Buddhismus im Alltag II: "Achtsames Tun" im täglichen Leben.
Von Rainer Deyhle
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Buchvorschau
Buddhismus im Alltag II - Rainer Deyhle
Buddhismus im Alltag II
Der Chan Meister ist wie ein Wecker
Buddhismus als mächtige Idee
Karma ist ganz individuell
Der neue Schüler
Selber Schuld
Besitz im Buddhismus
Der Seuchengott
Geschnittene Nägel
Die Erkenntnis muss Wachsen
Der weise Herrscher
Mitgefühl und Konzentration
Das torlose Tor
Träume
Nichts ist Meins
Das Geschenk
Gefangen in Gedanken
Der Baum
Ein kleines Stück vom Himmel
Aus Pech wird Glück
Was ist Armut
Die Liebe kommt wie ein Dieb
Die ungleichen Brüder
Der nächste König
Kinder
Gerechtigkeit
Sicherheit
Das Entsetzen macht uns grausam
Ein Raum des Gedenkens
Die Kraft in uns
Gibt es Geräusche
Die Erde ist glitschig
Die neue Weltordnung
Die Angst vor der Zukunft
Schuld
Achtsamkeit erleben
Glauben heißt nichts Wissen
Die glückliche Familie
Disziplin
Der Chan Meister ist wie ein Wecker
Was macht einen guten Chan-Lehrer aus?
Er muss sein wie ein Wecker, so wie der Alarm, der uns am Morgen aus dem Bett klingelt. Er sollte uns beim „Erwachen" helfen, mit seinem ausgestreckten Finger auf einen bestimmten Punkt zeigen.
Dabei ist es völlig unerheblich, ob der Chan-Meister selbst den Weg geht, den er zeigt. Es ist egal ob er selbst „erleuchtet" ist, es spielt keine Rolle, ob er zittert, oder kräftig ist, er muss nur zeigen und damit wecken.
Was machte Buddha so besonders, was unterscheidet ihn von anderen historischen Persönlichkeiten? Richtig, er war „erleuchtet", das machte ihn speziell, deshalb folgen ihm bis heute unzählige Menschen.
Andere Personen auf dem Weg zur „Erleuchtung zu begleiten, ihnen zu helfen die Voraussetzungen zum „Erwachen
zu erschaffen, sie zu wecken, zu sensibilisieren, ihnen den Weg zu erklären, das macht ein guter Chan-Lehrer, das ist seine einzige Aufgabe. Wie er das macht, mit welchen Hilfsmitteln er zeigt, wie er weckt, das ist unwichtig.
Buddha hat keine Anleitung zum „Erwachen hinterlassen, keine Anweisungen aufgeschrieben. Und das sicherlich aus guten Gründen, ist das „Erwachen
doch ein sehr individueller Vorgang. Jeder Mensch ist anders, es gibt keinen Knopf zum Einschalten der „Erleuchtung", keine einzigartige und geheime Formel, und schon gar keinen passenden Zauberspruch.
Es gibt Buddha als Vorbild, als Entdecker des „Erwachens".
Nach seiner Erleuchtung hatte Buddha seine Lehre mündlich verbreitet, erst später wurden seine Reden und Weisungen von Schülern aufgezeichnet. Buddha zeigte die nötigen Vorbereitungen für den Weg, versuchte die Menschen aufzuwecken, sie zu erreichen. Von Buddhas direkten Schülern sollen mehrere Hundert ebenfalls „erwacht" sein, für die damalige Zeit eine bedeutende Zahl.
Und heute, was bleibt übrig von den Lehren Buddhas? Wie kommt sein Geist zu den Menschen?
Gute Chan-Meister sind selten geworden, das Thema ist schwierig, jedoch der Bedarf ist groß!
Ganz einfach gesagt muss man probieren, muss bereit sein ein Stück des Weges mit dem Lehrer zu gehen, sich dabei selbst eine Meinung zu bilden, ob der eingeschlagene Pfad der richtige ist.
Denn der Chan-Lehrer kann nur wecken, den Weg zeigen, man darf nicht auf seinen Finger schauen, sondern man sollte den Punkt betrachten, auf den der Finger zeigt.
Buddhismus als mächtige Idee
„Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee,
deren Zeit gekommen ist."
– Victor Hugo –
Ideen haben unsere Welt schon häufig komplett verändert. Die Demokratie, der Kommunismus, der Humanismus, die Menschenrechtsbewegungen, Revolutionen, Religionen. Leitbilder kamen, einige blieben, viele sind wieder vergangen.
Abhängig vom Zeitgeist, von unterschiedlichen Interessenlagen, von Profit, Gier und jeweiligen Vorteilen, von gesundem Menschenverstand, von der Suche nach Spiritualität, wenn die Zeit gekommen war wälzten Gedanken die Gesellschaft um, Vorstellungen veränderten die Welt.
Aber nicht nur die Idee ist wichtig, das Ideal muss auch „an der Reihe" sein, muss auf eine fruchtbare Erde fallen, um sich entfalten zu können, ähnlich einem Samen müssen auch bei Leitbildern die Gegebenheiten zur Entwicklung günstig sein.
Wenige Ideen haben über lange Zeit bestanden, meist waren sie wie Sternschnuppen am Firmament, leuchteten kurz und verglühten.
Ein Leitbild, das über die Jahrtausende aktuell blieb und bleibt sind die Lehren Buddhas. Vor 2500 Jahren lebte er sein Leben und hinterließ uns sein Vermächtnis, das über die Zeit Millionen (wenn nicht Milliarden) Menschen berührt und angeleitet hat.
Im Gegensatz zu den großen Weltreligionen geht es im Buddhismus aber nicht um die Anbetung einer „höheren Macht, sondern um die Beschäftigung des Praktizierenden mit seinem Ich, also nicht ein „er soll es richten
, sondern ein „ich kann alles verändern", kein Zwiegespräch mit einem Gott, sondern eine umfassende Auseinandersetzung mit mir selbst, mit meinem Dasein.
Es wird dabei die Verantwortung nicht einem Schöpfer übertragen, nicht dem Wohlwollen der Götter anheimgestellt, sondern ICH BIN FÜR MICH SELBST VERANTWORTLICH. Das ist natürlich deutlich unbequemer als einen „Herrn" anzurufen, es setzt Reflexion und Aktion voraus, nicht stilles Warten auf bessere Zeiten, sondern Aktivität, Handlung und Tat.
Auch die Geschichte des Buddhismus war über die Jahrhunderte wechselhaft, beeinflusst von Moden, Entwicklungen, verschiedenen Vordenkern, dem jeweiligen Zeitgeist. Manchmal wäre die Philosophie Buddhas fast verloren gegangen, zu anderen Epochen hingen seiner Weltanschauung viele Menschen an, aber seine Worte waren immer präsent, „Buddha" ist auch heute noch einem jeden Kind ein Begriff. Viele Europäer können zwar mit Begriffen wie Karma, Wiedergeburt und Erleuchtung wenig anfangen, sie spüren