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Conn: Happy Years
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eBook462 Seiten6 Stunden

Conn: Happy Years

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Über dieses E-Book

Coon: Happy Years, 88 Kurzgeschichten über den Kater Coon.
Der Maine-Coon-Kater "Coon" lebt in einem kleinen pfälzischen Städtchen. Von seinen Erlebnissen und Begegnungen, die Coon mit Menschen und Tieren hat, erzählt er uns. Seine Freunde sind ihm wichtig, gleich ob es sich um Mensch oder Tier handelt. Durch Katzenaugen wird die Welt betrachtet wodurch und ein veränderten Blickwinkel entsteht.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum3. Okt. 2020
ISBN9783752917710
Conn: Happy Years

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    Buchvorschau

    Conn - Horst Udo Barsuhn

    Kleine Begrüßung: An meine Leser

    Liebe Leser, ich möchte mich kurz nochmals vorstellen: Mein Name ist Coon, ich bin ein schwarzer, Maine Coon Kater und lebe in einem kleinen Städtchen in der Pfalz. Mein Stammbaum reicht zurück bis zu „Captain Jenks of the Horse Marines, der im Jahr 1861, in den Katzenausstellungen von Boston und New Jork, für Furore sorgte. Entstanden sind wir Maine Coon Katzen aus Bauernkatzen, also altem Landadel, britischen Siedler Katzen und langhaarigen, russischen und skandinavischen Katzen, die ihre besten Gene in der Neuen Welt zusammengewürfelt hatten. Kälte macht mir nichts aus und auch im Wasser kann ich durchaus den einen oder anderen Fisch erbeuten. Ausgewachsen können wir bis zu 10 Kilogramm schwer werden und werden oft als sanfte Riesen angesehen. Mein derzeitiges Kampfgewicht beträgt aber nur um die 7 Kilogramm. Mein Domizil habe ich in einem Haus, mit einer Katzenklappe aufgeschlagen, damit ich jederzeit ins Freie gelangen kann. Als Dienstpersonal halte ich mir Martina und Manfred – und wie das nun mal mit Dienstpersonal ist – und ohne „petzen zu wollen, es ist manchmal als Auftraggeber schon schwer sein Personal „auf Vordermann" zu bringen. Entsprechende, geeignete Schulungsmaßnahmen umzusetzen ist eine Kunst, weil die Zweibeiner sehr vergesslich und Dienstunwillig sein können. Doch ich versuche mein möglichstes um die beiden zu wertvollen Bestandteilen einer funktionierenden Lebensgemeinschaft zu erziehen. Um die beiden bei Laune zu halten, bin ich sogar manchmal bereit mit meinen Schutzbefohlenen zu spielen und jage dann einem Ball hinterher, schlage mit einer Tatze nach einer hängenden Schnur, oder lasse Kuscheleinheiten an mir zu. Wenn diese Spielphasen mit den beiden allerdings zu sehr ausarten, beende ich die Zerstreuung, denn sonst wollen sie überhaupt nicht mehr an ihre Aufgaben und Arbeiten denken. Und – im Vertrauen gesagt: Meine Menschlein lassen sich allzu gerne von ihrer Arbeit ablenken!

    Dann lege ich mich auf die Fensterbank, auf die Couch, oder auch ins Bett, je nachdem wie viel Ruhe ich benötige und wie lange ich den Geruch der beiden akzeptieren kann. Martina wäscht sich zwar öfter als Manfred, sprüht dann aber so komische Flüssigkeitspartikel unter die Achseln und auf den Genitalbereich und das teilweise brennende Zeug ist nicht unbedingt das leckerste was eine Katzennase verantworten kann. Manfred riecht dafür manchmal etwas streng nach Schweiß, aber das ist natürlicher und vielleicht für die Haut sogar gesünder als die chemischen „Geruchsüberdecker". Etwas mehr als die Hälfte unseres Städtchens und der angrenzenden Gebiete habe ich zu meinem Territorium gemacht, aber wenn es mir danach ist, gehe ich auch in den anderen Stadtteil und untersuche interessante Begebenheiten. In meinen kleinen Geschichtchen berichte ich über die Neuigkeiten in meinem Städtchen und was ich an Informationen zusammentrage, wenn ich an offenen Fenstern, in Gärten, oder auch auf der Straße entlanglaufe. Gerne bin ich auch bereit Mitmenschen, die nicht der Pfälzischen Sprache mächtig sind, diese ins Hochdeutsche zu übertragen, soweit dies sinngemäß möglich ist.

    Die Mitmenschen in meiner Stadt geben mir verschiedene Namen, je nachdem welche Erfahrungen sie mit mir gemacht haben. Die überwiegende Mehrheit sagt einfach „Coon zu mir, während mich andere als: „Streuner, Prinz der Finsternis, König der Kater, schwarzer Teufel, mein Retter, Scheißkater, verflixtes Biest, toller Kamerad, bester und ehrlichster Freund, Helfer in allen Notlagen, Flohtiger, verlauster Stubenkater, mein Gott, Sittenstrolch, Stadtcasanova, Feinschmecker, Wunderkater, Kampftiger bezeichnen, um nur einige der unterschiedlichen Meinungen über mich offenzulegen. Bis auf zwei Ausnahmen machen mir die verschiedenen Titel nichts aus. Die Bezeichnungen: „Flohtiger und „verlauster Stubenkater mag ich überhaupt nicht und bringen mich in Rage, weil sie bewusst wahrheitswidrig verwendet werden. Läuse und Flöhe, das sind Ungeziefer die keine Katze mag. Während man immer darüber rätseln kann wie viele Flöhe sich gemeinsam einen Hund teilen, ist dieses Ungeziefer bei Katzen höchstens als temporäre Anhalter zu betrachten, die schnellstmöglich eliminiert werden! Hilfsreich ist dabei nicht nur unser ausgesprochenes Bedürfnis nach Sauberkeit, sondern auch praktisch angewandte biologische Hilfsmittel wie beispielsweise die Katzenminze, die von den Sauginsekten nicht gemocht wird und unter der wir uns gerne aufhalten. Bevor uns Katzen in Punkto Sauberkeit negative Dinge nachgesagt und angedichtet werden, sollte der Verleumder mal überlegen wie oft wir uns am Tage waschen und wie wenig er dies selbst tut! Dies nur zur Ehrenrettung und Wahrheitsfindung, im Namen meiner krallenbewehrten Brüder und Schwestern.

    01: Die Whisky-Freunde:

    Martina ist zu einem „Mädchenabend gefahren und wird bei einer Freundin übernachten. Manfred ist allein zu Hause. Zumindest zu Beginn, dann klingelt es immer wieder an der Türe und es werden, mit lautem: „Herein mit Euch, seine männlichen Kumpane von ihm eingelassen. Schon an der Eingangstüre ruft einer laut: „Ich habe einen guten Whisky mitgebracht. Die anderen antworten etwas empört: „Meinst Du wir hätten nur Soda dabei? Die Lautstärke ist beträchtlich und ich ziehe mich zunächst in die Küche zurück, bis alle aus der Runde da sind und im Wohnzimmer Platz genommen haben. Es dauert nicht lange und ich höre viele Gläser die gegenseitig angestoßen werden. – Nicht dass ich etwa neugierig wäre, aber ich lerne gerne dazu und deshalb übersiedele ich ebenfalls in Wohnzimmer.

    „Mein Single Malt Whisky ist von einer kleiner Destille aus Schottland meint Rudy. „Durch die Nachreifung in den gebrauchten, alten Whiskyfässern hat er seine kupfrige Farbe und ein vielschichtiges Finish. Hans entgegnet Rudy: „ Schon gut, aber mein schottischer Whisky wurde in Portweinfässern nochmals einer Reifung unterzogen. Komplexe, fruchtige Geschmacksnuancen und eine ausbalancierte Würze runden sein Aroma ab. Der nächste Besucher preist sein Mitbringsel an: „Kommt aus dem Jura, ein tolles Zusammenspiel von Geschmacksnoten nach Früchten, Vanille und einer rauchigen Abrundung. Dann geht es mit den Sorten und Besonderheiten wild durcheinander: Italienischer Brandy, aromatisch und trocken. Danach ein besonderer, schottischer, Islay Whisky, der als charakterstark, salzig und rauchig dargestellt wird. Es folgt ein Rum aus Panama, der exotische Früchte, eine leichte Würze, und Holzanwandlungen haben soll. Nun kommt ein weiterer, schottischer Whisky aus den Highlands hinzu, der in Sauternes Fässern gereift wurde und Mandelaromen, Zitrusfruchtgeschmack und eine feine Würze aufweisen soll. Die Alkoholika haben jeweils eine lange Lagerzeit hinter sich und 10 bis 20 Jahre sind dabei keine Seltenheit.

    Nachdem alle Eingeladenen, im Wohnzimmer endlich einen bequemen Sitzplatz gefunden haben, sprechen die neun anwesenden Männer den verschiedenen Flüssigkeiten gut zu. Klein geschnittenes Brot liegt auch in zwei Schüsselchen bereit, wird aber kaum angerührt, denn sonst würde man vielleicht bezüglich der Flüssigkeiten, gegenüber den „Kumpels ins Hintertreffen geraten. Je mehr sich die Flaschen leeren, desto lauter wird es im Wohnzimmer und desto undeutlicher wird die pfälzische Sprache. Waren zu Beginn der Trinkrunde noch Sätze wie: „Kumm Manfred, än Islay do ins Glas (Coon-Übersetzung: Mach schon Manfred, bitte noch einen Islay Whisky hier ins Glas eingießen) oder auch: „Rudy, die oschrift vunn deim drobbe gibscht merr (Coon: Rudy, die Anschrift der Destille mit Deinem besonders guten Erzeugnis (Coon: „Drobbe = Tropfen) gibst Du mir bitte", noch durchaus für mich verständlich, so ist mit fortschreitender Zeit, die Übersetzungsmöglichkeit, infolge der Alkoholauswirkungen auf den menschlichen Körper im Allgemeinen und auf die Artikulationsmöglichkeiten des Sprachzentrums im besonderen, als stark beschnitten anzusehen.

    Nach einigen Stunde ist beispielsweise zu hören: „Mamfreet, so´n hai doo roi (Coon Übersetzung: Manfred, könntest Du mir bitte noch so einen Highland Single Malt Scotch Whisky in mein Glas einschenken?). Auch andere menschliche Bedürfnisse sind jetzt etwas knapp, aussprachentechnisch gehalten: „Ewwe gas isch, wuu is´n dee kloo, isch muss a noo breckele? (Coon eingedeutscht: Tut mir sehr leid liebe Freunde, ich glaube ich werde soeben einen entfleuchenden Furz aus dem Afterbereich lassen. Kann mir bitte jemand sofort sagen, wo ich die Toilette finden kann, ich glaube nämlich, dass ich mich auch gleich noch Übergeben muss).

    Spätestens hier ist mir klar, dass ich etwas unternehmen muss, denn diese „Flaschenleerer, oder wie man in der Pfalz sagen würde: „Saufaus (Coon: Einer der sehr schnell etwas leer trinkt) und „Dorschdel (Coon: Jemand der ständig ein unbefriedigtes Bedürfnis nach alkoholischer Zuführung hat. Dabei muss er noch nicht einmal ein Alkoholiker sein), dürfen auf gar keinen Fall mehr hinter das Lenkrad ihrer Fahrzeuge. Aus diesem Grunde gehe ich in den Flur und angele mir aus den Jackentaschen alle Schlüssel heraus. Stück nach Stück trage ich diese durch meine Katzenklappe in den Garten, kratze eine größere Kuhle im Boden frei, lege die Schlüssel hinein und bedecke sie wieder mit Erde. Das Versteck in der Kuhle erinnert mich übrigens an einige Einbrecher, die ein Wohn- und Geschäftshaus plündern wollten und durch die Polizei gestört wurden. Die Einbrecher haben sich getrennt voneinander abgesetzt. Einer der Täter ist in den Wald geflohen, hat sich in eine Kuhle gelegt und versucht sich mit Blättern, Ästen und Dreck, „unsichtbar zu machen. Die Wärmekamera eines Hubschraubers hat ihn natürlich trotzdem entdeckt und der „Enttarnte wurde sogleich problemlos von der Polizei festgenommen. Nochmals kontrolliere ich deshalb ob man sehen kann, dass hier etwas vergraben ist, aber ich bin mit meinem Werk zufrieden. Unauffälliger Platz, gute Tarnung, alles gut! Ich selbst gehe auf die andere Straßenseite, wo ich durch ein Gebüsch vor Blicken geschützt bin, selbst aber alles sehen kann. Dort ruhe ich mich aus, denn ich erwarte in Kürze einige Aktivitäten der Kumpane.

    Als am Ende der Nacht sich der erste der Whiskyfreunde verabschieden will, sucht er vergeblich seine Wagenschlüssel. Die anderen versuchen ihm wankend ebenfalls ihre Hilfe angedeihen zu lassen und stolpern überall im Haus herum um die Schlüssel zu suchen. Kurz danach stellt auch der zweite Alkoholisierte das Fehlen seiner Schlüssel fest. Es ist wie eine Epidemie: Überall im Haus brennt jetzt das Licht und schwankende Gestalten irren Treppen hoch und runter, gehen in die verschiedenen Zimmer und finden ihre Schlüssel nicht. Schimpfen, Klagen, Verfluchen, alles hilft nichts, die Schlüssel sind allesamt in meiner sicheren Kuhle. Zwei Schluckspechte entschließen sich schließlich den Heimweg zu Fuß anzutreten, denn erstens haben sie es nicht weit und zweitens hat ja der jeweilige Hausnachbar einen Ersatzschlüssel für die jeweilige Wohnung.

    Bereits jetzt kann ich mir für diese Idee, hier ein Versteck für die Autoschlüssel zu suchen, nur die besten Glückwünsche aussprechen, denn in dem Zustand sollte man keinen Fahrer mehr hinters Lenkrad lassen. Die Ersatzschlüsselnachbarn werden aber in Kürze ihre helle Freude haben und vor lauter Begeisterung ganz aus dem Häuschen geraten, wenn sie, um drei Uhr in der Frühe, von einem alkoholgeschwängerten, unverständlich brummelnden Schreihals, sehr geräuschvoll aus Orpheus Armen gerissen werden.

    Die restliche Alkoholgruppe hat übrigens in Betten, auf dem Sofa und in Sesseln, in meinem Domizil genächtigt. Ich bin lieber draußen geblieben, denn ich bin davon überzeugt, dass mich allein die Ausdünstungen der Alkoholfahnen betrunken gemacht hätten und das muss ich unbedingt verhindern, denn wenigstens ein vernunftbegabtes Wesen muss in diesem Haus nüchtern bleiben. Die Außentemperaturen sind ebenfalls angenehm und frische Luft habe ich hier auch. Das angenehme Klima im Freien, darf in dieser Nacht innerhalb meines Domizils, aber mit Sicherheit in Frage gestellt werden, denn das laute Rülpsen, Stöhnen, Grölen und die Ausgasungen aus verschiedenen Öffnungen des menschlichen Körpers, werden eine fast erstickend wirkende, stinkende Atmosphäre im Haus hinterlassen haben. Genau das ist jedoch so gar nichts für empfindliche Katzennasen und Katzenohren.

    Die Schlüssel habe ich übrigens am späten Nachmittag wieder ausgegraben und im Hausflur auf den Boden gelegt. Einige verkniffene, verquollene und übermüdete Gesichter der letzten Whiskyfreunde kann ich im Haus herumlungern sehen, aber niemand nimmt von mir Notiz. Durch erhöhte Darm- und Magentätigkeiten und dem Halten von durchfeuchteten Waschlappen auf der Stirn ist derzeit die geistige Tätigkeit der Alkoholleichen aufgebraucht. Trotzdem glaube ich der Großteil der noch anwesenden Whiskyfreunde ist jetzt wieder in der Lage wenigstens halbwegs am Straßenverkehr teilzunehmen.

    Soeben verlassen Rudy und Hans das Haus, ihre Schlüssel halten sie fest in den Händen. Der übernächtigte Manfred begleitet sie auf die Straße zu ihren Fahrzeugen. Rudy meint: „Wenn es wirklich Dein Kater war der unsere Schlüssel versteckt hat und jetzt wieder beigebracht hat, dann sage ihm unseren Dank, denn vielleicht hätten wir sonst leichtfertig doch noch das Auto benutzt und wären in einen Unfall, mit Personenschaden, verwickelt worden. Vom Verlust des Führerscheins einmal ganz abgesehen. Hans und ich werden auf jeden Fall in den nächsten Tagen ein gutes Filetstück bei Metzger Josef einkaufen und für Euren Kater vorbeibringen. Hans nickt zustimmend, aber Manfred schüttelt verneinend den Kopf: „Braucht Ihr wirklich nicht, der Kater ist fett genug!

    Aus meinem Versteck kann ich die Szenerie gut hören und sehen und denke etwas unwirsch: „Manfred, kümmere Dich besser um Deinen dicken Kopf, als Entscheidungen zu meinem Nachteil zu fällen – vor allen Dingen wenn ich keine Möglichkeit habe meine Wünsche in einer Diskussion mit einfließen zu lassen. Rudy und Hans winken Manfred noch zum Abschied aus ihren Fahrzeugen zu. Jetzt kommt noch der Rest der Alkoholgeschädigten herausgewankt, eine Hand an der Stirne, die andere Hand umschließt fest die Schlüssel, als wollten sie diese nie mehr loslassen. Nach kurzen Abschiedsumarmungen mit Manfred fahren sie vorsichtig ab. Manfred geht ins Haus zurück, denn er muss noch einige Freunde anrufen, die in der Nacht abgezogen sind, obwohl sie keinen Schlüssel hatten. Zufrieden schreite ich durch die Katzenklappe in mein Domizil und bin fast erschlagen, als ich durch eine Mauer von verschiedenen Gasen und Ausdünstungen nach Erbrochenem durchlaufe. Die Unordnung überall fällt sofort auf und verschüttet müssen die Rabauken auch einige Getränke haben, denn der Boden klebt als ich darüber laufen will.

    Meine Futterschüssel ist auch leer und als mich Manfred sieht, knurrt er biestig: „Verdammter Kater, musstest du die Schlüssel meiner Freunde verstecken? Wir haben die ganze Nacht danach vergeblich gesucht! Ich winke mit einer Pfote ab, denn wieder einmal zeigt sich: „Undank ist der Welt Lohn! Statt sich bei mir, für meine Umsicht zu bedanken werde ich auch noch geschimpft – und das auf nüchternem Magen. Ich überlege kurz ob ich ihm dafür noch schnell einen Streich spielen soll, aber es ergibt sich dafür bestimmt einmal ein besserer Zeitpunkt. Manfred wirft mir weiter zornige Blicke zu, denn seine Freunde haben eine gewaltige Unordnung und einen würzigen Geruch im Haus hinterlassen und der muss rasch aus den Räumlichkeiten entweichen, noch bevor Martina zurückkommt. Wenn diese Sauerei nicht umgehend beseitigt wird, kann sich Manfred, für den Rest des Wochenendes, schon auf kräftige Rüffel von Martina einstellen.

    Doch Manfred ist so richtig in Rage und schimpft weiter hinter mir her, während ich sein Handy sehe und unbemerkt die Taste für die Direktverbindung mit Martina drücke. So, mein lieber Manfred, denke ich mir, jetzt schimpfe nur heftig weiter, Martina wird aus Deinen Verwünschungen, mit Sicherheit, die richtigen Schlüsse ziehen und sofort nach Hause kommen! Ich laufe langsam in die Küche, Manfred folgt mir, dann spiele ich mit dem leeren Futternapf. Manfred schilt weiter: „Blöder Kater, glaubst du wirklich du bekommst jetzt auch nur ein Stückchen zu Fressen? Und sieh mal was für ein Chaos hier drin herrscht! Und die Autoschlüssel meiner Freunde zu verstecken, es ist doch deren Angelegenheit ob sie Autofahren wenn sie gesoffen haben"!

    Ich denke mir: Manfred, was für eine Sorte von „Freund bist denn du? Würdest Unfälle in Kauf nehmen weil du nicht bereit bist einen Freund vor sich selbst zu schützen? Ein Glück nur, dass die direkte Telefonverbindung zu Martina steht und sie alles „live mitbekommt. Ich marschiere langsam vor Manfred her und der steigert sich in seiner Wut. Der Gebrauch von Schimpfwörtern für mich wird immer heftiger, aber das kümmert mich überhaupt nicht, denn schließlich wird jetzt alles „live" gesendet und die Quittung für die Beleidigungen wird Manfred schon bald erhalten.

    Ich gehe langsam zurück in Richtung Wohnzimmer, dann höre ich auch schon ein schnelles Auto die Straße hochkommen, vor meinem Domizil abbremsen, Türenschlagen, - und schon wird die Haustüre aufgeschlossen und eine zornige Martina kommt herein gerannt. Ihre Freundin Gaby folgt langsam, mit einigem Abstand. Als Martina mit Manfred zusammentrifft, bin ich rasch durch die offene Haustüre ins Freie gelaufen, denn ab jetzt wird im Haus eine andere Lautstärke herrschen und ich will mir schließlich nicht mein Gehör versauen. Schon nach kurzer Zeit werden die Fenster aufgerissen und das Gezänke ist unüberhörbar. Martina schreit empört: „Was glaubst Du, wer diesen Saustall wieder sauber macht? Bist Du denn von allen guten Geistern verlassen hier eine Sauforgie zu veranstalten? Hier drin stinkt es richtig eklig, nach Erbrochenem und Schnaps! Und jetzt kann ich sogar Manfred antworten hören: „Es ist Whisky, kein Schnaps! Martina scheint die Schnappatmung zu bekommen und herrscht Manfred an: „Ich fahre jetzt mit Gaby wieder weg. Mach bloß alles sauber und lüfte, damit der Gestank aus dem Haus kommt. Morgen komme ich wieder und dann ist hier alles tipp topp, oder Du kannst mich mal richtig kennenlernen"! Martina und Gaby steigen ins Auto ein und brausen davon, während ich einen verkniffenen, wütenden Manfred an einem der Fenster herausschauen sehe. Da kann ich aus meinem Versteck nur sagen: Na dann Prost, und hoch die Tassen! Mein Essen werde ich bestimmt auch nicht mehr bekommen. Dann fange ich mir nachher einfach eine Maus oder eine Ratte, überhaupt kein Problem für mich.

    02: Frau Spritzer:

    Ob der tatsächliche Name von Frau Spritzer, auf Frau Müller, Maier oder Schulze lautet, interessiert in Tierkreisen wahrlich kein Schwein. Sie hat einfach den Namen Frau Spritzer von der Gemeinschaft der Vögel und vierbeinigen Lebewesen „verliehen" bekommen. Es ist kein Ehrennamen, denn Frau Spritzer ist eine Tierhasserin und sie spritzt mit Hilfe eines Gartenschlauches sowohl Vögel, als auch Katzen von Bäumen und Mauern ihres Grundstückes. Ihr Grundstück ist in weiten Teilen mit Beton und Knochensteinen bedeckt und nur an wenigen Stellen sind grüne Vegetationsinseln vorhanden. Vögel mag die Frau nicht, denn die machen bereits früh am Morgen Krach und die Exkremente der Flugkünstler gelangen auch einmal auf den Boden oder eine Fensterscheibe. Hunde mag sie nicht, denn die Bellen und verschmutzen die Bürgersteige der Stadt, außerdem sind sie unhygienisch. Katzen mag sie auch nicht, denn die sind vorwiegend nachts unterwegs und in der Paarungszeit sehr laut. Es wundert mich dann auch nicht, dass Frau Spritzer auch keine Menschen mag, aber das beruht wohl auf Gegenseitigkeit, auch wenn sich das soziale Umfeld bemüht dies zu verheimlichen.

    Wenn es irgendwie geht versucht man ihr nicht auf der Straße zu begegnen. Sollte man zur gleichen Zeit aus der Haustüre herauskommen, versuchen die Nachbarn so zu tun, als wenn sie etwas in ihrer Wohnung vergessen hätten, und deshalb nochmals dringend zurückmüssten. Eine andere Strategie ist, angeblich das Telefon im Haus gehört haben zu wollen und deshalb sofort wieder in die Wohnung zurückkehren zu müssen, obwohl man in Wirklichkeit nur noch ein Handy hat, und das hat man einstecken.

    Wenn Frau Spritzer streng ihre Umgebung unter ihrer Brille heraus betrachtet, ist sie sehr auf Gewissenhaftigkeit bedacht. Fahrzeuge, auch der direkten Hausnachbarn, werden rigoros den Behörden gemeldet, wenn sie falsch parken, oder beispielsweise bei einem Umzug zu lange vor Häusern stehen. Das gleiche rigorose Verhalten legt sie an den Tag, wenn Einkäufe auszupacken sind, oder Koffer und andere Utensilien für ein verlängertes Wochenende oder einen Urlaub eingeladen werden.

    Frau Spritzer kann also mit dem Begriff „Irenik, für die Friedenslehre überhaupt nicht anfangen. Selbst der Pfarrer meidet sie so gut es geht, auch wenn sie immer wieder Blumen für die Kirche bringt. An diesen kleinen Beispielen sieht man: Sie ist eindeutig ein „immerwährender Quell der Freude und eine „überschwänglichen Begeisterung macht sich sofort bei ihrer Anwesenheit breit. Die strenge Frau hat ihre Umgebung am liebsten besenrein, besser noch antiseptisch, aber wenn wir gerade das Thema Sauberkeit betrachten, ihre menschliche Umgebung in der Pfalz behauptet, dass „sie nicht mehr ganz sauber ist! Dieser Ausspruch hat aber mehrere Bedeutungen: Die erste Auslegung betrifft den eigentumstechnischen Bereich, dann kann man dem Betreffenden nicht vertrauen, oder ihm zumindest Unsauberkeiten im geschäftlichen Handeln zutrauen. „Der oder die ist nicht ganz sauber, heißt dann: Illegale Geschäfte werden vorgenommen, Diebstähle (Coon: „Der macht lange Finger, heißt: Der stiehlt), Bestechungen, Steuerhinterziehungen und die ganze Bandbreite der gerichtlich verwendbaren Eigentumsdelikte.

    Die zweite pfälzische Bedeutung für den Ausspruch: „Die ist nicht mehr ganz sauber, betrifft die geistige Verfassung eines Menschen. Weitere Aussagen die geistige Vollständigkeit eines Pfälzers kritisch zu hinterfragen sind: „Der hat ja einen Sprung in der Schüssel, oder: „Bei dem ist im Hirnkästchen etwas durcheinander geraten, auch: „Der hat nicht alle Latten im Zaun, auch: „Die hat nicht mehr alle Tassen im Schrank"!

    Eine dritte Bedeutung von „Du bist ja nicht mehr ganz sauber", wird angewandt, wenn sich jemand gegenüber seinen Chefs oder gegen eine Behörde mehr gewehrt hat, als sich das der Normalbürger, auch nur ansatzweise trauen würde. Dann ist dieser Ausspruch so etwas wie ein bewundernder Ritterschlag für den gezeigten Heldenmut. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Ausspruch in diesem Zusammenhang nur äußerst spärlich angewandt wird, denn so viele Helden hat halt auch die Pfalz nicht zu bieten.

    Frau Spritzer gehört eindeutig der zweiten Spruchauslegungsgruppe an. „Die iss joh hirnrissisch" (Coon Übersetzung: Diese Frau hat ja Risse in ihrem Gehirn und verfügt deshalb nicht mehr über alle, sozial notwendigen, gehirntechnischen Denkfähigkeiten)(auch an dieser Übersetzung zeigt sich wieder einmal mit welch knappen Wörtern das Pfälzische, äußerst komplexe und komplizierte Zusammenhänge darstellen kann).

    Das Anwesen von „Frau Spritzer gehört eigentlich nicht zu meinem Gebiet, aber die Kater aus dem betreffenden Bereich haben mich um meine Mithilfe gebeten und so inspiziere ich die Gegebenheiten vor Ort, um mir ein eigenes Urteil zu bilden. Vielleicht kann ich den hilfesuchenden Tieren eine sinnvolle Unterstützung sein. Das Grundstück hat nur wenige Insekten und wo es keine Insekten und keine Nistplätze gibt, kann kein Vogel überleben. Hier zeigt sich wieder einmal überdeutlich: Jeder Eingriff jetzt, wirkt sich auch auf die Zukunft aus. Alle Flächen die der Mensch versiegelt fehlen für ein gesundes, biologisches Gleichgewicht. Von einem Baum, des Nachbargrundstücks aus habe ich eine gute Übersicht über den Garten und die Mauern des „Spritzeranwesens. Frau Spritzer sitzt, gut getarnt unter einem Vordach und beäugt misstrauisch die Umgebung. Kaum will sich ein Vogel niederlassen, weil er vielleicht ein Beuteinsekt für sich oder seine Jungen sieht, nimmt Frau Spritzer den bereitliegenden Wasserschlauch, in dem eine Regulierungsdüse angebracht ist, die jetzt rasch gedreht wird, um den Vogel, mit dem Wasserstrahl, wegzuspritzen. Versuchsweise stellt sich auch ein ortsansässiger Kater zur Verfügung, der probeweise auf der Mauer entlang marschiert. Sofort schnappt sich Frau Spritzer wieder den Schlauch mit der Düse und es gelingt ihr den heftigen Wasserstrahl, auf den Kater zu richten und diesen von der Mauer zu „schießen. Schon nach kurzer Zeit steht für mich fest, dass sofort gehandelt werden muss. Ich beobachte Frau Spritzer und ich beobachte auch ihr Haus. Einige Fenster stehen einen Spalt weit auf und dies bringt mich auf eine Idee. Bestimmt gehen noch drei Stunden vorüber, bevor die hagere, grauhaarige Frau zufrieden wieder ihre Brille putzt, aufsteht und ins Haus geht. Wahrscheinlich will sie sich etwas zum Essen bereiten. Der Wasserschlauch bleibt vor Ort liegen. Rasch schnappe ich mir die Regulierungsdüse und zerre sie hinter mir her, in Richtung der Hausmauer im Garten. Mit der Wasserdüse im Mund springe ich auf einen Fenstersims und hieve den Düsenkopf direkt neben den offenstehenden Fensterspalt. Dort öffne ich langsam den Düsenkopf und Wasser sprudelt heraus. Zum Glück bin ich nicht wasserscheu und deshalb ziehe ich auch noch Schlauch nach und lasse den offenen Düsenkopf in den offenstehenden Fensterspalt rutschen. Mit beiden Vorderpfoten drücke ich auf den Wasserschlauch, damit dieser auch richtig verankert ist. Nass, aber zufrieden mit meinem Werk mache ich es mir wieder im Baum des Nachbargrundstücks bequem und beobachte die Aktivitäten auf dem Anwesen von Frau Spritzer. Stunde um Stunde läuft Wasser in das Zimmer hinter dem Fenster, in das ich den Wasserschlauch eingebracht hatte. Von Frau Spritzer keine Spur. Sie muss ausgiebig beim Essen gewesen sein, vielleicht hat sie aber auch für einige Stündchen einen Mittagsschlaf gehalten, und ist in dieser Zeit ihrer Umwelt nicht auf den „Wecker gegangen, auf jeden Fall wird das laufende Wasser den Raum sehr gut durchfeuchten. Erst nach Stunden kommt sie aus dem Haus gehastet. Von meinem Beobachtungspunkt aus kann ich hören wie sie immer wieder verzweifelt: „O Gott, oh Gott ausruft und dann zum Wasserschlauch gelaufen kommt. Sie zerrt am Wasserschlauch, der aber etwas verkantet ist und sich deshalb einige Augenblicke gegen die Fensterentnahme wehrt. Nach einiger Zeit kann sie aber doch den Schlauch ganz herausziehen, wobei sie sich selbst einnässt. Dann wird der Düsenkopf zugedreht, anschließend auch der Haupthahn am Anschlussstück des Wasserschlauches. Frau Spritzer schaut sich misstrauisch um, kann aber keinen „Rabauken erblicken, der ihr das alles angetan hat. Wutschnaubend geht sie ins Haus zurück, öffnet die Fenster und dann kann ich sie mit einem Eimer und vielen, ich würde sogar sagen sehr vielen trockenen Tüchern hantieren sehen. Einige Vögel sitzen oberhalb meines Beobachtungspunktes im Baum und pfeifen fröhlich und begeistert vor sich hin. Einige der Vögel trauen sich sogar auf das Geländer der Tierhasserin und einige, besonders rachsüchtige, hinterlassen sogar einige Fäkalreste auf den Fensterscheiben. Jetzt hat sie offensichtlich sogar noch die Polizei verständigt, die natürlich auch nichts feststellen kann, denn wenn man nach Fingerabdrücken sucht und nicht nach Tatzenabdrücken, oder leichten Bissspuren, dann ist das Resultat entsprechend. Verstohlen kratzen sich auch zwei der anwesenden Polizisten an der Stirne und zeigen auch damit: „Die Frau ist nicht ganz sauber"!

    Für diesen Tag gilt auf jeden Fall: Heute ist genug gespritzt Frau Spritzer.

    Als die Polizisten unterwegs zu ihrem Einsatzfahrzeug sind, kann ich sie gut hören: „Dii ald hodd awwer ah een knall weck. Dii kann ned meer knusprisch soi (Coon Übersetzung: Die ältere Dame hat aber auch einige, geistige Minderleistungen aufzuweisen. Es ist eindeutig, dass sie der aktuellen Realität nicht mehr entsprechend Folge leisten kann). Die anderen Beamten nicken und lachen und einer meint ergänzend: „Fast wie der 23-jährige Autofahrer, der uneingeschränkt seinem Navigationsgerät vertraut hat und am Wochenende, in einem Ort an der Mosel, sein Fahrzeug in eine überflutete Unterführung gefahren hat, bis der Wagen, im wahrsten Sinne des Wortes abgesoffen ist. Die Feuerwehr und die Polizeidienststelle haben den Fahrer dann gerettet und auch das Fahrzeug wieder herausgezogen. Ein weiterer Polizist witzelt: „Der hat vielleicht angenommen dass er ein Amphibienfahrzeug lenkt". Allgemeines Gelächter.

    Einer der Beamten fragt: „Was schreiben wir denn nachher in unseren Bericht? Nach kurzem Nachdenken meint ein grinsender Beamter: „Eine ältere, geschädigte Frau hat Anzeige erstattet, weil eine unbekannte Person, ihren Wasserschlauch, auf ihrem Gelände, ins Haus geführt hat, das Wasser dann geöffnet haben soll und dadurch im Haus eine Überflutung auslöste. Die Haustüre war verschlossen gewesen und am betreffenden Fenster und auch an anderen Fenstern waren keine Einbruchsspuren feststellbar. Ein Täter konnte nicht ermittelt werden. Die Geschädigte wird ihrer Versicherung die Wässerung anzeigen. Heiteres Gelächter, dann fahren die Beamten gut gelaunt weg und ein weiterer Vogel gibt noch Verdauungsreste auf dem Grundstück von Frau Spritzer ab.

    03: Gymnastik auf dem Wochenmarkt:

    In meiner Heimatstadt findet jeden Freitag ein Wochenmarkt statt. An den verschiedenen Marktständen und Verkaufswagen sind Fische, Käse, Backwaren, Obst- und Gemüse, Mittelmeerspezialitäten wie Oliven, Öl, Brot und Brotaufstriche aus Schafskäse, erhältlich. An einem Tisch werden nur Dampfnudeln verkauft und an einem weiteren Tisch gibt es ausschließlich Eier und Nudeln. Manchmal ist auch ein Uhrenhändler zugange, der dann neben dem Batteriewechsel auch noch Geldbörsen, Uhren und Armbänder anbietet. Nicht nur aus Traditionsgründen treffen sich dort viele Ortsansässige zum Einkaufen. Daneben ist es auch eine gute Gelegenheit alle möglichen Bekannten zu sehen und mit ihnen zu „ratschen. Ich bin nicht so oft dort, denn das „Gewusel so vieler suchender Kunden, die teilweise orientierungslos und sinnfrei, mehr auf das Geschehen rings herum, als auf ihre Einkaufstätigkeit achten, macht mich etwas nervös. Einigen davon geht es mehr um das „gesehen werden" als um den Einkauf von guten, frischen Waren.

    An dem betreffenden, milden Frühlingstag, habe ich allerdings in der Nähe eine stattliche, unvorsichtige Ratte erbeutet und will diese, als Geschenk, zu meiner Katzenfreundin Natasha bringen, die in der 5.Querstraße, mit ihrer zweibeinigen Betreuerin Elvira lebt. Natasha ist eine „Scottish Fold Katze", mit weißem Fell und Faltohren die so herrlich gerundete Spitzen aufweisen. Sie hat einen großen, runden Kopf, eine breite, kurze Nase, einen muskulösen Körper, mit breiter Brust und kräftigen, runden Pfoten. Die runden, großen Augen blicken selbstbewusst und freundlich, obwohl sie sich immer etwas zurückhaltend und unnahbar gibt. Der kürzeste Weg vom Fangplatz zu ihr, führt direkt über den Marktplatz.

    Frohgelaunt, mit der frischen Ratte, die links und rechts aus meinem Mund herunterhängt, laufe ich zwischen den Verkaufsständen umher und höre über welche Neuigkeiten sich meine Mitbewohner unterhalten. Eine hübsche junge Lady steht am Gemüsestand und die Verkäuferin spricht sie schmunzelnd an: „Melanie, der Lehrer fragt den „Fritzl (Coon: Kindername, wird in der Pfalz gerne für das Erzählen von Witzen genommen): „Fritzl, was ist das für ein Fall, wenn Du sagst: „Lernen macht Spaß? Fritzl überlegt kurz und sagt dann: „Ein unmöglicher Fall, Herr Lehrer. Melanie lacht und erzählt der Marktfrau auch eine Geschichte zum Lachen: „Heute Nacht, kurz nach 3 Uhr, sind wir durch lang anhaltendes, schrilles Piepsen wach geworden. Nach einiger Zeit habe ich die Ruhestörung bei der Polizei gemeldet. Die sind dann auch gekommen und haben festgestellt, dass der nervige Lärm aus einem Müllcontainer kommt. Die Beamten haben dann zwei ältere Rauchmelder aus dem Container herausgefischt und dann vergeblich versucht sie auszuschalten. Selbst auf den Boden werfen hat nichts geholfen. Ich habe dann den Polizisten einen Hammer herausgebracht. Damit haben sie die Lärmgeräusche, inklusive den Rauchmeldern zerschlagen. Den Dreck den die Polizisten zurückgelassen hatten, habe ich dann aber vom Bürgersteig entfernt. Die Marktfrau lacht schallend, hält dann aber plötzlich damit inne, reißt ihre Augen erschreckt auf, starrt mich an, und wenige Sekundenbruchteile später glaubt man, eine Sirene sei eingeschaltet worden. Dann zeigt sie mit dem Finger auf mich, kann aber außer ihrem Sirenengeheul keinen anderen Ton herausbringen. Melanie sieht jetzt ebenfalls zu mir hin, eine ähnliche Reaktion erfolgt: Bebende Lippen, Schnappatmung, geweitet aufgerissene Augen und ein offener Mund.

    Na, meine Damen denke ich mir, noch keinen stattlichen, schwarzen Maine Coon Kater gesehen? Nach kurzer Zeit fällt mir wieder ein, dass ich ja meine Jagdtrophäe noch im Mund mit mir herumtrage. Ich lege die Ratte kurz ab, betrachte sie und muss feststellen: Wirklich eine stattliche Beute. Selbst mir ist es bisher erst ein- oder zweimal gelungen ein so prächtiges Exemplar zu erbeuten. Ist doch klar, dass die hier anwesenden Menschen, vor lauter Neid, nicht so eine saftige, noch warme, wohlgenährte Ratte ihr eigen nennen zu dürfen, vor Bewunderung fast ausrasten. Unter normalen Umständen hätte ich jetzt schnellstmöglich die Beute zu Natasha gebracht, aber ich möchte natürlich auch den menschlichen Mitgeschöpfen die Gelegenheit geben, so ein tolles Exemplar der Nagetierfamilie, aus der Nähe, bewundern zu können. Was macht man nicht alles für die Zweibeiner denke ich mir und nehme die Ratte wieder zwischen meine Zähne. Dann laufe ich zwischen den Marktständen und dem anwesenden Publikum herum und nähere mich so nahe es geht den Anwesenden. Welch tolle Reaktionen sind daraufhin zu sehen: Vor Begeisterung schreien einige laut auf, andere wedeln mit den Armen, wieder andere halten sich die Hände vor den offenen Mund und bekommen nur noch spitze Schreie heraus.

    Normalerweise bevorzugen wir Katzen, dank unseres Hörvermögens und entwicklungsbedingt, die leisen Geräusche. Inzwischen habe ich aber oft erlebt, dass der Mensch seine Unterstützung und Anfeuerungen, beispielsweise bei sportlichen Wettkämpfen, sehr lautstark herausschreien muss. Heute ist das auf dem Marktplatz der Fall, besonders die Standbesitzer scheinen sich, vor absoluter Begeisterung, kaum noch ruhig halten zu können. Sie schreien, toben, winken heftig mit ihren Fäusten, einige werfen sogar Äpfel und Tomaten. Wie auf ein geheimes Signal scheinen die Kunden zudem beschlossen zu haben eine selektive Art eines Gymnastikprogramms aufzuführen. Hier rudern noch einige mit den Armen, dort hüpfen die nächsten aus meinem Laufweg. Andere schieben ihren Mann vor sich, oder petzen ihn in den Oberarm, wieder andere erhöhen ihre Schrittgeschwindigkeit und entfernen sich schnellstmöglich von mir. Ich sehe nach links und rasch nach rechts, die Ratte wird im Mund herumgeschlenkert und sieht dabei bestimmt

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