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Soantà und Als Paolos Hände reden lernten
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Soantà und Als Paolos Hände reden lernten
eBook119 Seiten1 Stunde

Soantà und Als Paolos Hände reden lernten

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Über dieses E-Book

Als Paolos Hände reden lernten
Als Paolo seine Fähigkeit entdeckt, die Geschichte von Gegenständen mit seinen Händen zu erfühlen, wagt er anfänglich nicht davon zu berichten. Aber es werden zuviele Geschichten und so vertraut er sich seiner Mutter an. Als sie ihn ermuntert auch seinem Vater davon zu erzählen scheint alles einen guten Verlauf zu nehmen. Paolo bedenkt nicht, dass der künftige Bräutigam seiner Schwester, der ungeliebte Madosch, mit Paolos Gabe, ganz eigene Pläne betreibt. Wer wird Paolo in diesem Moment zur Seite stehen? Sein Freund, der naive, kräftige Samsam? Der weise, aber gebrechliche Kamall? Und, wie wird der sensible Junge, all der Geschichten Herr, die seine Hände ihm offenbaren?

Soantà
Als Soantà nahe der Pilgerstadt Lorelia erwacht, ahnt er nicht, welche dramatischen Ereignisse ihn erwarten. Sein Auftrag besteht darin, den Glauben und das Gewissen der Menschen in Lorelia auf ihren Wert zu prüfen. Bevor er die Stadt betritt, trifft er im Armenviertel, vor ihren Mauern, auf die gutmütige Kaufmannstochter Azur. Nach dem Soantà, in ihrer Begleitung, die Stadt betreten und erkundet hat, trifft er auf den Händler Murat. In dessen Dienst lernt Soantà Azurs Vater, die Bevölkerung und Gegebenheit der mittelalterlichen Pilgerstadt kennen. Ehe mit der Ankunft des Königs und einer Handelskarawane die Tragödie beginnt. Wie wird der König sich im keimenden Konflikt der Händler und des Klerus verhalten? Wer wird ihn gewinnen? Und, was kann am Ende Soantà vom Gewissen und Glauben des Menschen berichten?

In den beiden poetischen Erzählungen "Soantà" und "Als Paolos Hände reden lernten" führt uns der Autor in zwei faszinierende und doch gleichsam gegensätzliche Welten. In die Wüstenstadt Lorelia und in das von der Zeit vergessene Südsee-Paradies Tokanata. So unterschiedlich die Landschaften, so unterschiedlich sind auch ihre beiden Protagonisten.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum26. März 2015
ISBN9783738020854
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    Buchvorschau

    Soantà und Als Paolos Hände reden lernten - Peter Georgas-Frey

    Als Paolos Hände reden lernten

    Widmung:

    Meinem Sohn Finn

    und

    meiner Frau Meli

    gewidmet.

    1. Die Entdeckung

    Es war ein ganz durchschnittlicher Tag, als Paolo entdeckte, dass die Dinge ihm ihre Geschichte erzählten, sobald er sie berührte. Anfangs zweifelte er, ob es eine Gabe sei oder ob er sich nur einbilde, dass die Szenen und Ereignisse, die er beim Berühren vor sich sah, wirklich geschehen waren.

    Aber nicht nur, dass die Bilder sich mehrten. Paolo begann nachzufragen und fand, dass alles, was er beim Berühren wie ein Träumender sah, sich ereignet hatte. Dass er tatsächlich fähig war, die Beseelung von Gegenständen und die Vergangenheit von Menschen zu erspüren.

    Eine Geschichte erzählen konnte ihm alles, was er berührte. Einige dieser Geschichten waren für ihn unverständlich. Wenn ihm eine Orange, ein Stück Rinde, eine Kuh eine Geschichte erzählte, so war dies so fern dem Erleben eines Menschenkindes, dass er zwar Bilder empfing, sie für ihn aber keinen Sinn ergaben. Etwas anderes war es, wenn er Gegenstände berührte, die Bezug zu einem Menschen, zum Beispiel zu einem der Bewohner des Dorfes hatten, in dem er lebte. Oder wenn ihm die Dinge Geschichten des Lebens selbst erzählten, über den Ursprung und das Werden des Lebens. Dann waren die Bilder ihm leicht verständlich. Es kam vor, dass er selbst Teil der Geschichte eines Gegenstandes war, dass er sich als Randfigur in der Geschichte einer Gabel, einer Decke oder eines Freundes erlebte.

    Die Befragten, die Paolo heimlich aushorchte, ob seine Visionen richtig waren, wunderten sich über seine Fragen. Und sie wunderten sich besonders, dass ein grade mal Zwölfjähriger auf solche Fragen kam. Aber sie gaben redlich Antwort und so kam Paolo zu einem Ergebnis.

    Paolo verschwieg, fest entschlossen sich nicht lächerlich zu machen, warum er fragte und behielt sein Wissen vorerst für sich.

    Er entdeckte erst nach und nach, dass es sowohl Menschen als auch Gegenstände waren, deren Geschichte er durch Berührung erfuhr. Steine, Bäume oder ein Apfel konnten ihm die Bahn ihres Lebens oder jene lange allen Lebens erzählen. Genauso wie seine Mitmenschen, Freunde, Verwandte oder Mitbewohner des Dorfes.

    Paolo erfuhr den Knabenstreich eines alten Mannes, als er ihm half, einen Baumstamm zu überqueren und ihm dazu die Hand bot. Er sah in seiner Vision dem Altgewordenen plötzlich in ein Knabengesicht. Sah ihn rennen, laut lachen und sich freuen, dass ihnen gelungen war, der Nachbarsfrau heimlich den Maiskuchen zu entlocken. Paolo ließ die Hand los und sah den Alten, zittrig und schwach geworden, und erschrak über die Kraft der Zeit, die Menschen erhob und niederdrückte, sie zerknitterte wie ein welkes Blatt.

    Paolo nahm einen Besen und der erzählte ihm, wie er einst entstanden war. Nämlich aus einem Ast, von einem der ältesten Bäume des Waldes, und aus Stroh, das im letzten Augenblick dem Schicksal, vom Maul eines Büffels zermalmt zu werden, entronnen war. Paolo las einen auffälligen Stein vom Boden und der berichtet ihm aus den ersten Stunden der Erde, als Vulkane und Erdbeben ihr Angesicht gestalteten. Ein Baum erzählte ihm, als er sich an dessen Rinde lehnte, von den Spielen seines Vaters, als der noch ein kleines Kind war und der Baum selbst kaum mehr als ein halbwüchsiger Sprössling. Und als er einen Apfel essen wollte, erfuhr er von ihm den Namen der Biene, die die Blüte, aus welcher der Apfel entstanden war, befruchtet hatte.

    Diese Erlebnisse hatten Zauber und Schrecken zugleich. Große Furcht hatte Paolo vor dem Augenblick, da er vielleicht den Tod eines Menschen oder die Vernichtung eines Gegenstandes durch Berührung vorausahnen konnte. Das war bislang nur eine Sorge, denn Paolo konnte die Vergangenheit betrachten, aber nicht die Zukunft. Doch bis vor einigen Wochen hatte er nicht einmal die Vergangenheit gesehen. Wer wusste, was noch kam?

    Bis zu dem Tag, da er seine Gabe entdeckte, hatte Paolo immer geglaubt, er müsse viel lernen, um die Dinge zu verstehen. Jetzt erfuhr er, dass er sie entdecken und hören konnte, auch ohne Belehrung. Wenn seine Seele nur offen war. Und das war eine sehr schöne Seite seiner neuen Fähigkeit.

    Natürlich erfühlte nicht jede Körperstelle Geschichten. Es wäre das Kind ja nicht zur Ruhe gekommen. Ließ es sich doch nicht leben, ohne irgendetwas auf der Welt zu berühren. Nein, es waren seine Hände, die als Übermittler dienten. In den Wochen nach seiner Entdeckung betrachtete Paolo sehr oft, sehr lange und gründlich seine kindlichen Hände, die noch keine Hornhaut, noch keine Risse oder gar Falten entstellte. Er dachte, dass es zarte Hände waren, die er besaß. Hände zum Beten, zum Streicheln, zum Fühlen und nicht zum wehe tun. Er schätzte und betrachtete sie wie ein neues Spielzeug, das er gut aufheben und recht ausgiebig genießen wollte. Oft konnte er gar nicht anders, als irgendetwas zu berühren, um sich zu vergewissern, dass seine Gabe nicht verloren war, oder um sich zu unterhalten, weil ihn langweilte. Eines Nachts setzte er sich spät, als alle anderen bereits schliefen, allein vor ihre Hütte und betrachtete seine Hände im Sternenlicht und dem hellen Schein eines vollen Mondes. Er hoffte, irgendetwas Besonderes an ihnen zu entdecken, was das Sonnenlicht verbarg. Aber seine Hände blieben, von ihrer jugendlichen Schönheit abgesehen, schlichte Hände.

    Das Dorf, in dem Paolo lebte, lag verborgen in wildem Wuchs von Bäumen und Farnen, vielfarbigen Sträuchern und Büschen. Der liebe Gott neigte ja dazu, Pflanzen, hohe und niedere, zusammenzubauen und dem Menschen durch ein Vielerlei an Formen die Übersicht zu nehmen. Inmitten eines solchen Gottesgartens, inmitten einer großen Insel lag das Dorf. Auf einem von der Menschheit vergessenen oder aus göttlicher Sorge um seine Unschuld verborgenen Eiland, einsam in der tropischen Südsee. Die Insel, welche ihre Bewohner Tokanata nannten, was so viel wie Glückselige Insel bedeutet, hatte sich aus einem gewaltigen Schlot, den ein untermeerischer Vulkan vor Urzeiten ausgestülpt hatte, entwickelt und war über Jahrmillionen nach und nach von verschiedenem Leben besiedelt worden. Sie war von allen Seiten weit mit Meer umgeben. Und es mochte wohl nichts zu ihr gehören, was nicht von Anbeginn zu ihr gehörte. Das Leben auf der Insel war leicht. Es war ganzjährig warm, es gab viele essbare Pflanzen, viel Fisch, reine, gute Quellen und man mochte kaum glauben, dass anderswo Hunger oder Kälte möglich waren.

    Paolo lebte mit seinen Eltern, zwei Schwestern und einem Bruder, der grade neu geboren worden war, in einer großen, hellen Hütte inmitten des Dorfes und alles, was er sich je wünschte, war, das Leben seiner Eltern fortzuführen. Seine beiden Schwestern waren beide älter als er, sechzehn und achtzehn, und bald würden sie das Haus ihrer Eltern verlassen, um das eines Bräutigams zu beziehen. Nono, die Achtzehnjährige, sollte im nächsten Jahr mit Madosch verheiratet werden, und Litau, die Jüngere, hatte wohl einen Verehrer, darüber durfte aber noch nicht offen gesprochen werden.

    Paolos Vater, Rentai, war ein gerechter und wohlmeinender Familienvorstand, der es mit all seinen Kindern gut meinte, aber auch früh darauf achtete, dass sie lernten, den Vorteil des Dorfes zu sehen und sich nicht auf die Sippe zu beschränken. Er war Fischer, wie alle Männer des Dorfes. Nur selten gingen die Männer für einige Tage über die Insel, um Wild zu jagen.

    Paolos Mutter, Sintat, war eine hübsche und warmherzige Frau, die dem Haus und den Kindern ihre eigene Schönheit einhauchte, sodass die Nachbarn und die anderen Kinder gern nach ihr und der Familie sahen.

    Überhaupt war das Dorf eine stolze, schöne, fröhliche, fleißige und ehrbare Gemeinschaft, die wusste, wie sehr der Friede aller am Glück jedes Einzelnen hing und dass man nie würde nachlassen dürfen in dem Bemühen, für Gerechtigkeit und Ausgleich zu sorgen.

    Wenn einem ein Kind starb, so trauerten alle und derjenige durfte, sofern er es wollte, umso inniger die anderen Kinder mit großziehen. Wem die Mutter starb oder der Vater, der fand in allen Männern oder Frauen Ersatz. Die Kinder nannten die älteren Pa, was Vater bedeutete, und die Mütter Ma.

    Es gab im Dorf keinen Hunger. Was gefangen wurde, erhielt die Gemeinschaft zu gleichen Teilen, nur leicht abgestuft zum Vorteil der Kinder. Es gab einen Häuptling, aber dessen Wort wog nur bei Streitigkeiten. Er saß dann der Dorfversammlung vor, bei der abgestimmt wurde, wie die Gemeinschaft einen Streit entschieden haben wollte. Parteilichkeit wurde dabei nicht geduldet. Es war verpönt, jemanden im Vorfeld einer Abstimmung für sich zu gewinnen. Deshalb versuchte es niemand.

    Es würde den Rahmen dieser kleinen Geschichte sprengen, alle vorstellen zu wollen. Denn es waren beinahe vierhundert Menschen. Aber wie immer gibt es einige, die sind für einen bestimmten Zusammenhang wichtiger als andere, und diese vorzustellen, bietet sich dem Erzähler hier an:

    Da war zum einen der alte Kamall. Er gehörte zu den Dorfältesten und war für Paolo ein Ersatzgroßvater, nachdem Paolos Großvater

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