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Sanft gebären: Mein Weg zur schmerzfreien Geburt: Mit genialen Life-Hacks für die Schwangerschaft
Sanft gebären: Mein Weg zur schmerzfreien Geburt: Mit genialen Life-Hacks für die Schwangerschaft
Sanft gebären: Mein Weg zur schmerzfreien Geburt: Mit genialen Life-Hacks für die Schwangerschaft
eBook360 Seiten4 Stunden

Sanft gebären: Mein Weg zur schmerzfreien Geburt: Mit genialen Life-Hacks für die Schwangerschaft

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Über dieses E-Book

Schmerzfrei gebären ist möglich!

Als Katharina Pahl im Alter von 44 Jahren zum ersten Mal schwanger wird, gilt sie als Risikogebärende. Doch sie beschließt, sich nicht verrückt machen zu lassen – und stattdessen auf ihren Körper sowie uraltes Hebammenwissen zu vertrauen. So gelingt ihr, wovon viele Frauen träumen: die (nahezu) schmerzfreie Geburt ihres gesunden Sohnes.
Auf Bitten des Krankenhauspersonals beginnt sie, ihr Wissen in Workshops weiterzugeben, um anderen Frauen zu helfen – mit enormem Erfolg. Nun fasst sie zum ersten Mal in einem Buch zusammen, wie die Wohlfühlgeburt gelingen kann.

Ihr Programm beruht im Wesentlichen auf drei Säulen:
• Ernährung & Bewegung
• Achtsamkeit & Schlaf
• Selbst-Coaching & Gedankenhygiene
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum26. Nov. 2020
ISBN9783745904741
Sanft gebären: Mein Weg zur schmerzfreien Geburt: Mit genialen Life-Hacks für die Schwangerschaft
Autor

Katharina Pahl

<p>Schon w&auml;hrend ihrer erfolgreichen Managementkarriere stellte Katharina Pahl das Potenzial des Menschen und seine Selbstwirksamkeit in den Mittelpunkt. Heute hilft sie Privatpersonen und Organisationen als Business- und Life-Coach dabei, ihre St&auml;rken zu erfahren und die Komplexit&auml;t unserer Zeit zu meistern. Werdende Mütter begleitet sie auf ihrem Weg zu ihrer individuellen Wunschgeburt.</p>

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    Buchvorschau

    Sanft gebären - Katharina Pahl

    Vorwort

    Sie greifen zu diesem Buch, weil Sie schwanger sind? Herzlichen Glückwunsch, wie wunderbar! Genießen Sie die Magie der nächsten Monate.

    In Ihrem Leben ist nun nichts mehr, wie es war. Vertrauen Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass Sie diese Zeit zu einer der besten und prägendsten in Ihrem Leben gestalten können. Damit Sie mir hinterher nicht vorwerfen können, ich hätte es nicht gesagt, hier die drei wichtigsten Wahrheiten über dieses Buch:

    Es ist das Buch, das ich während meiner Schwangerschaft vermisst habe – obwohl ich viele Bücher gelesen habe, was Ihnen jetzt wiederum zugutekommt.

    Dieses Buch enthält keine Ratschläge. Eine alte Coaching-Weisheit besagt: Ratschläge sind auch Schläge. Sie werden sehen, Ihre Umwelt wird Ihnen ab dem Moment, da Sie Ihre Schwangerschaft bekannt geben, eine Menge ungebetener Ratschläge erteilen. Da muss ich nicht auch noch mitmachen. Denn so besonders, bedeutsam und einzigartig jede von uns ist, so sind es auch unsere Wünsche, Träume und Bedürfnisse – und so individuell verlaufen jede Schwangerschaft und Geburt.

    Nutzen Sie die Inhalte aus diesem Buch, die Ihnen helfen, vertiefen Sie, was Sie interessiert – und vergeuden Sie keine Energie für das, was Ihnen nicht passend erscheint.

    Schwangerschaft und Geburt bedeuten Arbeit, denn wie bei allen wundervollen Zielen, die unser Leben für immer verändern und bereichern, hängt der Erfolg von unserem Einsatz und unserer Disziplin ab. Das muss gesagt werden, denn wir können unsere gemeinsame Reise nicht mit einer Lüge beginnen. Schließlich teile ich private und intime Inhalte mit Ihnen.

    Hand aufs Herz: Es werden Tage kommen, an denen Sie aufgewühlt, beunruhigt, unsagbar müde und genervt sein könnten. Trotzdem verspreche ich Ihnen, dass, wenn Sie bereit sind, sich voller Zuversicht und Vorfreude auf die wahrscheinlich intensivste und nachhaltigste Veränderung in Ihrem Leben einzulassen, diese Zeit zu einer der lehrreichsten, erhebendsten und wundervollsten Phasen in Ihrem Leben zählen wird.

    Sie haben die Chance, mehr zu lernen als in allen Seminaren und Selbsterfahrungsgruppen. Sie werden über sich selbst hinauswachsen.

    Das Leben schenkt Ihnen zehn magische Monate. Es fragt nicht, wer oder was Sie sind, sondern gibt Ihnen die Chance, zu gestalten, wer Sie sein wollen, was Sie für Ihr Kind verkörpern und ihm vorleben möchten und wie Ihr gemeinsames Leben aussehen soll.

    Schwangerschaft und Geburt sind wie ein Reset-Knopf für unser Leben, und zwar ab dem Moment, in dem wir unser Herz draußen tragen, weil dieser einzigartige, uns an jedem Tag bedingungslos liebende Mensch in unser Leben tritt und es für immer verändert …

    Hier komme ich ins Spiel. Niemand würde eine Expedition in unbekanntes Terrain allein und ohne Vorbereitung beginnen.

    Sie sind der Experte für Ihr Leben, und mit den Fragen in diesem Buch können Sie die für Sie wertvollste Lösung erarbeiten. Es kann ihr persönlicher Cheerleader, ihre Kraftquelle, ihr Tröster, Gedankenentwirrer, Perspektiven-Aufzeiger und ihre gute Freundin sein.

    Man sagt, um ein Kind großzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf; genauso entscheidend ist ein gutes Team, um eine erfüllte und entspannte Schwangerschaft zu genießen.

    Ich war mir immer sicher, dass ich als Letzte von meinen Freundinnen heiraten und ein Kind bekommen würde. Ich wollte wachsen, die Welt erkunden, Eindrücke sammeln und mein Leben nach meinen Wünschen führen. Und ich wollte erst dann heiraten, wenn ich mit mir allein ein erfülltes Leben genießen und mit dem entsprechenden Partner weiter wachsen könnte. Erst, wenn ich meine mich einengenden Glaubenssätze und Ängste aufgelöst hätte und für mein Kind ein entspannter Fels in der Brandung sein könnte. Ich stellte mir Ehe und Mutterschaft als ein Ankommen vor, nachdem ich viel erreicht und erlebt hätte. Ich hatte zu oft beobachtet, dass Frauen plötzlich das Gefühl hatten, etwas zu verpassen, oder sich nicht gefunden hatten und viele ihrer unerfüllten Wünsche und ungelösten Ängste auf ihr Kind, dieses wunderbare Geschöpf, übertrugen.

    Meine Mutter hat immer gesagt: Wähle weise, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen.

    Meine Mutter hat immer gesagt: Wähle weise, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen. Karriereschritte, Reisen, Yoga und Ayurveda-Kurse, die eine oder andere Beziehung gingen ins Land. Eltern und Freunde unterstellten mir, zu anspruchsvoll zu sein, den richtigen Moment verpasst zu haben. Nach dem Motto: Die Wahrscheinlichkeit, in deinem Leben von einem Tiger gefressen zu werden, ist höher, als zu heiraten und ein Kind zu bekommen.

    Anscheinend hatte ich einiges zu lernen, denn geheiratet habe ich erst mit vierzig, und meinen Sohn habe ich mit vierundvierzig zur Welt gebracht. So ist das mit den Wünschen. Es war kein Glaube, sondern ein Gefühl, das mich allen Unkenrufen zum Trotz daran festhalten ließ, dass ich ein gesundes Kind zur Welt bringen würde. Ich bereitete mich mit Ayurveda und Akupunktur darauf vor, schwanger zu werden, während mein Umfeld irgendeine Uhr ticken hörte.

    Irgendwann las ich, dass man sich in der Schwangerschaft auf eine sanfte Geburt vorbereiten kann und Schmerz, wenn es gut läuft, dabei nicht vorgesehen ist. Die sanfte Geburt ist kein Ereignis oder Wunder, sondern eine innere Haltung und das Resultat einer ausgewogenen Vorbereitung. Die notwendige Konsequenz aus achtsamer Geisteshaltung, Selbstfürsorge, gesunder Ernährung, Bewegung, einem langen Atem und mentaler Stärke.

    In einer Zeit, in der das technische Niveau und die Sicherheitsstandards so hoch sind wie nie, gleichzeitig aber die Verfügbarkeit von Hebammen und Hilfspersonal immer weiter abgebaut wird, ist es umso bedeutender, als Schwangere so aufgeklärt, mündig, vorbereitet und selbstermächtigt zu sein, dass man seine Sicherheit im Inneren aufbaut, statt sie im Außen zu suchen.

    Dabei stehen die Wertschätzung und der Respekt jeder einzelnen Frau gegenüber ihren Lebensumständen, ihren Kräften, Vorstellungen, Wünschen und Gefühlen im Vordergrund.

    Alles dreht sich darum, Schwangerschaft und Geburt zu genießen und entspannt zu meistern. Beides als das anzuerkennen, was es ist – „andere Umstände" und keine Krankheit.

    Es ist es an der Zeit, zum Ursprungsgedanken zurückzukehren und die Geburt als Millionen Jahre alten, natürlichen Vorgang zu begreifen und nicht als eine höchst gefährliche, schmerzbehaftete, von der Apparatemedizin gesteuerte und unter ärztliche Kontrolle zu bringende Krankheit. Nur so treten das Wohl von Mutter und Kind wieder an die erste Stelle und ökonomische Interessen sowie gesellschaftliche und religiöse Prägungen in den Hintergrund.

    Spätestens jetzt verwundert es Sie vermutlich nicht mehr, dass ich mein eigenes Vorbereitungsprogramm zusammengestellt habe. Ich teile mit Ihnen in diesem Buch alle Irrungen und Wirrungen, Vorurteile und wunderbaren Erlebnisse, das Wissen und die Tipps, die uns als Familie zu einem unvergesslichen und für uns im besten Sinne prägenden Geburtsfest verholfen haben.

    Treten Sie ein in die Magie, die diese wundervollen Erlebnisse umgibt. Dabei bedeutet Mut nicht immer die Abwesenheit von Angst. Können wir loslegen?

    Über dieses Buch oder: Wie Sie den größten Nutzen daraus ziehen können

    Dieses Buch ist nicht entstanden, weil ich schmerzfrei geboren habe. Vielmehr ist es aus der Erfahrung gewachsen, welche Reaktionen meine Geschichte hervorruft, welche Kräfte sie bei anderen Frauen freisetzt und was wäre, wenn wir auf der Basis all dessen, was an „hartem Faktenwissen, aber auch an „weicher Erfahrung existiert, Schwangerschaft neu denken. Wenn wir nicht weitermachen wie bisher, sondern die Chance nutzen, das Beste für die Gebärende und ihr Baby in Einklang zu bringen?

    Wenn wir diese Chance nutzen würden, Liebe, Hingabe, Geduld, Zärtlichkeit, Vertrauen und mentale Stärke zu fördern? Eigenschaften, die wir mehr denn je langfristig brauchen werden.

    Wenn ich im Folgenden meine Geschichte, meine Erfahrungen, mein Vorbereitungsprogramm teile – alles, was für mich hilfreich war, mir gutgetan hat –, dann liegt die Betonung auf meine Erfahrungen … Welche Tipps Ihnen guttun und zu Ihnen passen, können nur Sie spüren und entscheiden. Jede von uns ist einzigartig und besonders, bringt ihre eigenen Geschichten und Erfahrungen mit und hat ihre eigenen Bedürfnisse, Ziele und Wünsche.

    Wenn Sie neue Routinen etablieren, denken Sie daran: Ausgewogenheit und Ihr eigenes Tempo führen zu den dauerhaftesten Veränderungen und Verbesserungen. Am motivierendsten ist es dabei, klein anzufangen und winzige Veränderungen im Tagesablauf vorzunehmen.

    Die meisten von uns sind aber immer noch so geprägt, dass wir glauben, der Aufwand lohne sich nicht, wenn wir nicht mindestens 30 Minuten laufen oder eine Stunde Sport machen. Nun kämen Sie beim Zähneputzen auch nicht auf die Idee zu sagen: Was sollen diese zwei Minuten dreimal am Tag, da nehme ich mir doch lieber am Sonntag die Zeit und putze gründlich 42 Minuten am Stück.

    Genauso ist es bei Veränderungen in unserem Leben, seien es Bewegung, Atmung, Schlaf oder Nahrung: Die Regelmäßigkeit und Nachhaltigkeit machen den Unterschied.

    Wie können Sie also das meiste aus diesem Buch herausholen?

    Achten Sie beim Lesen darauf, was Sie anspricht, interessiert und zu Ihnen passt. Markieren Sie diese Stellen mit einem Marker oder Klebezetteln, damit Sie sie später leichter wiederfinden.

    Wenn Sie mögen, lassen Sie sich auch von den Symbolen leiten: Der Lotussitz zeigt Ihnen alle praktischen Übungen im Buch; Die „Wissensperle" bietet zusätzliches, vertiefendes Wissen an.

    Gehen Sie ein paar Tage schwanger mit dem, was Sie gelesen haben. Nehmen Sie sich dann die Zeit, einmal ganz in Ruhe all Ihre persönlichen Wünsche, Bedürfnisse, Gedanken, Ängste und vielleicht sogar Ihre mit der Schwangerschaft und Geburt verbundenen Ziele niederzuschreiben. Erlauben Sie sich, statt „Das kann ja gar nicht sein! ein „Was wäre, wenn? zu denken. Betrachten Sie anschließend Ihre Liste oder Mindmap, und schauen Sie, welche Inhalte, Tipps und Empfehlungen aus diesem Buch Sie am besten auf Ihrem Weg unterstützen können.

    Nutzen Sie nach Möglichkeit ein bis zwei Maßnahmen aus den Kategorien Schlaf, Achtsamkeit, Ernährung und Bewegung, um eine Ausgewogenheit zu erreichen. Genau wie die Schwangerschaft Ihnen zehn Monate schenkt, um sich auf die Geburt Ihres Kindes und das Leben danach vorzubereiten, ist dieses Buch nicht auf kurzfristige Änderungen, Lösungen oder gar Hau-ruck-Methoden aus. Es möchte Sie dabei unterstützen, ein ausgewogenes Leben im Gleichklang mit Ihren und den Bedürfnissen Ihres Kindes vorzubereiten und zu leben. Es gibt Ihnen die Chance, sich noch einmal neu zu erfinden. Wie möchten Sie wahrgenommen werden als Frau, Mutter, Partnerin, Freundin, in Ihrem Beruf? Welche Werte sind Ihnen wichtig? Wie wollen Sie Familie und Beziehung leben? Was würden Sie sich für sich und Ihr Kind während Schwangerschaft und Geburt wünschen, wenn Angst keine Rolle spielen würde?

    Kombinieren und integrieren Sie nach Lust und Laune. Bei der Gelegenheit nehmen Sie sich auch noch einmal die Zeit zu überlegen, was Sie vielleicht nicht mehr wollen und brauchen, was keinen Platz mehr in Ihrer neuen Lebensphase hat. Lassen Sie es los oder gehen, wenn es zwei Beine hat. Wählen Sie die neuen Aspekte, die Sie ansprechen, und kombinieren Sie diese mit Dingen, die schon einen festen Platz in Ihrem Tagesablauf haben.

    Lassen Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin das Buch lesen, damit Sie einen common ground für gemeinsame Überlegungen haben und Veränderungen vornehmen können, was zu nachhaltigen Ergebnissen führt. Vor allem aber auch, damit der andere einen Blick in Ihre derzeitige Gedankenwelt bekommt.

    Ein Tipp am Rande: Wenn Sie beide gerne kreativ sind, nutzen Sie ein ausgiebiges Samstagsfrühstück, um eine gemeinsame Vision für Schwangerschaft, Geburt und die Zeit als Familie zu gestalten.

    Decken Sie sich dafür mit Ihren Lieblingszeitschriften ein, kaufen Sie sich eine große Leinwand, Kleber und nutzen Sie das Frühstück, damit jeder seine Wünsche, Befürchtungen und Ziele einbringen kann. Schneiden Sie dann Fotos aus, die zu Ihren gemeinsamen Lebensvisionen passen, und gestalten so ein großes Bild. Dieses hängen Sie dort auf, wo nur Sie beide es sehen können. An trüben Tagen kann solch ein Vision Board daran erinnern, was man sich gemeinsam vorgenommen hat, und Kraft spenden, um die kleinen Stolpersteine auch klein zu belassen.

    Ich lade Sie ein, Ihre ganz persönliche Schwangerschaft und Geburt zu gestalten und Ihrem bestmöglichen Leben näherzukommen.

    Ihre Katharina Pahl

    Im Herbst 2020

    Kapitel 01

    Die Umdeutung der Geburt oder: Schmerz und Paparazzi

    Zu keiner Zeit waren die Bedingungen für eine gesunde Wohlfühlschwangerschaft und eine schmerzfreie Geburt in den westlichen Industrienationen so optimal wie heute. In Sachen Hygiene, Ernährung sowie ärztliche Versorgung hat der Lebensstandard einen historischen Höhepunkt erklommen. Schulmedizin, Apparatetechnik, Geburtshilfe, Yoga, Meditation und Visualisierung, alternative Heilbehandlungen wie Homöopathie, Akupunktur oder Osteopathie, Geburtsvorbereitungsprogramme wie Hypno-Birthing – die Bandbreite der Unterstützungsangebote ist so vielfältig wie in keiner anderen Epoche. Noch nie genossen wir Frauen solch eine große Wahlfreiheit auf derart hohem versorgungstechnischem Niveau. Und dennoch sorgen sich viele von uns vor dem Vorgang der Geburt.

    Was trennt uns davon, Vertrauen in unsere Gebärkompetenz zu haben? Wieso googeln wir angebliche Expertenmeinungen zu Schwangerschaft und Geburt, anstatt auf unser Bauchgefühl zu hören? Warum unterziehen sich viele von uns unzähligen Tests und Vorsorgeuntersuchungen, um eine statistische Wahrscheinlichkeit der Gesundheit des Ungeborenen zu erhöhen? Wieso fällt es unserer Umgebung so leicht, uns zu verunsichern?

    Es ist die Angst. Das angstbasierte Denken, das unsere Zivilisation beherrscht. Die Angst, zu versagen und etwas falsch zu machen. Die Angst, unserem ungeborenen Kind zu schaden. Angst ist etwas Natürliches: Sie mahnt uns generell zur Aufmerksamkeit, um Gefahr abzuwenden. Doch wenn sie von außen grundlos geschürt wird, ist sie fehl am Platz, schränkt uns ein, nimmt uns die Gelassenheit. Die Geburt wird hierzulande nicht mehr als ein uralter natürlicher Vorgang betrachtet, sondern wurde zu einem schmerzhaften, höchst komplizierten und gefährlichen Risikoereignis erklärt – und nebenbei zu einem lukrativen Produktionsprozess entwickelt.

    Einen Meilenstein in dieser negativen Entwicklung stellt der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe im Jahre 1966 in München dar. Damals führte man als Gegenstück zur Geburtshilfe die Geburtsmedizin ein. Die Begründung: Da die Geburt als der gefährlichste Lebensabschnitt des Menschen anzusehen sei, bedürfe die Gebärende nicht nur einer Hilfe, sondern auch einer geburtsmedizinischen Oberaufsicht. Eine als Fürsorge getarnte Entmündigung, deren Wortwahl zugleich offenbart, mit wie viel Angst, Defizitdenken, Risikoannahme und dementsprechend panischer Absicherungsorientierung an das Thema herangegangen wird.

    Der Paradigmenwechsel von 1966 wirkt bis heute nach. Wurden 1970 im Mutterpass noch 17 Risikofaktoren benannt, so hat sich die Zahl bis 2017 auf satte 52 Warnungen mehr als verdreifacht. Der gemeinnützige Verein GreenBirth, der sich für die Stärkung von Müttern und Vätern und für eine naturgemäße Geburt einsetzt, schreibt dazu auf seiner Homepage: „Der Mutterpass erweiterte sich ohne Mitwirkung der Hebammen zu einem Kon-trollinstrument. Keine Frau kann unterscheiden, was eigentlich Vorsorge ist und was darüber hinaus Angebote des Gesundheitsmarktes sind. 1970 waren zur Dokumentation einer Vorsorge zwei DIN-A6-Seiten erforderlich. Jetzt ist eine Batterie von Untersuchungen, Tests und Eintragungen ,abzuarbeiten‘, welche die Schwangere in eine feste Terminstruktur der Arztpraxen einbindet. Schwangere werden so nach wissenschaftlichen Untersuchungen zu fast 80 Prozent zu Risikopatientinnen. Ein ruhiges Wachsen des Kindes und eine gelassene Erwartung der bevorstehenden Geburt ist unter solchen Bedingungen immer weniger möglich."¹

    Geburtshilfe versus Geburtsmedizin

    Geburtshilfe ist auf eine naturgemäße Schwangerschaft und Geburt ausgerichtet, wobei die Hebamme im Sinne der Gesunderhaltung von Mutter und Kind unterstützend tätig ist.

    Geburtsmedizin ist auf die Pathologie, die Lehre von den Krankheiten, ausgerichtet. Normabweichungen werden gesucht, Frauen durchlaufen Routinekontrollen, werden technisch überwacht, Geburten werden eingeleitet und Kaiserschnitte terminiert. Körper- lichkeit, spüren, fühlen und auf sich vertrauen treten hierbei in den Hintergrund.

    Diese Handhabung des Themas Geburt verunsichert uns Frauen und schürt unnötige Ängste. Gleichzeitig wurde der Beruf der Hebamme, der unabhängig vom Arzt die gesamte Schwangerschafts- und Geburtsbegleitung oblag, immer weiter ins Abseits gerückt. In Kliniken, in denen Hebammen fester Bestandteil sind, „leiten" sie zwar offiziell die Geburten, das tatsächliche Sagen im Kreißsaal haben die Ärzte. Nur sie sind weisungsbefugt. Durch diese Konstellation sind Konflikte auf Kosten der Gebärenden und der Kindergesundheit vorprogrammiert. Um es klar zu sagen: Ich bin dankbar, dass es Ärzte, Klinikpersonal, Apparatemedizin und die Möglichkeit von Eingriffen gibt – bei Bedarf und für den Notfall. Mir geht es darum, für eine Entwicklung zu sensibilisieren, die sich immer weiter vom Ursprungsgedanken entfernt, einfach nur helfend zu unterstützen. Stattdessen wurde die ehrwürdige Kunst der Geburtshilfe in eine Disziplin verwandelt, die Ängste schürt, ungeduldig drängt, bisweilen verbissen überwacht und nicht immer frei von ökonomischen Aspekten ist.

    Die Anzahl der Vorsorgeuntersuchungen steigt und zieht immer mehr Eingriffe nach sich. Gleichzeitig gehen das Erfahrungswissen und das Vertrauen in die Hebammen verloren. Dabei stellen sie eine unverzichtbare Ergänzung, wenn nicht gar eine Alternative dar. Denn ihre wichtige Botschaft und der Charakter ihrer Arbeit stehen für Wissen und Gewissen statt operativer Überwachung, intuitive Wachsamkeit statt des kühlen Entbindungshandwerks und einfühlsame Kunst statt eines strukturierten Prozesses.

    Doch es ist nicht nur die Angst vor dem Schmerz, vor Fehlern oder davor, etwas zu übersehen, die der Gebärenden schadet. Die gesamte Sinnhaftigkeit des Geburtsprozesses an sich wird infrage gestellt, betrachtet man die Entwicklung der Kaiserschnittrate und den in Mode gekommenen Wunsch nach Kaiserschnittentbindungen. War der Eingriff früher nur die Ausnahme im dringend angebrachten Notfall, wendet man ihn heute aufgrund von Terminwünschen oder Befindlichkeiten an. Die Geburt wird von der Natur zum optimalen Zeitpunkt für das Kind initiiert. Wenn diese Tatsache in unserer Gesellschaft schon nicht mehr ausreicht, um sich danach zu richten, dann darf man sich die Frage stellen, welche Priorisierung ihrer Bedürfnisse die Kinder im Nachgang erfahren werden. Die nachhaltigen Vorteile einer natürlichen Geburt für Mutter und Kind (bei Beibehaltung aller Sicherheitsstandards, dazu später mehr) werden ausgeblendet oder nicht länger klar genug dargestellt.

    Anstieg der Kaiserschnittgeburten

    Eine Studie im BJOG, einem Fachblatt für Geburtshilfe und Gynäkologie, zeigt, dass es in Europa sehr große regionale Unterschiede in der Geburtshilfe gibt. Im Jahr 1985 vertraten Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ansicht, dass der Anteil der Kaiserschnittentbindungen in Ländern mit einer niedrigen perinatalen Mortalität nicht über zehn Prozent liegen solle. Weltweit sollte die Rate auf 15 Prozent gedeckelt werden. Diese Ansicht ist längst Geschichte. Nach den von Alison McFarlane von der City University London vorgestellten Daten gibt es in Europa nur ein einziges Land, das die „Minimalforderung" der WHO erfüllt: Island. Dort liegt die Rate bei 14,7 Prozent, in allen anderen Ländern ist sie höher. Den Spitzenwert liefert Zypern, wo 52,2 Prozent aller Kinder per Kaiserschnitt geholt werden. In Deutschland sind es 31,1 Prozent, in den Niederlanden dagegen nur 17 Prozent. Der Entschluss zum Kaiserschnitt fällt häufig bereits vor der Geburt, zum Teil gänzlich frei von einer Notwendigkeit. In Zypern beträgt der Anteil der Wunsch-Kaiserschnitte 38,8 Prozent, in Finnland sind es nur 6,6. Auch hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen Deutschland (15,4 Prozent) und den Niederlanden (7,7 Prozent).

    Es gibt viele Beispiele, die belegen, dass es auch anders geht: die Statistiken der Farm etwa, einem der ersten Geburtshilfezentren in den USA. Es wurde 1971 von Ina May Gaskin gegründet, auch „Mutter der authentischen Geburtshilfe" genannt. Das Zentrum unterstützt Frauen in ihrer Gebärkompetenz und hat seit über vierzig Jahren eine extrem niedrige Rate von medizinischen Interventionen bei gutem Geburtsverlauf.

    In den Jahren 1970 bis 2000 gab es bei 2028 Schwangerschaften mit einem Anteil von 44,7 Prozent Erstgebärenden lediglich eine Rate von 1,4 Prozent Entbindungen per Kaiserschnitt.

    Eine Studie zeigt auf, dass die nationale Kaiserschnittrate der USA zwischen 1965 und 1985 von 4,5 Prozent auf 22,7 Prozent anstieg, während die Hebammen der Farm sie bei lediglich 1,8 Prozent hielten. Auch das zwanzigjährige Experiment von Professor Alfred Rockenschaub, dem ehemaligen Chefarzt der Geburtshilfe an der Ignaz-Semmelweiß-Klinik in Wien, bestätigt diese Entwicklung. In 42.000 Fällen zwischen 1965 und 1985 zeigte er, dass mit einer intensiven, von Hebammen betreuten Geburtshilfe eine Kaiserschnittrate von nur einem Prozent notwendig ist.

    Risiken Kaiserschnitt

    Unmittelbare mütterliche Risiken durch den Kaiserschnitt:

    Häufigeres Auftreten von Thrombosen, Embolien oder Infektionen

    Verstärktes Blutungsrisiko mit der Notwendigkeit einer Bluttransfusion

    Gebärmutterentfernung wegen unkontrollierbarer Blutung

    Wundheilungsstörungen, Narbenschmerzen

    Verletzungen der umliegenden Organe können langfristig Blasen-, Harnleiter- und Darmprobleme nach sich ziehen.

    Teils erhebliche Gesundheitsrisiken bei Folgeschwangerschaften

    Für Tage Einschränkung der Bewegungsfähigkeit. Stehen, Sitzen und Liegen unter Mühen, was auch Auswirkung auf die Versorgung des Neugeborenen durch die Mutter hat

    Eine wesentlich geringere Ausschüttung von Hormonen, was zu Störungen der Milchbildung führen. Viel bedeutsamer scheint mir, dass die geringe Ausschüttung des Bindungshormons dazu führen kann, dass die Mutter sich schwerer damit tut, eine Bindung zum Kind aufzubauen, was kurzfristig zu Verstimmungen und langfristig zu Depressionen führen kann.

    Kindliche Risiken:

    Anpassungsstörungen bei der Atmung, da das Kind nicht auf die Einatmung vorbereitet wird.

    Einfluss auf die Entwicklung des Immunsystems, da die mikro-bielle Begrüßung fehlt.

    Erhöhte Anfälligkeit für Autoimmunkrankheiten und Allergien

    Traumatisierung durch das Geburtsgeschehen, die emotionale Störungen des Kindes nach sich ziehen kann.

    Ist es ketzerisch, zu spekulieren, ob die immense Zunahme der Kaiserschnittraten nicht dem Wohl der Gebärenden, sondern den ökonomischen Vorteilen der Kliniken geschuldet ist? Die Vorteile für die Klinik liegen schließlich auf der Hand. Beim Wunsch-Kaiserschnitt handelt sich um eine etwa eine Stunde dauernde, gut planbare Operation, die im Vergleich zur langsamen vaginalen Entbindung noch dazu knapp das Doppelte einbringt. Der Personaleinsatz ist viel einfacher vorherzusehen, und in der Nachsorge der OP wird ein Bett in jedem Fall für mehrere Tage belegt. Bei diesen ökonomischen Vorteilen verliert die meist zeitintensivere, nicht planbare Spontan-geburt gleich im mehrfachen Sinne an „Wert". Die erheblichen Nachteile, die dieser für die Klinik lukrative Weg jedoch für Mutter und Kind hat, lässt man dezent unter den Tisch fallen.

    Nicht nur das medizinische Umfeld macht es der Schwangeren schwer. Unsere Gesellschaft trägt seit Langem maßgeblich dazu bei, dass die Angst vor den Schmerzen und der Geburt von Generation zu Generation „vererbt" wird. Schon kleinen Kindern wird oftmals erzählt, welche Tortur die Mutter erleiden musste, um sie zur Welt zu bringen. Eine Erzählung, die zusätzlich zur späteren Angst vor der eigenen Schwangerschaft bei den Töchtern auch noch dazu beiträgt, hartnäckige Schuldgefühle zu implantieren. Mädchen wachsen mit den Horrorgeschichten von Großmüttern, Müttern, Freundinnen sowie Freundinnen von Freundinnen auf. Sogar von ihren eigenen Partnern werden junge Frauen mittlerweile unter Druck gesetzt, die natürliche Geburt zu meiden.

    Der Mythos von der unvermeidlich schmerzvollen Geburt wurzelt im Christentum. Die alten Kulturen verehrten die Frauen und huldigten ihnen als Lebensspenderinnen. Geburt galt als die höchste Erscheinungsform der Natur. In The Joy of Natural Childbirth: Natural Childbirth and the Christian Family zitiert Helen Wessel eine Reihe von Bibelstellen, die noch den Segen der Geburt in der Zeit von Mose preisen, als jüdische Frauen ihre Kinder leicht und innerhalb einer kurzen Zeitspanne bekamen. Später fasste Soranos von Ephesos, ein antiker griechischer Arzt, die Arbeiten von Aristoteles und Hippokrates über die Geburt zusammen. In keiner der Aufzeichnungen gibt es Hinweise auf Schmerz bei einer unkomplizierten Geburt. Gleichzeitig hebt Soranos die Bedeutung der Entspannung, die Verbindung von Körper und Geist sowie das Eingehen auf die Wünsche der Gebärenden hervor.

    Ganz anders prägt die jüdisch-christliche Auffassung unser Bild von Frauen und der Geburt. Im Buch Mose der Lutherbibel heißt es:

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