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Streichle mich mit deinen Worten: Roman
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Streichle mich mit deinen Worten: Roman
eBook130 Seiten1 Stunde

Streichle mich mit deinen Worten: Roman

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Über dieses E-Book

In der romantischen Stadt Heidelberg lernen sich Max und Aida kennen. Als Rechtsanwälte arbeiten sie für die Kanzlei Birnbaum & Söhne. Begegnen sie sich an ihrem Arbeitsplatz zunächst nur sporadisch, entfaltet sich mit der Zeit ein zärtliches Liebesverhältnis zwischen den beiden.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum22. Nov. 2015
ISBN9783738048643
Streichle mich mit deinen Worten: Roman
Autor

Leo Gold

Leo Gold studierte an den Universitäten Tübingen, Freiburg im Breisgau und Frankfurt am Main Germanistik. Er lebt in der Nähe von Wiesbaden.

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    Buchvorschau

    Streichle mich mit deinen Worten - Leo Gold

    Vorbemerkungen

    Die Figuren und die Handlung sind erfunden.

    „Wir dürfen uns nicht fürchten vor Güte, vor Zärtlichkeit!" Papst Franziskus

    Anfang der Reise

    Max Brauchle lief zum Büro einer Frau, die er noch nicht kannte. Außer ihr hatte er bereits alle neuen Kollegen der Anwaltskanzlei Birnbaum & Söhne begrüßt. Nur sie fehlte noch. Sie sollte das letzte, fremde Gesicht sein, das er sich an seinem ersten Arbeitstag mit Hilfe seines Vorgesetzten Herrn Liebig vertraut machte. Auf dem Weg zu ihrem Büro blieb Max an einem Fenster stehen. Von dort blickte er in die Heidelberger Altstadt. Hier, an diesem romantischen Ort am Neckar, wurde die Kanzlei im Jahr 1911 gegründet. Seit dieser Zeit arbeiteten ihre Angestellten in der Mönchgasse 3a.

    Das schmale Stadthaus erhob sich in vier Stockwerken. Die Eingangstür wurde in der Mitte des Erdgeschosses eingebaut. Links und rechts davon erhellte ein großes Fenster die Wohnung mit Tageslicht. Das war gar nicht so einfach. Die hohen Gebäude standen dicht nebeneinander und die Mönchgasse trennte die beiden Häuserzeilen allein durch wenige Meter. Dank zweier Balkons oberhalb der Eingangstür im ersten wie zweiten Stockwerk konnten die Anwälte und Sekretärinnen ins Freie treten, mal Luft schnappen, eine Zigarette rauchen.

    Einige Touristen, die durch die Mönchgasse spazierten und dabei zufällig nach oben schauten, erinnerte das Dachgeschoss an ihre eigenen Studentenjahre. Früher lebten sie auf beengtem Raum unterm Dach. Und dennoch waren sie frei. Das Studium beflügelte ihren Geist. Sie machten sich auf zu weiten, erdachten Landschaften, die ihnen auch unheimlich werden konnten, so dass sie, wenn sie wieder in ihrem Zimmer zurückgekommen waren, oft erleichtert die nahen Wände spürten und sich, eine heiße Tasse Tee in der Hand, über ihr körperliches Dasein freuten. Wie so oft deckten sich die Sentimentalitäten nicht mit der Wirklichkeit. Auch in diesem Fall, in dem sich manche Touristen durch den unbeabsichtigten Blick zum Dachgeschoss in ihre Studentenzeit zurückversetzt fühlten und glaubten, unter diesen Giebeln würden junge Studenten wohnen. Denn in diesem Dachgeschoss arbeiteten die beiden Chefs der Kanzlei, Herr Birnbaum und Frau Dr. Sittig.

    Den Flur, den Max und Herr Liebig zu der unbekannten Frau entlang gingen, bestimmten weiße Wände und als einziges Dekorationselement eine dezente Stuckdecke. Ansonsten gab es nichts, was die Aufmerksamkeit hätte ablenken können. Auch die anderen Flure des Stadthauses sahen so aus wie der des dritten Stockwerks. Diese Nüchternheit, die sich keinen Raum für Bilder, Poster, Beistelltische oder Blumen gönnte, sollte die Mandanten versichern, dass sie eine zuverlässige Rechtsberatung erwarten konnten.

    Die Kollegen, die Max bislang vorgestellt wurden, passten äußerlich beinahe zu allen Klischees, die über deutsche Juristen herrschten. Sie versteckten sich hinter den grauen, blauen oder schwarzen Anzügen, Hosenanzügen und Kostümen, den keinem Zufall überlassenen Frisuren, spitzen Haar- und Krawattennadeln, Uhren von Luxusausstattern und Schuhen, die kaum Gebrauchsspuren zeigten und gut poliert glänzten. Welche Facetten ihre Persönlichkeiten auszeichneten, blieb Max verborgen. Dafür waren die meisten Unterhaltungen in Anwesenheit von Herrn Liebig zu oberflächlich verlaufen. Bei einigen Gesprächen blitzten indes Aussagen zwischen den Worten hervor, die ihn hoffen ließen, irgendwann auf ein liebenswertes Individuum treffen zu können.

    Als Herr Liebig mit wenigen Sätzen die Max noch unbekannte Frau beschrieb, sie sei Fachanwältin für Familienrecht, arbeite seit vier Jahren für Birnbaum & Söhne und fahre in ihrer Freizeit gern Rad, war er gespannt, ob er auch in oder zwischen ihren Äußerungen Hinweise auf eine sympathische Person entdeckte.

    Vor der geschlossenen Bürotür angekommen las er auf einem Schild ihren Vor- und Nachnamen sowie ihre Berufsbezeichnung: Aida Barati. Rechtsanwältin für Familienrecht.

    Wer war diese Frau mit dem exotischen Namen?

    Im Fernsehen hatte Max vor einigen Wochen eine Sendung über die soziale Arbeit eines französischen Schauspielers im Iran verfolgt. Dabei war auch dessen Ehefrau vorgestellt worden, die Aida hieß, genau wie Frau Barati. Aus Neugierde hatte er im Internet nach der Bedeutung des Namens ‚Aida‘ gesucht und bald gefunden. ‚Aida‘ heißt auf Italienisch ‚Mondlicht‘. Dies war die einzige Information, die er Herrn Liebig voraushatte, der die Dokumentation über den französischen Schauspieler nicht gesehen und sich auch nicht für die Bedeutung des Namens ‚Aida‘ interessiert hatte. Aber im Gegensatz zu ihm war Herr Liebig, der an die Tür klopfte, wegen seines Wissensvorsprungs und gleichmütigen Charakters gelassener als er, der sich aufgeregt fragte, welcher Frau er hinter dieser verschlossenen Tür begegnen würde?

    Max’ äußere Erscheinung entsprach ebenfalls den gängigen Vorurteilen, wie ein durchschnittlicher Rechtsanwalt aussah. Allein seine rotblonden Haare passten nicht ganz ins idealtypische Bild eines deutschen Juristen.

    Etwas mehr als 31 Jahre bevor Max zu Frau Baratis Büro lief, war er in eine Familie geboren worden, in der seit drei Generationen väterlicherseits alle männlichen Nachkommen Rechtswissenschaften studiert hatten. Sein Vater Karl absolvierte dieses Studium in Heidelberg, wo er auch Max’ Mutter Hille traf, die dort zur Geigenbauerin ausgebildet wurde.

    Auf einer Studentenparty im Sommer 1968 kreuzten sich zum ersten Mal deren Wege. Hille kam mit Ledersandalen, einem bodenlangen Rock, gebatikten T-Shirt und einer Blume im Haar, an der linken und rechten Seite zwei Freundinnen im Arm. Karl wurde von seinem Kommilitonen Bernd überredet, an diesem Abend mit ihm auf dieselbe Party wie Hille zu gehen. Die beiden Freunde mussten sich überwinden, Jeans zu tragen. Aber Bernd meinte, das sei das Mindeste, was sie tun müssten, um beim weiblichen Geschlecht anzukommen. Also zogen sie Jeans an, dazu Schnürschuhe und Oberhemden, deren Ärmel sie hochkrempelten, so dass sie einen Hauch von Verwegenheit und Nonkonformismus ausstrahlten.

    Die Party wurde auf einer Wiese am Stadtrand gefeiert. Die Studenten saßen in Gruppen, manche spielten auf einer Ukulele, andere schlugen rhythmisch auf Handtrommeln, einige sangen dazu, Alkohol wurde getrunken, die politisch Engagierten konnten auch hier das Diskutieren nicht lassen. Verliebte lagen sich in den Armen. Sie küssten sich.

    Karl und Bernd standen steif am Rand der Wiese, schauten unsicher zu den anderen und wussten nicht, was sie tun sollten. Das ging mehrere Minuten so. Immer mehr der auf dem Boden sitzenden Studenten bemerkten die zwei unbeholfenen Außenseiter. Das Hänseln begann, erst verhohlen, dann feixten die ersten in die Richtung der beiden. Sie waren drauf und dran, mit ihren hochgekrempelten Hemdsärmeln das unsichere Terrain zu verlassen, auf dem neben den vielen vor Selbstbewusstsein strotzenden männlichen eben auch eine Vielzahl faszinierender weiblicher Studenten saßen. Wegen letzteren blieben sie erst mal auf der Stelle stehen. Sie versuchten, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie die Abneigung nervös machte. Zu sehr reizten sie die jungen Frauen in ihren farbenfrohen, wallenden Röcken, den langen Haaren und der sexuellen Aufgeschlossenheit, die sie ihnen unterstellten.

    Hille, die in einer der Gruppen auf dem Boden hockte, schaute zu Karl und Bernd, nachdem sie von einer ihrer Freundinnen auf die verdrucksten Spießer hingewiesen wurde. Zunächst lachte sie diese zusammen mit den anderen aus. Bald darauf fand sie die beiden irgendwie sympathisch. Sie hörte auf zu lachen, betrachtete sie, besonders Karl. Je länger sie das tat, desto besser nahm sie ihn wahr, seinen langen, schmalen Körper, sein feines rotblondes Haar wie seine Arglosigkeit. Die Sympathie wich Zärtlichkeit. Sie fasste sich ein Herz, verließ die Gruppe, lief zu Karl und Bernd und fragte, ob sie sich nicht zu ihnen setzen wollten. Nichts anderes hatten sich die beiden gewünscht. Zusammen mit Hille gingen sie zu deren Gruppe und setzten sich dazu. Karl neben Hille, Bernd neben eine Freundin von ihr.

    Nach einer kurzen Verwirrung änderten nun auch die anderen, die zu dieser Gruppe gehörten, schlagartig ihre Haltung zu den zwei Fremdlingen. Erst boten sie ihnen einen Joint an. Dann stellte sich heraus, dass Bernd Gitarre spielen konnte. Sie staunten nicht schlecht, welche Töne er aus ihr hervorbrachte. Und die anderen jungen Leute auf der Wiese vergaßen, dass eben noch zwei schräge Typen dumm rumgestanden hatten.

    Zunehmend traute sich Karl, zu Hille rüber zu schauen. Sie gefiel ihm. Sie unterhielt sich mit einer Freundin. Karl wartete auf den Augenblick, in dem das Gespräch pausierte. Sein Bedürfnis, mit ihr zu reden, wuchs. Die Freundin stand auf. Hille blieb sitzen. Und Karl packte seinen ganzen Mut und fragte sie, wie sie heiße. Hille lächelte ihn an. Sie ahnte, warum er nach ihrem Namen gefragt hatte.

    Dreieinhalb Jahre später, Hille und Karl hatten inzwischen geheiratet, erblickte Max das Licht der Welt. Nachdem er seinen dritten Geburtstag gefeiert hatte, wurde sein Bruder Lukas geboren. Zu viert wohnten sie in Friedrichshafen am Bodensee. Dort hatte Karl die Anwaltskanzlei seines Vaters übernommen, während Hille die Kinder hütete und in ihrer freien Zeit weiterhin Geigen baute.

    Die Kindheit der Brüder verlief so idyllisch, als wäre sie von Astrid Lindgren erfunden worden: Eine Villa, die nicht protzig wirkte, schaffte eine beständige Basis, von der sie unbekümmert zu ihren Ausflügen aufbrachen. Als sie noch klein waren, erkundeten sie mit den Nachbarskindern die Umgebung, schwammen im See, errichteten Baumhäuser, stibitzten aus dem Garten einer jungen Witwe Äpfel und Kirschen, lagen in der Hängematte und phantasierten von ihrer Zukunft.

    Als Jugendliche vergrößerte sich schließlich der Radius, in dem sich Max und Lukas um die Villa bewegten. Sie gingen aufs Gymnasium, die Unterrichtsstoffe erfassten sie schnell. In den Ferien verbrachten sie Urlaube mit ihren Eltern in Südfrankreich, Nordspanien, Portugal oder sie fuhren auf Zeltlager, die von der katholischen Kirchengemeinde veranstaltet wurden. Dort, zusammen mit anderen katholischen Jugendlichen, beiden Geschlechts, machten sie auch erste Erfahrungen, die nach der Lehre der römischen Kirche nur verheirateten Paaren vorbehalten sein sollten. C’est la vie.

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