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Jahrmarkt des Todes
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eBook143 Seiten1 Stunde

Jahrmarkt des Todes

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Über dieses E-Book

Moritz Jansen, ein Teenager aus Hamburg reist mit einem Fahrgeschäft queer durch Deutschland von Jahrmarkt zu Jahrmarkt. Dabei begegnen ihm ungewöhnliche Menschen. Aber er stellt auch eine gewisse übersinnliche Begabung an sich fest. So kann er Dinge oder Ereignisse sehen, die in der Vergangenheit geschahen, und erkennen, welche Menschen dem Tode geweiht sind. Er verliebt sich in die geheimnisvolle Lara, die sich ihm immer wieder entzieht. Nele hingegen ist stets präsent und hofft unerschütterlich auf seine Gunst. Und dann ist da noch Fritz K., ein Frauenmörder, der die unterschiedlichen Städte für seine Opfersuche nutzt. Der Mystery-Roman, in dem es in der Geisterbahn sogar echte Geister gibt, erlaubt einen Blick hinter die Kulissen des Schaustellergewerbes und entführt seine Leser zu den größten Jahrmärkten Deuschlands.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum26. Aug. 2018
ISBN9783742724052
Jahrmarkt des Todes

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    Buchvorschau

    Jahrmarkt des Todes - J. B. Hagen

    Prolog

    Das junge Pärchen war frisch verliebt und schwebte dementsprechend auf Wolken. Gut gelaunt und ausgelassen herumalbernd, schlenderten sie über den Jahrmarkt. Da entdeckte das Mädchen einen nostalgisch anmutenden Glasirrgarten.

    »Komm, lass uns da reingehen! Oder hast du Angst, dass ich schneller den Ausgang finde als du?«, fragte sie keck.

    »Pah, ich frage mich nur, was ich die ganze Zeit mache, wenn ich draußen auf dich warte«, sagte der junge Bursche.

    »Das werden wir noch sehen. Wer gewinnt, darf bestimmen, was anschließend auf dem Programm steht.«

    Nachdem sie in der Kassenkabine zwei Tickets gekauft hatten, stellten sie sich zunächst vor die Zerrspiegel, die ihre Körper wie gestaucht oder überdehnt wirken ließen. Nachdem sie sich ausgelacht hatten, betraten sie den eigentlichen Irrgarten.

    Schnell zeichnete sich ab, dass der Junge nicht übertrieben hatte. Mit nahezu traumwandlerischer Sicherheit umschiffte er jedes Hindernis, sodass er schon mindestens zwei Gänge weiter war, während das Mädchen immer wieder in Sackgassen geriet oder an Glastüren, die sich nicht öffnen ließen. Ganz Kavalier, wartete er schließlich und beobachtete, wie seine Freundin wie angewurzelt stehen blieb. Ihr Gesicht nahm dabei einen völlig entsetzten Ausdruck an. Und sie wimmerte leise vor sich hin. Der Zufall wollte es, dass gerade niemand sonst ihren Gang passierte. Ein Gefühl der Ohnmacht und des völligen Ausgeliefertsein überkam sie.

    Ihr Freund verstand, dass etwas passiert sein musste und machte sich kurzerhand auf den Rückweg in ihre Richtung. Dazu musste er sich an Vätern mit ihren Kindern und an einigen Jugendlichen vorbeidrängeln.

    »Hey, Alter, das ist die falsche Richtung«, sagte einer von ihnen. »Von da bist du gekommen. Dein Orientierungssinn ist dir wohl völlig flöten gegangen?«

    »Quatsch, ich will zurück zu meiner Freundin. Scheinbar geht es ihr nicht gut. Jetzt lass mich schon vorbei!«

    Als er endlich das völlig verängstigte Mädchen erreicht hatte, fiel es ihm in die Arme und weinte hemmungslos.

    »Was ist denn mit dir? Man könnte meinen, du hättest einen Geist gesehen.«

    »Er muss dir doch auch aufgefallen sein, der Mann mit dem völlig verbrannten Gesicht. Er hat ständig versucht, mich zu erreichen. Dabei streckte er seine Hände nach mir aus.«

    »Ich bin keinem begegnet, auf den deine Beschreibung passt. Ich habe dich die ganze Zeit allein hier stehen sehn.«

    »Das gibt’s doch nicht. Wenn ich es recht bedenke, war es schon seltsam. Er spiegelte sich gar nicht in den Scheiben, und niemand sonst scheint ihn bemerkt zu haben. Was ist das hier? So eine Art Geisterbahn? Arbeiten die hier mit Projektionen? Aber er sah völlig real aus.«

    »Schatz, in der Geisterbahn sitzt man in kleinen Wagen und wird auf Schienen herumgefahren.«

    »Ich weiß, aber die neue Generation hat auch solche hervorgebracht, in denen man herumlaufen kann. Zum Beispiel in einem Gruselschloss oder in einem verhexten Haus. Da drüben, dieser „Panic Room" gehört auch dazu. Da wird man von schaurigen Gestalten wie Hannibal Lecter oder Freddy Krüger verfolgt. Die sind mit Hackebeilen oder Kettensägen hinter einem her. Keine zehn Pferde würden mich da reinbringen.«

    »Das musst du dir ja auch nicht antun. Aber das hier ist ein harmloser Spaß, wo Eltern mit ihren Kindern reingehen. Schauergestalten laufen hier nicht herum. Jedenfalls keine bezahlten.«

    »Aber ich habe ihn doch ganz deutlich gesehen.«

    »Und wo ist er dann jetzt? Sieh mal, du kannst durch alle Gänge blicken, sogar bis zum Ausgang. Da ist keiner, wie du ihn beschreibst.«

    »Gut, dann bin ich eben verrückt oder habe Halluzinationen. Auf jeden Fall will ich hier sofort raus. Und zwar auf dem schnellsten Weg. Und der Jahrmarkt kann mir für heute gestohlen bleiben.«

    Kapitel 1

    Moritz Jansen war in einer sogenannten Problemfamilie aufgewachsen. Der Vater – arbeitslos und alkoholkrank, die Mutter – Hausfrau, ging gelegentlich irgendwelchen Putzjobs nach und war ebenfalls alkoholabhängig. Die Familie lebte in einem heruntergekommenen Haus im Hamburger Bezirk St. Georg. Genauer gesagt: am Steindamm, der zum Bahnhofsviertel gehörte. Bettler, Süchtige und Drogenhändler, Prostituierte und Freier prägten das Straßenbild.

    Moritz hatte mit Ach und Krach den Abschluss der Hauptschule, die seit 2010 in Hamburg Stadtteilschule hieß, geschafft. Eine Lehrstelle hatte er trotzdem nicht gefunden und lungerte die meiste Zeit herum. Ein Leben, mit dem er sich nicht abfinden wollte. Deshalb war nach und nach ein Plan in ihm gereift: Weg von Hamburg, weg aus diesem Milieu.

    In dieser Nacht hatte er kaum ein Auge zugetan. Seine Sporttasche stand fertig zum Abmarsch bereit. Draußen war es noch dunkel, als er sein Zimmer verließ. Vater und Mutter lagen volltrunken vor dem Fernseher und bekamen schon seit Stunden nichts von dem Programm mit, das ihnen dort geboten wurde. Seine Mutter hatte sich erbrochen, und der Vater hatte in die Hose gemacht, wie nicht zu übersehen war. Moritz wurde übel von dem Gemisch aus kaltem Rauch und Körperausscheidungen. Er hatte keinen Blick mehr für seine Eltern, als er leise die Wohnung verließ.

    Auf der Straße grölten einige Betrunkene. In den Hauseingängen wurde gedealt, oder Dirnen hielten Ausschau nach Freiern. Das Nieselwetter machte es ihnen nicht gerade leicht, denn es waren nur Unerschrockene unterwegs, die größtenteils ganz andere Ziele verfolgten.

    Moritz streifte die Kapuze seiner Öljacke über und machte sich auf den Weg zum Bahnhof. Von dort aus wollte er mit der S-Bahn und dem Bus bis zum Hamburger Hafen fahren. Er hoffte, auf einem der Schiffe als Schiffsjunge unterzukommen. Das Ziel war ihm ganz egal. Es konnte überall nur besser als zu Hause sein. Doch das Schicksal hatte andere Pläne mit ihm.

    Am Hafen angekommen, musste er bald erkennen, dass er sich die Sache zu einfach vorgestellt hatte.

    »Na, du Milchbubi. Müsstest du nicht um diese Zeit bei Mama sein?«, fragte ein bärbeißiger Matrose, der gerade, ebenso wie mehrere andere, mit Einladen beschäftigt war.

    »Ich dachte, ich könnte euch vielleicht helfen. Ich sehe nur so zart aus, kann aber zupacken, wenn’s sein muss«, sagte Moritz entschlossen.

    »Bist von zu Hause durchgebrannt, was? Haben dich das Fernweh und die Sehnsucht nach fremden Ländern gepackt? Wie alt bist du denn, vierzehn?«

    »Nein, fünfzehn. Nächsten Monat werde ich sechzehn.«

    »Dann komm nach deinem Geburtstag wieder, und vergiss nicht die Einwilligung deiner Eltern. Ohne die wirst du beim Käpt’n kein Glück haben. Und auch sonst will ich dir nicht viel Hoffnung machen. Hier kommt alle Naselang so ein Grünschnabel her, aber heutzutage läuft das über die Reederei. Da kannst du ordnungsgemäß ein Praktikum oder eine Ausbildung machen.«

    »So lange will ich aber nicht warten. Nehmt mich doch gleich mit, bitte!«

    »Sag mal, hörst du schlecht oder hast es an den Ohren? Zieh Leine, und geh zurück zu Mama!«

    Moritz versuchte es noch bei drei anderen Schiffen, aber das Ergebnis war immer gleich. Das Einzige, was er erreichte, war ein Tipp eines Matrosen.

    »Versuchs doch mal im Seemannsheim. Da lungern immer irgendwelche Typen von dubiosen Kuttern herum. Aber sei vorsichtig, dass du an keinen Seelenverkäufer gerätst! Sonst kannst du leicht auf Nimmerwiedersehen abtauchen.«

    Moritz war ziemlich enttäuscht und fühlte sich nicht ernst genommen. Doch einen letzten Versuch wollte er wagen. Dazu fuhr er über vierzig Minuten zurück in die Innenstadt. In unmittelbarer Nähe der Hauptkirche St. Michaelis – allgemein nur Hamburger Michel genannt – lag das Seemannshostel der Deutschen Seemannsmission am Krayenkamp 5. Moritz war schon oft daran vorbeigegangen, hatte sich aber nie hineingetraut. Das musste der Matrose mit „Seemannsheim" gemeint haben.

    Inzwischen war der Morgen angebrochen, doch die Sonne ließ sich nicht sehen. Der Himmel war grau verhangen, und es nieselte noch immer. Passend zu meiner Stimmung, dachte Moritz. Dennoch betrat er beherzt die Eingangshalle des roten Backsteingebäudes. Die verglaste Rückwand ließ etwas Licht auf das gelbliche Linoleum fallen, sodass es gleich freundlicher wirkte. Neben ein paar Sesseln gab es auch einen niedrigen Tisch. Doch die Gäste an der Rezeption sahen anders als erwartet aus. Es handelte sich nämlich nicht um Seeleute, sondern um ein älteres Ehepaar und eine Handvoll Jugendlicher. Auf der breiten Treppe nach oben sah man sogar einige Dunkelhäutige.

    Als Moritz etwas irritiert verharrte, betrat gerade ein älterer Mann mit einer Brötchentüte den Raum. Mit seinem wettergegerbten Gesicht und dem krausen Vollbart entsprach er mehr dem Typ des Seebärs.

    »Na, Jungchen, hast du dich verlaufen?«, fragte er freundlich.

    »Ne…nein«, stotterte Moritz. »Ich hoffte hier ein paar Matrosen oder andere Seeleute zu treffen.«

    »Tscha, da musst du nachmittags ab fünf wiederkommen. Erst dann öffnet die hauseigene Bar. Da treffen sich immer ein paar Seeleute, um Billard zu spielen oder einfach nur unter ihresgleichen zu sein. Was willst du denn von denen? Spannende Geschichten hören?«

    »Nein, einer soll mir helfen, auf einem Schiff unterzukommen.«

    »Da wirst du wenig Glück haben. Die meisten von ihnen sind selbst auf Jobsuche. Die Mitarbeiter hier im Haus unterstützen sie dabei. Hilfe gibt es auch bei behördlichen Briefwechseln und durch psychosoziale Gespräche.«

    »Was machen denn die ganzen Fremden hier? Das sind doch keine Seeleute.«

    »Inzwischen übernachten hier Touristen und Jugendgruppen. Nur der vierte Stock dient als reine Seemannsherberge vor allem für

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