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Café au lait
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eBook349 Seiten4 Stunden

Café au lait

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Über dieses E-Book

Malia Cooper hat sich, nachdem sie ihre große Liebe verloren hat, geschworen, sich nie wieder auf die Liebe einzulassen.
Nun eröffnet sie ihr eigenes Café, um einen Neuanfang zu starten. Dort lernt sie Ethan Wood kennen, der sie vom ersten Augenblick beeindruckt und ihr den Kopf verdreht. Die beiden kommen sich immer näher, aber Malia kann ihre große Liebe nicht vergessen, egal wie sehr sie es versucht.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum24. Juli 2018
ISBN9783742728746
Café au lait

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    Buchvorschau

    Café au lait - Anna Dubiel

    Prolog

    Hand in Hand stehe ich mit einem jungen, schwarzhaarigen Mann an einem Steg. Zusammen sehen wir auf das vor uns liegende Meer und denken über unsere Zukunft nach.

    »Ich möchte auf jeden Fall zwei Kinder haben, am liebsten ein Junge und ein Mädchen. Obwohl mir das auch egal wäre. Hauptsache, es sind zwei. Mit zwei Jahren Unterschied«, erläutert der Schönling schwärmend und drückt mich enger an sich.

    »Und wenn das erste Kind einen Zwilling hat? Was möchtest du dann?«, frage ich kichernd.

    »Dann möchte ich trotzdem noch ein jüngeres Kind.« Ich lächele ihn an, worauf er mir einen sanften Kuss auf meine Lippen gibt. Ich wollte nie Kinder haben, aber für ihn würde ich alles machen.

    »Erstmal müssen wir aber heiraten«, flüstert er sanft in mein Ohr, sodass ich eine Gänsehaut bekomme und mir auf einmal frisch wird, obwohl es mitten im Juli ist. Wir sehen weiter auf das ruhige Meer. Es entspannt mich sehr und lenkt mich von dem Stress der letzten Tage im Café ab. Diese letzten Tage waren wirklich der Horror. Wir hatten viele Gäste und viel zu wenig Arbeitskräfte. Alicia war krank, Emma ebenfalls, demnach war ich alleine mit Marius, Kyle und meiner Mutter. Marius und Kyle hatten in der Küche zu tun, deshalb mussten meine Mutter und ich im Café alles alleine managen. Es war wirklich anstrengend. Zum Glück kam der Schwarzhaarige ab und zu, um uns zu unterstützen. Es hat mir wirklich Spaß gemacht, zusammen mit meinem Freund zu arbeiten.

    Ich lege meinen Kopf auf die Schulter der Person neben mir, versuche, nicht einzuschlafen.

    »Weißt du, wie sehr ich mich schon darauf freue, in einem weißen Kleid vor dir zu stehen? Dich in einem schwarzen Anzug zu sehen, wie du Tränen in den Augen hast, weil ich einfach nur traumhaft, wie eine Prinzessin, aussehe«, träume ich, starre immer noch auf das Meer. Wie ich diesen Anblick liebe. Zusammen mit Ethan, dem Schwarzhaarigen, der neben mir steht.

    »Dann beginnt der Pfarrer mit der Zeremonie und ich kann gar nicht richtig zuhören, weil ich nur auf dich und deine Schönheit achten kann. Du wirst meine ganze Aufmerksamkeit einnehmen, niemand wird mich ablenken können«, spricht Ethan neben mir weiter, ebenfalls verträumt.

    »Wir warten beide sehnsüchtig auf die Stelle wo wir >Ja, ich will< sagen müssen und wo der Pfarrer darauf dann sagt >hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen.< Das wird das Stichwort sein, was uns am Ende für immer zusammen bringt«, fantasiere ich weiter. Ein leises, raues Lachen ertönt von der Person neben mir. Mein Blick schwenkt nach rechts und die Person hat plötzlich keine schwarzen Haare mehr. Sie hat auf einmal blonde Haare, an den Seiten etwas abrasiert. Mir läuft ein Schauer über den Rücken.

    »Mark«, hauche ich ganz leise, kann es gar nicht glauben.

    »Du bist wieder da.« Er lächelt mich einfach nur sanft an und nickt leicht.

    Auf einmal, nachdem ich kurz zwinkere und mich umsehe, merke ich, dass ich nicht mehr am Meer bin. Ich stehe in einem Raum, mit kahlen, weißen Wänden. Es stehen kaum Möbel darin. Er wirkt leer und kalt, nicht gemütlich und warm, wie das Meer.

    Ich sehe mich um, stelle fest, dass ich auf einmal alleine bin und weder Mark noch Ethan bei mir sind. Ich bin alleine, ganz alleine.

    »Mark?! Wo bist du?« Weiter sehe ich mich panisch um. Die Angst kriecht meinen Körper hinauf, mich beinahe ganz in ihren Besitz nimmt.

    »Mark?!«, rufe ich erneut, sichtlich panisch. Ich habe ihn doch gerade erst wieder bekommen und hatte kaum die Möglichkeit, mich mit ihm zu unterhalten oder ihn zu berühren. Er kann doch jetzt nicht einfach wieder verschwinden, ich habe noch so viel mit ihm zu besprechen! Ich muss ihn fragen, wieso er das getan hat, wieso er mich alleine gelassen hat!

    »Mark, wo bist du?« Die Tränen beginnen über meine Wangen zu laufen, als ich nach ihm rufe. Ich schlage die Hände an meine Schläfen, sinke auf meine Knie zusammen, knicke ein.

    »Mark..«, hauche ich verzweifelt, sehe mich weiter um. Mein Blick fällt auf einen Körper, der direkt vor mir liegt. Er ist blond, hat die Haare an den Seiten kurz.

    »Mark! Mark, nein! Nein! Nein! Mark! Mark!«, kreische ich auf, rüttele an dem Körper vor mir, zu dem ich schnell hin gekrabbelt bin.

    »Malia! Malia, wach auf!«, erklingt eine andere Stimme plötzlich und alles wird schwarz.

    1 – Der beste Kaffee der Welt

    Langsam öffne ich die Türen und trete in das kleine Gebäude hinein. Staunend sehe ich mich um, rechts, links, oben, unten, alles. Jeder kleinste Winkel wird genaustens betrachtet. Der Raum, in dem ich stehe, macht einen gemütlichen Eindruck, seine cremefarbenen Wände, die dunklen Fliesen auf dem Boden und die kleinen Sessel und Sofas rund um kleine Kaffeetische verteilt, machen den Anblick komplett.

    Staunend und strahlend streiche ich mit der Hand über das kühle Polster der schwarzen Couch vor mir und schreite langsam, wie eine Prinzessin, durch den Raum.

    »Das ist alles meins.«

    »Du hast dir das alles aufgebaut, Malia.«

    »Endlich habe ich es geschafft«, grinse ich meine Mutter Luana an.

    »Ich bin sehr stolz auf dich, mein Schatz«, erwidert sie und küsst mich während ihrer Umarmung auf die Stirn. Meine Mutter und ich haben bis auf ein paar Streitigkeiten ein sehr gutes Verhältnis zueinander, jedoch erst seit ein paar Jahren. Früher war das ganz und gar nicht der Fall, aber mehr dazu ein anderes Mal.

    Heute ist der Tag, an dem ich endlich mein eigenes Café eröffnen werde. Seit unendlich vielen Monaten arbeite ich bereits daran und heute kann ich es endlich eröffnen.

    Beim Bau, beziehungsweise beim Umbau, gab es einige Probleme, weswegen sich der Eröffnungstermin immer weiter nach hinten verschoben hat. Ursprünglich sollte ich am 09. Januar eröffnen, dann am 09. Februar und heute haben wir den 09. April.

    »Mum, glaubst du, es werden viele Gäste vorbeikommen?«, frage ich sie nervös, während ich an meiner Lippe kaue. Eine schlimme Angewohnheit, die ich von meinem verstorbenen Vater geerbt habe.

    Ich wünsche mir, er wäre heute hier und könnte meinen wahnsinnigen Fortschritt miterleben, doch leider hat man ihn mir vor sechs Jahren genommen, ihn bei einem Autounfall getötet.

    »Bestimmt. Bei den vielen Flyern, die du in der Stadt verteilt hast, kommt bestimmt halb Birmingham.«

    »Witzig, Mum. Ich meine es ernst. Was passiert, wenn keiner kommt und ich in einem Monat schon wieder schließen muss, wie die Vormieter? Mein Café ist kein Starbucks, das sich immer über Wasser halten kann. Ich brauche Kunden, Mum. Ohne Kunden kann ich wieder dicht machen«, erkläre ich ihr und sehe sie verzweifelt an. Bald drehe ich noch durch.

    »Malia, beruhige dich. Du wirst schon ausreichend Kundschaft bekommen, mach dir darüber keine Gedanken«, meint sie sanft, geht zur Theke und nimmt einen Putzlappen aus dem Schränkchen unter der Spüle heraus. Gekonnt wirft sie mir den Lappen zu.

    »Lenk dich ab und fang schon einmal an die Tische zu wischen. In zwei Stunden ist Eröffnung, Malia.«

    Zwei Stunden. In Gedanken gehe ich den schon seit Wochen geplanten Ablauf durch, während ich jeden der braunen Tische abwische und dadurch von der kleinen Staubschicht befreie.

    In einer Stunde kommen Alicia, meine Bedienung, und Marius, mein Koch und Bäcker. Beide habe ich bereits Anfang des Jahres eingestellt, dennoch konnten sie bis heute noch nicht arbeiten, da sich die Eröffnung ja immer wieder verschoben hat. Deswegen habe ich ihnen trotzdem das halbe Gehalt gezahlt, weil ich Angst hatte, ich würde sie verlieren. Ich kenne die beiden bereits seit ein paar Monaten. Nachdem feststand, dass sich der Eröffnungstermin noch etwas verschieben würde, habe ich sowohl Alicia, als auch Marius angerufen und sie gebeten, bei mir zu bleiben. Marius kam das sehr gelegen, denn seine Frau bekam zu der Zeit gerade ihren gemeinsamen Sohn. Bei Alicia brauchte ich etwas länger, um sie überzeugen zu können, aber mit dem Vorschlag, sie könne in der Zeit das halbe Gehalt bekommen, habe ich sie schließlich überreden können. Zum Glück. Vor ein paar Tagen habe ich mich mit ihnen getroffen, um ihnen das Grundprinzip des Cafés zu erklären und, um sie einfach etwas besser kennenzulernen. Bereits nach den ersten zehn Minuten habe ich mich mit ihnen super wohlgefühlt. Ich denke wirklich, dass wir ein tolles Team werden können und dieses Café gemeinsam nach vorne bringen werden. Wenn wir genug Kunden bekommen..

    »Hast du eigentlich schon mal einen Kaffee mit deiner neuen Hightechmaschine gekocht?«, ertönt die Stimme meiner Mutter aus dem Lager und reißt mich damit abrupt aus den Gedanken.

    Ich schüttele nur den Kopf und gehe in die Küche, wo ich für Marius und Alicia eine Art Willkommensgeschenk vorbereitet habe. Ich habe ihnen jeweils einen Cupcake gebacken und die Worte »Willkommen im Café au lait« draufgeschrieben.

    Café au lait. Französisch für Milchkaffee. Meine große Leidenschaft. Wenn man mir einen Milchkaffee hinstellt, würde ich fast alles dafür tun. Genau aus diesem Grund meinte Mum, ich müsste mein eigenes Café eröffnen und es dann auch Milchkaffee nennen. Erst dachte ich, es sei ein Scherz gewesen, aber je mehr ich über ihren Vorschlag nachgedacht habe, desto mehr Gefallen fand ich daran.

    Café au lait.

    »Vor der Tür steht jemand. Vielleicht könntest du ihm deinen ersten Kaffee anbieten, er sieht nett aus«, weist mich meine Mutter auf den jungen Mann vor der Tür hin, als sie aus der Küche hinauskommt und mir zu zwinkert. Ich jedoch verdrehe die Augen. Sie kann es nicht lassen. Jedes Mal versucht sie mich zu verkuppeln, dabei will ich im Moment keine Beziehung und falls das der Fall sein sollte, würde ich mir den Partner selbst aussuchen wollen. Außerdem weiß sie, dass ich im Moment nicht an Männern, im Sinne einer Beziehung, interessiert bin.

    »Wir haben noch geschlossen.« Mehr antworte ich nicht. Mehr brauche ich schließlich nicht zu sagen. Das Café ist noch nicht eröffnet, nicht einmal Marius und Alicia sind hier. Sie werden zwar in den nächsten zehn Minuten kommen, aber ich bin noch nicht soweit. Die Cupcakes stehen noch nicht in der großen Glasglocke, die Cookies liegen noch nicht in der Vitrine, lediglich die Tassen und Teller sind abgewaschen und stehen im Schrank. Gut, die Tische sind ebenfalls gewischt, aber es liegen noch keine Karten auf ihnen.

    »Malia, wenn du Kundschaft haben willst, dann öffnest du jetzt diese verdammte Tür und machst diesem Mann dort einen Kaffee«, befiehlt Mum und sieht mich streng an. Seufzend gebe ich mich geschlagen und begebe mich zur Tür.

    »Ich fahre jetzt nach Hause und ziehe mich für später um. Schaffst du den Rest alleine?«

    Ich nicke einmal und schon verschwindet meine Mutter durch die Hintertür.

    Mit einem Klick ist das Türschloss geöffnet und ich schiebe die Tür zur Seite.

    »Entschuldigung? Kann ich etwas für Sie tun?«, frage ich den Herren vor mir höflich. Etwas ruckartig dreht er sich zu mir um, als hätte ich ihn erschreckt. Seine blauen Augen sehen mich an, sie strahlen beinah und sind wunderschön. Die schwarzen Haare hat er an den Seiten etwas kürzer als oben auf dem Kopf. Er hat eine dieser Frisuren, die ich bei Männern sehr attraktiv finde.

    »Haben Sie denn schon geöffnet?«, erkundigt er sich stirnrunzelnd, auf das Schild mit den Öffnungszeiten zeigend. Seine Stimme klingt rau, aber gleichzeitig auch angenehm sanft.

    »Na ja, eigentlich mache ich erst in ungefähr einer Stunde auf, aber Sie sehen aus, als wären Sie auf der Suche nach einem Kaffee«, erwidere ich lächelnd.

    »Das tue ich tatsächlich, aber eigentlich suche ich eher den besten Kaffee der Welt.«

    »Da scheint heute Ihr Glückstag zu sein, denn zufällig haben wir den besten Kaffee der Welt.«

    »Sie haben doch aber noch gar nicht geöffnet.«

    »Für den besten Kaffee der Welt mache ich gerne eine Ausnahme«, sage ich und der Mann vor mir lächelt.

    »Dann überzeugen Sie mich.« Ich nicke und bitte ihn ins Café.

    Während ich hinter den Tresen trete, sieht er sich um. Seine Anwesenheit macht mich irgendwie nervös. Die Art, wie er sich durch das Café bewegt, so anmutig und bedacht, als wäre er ein Gepard. Dazu dieses Aussehen.

    Zum Glück steht die Kaffeemaschine so, dass ich ihn während des Kaffeezubereitens weiterhin beobachten kann, denke ich. Er trägt eine schwarze Jeanshose, ein weißes Shirt und darüber eine blaue, verwaschene Jeansjacke. Seine Hände hat er in den Hosentaschen versteckt, die Schultern leicht nach oben gezogen.

    Als er sich wieder zu mir dreht und mir dabei zufällig in die Augen sieht, wende ich den Blick schnell ab und starre auf die Kaffeemaschine. Mein Herz schlägt viel schneller als normal und auch mein Gesicht ist auf einmal viel heißer, als wäre es mir peinlich, dass er mich beim Starren erwischt hat.

    »Kann es sein, dass Sie neu eröffnen?«, ertönt seine Stimme wieder.

    »Richtig. Heute ist der erste Tag«, antworte ich stolz. »Zum hier trinken oder mitnehmen?«

    Er sieht auf seine Armbanduhr, beißt sich nebenbei auf die Unterlippe. Gott, sieht das gerade attraktiv aus. Mein Herz schlägt schon wieder schneller als gewöhnlich gegen meine Brust. Ich kenne diesen Kerl noch nicht einmal zehn Minuten, und er löst irgendetwas in mir aus. Etwas, das mir ganz und gar nicht gefällt.

    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich hier hinsetze?«, will er wissen und sieht mir wieder in die Augen.

    Diese blauen Augen sehen mich an, starren beinahe. Ich kann das Funkeln deutlich erkennen und fühle selber, wie ich weiche Knie bekomme.

    »Ä-Ähm, nein. Sie können sich setzen. Solange es Ihnen nichts ausmacht, dass ich nebenbei noch etwas aufräume«, stottere ich. Er soll gehen. Er muss gehen, sonst kann ich mich nicht konzentrieren.

    Wieso hat er diese Wirkung auf mich? Ich kenne ihn doch gar nicht, weiß nicht einmal seinen Namen.

    »Nein, macht es nicht«, sagt er und setzt sich an den Tresen, direkt vor mich. Zum Glück muss ich mich jetzt umdrehen, damit ich eine Tasse aus dem Schrank nehmen kann.

    Er ist mir zu nah. Viel zu nah. Verdammt Malia, schimpfe ich mit mir, du musst dich beruhigen. Er ist nur ein Kunde. Mit leicht zitternden Händen nehme ich eine Tasse aus dem Schrank und drehe mich langsam wieder um. Während ich auf die Kaffeemaschine starre, kann ich aus dem Augenwinkel erkennen, dass er mich wiederum anstarrt. Er scheint jede meiner Bewegungen zu verfolgen und das macht mich nervös. Sehr nervös.

    Dennoch versuche ich, diese Nervosität zu überspielen und mache mich ans Kaffeekochen. Ich muss mich einfach auf die Schritte des Kaffeekochens konzentrieren, dann wird alles gut.

    Erst die Kaffeebohnen in den dafür vorgesehenen Behälter füllen, dann den Deckel drauf. Nun die Tasse unter einen der Ausläufe stellen und den Knopf für einen Kaffee drücken. Die Maschine beginnt, die Bohnen zu zermahlen und langsam läuft der frische Kaffee durch den Auslauf. Der vertraute Geruch des Kaffees erfüllt das Café und ich entspanne mich etwas.

    Ich beobachte die große Maschine und fange ungewollt an zu strahlen. Gerade habe ich das erste Mal Kaffee mit meiner neuen Hightechmaschine gekocht. Ein Rausch des Stolzes fließt durch meinen Körper und ich fühle mich bereit. Bereit dazu, dieses Café zu eröffnen.

    »Ist das Ihr erster Kaffee oder warum stahlen Sie so?«, wundert sich mein erster Kunde. Mein Blick fällt sofort auf ihn und mein Strahlen erlischt.

    »Ich habe gerade das erste Mal mit dieser Maschine Kaffee für einen Kunden gekocht und ich bin sehr stolz drauf. Machen Sie mir das jetzt nicht kaputt«, keife ich ihn vielleicht etwas zu unfreundlich an. Er schmunzelt mich an und fängt an zu schmunzeln.

    »Sie sind nervös.«

    »Bin ich.«  

    »Verraten Sie mir Ihren Namen?«

    Zum Glück ist die Kaffeemaschine in dieser Sekunde fertig und ich kann mich aus dem Bann seiner Augen und Stimme reißen.

    »Brauchen Sie Milch oder Zucker?«, weiche ich seiner Frage nach meinem Namen aus und fange an, Zucker in die runden Behälter zu füllen.

    »Nein, danke«, erwidert er und sieht mich an. Ich nicke nur und stelle ihm die Tasse mit dem frisch gebrühtem Getränk vor sich. Er bedankt sich erneut, nimmt die heiße Tasse in die Hand und nippt einmal daran. Ich versuche währenddessen, mich voll und ganz auf das Befüllen der Zuckerbehälter zu konzentrieren, doch es gelingt mir nicht.

    »Wissen Sie, ich glaube, das ist der beste Kaffee, den ich jemals getrunken habe.« Jetzt muss ich grinsen. »Ich weiß! Wieso sollte ich Sie anlügen? Ich meine, es geht hier schließlich um Kaffee«, erwidere ich schulterzuckend, nehme die Menü-Karten in die Hand und verteile sie auf den Tischen.

    »Malia, tut mir leid, dass ich so spät bin. Charles wollte einfach nicht bei seiner Babysitterin bleiben.« Schwer atmend betritt Marius das Café und sieht sehr gestresst aus.

    »Ich danke Ihnen sehr, mein Lieber. Sie haben mir so eben den Namen dieser wunderschönen Frau verraten«, teilt der Schwarzhaarige, dessen Name mir noch unbekannt ist, meinem Bäcker mit und grinst zu mir herüber. Marius sieht mich etwas verwirrt an, doch ich zucke nur mit den Schultern.

    »Kein Problem, Marius. Du bist nicht viel zu spät, Alicia ist auch noch nicht hier. Aber du kannst gleich mit den Puddingschnecken und den Marzipantörtchen anfangen.«

    Marius nickt schnell und verschwindet in der Küche, macht sich vermutlich, hoffentlich, an die Arbeit.

    »Da ich jetzt Ihren Namen kenne, Malia, finde ich es nur fair, wenn ich Ihnen meinen verrate.« Mittlerweile ist seine Kaffeetasse leer und er ist aufgestanden. Mit langsamen Schritten kommt er auf mich zu und sieht mich gefesselt an.

    Er ist ungefähr einen Kopf größer als ich, was ich erst bemerke, als er direkt vor mir steht. Mein Herz pocht erneut schneller als üblich. So schnell, dass ich Angst habe, er könnte es hören.

    Ich weiß nicht, was es ist, aber dieser Mann hat etwas an sich, was mich unglaublich nervös macht. Viele würden dieses Gefühl vermutlich lieben, ich jedoch fürchte mich davor.

    Jetzt, wo er vielleicht noch fünfzig Zentimeter von mir entfernt ist, kommt seinem Gesicht meinem immer näher. Mir schießen unendlich viele Fragen durch den Kopf.

    Warum macht er das? Will er mich etwa küssen? Wieso tut er das? Er kennt mich doch gar nicht, warum macht er das dann? Was passiert, wenn er mich jetzt küsst? Wie alt ist er überhaupt? Hat er eine Freundin oder Frau? Panik steigt in mir auf.

    Am liebsten würde ich ihm jede einzelne Frage entgegen rufen, aber ich stehe lediglich starr vor ihm, bin wie gelähmt. Käme jetzt ein Hurricane oder sowas ähnliches, wäre ich nicht in der Lage wegzurennen.

    »Aber meinen Namen werde ich Ihnen heute nicht verraten. Ich muss jetzt zur Arbeit. Ein anderes Mal werden Sie ihn erfahren, aber nicht heute. Sie können sich aber sicher sein: einen Stammkunden haben Sie schon mal.« Danach verschwindet er aus dem Café. Völlig perplex bleibe ich auf der Stelle stehen und starre ihm nach.

    2 - Stolz

    Alicia erscheint kurz nachdem der Mann mit den schwarzen Haaren, dessen Namen ich nicht weiß, der selbst aber unbedingt meinen wissen wollte, aus dem Café verschwunden ist. Immer noch stehe ich perplex an derselben Stelle, wo er mich verlassen hat.

    »Erde an Malia. Bist du da?«

    Erst jetzt bemerke ich Marius, der vor mir steht und mir mit der Hand vor meinem Gesicht herumwedelt. Ich schüttele einmal den Kopf, damit sich alle Gedanken wieder ordnen und sehe meinen Mitarbeiter an.

    »Ich bin da. Tut mir leid, was hast du gesagt?«, frage ich nach und sehe ihn an.

    »Wer war denn dieser Kerl? Ich dachte, wir machen erst in einer halben Stunde auf?«, wiederholt er seine Frage, dabei legt er den Kopf leicht schief.

    »Tun wir auch, aber meine Mutter meinte, ich solle ihn reinlassen und ihm einen Kaffee kochen. Er war also mein erster Kunde – warte. Hat er denn bezahlt?« Schnell hechte ich zum Tresen und sehe, dass auf ihm ein fünf Pfund Schein liegt. Ich nehme das Geld in die Hand, um es dann in die große Kasse zu legen. In dem Moment, als ich den Schein zu dem Wechselgeld lege, durchströmt mich erneut ein Rausch des Stolzes. Mein erstes verdientes Geld in diesem Café. Es fühlt sich irreal an, wie ein Traum. Meine Mundwinkel zucken stark nach oben und ich strahle bis über beide Ohren. Ich habe es geschafft. Sie beide wären stolz auf mich, so unfassbar stolz.

    »Was muss noch gemacht werden?«, fragt mich Alicia, nachdem sie die Cookies in die Vitrine gelegt und die frischen Cupcakes von Marius in die Glasglocke gestellt hat.

    »Du könntest die Tische und Stühle draußen schon einmal aufschließen und hinterher die Polster darauf legen.« Alicia nickt, worauf ich ihr den kleinen Schlüssel für die Schlösser, die Tische und Stühle vor Dieben schützen sollen, gebe.

    »Danke übrigens, für den Willkommenscupcake«, grinst sie, bevor sie nach draußen geht. Erneut fange ich an zu lächeln und sehe auf die Uhr. 9.55 Uhr. Fünf Minuten noch. Wo bleibt meine Mutter? Sollte sie nicht schon längst wieder hier sein?

    Wie aufs Stichwort steht sie vor der Tür, trägt eine hellblaue Jeans und eine weiße Bluse dazu. Mum sieht für ihre achtundfünfzig Jahre noch sehr gut aus. Bis auf ein paar Fältchen im Gesicht ist ihre Haut makellos und auch kein Fremder, würde sie niemals auf achtundfünfzig schätzen, eher zehn Jahre jünger.

    »Hat dir der gutaussehende Mann seine Handynummer gegeben?«, fragt sie, als sie auf mich zu kommt.

    »Mum, könntest du bitte aufhören, mich verkuppeln zu wollen? Ich bin noch nicht bereit für eine neue Beziehung und das weißt du selber«, erwidere ich leicht genervt. Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, wie Mum ihre Augen verdreht und sich an den Tresen setzt.

    »Marius, wie weit bist du? Es ist gleich zehn, wir eröffnen in drei Minuten«, teile ich ihm mit und sehe ihn durch die offene Tür an. Er nickt und meint, er sei sofort fertig. Kurz atme ich durch, dann greife ich unter die Theke und nehme die frisch gewaschenen kurzen Schürzen, auch Vorbinder genannt, hervor. Geschickt binde ich sie mir um die Taille, um den kleinen Block, für die Bestellungen, in der Tasche dafür zu verstauen.

    »Malia, ich weiß, dass es dir nach der Sache mit Mark nicht gut ging und das alles sehr schlimm für dich war, aber das ist nun fast vier Jahre her. Ich werde nicht jünger und du auch nicht, außerdem möchte ich Enkelkinder haben«, schmollt Mum.

    »Fang nicht schon wieder damit an, Mum«, stöhne ich. Sie kann dieses Thema nicht lassen und das nervt mich tierisch. Ich kann sie verstehen, natürlich, welche Mutter wünscht sich keine Enkelkinder? Dabei darf sie aber nicht vergessen, was vor vier Jahren mit Mark passiert ist. Allein wenn ich an ihn denke, schmerzt mein Herz und ich werde traurig. So etwas möchte ich auf keinen Fall noch einmal erleben, also lasse ich es lieber ganz mit der Liebe.

    »Draußen sind die ersten Kunden, Malia, du musst raus und das Café endgültig eröffnen. Sogar die Presse ist da!«, quietscht Alicia freudig, als sie wieder herein kommt. Ich reagiere sofort, richte noch einmal meinen Pferdeschwanz und gehe vor die Tür.

    Eine junge Frau mit einer Kamera um den Hals kommt auf mich zu und reicht mir die Hand, die ich freudig schüttele.

    »Sie müssen Malia Cooper sein, richtig?«, fragt sie mit einem übertriebenen Lächeln. Ich nicke.

    »Ja, die bin ich.«

    »Freut mich. Ich bin Mrs. Jones, darf ich ein Bild von Ihnen vor Ihrem Café machen?« Ich nicke wieder und lächle leicht. Sie dirigiert mich etwas näher an die Scheibe, wo man das Logo des Cafés gut lesen kann. Nachdem ich ihren Anforderungen nach richtig stehe, bittet sie mich zu grinsen und schießt darauf zwei, drei Bilder.

    »Super. Wären Sie so freundlich und würden mich etwas in Ihrem Café herumführen? Das würde mir sehr helfen, für den Bericht meine ich.«

    »Klar gerne, folgen Sie mir doch bitte«, stimme ich zu und gehe zurück in das Café. Dort zeige ich ihr alles, die Sessel, Sofas und auch den Tresen. Die Reporterin macht sich nebenbei Notizen, hört mir interessiert zu. Zum Schluss zeige ich ihr die Speisekarte und biete ihr etwas zu trinken an. Sie bestellt einen Latte Macchiato und eine Puddingschnecke.

    Also nehme ich ein Latte Macchiato Glas, stelle es unter die Hightechmaschine und lasse den Latte Macchiato ins Glas laufen. Die Puddingschnecken werden zufälligerweise gerade von Marius in die Vitrine gelegt, sodass ich ihr direkt eine auf den Teller legen kann.

    Nachdem der Latte Macchiato fertig ist, streue ich mit dem kleinen Kakaostreuer ein Herz auf den Milchschaum, stelle das Glas auf eine Untertasse, um sie Mrs. Jones anschließend zusammen mit der Puddingschnecke zu servieren.

    »Lassen Sie es sich schmecken.«

    Mittlerweile ist es 11.00 Uhr und bevor die Reporterin mein Café verlässt, bestellt sie sich noch einen Latte Macchiato zum Mitnehmen und schwärmt, dass es die besten Puddingschnecken wären, die sie jemals gegessen hätte.

    »Ich werde öfter kommen«, sagt sie, als sie hinausgeht.

    Der erste Tag verläuft hervorragend. Es kommen immer wieder ein paar Kunden, nicht zu viele, aber für den ersten Tag bin ich zufrieden.

    Als ich zwischendurch eine freie Minute habe, denke ich an den Mann, der heute Morgen hier im Café saß. Ich frage mich, wann er wohl das nächste Mal

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