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Jesse
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eBook148 Seiten1 Stunde

Jesse

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Über dieses E-Book

Ein Albtraum für alle Eltern. Das eigene Kind verschwindet plötzlich spurlos. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Der Täter treibt ein skrupelloses Spiel und lässt keine Gelegenheit zum schikanieren und quälen aus. Er will Rache nehmen für das, was ihm der Vater des Mädchens einst angetan hatte und schreckt dabei vor nichts zurück. Nur hat er nicht an alles gedacht.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum25. Aug. 2015
ISBN9783738038040
Jesse

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    Buchvorschau

    Jesse - Conny Walker

    ++Edward++

    17:00Uhr

    Als Pastor der Kirchengemeinde St. Francis musste Edward Carson jede Woche eine neue Predigt verfassen, welche er beim Sonntagsgottesdienst seinen Gemeindemitgliedern weitergab. Meistens nutzte Edward dafür sein Büro im hinteren Teil des Kirchengebäudes. Nur selten saß er dabei in seinem Arbeitszimmer zu Hause, da er dort ständig von seinen Kindern oder von seiner Frau gestört worden war. Manchmal fiel es Edward schwer ein neues Thema für seine Predigt zu finden. In solchen Zeiten dachte er darüber nach, an welchem Punkt er heute im Leben stehen würde, hätte er damals auf seinen Vater gehört und wäre zu den Marines gegangen - freiwillig. Edward hatte sich damals geschworen, sollte er bei dem Auslosverfahren gewählt werden, würde er ein Marine werden, wie sein Vater. Doch sollte es anders laufen, dann würde er seinem Herzen folgen und Theologie studieren. Für Edward kam es so, wie Gott es wollte. Er trat nicht den Marines bei, sondern schrieb sich für das Theologiestudium ein und wurde Pastor.

    Edward hatte seine Entscheidung nie bereut.

    Nach seinem Studium fing Edward Carson als Hilfspastor in der St. Francis Gemeinde in Bakersfield/Kalifornien an, assistierte dem damals amtierenden Reverend. Weitere Jahre später, nach Edwards Hochzeit mit Amy Parker, trat sein Mentor in den Ruhestand und Edward wurde der alleinige Pastor. Mittlerweile haben sie vier Kinder zwischen sechzehn und zehn Jahren, zwei Mädchen und zwei Jungs.

    Edward schrieb den letzten Satz seiner neuen Predigt und speicherte ab. Wie bei all seinen Predigten war er davon überzeugt, diese würde die beste von allen sein. Hoffte auch seine Gemeinde würde dies genauso empfinden. Immerhin hatte er stundenlang daran gearbeitet. Edward setzte seine Lesebrille ab und rieb sich seine müden Augen. Er reckte und streckte sich, löste die Verspannungen aus seiner Schulter und aus seinem Nacken. Dann lehnte er sich entspannt in seinen Arbeitssessel zurück und schloss für einen Moment die Augen.

    Das Läuten seines Telefons holte ihn aus dem Sekundenschlaf. Erst nach dem vierten Klingeln hob er ab.

    „Reverend Carson"

    „Das Essen ist gleich fertig. Wie lange brauchst du noch?" Seine Frau hatte eine sehr liebliche Stimme, Edward konnte ihr stundenlang zuhören.

    „Ich mach mich sofort auf dem Weg, bis gleich. Ich liebe dich." Amy erwiderte die letzten drei Worte. Edward legte auf und zog sich sein Jackett an, packte seinen Laptop unter den Arm und verließ sein Büro. Der Gedanke an die gute Küche von Amy hatte Edwards Hunger auf ein Maximum gesteigert, er wollte nun so schnell wie möglich nach Hause. Deswegen ließ er auch seinen Schatzmeister Lucius Conway, welcher ihm auf dem Flur vor seinem Büro entgegen kam, links liegen, bevor dieser auch nur ein Wort sagen konnte. Edward konnte sich den Grund für seinen Besuch schon vorstellen. Die Kirche brauchte dringend eine neue Glocke, sowie eine neue Halterung für die Glocke. Nur reichte das niedrige Budget der Kirche dafür nicht aus und daher hatte Conway vor Tagen bereits angedeutet, Edward könnte einmal wieder in der Gemeinde Spenden sammeln. Eines von wenigen Dingen, die Edward sehr ungern tat, Menschen um Geld anbetteln.

    Carson rauschte an dem Sechzigjährigen mit Wohlstandsbauch vorbei hinaus ins Freie. Die Sonne ging langsam unter, die Dämmerung setzte ein und trotzdem war es noch sehr schwül. Beim Einsteigen in den Familienvan hatte Edward das Gefühl sich in eine Sauna zu setzen. Die Sonne hatte den Wagen aufgeheizt, das Innere erinnerte ihn an einen Backofen. Er drehte den Zündschlüssel, ließ alle Fenster runter und schaltete die Lüftung auf „Kalt". Sein Haus war zwar nur eine viertel Stunde von der Kirche entfernt, doch die Hitze war fast unerträglich. Edward und seine Familie wohnten im Pfarrhaus der Gemeinde. Das Haus gehörte der Kirche und als Pastor hatte er das Recht darin zu wohnen. Sollte er eines Tages, wenn er zu alt war für seine Arbeit, in Pension gehen, dann würde er mit seiner Frau umziehen müssen, seine Kinder hätten dann bestimmt schon ihre eigenen Familien, jedenfalls hoffte es Edward.

    Er parkte in der Auffahrt vor der Garage. Seine Frau Amy befand sich in der Küche, bereitete das Abendessen vor. Hackbraten mit Gemüse und Salat. Sie begrüßten sich mit einem Kuss auf die Lippen. „Wie war dein Tag?, fragte sie ihn. Edward legte seinen Laptop auf einen freien Platz auf der Küchentheke. „Anstrengend, ich bin froh, dass er vorbei ist. Wo sind die Kinder? Edward gönnte sich einen Apfel aus der Obstschale neben dem Laptop. Amy säuberte den Salat über der Spüle, berichtete die Neuigkeiten des Tages.

    Ihr ältester Sohn, Malcolm, hatte heute die Zusage von zwei renommierten Universitäten erhalten: Harvard u. John Hopkins. Letztere bot ihm ein volles Stipendium an. Malcolms Favorit war allerdings Harvard. Stevens tagelanges Büffeln hatte sich endlich bezahlt gemacht. In seiner letzten Mathematikprüfung schrieb er eine Zwei minus. Somit war seine Fünf im Zeugnis wieder ausgeglichen und seine Versetzung am Ende des Schuljahres nicht mehr gefährdet.

    Amy zerriss die Salatblätter in kleine Stücke und legte sie in eine große Schüssel. Edward genoss seinen Apfel in vollen Zügen. „Was machen die Mädchen?", fragte er mit vollem Mund. Er entsorgte den Rest des Apfels in der Bio Tonne.

    „Linda musste ich heute Hausarrest geben."

    „Was hat sie angestellt?" Er wusch sich die Hände im Becken neben Amy.

    „Obwohl wir es ihr heute Morgen erst verboten hatten, war Linda nach der Schule zu ihrer Freundin gegangen, anstatt sofort nach Hause zu kommen. Sie machte eine Pause. „Ich hatte mit ihr vorhin ein langes Gespräch. Irgendwann hat sie mir dann gestanden, was ihr eigentliches Problem ist.

    „Und das wäre?" Edward trocknete sich die Hände mit einem Küchentuch, warf es in den Müll und sammelte die Zutaten für die Salatsoße zusammen. Amy ließ das Wasser aus der Spüle.

    „Linda ist eifersüchtig auf Jesse. Sie ist davon überzeugt, wir würden Jesse bevorzugt behandeln. Ihr mehr erlauben."

    „Das ist doch völlig absurd, das hast du ihr doch hoffentlich gesagt, oder?"

    „Natürlich. Sie glaubt mir nur nicht. In dem Punkt ist sie völlig stur."

    „Soll ich mal mit ihr reden?"

    „Das würde im Moment nicht viel bringen. Linda hat auf Durchzug geschaltet. Lassen wir ihr etwas Zeit." Steven stürmte die Küche. Seine Freude über die gute Note in Mathematik musste er unbedingt seinem Vater erzählen. Amy kümmerte sich derweil um die Salatsoße. Edward tat vor seinem Sohn so, als würde er zum ersten Mal von der Zwei minus erfahren. Er wollte nicht verraten, dass ihm Amy bereits davon in Kenntnis gesetzt hatte. Steven berichtete haargenau, Aufgabe für Aufgabe, von der Matheprüfung und welche Antworten er gegeben hatte. Edward konnte ihm direkt ansehen, wie stolz er selbst darauf war, wie einfach Mathe doch sein konnte.

    Kurz nach sieben Uhr war das Abendessen fertig. Steven und Linda deckten den Tisch im Esszimmer. Aus der Küche holten sie sechs Teller und Bestecke. „Ihr braucht nur fünf Gedecke, rief Amy ihren Kindern hinterher. „Jesse ist noch bei Jerry, sie wird bei ihm zu Abend essen. Ohne Kommentar verräumte Steven den sechsten Teller und begab sich mit dem Rest ins Esszimmer. Bei Linda verlief es nicht kommentarlos. „Aha, das Prinzesschen darf also wieder auswärts essen, während der Schulwoche. Schon klar." Amy verdrehte nur die Augen und sah Linda genervt hinterher. Edward schwieg ebenfalls. Er schob Lindas Laune auf die aufkeimende Pubertät. Mit ihren dreizehn Jahren wurde es langsam immer schwieriger Linda etwas zu sagen. Er half lieber seiner Frau beim transportieren des Essens.

    Um den Abwasch kümmerten sich Malcolm und Steven. Edward und Amy machten es sich im Wohnzimmer bequem. Edward machte den Fernseher an und zappte durch die Kanäle auf der Suche nach einer passenden Sendung. Sie blieben bei einer Reportage über Lebensmittel und deren ansteigenden Preise hängen. Nach Ende der Sendung sah Amy auf die Uhr. „Es ist schon nach acht Uhr. Wo bleibt Jesse nur? Edward fing wieder an durchzuschalten. Ohne seinen Blick vom Fernseher zu nehmen, gab er seiner Frau eine Antwort. „Wahrscheinlich wollte Jerrys Mutter mal wieder nicht lange rumkochen und ist mit den Beiden irgendwo hingefahren zum Essen. Und du weißt ja, wie lange Bedienungen oft brauchen. Andrea ist ja dabei und sie weiß, dass die Kinder morgen wieder zur Schule müssen. Sie wird schon dafür sorgen, Jesse baldmöglichst nach Hause zu bringen. Amy schien wieder beruhigt zu sein, sie legte ihren Kopf auf seine Schultern und genoss seine Nähe.

    Die Zeit verging. Mittlerweile war es kurz vor neun Uhr. Jesse war noch immer nicht zu Hause. Edward beschloss Jesse auf dem Handy anzurufen. Seine Frau war an seiner Schulter eingeschlafen, behutsam legte er ihren Kopf auf die Sofalehne, damit er aufstehen konnte. In der Küche nahm der das Telefon von der Station und wählte die Nummer. Es läutete lange hin, dann folge ein „Besetzt-Zeichen. Empört starrte er auf den Hörer. Sie hatte ihn weggedrückt. Edward gab nicht auf, versuchte es bei Jerry auf dem Handy – Mailbox. Dasselbe bei Jerrys Mutter. Edward wählte erneut Jesses Nummer, nahm sich vor es solange zu versuchen, bis sie ranging. Dieses Mal aber meldete sich sofort die Mailbox. Sie hatte ihr Handy anscheinend ausgeschaltet. „Was erlaubt sich die eigentlich?

    „Jesse? Edward bemerkte nicht, dass Amy neben ihm stand. Er nickte schließlich. „Erst hat sie mich weggedrückt, jetzt ist ihr Handy aus. Bei Jerry und seiner Mutter hab ich es auch schon versucht. Nur die Mailbox.

    „Fahr zum Haus." Edward hatte dies auch schon geplant, überlegte deshalb nicht lange. Er schnappte sich seine Autoschlüssel, gab seiner Frau einen Kuss und startete los. Die Sonne war längst untergegangen. Edward parkte an der Straße. Das Haus, in dem Jerry mit seiner Mutter wohnte, war dunkel. Es brannte kein Licht. Es stand auch kein Wagen in der Auffahrt. Edward ahnte bereits, dass niemand aufmachen würde, klopfte aber trotzdem an die Haustür. Es rührte sich nichts. Er spähte

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