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Wehe, du küsst mich!: Football-Liebe in L.A.
Wehe, du küsst mich!: Football-Liebe in L.A.
Wehe, du küsst mich!: Football-Liebe in L.A.
eBook404 Seiten5 Stunden

Wehe, du küsst mich!: Football-Liebe in L.A.

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Über dieses E-Book

Wehe, du küsst mich!

Physiotherapeutin Alex Pounder hat Mist gebaut und muss Sozialstunden ableisten. Durch Zufall kommt sie zu den L.A. Roadies, ein Footballverein, der ums Überleben in der NFL kämpft.

Myles Hutchinson, ältester Stammspieler und bulliger Linebacker, hat keine Lust mehr auf seine letzte Saison, bis er Alex trifft. Ihre freche Art und ihre braunen Augen verdrehen ihm den Kopf. Trotz Kontaktverbot kommen sie sich näher und können die Hände nicht voneinander lassen.

Es beginnt eine aufregende, humorvolle und sexy Football-Liebe in L.A.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum10. Jan. 2022
ISBN9783755728269
Wehe, du küsst mich!: Football-Liebe in L.A.
Autor

Ella J. Mink

Ella J. Mink ist das Pseudonym einer deutschen Autorin mit Verwandtschaft in den USA. Schon in der Grundschule begann sie eigene Geschichten zu schreiben, vor allem Fan-Fiction. Mit der Buchreihe Football-Liebe in ... wechselt sie das Genre und fühlt sich gleich heimisch. Weitere Bücher aus der Reihe sind geplant.

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    Buchvorschau

    Wehe, du küsst mich! - Ella J. Mink

    Kapitel 1

    „Nerve ich dich?"

    Alex verdrehte die Augen. Es hätte ihr klar sein müssen, dass der Idiot sie verfolgte. Unabsichtlich natürlich. Sie hatten eben denselben Weg. Zur selben Zeit. Kann ja mal passieren. Das passierte aber schon zum dritten Mal. Alex schwieg und ging zu ihrem Fahrrad.

    Myles Hutchinson war der einzige Spieler der L.A. Roadies, der noch nie bei ihr auf der Therapieliege gelegen hatte. Er war der einzige, den sie noch nie angefasst hatte. Mehrfach hatte sie gesehen, wie er zu ihr herübergeguckt hatte, wenn einer seiner Mitspieler sich von ihr hatte behandeln lassen. Aber Myles war immer nur zum alten Masseur Billy gegangen, nie zu ihr. Bis letzte Woche. Da hatte er angefangen, sie mit blöden Fragen zu löchern.

    „Was macht man bei einem Kreuzbandriss? Wie lange kann man damit nicht spielen? Oder: „Wie lange dauert es, wenn man eine Operation an der Schulter hatte, bis man seinen Arm wieder ganz hochnehmen kann?

    Weil sie seine Fragen doof fand, hatte sie ihn auflaufen lassen und geantwortet mit: „Kommt drauf an oder: „Je nachdem, was operiert wurde und: „Das bestimmt der Chirurg".

    Myles Hutchinson, der wuchtige Linebacker, war ihr suspekt. Zurückhaltend einerseits und dann nervtötend. Gleichzeitig fand sie ihn witzig, wenn er versuchte nachzudenken und dabei wirkte wie ein eingerosteter Ritter. Die andere Teammitglieder brachten ihr gegenüber mal einen sexistischen Spruch, damit konnte sie umgehen. Aber mit Myles hatte sie sich nie beschäftigt. Er wirkte manchmal auf sie wie ein stiller Junge im Körper eines Bullen, der alles wegrammen konnte, was ihm entgegen kam, der darüber aber nicht glücklich schien. Und der mit blöden Fragen nervte.

    Ein Tippen auf ihre Schulter. „Ob ich dich nerve, habe ich gefragt. Ich möchte etwas wissen."

    Sie öffnete das monströse Panzerschloss an ihrem Rennrad und drehte sich um, unheilvoll mit der schweren Kette in ihrer Hand tändelnd. „Du gehst mir auf den Sack, Hutchinson."

    Ein breites Grinsen erschien unter seiner Pilotenbrille, in deren Gläsern sie eine sehr große, erboste Frau sah. Böse gucken konnte sie verdammt gut.

    „Ich kann dir nicht auf den Sack gehen, Alex. Du hast nämlich keinen", sagte er frech.

    Diese Vorlage kam wie gerufen. Alex dimmte ihre Stimme eine Sequenz tiefer. „Sicher, Babe?"

    Dieser eine kleine Moment, der über sein sonnenbrillenverspiegeltes Gesicht huschte, reichte, um aus der böse guckenden Frau eine überheblich guckende Frau zu machen.

    Dann grinste Myles wieder, aber Alex wusste, dass er nachdachte. In seinem Rammskopf begannen sich Rädchen zu drehen, die durch zu viel Football eingerostet oder wahrscheinlich noch nie benutzt worden waren. So wie er dastand, unbeweglich in Körper und Geist, stand er auch immer auf dem Spielfeld, wenn seine Mannschaft noch unbedingt einen wichtigen Punkt brauchte, aber der Abpfiff ertönte.

    Ihrem überheblichen Spiegelbild in seinen Brillengläsern zuzwinkernd, sagte sie: „Kannst ja mal darüber nachdenken, was heutzutage alles möglich ist. Hormonell, chirurgisch und so. Schönen Abend noch."

    Damit stieg sie auf ihr altes Herrenrennrad und fuhr über den riesigen Parkplatz, vorbei an den vielen teuren Protzschlitten, die sich sogar die jungen Rookies der L. A. Roadies leisten konnten. Myles kleiner Porsche, der wie eine mickrige Flunder zwischen den Jeeps, SUVs und Pickups fast verschwand, wirkte verloren wie ein Kindergartenkind bei einer Militärparade. Dass einer der größten Spieler das kleinste Auto fuhr, war eigentlich ein Witz. Alex bog auf die Straße ein und sah aus dem Augenwinkel, dass Myles Hutchinson immer noch dastand, wo sie ihn stehengelassen hatte.

    „Ratter-ratter-ratter", murmelte sie und genoss die Vorstellung von verrosteten und verkümmerten Zahnrädern im Kopf des bulligen Abwehrspielers.

    Eine Viertelstunde fuhr sie bis zum Bahnhof, weil das Trainingsgelände so weit außerhalb von Pasadena lag. Dann ging es mit dem Rad im Zug weiter. Sie hätte auch die ganze Strecke radeln können, immerhin ging es nur bergab, von den kühleren Bergen hinunter nach L.A., aber sie war zu müde. Die Doppelbelastung von ihrem regulären Job in einem Hospiz und der Sache im Verein, schlauchte sie sehr. Die Zeit in der rumpeligen Vorortbahn nutzte sie oft, um zu lesen. Alex liebte Comics mit Wikingern oder Mystisches. Fantasy mit Drachen durfte es gerne sein, düster, geheimnisvoll, mit Zauberei und mit Frauen, die Männer im Schwertkampf besiegten oder mit Gift gefügig machten, wenn nicht sogar umbrachten. Herrlich.

    Aber heute taten ihre Hände so weh, dass sie kaum das dünne Comicheft festhalten konnte. Sie wusste, dass die Jungs sie testeten. Und sie hatte die Herausforderung mit jedem einzelnen aufgenommen. Ihre Finger zahlten den Preis. Auch ihr rechter Unterarm war geschwollen und schmerzte. Tennisarm, die Berufskrankheit der Physiotherapeuten, die sich als Masseure verdingen ließen. Sie war selber daran schuld. Verärgert steckte sie das Comicheft in ihren Rucksack und sah gedankenverloren aus dem dreckigen Zugfenster.

    Sie war froh gewesen, dass die L.A. Roadies sie genommen hatten. Das war ihre Bewährungssache, die sie ausstehen musste. Der Richter hatte bei der Verkündung des Urteilsspruchs gegen sie bestimmt etwas anderes im Sinn gehabt, als den allerletzten Footballverein der NFL, als er sie zu einem halben Jahr Sozialstunden verdonnert hatte. Der Tipp dafür war von einer alten Dame gekommen, die in der Erdgeschosswohnung drei Stockwerke unter Alex lebte. Und weil Alex schon immer ihren eigenen sturen Kopf gehabt hatte, leistete sie bei einem Footballverein, der vor Millionen strotzte, für sechs Monate ihre Sozialstunden nach dem dreimonatigen Aufenthalt in der Justizvollzugsanstalt ab. Solange durfte sie L.A. County nicht verlassen. Dabei wollte sie eigentlich nur weg. Raus aus der Hitze, dem Dreck und dem beschissenen Leben, das sie an das erinnerte, was zu ihrer Verurteilung geführt hatte. Sie musste durchhalten. Nicht nachdenken, nur durchhalten.

    Bei ihrem Vorstellungsgespräch hatte der Manager sie genau gemustert. Jeden Zentimeter ihrer Einmeterachtzig hatte er abgescannt. Ihre Hände, die breiten Schultern, ihre Arme und ihr Gesicht. Beim Rausgehen bestimmt auch ihren Hintern, ansonsten gab es an ihr nicht viel zu sehen, was einen Touch Weiblichkeit aufwies, und das bisschen, was sie hatte, wusste sie geschickt zu verbergen.

    „Sagen wir mal so, Miss Pounder, hatte der Manager gesagt und sich lässig in seinem Lederschreibtischstuhl mit ergonomischer Rückenstütze zurückgelehnt. „Sie brauchen einen Verein für ihre zu leistenden Sozialstunden, der bereit ist, eine verurteilte Kriminelle zu beschäftigen, und wir brauchen dringend Unterstützung für unsere Mannschaft, die dieses Jahr die besten Chancen hat aufzusteigen. Sehr weit aufzusteigen, wenn sie verstehen, was ich meine.

    Das Glühen in seinen kleinen Schweinsäuglein hatte Alex nie vergessen. Auch nicht, was er danach gesagt hatte.

    „Wenn wir Sie einstellen, sind Sie verpflichtet, ein halbes Jahr lang acht Stunden pro Woche hier zu arbeiten. Kein Urlaub, kein freier Tag. Wenn die Mannschaft es wünscht, werden Sie sie zu Auswärtsspielen begleiten, das hängt von ihrem therapeutischen Talent ab. Bei der letzten Mannschaftsbesprechung hatten die Jungs darum gebeten, einen neuen Masseur einzustellen, der alte Billy hätte nicht mehr genug Kraft. Jemand hatte sich den Scherz erlaubt, um eine Masseuse zu bitten. Ich denke, den Wunsch kann ich den Jungs erfüllen."

    Sein schmieriges Lachen hatte wehgetan. Nicht nur, weil es absolut sexistisch gemeint war, was ihr mittlerweile arg gegen den Strich ging, sondern weil es gegen ihre Berufsehre ging. Sie war Physiotherapeutin, keine Masseuse aus einem zwielichtigen Etablissement.

    Mit allen Mitteln hatte sie versucht, ihre Wut über diesen arroganten Schnösel herunterzuschlucken, aber auf Provokationen jeglicher Art hatte sie schon immer allergisch reagiert.

    „Ich bin Physiotherapeutin", hatte sie sehr freundlich durch zusammengebissene Zähne versucht, richtig zu stellen.

    „Masseuse", hatte der Manager gesagt. Und sein Tonfall hatte keine Alternative zugelassen. Sein widerliches Grinsen bestätigte den Verdacht, dass er mit ihrer Einstellung mehr als zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte. Zum einen die Entlastung es alten Therapeuten, zum anderen kam er mit der Walküre, die sich ihm vorgestellt hatte, dem Wunsch der Mannschaft nach, nur nicht so, wie die es sich gedacht hatte. Und das Ganze auch noch gratis wegen der Sozialstunden. Fuck! So hatte Alex nicht gedacht.

    Mit Wünschen sollte man vorsichtig sein, das wusste sie, aber auch mit dem Erfüllen der Wünsche. Niemals würde sie vergessen, wie der Manager aufgestanden war und ihr über seinen riesigen Schreibtisch hinweg die rechte Hand hingehalten hatte.

    „Deal?"

    Das war der Tropfen gewesen, der ihr Provokationsfass zum Überlaufen gebracht hatte. Auch sie war aufgestanden, hatte den kleinen Anzugträger um Haupteslänge überragt, seine Hand ergriffen, sie zu sich gezogen, sodass er gegen seine Schreibtischkannte gerumst war und so sehr zugepackt, wie sie glaubte, dass er es von einer Masseuse erwarten würde. Das Knirschen seiner Mittelhandknochen war Musik in ihren Ohren und das freundliche Lächeln auf ihrem Gesicht das Tüpfelchen auf dem I gewesen. Ja, sie hatte ihn verstanden. Er sie hoffentlich auch.

    So hatten die Provokationen begonnen. An ihrem ersten Tag war sie vom Teamchef zu einem Besprechungsraum mitgenommen worden, nachdem auch er sie einer genauen Musterung unterzogen hatte, inklusive einem tiefen Seufzer und gerunzelten Augenbrauen.

    Er war in den Raum getreten, mit der Ankündigung: „Auf Wunsch einiger Witzbolde unter euch, hat der Manager euch einen Ersatztherapeuten ausgesucht. Darf ich vorstellen, eure neue Masseuse: Alex Pounder."

    Das waren genau die Auftritte, die Alex widerstrebten. Sehr tapfer war sie in den Raum hineingegangen, in ihren Turnschuhstiefeln, dem blauen Hemd und der weiten, hochgekrempelten Jeans mit Hosenträgern.

    Bloß nicht stolpern, setz die Füße geradeaus, halte dich aufrecht. Schultern zurück, hatte sie dabei gedacht und sich selbst darüber geärgert. Manchmal war sie einfach nur ein Mädchen. Auch wenn sie nicht danach aussah.

    Die Begrüßung der Mannschaft war ehrlich gewesen. Einige hatten lauthals gelacht. Einer hatte sich an seiner Wasserflasche verschluckt, ein anderer war verhauen worden. Das war wohl der, der den Wunsch nach einer Masseuse ausgesprochen hatte, und einer war zur Tür gegangen, um auf dem Flur nachzusehen, ob die richtige Massagetussi noch kommen würde.

    Übelnehmen konnte Alex ihnen dieses Verhalten bis heute nicht. Es war ehrlich gewesen und damit hatte sie von Anfang an gewusst, woran sie war. Das war ihr immer schon lieber gewesen als nett gemeinte Lügen.

    In den ersten Tagen ihrer Sozialstunden als Masseuse, waren alle Provokationen dabei gewesen von: „Machst du es auch nach Feierabend, über: „Kannst ruhig fester, oder: „Massierst du auch unter dem Handtuch? mit ganz viel Augenzwinkern, bis hin zu: „Ich habe eine Adduktorenzerrung, aber ich glaube, das Problem liegt höher.

    Auch wenn sie wusste, dass die muskelbepackten Spieler teure Körper hatten, die stückweise versichert waren, hatte sie gerne „fester gemacht" oder die Adduktorenzerrung mittels Querfriktionen und Eisstick oberhalb des Muskelursprungs behandelt, bis den Spielern der Schweiß ausgebrochen war und sie versuchten, gegenseitig ihre blauen Flecken vor den Teamkollegen zu verbergen.

    Das hatte ihr einen Rüffel vom alten Therapeuten Billy eingebracht. Zu recht. Klar, kein Therapeut durfte die Grenze zwischen sinnvoller Behandlung und Tierquälerei überschreiten. Aber sie hatte es getan. Dennoch war der alte Billy froh, dass er seine kaputten Hände ausruhen und es Alex überlassen konnte, die Jungs zu therapieren. Was auch immer er unter Therapie verstand. Seinem Augenzwinkern nach, war er mit seiner Ersatzkraft von Anfang an ziemlich einverstanden gewesen.

    Als die Türen der Bahn aufgingen, schwappte Alex die muffig heiße Luft, die so typisch nach South Central roch, entgegen. Ihr altes Rennrad schulterte sie und ging zu den Treppen. Je länger sie für die L. A. Roadies arbeitete, umso mehr wurde ihr der Kontrast zwischen der ordentlich piekfeinen Sportanlage, den frischgeduschten Spielern mit ihren Superkörpern und dem von Bandenkriminalität durchzogenen Stadtteil South Central bewusst, wo an jeder Ecke stinkender Müll lag und die Menschen ganz anders aussahen und sich auch anders benahmen. Trotzdem mochte sie es, hier zu leben. Es war ein Teil ihrer Kindheit und bis heute fühlte es sich immer noch so an, als würde sie nach Hause kommen, wenn sie um die Blocks radelte, an Graffitis und kaputten Autos vorbei, an Menschen, die vor den Häusern saßen, Musik machten oder mitten auf dem Bürgersteig ein BBQ zubereiteten. Der Ton hier war oft rau, aber ehrlich. Wenn jemand Hallo sagte, meinte er es, wenn nicht, meinte er es auch so. Catcalling gab es hier an jeder Ecke, aber Alex hatte sich angewöhnt, es zu ignorieren. Manchmal kam es vor, dass sie sich sogar bedankte, wenn ein Mann es wagte, ihr hinterherzurufen: „Geiler Arsch, Süße."

    Ein kleines Thai-Restaurant verströmte seinen Geruch die ganze Straße herunter, bis zu Alex Block. Hausnummer 1447, das war ihre Residenz. Die ehemalige Wohnung ihrer Oma hatte sie übernommen. Klein, ziemlich heruntergekommen und mit der uralten Küche, in der ihre Granny Pancakes und gegrilltes Hühnchen gemacht hatte.

    Mal wieder viel zu schnell war Alex die Straße heruntergesaust. Dass sie ihr altes Rennrad mit der antiken Zwölfgangschaltung ordentlich hochtreten konnte, mochte sie. Dass aber die Bremsen gelinde ausgedrückt unzureichend waren, vergaß sie oft. Etwas schlingernd kam sie vor der Haustür an. Die Scheibe darin war letzte Woche bei einer Schießerei kaputt gegangen. Scherben lagen noch herum. Die Hausverwaltung hatte das Glas durch eine schwere Holzplatte ersetzen lassen. Nach nur einer Nacht waren die ersten Sprayer am Werk gewesen. Mit wenig Kunstverstand prangte nun ein Stinkefinger darauf und seltsame Zeichen, die niemand enträtseln konnte.

    Wieder nahm Alex ihr Rad auf eine Schulter, suchte den Haustürschlüssel heraus und sah aus dem Augenwinkel einen Porsche hinter dem nächsten Block abbiegen. Welcher Typ, der einen Porsche fuhr würde hier entlangfahren? Die dreckigen Straßen waren mal gerade gut genug für alte Chevis oder einen Ford mit abgeschlagenen Außenspiegeln. Bessere Autos fuhren Drogendealer, Zuhälter und andere, die hier Karriere machten.

    „Hi, Ms. Kaminsky, grüßte Alex die alte Frau, die in Rüschennachthemd und Bademantel an der geöffneten Terassentür der Erdgeschosswohnung saß und das abendliche Programm auf der Straße kontrollierte. „Haben Sie sich schon bettfertig gemacht?

    „Ach, winkte die alte Frau mürrisch ab. „Ich sitze schon seit zwei Stunden hier im Negligé herum. Bei der Hitze kann man eh nicht vor Ein Uhr nachts schlafen. Wenn überhaupt. Geht deine Klimaanlage?

    „Nein, leider nicht." Aus ihrem Rucksack nahm Alex eine Dose Cola, einen Orangensaft und eine Packung Erfrischungstücher und reichte sie Ms. Kaminsky.

    „Wo hast du die guten Sachen nur her, Mädchen? Ich will dir nichts wegnehmen, hast doch selber nichts."

    „Ist schon okay. Das gibt es im Verein umsonst." Das stimmte nicht ganz, aber Alex betrachtete es nicht als Diebstahl, wenn sie zwei Getränke und ein paar Tücher mitnahm. Wenn sie das alles vor Ort verbraucht hätte, hätte auch keiner etwas gesagt. So what.

    „Du bist ein Engel", sagte Ms. Kaminsky.

    Aber Alex lächelte müde. „Ich bin alles andere als das." Dann ging sie rein und die Treppe hoch.

    Die Dusche tat gut. Wohlweislich hatte Alex morgens zwei Eimer Wasser abgefüllt, weil es öfters vorkam, dass im Sommer zum Feierabend nicht mehr genügend Wasser aus der Leitung kam. Ein billiges Fertiggericht warf sie in die Mikrowelle und ging dann durch die kleine Wohnung, um alle Fenster zu öffnen. Die Balkontür machte sie weit auf und hörte Ms. Kaminsky schimpfen. Das tat sie gerne. Jeder, der ihr nicht passte, wurde angemotzt. Sie war der beste Wachhund im ganzen Block. Auch deshalb stellte sich Alex gut mit ihr.

    „Junge, steig nicht aus. Sobald du die Autotür zugeschlagen hast, ist der Wagen weg. Ist das ein Porsche Cabriolet?"

    „Ja, Ma’am."

    Alex verharrte und versteckte sich hinter der Gardine. Vorsichtig sah sie runter auf die Straße.

    Myles Hutchinson stieg aus seinem klitzekleinen Porsche, was immer wirkte wie ein Schmetterling, der sich aus seiner zu klein gewordenen Puppe herausquälte. Wahrscheinlich blieb er deshalb einen Moment stehen, damit sein Blut wieder in alle Körperteile fließen konnte, die durch den engen Autositz abgeklemmt worden waren.

    „Junge, krähte Ms. Kaminsky wieder. „Wenn du den Wagen loswerden willst, gib mir die Schlüssel.

    Alex beugte sich vor, um den großen Mann unter ihr sehen zu können, der nun lachend auf die Terrasse von Ms. Kaminsky zuschlenderte.

    „Können Sie denn mit so einem Auto fahren?", fragte er die alte Dame in Nachthemd und Bademantel.

    „Klar. Ich kann zwar kaum noch etwas sehen, aber einen Porsche würde ich fahren."

    Myles Lachen schallte bis zu Alex hoch. Auf der anderen Straßenseite sah sie ein paar Männer, die den Porsche im Blick hatten und hektisch telefonierten. Sie klärten wohl gerade ab, ob sich ein Coup lohnen würde. Aber schon lenkte Myles Stimme sie von den Dieben in spe ab.

    „Diese Erfrischungstücher sind gut, nicht wahr? Die haben wir auch im Verein."

    „Fuck", zischte Alex und lehnte sich etwas über das morsche Geländer, um Myles sehen zu können.

    „Arbeitest du mit Alex zusammen?", fragte Ms. Kaminsky.

    „Ja. Ist sie da?"

    Hektisch wedelte Alex nach unten, aber Ms. Kaminsky sah sie nicht. „Nein-nein-nein."

    „Wer will das wissen?", fragte die alte Dame, die ihre Aufgabe als Wachhund wirklich ernst nahm.

    Sehr galant stellte sich Myles vor und redete mit Ms. Kaminsky. Durch die Straße brausten drei Wagen, Leute grölten und Alex verstand nichts.

    „Mist. Egal, sagte sie zu sich selbst. „Angriff ist die beste Verteidigung. Sie zog ihr Badehandtuch fester um ihre Brust, lehnte sich über das Geländer und rief runter: „Ey, Hutchinson! Was willst du?"

    Myles guckte hoch, ging drei Schritte rückwärts, um sie besser sehen zu können und grinste. „Aha, da wohnst du also."

    „Stalkst du mich?"

    „Nein. Ich wollte dich besuchen."

    „Warum?"

    „Warum schon?, krähte die alte Ms. Kaminsky dazwischen. „Warum will ein Mann zu einer Frau? Häh, Alex?

    Noch weiter lehnte sich Alex rüber und raffte ihr Handtuch an sich. „Ms. Kaminsky, halten Sie sich bitte da raus. Und Myles, guck nicht so blöd."

    „Lass mich doch gucken, bölkte er von unten. „Du hast nur ein Handtuch an. So habe ich dich noch nie gesehen.

    Alex verdrehte mal wieder die Augen. „Du und deine Kollegen kenne ich nur so. Ihr rennt ständig nackt, nass und mit einem Handtuch herum."

    „Gleichstand", rief Ms. Kaminsky.

    Zu den jungen Männern auf der anderen Straßenseite gesellten sich andere Leute und guckten neugierig herüber. Myles schien Gefallen zu haben an dieser Art der öffentlichen Kommunikation. Unbekümmert rief er zu ihr hoch: „Wenn du unter dem Handtuch einen Pimmel hast, fresse ich einen Besen."

    Alex schoss die Röte ins Gesicht. Verdammt. Wenn der Bulle aus der Defense fertig war mit Denken, kam tatsächlich etwas Brauchbares dabei heraus.

    „Nicht Pimmel, Junge korrigierte Ms. Kaminsky keckernd. „Busen.

    Dass es nichts nützte vom Balkon aus mit den Fingern eine Scherenbewegung zu machen und laut „Schnipp-schnapp" zu rufen, hätte Alex klar sein müssen. Myles amüsierte sich köstlich, seiner lauten Lache nach zu urteilen.

    Zu allem Unglück rief der Nachbar aus dem zweiten Stock dazwischen: „Was ist denn das für ein Gebrüll? Macht euren sexistischen Schweinkram hinter verschlossenen Türen!"

    Na, toll, dachte Alex. Mal wieder eine Provokation und ich konnte nicht meine Klappe halten. Also werde ich es ausbaden. Aber sie musste die Bedingungen klarstellen.

    „Hutchinson, rief sie runter, egal, was der Nachbar von ihr denken würde. „Wenn ich dich in meine Wohnung lasse, verliere ich meinen Job bei eurem Verein, und du kassierst eine Abmahnung.

    Aber Myles zuckte nur mit den Schultern. „Wer soll wissen, dass ich hier bin?"

    „Nun ja, kam es von Ms. Kaminsky, die auf die Schar Neugieriger zeigte, die sich um ihn und seinen Porsche versammelt hatte. „Sieh dich mal um, Junge. Die haben alle ein Handy und filmen.

    Alex grinste beim Gedanken an ratternde Zahnräder und rief fröhlich: „Ich drücke auf den Summer. Komm rauf. Dritter Stock."

    Myles machte sich auf den Weg, und Alex konnte es sich nicht verkneifen zu den Autospekulanten auf der anderen Seite rüberzurufen: „Ey, wenn ihr den Porsche haben wollt, wartet einen Moment, ich werfe euch gleich die Schlüssel runter."

    Myles Lachen hörte sie durch das ganze Treppenhaus. Es war klar, dass er den Klingelknopf mehrfach drückte. Meeeep. Meep-meep-meep.

    Alex knirschte mit den Zähnen. Immerhin hatte sie es geschafft, das Handtuch gegen ihren Bademantel einzutauschen. Genervt riss sie die Wohnungstür auf.

    „Nerve ich dich?" Sein Grinsen war an Frechheit kaum zu überbieten.

    Aber in Alex Kopf legte sich plötzlich ein anderes Bild über das, was sie sah. Ein Mann vor einer Wohnungstür, wo er nicht willkommen war, hinter ihm die Treppe. Das Poltern des Körpers, als sie den Fremden hinuntergestoßen hatte, würde sie niemals vergessen. Dieses dumpfe Poltern, sein Schreien und dann das Wimmern. Es war ein halbes Jahr her, aber Vergessen war unmöglich.

    Myles Grinsen verschwand. „Alles in Ordnung mit dir?"

    „Was?" Perplex guckte Alex den Mann vor ihr an. Niemand hatte gefragt, ob sie in Ordnung war. Niemand. Nicht die Sanitäter, die sich um das Treppensturzopfer gekümmert hatten und schon gar nicht der Officer, der sie verhaftet hatte wegen Körperverletzung. Niemand hatte sich jemals danach erkundigt, ob sie okay gewesen war.

    Die Tür der Nachbarwohnung ging auf und ein schwarzhaariger Typ in knittriger Boxershorts und bekleckertem Unterhemd guckte raus. Eine Haschischwolke strömte in den Flur.

    Beherzt griff Alex an Myles T-Shirt und zog ihn in ihre Wohnung. „Komm rein." Sie knallte die Tür zu, verriegelte das Schloss, legte die Kette vor und holte tief Luft.

    Da stand er, der Linebacker, der ihren Flur fast vollständig ausfüllte, und guckte sie an wie ein kleiner Junge, der darauf wartete, dass sein bester Freund zum Spielen vorbeikommen würde.

    „Was willst du?, fragte sie recht unhöflich. Ihr Kopf war immer noch durcheinander. Ein lautes „Ping! kam von der Mikrowelle aus der Küche.

    „Dein Essen ist fertig", sagte er und kaute unschlüssig an seiner Unterlippe.

    Alex Augen wurden schmal. Wie konnte ein Kerl nur so frech sein und im nächsten Moment stand er da wie bestellt und nicht abgeholt. Gebannt guckte sie seinen Zähnen zu, die an der Unterlippe nagten. „Löst das Klingeln der Mikrowelle einen Pawlowschen Reflex bei dir aus?"

    „Ja, gestand er. „Was gibt’s denn?

    Sie drängte ihn zur Seite und marschierte in die Küche. Eine dampfende Pappschale riss sie aus der Mikrowelle und donnerte sie auf den kleinen Küchentisch, auf dem alles Mögliche herumlag, von Kontoauszügen, Briefe von ihrem Anwalt, ihr Laptop, Bestelllisten aller umliegender Restaurants und eine Schale mit Orangen.

    „Irgendwas mit Nudeln und Käse. Hunger?", fragte sie und warf zwei Esslöffel dazu.

    Als wäre es vollkommen normal, setzte sich Myles auf den einzigen Stuhl, den Alex besaß, und begann zu essen. Aus dem Eisfach holte Alex ein Coolpack, wickelte es in ein Geschirrhandtuch und legte es sich auf den Unterarm. Dann stand sie etwas unschlüssig in ihrer kleinen, unaufgeräumten Granny-Küche und betrachtete den Klotz von Kerl, der ihr Essen mampfte.

    „Was willst du hier?", fragte sie noch einmal.

    „Weiß nicht."

    Ihre Müslischale vom Frühstück wusch sie ab, nahm sich auch ein paar Löffel Nudelauflauf aus der Schale und setzte sich damit auf die Spüle, Myles schräg gegenüber. „Du weißt nicht, was du hier willst?"

    „Hmh."

    „Schmeckt´s?"

    „Geht so."

    „Der Hunger würgt es rein, ne?"

    „Ja."

    „Myles Hutchinson, bist du ein bisschen plem-plem?"

    Er kratzte den letzten Rest Nudelpampe zusammen, aß auf und guckte sie an. Ratter-ratter-ratter machte es in seinem Kopf. Dann wies er auf ihren Arm. „Warum hast du da ein Coolpack?"

    Schon wieder eine doofe Frage, anstatt einer klugen Antwort. Alex stöhnte. „Du und deine Kollegen seid nicht die einzigen, die so etwas brauchen."

    „Kommt das vom Massieren?"

    „Nee, vom Nudeln essen."

    Ratter-ratter-ratter. Er lehnte sich etwas zurück und betrachtete die Frau vor ihm auf der Spüle. So lange, bis sie ihre Beine überkreuzte und versuchte, sie mit dem zu kurzen Bademantel zu verdecken. „Wieso arbeitest du bei uns?"

    Auch wenn ihr der Blick aus Myles grauen Augen nicht gefiel, weil er tiefer ging, als es ihr lieb war, konterte sie: „Wieso weißt du, wo ich wohne?"

    Er stand auf und wieder blieb er einen Moment stehen, als müsse er warten, bis sein Körper die neue Position akzeptierte. Dann sagte er sehr deutlich: „Ich will nicht, dass du die Jungs so hart anfasst."

    Bevor sie etwas darauf erwidern konnte, kam er zu ihr, nahm ihr die Müslischale ab und wickelte das Handtuch mit dem Coolpack von ihrem Unterarm. Kalt war die Haut. Eisig kalt und rot. Er strich darüber, nicht sanft und vorsichtig mit einem Finger. Nein, Myles Hutchinson nahm seine ganze Hand, umfasste ihren Unterarm und rieb mit festem Druck rauf zum Ellbogen und wieder abwärts.

    Alex war wie gelähmt. Was sollte das? Augenblicklich kam sie sich sehr klein und kraftlos vor. Jetzt war sie wirklich ein Mädchen und irgendwo in ihrem Kopf wollte die Frage aufkommen, wie kleine Frauen sich fühlten, wenn so ein Koloss von einhundertzwanzig Kilo vor ihnen stand und sie merkten, dass sie keine Chance hatten, sich zu wehren, sollte er… Sollte er …was?

    Myles stand so dicht vor ihr, dass sie seinen warmen Körper spürte, sein Aftershave roch und sein Atem auf ihren Arm traf. Die Berührung war wohltuend, auch wenn es etwas schmerzte. Aber vielleicht war dieser Schmerz genau das, was sie brauchte. Wirklich? Nein, es war falsch. Oder? Sie war völlig verwirrt. Wieso tat sie nichts? Außer seine Berührung zu genießen. Aus Versehen seufzte sie und versuchte schnell einen Witz zu machen. „Sehr geil. Mach es noch drei Mal und ich belle wie ein Hund deiner Wahl."

    Fest packte er ihren Arm und fuhr erneut rauf und runter. „Eins. Nochmal rauf und runter. „Zwei. Wieder strich er hinauf auf die eiskalte Haut, ließ aber seine riesige Pranke warm und fest unterhalb ihres Ellbogens liegen und drückte zu. Langsam und kontinuierlich wie ein hydraulischer Schraubstock.

    „Drei, sagte er, sah ihr in die Augen und grinste: „Chihuahua, bitte.

    „Wäff-wäff-wäff", kläffte Alex. Es tat gut zu bellen, das half gegen kribbelnde Gänsehaut, die über ihren Arm hochzog, den Myles immer noch festhielt. Warme Hand auf kalter Haut. Verdammt, sie musste sich mehr zusammenreißen. Myles Wärme strömte in sie hinein. Es fühlte sich an wie ein warmer Fluss, der angenehmes Kribbeln und Leben mitbrachte und eine Ahnung von Spaß, Lachen, Blödsinn und Lust. Sie sah den Schalk in seinen grauen Augen und konnte nicht glauben, was gerade mit ihr geschah.

    „Tennisarm, oder?" Er nahm auch ihren linken Arm, verglich beide, drehte sie hin und her, und Alex konnte nur nicken.

    „Muss man da Cortison reinspritzen?"

    Diese elende Fragerei. Alex kam wieder zur Besinnung und schubste ihn weg. „Was soll das?"

    Myles ging einen Schritt zurück. „Sorry. Ich wollte nur etwas wissen. Ist es schwer, Physiotherapie zu lernen?"

    Völlig verwirrt sah sie ihn an. „Nein. Ist ja kein Medizinstudium."

    Myles schien plötzlich nervös zu werden. Er tigerte aus der Küche raus ins kleine Wohnzimmer. In einem Regal standen zig Bücher, teilweise noch von Granny, teilweise von Alex. Viele Comics und Krims und Krams. Davor blieb er stehen. „Aber es ist viel Anatomie, nicht wahr? Ich meine die ganzen Knochen und die Muskeln und so."

    Durch den körperlichen Abstand kam Alex wieder zu sich und sah zu Myles rüber, der sich gezielt ein medizinisches Wörterbuch aus dem Regal nahm. Ihr Körper hatte das Kribbeln überwunden, eine angenehme Wärme blieb, die nichts mit der Hitze von draußen zu tun hatte. Ihr Kopf begann wieder logisch zu denken, als sie den Mann betrachtete, der durch das Fachbuch blätterte als wäre es ein Telefonbuch aus China.

    Myles Hutchinson war der älteste Spieler im Team. Daddy nannten ihn die jüngeren Linebacker, ansonsten wurde er meistens nur Bull genannt. Das war sein Spitzname, weil er in der Defense genau diesen einen Job hatte, sich wie ein Bulle gegen die andere Mannschaft zu stemmen, mit seinen breiten Schultern, den stämmigen Beinen und dem Körpergewicht von einhundertzwanzig Kilo. Das dicke medizinische Wörterbuch wirkte winzig in seinen Pranken und Alex wurde etwas klar.

    Myles Tage bei den L.A. Roadies waren gezählt. Er musste sich umorientieren, etwas finden, das er nach seiner Sportkarriere machen konnte. Keiner der Jungs aus dem Team war ein topbezahlter Spitzensportler. Sie bekamen ein Gehalt, das bestimmt nicht schlecht war, das aber in wenigen Jahren erspielt werden und für den Rest des Lebens ausreichen musste. Die Prämien, die bei einem Sieg ausgezahlt wurden, machten den Job interessant. Die meisten Spieler hofften, in bessere Vereine aufsteigen zu können, soviel hatte Alex bei den Massagen erfahren. Die Mannschaft der L.A. Roadies galt als Sprungbrett nach oben. Dort wurden junge Spieler günstig eingekauft und aufgebaut, um sie teurer zu verkaufen, wenn sie denn durchhielten. So war die Teambildung schwierig.

    Myles Hutchinson hatte jahrelang durchgehalten. Er war beständig und als Daddy für den Zusammenhalt der Mannschaft wichtiger als der Cheftrainer und der Quarterback. Aber er würde nicht ewig diesen Sport machen können. Neunundzwanzig war er. Damit hatte er schon sehr lange ausgehalten und war erstaunlich wenig verletzt gewesen. Das wusste Alex, weil viele seiner Teamkollegen bei der Massage gerne quatschten und sich genauso über seine Unverwundbarkeit aufregten, wie sie ihn dafür bewunderten.

    Es war für ihn an der Zeit darüber nachzudenken, was er nach dem Football machen sollte. Auf ein millionenschweres Konto und Werbeverträge konnte der einfache Linebacker nicht zurückgreifen. Langsam ging Alex zu ihm. Hatte er deshalb so viel gefragt? Sie hätte netter zu ihm sein sollen.

    „So schwer ist es nicht, Physiotherapie zu lernen, sagte sie so nett, wie sie noch nie mit ihm gesprochen hatte. „Das meiste, was man lernt, lernt man für die Prüfungen. In der Praxis…

    „…lernt man fürs Leben, ergänzte er. „Das hat Billy gesagt.

    „Was hat Billy denn noch gesagt?"

    Myles knispelte wieder an seiner Unterlippe. „Er sagte, ich hätte das Talent dazu. Also, er könnte sich vorstellen, dass es ein Beruf für mich wäre. Er sagte, ich solle dich fragen."

    Ach Gottchen, dachte Alex unwillkürlich. Dieser Bulle von Mann war sich so unsicher, dass er andere fragen musste, um sich ein Go abzuholen für seinen Berufswunsch? Sie lächelte und biss sich sofort auf die Lippen. Ob er Talent hatte? Und wie!

    Sehr dicht stand sie bei ihm. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Myles gar

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