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Menschengöttin, Menschenskind!: 99,9 %
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eBook155 Seiten2 Stunden

Menschengöttin, Menschenskind!: 99,9 %

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Über dieses E-Book

Der Roman aus der Reihe "99,9 %" mit dem Titel "Menschengöttin, Menschenskind!" von Jozi Salzberg spielt im Österreich der Unionsära. Der Zeitraum ist das 20./21. Jahrhundert. Erzählt wird aus der Perspektive von Anni und Gina, die beide den verarmenden 99,9 % der Weltbevölkerung angehören. Die Frage ist, warum all die "Ginas" jahrzehntelang immer mehr für immer weniger Geld arbeiteten, ohne aufzubegehren. Wer aber ist Gina und warum ist sie, wie sie ist. Warum hätte es die selbstbewusste Gina rundweg abgelehnt, als Göttin bezeichnet zu werden und warum akzeptiert sie trotz ihrer demokratischen Gesinnung, Reiche und Mächtige würden die Welt regieren? Diese automatische Unterordnung stört Anni ganz gewaltig. Also fragt sie, was dazu führte und wer davon profitierte. Schon ein kurzes Nachdenken eröffnet Anni ungeahnte Zusammenhänge, erstreckt sich vom Ursprung der Göttinnen, über deren irdische Interpreten und die Reichen und Herrschenden mit deren heimlichem Gott. Während es der arbeitenden Bevölkerung immer schlimmer ergeht, häufen die anderen enormen Reichtum an. Als man glaubt, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, geschieht 2020 (europäischer Zeitrechnung) der Höhepunkt dieser Abwärtsentwicklung...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum9. Feb. 2016
ISBN9783738058420
Menschengöttin, Menschenskind!: 99,9 %

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    Buchvorschau

    Menschengöttin, Menschenskind! - Jozi Salzberg

    99,9 % - Menschengöttin, Menschenskind!

    Anni alias „Sieben, eine der Wiener 99,9-Prozent der 2020er Jahre, führte jahrzehntelang Tagebuch. In diesem anonymisierte sie ihre Freundin Gina mit der Bezeichnung „Tara. Den Namen der hinduistischen und tibetisch-buddhistischen Göttin hatte sie nach der ersten, spontan-euphorischen Wahl bewusst und mit Überzeugung weiter benutzt, ohne dass es Gina jemals geahnt oder erfahren hätte. Hätte diese von der großen Wertschätzung gewusst, sie würde die Ehre weit von sich gewiesen haben, göttliche Eigenschaften verpasst zu bekommen, die doch sicherlich der Göttin viel besser anstehen - jedenfalls Ginas bescheidener Meinung nach. Das hätte sie behauptet, ohne Taras Eigenschaften überhaupt zu kennen. Anni aber kannte ihre Freundin lange und gut genug, um zu wissen, wie sie „tickt". Deswegen behauptet Anni stur und steif, Gina besäße die Paramitas Sanftmut und Geduld, Güte, Großzügigkeit, Fleiß und Rechtschaffenheit sowie Weisheit und noch einige mehr in lupenreiner Form und im Übermaß. Und wie sonst sollte man einen solchen Menschen nennen, wenn nicht Tara!? Diese Person kann doch nur eine Menschengöttin sein, Menschenskind!

    Anders als Anni, die (aus guten Gründen, die sie noch erörtern würde) nie Unterschiede zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen machte, hätte Gina behauptet, ihre Eigenschaften und ihr Aussehen wären die eines „ganz normalen menschlichen Wesens. Wie sieht denn eigentlich eine „Normalo aus? Sieht sie etwa anders aus als ein Über-drüber-Typ, ein Gott, eine Göttin? Anni glaubte das nie. Vielmehr kam sie zu dem Schluss, dass sich jemand mit dieser Selbstbeschreibung, ein Normalo zu sein, bloß unbewusst klein mache. Dass sich jemand selbst im Verhältnis zu Gottheiten erniedrigt, wird zwar als Bescheidenheit gelobt, doch es erklärt nicht das Warum und Woher dieses Verhaltens. Vielleicht ist Bescheidenheit das falsche Wort? Warum meinte Gina, zwischen ihr und einer Göttin oder allgemeiner zwischen einem „Normalo" und den Mächten wäre ein haushoher Unterschied? Warum geht sie automatisch davon aus, die Reichen und Mächtigen regierten die Welt? Woher kommen denn diese anscheinend allgemein akzeptierten Differenzierungen, die Anni so sehr gegen den Strich gehen?

    Was ist denn eigentlich ein „ganz normaler Mensch äußerlich und innerlich? Wie würde jemand Ginas Aussehen beschreiben? Mit Sicherheit fiele es ihm leicht. Gina ist hellhäutig, schwarzhaarig, blauäugig, mittelgroß, mittelschlank, eine Frau mit üppiger Oberweite, weichen Lippen, einladenden Hüften und einem feinen Bäuchlein. Anni würde ergänzen, dass Gina auf trainierten Beinen einer begeisterten Joggerin fest in der Welt stehe, ihre Armmuskeln gut entwickelt seien – trainiert durch die viele körperliche Arbeit, die sie seit mehr als zwei Jahrzehnten leiste – sei es das Tragen ihres Kindes, das Einsortieren von Waren in die Regale des Einkaufszentrums oder das Heben von PatientInnen. Befriedigende Gartenarbeit stählte ihren gesamten Körper. Also ja: In ihrem Aussehen, in den Tätigkeiten und Fähigkeiten unterscheidet sich Gina alias Tara wirklich nicht besonders von anderen „normalen Frauen, die Kinder großziehen und/oder einer bezahlten Beschäftigung nachgehen und vielleicht noch - so wie Gina - mit Gartenarbeit beschäftigt sind. Mag sein, dass Gina in diesem oberflächlichen Sinne ein „ganz normaler" Mensch ist. Für ihre FreundInnen ist sie aber nicht gewöhnlich. Wären sie ihr sonst ein Leben lang treu verbunden? Und blieben Ginas Gefährten und Liebhaber sonst so lange an ihrer Seite? Warum das so ist, kann allerdings nicht mit einem Wort beschrieben werden.

    Ginas Vorzüge treffend zu beschreiben, ist seltsam schwierig. Mit derselben Schwierigkeit schlägt sich jemand herum, der begründen möchte, warum er sich in einen bestimmten Menschen verliebte. Es fehlen demjenigen die richtigen Worte für das Warum, und dem kritischen Zuhörer fehlen die Worte ob der lächerlichen Argumentation. Das liegt daran, dass es fast unmöglich ist, alle Attribute der zu beschreibenden Person stimmig zu verknüpfen. Obwohl sich die Menschen in grundlegenden Verhaltensweisen so sehr ähneln, bleibt zugleich das Individuelle in seiner Wirkung auf das Gesamte kaum fassbar. FreundInnen von Gina würden allerdings übereinstimmend deren Fröhlichkeit, Güte und Stärke, Großzügigkeit und Wahrhaftigkeit lobend erwähnen. Gewissenhaft und fleißig ist sie sowieso. Negative Eigenschaften – sollte es sie geben - interessieren die FreundInnen nicht besonders. Was Fremde vielleicht bemängeln, akzeptieren Freunde ganz selbstverständlich, etwa deswegen, weil es Ihnen lieber ist, von Gina alles Unangenehme undiplomatisch direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen, als Gefahr zu laufen, „auf einer Schleimspur auszurutschen", wie Anni einmal meinte.

    Tatsächlich sind in Gina Widersprüche friedlich, ja harmonisch vereint. Seit jeher erledigt sie ohne viel Murren das, was gerade notwendig ist. Sie ist meistens vernünftig („wenns um etwas geht), häufig ein wenig unvernünftig („wenns lockerer sein darf). Lebenslustig umarmt sie die positiven Chancen und mitfühlend ihre Nächsten – als ihre Nächsten bezeichnet Gina allerdings die Zwei- und auch die Vierbeiner, und das unterscheidet sie von vielen „gewöhnlichen Menschen. Die Fliegen und Gelsen aber klatscht Gina erbarmungslos tot. Dabei ist sie so reaktionsschnell, dass sie so manche Gelse mit der Hand im Flug fängt. Dafür heimste sie schon oft die Bewunderung der weniger erfolgreichen JägerInnen von Plagegeistern ein. Gina fühlte sich deswegen dennoch nie als Übermensch. Wäre sie einer, könnte sie Schicksalsschläge genauso gut abwehren wie Gelsen. Doch leider treffen sie solche Schläge genauso hart wie die anderen Pechvögel. Apropos Schläge - eines ist gänzlich ausgeschlossen: auf die zweite Wange ließe sich Gina niemals schlagen. Es wäre auch obsolet. Sobald Gina bei sich selbst einen groben Fehler erkennt, „rudert sie zurück, entschuldigt sich „ohne scheinheilig herum zu druckseln, denn wer das mache, sei für sie ein Feigling und bei ihr „unten durch. Das gab sie einmal unumwunden zu. Anni versteht diese Haltung vollkommen: Wer mit sich selbst ehrlich ist, verlangt dasselbe von anderen. Gina ist eine überaus starke Frau, ein charakterlich gefestigte Persönlichkeit. Stark ist dieser Mensch aber auch im wörtlichen Sinn. Sie packt zu, wenn „Not am Mann ist. Und sie steht „ihren Mann. Einmal half sie einem Freund, vom 2. Stock einen Vollholz-Kasten zum Transporter zu schleppen. Stufe um Stufe mobilisierte sie all ihre Kraft und schaffte etwas, woran der dritte im Bunde – ein junger Mann namens Markus – kläglich gescheitert war. Dabei hatte Gina damals noch keine anderen Lasten geschleppt und auch nicht Gartenarbeit verrichtet, weil ihre Eltern diese Dinge für sie erledigten. Gewöhnt war sie diese Arbeit wirklich nicht. Die Tragegurte schnitten ihr in das zarte Fleisch der Schulter – einmal rechts, dann links, doch sie biss die Zähne zusammen, stöhnte auf oder brüllte höchstens bei jedem Befehl, den Kasten anzuheben, kurz auf wie eine Löwin, die zum Kampf ansetzt. Ähnlich machte es ihr guter Freund, nur klang sein Aufstöhnen einige Oktaven tiefer. Solch eine Kraft wohnt nur in Menschen mit eisenhartem Willen. Nur sie sind in der Lage, größte Stärke zu mobilisieren. Gina würde sagen „Wo kein Wille, da kein Weg. Wer zaudert, ist ihr suspekt, und sie würde ihn ermutigen, sich zu trauen und sich etwas zuzutrauen. „Probiers einfach!, sagte sie vielleicht, oder aufmunternd „No! Doch perfekt müsse niemand sein, schränkte an dieser Stelle Gina breit grinsend ein. Sie selbst ginge „nicht um die Burg mit ihren Schwächen hausieren. Da müsste sie doch jede kleine Eitelkeit fahren lassen, die doch sonst niemandem weh tue und ihr selbst Spaß mache. „Zelbstzerfleischung sei nicht ihr Ding, sagte sie einmal einem Seminarleiter in einem Selbsterfahrungskurs, der ein wenig die Stimmung auflockern wollte und die TeilnehmerInnen aufforderte, von ihren Schwächen zu erzählen. Nein, so weit würde Gina nicht gehen wollen. Man dürfe sie nicht missverstehen. Letztendlich gab sie – gutmütig wie sie ist – doch noch ihre häufigen Frisörin-Termine und die Liebe zu den Erdbeer-Bomben als höchstpersönliche Schwäche preis - das war es auch schon. Wozu hätte sie ausposaunen sollen, dass sie gerne im Sommer nackt hinter dem Haus auf der Liege in der Sonne lag, dass sie ihre Beine ungern rasierte und Liebhaber bevorzugte, die das mochten. Eigentlich fühlt sich Gina von Lastern beladen, aber die würden schließlich keinem weh tun und daher „Schwamm drüber. Aber um etwas wieder gutzumachen, dazu wäre sie sich nicht zu gut. All das ergibt eine sympathische Mischung, es ist die Marke „Blend Gina", die sehr geliebt wird von Familienmitgliedern, sehr beliebt bei FreundInnen ist und sehr begehrenswert für potentielle Partner.

    Gina ist also eindeutig nicht aus Prinzip „tierisch ernst - das bestätigen ihre Familienangehörigen, FreundInnen, NachbarInnen und ArbeitskollegInnen augenzwinkernd. Doch es bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich „nach der Decke zu strecken, was eine gewisse düstere Ernsthaftigkeit von ihr einfordert, die in schwachen Momenten den Panzer des Frohsinns durchlöchert wie einen Schweizer Käse. „Echte Depression sollte daraus nicht werden, hoffte Gina vornehmlich in den letzten beiden Jahrzehnten mehr als einmal. Manchmal legte sich dennoch dieser dunkle Schleier der Schwermut bleiern auf ihre Seele. Umgehend zwang sie aber ihre Gedanken wieder ins Licht, weil „Trübsal blasen ja doch nichts brächte (wie sie es Anni gegenüber erklärte und dabei trotzig mit der Faust auf den Tisch hieb, dass die Weingläser klirrten). Stattdessen befahl sich Gina in solchen Momenten selbst: „Mundwinkel nach oben!" Und schon sprudelte tief aus den Eingeweiden ein glucksendes Lachen empor, das die ZuhörerInnen stets von neuem für Gina einnahm. Anni beobachtete einmal während einer U-Bahn-Fahrt, wie Ginas Strahlen die anderen Fahrgäste fröhlich stimmte, und ihr umgehend – wenn auch verunsichert - vollkommen Fremde zulächelten.

    Anni weiß, warum Gina über sich selbst lachen kann. Die „Mundwinkel nach oben sind nur ein Teil der Praxis. Dieses Menschenkind verinnerlichte vielmehr den Gedanken, dass sich niemand allzu wichtig nehmen sollte. Das Wissen um die eigene relative Bedeutung für die Menschheit und für diese Welt half Gina stets von Neuem, ihre Tiefs zu überwinden. Sie hätte die Weisheit der Sandkorn-Mensch-Parallele (die nicht von ihr stammt, aber sie wusste nicht zu sagen, von wem), die ihr aber so sehr half, das Leben leicht zu nehmen, gerne allen vermittelt. Ihre Angehörigen, FreundInnen und Bekannten profitierten längst davon. „Mundwinkel nach oben ist auch deren Devise geworden. Allerdings übersahen manche in diesem Zusammenhang die Stelle, wo es um die Bedeutung des Sandkorns ging und beschränkten sich auf den Teil mit dem Menschen, der nur einer von vielen sein sollte. Sie hatten irgendwann den Irrglauben inhaliert, der Mensch wäre die angebliche Krone der Schöpfung. Gina aber fühlt sich als ein Sandkorn. Man könnte überspitzt formulieren, ihre Weisheit beziehe sie aus dem Wissen um dieses Sein. Für Gina heißt es, sich dessen bewusst zu sein, nur ein Wesen unter vielen zu sein. Gerade wegen der Nicht-Beherzigung dieser Weisheit durch die meisten Menschen erwuchs der Welt seit jeher Ungemach, meinte sie einmal. Anni schränkte begütigend ein wenig den Radius des Kreises der Nicht-Weisen ein: Aus der Richtung der sich selbst ungeheuer wichtig nehmenden Menschen (der Reichen, der Mächtigen, der sogenannten Eliten) trafen etliche schwerwiegende Schwierigkeiten die Welt besonders hart. Diese Leute negierten beispielsweise den äußerst qualvollen und tödlich harten „Alltag der Tiere in der Massen-Nutztierzucht oder die zunehmende Verarmung der arbeitenden Bevölkerung, die Verschmutzung der Umgebung von Ölquellen, Fabriken etc., um sich an allem und jedem zu bereichern. Anni suchte – anders als Gina – nach den „wahren Schuldigen für so manche Misere. Sie behauptete, diese Leute würden sich im Hintergrund halten und PolitikerInnen vorschieben, um unerkannt abkassieren zu können. Sie argumentierte, dass KonsumentInnen viel Fleisch nur deswegen kauften, weil billiges Fleisch angeboten wurde. Um immer billigeres anbieten zu können, züchteten die Profiteure unter Qual-Bedingungen etc. Das war nur ein Beispiel, das Anni gerne anführte, um

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