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Lieben, kämpfen, leiden!: Die Arbeitswelt in den Neunzigerjahre
Lieben, kämpfen, leiden!: Die Arbeitswelt in den Neunzigerjahre
Lieben, kämpfen, leiden!: Die Arbeitswelt in den Neunzigerjahre
eBook229 Seiten3 Stunden

Lieben, kämpfen, leiden!: Die Arbeitswelt in den Neunzigerjahre

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Über dieses E-Book

Ein junger Ingenieur tritt seine erste Stelle nach dem Studium an. Bereits am ersten Arbeitstag geht es sofort los und schon ist er mit Problemen eingedeckt. Nicht nur technische Probleme, auch für die jungen Fräuleins im Betrieb, ist ein junger hübscher Ingenieur, ein Mann, der zumindest ins Beuteschema passen würde. Da lohnt es sich, am Ball zu bleiben.
Schon die Entscheidung, an welche Firma man den Grossauftrag vergeben will, fordert ihn. Der Entscheid ist nicht einfach, die hübsche sympathische Sachbearbeiterin, gegen die günstigere Offerte, erfordern heikle Entscheide. Herz gegen Geld? Ein schwerer Entscheid, zumal es sich nicht um sein Geld handelt.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum22. März 2020
ISBN9783750228696
Lieben, kämpfen, leiden!: Die Arbeitswelt in den Neunzigerjahre

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    Buchvorschau

    Lieben, kämpfen, leiden! - Geri Schnell

    Lieben, kämpfen, leiden

    Die Arbeitswelt in den Neunzigerjahre

    Verfasser: Geri Schnell

    Einleitung

    Die folgende Geschichte ist der erste Roman, den ich geschrieben habe. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits seit zwei Jahren beschlossen, nach Feierabend die Firma zu vergessen und mich mit anderen Dingen zu befassen. Zwei Jahre lang malte ich Bilder, meistens Raumstationen oder ähnliche Motive.

    An jenem Tag, las ich im Blick einen Artikel über einen Unfall in einer Fabrik und den daraus entstehenden hohen Folgekosten. Das reizte mich, ich entschied, es zu versuchen, mit diesen Angaben eine Geschichte aus der Arbeitswelt zu schreiben.

    Es brauchte nicht lange und ich war mitten drin in der Geschichte und schrieb sie zu Ende. Allerdings veröffentlichte ich sie nicht, sie blieb im PC gespeichert.

    Nun habe ich beschlossen, sie zu aktivieren. Beim Auffrischen der Geschichte, änderte ich Handlungsort und Firmen, so dass die Geschichte nichts mehr mit dem ursprünglichen Geschehen aus der Zeitung zu tun hat, Personen und Handlung ist frei erfunden. Was bleibt, ist die Zeit, in welcher die Geschichte spielt.

    So kann man aus dieser Geschichte entnehmen, wie man anfangs der 1990er Jahre arbeitete. Für die Generation, welche mit dem Handy und Internet aufgewachsen ist, ist das vielleicht ein interessanter Vergleich, Dinge die heute selbstverständlich sind, waren damals viel komplizierter. Dagegen sind die zwischenmenschlichen Beziehungen noch anders abgelaufen. Man redete noch miteinander, und schickte nicht ein SMS.

    Der Umgang mit der Liebe war auch offener, so sehe ich mich gezwungen, den Roman nur für über 18 jährige freizugeben, da ich sonst zu viel ändern müsste, obwohl es damals nicht als anstössig galt. Es ist also keine Sex Story, auch wenn einige Szenen etwas gewagt erscheinen. Lasst euch überraschen.

    Wichtig, es ist ein Roman und hat mit den erwähnten Firmen nichts zu tun!

    Erster Arbeitstag von Paul

    «Sie wünschen?», fragt Regula Hauri den jungen Mann, der in sportlicher Kleidung, eine Mappe unter den Arm geklemmt, vor ihrem Schalter steht.

    «Ich heisse Paul Merz und bin mit Herr Lehner verabredet. Ich werde ab heute hier arbeiten!»

    «Bitte nehmen sie einen Moment Platz. Ich werde Herr Lehner rufen!»

    Paul setzt sich in den bequemen Sessel in der Empfangshalle und blättert in den aufgelegten Zeitschriften, während er die Telefonistin sagen hört: «Herr Lehner, ihre Verstärkung ist eingetroffen.»

    Nach einer kurzen Pause sagt sie: «O.K. ich bringe ihn vorbei, - bis später!»

    Langsam steht sie auf, streicht sich über die langen schwarzen Haare, damit sie schön liegen, zieht den Pullover glatt und verlässt, nach einem kurzen Kontrollblick in den Spiegel, die Rezeption.

    «Bitte folgen sie mir, Herr Merz. Herr Lehner ist im Moment zu beschäftigt, um sie selber abzuholen. Ich bringe sie zu ihm.»

    Sie streckt Herr Merz die Hand entgegen, «Ich heisse Regula Hauri!»

    «Sehr erfreut. Paul Merz», erwidert er die Begrüssung und folgt ihr wortlos durch den langen Gang. Keine schlechte Figur, denkt er für sich, doch im Moment ist er mit anderen Dingen beschäftigt.

    «Was bringt ihm die neue Stelle? Wie verläuft der Start in seinen neuen Lebensabschnitt?»

    Es sind jetzt fünf Jahre her, seit er das letzte Mal gearbeitet hatte. An der Ingenieurschule in Brugg-Windisch ging es streng zu und her, doch hatte man immer wieder Zeit, zum ausspannen und konnte das Leben geniessen. Früher wäre er nie auf den Gedanken gekommen, dass er mal in einem Aluminiumwalzwerk arbeiten würde. Doch, als junger Ingenieur ohne Erfahrung, musste man froh sein, wenn man erst mal eine Stelle findet.

    «So da wären wir», hört er Fräulein Hauris sanfte Stimme, «Herr Lehner kennen sie sicher schon vom Vorstellungsgespräch.»

    «Ich bringe ihnen ihren neuen Mitarbeiter», sagt sie an Herr Lehner gerichtet, «auf Wiedersehen Herr Merz, ich wünsche ihnen einen guten Start», mit einem sympathischen Lächeln verabschiedet sie sich.

    «Dann wollen wir mal schauen, dass sie möglichst schnell loslegen können.» Weiter kommt Herr Lehner nicht, denn auf seinem Schreibtisch klingelt das Telefon.

    «Lehner!», nachdem er einige Zeit zugehört hat, entgegnet er: «Moment, das ist zuviel auf einmal, das muss ich mir aufschreiben!»

    Paul Merz steht vor dem Schreibtisch und schaut seinem neuen Chef interessiert zu. Offensichtlich wird da ein sehr hektisches Gespräch geführt. Es scheint sich um ein grösseres Problem zu handeln.

    «Also, um vierzehn Uhr im Sitzungszimmer!», mit diesen Worten beendet Herr Lehner das Gespräch.

    «Tut mir leid Herr Merz, ich kann mich im Moment nicht um Sie kümmern, sie sehen ja, was hier los ist. Silvia, kommen doch schnell her».

    Hinter einem Zeichnungsbrett kommt ein zierliches Fräulein, mit braunen, kurz geschnittenen Haaren, hervor. Sie wirkt in ihrem weissen Arbeitsmantel etwas verloren, aber sehr sympathisch. Herr Lehner stellt seine Mitarbeiterin vor.

    «Ich habe leider keine Zeit Herr Merz einzuführen. Bitte zeigen sie ihm den Arbeitsplatz, welchen wir letzte Woche vorbereitet haben und anschliessend führen sie ihn durch den Betrieb. Vergessen sie nicht, ihm die Abteilungsleiter vorzustellen.»

    Mit einer Handbewegung zeigt er an, dass nun Herr Merz in die Obhut von Silvia Eichenberger übergeht.

    «Yvonne, Daniel, Werner und Marcel - Bitte kommen sie in fünf Minuten ins kleine Sitzungszimmer! Es gibt Arbeit!»

    «Guten Morgen, ich bin Silvia Eichenberger», sagt sie freundlich und streckt Herr Merz die Hand hin.

    Die nächsten fünf Minuten ist das Technische Büro erfüllt von grosser Hektik, danach wird es ruhiger. Paul Merz wird allmählich mit seinem neuen Arbeitsplatz vertraut gemacht. Er erhält ein Pult in der mittleren Reihe zugeteilt. Das übergrosse Zeichnungsbrett gestattet nur einen schmalen Streifen Sicht auf das Fenster, von welchem man einen Blick über das weitläufige Fabrikgelände hat.

    Im hinteren Teil des Technischen Büros, verschwindet das althergebrachte Aussehen des Technischen Büros, denn dort sind die CAD Arbeitsplätze eingerichtet. Gut abgeschirmt gegen das Tageslicht, stehen die zwei Bildschirmarbeitsplätze und ein PC-Arbeitsplatz. Durch eine Trennwand abgeschirmt steht der Walzenplotter, auf welchem gerade eine Zeichnung ausgeplottet wird. Die Geschwindigkeit des Zeichnungsvorgangs fasziniert jeden Anfänger. Erfreut stellte er fest, dass mit der gleichen Software gearbeitet wird, welche er bereits an der Ingenieurschule in Brugg-Windisch kennen gelernt hat. Die Grundlagen sind ihm vertraut, allerdings hatte er noch wenig Gelegenheit zum Üben, denn das System war an der Ingenieurschule dauernd belegt. Fräulein Eichenberger macht ihn mit den Benutzerrichtlinien bekannt.

    «Ich bin mit dem System leider noch nicht vertraut, es steht erst seit einem halben Jahr hier und ich wurde noch nicht eingearbeitet. Jemand muss schliesslich noch arbeiten, während die andern spielen», meint sie trocken.

    «Wie das mit der internen Organisation im System abläuft, wird ihnen Herr Zuber oder Fräulein Schmid noch genau erklären. Jetzt gibt es erst einen Kaffee, dabei kann ich ihnen auch die übriggebliebenen Mitarbeiter des Technischen Büros vorstellen. Kommen Sie, nach der Pause beginnen wir mit der Werkbesichtigung, sind sie ein guter Wanderer?», fragt sie.

    «Es geht, ich werde morgen meine Rollschuhe mitbringen», scherzt Paul.

    Im Pausenraum hat Monica, die Hilfszeichnerin, bereits Kaffee gekocht und Pascal, der Zeichnerlehrling, hat frische Brötchen aus der Bäckerei geholt.

    «Wo sind denn die andern?», fragt Pascal, der den ganzen Morgen in der Werkstatt beschäftigt war.

    «Die wurden in eine Krisensitzung gerufen. Es scheint, dass es ein grösseres Problem gibt. Dies ist übrigens Herr Merz, unser neuer Mitarbeiter. Pascal Kunz, unsere Nervensäge von einem Lehrling", stellt Silvia den Lehrling vor.

    «Das ist Monica Gretler, sie ist die gute Seele des Technischen Büros, sie besorgt alles, Kopien, Unterlagen, schreibt Briefe und die Ablage», stellt Silvia ihre Kollegin vor.

    «Herr Merz, unser neuer Mitarbeiter! So, und nun brauche ich einen Kaffee.»

    In der Kaffeepause ist das Fest des Eishockeyclubs das Hauptthema. Am letzten Samstagabend war anscheinend ganz Reinach, besser das ganze Wynental in der Eishalle. Es gibt viel zu erzählen, wer mit wem und wer nicht mit wem! Paul trinkt seinen Kaffee in aller Ruhe, ohne sich an der Diskussion zu beteiligen. Er hat genügend Eindrücke zu verarbeiten.

    Kurz vor Ende der Kaffeepause öffnet sich die Türe zum Sitzungszimmer. Die Sitzungsteilnehmer schnappen sich schnell ihre Tasse und stürzen sich den Kaffee im Expresstempo herunter. Zwischen zwei Schlucken Kaffee kann Herr Lehner kurz Paul Merz vorstellen. Ihm werden seinerseits, seine neuen Arbeitskollegen kurz vorgestellt. Doch schon werden alle wieder von grosser Hektik erfasst. Für ein vernünftiges Kennenlernen ist heute keine Zeit, doch das wird sich mit der Zeit noch geben. Auf dem Schreibtisch von Herr Lehner klingelt bereits wieder das Telefon.

    «Aber ich kann ihnen jetzt niemanden schicken, ich brauche alle Leute hier, wenn ich bis vierzehn Uhr meine Unterlagen zusammen haben will. - Ah, einen Augenblick, ich schicke ihnen unsern neuen Mitarbeiter, Herr Merz, vielleicht kann er ihnen helfen, er hat eben erst angefangen, aber mit seiner Ausbildung müsste er es eigentlich schaffen. Fräulein Eichenberger wird ihn, mit der Bedienungsanleitung und dem Schaltplan vorbeibringen. Bitte entschuldigen sie diese Notlösung, aber die Sitzung heute Nachmittag ist sehr wichtig. Danke!»

    «Herr Merz, verstehen sie etwas von programmierbaren Steuerungen?»

    «Ein bisschen Theorie ist vorhanden, aber es fehlt die Praxis.»

    «Gut, hier sind einige Unterlagen, Herr Weber hat im Lager Probleme mit der automatischen Stapleranlage. Fräulein Eichenberger wird sie zu Herrn Weber bringen. Die Betriebsbesichtigung muss heute ausfallen, denn ich brauche auch Fräulein Eichenberger bei der Vorbereitung auf die Sitzung.»

    «Ist schon recht, ich werde mein Bestes geben, das Ding wieder zum Laufen zu bringen», entgegnet Paul optimistisch.

    «Fräulein Eichenberger! - Bringen Sie Herr Merz schnell zu Herr Weber. Kommen sie anschliessend ins Sitzungszimmer, ich brauche auch ihre Hilfe.»

    Fünf Minuten später steht Paul im riesigen Lager. Von der Hektik im Technischen Büro bekommt er nichts mehr mit. Er hat nur noch so viel mitbekommen, dass es um die Umweltbelastung des Werks geht. Irgendein Amt verlangt genaue Angaben, oder hat neue Grenzwerte festgelegt. Auf jeden Fall hat das Amt erreicht, dass das ganze Werk in Aufruhr versetzt wurde.

    «Das ist Herr Weber, er ist für das Lager verantwortlich», erklärt sie Paul, als sie ihm, «wie ihnen Herr Lehner bereits erklärt hat, muss ich sofort zurück. Ich wünsche ihnen viel Erfolg beim ersten Auftrag», mit einer Geste übergibt sie Paul an Herr Weber, welcher zustimmend nickt.

    «Also, Herr Merz schauen wir, dass wir das Ding irgendwie zum Laufen bringen.»

    Bis zum Mittagessen wird nun in der Betriebsanleitung geblättert, ab und zu wird ein Knopf gedrückt und die Reaktion beobachtet. Dann wird die Reaktion besprochen und weiter gesucht. Um zwölf Uhr fragt Herr Weber: «Essen sie auch in der Kantine?»

    «Hunger hätte ich eigentlich schon, ich hoffe, dass wir uns die Zeit dazu nehmen können.»

    Am späten Abend liegt Paul in seinem Zimmer auf dem Bett und ordnet sein Gedanken, obwohl er sehr müde ist, kann er nicht einschlafen. Er versucht die Eindrücke des ersten Arbeitstages zu verarbeiten.

    Vom Technischen Büro hat er noch nicht viel mitbekommen. Auffallend war diese wichtige Sache, welche zur Diskussion stand. Einen bedeutend besseren Überblick hat er vom Lager und besonders von Kurt Weber, erhalten. Für einen Neuling ist es beeindruckend, wie das Lager eines Aluminiumwerks funktioniert, was für Gewichte transportiert werden. Wenn wie heute der Stapler für das Hochregallager ausfällt, respektive die falschen Lagerplätze ansteuert, ist das Chaos kaum noch zu durchschauen.

    Herr Weber hat ihm imponiert. Paul ist beeindruckend, wie er seine Mitarbeiter anspornt, durch einen Sondereinsatz die Lage einigermassen im Griff zu behalten. Beim Mittagessen konnte er einige persönliche Dinge über Kurt Weber in Erfahrung bringen. Kurt ist 38 Jahre alt und hat Mechaniker gelernt. Er ist seit sieben Jahren verheiratet und scheint sehr stolz auf seine beiden Töchter, im Alter von fünf und drei Jahren, zu sein. Zusätzlich zu seiner Lehre hat er noch eine Ausbildung zum Betriebsfachmann absolviert. Im Aluminiumwerk arbeitet er erst seit vier Jahren. Er hat das Lager von einem langjährigen Mitarbeiter übernehmen müssen, welcher kurz vor seiner Pensionierung plötzlich krank wurde. Trotz der modernen technischen Einrichtung, fehlt unter diesen Umständen eine gute Dokumentation.

    Bald schwenken seine Gedanken ab. Ausser Kurt, gehen ihm vor allem die neuen Mitarbeiterinnen durch seinen Kopf. Dass sich seine Gedanken immer wieder auf die Damen konzentrieren ist nicht verwunderlich. Seine ehemalige Freundin hatte sich, während er, wegen dem Prüfungsstress, etwas wenig Zeit für sie hatte, für einen Studenten aus dem zweiten Semester entschieden. So liegt es nahe, dass er seine neue Stelle auch in diesem Punkt für interessant hält.

    Als Erste ist ihm Fräulein Hauri aufgefallen. Es ist ihm nicht entgangen, dass sie versucht hat, einen guten Eindruck auf ihn zu machen. Ausserdem scheint sie im Betrieb sehr beliebt zu sein. Sie ist sicher auch die am besten informierte Person im Betrieb. Sie dürfte so um die Mitte Zwanzig sein. Nebst den langen schwarzen Haaren und dem Jeansjupe, ist ihm vor allem der Perlwoll-Pulli aufgefallen. Er musste richtig gegen die Versuchung ankämpfen, dass er sie nicht am Arm berührt und fragt: «Ist der neu?»

    Am ersten Arbeitstag kann man sich solche Dinge noch nicht erlauben. Auch Silvia hat ihn beeindruckt. Sie ist sehr nett und zuvorkommend. Doch über ihren Charakter hat er noch nicht viel herausgefunden. Sie dürfte etwa so alt sein wie Regula, wirkt jedoch jünger und etwas unsicher. Ihre Kurzhaarfrisur lässt sie knabenhaft erscheinen, was durch den weissen Berufsmantel noch verstärkt wird. Als sehr verführerisch hatte er ihre braunen Augen in Erinnerung behalten, welche gut zu ihrem braunen Haar passen. Silvia ist sich allerdings nicht bewusst, wie diese Augen auf Männer wirken.

    Nur sehr oberflächlich sind ihm Fräulein Schmid und Fräulein Gretler in Erinnerung geblieben, da er sie nur sehr kurz gesprochen hat. Fräulein Schmid wirkt sehr selbstsicher und unternehmungslustig. Dagegen ist Fräulein Gretler noch sehr jung und unkompliziert. Sie scheint das Leben zu geniessen und interessiert sich mehr fürs tanzen und sonstige Unterhaltung, als für die Arbeit.

    Allmählich nimmt die Müdigkeit von Paul Besitz. Bevor er endgültig einschläft nimmt er sich vor, nichts zu überstürzen. Im Walzwerk wird gearbeitet und die Suche nach einer Freundin wird auf den Abend verlegt. Reinach ist für ihn Neuland. Er ist im Zimmer erst gestern eingezogen. Es liegt im gleichen Gebäude wie die Citybar, dort hat er gestern Abend noch einen Croque Monsieur gegessen, weil seine Küche noch nicht eingerichtet ist. Heute hat er, nach der Arbeit, einige Sachen einkaufen können. Sein Junggesellenhaushalt hat den ersten Tag überstanden. Dann schläft er ein.

    Offerte für neue Walzstrasse

    Paul arbeitet jetzt schon drei Monate im Walzwerk. Er hat sich gut eingelebt. Ausser mit Herr Lehner, ist er mit allen Mitarbeitern per du. Da er das Problem im Lager lösen konnte, ist er jetzt der zuständige Mann, wenn im Lager etwas nicht gut läuft. Die andern Mitarbeiter im TB sind momentan mit einem Grossprojekt beschäftigt. Yvonne Schmid kommt mit einem dicken Briefumschlag ans Pult von Daniel Gautschi, dem Einkäufer des Werks.

    «Die Offerte ist endlich eingetroffen», teilt Yvonne mit und übergibt Daniel den Brief. Gespannt nimmt Daniel das dicke Bündel aus dem Briefumschlag. Sauber zu einem Heft gebunden, liegt endlich die erste Offerte vor. Auf der ersten Seite ist eine Zusammenfassung des Inhalts, doch der Blick fällt unweigerlich auf die unterste Zeile, mit einer beängstigend wirkenden achtstelligen Zahl. Noch nie hat Daniel in seiner beruflichen Laufbahn ein solches Riesenprojekt betreut.

    «Als Erstes versuchen wir uns einen Überblick zu verschaffen. Wenn ich ehrlich bin, weiss ich gar nicht, wo ich anfangen soll», meint Daniel zu Yvonne, «für den Anfang brauche ich drei Kopien. Kannst du das übernehmen, - Yvonne? Ich überlege mir inzwischen, wie wir bis Mittwoch einen Überblick erhalten, was da auf uns zukommt, damit wir dem Direktor der Lieferfirma, mit seinem Mitarbeiterstab, die richtigen Fragen stellen können.»

    Während Yvonne zum Kopierer eilt, setzt sich Daniel an den Schreibtisch und beginnt Stichwörtern aufzuschreiben. Platzbedarf, Infrastruktur, Leistung der Maschine, Personalbedarf und viele weitere Punkte erscheinen auf dem Blatt. Dazwischen orientiert er sich an der Frageliste, die er von Herr Lehner erhalten hat, damit dieser die Geschäftsleitung informieren kann. Er und Yvonne haben die Aufgabe bekommen, die Offerte auseinander zu pflücken. Die Konkurrenzofferte wird erst für nächste Woche erwartet. Bis

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