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Paul drei
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eBook244 Seiten3 Stunden

Paul drei

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Über dieses E-Book

Paul ist ein Arbeiterkind, das in Essen in den 1980er Jahren studiert. Er kommt selbstbestimmt daher, hat das Leben aber nicht im Griff. Ein Freund von ihm wird umgebracht und Paul braucht Hilfe. Mehr Hilfe, als er denkt. Und dann will ein Amerikaner noch sein gesamtes Leben verändern.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum3. Dez. 2012
ISBN9783957035219
Paul drei

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    Buchvorschau

    Paul drei - Peter Stemmler

    ……

    Kapitel I

    1

    Es ist ein heißer aber erträglicher Tag in Muskogee, im schönen Staat Oklahoma. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren, weil das ganze Gebäude durch die Hitze der vergangenen Tage aufgewärmt wurde. Theo Spencer, Inhaber der Aluminiumhütte SpencerAl, ruft seinen Geschäftsführer Eric Walten an, der am anderen Ende des Verwaltungsgebäudes von SpencerAl sitzt: „Eric Walten. „Ich bin´s, Theo. Können wir unsere Wochenbesprechung eine Stunde vorziehen?

    „Ja sicher, ist etwas Besonderes passiert? fragt Eric. „Jein, ich habe die Zahlen schon. Nicht das abgelaufene Quartal macht mir Sorgen, sondern die mittlere und ferne Zukunft. Die Entwicklung am Weltmarkt und unsere fehlenden Aufträge für die nächste Zeit werden zu großen Problemen.

    „Ich habe die Zahlen auch schon durch. Ich kann sofort zu dir ins Büro kommen."

    „Ja, gib mir noch 5 Minuten."

    ♣♣♣♣♣

    „Das ist doch sehr schön, das werde ich sofort dem Chef durchgeben. Interessante Neuigkeiten für unseren Auftraggeber."

    „Ja, tu das. Aber wir hätten auch eine Wanze im Büro von dem Alten anbringen sollen. Jetzt kriegen wir wieder nicht mit, was die beiden aushecken."

    „Wir konnten ja nicht wissen, dass die öfter bei dem zusammen sitzen, aber wir bekommen auch so alle wichtigen Informationen."

    ♣♣♣♣♣

    Jeden Montagmorgen um 10:00 Uhr besprechen Theo Spencer und Eric Walten die Lage und die Aufgaben für die nächsten Tage. Auch an diesem 02. Juli 1984, wenn auch eine Stunde eher als sonst und wie immer in Theos Büro. Eigentlich heißt der Geschäftsführer Dr. Eric Walten, aber er führt den Titel nicht. Theos Raum ist eher eine Art Bibliothek mit einem kleinen Schreibtisch als ein Büro.

    Obschon Theo im August 76 Jahre alt wird, ist er immer noch 50 Stunden pro Woche in diesem Raum, und weil er diese sterilen Büros mit Möbeln in lichtgrau mit Linoleumböden und Glas ringsherum zutiefst hasst, hat er sich sein Chefoffice so gemütlich eingerichtet, dass es nicht nach Arbeit aussieht. Ringsherum stehen Regale mit Büchern, die er alle gelesen hat. Bei den meisten ragen kleine Zettel heraus. Hiermit kann er wichtige Stellen in den Büchern schneller wiederfinden. Egal, ob es ein interessanter wissenschaftlicher Grundsatz oder ein witziges Zitat ist. Nur die eine Seite des Raums mit dem großen Fenster ist frei von Büchern. Dort steht er nun mit seinem Freund Eric Walten, den er als Praktikant vor 26 Jahren eingestellt hat. Eric war gerade 16 Jahre geworden und vor seinem letzten Jahr in der High School, als sein Vater starb und er sich einen Job für die Sommerferien suchte. Theo erkannte Erics Potential sofort. Alleine seine äußere Erscheinung: Ein 2 Meter großer Basketballer mit einer festen Stimme und einem Auftreten, das freundlich, zurückhaltend und trotzdem selbstbewusst erschien. Theo war sich sicher, dass sich Eric seines Auftretens noch nicht voll bewusst war, aber das würde kommen. Und wenn es soweit war, wollte Theo da sein und dafür sorgen, dass die Macht, die Eric über andere ausüben konnte, nicht zu einer Arroganz auswachsen würde. Theo kannte Erics Vater Simon, der für ihn seit 1950 im Salzbergwerk SpencerSalt in Taft gearbeitet hat. Auch bei über 400 Mitarbeitern lässt es Theo sich bis heute nicht nehmen, alle Mitarbeiter, vom Praktikanten bis zum Abteilungsleiter, vor der Einstellung persönlich kennenzulernen. Hierbei war und ist ihm der Mensch und sein soziales Umfeld immer wichtiger als eine formale berufliche Qualifikation.

    Daher wusste Theo, dass Eric aus einer ehrlich arbeitenden Familie kam, die den Grundsatz hat: ´Unsere Kinder sollten es besser haben´. Simon kämpfte in beiden Weltkriegen als Soldat in Deutschland und Frankreich und arbeitete trotz seines steifen linken Beins genauso hart unter Tage wie seine Kumpel. Theo arrangierte ein Stipendium für Eric an der University of Tulsa, das ca. 50 Meilen von Muskogee entfernt liegt. Von seinem Gönner wusste Eric jedoch nichts. Da er in den Studienferien arbeiten musste, um seine Mutter und seine kleine Schwester finanziell zu unterstützen, kam ihm das Angebot von SpencerAl entgegen. Hier verdiente er mehr als seine Studienkollegen, bekam vergleichsweise verantwortungsvolle Aufgaben und konnte zu Hause bei seiner Familie wohnen. Dass er nach dem Studienabschluss bei SpencerAl arbeiten wollte, stand für ihn außer Frage. Erics Karriere im Unternehmen verlief steil, was seinen Qualitäten geschuldet war. Bei seinem Aufstieg hatte er mehrere Kollegen überholt, die ihm das übel nahmen, jedoch einsehen mussten, dass er auf dem Posten besser war, als sie selbst. Bis zu dem Zeitpunkt, als er mit 32 Geschäftsführer wurde, gab es nur zwei Vorkommnisse, in denen die Beziehung zwischen Eric und Theo privat wurde.

    Beim ersten Mal ging es um eine Beziehung zwischen Eric und Helen, einer Mitarbeiterin in der Finanzabteilung. Theo hatte den Eindruck gewonnen, dass Eric seine Position ausnutzte, um Helen zu gewinnen und hatte ihm schwere Vorhaltungen gemacht, insbesondere weil er auf dieser Ebene Liebesbeziehungen für kontraproduktiv für das Unternehmen hielt. Eric hörte sich die Tirade ausdruckslos an, entschuldigte sich, nachdem Theo fertig war und vereinbarte einen Termin für den nächsten Morgen.

    Um 8:00 Uhr stand er gemeinsam mit Helen im Chefoffice. Helen überreichte Theo wortlos einen Umschlag mit einem Schriftstück mit der Aufschrift Kündigung. Als Theo das Papier herauszog, wurde er blass und unfähig etwas zu sagen, denn auch Eric hielt einen Umschlag in seiner Hand. Eric zögerte mit der Übergabe. Einerseits, weil er den Moment genießen wollte, andererseits, weil er Theo die Möglichkeit geben wollte, etwas zu sagen. Als dieser sich nicht äußerte, übergab Eric ihm den Umschlag mit der Einladung zur Hochzeit für den übernächsten Samstag. Langsam bekam Theos Gesicht wieder Farbe und er drückte beide so herzlich, wie die es von ihm nicht erwartet hätten. Sie waren so überrascht und hatten Theo diese Regung nicht zugetraut, da die größte Form der Herzlichkeit in der Firma ein kräftiger Handschlag war.

    Bei der zweiten Geschichte ging es um Erics Cousin John, der beim Scheckbetrug erwischt wurde und dessen Frau nun mit zwei kleinen Kindern auf der Straße stand. Die Familie konnte Eric vorübergehend bei sich aufnehmen, aber eine mehrjährige Strafe stand John bevor. Wenn er einen anderen Weg gesehen hätte, wäre er nie auf die Idee gekommen, Theo um Hilfe zu bitten. Theo erklärte ihm nochmals den Grundsatz: „Familie in der Firma bringt immer Schwierigkeiten", sagte aber zu, mal zu schauen, was er machen kann.

    Keine zwei Wochen später waren die Geschädigten großzügig ausbezahlt worden. Das Gericht hatte nach der Stellung einer Kaution und unter der Auflage eines festen Wohnsitzes und einer Arbeitsstätte John auf freien Fuß gesetzt. Theo hatte die Familie in dem alten Verwaltungsgebäude seines vor zwei Jahren geschlossenen Salzbergwerks untergebracht und John wurde eine Art Firmenverwalter, dessen wichtigste Aufgabe darin bestand, die Schachtanlage mit dem Förderturm funktionstüchtig zu halten.

    Von da an wusste Eric, dass Theo nicht nur sein Förderer, sondern auch sein väterlicher Freund war, der selber leider keine Kinder hatte.

    Beide schauen aus dem zweiten Stock auf das Firmengelände und die beiden 500 m langen Produktionsgebäude. Einige Zeit vergeht, ohne dass ein Wort gesprochen wird. Erst nachdem Pamela, Theos Sekretärin, den Tee gebracht hat und Theo ein leises „Danke, Pam herausbringt, beginnt Eric: „Was ist heute mit dir los, Theo? Du bist so still und es macht den Eindruck, als wärst Du ganz woanders. Wir haben nun ein sehr erfolgreiches Jahr hinter uns, die Quartalszahlen sind hervorragend und Du bist noch ernster als in den schlimmsten Zeiten der beiden Energiekrisen. Willst Du mir vielleicht sagen, was mit dir los ist?

    „Es macht mir Sorgen, wie sich der Strompreis und der Preis für Reinaluminium bewegen. Strom wird wahrscheinlich Ende des Jahres, spätestens im nächsten Jahr wieder viel teurer, weil die Nachfrage nach Strom in Oklahoma und Arkansas immer noch schneller ansteigt, als neue Kraftwerke entstehen und obschon der Bedarf an Aluminium weiter ungebremst steigt, wird das Angebot noch viel größer. China, Brasilien und Australien werden in diesem Jahrzehnt ihre Produktion verdreifachen, Indien, Russland und Bahrain werden verdoppeln. 1990 werden wir gesamt bei ca. 20 Millionen t Jahresproduktion sein, 5 Millionen t mehr als heute. Es entstehen immer mehr Hütten in Ländern, die viel preiswerter produzieren können als wir. Die Quartalszahlen sind wichtig und es ist richtig, dass wir seit über einem Jahr schwarze Zahlen schreiben. Dafür haben wir vor drei Jahren einiges investiert und verändert, aber ich sehe mittelfristig die nächste Krise auf uns zukommen. Theo atmet tief durch. „Das muss nicht unbedingt so kommen, entgegnet Eric, „aber wir sollten nicht bis zur nächsten Krise warten und dann erst reagieren."

    „Leichter gesagt als getan, brummt Theo, „bei der Belastbarkeit unserer Mitarbeiter sind wir schon an der Grenze, du hast doch unseren Personalleiter gehört: Seit wir das Personal reduziert haben, ist in den letzten beiden Jahren der Krankenstand um 10 % gestiegen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir da am richtigen Ende sparen. Immerhin machen die Personalkosten nur 1/20 unserer Produktionskosten aus.

    „Was uns eigentlich geholfen hat, ist die Optimierung im Produktionsprozess und die damit verbundene Reduzierung des Stromverbrauchs um 20 % und der gestiegene Weltmarktpreis."

    „Eric, wir brauchen Aufträge. Wir haben noch einiges auf Halde und nur noch Aufträge für 3 Monate. Wenn nicht bald was kommt, bekommen wir bald Probleme. Wir haben wegen der Umstrukturierungen noch erhebliche Verpflichtungen. Auch, wenn mir das Geld nicht so wichtig ist, möchte ich mit Hannah nicht in zwei Jahren mittellos dastehen. Zudem kenne ich jeden unserer Mitarbeiter, oft die gesamte Familie. Diese Menschen und ganz Muskogee hängen an der Hütte. Wir dürfen einfach nicht versagen", beschwört Theo seinen Freund.

    Nach einer kurzen Pause bemerkt Eric: „Das mit den Aufträgen sehe ich nicht so schlimm. Wir haben einige Anfragen für kleinere Mengen und zwei Verhandlungen, wo es um große Umfänge geht. Aber du hast recht, was die Preise für Strom und Aluminium angeht. Hier habe ich ähnliche Befürchtungen. Wir sollten uns etwas einfallen lassen. In der letzten Krise haben wir das einzig Richtige getan, als wir beide eine Woche zum Angeln in deine Hütte am Taft Lake oberhalb vom Salzbergwerk gefahren sind. Wir sind nicht nervös geworden, haben analysiert, gestritten und gemeinsam die Lösungen gefunden. Vielleicht sollten wir das in diesem Herbst wieder machen, obschon wir dann ziemlich sicher noch nicht in Schwierigkeiten sind. Was hältst Du davon?"

    „Das ist eine hervorragende Idee, lass uns gleich einen Termin ausmachen. Schau mal, was bei dir in der letzten Septemberwoche los ist, wenn du wieder in deinem Büro bist."

    Damit hat Theo eigentlich das Ende des Gesprächs eingeläutet, aber auf dem Weg zur Tür fällt Eric noch auf, dass etwas nicht stimmte: „Aber das ist doch nicht alles, was dich beschäftigt, oder? Wegen der Probleme, die in ein oder zwei Jahren möglicherweise auf uns zukommen, bist du doch nicht so in dich gekehrt. Willst du mir nicht sagen, was du auf dem Herzen hast?"

    Theo ist immer wieder überrascht und erfreut, wir sehr Eric die Stimmungen von Menschen richtig einschätzen kann. Er lächelt etwas gekünzelt: „Mit meinem Herzen hat es wirklich zu tun. Am Samstag hatte ich wieder einmal Schmerzen im Brustkorb."

    „Wieder einmal?, Erics Stimme überschlägt sich, „wieso weiß ich nichts davon?

    „Kleinere Herzrhythmusstörungen habe ich schon seit 15 Jahren. Diese werden seitdem medikamentös behandelt und ich hatte bis letzten Samstag keine Probleme. Doc Stuart war direkt am Samstag bei mir und hat mir ein neues Medikament verschrieben. Wenn ich keinen Alkohol trinke, wobei ein Glas Rotwein pro Tag erlaubt wäre, meint er, würde ich 100 werden, wenn ich die Tabletten immer nehme und nicht mit dem Rauchen anfange."

    „Das ist ja beruhigend, trotzdem hätte ich es gerne gewusst, ich muss mal ein ernstes Wort mit deiner Frau wechseln. „Hannah kann nichts dafür, nachdem Doc Stuart weg und alles wieder in Ordnung war, habe ich sie gebeten, dich nicht anzurufen, sie hatte den Hörer schon in der Hand. Ich musste ihr versprechen, es dir heute zu sagen. Auch sie war der Meinung, dass du ein Recht hast, es zu erfahren. „Hannah ist eine kluge Frau."

    Theo ringt mit sich, ob er Eric wirklich alles erzählen soll, entscheidet sich aber dagegen. Fünf Minuten später ruft Eric an, um die letzte Septemberwoche zu bestätigen. Gerade als Eric auflegen will, hört er noch ein leises „Eric, ich habe dir noch nicht alles erzählt. Eine Pause entsteht, bis Theo fortfährt: „Hast du heute Abend Zeit, ich möchte mit dir und Hannah sprechen?

    „Wenn dir 20:15 bis 20:30 Uhr recht ist, ich hole montags Patric immer vom Basketballtraining in Tulsa um 19:30 Uhr ab, aber um halb neun bin ich spätestens bei euch."

    2

    Wie immer, öffnet Hannah die Tür, nachdem es geläutet hat und wie immer, drückt sie Eric als wäre er ihr Sohn. „Komm herein, schön, dass du mich mal wieder besuchst", sagt sie.

    Eric schämt sich ein wenig: „Ja, es ist schon eine Weile her. „Macht nichts, gehe schon einmal durch, Theo sitzt schon im Wohnzimmer, ich komme gleich mit ein paar Sandwiches nach. Ich weiß ja, dass du am Montagabend immer im Auto sitzt und keine Zeit für ein Abendessen hast.

    Als Eric ins Wohnzimmer kommt, sitzt Theo in seinem Sessel und liest ein Buch, schaut aber augenblicklich über seine Lesebrille hoch und klappt das Buch zu:

    „Na, du bist früh, hattest wohl wieder freie Fahrt von Tulsa. „Ja, es war angenehm und Patric hatte eine tolle Überraschung: er hat eine Einladung zum Lehrgang der Landesbesten in Oklahoma City.

    „Das ist ja toll. Das Talent hat er wohl vom Vater, der auch als Basketballer hätte Karriere machen können."

    „Ja, aber er hat mehr dieses Sieger-Gen im Bereich Sport als ich es hatte. Das hat er wohl von Helen mitbekommen. Aber nun zu dir, alter Mann, wo brennt es denn?"

    Theo weiß nicht, wie er anfangen soll. Er hat den Eindruck, er würde Eric verraten.

    Während Hannah mit den Schnittchen kommt und Eric sich gleich zwei Brote nimmt, scheint Theo noch ein wenig mehr in dem Sessel zu versinken. Eric hört unwillkürlich auf zu essen und fragt: „Es ist doch nichts Schlimmes?"

    „Nein", sagt Theo kleinlaut „aber es ist eine längere Geschichte. Komm, Hannah, setz dich bitte hin, damit ich es endlich hinter mich bringe – wie du ja weißt, haben Hannah und ich vor ziemlich genau 50 Jahren, um genau zu sein, am letzten Samstag vor 50 Jahren Deutschland verlassen. Hannah musste raus, weil sie Jüdin ist und ich hasste die Nazis sowieso und wollte nach Amerika.

    Hannah hat Jahrzehnte nach Verwandten in der ganzen Welt gesucht, aber die Nazis haben alle Mitglieder der Familie Adler umgebracht, mit denen Hannah irgendwie verwandt war. Als du mich mal fragtest, das muss schon fast 20 Jahre her sein, habe ich dir gesagt, dass es keine Verwandten mehr in Deutschland gibt und für mich war es auch so. Aber das war nicht die ganze Wahrheit, ich hatte einen älteren Bruder und meinen Vater. Beide lebten 1934 noch, als ich Deutschland verließ. Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben und mein Vater gab mir immer die Schuld dafür. Wie du dir vorstellen kannst, hatte ich nicht das beste Verhältnis zu meinem Vater, ich konnte ihm nie etwas recht machen, ich war immer das schwarze Schaf der Familie, aber meinen Bruder habe ich geliebt. Ohne Mutter aufzuwachsen, schweißt zusammen und wann immer es möglich war, hat er mich gegenüber Vater in Schutz genommen und einiges an Prügel auf sich genommen, die ich sonst bekommen hätte. Um des Familienfriedens willen hat er, als wir erwachsen wurden, auch meinen Vater in Schutz genommen, worüber wir immer wieder stritten. Als ich 15 war, begann ich eine Schreinerlehre in unserem Städtchen Kleve, nach ca. einem Jahr starb mein Schreinermeister und ich nutzte die Möglichkeit und ging mit 16 zur Zeche Zollverein nach Essen,

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