Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Dimensionen
Dimensionen
Dimensionen
eBook155 Seiten2 Stunden

Dimensionen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

In gar nicht all zu ferner Zukunft: der junge Aaron gerät in ein wissenschaftliches Projekt zu einem Kontakt: von Mikrouniversum zu Makrouniversum. Doch die Wissenschaftler sind nicht die einzigen, die Interesse an den Erkenntnissen daraus haben...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum27. Nov. 2014
ISBN9783738004137
Dimensionen

Ähnlich wie Dimensionen

Ähnliche E-Books

Science-Fiction für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Dimensionen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Dimensionen - Carsten Berger

    0

    Betrachtet man dieses Universum in seiner Gesamtheit, so findet sich ein Gefüge unzähliger Galaxien aus jeweils einigen hundert Millionen Sternensystemen. Einer dieser Sternenhaufen ist die Milchstraße. Sie ist um ein dichtes zentrales Gewebe herum angeordnet, aus dem geschwungene Fortsätze von etwa fünfzigtausend Lichtjahren Länge herausragen. Am inneren Rand eines davon -Licht gelangt von der Mitte dorthin in etwa fünfundzwanzigtausend Jahren- liegt ein System mit einem gelben Fixstern mittlerer Größe als Kern. Um ihn bewegen sich auf elliptischen Bahnen neun kleinere Himmelskörper. Einer von ihnen ist der Planet Erde, der sich vor etwa fünf Milliarden Jahren bildete…

    01 | Hinein

    Heute jedoch verbarg sich fast der gesamte Planet hinter dunkelgrauen, undurchsichtigen Wolkenmassen. Kaum etwas des tiefen Azurblaus seiner Ozeane war zu erkennen, kaum etwas der unz

    ä

    hligen Gr

    ü

    n-T

    ö

    ne der gro

    ß

    en W

    ä

    lder, kaum etwas des hellen Ockers der W

    ü

    sten.

    Nur schemenhaft ließ sich ausmachen, wie unten die dunklen Wolken mächtiger Sturmtiefs aus mehreren Richtungen zu immer neuen Schlachten aufeinander prallten. Immer wieder zuckten Blitze, erhellten zunächst kurz einige obere Atmosphärenschichten, um dann auch schon wie scharf gezackte, gleißend helle Lanzen hinunter zu stoßen. Ihr Weg hinab führte sie durch ein brodelndes Gemisch aus eisigem Regen, Sturm, Finsternis und krachendem Donner.

    Hier auf der sich jetzt gerade der Sonne abwendenden Seite der nördlichen Hemisphäre der Erde lag am Grund des wirbelnden Durcheinanders eine der großen Städte. Streng geometrische Formen aus Stahl, Beton und Glas trotzten den Elementen. Mitunter waren kleine gelbliche Lichtpunkte aus Fenstern im quadratischen Muster der Bauten zu erkennen; sie wirkten wärmer im Vergleich zum gleißend-fahlen Aufscheinen der Blitze. Vereinzelt ließen sich auch bewegte Lichtquellen ausmachen: Verkehrsmittel aller Art schoben sich durch das gewaltige Unwetter eines Freitagabends des Novembers 2109.

    Eine lange, silbrige Transportgleitbahn schwebte auf ihrer exakt geraden Schiene durch eine schmale tiefe Schlucht zwischen den Wolkenkratzer-Riesen. Die Gesichter der Fahrgäste, die aus den hell erleuchteten, großflächigen Panorama-Scheiben heraus blickten, waren kaum freundlicher als das Wetter draußen. Im wohltemperierten, trockenen Inneren waren die Gedanken schon auf das Wochenende gerichtet. Es waren hauptsächlich Pendler, die jetzt auf dem Weg in den Feierabend waren. Die Arbeit war geschafft, die Blicke leer.

    Bis auf das leise, gedämpfte Brummen der Bahn war es fast still, niemand sprach. Nur in einer Ecke zeigte ein holographischer 3D-Projektor halblaut die Nachrichten von der Erde und ihren nächsten Kolonialplaneten. Kleinere Aufstände, Unabhängigkeitsbestrebungen einzelner Planeten, einige Unfälle auf Raumrouten, Klatsch und Tratsch von Prominenten, Sport. Im unteren Bereich erschienen währenddessen in Ziffern die neuesten Steigerungen der Produktionszahlen des Konzerns. Kaum jemand von den Fahrgästen schien den Berichten zu folgen. Normales Tagesgeschehen. Nun zum Wetter: die Abteilung Ozonschichtbetrieb warnt an den nächsten Tagen auf der Erde vor schwacher bis mäßiger UV-Strahlung bei Aufheiterungen. Es folgt die Vorhersage für das Wochenende....

    Ein sehr schlanker Junge von etwa achtzehn Jahren saß unweit des Gerätes. Sein leicht verfilztes, blondes Haar hing bis auf die ersten Anzeichen eines kommenden Bartwuchses herab. Er trug schmutzige, graue Arbeitskleidung und ein verdreckter, ehemals wohl dunkelblau gewesener Rucksack mit defektem Verschluss stand halboffen zu seinen Füßen, seine Hände spielten an einigen herunter hängenden Fransen des Stoffes. Gedankenversunken sah er dabei in die Fensterscheibe, die sein Gesicht spiegelte. Einen Bruchteil eines Moments lang fiel sein Blick auf das Spiegelbild seiner eigenen Augen, dann wandte er sich ab.

    Der 3D-Projektor in der Ecke brachte jetzt leise einen Werbespot: Ein kleines Kind lief über eine sonnenüberströmte Wiese und hielt Blumen in der Hand.

    Der Junge mit dem Rucksack holte seinen Kommunikator heraus und ging seine aktuellen Nachrichten durch. Unter der Überschrift Mahnung wies ihn die Universität darauf hin, dass seine Gebühren für das laufende Semester immer noch ausstünden. Maßnahmen zu seiner Exmatrikulation sollten getroffen werden, wenn der geforderte Betrag nicht binnen zwei Wochen einginge.

    Die Stirn des Jungen legte sich kurz in Falten.

    Weiterhin fand sich nur noch Reklame, die er ungelesen löschte. Kein Hinweis darauf, was ihn heute noch erwarten sollte.

    Er ließ den Kommunikator in die Beintasche seiner Arbeitshose gleiten und seufzte. Seine Augen wanderten wieder zur Scheibe und blickten hinaus in die Dunkelheit.

    Der Junge sah sich verstohlen um, ob jemand zu ihm schaute, hauchte gegen die Scheibe und dann zog die Fingerspitze seines Zeigefingers schnell ein Dreieck, einen Kreis darum und schließlich fügte er noch Strahlen außen darum hinzu.

    Nicht dass der Junge etwas mit den Rebellen zu tun gehabt hätte, deren Zeichen dies war. Es war eher so etwas wie eine Mutprobe. Damals in der Schule war der Konzernbeauftragte wochenlang fast Amok gelaufen, als das Zeichen an einer der Wände der Jungentoilette eingeritzt gefunden worden war. Und das, obwohl niemand wusste, ob die Gerüchte stimmten und die Rebellen tatsächlich existierten.

    Triumphierend lehnte er sich zurück - und blickte direkt in die Augen eines alten Mannes, der schräg voraus saß und sich umgedreht hatte.

    Der Magen des Jungen krampfte sich zusammen und sein Herz raste, als er schnell zu Boden blickte.

    Es blieb still in der Bahn.

    Eine Ewigkeit später wagte er, seinen Blick ein wenig zu heben und sah, dass der Mitfahrende, dessen Haare bereits grau waren, nun wieder wegblickte.

    Er war sich nicht sicher, ob der Alte mitbekommen hatte, was er getan hatte, jedenfalls gab es keinen Aufstand.

    Es schoss ihm kurz durch den Kopf, das Zeichen wegzuwischen, doch eine überhastete Bewegung jetzt würde ihn noch viel mehr verraten. Es würde ohnehin gleich vergehen, wenn sein Hauch an der Scheibe nicht mehr zu sehen sein würde.

    Er war wie eingefroren, nur sein Herz schlug bis zum Hals, während er wartete.

    Aus den Augenwinkeln beobachtete er das Zeichen an der Scheibe. Es verblasste durch die Klimaanlage im Wagen schnell. Schon bald war es nur noch ganz eben zu erkennen. Nur wenn man es wusste.

    Er zählte die Stationen herunter. Die Bahn rauschte hier meistenteils einfach durch, wenn niemand ein- oder aussteigen wollte.

    Dann war es die nächste. Er bewegte seine Hand zum Sensor, um seinen Aussteigewunsch anzuzeigen. Sie zitterte.

    Er stand auf und ging zur Tür des Wagens. Seine Hände nestelten nervös am ausgefransten, verdreckten Trageriemen seines Rucksacks und hoben ihn dann rasch auf den Rücken. Er vermied es, sich nach dem alten Mann umzusehen.

    Ein fast völlig abgefedertes Ruckeln und die Bahn stand. Mit einem leisen Zischen fuhr die Kabinentür auf.

    Er trat mit einigen anderen in das hohe Bahnhofsgebäude aus Glas und Stahl.

    Aus den Augenwinkeln sah er, dass auch der Alte ausgestiegen war. Eine Tür weiter.

    Der Bahnsteig war gut mit Menschen gefüllt.

    Der Junge beschleunigte seinen Schritt.

    Der Alte hielt problemlos mit, schien sogar ein wenig näher zu kommen.

    Der Junge verlangsamte, wich zur Seite, um den Alten auf seinem Weg zum Ausgang vorbei zu lassen, doch auch dieser schien langsamer zu werden.

    Der Junge beschleunigte seine Schritte wieder, tauchte in einer Gruppe Menschen unter und ließ sich von ihnen auf die schmale Rolltreppe mittragen, so dass Abstand zwischen ihm und dem Alten kam und der direkte Blick behindert war.

    Mit der Rolltreppe unten angekommen, scherte der Junge sogleich links aus der Gruppe aus, trat um einen Mauervorsprung herum, lehnte sich dort in einer Nische an die Wand und ließ den Alten mit den weiteren Leuten passieren. Dies geschah ohne weitere Auffälligkeiten und der Junge atmete langsam auf.

    Er blieb noch eine Weile so an die Wand gelehnt und sah dem Strom der Leute zu, die an ihm vorbei strebten. Niemand blickte zurück und ihn an. Wenn er jetzt und hier tot umfiele, würde ihn wahrscheinlich erst das Putzpersonal wahrnehmen und wegräumen.

    Schließlich reihte er sich vorsichtig beobachtend wieder in die zum Ausgang Strebenden ein und der Alte war nirgends mehr zu sehen. So erreichte auch der Junge die hohe, gläserne Vorhalle, in der es nach Sommerwiese roch und künstliche Vogelstimmen zwitscherten. Er trottete langsam hindurch und verließ sie durch die großen Automatik-Türen.

    Aaron, so hieß er, war augenblicklich nass bis auf die Knochen. Seine zerschlissene Kleidung war nicht Wasser abweisend wie die der übrigen Passanten.

    Mühsam trieb er sich gegen Regen und Sturm an. Es triefte nur so aus seinen Haaren, auch in seinen Kragen hinein. Er fröstelte, als das kalte Wasser über seinen Nacken seinen Rücken erreichte. Die Hände tief in den Taschen vergraben und den Kopf zwischen die Schultern gezogen bewegte er sich durch die Straßen, bis er im Schein einer flackernden Straßenlaterne jenes ihm wohlbekannte schwarze Skelett eines Baumes erreichte, an dem jetzt das Wasser herab lief und dessen beiden letzten abgestorbene Äste sich im stürmischen Wind neigten. Eine weiterer der Ast-Arme war heute auf den Gehweg gefallen. Aaron stieg darüber hinweg und steuerte das schützende Vordach des ihm nicht weniger bekannten Wohnblocks dahinter an und legte seine Hand in das Abtastgerät neben der Tür.

    Grund der Verspätung? begrüßte ihn die quäkende Stimme des veralteten elektronischen Hausmeisters prüfend. Überstunden…, murmelte Aaron.

    Die Tür öffnete sich, um ihn einzulassen. Er betrat den Fahrstuhl und dieser fuhr ihn in das 27. Stockwerk. Auf einem blendend neuen Werbebildschirm, der in der verwahrlosten Fahrstuhlkabine angebracht worden war, versprach eine blonde Frau mit tadellosem Lächeln dreizehn Prozent Steigerung der persönlichen Produktivität eines Jeden durch das neue Oxytocin.

    Als er zur Wohnungstür herein war, klang ihm die Stimme seiner Mutter aus der Küche entgegen: Aaron? Sie kam zur Küchentür und hatte das Baby auf dem einen Arm und einen altmodischen Holzlöffel in der anderen Hand, umarmte ihn aber trotzdem irgendwie. Essen ist gleich fertig., sagte sie sanft und es roch lecker.

    Er öffnete seine nasse Jacke und nahm ihr das Baby ab. Auf dem Weg zum Schlafzimmer mit der Wiege kam er am Wohnzimmer vorbei, aus dem der süßliche Gestank von Alkohol drang. Kurz grüßte er hinein, doch sein Stiefvater lag nur auf der Couch und antwortete nicht. Im Schlafzimmer angekommen legte er seine kleine Schwester vorsichtig in die Wiege und deckte sie zu.

    Dann begab er sich in sein eigenes Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und warf seinen Rucksack in Richtung des Dunkels, wo er seinen Schreibtisch vermutete. Mit dem Rücken innen an seine Zimmertür gelehnt schloss er seine Augen und ließ sich an der glatten Oberfläche herunter gleiten. Er atmete tief aus. Leise war das Aufprasseln des Regens an der Fensterscheibe zu hören.

    Eine Ewigkeit später öffnete er die Augen wieder und blickte zum Fenster hin. Das Wasser rann im Halbdunkel daran in dunklen, breiten Strömen herab.

    Plötzlich durchzuckte es ihn und er stürzte in Richtung Schreibtisch.

    Seine

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1