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Im Ost-West-Passat: Geschichten vor und nach der deutschen Wende
Im Ost-West-Passat: Geschichten vor und nach der deutschen Wende
Im Ost-West-Passat: Geschichten vor und nach der deutschen Wende
eBook51 Seiten38 Minuten

Im Ost-West-Passat: Geschichten vor und nach der deutschen Wende

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Über dieses E-Book

Als etwas klarer war, wann nach 25 Jahren Wende die Reste der Mauer fallen werden, wurde das Buch zusammengestellt:
Eine Ärztin und ihr Beifahrer steuern thüringische und hessische Städte an. Schon am ersten Abend geschieht Unerwartetes. In der Fluchtgeschichte "Elke im Ost-West-Passat", die auf wahren Begebenheiten beruht, wird von drei Menschen aus den Jahren in der DDR erzählt. Sie planen und verwerfen, was ihre Sehnsucht nach Reisen und Ferne ausmacht. Obwohl das Leben im Land längst erträglich geworden ist, nagen die Zweifel an ihnen. Die unruhige, ein wenig hysterische Elke, tüchtig in Beruf und Familie, schimpft und klagt über die Verhältnisse; aber schon ihr Dialekt zeigt die fatale Verwurzelung in ihre Heimat. Da taucht ein Kamerad aus dem Segelflugkollektiv ihres Mannes auf, der ehemalige Pilot Kempe, der übergeht einfach sorglos alle Schwierigkeiten in der Republik wie auch in der Liebe. Elkes schwerfälliger, beharrender Ehemann, neigt zu gesundem Widerspruch, wenn die drei braven Staatsbürger sich immer wieder beim Planen und Träumen, westwärts, ostwärts, ereifern. Noch hindert sie ihre Unterschiedlichkeit daran, Realitäten zu schaffen. Der Luftikus Kempe wagt es schließlich, einen Fluchttermin anzusprechen, unterwegs, unter Männern. Bis einer von ihnen sich auf den Weg macht.
In jener Übergangszeit nach 1989 handelt die satirische Erzählung "Ein Shootingstar" von einem Joint Venture mit dem Westen. Im Berichtston einer Reportage wird von einem Vielseitigkeitsreiten erzählt, von Gehorsam, von Orientierungslosigkeit und Verzweiflung. Dabei wird eine sagenhafte Betrügerei in der DDR aufgedeckt.
Das Gedicht "An den Heros" umfasst die 1968er-Wirren und ihre Nachwirkungen, wo die Menschen in ihren Ängsten vor Bomben, Terror und Chaos ihren Ort suchten - nach "'68" geschrieben das wieder aktuelle Thema.
In der abschließenden Geschichte "Hände hoch" wird aus der Kindheit im Dritten Reich und über Jahre in der DDR erzählt, bis zum Ankommen, nun erwachsener, vor den Fassaden der westlichen Welt.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum5. Dez. 2014
ISBN9783738002478
Im Ost-West-Passat: Geschichten vor und nach der deutschen Wende

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    Buchvorschau

    Im Ost-West-Passat - Gert-Peter Merk

    Ost-West-Passat

    1

    Sie rief an und lud ihn ein, mitzufahren zu einem Ärztekongress. Weil Thomas früher in Frankfurt lebte, war er sofort einverstanden, sie zu begleiten. Sie kannten sich flüchtig aus einer Veranstaltung. Aber er hat wenig Geld: Warum nicht bei Frau Doktor einsteigen?

    Auf der Fahrt ist ihm fast zum Erbrechen. Und nun sitzt er neben dieser dürren, stolzen, wortkargen Frau und wird unterwegs den Unterhaltungskünstler geben?

    Die Fahrt beginnt in Ost-Berlin; Treffpunkt an einer Ecke in Friedrichshain. Es scheint die Sonne. Sie fährt, er heute als Beifahrer. Ab und zu erblickt er ihr Profil. Staunend über die etwas unzugängliche, sehr gepflegte großgewachsene Ärztin für Proktologie. Ob nun morgen unter Mastdarm- oder Enddarmsachverständigen, hier fährt sie ungehindert ein flottes Tempo, da noch keine Verkehrs-Verstopfung stattgefunden hat. Sie fahren Jena an – ihre Tochter studiere hier Psychologie. Die Reisenden werden zu einem gemeinsamen Mittagessen erwartet - von früheren Kollegen von ihr. Erst auf dem Weg Richtung Erfurt erzählt sie ihm, wie man sie nach der Wende ganz gemein „abgewickelt" habe, als Direktorin einer Poliklinik in Mecklenburg.

    Er hat fast Mitleid mit ihr, kann es ihr aber nicht sagen, so starr, so selbstbewusst, wie sie neben ihm das Steuer in der Hand hält. Kaum dass sie ihn eines Blickes würdigt. Viel neugieriger waren auf ihn ihre Bekannten während des Essens in Jena. Sie fahren gemütlich weiter durch den Thüringer Wald. Dann, plötzlich, macht Frau Doktor Halt. Sie blickt ihn an:

    „Wollen wir hier übernachten?"

    „Ich war noch nie in der Gegend", antwortet er.

    Es sei ein Ort, in dem sie schon zu Oberarzt-Zeiten Kurzurlaub zu machen pflegte, berichtet sie dem Mann aus Berlin-West.

    Heute liegen hier Schnee und Eis. Sie stapfen ein wenig herum in diesem hübschen Ort Friedrichroda. Sie stakst neben ihm in hohen Absätzen.

    Bald finden sie ein kleineres Hotel, in einem Gässchen. Hier bleiben wir, sagen sich beide. Die Empfangschefin bietet vorhandene Zimmer an; und, ohne auf Thomas zu blicken, tönt Frau Doktor energisch:

     „Ein Doppelzimmer."

     Der Mann möchte vor Schreck versinken: Wie, mit dieser Frau – eine ganze Nacht verbringen?

    Sie packen ihre Taschen und Koffer und gehen, hintereinander, in den ersten Stock. Er setzt entschlossen seine Tasche auf die Betthälfte an der Tür. Unterdessen reißt Frau Doktor das Fenster zum Lüften auf. Mit der Schlafordnung scheint sie einverstanden. Jetzt beginnen sie darüber zu sprechen, wo und wie sie essen gehen werden. Hier jedenfalls nicht.

    Die frisch hereinströmende Luft ist verlockend, hinter den Häusern erhebt sich der Thüringer Wald. Ihm ist nach Volksnähe. In einem einfachen Lokal, schlägt er vor. Einer an der Wand hängenden Speisenkarte ist zu entnehmen, hier in dem kleinen Haus mitten im Zentrum würde es gar nicht billig werden. Also entschließen sie sich, schnell was in der Nähe zu suchen. Sie finden einen Gasthof, ein paar Meter entfernt. Entscheiden sich für Thüringer Klöße, „noch von Hand gerollt".

    Im gemütlichen Gastraum der größere Tisch belegt, von Menschen wie auf einem Betriebsausflug. Leute in ausgelassener Stimmung. Stimmengewirr. Neugierige, freundliche Gesichter, als ihnen serviert wird. Sie hat die Klöße „mit Rehbraten und „mit Croutons bestellt, er vegetarisch „mit Meerrettichsoße".

    Die beiden Reisenden fragen die Gruppe, woher sie kommt.

    Einer jubelt fast: „Von dort, auf der

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