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Im Banne des Drachen
Im Banne des Drachen
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eBook329 Seiten4 Stunden

Im Banne des Drachen

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Über dieses E-Book

Wahrer Liebe kann nichts, nicht einmal ein feuerspeiender Drache, etwas anhaben...

Freundlich, selbstlos und loyal arbeitet Keira unermüdlich daran, ihre Familie zu unterstützen. Doch hinter ihrem liebenswerten Äußeren verbirgt sich eine junge Frau, voller Neugier und Entschlossenheit, die sich mit all ihrer Kraft dagegen wehrt, einen Mann zu heiraten, den sie verabscheut.

Eines Tages zieht schließlich der junge Aaron Drake in die Nähe von Keiras Dorf. Die Damen im Ort sind von ihm hingerissen, doch die Männer sind misstrauisch. Sie fürchten die ungezähmte Macht, welche sich hinter dem Fremden verbirgt. Sie haben haben allen Grund dazu, denn Aaron verbirgt ein Geheimnis, das nicht nur die magische Anziehung zwischen Keira und ihm, sondern auch das gesamte Dorf bedrohen könnte. Als Keira schließlich die mysteriöse Wahrheit erfährt, wird ihre Loyalität gegenüber ihren Mitmenschen auf eine harte Probe gestellt...

Im Banne des Drachen beschreibt eine fesselnde Geschichte über Liebe und Mut, die dein Herz und deine Fantasie in ihren Bann ziehen wird.

SpracheDeutsch
HerausgeberLinda K Hopkins
Erscheinungsdatum4. Apr. 2022
ISBN9781775191780
Im Banne des Drachen
Autor

Linda K Hopkins

As a child, I cared nothing for schoolwork. Instead, I passed the hours lost in some fantasy world, or had my nose buried in a book. Not much has changed! School has been replaced with other responsibilities, but I would much rather be day dreaming in the sun and capturing my imaginings on paper, than doing almost anything else!

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    Buchvorschau

    Im Banne des Drachen - Linda K Hopkins

    Prolog

    Keira beobachtete, wie das große Ungeheuer langsam durch die Lüfte kreiste und bei jeder Umrundung für einige Sekunden das Sonnenlicht verdunkelte. Feuerfontänen schossen aus dem Maul und verschwanden wieder in der kühlen Luft, noch bevor die Flammen den Boden erreichen konnten. Überall schrien die Menschen, schnappten sich ihre Kinder und flüchteten in Panik zu ihren Häusern. Die Türen schlugen zu und Schlösser verriegelten sich, als die Menschen ihre Behausungen von innen versperrten. Keira schüttelte amüsiert den Kopf – eine schlichte Tür würde einen Drachen nicht aufhalten!

    „Komm!", rief Anna und zerrte an Keiras Arm, aber Keira schüttelte sich los und starrte auf die monströse Bestie, die über das Dorf flog.

    Der Drache hatte sich vor ungefähr sechs Wochen in den Bergen niedergelassen, doch er hatte noch immer kein einziges unschuldiges Mädchen geraubt und verschlungen. Doch die Menschen hatten ein langes Gedächtnis und die Erinnerungen an den letzten Drachen, der in der Gegend gelebt hatte, waren noch sehr lebendig. Viele Jahre lang hatte die Bestie friedlich in ihrer Berghöhle verbracht, bis sie eines Tages aus heiterem Himmel das Dorf angriff. Die Hälfte aller Häuser war durch Flammen zerstört worden, bis die Kreatur von einer mutigen Seele bezwungen und getötet wurde. Das einzig Fragwürdige, was der Drache bis dahin getan hatte, bestand darin, ein paar Rinder und einige Schafe zu stehlen. Da der Drache für jedes erbeutete Tier stets irgendeine Art von Bezahlung hinterließ, üblicherweise in Form eines Säckchens voller Gold oder Edelsteine, beklagten sich die Dorfbewohner, trotz ihrer Angst vor einem grausigen Tod, nicht sonderlich laut, denn schließlich überstiegen die Zahlungen stets den Wert des erbeuteten Tieres. Doch die Dorfbewohner waren überzeugt davon, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis auch dieser Drache das Dorf in Brand stecken und die Dorfmädchen entführen würde.

    „Jetzt komm endlich, Keira." Die Worte von Anna bahnten sich nun ihren Weg durch Keiras Gedanken und erinnerten sie daran, dass auch ihre Eltern die Ängste der anderen Dorfbewohner teilten. „Mutter wird ausflippen, wenn wir nicht sofort nach Hause zurückkehren."

    „Hör´ auf, an mir zu ziehen, ich komme ja schon!" Keira warf noch einmal einen Blick auf die Kreatur und bewunderte, wie die Schuppen der Bestie das Licht des späten Nachmittags einfingen und unzählige Regenbögen gen Himmel reflektierten. Der Drache entfernte sich vom Dorf, aber als Keira Anna folgen wollte, drehte er seinen langen Hals und blickte auf sie herunter. Er begegnete ihrem Blick mit leuchtenden, goldenen Augen, bevor sein riesiger Körper in einer langsamen und fließenden Bewegung gemächlich davonflog.

    Kapitel 1

    Der Tag verlief schweißtreibend, als Keira auf ihrem niedrigen Hocker saß und die Menschenmassen beobachtete, die sich durch die engen Gassen schlängelten. Die Markise über ihrem Tisch bot nur wenig Schutz vor den unbarmherzigen Sonnenstrahlen und so nahm sie den feuchten Stoff ihres Mieders von der Haut, um etwas Abkühlung zu finden. Es war Markttag im Dorf. Ein Ereignis, das jeden Mittwoch und Samstag stattfand, bei Regen oder auch bei Sonnenschein. Keira kümmerte sich um den Stand, an dem das geschnitzte Holzgeschirr ihres Vaters stand. Es war eine Aufgabe, die sie sich mit ihrer Mutter teilte, aber da ihre Mutter für das Frühstück nach Hause gegangen war, saß Keira nun allein am Tisch. Sie sah sich auf dem Marktplatz um und fragte sich nicht zum ersten Mal, was ihre jüngere Schwester wohl zu tun hatte. Sie war nirgends zu sehen, aber das war nicht sonderlich überraschend. Erst an diesem Morgen hatte Keira vorgeschlagen, dass Anna mehr am Stand mithelfen sollte, doch die Mutter war strikt dagegen.

    „Anna ist zu jung, um sich darum zu kümmern, hatte die Mutter geantwortet, doch ihr war dabei entgangen, dass Anna zeitgleich in der Ecke stand und ihrer Schwester Grimassen entgegen warf. „Zu jung? Sie ist sechzehn, Mutter! Alt genug, um verheiratet zu sein. Ich habe mit zwölf Jahren angefangen, am Stand zu arbeiten.

    „Jetzt, Keira!, rief ihre Mutter scharf dazwischen, „sei nicht unverschämt. Ich habe gesagt, dass Anna zu jung ist, und damit ist die Diskussion beendet.

    Keira seufzte. Anna besaß nicht die geringste Verantwortung, also war es vermutlich auch besser, wenn sie sich nicht um den Markststand kümmern würde, doch Keira konnte den rebellischen Gedanken nicht unterdrücken, dass Anna wahrscheinlich verantwortungsbewusster wäre, wenn sie weniger verwöhnt wäre.

    Keira stand auf und hob heimlich ihre Röcke ein Stück an, um ihren Knöcheln etwas Abkühlung zu verschaffen, als sie zur Vorderseite des Tisches ging, auf dem die Waren ihres Vaters ausgestellt waren. Er war Handwerksmeister und die Stücke spiegelten sowohl sein Können als auch den Stolz wider, den er auf seine Arbeit hatte. Die Oberflächen jedes Artikels wurde so glatt geschliffen, dass sie sich beinahe weich anfühlten. Keira lud die Kunden deshalb dazu ein, mit den Fingern über die verschiedenen Artikel zu streichen. Die Waren des Vaters wurden von den wohlhabenderen Familien in den umliegenden Städten und Dörfern geschätzt und sie schmückten sogar den Altar der nächstgelegenen Kathedrale. Nun waren sie ausgestellt worden, um die hochwertige Verarbeitung zu präsentieren und Keira arrangierte einige der Teller neu, um die natürliche Schönheit des Holzes hervorzuheben. Während sie beschäftigt war, ließ sie ihre Blicke über den Marktplatz schweifen. Ein einziger Angriff auf die Sinne, bei dem Farben, Gerüche und Geräusche um Aufmerksamkeit wetteiferten. Verkäufer riefen ihre Waren aus. Sie trugen zur Kakophonie bei, die von Nutztieren verursacht wurde, welche am Ende des Marktplatzes eingepfercht waren. Währenddessen versuchten die Kunden in ihrem Bemühen, den besten Preis auszuhandeln, den allgegenwärtigen Lärm zu übertönen. Händler stellten ihre Waren in jeder verfügbaren Ecke des Platzes aus und ließen den Käufern nur wenige Meter Raum, um zwischen den Ständen zu wechseln, während sie sich aneinander vorbeidrängten. Keira verspürte stets ein Gefühl der Erleichterung, wenn der Markttag beendet war und sie in die Einsamkeit des Waldes fliehen konnte.

    Als Keira an ihren Platz zurückkehrte, bemerkte sie, dass etwas die Aufmerksamkeit der anderen Händler auf sich gezogen hatte. Als sie sich umdrehte, erblickte sie einen Fremden, der zwischen den Ständen hindurchging. Das war an sich noch kein Grund zur Bemerkung, da das Dorf an einer stark befahrenen Straße lag, die unentwegt Pilger, Trupps von Schaustellern und andere Reisende hervorbrachte, doch dieser Fremde war anders. Er war groß, gut gebaut und sauber – im Gegensatz zu den anderen, die oft hager und ungepflegt waren. Und er war gut gekleidet. Eigentlich sogar sehr gut gekleidet. Er trug ein blaues Samtdoublet über einem Seidenhemd, zusammen mit fein gewebten Wollstrumpfhosen, die in hochhackigen Stiefeln verschwanden, welche ihm bis zu den Knien reichten. Sein Hut, der ordentlich über einem Ohr saß, war ebenfalls aus Samt, mit einer Feder, die sich über seinem anderen Ohr kräuselte. An der Seite hing ein Schwert, das mit Juwelen besetzt war. Der Mann war glatt rasiert und seine gebräunte Haut gewaschen – eindeutig ein Mann von edler Herkunft. Er stöberte weiter an den Ständen herum, während er gemächlich den schmalen Pfad entlangschritt. Hier und da hielt er inne, um die verschiedenen, ausgestellten Waren zu begutachten. Gelegentlich zog er ein kleines Ledertäschchen heraus und Keira konnte erkennen, wie der Inhalt auf der weichen Haut lag. Einige der Händler riefen und baten ihn, seine Münze an ihren Ständen auszubreiten und er blieb stehen, um mit ihnen zu scherzen, während sie ihre Waren anpriesen.

    Als er näher kam, schätzte Keira, dass er etwa dreißig Jahre alt war. Mit zweiundzwanzig Jahren galt Keira bereits als alte Jungfer, aber das bedeutete nicht, dass sie seine tolle Figur, seinen kraftvollen Gang, der Selbstvertrauen und Stärke ausstrahlte, nicht zu schätzen wusste. Sie war jedoch nicht das einzige Mädchen, dessen Augen an der gutaussehenden Gestalt des Fremden hafteten, stellte sie mit einem selbstbewussten Lächeln fest.

    Er schlängelte sich weiter zwischen den Ständen hindurch und Keira war amüsiert zu sehen, wie sein Publikum anwuchs. Er war eindeutig fehl am Platz in dem unscheinbaren, kleinen Dorf, das Keira ihr Zuhause nannte. Die Käufer stießen sich gegenseitig an, wenn er vorbeiging. Sie lachte in sich hinein, als die Anderen offen über das Gewicht seines Geldbeutels spekulierten, aber er scherte sich nicht um die Aufregung, die er verursachte. Stattdessen stöberte er weiter an den Ständen, kaufte an manchen kleine Schmuckstücke und ersetzte gleichzeitig diese Gegenstände durch ein Lächeln und ein freundliches Wort. Er war nun beinahe an Keiras Stand angekommen, als er aufblickte und ihren erschrockenen Blick erwiderte. Sie sah hastig weg, denn es war ihr peinlich, dass er sie dabei erwischte, wie sie ihn offen beobachtete. Jedoch nicht zu schnell, um zuvor das Lächeln zu bemerken, das seine Lippen umspielte. Sie konnte seine Blicke förmlich auf sich spüren und strich nervös ihren einfachen, selbstgesponnenen Rock glatt, während sie sich wünschte, sie hätte sich etwas weniger Schlichtes angezogen. Mit zwei schnellen Schritten war der Mann an ihrem Tisch, von wo er nach unten schaute, um die angebotenen Waren zu begutachten. Er nahm eine Schüssel und fuhr mit dem Finger über die glatte Oberfläche, dann hob er seinen Blick, um dem von Keira zu begegnen.

    „Das ist genau, wonach ich gesucht hatte," sagte er.

    Keira schaute ihn spekulierend an: „Sie sind auf der Suche nach Schüsseln und Tellern?, fragte sie. „Warum?

    „Natürlich, um davon zu essen", antwortete er mit einem unschuldigen Lächeln.

    „Aber, Sie haben doch sicher viele Teller?" Tatsächlich wäre sie nicht überrascht gewesen, zu erfahren, dass er Teller aus Zinn, importiertem Porzellan oder sogar Silber hatte. Natürlich hatte sie solchen Luxus noch nie gesehen, aber sie hatte davon gehört. Und es war allgemein bekannt, dass Vogt Hobbes im Besitz einer großen Servierplatte aus Zinn war.

    „Sie haben recht, antwortete er, „das tue ich, aber ich bin vor kurzem in die Gegend gezogen und noch sind nicht alle meine Besitztümer angekommen, also brauche ich etwas Geschirr, um mich bis dahin durchzuschlagen.

    „Holzteller und Schüsseln?", fragte sie erneut, ihr Verdacht war noch nicht zerstreut. Die Handwerkskunst ihres Vaters war gut, aber sie wusste, dass es nicht das Holz war, das normalerweise die Tische der Reichen schmückte.

    „Ja."

    „Haben Sie keine Diener, die sich um solche Kleinigkeiten kümmern?"

    „Das tue ich, sagte er. „Mein Haushofmeister ist durchaus in der Lage, solche Angelegenheiten zu erledigen, aber da ich nun mal hier bin, gibt es keinen Grund, mich nicht selbst darum zu kümmern.

    Einen Moment lang herrschte Stille, als Keira über seine Antwort nachdachte. „Und wo haben Sie Ihren Wohnsitz eingenommen?, fragte sie schließlich. „Ich wüsste nicht, dass jemand in das Dorf gezogen wäre.

    „Befragen Sie Ihre Kunden immer so? Man könnte meinen, Sie wollen nicht, dass jemand Ihre Waren kauft, sagte er mit einem amüsierten Lächeln. „Ich bin nicht ins Dorf gezogen, wie Sie sicher wissen, sondern nach Storbrook Castle, ein paar Meilen entfernt. Sagt Ihnen das etwas?

    Storbrook Castle! Der Name jagte Keira einen eisigen Schauer über den Rücken. Das Schloß war tief in den Bergen versteckt, gute dreißig Meilen entfernt. Obwohl nur wenige im Dorf die Bergfestung jemals gesehen hatten, gab es kein Kind, das nicht vor Angst über die angeblichen Schrecken von dort gezittert hatte. Es wurde gemunkelt, dass die das Schloss einst die Höhle eines mächtigen Drachen gewesen war, der in vergangenen Zeiten durch die Berge gestreift war. Kinder und Erwachsene erzählten gleichermaßen hinter vorgehaltener Hand von dunklen Korridoren, in denen entführte Mädchen, die gegen ihren Willen festgehalten wurden, auf Befehl des Drachen gezwungen wurden, unsägliche Dinge zu tun. Ein Ort, an dem auch weitere, abscheuliche Dinge stattfanden - zu schrecklich, um darüber zu sprechen.

    „Storbrook Castle, sagte Keira. „Man sagt, der Drache lebt in den Höhlen unter der Burg.

    Der Fremde lachte ein wenig. „Ich möchte Sie nicht enttäuschen, aber ich habe in Storbrook keine angenagten Knochen gesehen. Ich habe jedoch von diesem Drachen gehört. Der Mann sah sich um, bevor er sich zu Keira lehnte, seine Hände auf dem Tisch, während er seine Stimme senkte. „Wie viele schöne Mädchen wurden von diesem schrecklichen Monster geschnappt?

    Der warme Atem des Mannes strich über Keiras Wange und sie erzitterte davon leicht. „Keine, sagte sie, ihre Stimmlage passend zu seiner. „Keine Jungfrau, ob schön oder nicht, ist aus unserem Dorf oder einem der anderen Dörfer in der Gegend verschwunden. Vielleicht ist unser Drache doch nicht ganz so fürchterlich.

    „Fürchten Sie die Bestie etwa nicht?", fragte er überrascht und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.

    „Nein Warum sollte ich?, sagte sie mit einem Lächeln. „Er hat nichts Beängstigendes getan.

    „Aber Sie müssen doch schon einmal von der monströsen Kreatur gehört haben, die hier lebte?"

    „Das habe ich, antwortete Keira. „Die Leute sagen, dass das Monster viele Jahre friedlich in den Bergen gelebt hat, bevor es das Dorf angriff. Aber das scheint ziemlich seltsam, finden Sie nicht auch? Bestimmt muss es etwas provoziert haben, dass es so plötzlich zuschlug. Sie blickte zu den Bergen hinüber. „Was diesen Drachen betrifft, ich mag ihn irgendwie!"

    Der Mann starrte sie einen Augenblick lang in fassungslosem Schweigen an, dann nahm er lächelnd seinen Hut ab und verneigte sich höflich. „Gestatten Sie mir, mich vorzustellen. Aaron Drake, zu Ihren Diensten." Die Sonne funkelte auf seinem hellbraunen Haar und hob goldene Strähnen hervor, die durch das Braun schossen. Es wurde von einem roten Band fixiert, das am Hinterkopf verbunden war. Seine Augen waren hellbraun mit goldenen Sprenkeln, ungewöhnlich in ihrer Helligkeit. Sogar seine Haut schien in der Sonne golden zu glänzen. Keira erkannte den Namen Drake – Storbrook Castle war seit Generationen im Besitz von Drakes, aber es stand jahrelang leer. „Und Sie sind...? fragte er, als sie nicht direkt antwortete.

    „Keira Carver, mein Herr", sagte sie. Als sie Schritte hörte, warf sie einen Blick über die Schulter und sah, wie ihre Mutter von ihrer morgendlichen Mahlzeit zurückkehrte.

    „Keira, sagte sie, „ich helfe diesem Herrn, während du nach Hause gehen und essen kannst.

    Keira wandte sich ab, als Mutter anfing, auf die subtilen Farben der Holzmaserung und das feine Design der verschiedenen Artikel hinzuweisen, doch bevor sie ging, warf sie dem Fremden einen Blick über die Schulter zu. Während die Aufmerksamkeit ihrer Mutter auf die Gegenstände auf dem Tisch gerichtet war, blickte Aaron auf und erwiderte Keiras Blick, ihr Blickkontakt hielt einen Moment lang an. Der Blick, den er ihr zuwarf, versprach zukünftige Begegnungen. Sie spürte, wie ihr Herz schneller pochte und als sie verlegen wegsah, huschte ihr ein Lächeln über das Gesicht.

    Kapitel 2

    Keira lebte mit ihren Eltern in einem kleinen Haus am Ende des Dorfes, wo die Familie einige Hektar Land ihr Eigen nannte. Als Landbesitzer galt Master Carver nach dörflichen Maßstäben als wohlhabend. Er hatte dafür gesorgt, dass seine Töchter von einem reisenden Lehrer eine grundlegende Bildung erhalten hatten. Der Mann hatte ein Jahr im Haus der Familie verbracht und auf dem winzigen Dachboden ganz oben im Haus geschlafen. Als Gegenleistung für Kost, Logis und ein paar Cent pro Woche brachte er Keira und Anna das Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Es war dieses Wissen, das es Keira ermöglichte, ihren Platz am Stand einzunehmen, wo sie jeden verkauften Artikel akribisch protokollierte und eine laufende Liste über die Zahlen führte.

    Der einzige andere Landbesitzer im Dorf war der Dorfvorsteher Matthew Hobbes, der dem Grundherrn diente, indem er seine Interessen innerhalb des Dorfes wahrte und Recht und Ordnung in der Umgebung aufrechterhielt. Die Ernennung erfolgte nach Ermessen des Herrn und die Dorfbewohner hatten wenig Einfluss darauf, wer ausgewählt wurde.

    Wenn Keira nach Hause ging, schlängelte sie sich über den überfüllten Markt, an der Dorfkirche vorbei, die den Marktplatz überragte. Neben der Kirche lag ein kleiner, schattiger Friedhof und dahinter ein großes Feld mit einem ausgetretenen Pfad, der in den Wald am Fuße der Berge führte. Keira kannte den Weg gut – er führte auch zu einem kleinen See, der bei den Dorfbewohnern ein beliebter Badeplatz war. Am Haus angekommen, ging Keira um das Gebäude herum und trat durch die Küche, wo Mary in einem großen Topf über dem Feuer rührte. Keira begrüßte Mary mit einem Lächeln und die Haushälterin nickte mit dem Kopf.

    „Guten Morgen, Herrin. Bereit für das Abendessen? Es gibt Fischpastete."

    „Wunderbar, danke, Mary!"

    Seit Keira sich erinnern konnte, wachte Mary über die Carvers-Küche. Jeden Morgen erschien sie kurz nach Sonnenaufgang, um den Haushalt zu übernehmen und ging erst nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Töpfe in der Küche wieder wie neu glänzten. Sie übermittelte Bess, dem jungen Hausmädchen, ihre Anweisungen mit einer herrischen Stimme, die das Mädchen vor Angst von Zimmer zu Zimmer rennen ließ, aber Keira wusste, dass Mary ein weiches, mütterliches Herz hatte. Als Anna und Keira jünger waren, schimpfte Mary oft mit den beiden, wenn sie mit verschlammten Kleidern oder zerrissenen Schürzen heimkehrten, aber sie steckte ihnen auch stets ein Leckerli in die Tasche, bevor die beiden Mädchen wieder ihrer Wege gingen.

    Manchmal, wenn Keira aufwachte, bevor Mary für die Arbeit des Tages ankam, beschwörte sie den Ärger der Frau herauf, indem sie früh in die Küche schlich und das Feuer entzündete, damit die Wärme das Schlafzimmer darüber erwärmen konnte. Keira hatte viele Schelten ertragen müssen, während sie unter Mary arbeitete, aber sie wusste auch, dass Mary insgeheim erfreut über ihre offenkundige Unabhängigkeit war.

    Nun setzte Keira sich auf die Bank am großen Küchentisch und wartete, während Mary eine Schüssel vor sie stellte. Ein wunderbares Aroma von Fisch, Kräutern und Gewürzen, zubereitet mit einem knusprigen Gebäck, stieg ihr in die Nase und ihr lief das Wasser im Mund zusammen, als sie ihren Löffel in die bräunliche Schale gleiten ließ.

    Eine halbe Stunde war vergangen, als Keira das Haus verließ und zurück zum Markt ging. In der Ferne ragten die Berge empor, die sich in beide Richtungen erstreckten, so weit das Auge reichte. Keira war noch nie jenseits der Berge gewesen und sie fragte sich oft, welche Wunder es dort zu bestaunen gab. Ihr Tutor hatte ihr einmal von einer großen Stadt erzählt, in der Hunderte von Menschen lebten und in der man alles für einen bestimmten Preis erstehen konnte. Keiras Gedanken wanderten zurück zu dem Fremden auf dem Markt. Vielleicht hatte er in der Großstadt gelebt. Wie seltsam, so etwas für ein abgelegenes und mysteriöses Schloss mitten in den Bergen hinter sich zu lassen. Ganz besonders, falls der Drache wirklich in den Höhlen in der Nähe lebte. Es gab nur wenige, die keine Angst vor der Kreatur hatten, und noch weniger, vermutete Keira, die unweit von einem so gefährlichen Tier leben wollten. Keira dachte an das erste Mal, als der Drache vor ungefähr drei Monaten über das Dorf geflogen war. Die Dorfbewohner waren entsetzt in ihre Häuser geflohen, aber die Not hatte sie einige Tage später aus ihren Verstecken getrieben. Es hatte noch ein paar Wochen gedauert, bis die Menschen zu einem Anschein ihres normalen Lebens zurückkehrten, aber selbst dann suchten sie jedes Mal Schutz, wenn der Drache wieder über ihnen auftauchte.

    Keira nahm an, dass die Reaktion der Dorfbewohner nicht allzu überraschend war. Achtzig Jahre mögen vergangen sein, seit ein Drache das letzte Mal die Nördlichen Berge bewohnt hatte, aber als er starb, hatte er ein verängstigtes und vernarbtes Dorf zurückgelassen. Das Wesen hatte, so erzählte man sich, viele Jahre in seiner Berghöhle gelebt, ohne eine einzige Menschenseele zu stören. Tatsächlich argumentierten einige sogar, dass die Dorfbewohner ziemlich froh waren, einen Drachen in der Nähe zu haben. Wenn das Dorf jemals angegriffen würde, dachten sie, würde der Drache ihnen vielleicht bei der Verteidigung helfen. Doch all dies änderte sich, als der Drache eines Tages versuchte, eine Jungfrau aus dem Dorf zu entführen. Die Überlieferung war in ihren Details etwas unklar, aber alle waren sich einig, dass der Drache sie sicherlich getötet hätte, wenn der junge Mann nicht tapfer und im Alleingang den Drachen angegriffen hätte, um die Magd zu retten. Dann schrie er auf, was andere Dorfbewohner an seine Seite brachte. Der Drache hatte das halbe Dorf niedergebrannt und einige der Dorfbewohner getötet, bevor er schließlich seinen letzten Atemzug tat. Das Schicksal der Frau blieb unbekannt, aber alle waren sich nun einig, dass Drachen eine Gefahr darstellten. Wie von ihren Gedanken angezogen, schwebte der Drache jetzt über das Dorf, als Keira den Markt erreichte und brachte die Dorfbewohner dazu, ihre Kinder eng an sich zu klammern, bis das Ungetüm wieder in den Bergen verschwand.

    Keira sah den Drachen in den folgenden Tagen nun oft durch die Lüfte gleiten. Als das Wesen erstmalig in den Bergen auftauchte, gab es nur vereinzelte Sichtungen, aber jetzt flog der Drache regelmäßig über das Dorf - so tief, als wollte er sehen, was die Dorfbewohner trieben. Manchmal kam das Ungeheuer so nah, dass Keira die massiven Flügel hören konnte, wenn sie die Luft durchschnitten. Auch spürte sie die Hitze, welche die Bestie verströmte. Keira blieb stets stehen, um zu beobachten, wie der Drache vorbeiflog und bewunderte, wie seine goldenen Flügel den blauen Himmel durchquerten und den riesigen Körper trugen, als ob dieser federleicht wäre. Seine goldenen Augen würden ihren Blick treffen und sie würde den Atem anhalten, während sie zurückstarrte und den Anmut des Drachens bewunderte. Es war, so fand sie, prächtiger als alles, was sie je erblickt hatte.

    Eine Woche verging, bevor sie Aaron wiedersah. Sie war auf dem Markt und verhandelte über den Verkauf von einem Dutzend Tassen, als sie aufsah und bemerkte, dass er ein paar Meter entfernt stand und sie mit seinen hellen Augen beobachtete, während sie arbeitete. Er nickte grüßend, blieb aber weg, bis sie den Verkauf abgeschlossen hatte.

    „Guten

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