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Der Philosoph und der Kimono: und andere Kurzgeschichten
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Der Philosoph und der Kimono: und andere Kurzgeschichten
eBook68 Seiten52 Minuten

Der Philosoph und der Kimono: und andere Kurzgeschichten

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Über dieses E-Book

Dieser Band vereint sämtliche bisher auf Deutsch erschienenen Kurzgeschichten von Joyce Shintani, darunter auch die Kurzgeschichten, die sie unter ihrem Pseudonym Vanessa Araya veröffentlicht hat. Für "Papyri und Tatami" erhielt Joyce Shintani 2018 den Schwäbischen Literaturpreis. "Shintani hat eine Geschichte verfasst, deren rätselhafte Atmosphäre den Leser in ihren Bann zieht. Mit minimalistischen erzählerischen Mitteln gelingt es ihr, den Gegensatz zwischen westlicher und östlicher Kultur in einprägsamen Bildern sichtbar zu machen", so die Jurorin Ulrike Längle in ihrer Laudatio zur Preisverleihung.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum20. Juli 2021
ISBN9783753494173
Der Philosoph und der Kimono: und andere Kurzgeschichten
Autor

Joyce Shintani

Joyce Shintani, 1953 in Kalifornien geboren, hat bisher zwei Gedichtbände und Kurzgeschichten in Anthologien sowie musikwissenschaftliche Texte veröffentlicht. Die Arbeit an"Paris Choice", einem Künstlerroman, der sich um die Abenteuer der fiktionalen Dirigentin Juni Shimata dreht, steht kurz vor dem Abschluss. Der Roman basiert auf ihren eigenen Erfahrungen als Dirigentin zeitgenössischer Musik in Wien, New York, Los Angeles, Paris, an der Stuttgarter Oper u.a. Ihre Arbeit als Dozentin an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe hat sie 2011 aufgegeben und widmet sich seither dem Schreiben

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    Buchvorschau

    Der Philosoph und der Kimono - Joyce Shintani

    Einleitende Worte

    Die hier vereinten Kurzgeschichten habe ich zwischen 2012 und 2018 geschrieben. Heute sehe ich darin zwei Entwicklungslinien: der therapeutische Prozess und die Aneignung von Handwerk.

    Die Arbeit an „Road Girl, der chronologisch ersten Geschichte, begann ich als eine Art therapeutisches Experiment. Ich hatte mich damals bereits einige Jahre lang mit der Diagnose einer Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) auseinandergesetzt und versuchte durch das Schreiben, die dahinterstehenden Traumata begreifbar zu machen. Wer war ich als achtjähriges Kind? Wie funktionierte mein Denken? Und der Vater, der mich missbrauchte – was trieb ihn an? Im therapeutischen Sinne habe ich von „Road Girl viele Einblicke gewonnen. Vom handwerklichen her betrachtet – besonders in puncto Perspektivwechsel – misslang das Experiment; aber die Motivation, handwerklich voranzukommen, war geweckt.

    In der Geschichte „Es war so … " setzte ich die Ergründung von Kindheitsmissbrauchserinnerungen fort. Diesmal aber fügte ich eigene Erinnerungen und fiktionale Elemente zu einem tragfähigen narrativen Bogen zusammen. Dieser Schritt in die neue Gattung Autofiktion hat mir – gepaart mit wesentlichen Fortschritten im literarischen Handwerk – neue schöpferische Freiheiten eröffnet. Die Aufnahme der Geschichte in der Anthologie des Schwäbischen Literaturpreises 2016 hat mich darin bestärkt, diesen Weg fortzusetzen.

    Bei den letzten beiden Geschichten, „Der Philosoph und der Kimono und „Papayri und Tatami, handelt es sich um leicht überarbeitete Kapitel aus meinem Roman Paris Choice (erscheint in Kürze im englischsprachigen Original). Hier treten nun literarische Aspekte wie etwa narrative Einheit, Atmosphäre, erzählerische Mittel ganz in den Vordergrund. „Der Philosoph und der Kimono" gewann 2016 den zweiten Preis beim Schreibwettbewerb Das Kopfkissenbuch des Autorenhaus-Verlags in Berlin; 2018 wurde „Papyri und Tatami" mit dem ersten Preis des Schwäbischen Literaturpreises ausgezeichnet.

    Ich freue mich, dass diese Geschichten nun in diesem Band versammelt auf Deutsch erscheinen können. Mein Dank gebührt allen, die mir auf dem Weg bis hierher mit Einsatz above and beyond the call of duty geholfen haben, insbesondere meiner langjährigen Therapeutin, Frau Gaby Breitenbach.

    Inhalt

    Road Girl

    Es war so …

    Der Philosoph und der Kimono

    Papyri und Tatami

    Road Girl

    Mama weinend neben dem Radio in der Küche. Mama weint nie. „Mama! Was ist los!"

    Los Angeles, 17:15 Uhr. Sie hatte am Samstag ihren Psychiater, Dr. Ralph Greenson, angerufen und sich über Schlaflosigkeit beklagt. Er habe ihr geraten, eine Spazierfahrt zu machen, berichtete die Polizei.

    Manchmal erzählt Mama die Geschichte, wie ihr Papi starb und danach ihre Mama. Manchmal weint sie.

    Dr. Greenson hat einen Schürhaken vom Kamin geholt, ein Fenster eingeschlagen und das Zimmer betreten. Er sagte Kommissar R. E. Byron, dass Frau Monroe bis über die Schultern von einem Laken und einer champagnerfarbenen Decke zugedeckt war.

    „Ich weiß es nicht, Engelchen. Ich fühle mich so t-traurig … so a-allein."

    So viele Tränen! Mama hat blonde Haare vorne. Heißt Wasserstoff. Blonde Locken wie eine gehörnte Muschel da über ihr nasses Gesicht.

    „Es wird schon gut, mein Herz. Sie putzt sich die Nase. „Zurück an die Arbeit! Wie haben keine Zeit zu vergeuden. Hast du deine Wollröcke von der Aussteuertruhe geholt?

    Aus-steuer-tru-he. Der Holzkasten von daheim, der so streng riecht. Tötet die Motten. „Heute ist zu heiß für Wollröcke!"

    „Kopf hoch. Ich lege eine Platte auf. Wie wäre es mit Brubecks Take Five …"

    So heiß. Besser im schattigen Schlafzimmer wo die Jalousette immer geschlossen bleibt. Oder auf dem Fliesenboden im Badezimmer. Silberfischchen in den Ecken. Bald fängt die Schule wieder an.

    „Komm schon, Altkleidersammlung der Heilsarmee nächste Woche und am Wochenende danach eine Einkaufstour in Bevrlyills mit Connie, also sortier deine alten Röcke aus um Platz zu machen. Dalli! Die Babysitterin kommt in drei Stunden und ich muss noch meine Haare machen!"

    „Näht Connie diesmal etwas für mich?"

    „Das habe ich dir schon erklärt. Du bist zu jung und du wächst zu schnell. Es … lohnt sich nicht, in Kleider für dich zu investieren da du so schnell herauswächst, aber sie wird die Farben koordinieren und die Falten in deinen Röcken verstärken damit sie besser hängen."

    Besser hängen? „Mama, das Telefon."

    „Geh mal ran, es könnte dein Vater sein. Ich muss mit ihm reden. Hallo, Jay? Juni, geh in dein Zimmer, während ich mit deinem Vater spreche."

    Bei Patience legt man eine Figur auf, dann legt man drei Karten um. Drei Karten um. Schwarz geht auf Rot. Rot geht auf Schwarz. Reihen baut man auf Assen. Ein König kommt auf einen leeren Platz.

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