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Tante Fila, Onkel Checco: Anekdoten einer k. u. k. Großfamilie
Tante Fila, Onkel Checco: Anekdoten einer k. u. k. Großfamilie
Tante Fila, Onkel Checco: Anekdoten einer k. u. k. Großfamilie
eBook175 Seiten1 Stunde

Tante Fila, Onkel Checco: Anekdoten einer k. u. k. Großfamilie

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Über dieses E-Book

EINE TRANSALPINE VERWANDTSCHAFT
"Sie sind eine komische Familie, jeder hat eine andere Staatsbürgerschaft!" Zwischen der Weltstadt Prag, dem Südtiroler Örtchen Neumarkt, k. u. k. Glanzzeiten und zwei Weltkriegen entwirrt Eva Klein aus Briefwechseln und persönlichen Erinnerungen die spannende und höchst unterhaltsame Geschichte ihrer weitverzweigten Familie über zwei Jahrhunderte.
SpracheDeutsch
HerausgeberEdition Raetia
Erscheinungsdatum24. Juni 2021
ISBN9788872838020
Tante Fila, Onkel Checco: Anekdoten einer k. u. k. Großfamilie

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    Buchvorschau

    Tante Fila, Onkel Checco - Eva Klein

    EVA KLEIN

    Tante Fila,

    Onkel Checco

    Anekdoten einer k. u. k. Großfamilie

    Mit freundlicher Unterstützung der Südtiroler Landesregierung, Abteilung Deutsche Kultur

    © Edition Raetia, Bozen

    1. Auflage 2021

    Umschlagbild: Privatarchiv Eva Klein, Umschlag Hintergrund: Pixabay / ChrisFiedler

    Layout und Druckvorstufe: Typoplus, Frangart

    Lektorat: Verena Zankl

    Korrektur: Helene Dorner

    Printed in Europe

    ISBN: 978-88-7283-769-6

    ISBN E-Book: 978-88-7283-802-0

    Unser Gesamtprogramm finden Sie unter www.raetia.com.

    Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an info@raetia.com.

    Inhalt

    Vorwort

    Wiedersehen nach fast 20 Jahren

    Opfer einer schwierigen Epoche

    „Also seid Ihr hier ganz wohnungslos"

    Das Schicksal einer mitteleuropäischen Familie

    Die Familie meiner Mutter und der Familienbesitz

    Das Leben in Neumarkt im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts

    Die Geschwister meiner Mutter und deren Familien

    Späte Ehe

    Lebhafter Briefwechsel zwischen der Tschechoslowakei und Neumarkt

    Maria und Magdalena Giacomuzzi, die Töchter des Firmengründers

    Tante Mitzi

    Die Briefe einer Verräterin aus österreichischer Haft

    Tante Filomenas Liebesgeschichten

    Liebesbriefe anno 1898

    Tante Filomenas polnischer Neffe Renard

    Die Nona

    Neumarkt zu meiner Zeit

    Ausflüge mit der Familie

    Schulbesuch in zwei Ländern und drei Sprachen

    Erste Arbeitserfahrungen

    Journalistin – Zufall und gute Deutschkenntnisse

    Nachwort

    Vorwort

    „Sie sind eine komische Familie, jeder hat eine andere Staatsbürgerschaft", meinte die Dame am Empfang des Hotels in Prag, in dem mein Vater die Zimmer gebucht hatte. In der Tat: Mein Vater Franz bzw. František Klein war Bürger der Tschechoslowakei, meine Mutter Johanna bzw. Giannina Klein geborene Giacomuzzi besaß die bundesdeutsche Staatsbürgerschaft, und ich war Italienerin. Das war im Frühsommer des Jahres 1964, nachdem ich endlich einen italienischen Pass erhalten hatte. Auf die deutsche Staatsbürgerschaft, die ich im Grunde nie besaß, hatte ich kurz zuvor verzichten müssen. Der deutsche Konsul in Mailand hatte gemeint, ich solle einen Italiener heiraten, dann könnte ich Italienerin werden und gleichzeitig die deutsche Staatsbürgerschaft behalten. Doch daran war ich damals nicht interessiert. Ich wollte einen italienischen Pass, vor allem aus beruflichen Gründen. Denn nur als italienische Staatsbürgerin konnte ich in das Berufsverzeichnis der Journalisten eingetragen werden. Und da ich bei einer Zeitung in Bozen arbeitete, war das für mich von großer Bedeutung. Mit dem kostbaren Dokument und entsprechendem Visum war es mir also möglich, nach 19 Jahren zusammen mit meiner Mutter erstmals wieder meinen Vater und damit auch meine Heimatstadt zu besuchen. Denn ich war 1931 in Prag geboren.

    Meine Mutter, meine eineinhalb Jahre jüngere Schwester Johanna – genannt Nina von Giannina (wie meine Mutter) – und ich hatten die tschechische Hauptstadt am 21. Juni 1945 – also fast zwei Monate nach Kriegsende – auf eher abenteuerliche Weise verlassen. Der Entschluss war meinen Eltern nicht leichtgefallen, es waren ihm eingehende Beratungen in der Familie und mit Verwandten vorausgegangen, denn wir waren nach dem Einmarsch der Russen von einer Verfolgung und Internierung in ein Lager verschont geblieben, obwohl dieses Schicksal allen deutschen Staatsbürgern nach Kriegsende 1945 widerfahren war – ohne Unterschied, ob es sich um alteingesessene oder um während der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei zugezogene Familien handelte. Die Tschechen holten sie gleich nach dem Einmarsch der Russen aus ihren Wohnungen und brachten sie in Lager, wobei sie meist nur wenige Habseligkeiten mitnehmen durften. Die meisten, darunter rund drei Millionen Sudetendeutsche, wurden nach über einem Jahr Internierung ausgewiesen und bettelarm nach Westdeutschland oder auch in die von den Russen besetzten ostdeutschen Gebiete gebracht. Dass man uns in Ruhe ließ, hatten wir dem Umstand zu verdanken, dass sich mein Vater – anders als meine Mutter – nach dem Einmarsch der Deutschen 1939 geweigert hatte, erneut die Staatsbürgerschaft zu wechseln. Denn er war 1894 in Böhmen als Österreicher geboren und nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg in Prag Staatsbürger der neu gegründeten Tschecho-Slowakischen Republik geworden.

    Mama, die aus Neumarkt in der heutigen italienischen Provinz Südtirol stammte – sie wurde 1897 geboren –, war als Österreicherin 1918 Italienerin geworden und hatte nach ihrer Eheschließung 1928 die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft erhalten. 1939 hatte sie sich dann – nach verschiedenen Auseinandersetzungen mit Papa – als Deutsche gemeldet, wodurch sie und wir zwei Töchter sogenannte Volksdeutsche wurden. Mama blieb auch nach unserer Ankunft in ihrer Heimat 1945 deutsche Staatsbürgerin, während meine Schwester Nina und ich uns nach der Volljährigkeit bemühten, Italienerinnen zu werden, was uns schlussendlich auch gelang.

    Nach Kriegende hatte sich meine Mutter angesichts der andauernden schweren Unruhen und der unsicheren Lage in Prag dazu entschlossen, beim Leiter des italienischen Roten Kreuzes vor Ort vorzusprechen und ihn um Hilfe zu bitten. Man ermöglichte uns die Reise mit einem Zug, der die Badoglianer nach Italien zurückbrachte. Badoglianer waren italienische Soldaten, die nach dem Sturz Mussolinis am 8. September 1943, dem Kriegsaustritt Italiens und der Ernennung des Generals Pietro Badoglio zum Ministerpräsidenten in Rom durch König Viktor Emanuel von den Deutschen als Feinde gefangen genommen worden waren. Dieser Rücktransport ging über die tschechisch-österreichische Grenze in Oberhaid, tschechisch Horní Dvořiště. Doch das erfuhren wir erst an dieser Grenze, an der sich Amerikaner und Russen gegenüberstanden. Aus Angst vor den Russen verließen wir – sobald wir in der amerikanischen Besatzungszone waren – den Zug, um uns von den Amerikanern per Lastwagen in Richtung Süden bringen zu lassen. Das war nicht so einfach, wie die Amerikaner uns versprochen hatten, und so verbrachten wir rund drei Wochen im Bahnhof des Grenzortes, wobei wir auf Matratzen am Boden schliefen. Papa kam uns dort auch einmal besuchen.

    Erst dann ging es mit unterschiedlich langen Aufenthalten in Schärding, Passau, Salzburg und Mittenwald in Tirol nach Italien weiter, wobei man die Heimkehrer in der letzten Station einer Entlausung unterzog. Ich weiß nicht mehr warum, aber wir blieben ausnahmsweise davon verschont. Ebenfalls nicht mehr erinnern kann ich mich an das Essen, doch sehr gut wird es nicht gewesen sein. Nina hatte in Schärding an einem eitrigen Abszess zu leiden, der medizinisch behandelt werden musste. Untergebracht wurden wir zusammen mit entlassenen Soldaten, anderen Heimkehrern und Flüchtlingen meist in leerstehenden Kasernen, die man nur mit Sondergenehmigungen verlassen durfte.

    Unsere Mutter nutzte die Gelegenheit, um uns Salzburg, das sie von früher kannte, zu zeigen. Dabei führte sie uns auch zum Schloss Mirabell mit seinen schönen Gärten und auf den Schauplatz der jährlichen Jedermann-Aufführungen vor dem Dom. Besonders beeindruckt war ich von der langen Reihe offener WCs im Innenhof der Salzburger Kaserne, deren notgedrungene Benutzung mir peinlich war.

    Erst am 1. August 1945 kamen wir mit einem Zugtransport in Neumarkt an, nachdem die Amerikaner uns und den anderen Mitreisenden am Brenner zum Empfang Lebensmittelpakete, in denen sich Schokolade befand, überreicht hatten – ein für uns Kinder damals seltener Genuss. Im Heimatdorf meiner Mutter entdeckten wir bei der Fahrt vom Bahnhof ins Dorf, dass die Brücke über die Etsch von Bomben zerstört worden war und man nur mit einer Fähre ans andere Ufer gelangen konnte. Die Post schien gegen Kriegsende nicht mehr funktioniert zu haben, denn im Dorfzentrum angekommen, entdeckten wir zu unserer großen Enttäuschung, dass das Haus der Familie leer stand. Die Deutschen hatten es requiriert, und die beiden Brüder und die Schwester meiner Mutter samt Familien waren nach Ziano di Fiemme übersiedelt. Doch auch das Haus der Familie in dem Fleimstaler Ort war unbewohnt, denn es war von den Deutschen beim Rückzug nach Angriffen von Partisanen aus Rache in Brand gesetzt und die Verwandten in anderen Gebäuden, zum Teil in einem Hotel, untergebracht worden.

    Doch all das wussten wir bei unserer Ankunft in Neumarkt noch nicht, und so fuhren wir mit der alten Fleimstalbahn nach Ziano, wo wir bei den beiden ledigen Geschwistern meiner Mutter, Onkel Luis und Tante Natalia, in einer gemieteten Wohnung unterkamen. Dort verbrachten wir den Rest des Sommers sozusagen in der Sommerfrische, wobei wir Kinder von den Kriegsfolgen nicht viel merkten. Schließlich hatten wir auch vorher schon die Sommerferien in Italien verbracht und Mama hatte zum Glück noch etwas Geld in der Firma ihrer Brüder liegen, auch wenn die Lira inzwischen abgewertet worden war. Zudem besaß sie einen kleinen Wald in Bellamonte im Fleimstal, den ihr Bruder Zeno mit ihrem Geld gekauft und auf sie eingetragen hatte. „Weil er den Brüdern nicht gut genug war", wie sie immer wieder erklärte.

    Diese lange Reise nach Südtirol im Sommer 1945 bestritten meine Mutter und wir zwei Schwestern übrigens nicht allein: Unsere Cousine Anny Nettl und deren ältere Schwester Mady Donat hatten sich uns angeschlossen. Sie waren die – damals schon verheirateten – Töchter der ältesten, bereits verstorbenen Schwester meiner Mutter, Marianna, die in Olmütz gelebt hatte.

    Mady war mit dem Papierfabrikanten Vasek Donat verheiratet, hatte zwei Kinder und lebte in Wolfsdorf in Mähren. Um während der deutschen Besetzung die Papierfabrik ihres tschechischen Mannes zu retten, hatte sie die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen und war Gefahr gelaufen, von den Tschechen interniert zu werden. Deshalb hatte sie Mama gebeten, sie nach Neumarkt mitzunehmen. Ihre beiden Kinder ließ sie bei ihrem Mann zurück.

    Anny, eine schöne, jedoch extravagante und nicht sehr kluge Frau, die sich zum Teil selbst verschuldet ihr Leben verpfuschte, hatte den sehr wohlhabenden Papierfabrikanten Guido Nettl geheiratet, der in einem der elegantesten Viertel der tschechischen Hauptstadt lebte. Dort hatte sie für kurze Zeit ein schönes Leben geführt. Doch als die Deutschen die Tschechoslowakei besetzten, verließ sie ihren Mann, weil er Jude war. Ein paar Jahre später lernte sie während ihres Kriegsdiensts in Polen einen deutschen Offizier kennen und bekam ein Kind. Der Offizier fiel in den letzten Kriegstagen an der Front, und Anny floh kurz vor dem Zusammenbruch nach Olmütz in die Wohnung ihrer Eltern. Aus Angst vor den nahenden Russen kam sie dann mit ihrem drei Monate alten Christian zu uns nach Prag. Und so blieb Mama nichts anderes übrig, als auch Anny auf der fluchtartigen Reise in ihre Heimat mitzunehmen.

    Wiedersehen nach fast 20 Jahren

    Die Reise mit meiner Mutter zu meinem Vater nach Prag im Jahr 1964, die wir mit meinem Auto, einem

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