Tetaun: Treuchtlinger Heimatgeschichten
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Buchvorschau
Tetaun - Jörg Martin Dauscher
Jörg Martin Dauscher
TETAUN
Treuchtlinger Heimatgeschichten
Impressum
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info@gmeiner-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage 2022
Lektorat / Korrektorat: Isabell Michelberger
Redaktion: Anja Sandmann
Layout, Umschlaggestaltung: Laura Müller
E-Book: Mirjam Hecht
ISBN 978-3-8392-7216-9
Inhalt
Impressum
Die Hiesigen und die »Jenigen«
Bahnhof Tetaun
Im Zentrum der Gottlosen
Die Blume von Tetaun
Leben in Fränkisch-Sibirien
Rückkehr in die Fremde
Kein Ort, kein Treffpunkt
Die Siedlung über der Stadt
Lost in the Supermarket
Neophyten
Irische Trendsetter
Gastarbeiter-Kinder
Verschwinden, Vernichtung und Fläche
Aliens
Archipel der Kirchtürme
Kam ein heißer Juli
Danke!
Die Hiesigen und die »Jenigen«
Ich wurde unweit von Treuchtlingen geboren, so richtig dazu gehört habe ich trotzdem nie. Dies liegt daran, dass ich auf dem Dorf aufgewachsen bin, in dem die Einheimischen mich nicht zu den ihren gezählt haben. Ich war kein Hiesiger, ich gehörte zu den »Jenigen«. Zwar entstammt mein Vater einer fränkischen Familienlinie, die ursprünglich aus Kitzingen kommt, doch das ist viel zu weit weg, um »von hier« zu sein. Meine Mutter wiederum ist ein Flüchtlingskind, wurzelt also in Landesteilen, die jenseits der heutigen deutschen Grenzen liegen. Sie wuchs im Norddeutschen auf. Erst zum Studium verschlug es sie in den Süden. Wir waren daher »Zugereiste«: der fränkische Vater, die preußische Mutter, meine Schwester und ich. Und insbesondere in der Volksschule bekam ich das zu spüren, denn ich sprach nicht die Sprache meiner Klassenkameraden aus Ellingen, Stopfenheim oder Höttingen. Ich sprach Hochdeutsch. Bei den Kindern und Enkeln jener Flüchtlinge, die direkt nach dem Krieg aus den Provinzen Ostpreußens und des Sudetenlandes zu Abertausenden nach Franken kamen, blieb die Unzugehörigkeit ebenfalls bestehen. Ich glaube, keiner hat sich jemals als »Franke« bezeichnet. Mir fiele das ja auch nicht ein: Ich komme aus Franken, für einen Franken aber halte ich mich nicht. Hätte ich eine Fränkin geheiratet, dann wäre ich ein »Eingeheirateter«, aber immer noch kein Hiesiger. Man kann väterlicherseits aus einer fränkischen Familiendynastie stammen, im Landkreis geboren sein und kommt doch nicht von dort: Man bleibt ein »Jeniger«.
Gleichzeitig hat sich die Zusammensetzung der Bevölkerung seit den 30er Jahren massiv verändert: Die jüdischen Gemeinden Treuchtlingens, Pleinfelds, Gunzenhausens und Ellingens gehören der Vergangenheit an. Ganze Dörfer sind dem Nachkriegsmangel an Männern durch endogame Strategien begegnet, wodurch dort bis auf den heutigen Tag der Genpool sichtbar eingeschränkt ist. Während des Wirtschaftswunders waren es vor allem Italiener und dann Türken, die zuzogen, später kamen Jugoslawen, mit der Wiedervereinigung die Aus- und Übersiedler. Der wachsende Wohlstand war es, der dem Kinderreichtum der Bauernfamilien ein Ende setzte. Darüber hinaus wandert die Jugend seit den 80er Jahren beharrlich ab. Mittelfranken gilt als strukturschwache Gegend. Wer Bildung und Karriere will, der sucht diese andernorts. Gefüllt wurde diese Lücke durch Zuzug, Umzug, Migration, Remigration, Flucht und Asyl. Heute leben im Landkreis insgesamt 100.000 Menschen aus 140 Nationen. Diese letzte Zahl erzählt noch nicht einmal die Geschichte derjenigen, die einen deutschen Pass haben, eine deutsche Vergangenheit andernorts oder die Staatsbürgerschaft durch Heirat erlangten.
Dass die Großstadt Vielfalt sei, das Land aber einfältig, dies ist ein großes Missverständnis. Die Vielfalt auf dem Land wird jedoch von den dort Gebürtigen im Alltag kaum wahrgenommen: In meiner Heimatstadt versuchen sich die Weißenburger regelmäßig in rudimentärem Italienisch, obwohl die Pizza von Albanern gebacken und die Eisdiele von Rumänen bewirtschaftet wird. Sie haben keine Ahnung, wen sie vor sich haben. Die meisten kümmert es auch nicht. Wo aber kommen all diese Menschen her, wie sind sie hier heimisch geworden, warum geblieben? Wo waren sie vorher? Wie sind sie hierhergekommen, auf welchen Wegen und Umwegen? Und vor allem: Wer sind sie? Wer sind die »Jenigen«?
Der Kulturladen von Treuchtlingen war seit Anbruch der Pandemie verwaist, nichts fand mehr statt. Man hat mich eingeladen, das ehemalige Ladengeschäft in der Bahnhofstraße zu nutzen, so wie ich will und wie es die Corona-Maßnahmen gestatteten: Es gebe eine kleine Küche, es gebe eine Werkstatt mit einer Matratze. Ich könne also dort hausen. Und ich könne mir die Infektionsschutz-Verfügung zunutze machen, denn Menschen zweier Haushalte dürften sich treffen. Ich werde also Folgendes tun: Nachdem ich derzeit nicht hinaus darf in die Welt, lade ich die Welt zu mir ein. Ich will die anderen kennenlernen: Heimat als Bestandsaufnahme, Heimat als Ausgangspunkt und Ziel, Herkunft als Strecke, Biografie als das, was einem zufällt, wohin es einen treibt.
Bahnhof Tetaun
Treuchtlingen war wie ausgestorben. Niemand außer mir stieg aus dem Zug, niemand war auf der Straße. Einzig ein bemerkenswert modisch gekleideter junger Mann. Er saß auf der Bank vor dem Bahnhof und spielte noch nicht einmal mit einem Mobilfunkgerät. Er saß einfach da – wie ein Dealer ohne Kundschaft und ohne Strafandrohung, ein fehlplatzierter Farbfleck in