusste aber, dass es gefährlich war, sich in das Reich des Hexenmeisters zu begeben. Denn der Hexenmeister war unberechenbar und ständig von vielen seiner treuen Schergen, die den Kampf nicht scheuten, umgeben. Torre trank noch einen Schluck. Dann packte er seine Utensilien wieder ein und weiter ging es in ein unbekanntes Reich. In der Ferne konnte man tiefhängende schwarze Wolken sehen, der Wind legte an Stärke zu. Torre zog seinen weißen Umhang enger um den Körper und tätschelte den Hals von Feuerwind.
»Leider kann ich es dir nicht ersparen, dass wir durch das Tal der Gewitter müssen.«
Feuerwind trabte schneller. Schon bald peitschten Blitze und scharfer Regen auf den Boden und der Sturm zerrte am Sattel, als wollte er Torre vom Pferd reißen. Torre konnte wegen des Regens kaum noch etwas sehen, er schützte seinen Körper vor dem Sturm, indem er sich ganz fest an sein Pferd drückte. Wie immer verließ er sich vollkommen auf sein Reittier. Er nutzte seine Fähigkeit, mit Feuerwind telepathisch in Verbindung zu treten, und übermittelte ihm so gedanklich die Wegrichtung. Nach einer Weile wurde der Wind schwächer und der starke Regen ließ nach. Torre setzte sich wieder aufrecht auf sein Pferd und betrachtete die Umgebung; es war eine wilde, aber schöne Gegend.
Er befand sich in einem grün überwucherten engen Tal mit mächtigen Felsen. Die starken Baumstämme, die teils schief oder gar entwurzelt am Boden lagen, waren bereits mit Moos bedeckt. Hohes saftiges Gras mit viel Farn wuchs neben dem schmalen steinigen Pfad, den sein Pferd entlangtrottete. Torre sog die Luft, die würzig nach frischem Gras und feuchter Erde roch, tief ein. Es war ein gutes Gefühl, nach fast zwei Tagen in der Wüste wieder Natur zu riechen. Er spürte die Feuchtigkeit der Luft in seiner Nase und fühlte sich sehr wohl. Auch Feuerwind wurde langsamer und schnupperte gelegentlich. Torre stieg ab und führte ihn langsam am Zügel weiter. Immer wieder hielt er an, damit Feuerwind das Gras genießen konnte.
»Ist es hier nicht herrlich?«, sagte er zu seinem Pferd und strich ihm über die lange schwarze Mähne.
Feuerwind gab wie zur Bestätigung ein kurzes Schnauben von sich. Bald kamen sie an eine breite Lichtung, die von einem kleinen Bach durchzogen