Ach du liebes Tier: Unterhaltsames Tier-ABC
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Über dieses E-Book
Rita Argenton-von Känel
Rita Argenton-von Känel schreibt seit ihrer Kindheit gerne. In einem anspruchsvollen Fernstudium bei der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD) erhielt sie das Rüstzeug für die Schriftstellerei und schloss diese Ausbildung erfolgreich ab. Im Laufe der Jahre sind Tage- und Reisebücher für den privaten Gebrauch entstanden. Mit ihrer ausgeprägten Beobachtungsgabe sammelte sie Ideen für spannende Geschichten. Dazu gehört auch dieses Tier-ABC.
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Buchvorschau
Ach du liebes Tier - Rita Argenton-von Känel
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Argus Adler
Annie Amsel
Armin Ameise
Balthasar Biber
Bruno Bär
Cecil Chamäleon
Damian Dachs
Dagobert Dackel
Erika Eichhorn
Emil Eichelhäher
Fabian Fuchs
Frieda
Hajo Hahn
Harry Hirsch
Justus Junikäfer
Khaled Kamel
Kitty Katze
Lilli Lamm
Moritz Maulwurf
Mimi Maus
Munggi Murmel
Nadja Natter
Otto Ochse
Pelagius Pfau
Ronny Rotschwanz
Sybille Spinne
Spiky Star
Tina Taube
Uwe Uhu
Valentin Vielfrass
Wanja Wespe
Zirp Zikade
Zita Ziege
Vorwort
35 spannende Kurzgeschichten warten auf Sie. Sie lernen Argus Adler, Annie Amsel, Armin Ameise, Bruno Bär, Cecil Chamäleon, Dagobert Dackel und weitere Protagonisten kennen. Zickige, drollige, raffinierte und stolze Tiere geben Einblick in ihr Leben. Manche Handlungsweisen sind uns nicht unbekannt.
Rita Argenton-von Känel hat sich viel mit Tieren beschäftigt. Ihre Erzählungen sind frei erfunden, gleichzeitig gut recherchiert worden.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen und Schmunzeln beim Lesen.
Argus Adler
Argus war ein wunderschöner grosser Steinadler mit herrlichen Schwingen, braun-gelbem Schnabel und bernsteinfarbenen Augen. Mit diesen sah er gestochen scharf, was sich in seinem Reich bewegte. Er flog meist hoch oben in seinen Bergen, wo er auch die Aufwinde nutzen konnte. Lautlos segelte er lange Zeit und suchte nach Futter. Er kannte sein Revier sehr genau. Wenn er hoch in der Luft schwebte, wirkte er majestätisch und herrisch. Die kleineren Tiere verschwanden, sobald er seine grossartigen Flugkünste zeigte.
Vor allem die Mäuse verkrochen sich sofort tief unten in ihren Löchern. Den Argusaugen blieb nichts verborgen und er erwischte die Graupelze sogar dann, wenn sie sich flink unter einem grossen Blatt versteckten. Es war wirklich zum Fürchten! Argus genoss es, dass sich die Tiere in seinem
Reich so sehr ängstigten.
Die einzigen, welche sich ihm gegenüber respektlos aufführten, waren die Krähen und die Bergdohlen. In seiner Einbildung glaubte Argus, alle Bewohner seines Tales müssten gewissermassen strammstehen, sobald er am Himmel auftauchte. Die lästigen Schwarzröcke benahmen sich jedoch völlig geringschätzig. Sie umschwirrten ihn und sorgten dafür, dass er nicht mehr lässig segeln konnte. Es ärgerte den Adler, dass er weder am Himmel noch auf dem Boden Ruhe fand vor der schwarzen Bande. Deshalb sann er auf Abhilfe.
Der Schlimmste der ganzen Clique war Kwix, ein grosser Bergdohlenmann. Er konnte das herrische Auftreten von Argus nicht ausstehen und ärgerte ihn deshalb bei jeder Gelegenheit. Der Adler seinerseits hätte Kwix am liebsten gefressen, aber Bergdohlen und Krähen schmeckten bitter. Das wollte er sich bei allem Zorn lieber nicht antun. Verärgert sass er im Horst. Dieses kreischende Krähengesindel regte ihn mächtig auf. Am liebsten wollte er Kwix am Kragen packen, ordentlich durchschütteln und in den Adlerhorst plumpsen lassen, wo es nicht eben gut roch. Argus wusste, dass die Bergdohlen feine Nasen haben und auf schlechte Gerüche allergisch sind.
Beim nächsten frechen Angriff der Dohlen schwebte der Adler zunächst gelassen weiter, dann ging er ohne Vorwarnung zum Angriff über. Er schnappte Kwix an Flügel und Schwanz und schüttelte ihn tüchtig durch. Dieser schrie zum Erbarmen, konnte sich aber nicht helfen, denn Argus hielt ihn fest. Der Adler flog in grossen Kurven immer höher und stürzte zuletzt steil ab, direkt über seinen Horst. Mit einem Plumps liess er die zu Tode erschreckte Bergdohle fallen. Kwix blieb verdattert im stinkenden Adlerhorst liegen und rührte sich eine Weile nicht mehr. Die anderen Schwarzröcke flogen weit über ihm und beobachteten den Angriff von Argus voller Entsetzen.
Als Kwix nach und nach den Gestank wahrnahm, schüttelte er sich durch. Wäh!
Das roch ja grauenhaft. Nichts wie weg hier!
Er schüttelte sich, zupfte seine Federn einigermassen zurecht und stellte sich noch etwas wacklig auf seine Füsse. Ruhig schaute er sich um und prüfte, wie er am schnellsten und sichersten diesen Ort des Grauens verlassen könnte. Dann stieg er auf den Rand des Horstes, liess sich fallen und segelte vorsichtig davon. Seine Kollegen umkreisten ihn sofort, um ihn vor einem neuen Angriff zu schützen.
Argus sass auf einem Felsen hoch über dem Horst und beobachtete die Aktion befriedigt. Der Schwarzrock hatte seine Lektion gelernt, das gefiel dem Adler gut. Die Bergdohlen und Krähen begleiteten Kwix an einen sicheren Ort, wo er sich in Ruhe erholen konnte. Als er wieder stabil war, erzählte er seinen Kollegen ausführlich, wie er sich gefühlt hatte, als er in den Krallen des Adlers hoch in die Lüfte getragen worden war.
Es war grauenhaft, zeitweise war ich wohl bewusstlos. Am Schlimmsten war es, als er mich in dieses fürchterliche Loch plumpsen liess. Noch jetzt tut mir alles weh. Und dieser entsetzliche Gestank! Wie kann der König der Lüfte nur in einem solchen Mief leben!
Kwix schüttelte sich und fügte an: Diese Geschichte werde ich noch meinen Kindern und Enkeln erzählen.
Dann steckte er seinen Kopf in den Flügel und schlief sich gesund.
Annie Amsel
Sie kam in einem riesigen Kastanienbaum zur Welt. Dieser stand auf einem Campingplatz auf einer saftigen Wiese am Fluss. Es war nicht nur für die Amseln paradiesisch, sondern auch für die vielen Leute, welche mit Wohnwagen, Wohnmobilen und Zelten ankamen, um ihren Urlaub zu verbringen. Sie schwärmten von diesem wunderbaren Ort. Herrliche alte Bäume spendeten Schatten und die dichten Wiesen blieben auch bei grosser Hitze angenehm kühl. Am frühen Morgen waren sie immer feucht. Annie und die ganze Amselschar auf dem Platz hatten keine Mühe, genügend fette Würmer zu finden. Manchmal zankten sie sich mit den Drosseln, die ebenfalls hier lebten, aber es gab mehr als reichlich zu fressen für alle Vögel auf dem Platz. Und nicht nur das. Etliche Gäste mochten die kleine, freundliche Amsel, welche zutraulich wirkte. Mit ihren hell geränderten Augen musterte sie die Menschen, welche an Tischen sassen und etwas assen. Warfen sie etwa ein Stückchen Käse in die Wiese, hüpfte Annie sofort hin und pickte es auf.
Ist das ein hübscher Vogel, und gar nicht scheu
, tönte es etwa.
Schon als Jungvogel hatte Annie gelernt, dass man mit den Menschen zusammen leben muss. Die Leute auf dem Campingplatz liebten die Natur, manche gingen wandern, andere fischten im nahen Fluss, wieder andere lagen am liebsten unter einem der grossen schattigen Bäume und lasen ein Buch. Mit solchen Zweibeinern liess es sich leben. Annie genoss es vor allem im Frühling, wenn sie eine Brut aufzuziehen hatte. Die Menschen warfen immer wieder etwas von ihrem Tisch ins Gras, damit sie den sympathischen Vogel bei der Futtersuche beobachten konnten. Nicht alles war für Annie geniessbar. Brot mochte sie gar nicht, aber etwas Speck, Nüsse oder Käse waren hochwillkommen. Sie musste viel weniger weit herumsuchen, um ihre Brut zu ernähren, als die Amsel-Kollegen, welche im Wald wohnten. Ausserdem gab es mehr Abwechslung im Speisezettel. Hin und wieder hüpfte sie sogar ganz in der Nähe der Wohnwagen und Zelte herum. Wenn auf dem Tisch noch irgendetwas Essbares lag, machte es ihr nichts aus, darauf zu hüpfen und sich den Happen zu holen. Dass sie dabei eine Hinterlassenschaft
zurückliess, war nicht ihr Problem und dass die Besitzerinnen nach Annies Besuchen die Tischtücher waschen mussten, kümmerte den Vogel nicht.
In ihrem dritten Frühling stieg ein grosser, wunderschöner und herrischer Amselmann der hübschen, etwas klein geratenen Annie nach. Sie mochte ihn jedoch nicht und wies den Schönling ab. Dieser war beleidigt und konnte die Abfuhr nicht vergessen. Bis weit in den Frühling hinein bedrängte er Annie. Er wollte unbedingt mit ihr eine Familie gründen. Sie wollte aber nichts von ihm wissen. Der stolze Amselmann mit seinen goldumränderten Augen und dem wunderschönen gelben Schnabel war hell empört. Bis jetzt hatte ihn noch keine Amselfrau abgewiesen. Das konnte einfach nicht wahr sein! Sein Stolz erlitt einen kräftigen Knacks. Er war der schönste und wichtigste Amselmann auf dem Platz und dieses kleine unscheinbare Wesen wagte es, ihm immer wieder eine Abfuhr zu erteilen.
Bei jeder Gelegenheit stieg er Annie nach und belästigte sie. In ihrer Not floh sie immer öfter unter einen Wohnwagen, wohin sich der Frechdachs zunächst nicht traute. Mit der Zeit begriff er aber, dass unter diesen fahrbaren Häusern keine besondere Gefahr lauerte, im Gegenteil, man war da unten unsichtbar und konnte erst recht einer Amselfrau nachstellen! Also liess er sie auch in diesen Verstecken nicht mehr in Ruhe. Oft flog Annie dann kreischend auf einen Baum oder Telefonmast oder sogar auf die Satellitenschüssel eines Wohnwagens.
Was hat sie bloss?
, fragte sich einer der Gäste, als sie nicht aufhörte, vom Dach herunter zu zetern, es ist keine Katze in der Nähe, ja überhaupt nirgends eine Gefahr.
Er entdeckte den grossen Amselmann nicht, der sich im Gebüsch versteckt hielt und nur darauf wartete, dass Annie wieder vom Wagen herunterflog. Diese wäre am liebsten woanders hingezogen, aber wie denn? Sie kannte sich ja nicht aus und auf dem Campingplatz fühlte sie sich eigentlich wohl – wenn nur dieser Amsel Don Juan nicht gewesen wäre!
Es wurde immer schlimmer. Eines Abends versteckte Annie sich in einem Vorzelt in einer Ecke und verhielt sich mucksmäuschenstill. Das wäre beinahe ihr Verhängnis geworden. Der Besitzer entdeckte sie nicht und schloss am Abend die Reissverschlüsse zu. Annie war gefangen.
Als der Mensch weg war und alles still wurde, rannte sie hilflos im Dunkeln herum und suchte einen Ausweg. Da war nichts zu machen! Das Zelt war abgesperrt und Annie blieb nichts anderes übrig, als in einer Ecke zu übernachten. Sie schlief schlecht in dieser Nacht und nahm sich vor, sich ihr Leben nicht mehr von diesem schwarzen Herzensbrecher vermiesen zu lassen. Sie wollte kein zweites Mal seinetwegen in einem Versteck gefangen sein. Nein, wenn er wieder frech wurde, wollte sie ihm zeigen, dass mit ihr nicht zu spassen war! Sie steckte ihren Kopf in den Flügel und schlief ein.
Als der Besitzer am